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NYMPHENSITTICHE BEREICHERN DAS LEBEN

KLEINE KOBOLDE IN IHREM ELEMENT

> Nymphensittiche, die sich wohlfühlen, werden sehr ­zutraulich und kommunizieren gern mit ihren Menschen. Was Sie dabei beachten müssen, erklärt Ihnen die Nymphensittich-Expertin Hildegard Niemann.

> Auf einer speziellen Bild-Text-Seite erfahren Sie, mit welcher Anatomie und mit welchen Sinnen die kleinen Papageien für ein Leben in der Luft ausgestattet sind.

> Der Verhaltensdolmetscher auf der vorderen Klappe zeigt ­Ihnen, was der Nymphensittich mit seinem Verhalten ausdrückt und wie Sie seine »Sprache« richtig deuten.

> Häufige Haltungsprobleme mit Lösungsvorschlägen finden Sie auf der hinteren Klappe.

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TYPISCH NYMPHENSITTICH

Ein kleiner, neugieriger Papagei, pfeilschnell im Flug und mit einem friedfertigen, freundlichen Charakter ausgestattet, hat mit seinem Charme die Herzen vieler Papageienliebhaber im Sturm erobert.

Nymphensittiche kennenlernen

Der Nymphensittich zählt zu den beliebtesten Heimvögeln der Welt. Dazu hat nicht nur seine elegante Erscheinung beigetragen. Da er unkompliziert zu halten ist und ein ausgeglichenes Wesen hat, ist er das ideale Heimtier für Jung und Alt.

Kecke Kerlchen

Die auffällige Haube verleiht den Nymphensittichen ein keckes Aussehen. Die Haubenfedern sind das Stimmungsbarometer der intelligenten Australier und helfen Ihnen, die Sprache Ihres gefiederten Freundes zu verstehen. Ein weiteres Verständigungsmittel ist die Stimme. Nymphensittiche haben vielfältige Lautäußerungen. Mittlerweile weiß man, dass es verschiedene Warnrufe gibt, die nach Lautstärke gestaffelt werden. Die Jungvögel lernen sie von ihren Eltern, wo­bei sich in ihrer Heimat die Rufe zwischen den einzelnen Populationen ähnlich unseren Dialekten unterscheiden können. Besonders eifrig setzen die Männchen ihre Stimme ein. Melodien und Pfiffe, die Sie einem Männchen vortragen, werden von diesem schnell erlernt und ins eigene Repertoire übernommen. So kann es bisweilen zu regelrechten Pfeifkonzerten kommen. Da die Augen an den Kopfseiten liegen, haben Nymphensittiche ein ausgezeichnetes Gesichtsfeld und es fällt ihnen leicht, ihre Umgebung im Auge zubehalten. Zusätzlich können sie visuelle Informationen erheblich schneller aufnehmen und verarbeiten als wir Menschen, nämlich bis zu 120 Bilder pro Sekunde! Dies ist für den rasanten Flug auch notwendig, damit es nicht zu Zusammenstößen und Unfällen kommt. Bei Nymphensittichen im Freiland hat man eine Fluggeschwindigkeit von 46,8 Kilometern pro Stunde gemessen. Darüber hinaus müssen die Vögel einen ausgezeichneten Orientierungssinn besitzen, denn das australische Outback ist ein karger Lebensraum und weist nur wenige auffällige Landschaftselemente auf. Die stromlinienförmige Gestalt, der lange Schwanz und die spitzen Flügel ermöglichen den Nymphensittichen einen blitzschnellen Flug und waghalsige Luftakrobatik, wie im rasanten Flug zu wenden und in eine andere Richtung weiterzufliegen. Im Niederländischen heißt der Nymphensittich deshalb auch »Valkparkiet« (= Falkensittich).

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Viele Augen sehen mehr als nur zwei! Daher fühlen sich Nymphensittiche in der Gruppe am sichersten und können sich entspannen. Am frühen Morgen findet sich der Schwarm in einem hohen Baum mit unbelaubten Zweigen ein, um sich nach der kalten Nacht von der Sonne aufwärmen zu lassen.

