Einführung

Classroom Management (CRM) – keine Lehrkraft kommt an diesem Begriff vorbei. Als Lehrkraft führen Sie Ihre Schulklassen zielorientiert durch ein Schuljahr. Damit Unterricht auf fruchtbaren Boden fällt, müssen Sie Sorge dafür tragen, dass Strukturen etabliert und auch eingehalten werden, die eine Lernumgebung für erfolgreichen und damit lernwirksamen Unterricht ermöglichen.

Classroom Management ist Entscheidungsmanagement. Es umfasst ein Aufgabenspektrum, das auf eine gute Lernumgebung und wirksame Klassenführung abzielt. So überschaubar, wie sich das zunächst begrifflich anmutet, wird bei näherem Betrachten deutlich, dass es sich um ein komplexes Gefüge unterschiedlicher Teilthemen handelt. Diese zugehörigen Teilthemen sind im »8-Faktoren-Modell« abgebildet (siehe Abbildung 0.2) und werden im vorliegenden Werk ausführlich behandelt.

Diagramm zeigt fünf rollenbezogene Perspektiven auf CRM.

Abbildung 0.1: Meine Perspektiven auf das Thema CRM

In diesem Buch finden Sie Zugänge und Zusammenhänge innerhalb des Themas Classroom Management, die Ihnen vielleicht merkwürdig erscheinen. Genau das ist meine Absicht: dass Sie »Merk«-Würdiges finden, des Merkens würdig. Ich betrachte das Thema aus der Sicht als Lehrkraft, als Ausbilderin, als Fortbildnerin, als Führungskraft sowie als systemische Beraterin und Lehrercoach (siehe Abbildung 0.1). Dadurch führe ich die unterschiedlichen Perspektiven zu einem Gesamtbild. Deshalb vereinen sich in diesem Buch auch Inhalte zu Haltung, Selbstführung, zu Resilienz und zu externen Unterstützungsangeboten für die eigene Lehrergesundheit in Form von Coaching, Supervision und Fortbildung.

Ein Buch über Classroom Management ist mehr als »nur« ein Buch über Klassenführung und den Umgang mit Störungen. SIE selbst sind eine wichtige Säule im Thema, denn SIE setzen die Methoden und Ansätze schließlich in Ihrem Selbstverständnis als Lehrer in der Praxis um. Selbstverständnis meint, sich selbst zu verstehen und mit sich selbst in Beziehung zu sein. So können Sie den vielfältigen Aufgaben und Anforderungen innerhalb des Beziehungsberufes Lehrer reflektiert und erfolgreich gerecht werden.

Über dieses Buch

Es gibt bereits zahlreiche Literatur über Classroom Management. Manchmal scheint es, als ob man sich dieses Thema über Techniken aneignen könnte und dann ein für alle Mal das Rüstzeug für Schule und Unterricht hätte.

Das 8-Faktoren-Modell

Classroom Management für Dummies verknüpft die Handlungsfelder eine Lehrkraft zu einem systemischen Handlungsrahmen. Den Handlungsrahmen bildet Ihre Tätigkeit als Lehrkraft gemeinsam mit den strukturellen sowie organisatorischen Bedingungen und Voraussetzungen Ihrer Schule. Die Handlungsfelder spiegeln konkrete Aufgabenbereiche mit ihren jeweils spezifischen Maßnahmen.

Die Handlungsfelder des Classroom Managements umfassen acht Faktoren, die in sieben inhaltliche Kernthemen unterteilt sind:

  • Unterrichtsorganisation und Selbstmanagement
  • Haltung und Führungsverständnis
  • Selbstführung
  • Beziehungsgestaltung
  • Kommunikation
  • Umgang mit Herausforderungen, Störungen und Konflikten
  • Unterstützungssysteme für die eigene Professionalisierung

Diese sieben Kernthemen werden durch SIE umgesetzt. Der achte Faktor in diesem Modell bezieht sich auf diese persönliche Umsetzung. Jeder und jede von Ihnen wird die unterschiedlichen Impulse und Ansätze in diesem Buch in das eigene Verständnis integrieren und dementsprechend gestalten. Dadurch wird der Handlungsraum Classroom Management individuell belebt.

Das 8-Faktoren-Modell bildet die Kernthemen als Faktoren des CRM ab. Im Sinne eines Modells, das diese sieben Kernthemen verknüpft, spielen SIE eine wesentliche Rolle: Sie in Ihrem Selbstverständnis als Lehrkraft bilden den achten Faktor und das Bindeglied und machen damit das 8-Faktoren-Modell erst »rund«.

Dieses Verständnis habe ich dem 8-Faktoren-Modell zugrunde gelegt und darin den systemischen Ansatz eingebunden. Daher ist es bewusst ein Modell des systemischen Classroom Managements. Jedem der oben aufgeführten sieben Kernthemen ist ein Teil in diesem Buch gewidmet. Abbildung 0.2 veranschaulicht die acht Faktoren und deren Schwerpunkte im Hinblick auf das Classroom Management.

