Wie finde ich gute ETF?

Ein besonders wichtiger Schritt für Anleger ist die Auswahl des passenden ETF. Unser kleiner Leitfaden macht es Ihnen leicht.

ETF zu kaufen ist im Grunde genommen einfach. Wichtig ist, dass man sich über seine Ziele im Klaren ist. Lassen Sie sich nicht von attraktiver Werbung oder wohlklingenden Namen beeinflussen. Entscheidend ist, dass der ETF Ihre Anforderungen erfüllt. Die Auswahl sollte nach klaren Kriterien erfolgen. Dazu müssen Sie aber erst einmal wissen, wie Sie genau vorgehen und was dabei zu beachten ist. Und nach diesem Schema geht das am besten:

  1. Anlageschwerpunkt festlegen
  2. Strategie eingrenzen und Finanztest-Rating nutzen
  3. Zusatzkriterien berücksichtigen.

Anlageschwerpunkt festlegen

Die erste und wichtigste Entscheidung ist die Wahl des passenden ETF-Typs sowie des Marktes. Soll es ein Aktien- oder ein Anleihen-ETF sein? Was ergänzt ein möglicherweise bereits bestehendes Depot, wie viele unterschiedliche ETF möchten Sie erwerben und wie soll das Chance-Risiko-Profil am Ende aussehen?

Wenn Sie das Depot nach dem Pantoffel-Prinzip aufbauen möchten, können Sie es sich ganz einfach machen und unsere Vorauswahl nutzen (siehe „Pantoffel-Portfolio“, S. 72, und die Tabellen zu den Basisindizes für Aktien und Anleihen auf den Seiten 56 / 57 und 64 / 65). Oder aber Sie überlegen, ob Sie die Basis-ETF noch nach weiteren Kriterien filtern möchten (siehe „Zusatzkriterien berücksichtigen“, S. 104).

Wenn Sie eigene Ideen verfolgen wollen und bereits breit gestreute Investments wie Weltaktienfonds besitzen, kommen vermutlich eher ETF auf aussichtsreiche Einzelmärkte oder ein Schwellenländer-ETF infrage. Hier können Sie ganz nach Belieben die Regionen eingrenzen und beispielsweise nur einen China- oder Indien-ETF erwerben. Ratsam ist es allerdings häufig, in einen breit angelegten Schwellenländer-ETF zu investieren, um die Risiken breiter zu streuen.

Allgemeine Informationen zu den Aktien- und Anleihen-ETF haben wir im Kapitel „Alle ETF im Überblick“, S. 47, für Sie zusammengefasst, Details zu Länder- oder Regionen-ETF und vielen weiteren finden Sie in Kapitel „ETF für Fortgeschrittene“, S. 127.

Strategie eingrenzen und Finanztest-Rating nutzen

Nachdem Sie Ihren Anlageschwerpunkt kennen und wissen, in welche Märkte oder Regionen Sie bevorzugt investieren wollen, geht es im zweiten Schritt darum, die Strategie etwas genauer zu definieren. Denn je klarer Sie wissen, was Sie suchen, desto schneller kommen Sie zum Ziel. Präferieren Sie zum Beispiel bei Anleihen-ETF sichere Staatsanleihen oder wollen Sie festverzinsliche Papiere von Unternehmen beimischen?

An der Indexbezeichnung kann man üblicherweise erkennen, was im Index steckt. Auf den ersten Blick sind die Bezeichnungen eher irritierend als hilfreich. Was ohnehin schon nach Fachchinesisch klingt, wird häufig auch noch abgekürzt. Kurz daher die wichtigsten Begriffe: Staatsanleihen erkennen Sie am Zusatz „Government Bonds“ – oder der Abkürzung „Gov.“ oder dem Ausdruck „Sovereigns“, Unternehmensanleihen hingegen werden „Corporates“, kurz „Corp.“ genannt. Auch bei Aktien-ETF klingt vieles ungewöhnlich, so werden große Aktiengesellschaften auch als „Blue Chips“ oder „Large Caps“ bezeichnet, Nebenwerte hingegen sind „Mid Caps“ oder „Small Caps“.

Die einfachste und effizienteste Variante, einen geeigneten ETF zu finden, besteht darin, das Finanztest-Rating zurate zu ziehen. Finanztest wertet das komplette ETF-Angebot, das deutschen Anlegern zur Verfügung steht, regelmäßig aus und bewertet es nach klaren und nachvollziehbaren Regeln. Die geeigneten ETF werden mit einem Gütesiegel ausgezeichnet. Gerade in dem rasant wachsenden ETF-Markt erspart Ihnen das, sich durch die Internetseiten zahlreicher Anbieter zu klicken oder stundenlang die Konditionen diverser ETF zu vergleichen.