Kleiner Kakadu

Der wissenschaftliche Name Nymphicus hollandicus bezieht sich auf die Nymphen der griechischen Sage: »Nymphikos« bedeutet brautähnlich, mädchenhaft. Der Artname »hollandicus« geht auf frühe holländische Entdecker zurück. Nymphensittiche sind Papageien. Mit ihrer schlanken Gestalt und dem langen Schwanz erinnern sie zwar an Sittiche, doch im biologischen Sinn gehörensie innerhalb der Papageienordnung zu den Kakadus. Diese wissenschaftliche Erkenntnis ist et­wa 15 Jahre alt. Damals bestimmten Biologen die Verwandtschaftsgrade der Papageien, indem sie das Erbgut analysierten. Bis dahin wurden nur äußere Merkmale und Verhaltensweisen zur systematischen Einordnung der Arten zu Rate gezogen. Mit ihren größeren Verwandten, den Kakadus, teilen die Nymphensittiche die aufstellbare Federhaube, den für die Körperpflege wichtigen Gefiederstaub der Puderdunen (>) und eine Reihe von Übereinstimmungen im Verhalten, etwa dass sich das Männchen am Brutgeschäft beteiligt.

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Im trockensten Kontinent der Erde ist Wasser ein wertvolles Gut. Nymphensittiche halten sich daher oft in der Nähe von Wasserstellen auf.

Wo Nymphensittiche leben

In ihrer Heimat Australien bewohnen Nymphensittiche fast den gesamten Kontinent. Bei den Einheimischen sind sie auch unter den Namen »Quarrian« oder »Weero« bekannt. Ihren Siegeszug durch Europa traten sie um 1840 an. Der »Jardin de Plantes« in Paris konnte sich 1846 über die ersten europäischen Nachzuchten freuen. In Deutschland schlüpften die ersten Nymphensittiche 1850. Das Leben der Nymphensittiche in der Wildnis Australiens wird von der Suche nach Nahrung und dem Anschluss an die Gemeinschaft geprägt. Neben den häufig anzutreffenden kleinen Schwärmen mit bis zu 25 Tieren sieht man auch Trupps mit weniger Vögeln und sogar Einzeltiere. Größere Ansammlungen von Nymphensittichen gibt es in der Regel immer dort, wo die Vögel ein üppiges Nahrungsangebot vorfinden. Da Wasser für Nymphensittiche zwingend notwendig ist, wird man in der Nähe der Brutplätze der Nymphensittiche stets einen natürlichen Wasserlauf, kleine Tümpel oder künstliche Wasserstellen finden.

Nymphensittiche sind sehr gesellige und friedfertige Vögel, die gerne die Vorteile einer Gemeinschaft nutzen. Das hilft ihnen als potenzielle Beute von Greifvögeln: Sie warnen ihre Schwarmgefährten mit speziellen Rufen. Anhand der Lautstärke und Intensität der Warnrufe können die Vögel erkennen, wie groß die Gefahr ist und ob sie fliehen sollten. Dieses Verhalten haben Nymphensittiche auch als Heimtiere beibehalten. Und so warnen sie uns, wenn ein möglicher Feind, etwa eine Krähe oder ein Bussard, auftaucht. Damit zeigen sie aber auch, dass sie uns als Schwarmmitglieder akzeptieren, ein großes Kompliment also!

Ein Tag im Leben der Nymphensittiche Mit Singen und Pfeifen begrüßen Nymphensittiche schon vor Sonnenaufgang den Morgen und machen sich bald in Gruppen mit bis zu 15 Vögeln zu hohen Bäumen auf, in deren Wipfeln sie rasten und sich in der Sonne aufwärmen. Anschließend suchen sie bis zu einer Stunde lang nach Futter, um dann erneut die Baumkronen anzufliegen und in Ruhe zu verdauen. Erst am späten Nachmittag brechen die Gruppen erneut auf, um wieder nach Nahrung zu suchen. Diese zweite Phase der Nahrungssuche beginnt meist eine bis anderthalb Stunden vor Sonnenuntergang und dauert im Durchschnitt 85 Minuten. Je nach Temperatur gestaltet sich die Mittagspause anders: Im etwas kühleren Winter spielen die Nymphensittiche, pflegen sich gegenseitig das Gefieder und dösen. Im heißen Sommer findet die gegen­seitige Gefiederpflege meist morgens und abends statt, wenn es kühler ist. In der größten Hitze suchen die Vögel den Schatten auf und ruhen, bis die Temperaturen erträglicher sind.

