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Fener und Balat
Tourenkarte | Übersichtskarten
Gül Camii › Ökumenisches Patriarchat › Tarihi Haliç İşkembecisi › Griechisches Gymnasium › Kirche der Heiligen Maria › Fethiye-Museum › Vodina Café
Start: H Ayakapı (Bus 99 oder 99A von Eminönü)
Ziel: H Balat (Bus 99/99A nach Eminönü)
Wann: an heißen Tagen nicht zur Mittagszeit
Distanz: 3,4 km
Weder Wolkenkratzer, Hipster-Cafés noch Shoppingcenter – die einst griechischen bzw. jüdischen Viertel Fener und Balat am Ufer des Goldenen Horns liegen fernab vom Weltstadtrummel. Diese Tour führt durch Gassen voller fliegender Händler, vorbei an mal notdürftig geflickten, mal restaurierten Häusern, Kirchen und Moscheen.
2 Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel
Eine riesige Platane vor dem Eingang der Rosenmoschee lädt zum Verschnaufen ein. Der Stamm ist von einer hölzernen Bank eingefasst, auf der eine ganze Großfamilie Platz findet.
Gleich gegenüber der Busstation Ayakapı (3. Haltestelle nach Eminönü) führt eine kleine Straße hinein ins malerische Fener. Ab jetzt gilt: Der Weg ist das Ziel! Denn die kleinen Gassen mit ihren spielenden Kindern und herumstreunenden Katzen sind schon an sich eine Sehenswürdigkeit. Vor allem haben die einst wichtigen griechischen und jüdischen Minderheiten Istanbuls hier Spuren hinterlassen. Zum Beispiel in der Gül Camii 1 (Rosenmoschee). Der Legende nach kam die griechisch-orthodoxe Gemeinde hier im Jahr 1453 zusammen, um Gott zu bitten, die Stadt vor den Osmanen zu beschützen. Ihre Gebete wurden nicht erhört – die muslimischen Belagerer nahmen Konstantinopel schon am nächsten Tag ein. Die unzähligen Rosen, die sie dabei in der Kirche der Heiligen Theodosia fanden, sorgten dafür, dass später daraus die Rosenmoschee wurde (Gül Camii Sok., Fatih, sollte die Tür verschlossen sein, an der Toilette vor dem Eingang fragen). Ausgerechnet im verschlafenen Fener befindet sich eine der wichtigsten Institutionen der Christenheit: Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel 2 (Fener Rum Patrikhanesi) vertritt mehr als 300 Mio. orthodoxe Christen weltweit. Die Kirche ist einen Besuch wert (Sadrazam Ali Paşa Cad. 35, tgl. 9–16.30 Uhr).
Griechisches Gymnasium
Ein kleiner Abstecher an die Uferstraße führt nun in wenigen Schritten zu einem kulinarischen Wahrzeichen von Istanbul: dem 80 Jahre alten Restaurant Tarihi Haliç İşkembecisi 3. Echte Fans reisen vom anderen Ende der Stadt an, um hier – vor allem nach feuchtfröhlichen Nächten – Kuh- oder Schafsmagensuppe zu essen. Die schöne Terrasse mit Blick auf das Goldene Horn lohnt einen Besuch (Abdülezelpaşa Cad. 117, tgl. 24 Std., €–€€).
Durch die schöne AkÇin Sokak (später Sancaktar Yokuşu) erreicht man das hoch über den Dächern Feners thronende Griechische Gymnasium 4 (Fener Rum Lisesi). Der Weg hinauf zu dem roten Backsteingebäude ist schweißtreibend, doch zahlreiche Cafés und Trödler sorgen für Verschnaufpausen zwischendurch. Das Gymnasium war einst eine renommierte Bildungsinstitution. Heute – nach dem türkisch-griechischen Bevölkerungsaustausch 1923 und antigriechischen Aufständen in den 50er- und 60er-Jahren – haben fast alle Minderheitenschulen der Stadt Probleme, genügend Schüler zu finden. Von einst knapp 150.000 Griechen am Bosporus sind nur 2000 übrig geblieben. Entlang der Schulmauer führt der Weg nun zur Kirche der Heiligen Maria 5 (Kanlı Kilise) aus dem 11. Jh., der einzigen vorosmanischen griechischen Kirche Istanbuls, die später nicht in eine Moschee verwandelt wurde. Leider ist die Tür häufig verschlossen, unbedingt klingeln! Ausgerechnet im Umfeld dieser Kirche wird es nun deutlich islamisch-konservativer. Wenn überhaupt noch Frauen unterwegs sind, dann sind sie streng verhüllt. Viele Männer tragen religiöse Bärte und Gewänder. An Touristen ist man aber – wie überall in Istanbul – gewöhnt. Auch das an der Fethiye Caddesi gelegene Fethiye-Museum 6 wurde im 13. Jh. eigentlich als Kirche und Kloster erbaut, später aber in eine Moschee verwandelt. Das beeindruckende Jesus-Mosaik rechtfertigt den Eintrittspreis für das ansonsten etwas klein geratene Museum (April–Okt. 9–18 Uhr, Nov.–März 9–16 Uhr).
Jesus-Mosaik im Fethiye-Museum
Ab jetzt geht es bergab. Kurz bevor das Ufer des Goldenen Horns erreicht ist, lohnt sich noch ein Abstecher ins Vodina Café 7. Was hier auf den Tisch kommt, bereiten die Frauen der Umgebung selbst zu. Serviert wird im Garten an der Rückseite (Vodina Cad. 39, tgl. 10–18 Uhr, €). Als Cafébesucher haben Sie hier die einmalige Chance, eines der griechischen Häuser von innen zu sehen. Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen, denn traurig aber wahr: Die Lage am Goldenen Horn ist nicht nur Trumpf sondern auch Fluch von Fener und Balat. Luxusapartments und Villenviertel sind in Planung.
Tour im Anschluss: L