In der Tabelle „Diese ETF sind 1. Wahl“ ab S. 166 haben wir für Sie empfehlenswerte ETF der wichtigsten Gruppen übersichtlich zusammengestellt. Aktuell finden Sie die Bewertungen auch in der monatlichen Ausgabe von Finanztest oder können auf test.de/fonds den Produktfinder nutzen, der eine effiziente Suche ermöglicht und noch tiefer gehende Informationen liefert. Neben ETF-spezifischen Daten und Kennzahlen wie dem Kursverlauf oder der Rendite finden Sie unter anderem auch die Zusammensetzung des Index oder Länder- und Branchengewichtungen, etc.

 Gut zu       wissen  

Robo-Advisor liegen im Trend.

Kann man sich den Weg zum Bankberater bald ganz sparen? Robo-­Advice, also automatisierte digitale Beratung, folgt standardisierten Strategien und ermöglicht Investments zu günstigen Konditionen – bequem vom Sofa zu Hause aus. Auf diesem Weg erhalten auch Anleger qualifizierte Beratung, die mangels Vermögens keinen Zugang zu professionellen Vermögensverwaltern haben. Wichtig zu wissen ist, dass manche Banken auch die Maschinen mit ihren hauseigenen aktiv gemanagten Fonds befüllen, da sie damit mehr Geld verdienen können. Inzwischen sind mehrere ETF-basierte Robo-Advisor im Einsatz. Gut informierte Investoren – und das sind Sie nach der Lektüre dieses Buches – werden sie wohl kaum benötigen. Denn Sie wissen selbst, welche Papiere gut und günstig sind.

Darüber hinaus können Sie gezielt die wichtigsten Informationen für einen ETF abrufen. Geben Sie dafür den Namen oder die Isin in das Suchfeld ein. Online finden Sie alle Fonds und ETF aus allen Fondsgruppen. Keine Sorge: Die Bedienung ist einfach. Um den Produktfinder aber in vollem Umfang nutzen zu können, müssen Sie sich vorher registrieren und mit Ihren persönlichen Zugangsdaten einloggen. Das ist kostenlos. Die Nutzung aller Informationen des Produktfinders ist kostenpflichtig, wobei die Gebühr mit 3,50 Euro für die einmalige Nutzung beziehungsweise die Flat­rate von 50 Euro im Jahr überschaubar ist, Finanztest-Abonnenten zahlen die Hälfte. Ist diese formale Hürde bewältigt, kann es losgehen.

Gehen Sie Schritt für Schritt vor, so kommen Sie einfach und schnell zum gewünschten Ergebnis. Zunächst wählen Sie auf der Seite test.de/fonds „Alle Testergebnisse anschauen“ und dann den untersten Punkt „Alle ETF“. Dies ist wichtig, um bei den Ergebnissen nicht bei den aktiv gemanagten Fonds zu landen, die – wie Sie nun wissen – teurer und oft nicht so gut sind wie ETF. Dann sind Sie schon mittendrin.

Wählen Sie zunächst die Fondsgruppe, in die Sie investieren wollen. Der Bereich „Fondsgruppen“ ist unterteilt nach Aktienfonds, Geldmarktfonds, Rentenfonds, etc., diese sind wiederum in Untergruppen aufgeteilt, wie zum Beispiel Aktienfonds in Länder und Regionen oder Branchen, Nebenwerte, etc. Suchen Sie einen ETF auf den indischen Aktienmarkt, klicken Sie auf „Aktienfonds Länder und Regionen“ und scrollen, bis „Aktienfonds Indien“ erscheint. Hier finden Sie die gewünschten ETF und können sie vergleichen.

Haben Sie diese Vorauswahl getroffen, können Sie das Finanztest-Bewertungssystem nutzen. Hier können Sie festlegen, ob Sie ausschließlich ETF mit der Auszeichnung „1. Wahl“ angezeigt bekommen oder auch Fonds mit weniger Punkten betrachten wollen.

Die 3 besten Tipps zur Auswahl

1 Basisanlage. Beschränken Sie sich nicht auf das Produktangebot eines einzelnen Anbieters. Finanztest macht Ihnen die Auswahl leicht. Für die Basisanlage finden Sie marktbreite Aktien- und Anleihen-ETF in der Tabelle „Diese ETF sind 1. Wahl“ ab S. 166.