Nymphensittiche suchen und finden ihr Futter in der Regel am Boden. Durch die weichen Farben des grauen Gefieders sind sie dabei gut getarnt. Da die kleinen Papageien gern in Getreidefelder einfallen, galten sie in manchen Regionen Australiens bisweilen als Ernteschädlinge und wurden gejagt. Dennoch sind sie nicht scheu. Bei Gefahr fliegen sie nur kurz auf und lassen sich auf einem nahen Baum nieder. Wenn die Gefahr vorüber ist, kehren sie wie­der zu ihrer Nahrungsquelle zurück. Grassamen und Getreidekörner sowie die Samen von Bäumen und Sträuchern dienen ihnen als Grundnahrung. Erstaunlich ist, dass ein Nymphensittich im Freiland trotz seiner hohen Flugaktivität mit weniger als 15 Gramm Nahrung (Trockenmasse) pro Tag über­leben kann. Ein Drittel davon nimmt er vormittags zu sich, zwei Drittel nachmittags.

Schon gewusst?

Die nächsten Verwandten der Nymphensittiche sind die großen Rabenkakadus. Aber auch die Rosakakadus stehen ihnen näher als die übrigen Kakadus. In Australien haben 2007 in einer Privat­haltung ein Rosakakadu und ein Nymphensittich erfolgreich ein gemeinsames Jungtier aufgezogen.

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MÄNNCHEN Die Wildform hat eine gelbe Gesichtsmaske mit orangerotem Ohrfleck. Die Unterseiten von Schwanz und Schwingen sind dunkelgrau.

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WEIBCHEN Die Wildform zeigt ein blasseres, gelblicheres Gefieder mit hellerem Ohrfleck. Der Schwanz ist unten gelb gebändert, die Unterseite der Schwingen weist gelbe Tupfen auf.

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JUNGVOGEL Bis zur Jugendmauser mit vier bis fünf Monaten sind sie wie Weibchen gefärbt, jedoch etwas dunkler. Danach wachsen Puderdunen.

Anpassungskünstler

Seine Intelligenz und sein Einfühlungsvermögen machen den Nymphensittich zum idealen Heim-vogel. Seine Pflege ist nicht aufwendig und lässt genügend Zeit für Spiel und Spaß mit dem Vogel. Vor allem Kinder und Senioren profitieren von der Heimtierhaltung. Wie Meerschweinchen & Co. dienen Kindern Nymphensittiche als Ansprechpartner bei Problemen in der Schule und in der Familie. Die Vögel freuen sich über Ansprache und sind hervorragende Zuhörer. Kinder, die zu ihren Heimtieren ei­nen guten Bezug haben, sind weniger aggressiv, toleranter und verantwortungsbewusster. Wenn es um die optimale Versorgung der Nymphensittiche geht, sind natürlich die Eltern gefragt. Senioren profitieren vor allem vom friedlichen Charakter dieser kleinen Kakadus. Nymphensittiche können stundenlang schmusen und genießen die Kommunikation mit dem Halter. Durch die kleinen Papageien nehmen Senioren aktiv am Geschehen in ihrem Umfeld teil und werden seltener depressiv. Inzwischen werden die gefiederten Gesellen zu Therapiezwecken in Seniorenheimen eingesetzt. Als gesellige Vögel möchten Nymphensittiche natürlich am liebsten mit Artgenossen zusammen sein. Das Beobachten der Sozialkontakte und die eleganten Flugmanöver sorgen für Gesprächsstoff und entspannen den Halter nach der Arbeit. Vertrauen Ihnen Ihre Vögel, so werden sie Sie durch die ganze Wohnung begleiten. Denn am wohlsten fühlen sich Nymphen in der »Menschen-Vogel-Familie«. Entfernt sich ein Familienmitglied, so wird sofort gerufen: »Ist alles in Ordnung? Wo bist du?«.

Geschlechter erkennen

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TIPPS VON DER NYMPHENSITTICH-EXPERTIN
Hildegard Niemann

Das Geschlecht der Nymphensittiche lässt sich bei ausgewachsenen wildfarbenen Nymphensittichen anhand der unterschiedlichen Gefiederfärbung gut erkennen. Die wissenschaftliche Bezeichnung für dieses Phänomen lautet »Geschlechts­dimorphismus«.

MÄNNCHEN Gesicht und Kehle sind gelb, die Wangen ziert ein orangeroter Fleck. Die Haube ist an der Basis gelb und läuft zur Spitze hin grau aus. Die Schwanzunterseite ist dunkelgrau.

WEIBCHEN Gesicht und Kehle sind gelblich grau, der Wangenfleck ist deutlich blasser. Die Haube des Weibchens ist grau mit gelbem Anflug, ebenso das Körpergefieder. Die Unterseite des Schwanzes ist auffallend gelb gebändert, auf der Flügelunterseite finden sich gelbe Tupfenbänder.

FARBSCHLÄGE Bei vielen der heutigen Farb schläge (Mutationsformen) lassen sich Männchen und Weibchen nicht mehr eindeutig erkennen; hier muss im Zweifelsfall das Geschlecht durch Endoskopie oder DNA-Analyse einer Blutprobe bestimmt werden.

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Anatomie und Sinne

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Auge

Das Auge der Nymphensittiche kann über 120 Bilder pro Sekunde erfassen. Dies ist wichtig, denn der rasante Flug erfordert eine schnelle Bildverarbeitung des Gehirns. Neben dem normalen Farbspektrum können Nymphensittiche auch Ultraviolett erkennen. Sie sehen ihre Welt also schneller und bunter als wir. Da die Augen seitlich am Kopf platziert sind, hat der Nymphensittich nahezueinen Rundumblick.

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Gesicht

Die Färbung des Gesichts informiert bei wildfarbenen Vögeln über das Geschlecht. Die roten Ohr flecken der Männchen signalisieren den Weibchen: Sieh her, wie fit ich bin! Bei »Weißgesichtern« fehlen die Ohrflecken.

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Schnabel

Der Schnabel ist das wichtigste Werkzeug des Australiers. Er dient zum Aufschließen der Nahrung, zum Bearbei ten der Bruthöhle, zum Säubern des Gefieders und als Signalgeber beim Territorialverhalten. Als lebendes Werkzeug muss der Schnabel ständig durch Nagen in Form gehalten werden.

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Haube

Die Kopfhaube verrät, wie sich der Nymphensittich fühlt. Das Aufrichten oder Anlegen der Federn zeigt, ob er sich fürchtet, freut oder ob er konzentriert arbeitet. Je nach Farbschlag ist die Haube verschieden gefärbt, ihre Funktion ist aber stets die Gleiche.

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Gefieder

Es erfüllt viele Funktionen. Das feine Untergefieder wärmt den Vogel. Der Staub der Puderdunen pflegt die sensible Haut und schützt das Gefieder vor Nässe. Die langen Steuerfedern (Schwanzfedern) ermöglichen blitzschnelle Richtungswechsel und die langen Schwungfedern einen pfeilschnellen Flug.

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Fuß

Zwei Zehen nach vorn und zwei nach hinten bilden den gesunden Nymphenfuß. Naturäste pflegen die empfindliche Sohle und die nachwachsenden Krallen.

Passen Nymphensittiche zu mir?

Nymphensittiche können sich zwar aufgrund ihres hohen Anpassungsvermögens in viele Situationen einfinden, doch ihre Grundbedürfnisse müssen befriedigt werden. Prüfen Sie anhand der folgenden Punkte und der Checkliste auf >, ob ein Nymphensittich zu Ihnen passt.

Nymphensittiche brauchen täglich Aufmerksamkeit und soziale Kontakte. In der Gemeinschaft fühlen sich die Nymphen geborgen und si­cher. Planen Sie daher stets für zwei kleine Australier.

Männchen sind meist temperamentvoller und singen und pfeifen mehr als Weibchen. Diese genießen lange Krauleinheiten und sind etwas gelassener und ruhiger als ihre männlichen Artgenossen. Möchten Sie mehr Aktivität und ausgelassenes Spiel, so sollten Sie sich für männliche Vögel entscheiden. Wenn Sie sich ein Pärchen zulegen, können Sie beide Charaktereigenschaften genießen. Dies ist sicherlich die reizvollste Form der Haltung.

Kehrt ein Nymphensittich von einer Flug­runde zurück und möchte ruhen, zieht er sich an einen geschützten Platz zurück. Häufig ist dies Ihre Schul­ter. Das heißt für Sie, dass Sie sich daran gewöhnen müssen, oft mit Begleitvogel unterwegs zu sein.

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Mit einem Haustier sind Kinder ausgeglichener und entspannter. Hausaufgabenbetreuung und Kummerkasten gibt es inklusive.