2 Beimischung. Im Produkt­finder Fonds unter test.de/fonds wird das komplette ETF- Angebot regelmäßig geprüft und bewertet. Eine kleine Auswahl für spezielle Anlageideen finden Sie im Kapitel „ETF für Fortgeschrittene“, S. 127.

3 Besonderheiten. Viele Anbieter offerieren vergleichbare ETF, die sich zum Teil in den Gebühren geringfügig unterscheiden, manchmal aber auch in der Ausstattung. So können Dividenden ausgeschüttet oder wiederangelegt (thesauriert) werden. Wenn Sie regelmäßige Einkünfte erzielen wollen, achten Sie bei der Auswahl auf einen ETF, der Dividenden ausschüttet.

Zusatzkriterien berücksichtigen

Die Bewertung „1. Wahl“ bezieht sich immer auf eine Fondsgruppe. Da es viele unterschiedliche Fondsgruppen gibt, sagt allein das Urteil „1. Wahl“ noch nichts darüber aus, ob die Fondsgruppe oder der ETF auch tatsächlich zu Ihnen und Ihren Erwartungen passt. 1. Wahl bedeutet, dass der ETF typisch ist für den Markt, in den Sie investieren wollen. In einer Fondsgruppe kann es mehrere ETF „1. Wahl“ geben. Diese sind im Grunde gleichwertig. Für welchen ETF Sie sich entscheiden, hängt von mehreren Faktoren ab, wie zum Beispiel bei Sparplänen von den Angeboten Ihrer Bank. ETF können sich auch hinsichtlich Gebühren oder anderer Kriterien wie der Ertragsverwendung unterscheiden, also danach, ob die Erträge ausgeschüttet oder angesammelt werden. Ob Sie zum Beispiel einen Fonds wählen, der die Dividenden oder Zinsen auszahlt, oder einen, der sie sofort wieder anlegt, hängt ganz von Ihren persönlichen Präferenzen ab. Auf die Aspekte Dividenden, Gebühren und weitere Unterschiede in der Ausstattung von ETF, insbesondere die Art der Indexnachbildung, gehen wir auf den nächsten Seiten ein (siehe „Weitere Auswahlkriterien“ ab Seite 106).

Für Interessierte: Die Details der Finanztest-Bewertung

Wie aber kommen die Fonds zu ihren Punkten? Hier für Interessierte die Einzelheiten: Da Fonds sich erst eine Weile am Markt bewährt haben sollten, beträgt der Untersuchungszeitraum bei der Fondsbewertung fünf Jahre. Die Berechnungen und Bewertungen basieren auf den monatlichen Wertentwicklungen. Interne Kosten des ETF werden ebenso wie Ausschüttungen berücksichtigt. Dagegen fließen Steuern und Handelskosten nicht in die Berechnung ein, da diese von Anleger zu Anleger unterschiedlich hoch sein können.

Alle Fonds – auch aktiv gemanagte und spezielle ETF – bekommen eine Punkte-­Bewertung. Um die Chancen und Risiken zu berechnen, legen die Finanztest-Experten die Monatsrenditen der vergangenen fünf Jahre zugrunde. Sie trennen dabei die guten von den schlechten Monaten. Aus den Gewinnmonaten, in denen ein Fonds im Plus lag, berechnen sie das Chancemaß. Die Werte aus Verlustmonaten ergeben das Risikomaß des Fonds. Je besser das Chance-Risiko-Verhältnis, desto besser ist auch der Fonds.

Die besten 10 Prozent einer Gruppe bekommen fünf Punkte, die nächsten 25 Prozent werden mit vier Punkten ausgezeichnet. Drei Punkte bekommen die mittleren 30 Prozent. Für 25 Prozent der Fonds gibt es 2 Punkte, die schlechtesten 10 Prozent erhalten einen Punkt. Die Bewertung des Chance-Risiko-Verhältnisses kann sich von Monat zu Monat ändern. Markttypische ETF bekommen zusätzlich und unabhängig von der Punkte-Bewertung den Zusatz „1. Wahl“. Anleger können sie unabhängig vom aktuellen Chance-Risiko-Verhältnis auswählen.

Die Risikoklasse

Darüber hinaus berechnet Finanztest fondsübergreifend die Risikoklasse für alle Fonds, die über fünf Jahre alt sind. Es gibt zwölf Klassen. Je höher die Risikoklasse, desto riskanter ist der Fonds oder ETF. Risikoklasse 7 entspricht dem Risiko des Weltaktienindex MSCI World. Risikoklasse 1 ist risikoarm und entspricht höchstens 2,5 Prozent des MSCI-World-Risikos. Fonds der riskantesten Risikoklasse sind mehr als doppelt so riskant wie der MSCI World.