Ein Freund für Kinder

Kinder sollten generell junge Nymphensittiche zu sich nehmen, die kurz vor der ersten Jugendmauser stehen. Da Nymphensittiche ein Alter von 25 Jahren erreichen, kann hier eine Freundschaft wachsen, die von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter reicht.Der gefiederte Freund wird seinen kleinen Halter sicher durch die verpatzten Mathearbeiten, die Pubertät und die Stürme der ersten großen Liebe begleiten. Bei älteren Vögeln kennt man die Vorgeschichte häufig nicht. War sie leidvoll, sind Kinder meist mit der Haltung überfordert.

Da Nymphensittiche eine sehr ausdrucksreiche Körpersprache zeigen, die auch Kinder verstehen, können sie ab acht Jahren diese Vögel halten, natürlich nur unter Aufsicht der Eltern.

Fremde Freunde für Nymphensittiche

Auch wenn Sie bereits andere Heimtiere haben, müssen Sie nicht auf Nymphensittiche verzichten.

Sie lassen sich gut mit friedlichen Sittichen oder Prachtfinken, z.B. mit Wellen- oder Bourkesittichen und Zebrafinken, vergesellschaften. In ihrem natürlichen Lebensraum fliegen Nymphen auch mit einigen größeren Papageien, etwa mit Rosakakadus.

Nager wie Meerschweinchen, Ratten oder Mäuse, aber auch Kaninchen können Nymphensittiche verunsichern. Bei Ratten und Mäusen müssen Sie darauf achten, dass sie Ihre Vögel nicht beißen. Generell müssen Sie die Vögel getrennt von den Nagern halten und füttern, da durch Bakterien in deren Speichel gefährliche Krankheiten auf die Nymphensittiche übertragen werden können.

Hunde, Frettchen und Katzen sind Beutegreifer. Ein vorbeifliegender Nymphensittich löst bei ihnen den Jagdtrieb aus und es kann zu üblen Bissverletzungen kommen. Hunde sollten das Kommando »Aus« beherrschen und auch befolgen. Zudem muss der Käfig der Nymphensittiche so platziert sein, dass sich der Hund nicht bellend daran aufstellen kann. Katzen sollten grundsätzlich vom Käfig ferngehalten werden, denn sie können mit ihren Pfötchen in die Zwischenräume der Gitterstäbe greifen und die Nymphen durch Kratzer verletzen. Bei Verletzungen durch eine Katze muss der Nymphensittich sofort zum Tierarzt, da die Gefahr einer Blutvergiftung besteht.

Schlangen und Echsen machen unseren Nymphensittichen Angst, denn sie zählen zu den natürlichen Feinden der kleinen Papageien. Terrarien sollten daher immer sicher verschlossen sein und nicht in Sichtweite des Käfigs stehen.

Hinweis Freiflug im Beisein anderer Heimtiere gibt es natürlich nur unter Ihrer Aufsicht.

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Anforderungen an den Halter

ANSCHAFFUNG

Neben den Kosten für die Vögel selbst müssen Sie ca. 300 Euro für den Käfig, die Sitzäste und das erste Spielzeug einplanen.

LAUFENDE KOSTEN

Qualitativ gutes Futter und neues Spielzeug sind ständige Kosten, die Sie einplanen müssen.

ZEITAUFWAND

Die tägliche Pflege mit Putzen, Füttern und Kontrollieren des Spielzeugs beansprucht etwa eine Stunde.

BESCHÄFTIGEN

Spiel, Spaß und Kraulen brauchen Ihre Nymphensittiche, um sich wohlzufühlen. Planen Sie zusätzlich pro Tag etwa zweimal fünf Minuten für das Training ein.

TIERARZT

Die jährlichen Check-ups sind notwendig und kosten Geld. Legen Sie einen festen Betrag für Krankheit und tierärztliche Versorgung zur Seite.

URLAUB

Für den Urlaub und für Wochen endausflüge benötigen Sie einen zuverlässigen Tiersitter.

Nymphensittiche im Porträt

Nymphensittiche gehören zu den wenigen Papageien, die kein Grün und Blau im Gefieder zeigen, die dafür benötigte genetische Information ging im Lauf der Entwicklungsgeschichte der Nymphensittiche verloren. Die Gefiederfarben dieser Australier werden von Grau, Gelb und Weiß geprägt.

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Das weißkopf-geperlte Weibchen zählt zu den attraktivsten und beliebtesten Mutationsformen bei den Nymphensittichen. Der Ohrfleck fehlt.

Die Wildform

Der Farbstoff Psittacofulvin für Gelb und Rot ist generell in allen gelben Bereichen bei Männchen und Weibchen zu finden, bei Männchen vor allem besonders gut sichtbar in den orangefarbenen Ohrflecken. Der graue Anteil des Gefieders wird durch den schwarzen Farbstoff Melanin erzeugt, welcher in Kombination mit Weiß einen weichen, fließenden Eindruck entstehen lässt.

Farbschläge

Durch Mutationen und gezielte Zucht sind mittlerweile zahlreiche Farbschläge entstanden. Bei ihnen haben sich die Anteile von Psittacofulvin, Melanin und Weiß im Gefieder verschoben. Die ersten Mutationsformen tauchten in den 1950er- und 1960er-Jahren auf. Inzwischen gibt es Farbschläge, die weltweit gezüchtet werden. Da aber auch regional Unterschiede auftreten, klassifiziert man heute in europäische, nordamerikanische und australische Mutationsformen. Am bekanntesten und beliebtes­ten sind sicherlich Lutinos, Schecken und geperlte Nymphensittiche. Elegante Alternativen sind die Farbschläge Platin, Weißgesicht und Silber. Auch die Größe der Haube und die Statur der Nymphensittiche haben sich im Lauf der gezielten Zucht verändert. Die Wildform des Nymphensittichs ist 30 bis 33 cm lang und ungefähr 80 bis 100 g schwer.Standardzüchtungen können aber auch Längen von35 bis 38 cm und eine Körpermasse bis 120 g erreichen. Ein Einfluss auf das Verhalten der Nymphensittiche ist manchmal bei Lutinos und Albinos zu beobachten. Diese Farbschläge können Kommunikationsprobleme mit Artgenossen entwickeln.

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WILDFARBEN Das Männchen besitzt ein graues Gefieder mit weißem Flügelband. Die Gesichtsmaske ist gelb, beim Weibchen, das einen blasseren Ohrfleck zeigt, graugelb. Der Schnabel und die Nase sind dunkelgrau.

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GEPERLT-GESCHECKT Je weniger geperlte Gefiederanteile der Vogel zeigt, desto gelungener ist die gescheckte Variante dieser Zuchtform. Sie ist bei Haltern und Züchtern begehrt, denn sie verleiht den Vögeln ein pfiffiges Aussehen.

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GEPERLT Die geperlte Zuchtform ist eine der weltweit beliebtesten Mutationsformen. Sie wurde 1967 zum ersten Mal in Deutschland gezogen. Geperlte Nymphen haben oft hellere Füße.

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LUTINO-GEPERLT Die Mutation »Lutino« hat zu einem Verlust des Farbstoffs Melanin geführt. Die Gelbanteile des Gefieders sind am ganzen Körper sichtbar, so dass ­es schwierig ist, die Geschlechter zu unterscheiden. Die Jungvögel zeigen rote Augen, die später nachdunkeln.

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Das perfekte Heim: Mit der großen Tür macht das Hinein- und Herausfliegen richtig Spaß!

Schöner Wohnen für Nymphensittiche

Das Heim Ihrer gefiederten Freunde ist gleichzeitig ihr Spielplatz, Ruheraum und Hauptfutterplatz. Hier können sich die Meisterflieger zum Entspannen und ruhigen Spiel zurückziehen.

Der passende Käfig

Standort Er spielt eine wichtige Rolle. Wenn möglich, sollten Sie den Käfig so aufstellen, dass er in einer Ecke steht. Dadurch kann sich den Vögeln niemand von hinten nähern. Als Beutetiere möchten Nymphen nicht direkt vor dem Fenster stehen. Sie freuen sich aber, wenn sie aus einiger Entfernung aus dem Fenster schauen können. Auch ein Platz direkt an einer Tür macht den Australiern Angst, denn sie können sich nicht auf die Person vorbereiten, die plötzlich den Raum be­tritt, und erschrecken dabei jedes Mal leicht.

Käfiggröße Es ist vor allem wichtig, dass der Käfig relativ lang und breit ist, damit sich die Nymphen darin problemlos bewegen können. Als Mindestgröße für einen Käfig, in dem zwei Vögel wohnen, die zusätzlich regelmäßig und ausreichend Freiflug haben, gilt 80 x 50 x 85 cm (L x B x H). Halten Sie mehrere Vögel, muss der Käfig entsprechend größer sein. Für einen kleinen Schwarm empfiehlt sich die Anschaffung einer Zimmervoliere. Geeignete Modelle gibt es im Zoofachhandel. Natürlich ersetzt auch eine große Voliere nicht den täglichen Freiflug und den Kontakt zum Halter.

Käfigtür Sie muss so groß sein, dass Sie den Vogel auf dem Finger herausheben können, ohne dass die langen Steuerfedern am Gitter anstoßen.

Käfiggitter Das Gitter sollte so beschichtet sein, dass die Vögel nicht geblendet werden, wenn sie im Käfig sitzen. Reflektierende und glänzende Stäbe sind den empfindlichen Augen der Nymphensittiche äußerst unangenehm. Viele Vögel weigern sich langfristig, einen solchen Käfig zu benutzen. Die Gitterstäbe sollten maximal 1,5 cm Abstand haben, damit die Vögel nicht ihr Köpfchen durchstecken können und sich dabei verletzen.

Bodengitter Viele Käfige werden mittlerweile mit Bodengitter angeboten. Diese Gitter verhindern, dass die Vögel durch ihren eigenen Kot laufen und diesen auf der Suche nach Nahrung mit aufnehmen. Wischen Sie das herausziehbare Kotgitter einmal täglich mit einem feuchten Tuch ab und legen Sie in die Auffangschale darunter eine Lage Zeitungspapier, die Sie täglich wechseln. So bleibt der Käfig stets sauber. Um den Nymphen trotzdem die Möglichkeit zu geben, wie im Freiland Nahrung am Boden zu suchen, bieten Sie ihnen eine kleine, flache Schale mit Vogelsand an (>).

Schlafkäfig Falls der Käfig in einem Raum steht, in dem die Vögel abends keine Ruhe finden würden, sollten sie die Nacht in einem speziellen Schlafkäfig in einem ruhigen Raum verbringen (>). Er sollte Wasser und etwas Futter für die Nacht sowie je einen Sitzast pro Vogel enthalten.

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Sitzgelegenheiten müssen attraktiv gestaltet werden. Frisches Grün hilft über Berührungsängste hinweg und nimmt die Angst vor Unbekanntem.

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Ob der Ast hält? Naturzweige sind in der Haltung unverzichtbar. Um die beste Sitzgelegenheit wird selbst bei friedlichen Nymphen gestritten.

Die Käfigeinrichtung

Sitzgelegenheiten Im Käfig müssen mindestens zwei Sitzgelegenheiten in verschiedenen Ebenen, aber nicht direkt übereinander, angebracht sein. Sie sollten so hoch sein, dass die Vögel mit ihrem langen Schwanz den Boden nicht berühren. Für eine gute Pflege der Füße sind unterschiedliche Sitzgelegenheiten nötig. Neben sehr dicken Natur­ästen sollten auch sehr dünne Zweige angeboten werden, denn dort ruhen Ihre Vögel nachts am sichersten. Bei Störungen durch Feinde in ihrem ursprünglichen Lebensraum geraten die kleinen Äste eher in Bewegung und warnen die Vögel. Dünne Zweige, die im oberen Drittel des Käfigs montiert werden, bedeuten daher Sicherheit beim Schlaf für unsere Nymphen. Die häufig beim Kauf in den Käfigen angebrachten Sitzstangen sind lediglich eine Übergangslösung, bis geeignete Sitzgelegenheiten angeboten werden können. Gerade Sitz­äste, die von einer Seite des Käfigs zur anderen führen, sind langweilig und sollten vermieden werden.

Sisalseile Sie lassen sich in alle Richtungen biegen und bereichern den Käfig. Bringen Sie die Seile ruhig von der Decke des Käfigs schräg nach unten an oder bauen Sie eine Schleife ein. Dies ahmt die Zweige im natürlichen Lebensraum nach und fordert die Australier zum Klettern und Arbeiten mit dem Gleichgewichtssinn auf.

Hinweis Montieren Sie die Sitzgelegenheiten so, dass die Futterschalen und Wassernäpfe nicht von oben mit Kot beschmutzt werden können.

Futter- und Wassernäpfe Die Näpfe sollten aus Metall oder Keramik sein. Plastik wird durch häufiges Reinigen rissig, in den winzigen Spalten können sich Krankheitserreger festsetzen. Lassen Sie sich beim Kauf des Käfigs einen zweiten Satz Futternäpfe mitgeben. Sind Sie einmal in Eile, können Sie schnell Futter und Wasser wechseln, ohne vorher spülen zu müssen. Bieten Sie das Wasser möglichst weit vom Futter entfernt an, damit es nicht durch Spelzen oder Gemüse verunreinigt wird.

Beschäftigung im Käfig

Nymphensittiche sind als kleine Kakadus überaus neugierig und verspielt. Die Einrichtung des Käfigs muss daher sowohl den körperlichen als auch den intellektuellen Ansprüchen unserer intelligenten Nymphen entsprechen.

Inzwischen gibt es im Zoofachhandel eine breite Palette an Spielzeug für Nymphensittiche (>). Generell sollten den Nymphen mindestens fünf bis zehn verschiedene Spielzeuge im Käfig zur Verfügung stehen. Diese montieren Sie so, dass sich der Vogel danebensetzen kann, um damit zu spielen. Manche Spielzeuge kann man mittlerweile direkt in Sitzasthöhe an der Käfigwand anbringen. Hilfreich und als Spielplatz gut geeignet sind Käfige mit kleinen, herausklappbaren Veranden.

Die Reinigung des Vogelheims

Einmal wöchentlich muss der gesamte Käfig von innen und außen sorgfältig gereinigt werden. Der Staub, der durch die Puderdunen entsteht, belastet die Atemwege Ihrer Papageien. Im natürlichen Lebensraum kommen sie mit diesem Staub nicht mehr in Berührung. Bei der Haltung als Heimtier müssen Sie hingegen auf strenge Hygiene achten.

Den Käfig leer räumen und von innen und außen mit heißem Wasser waschen. Ein Handdampfdruckreiniger erleichtert und beschleunigt die Arbeit und entfernt Schmutz in schwer erreichbaren Ecken.

Sitzäste reinigen. Sind sie stark verkotet, dann ersetzen Sie sie am besten durch frische Zweige.

Sisalseile reinigen, aber erst vollständig trocknen lassen, bevor Sie sie wieder im Käfig montieren.

Spielzeug gründlich reinigen, regelmäßig auf Beschädigung überprüfen und bei Bedarf ersetzen. Übrigens ist die Reinigung des Käfigs eine gute Gelegenheit, die Sitzgelegenheiten neu anzubringen und Spielzeug umzuhängen. So bleibt der Käfig ein interessanter Lebensraum, in dem sich Ihre Nymphensittiche immer wieder mit neuen Dingen auseinandersetzen müssen.

Problem Schwermetall

Papageien reagieren sehr empfindlich, wenn sie Schwermetalle wie Blei oder Zink aufnehmen.

ALTE KÄFIGE Die Nymphen können an offenen Stellen der Beschichtung lecken. Schwere Nervenschäden oder Rupfen können die Folgen sein.

SPIELZEUG Ungeeignetes Spielzeug kann mit Schwermetallen belastet sein.

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VOGELSAND Nymphensittiche müssen die Möglichkeit haben, wie im Freiland Nahrung am Boden zu suchen. Bieten Sie ihnen als zusätzliche Beschäftigungsidee eine kleine, flache Schale mit Vogelsand an, in den einige Körner eingearbeitet wurden. Stellen Sie diese so in den Käfig, dass kein Kot in die Schale fallen kann. Kontrollieren Sie die Sauberkeit des Sands täglich. Wöchentlich sollten Sie den Sand wechseln, denn bei hoher Luftfeuchtigkeit entwickeln sich schnell Keime im Sand.

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SEPIASCHALE UND KALKSTEINE Sepiaschalen sind gute, natürliche Mineralienlieferanten. In ihren groben Poren können sich Krankheitserreger einnisten. Kochen Sie daher die Sepiaschale einmal aus, bevor Sie sie den Nymphen getrocknet anbieten. Industriell hergestellte Kalksteine sind eine gute Alternative, werden jedoch nicht immer akzeptiert. Die Mineralquellen müssen stets trocken sein. Tauschen Sie sie einmal jährlich aus.

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FUTTERNAPF Nach dem morgendlichen Rundflug wird in Ruhe gefrühstückt. Flache Näpfe aus Keramik sorgen für einen sicheren Stand. Danach wird eine ausgiebige Verdauungspause gemacht.