8 Faktoren-Modell für Systemischen Classroom Management (CRM) mit zentralem Kreis und 8 farbigen Segmenten.

Abbildung 0.2: Das 8-Faktoren-Modell des Classroom Managements

Diese acht Faktoren bilden das Fundament, auf dem Sie professionell agieren können. Damit dies gelingt, verfolgt dieses Buch bestimmte Ziele:

  • Es will Ihre Freude an Schule und Unterricht bestärken!
  • Es will Sie erinnern, dass lernwirksamer Unterricht ein Zusammenspiel aus komplexen Handlungsfeldern ist.
  • Es soll Sie befähigen, Ihr professionelles Denken und Handeln um systemische Perspektiven und Interventionen zu erweitern.
  • Es soll Ihnen Mut machen, auch festgefahrene Situationen und Probleme als lösbar wahrzunehmen und diese gestärkt zu verändern.
  • Es soll Ihnen helfen, die Beziehungen zu Ihren Schülern, Eltern und Kollegen auf der Basis gelebter Haltung zu gestalten.
  • Es soll Sie für die unterschiedlichen Gesprächsanlässe zwischen Ihnen und Ihren Schülern, Eltern, Kollegen und anderen mehr wappnen, indem Sie systemische Methoden in der Gesprächsführung ergänzen und zielführend umsetzen.
  • Es will Sie anregen und lädt Sie dazu ein, Ihr tägliches Tun bewusst zu reflektieren.

Der Aufbau der Teile

Die einzelnen Teile berücksichtigen unterschiedliche Lesarten. Sie sind so aufgebaut, dass die Fragen nach dem Warum, Was, Wie und Wozu beantwortet werden:

  • Warum ist es so hilfreich, sich mit dem Thema Classroom Management zu befassen? Werden Sie neugierig auf die grundsätzliche Ausrichtung und die Bedeutung des Classroom Managements für die komplexen Anforderungen Ihrer schulisch-unterrichtlichen Arbeit.
  • Was genau lerne ich? Erfahren Sie die Wirkfaktoren von Classroom Management allgemein und lernen Sie diese für Ihr professionelles Denken und Handeln situativ vor Ort nutzbar zu machen.
  • Wie setze ich das konkret in meiner schulischen Praxis um? Erweitern Sie Ihren persönlichen Handwerkskoffer für den Umgang mit Störungen und für unterschiedliche Gesprächssituationen (mit Eltern, Schülern).
  • Wozu dient mir das im schulischen Alltag? Erfahren Sie den Nutzen und Mehrwert für Ihre schulischen Aufgaben: Blicken Sie gestärkt auf herausfordernde Situationen und passen Sie Ihr Führungshandeln situativ wirksam an.

Die zentrale Idee

Die vielfältigen Erfahrungen aus meinen unterschiedlichen Arbeitskontexten sowie der Außenblick durch meine Tätigkeit in Coaching und Supervision sollen zusammen mit den theoretischen Hintergründen und Modellen einen umfassenden und fundierten Blick auf das Thema Classroom Management ergeben.

Lernen Sie den systemischen Ansatz in der Pädagogik kennen und spielen Sie mit den vorgestellten Impulsen und Anregungen. Entdecken Sie dabei für sich stimmige Möglichkeiten, Ihren schulischen Alltag ressourcen- und lösungsorientiert zu gestalten und damit Ihre eigene Lehrergesundheit zu stärken.

Konventionen in diesem Buch

Zunächst einmal hoffe ich, dass Sie sich auf Augenhöhe angesprochen fühlen. Beim Füllen der Seiten waren Sie mein geistiges Gegenüber im Kopf. Die Frage, wie es mir gelingt, Sie inhaltlich und persönlich abzuholen, war stets mit Freude präsent. Sie sind schließlich der Grund, warum ich dieses Buch schreibe.

Damit Ihr Lesen im Fluss bleibt, habe ich mir die sprachliche Vereinfachung auf ein grammatisches Geschlecht erlaubt. Sie lesen daher im Text abwechselnd »der Schüler« oder »die Schulleiterin« oder »die Kollegen«.

Dieses Buch ist so angelegt, dass Sie an unterschiedlichen Stellen ins Thema einsteigen können. Je nachdem, was Sie gerade am meisten beschäftigt oder auch am meisten interessiert, werden Sie Ihren Weg durch die Teile und Kapitel unterschiedlich beschreiten.

Törichte Annahmen über die Leser

Die … für Dummies-Reihe hat den Anspruch, komplexe Themen so herunterzubrechen, dass sie für Sie als Leser leicht nachvollziehbar und umsetzbar sind. Als Leser spreche ich Sie auf Augenhöhe an. Was uns verbindet, ist der Handlungsraum Schule und Unterricht. Drei Ihrer Kernaufgaben als Lehrkraft, vergleichen, bewerten und Fehler finden, dürfen beim Lesen in den Hintergrund rücken. Dafür lade ich Sie ein, wach durch die Kapitel zu wandeln und die Inhalte auf eine Umsetzung in IHRER schulischen Praxis auszurichten.

Was könnte Sie veranlasst haben, zu diesem Buch zu greifen? Mit dieser Frage orientiere ich mich an Ihren unterschiedlichen Bedürfnissen:

Und sollte ich trotz aller Bemühungen eine spezifische Lesergruppe nicht aufgeführt haben, so hoffe ich, dass die Inhalte und die Aufbereitung der Thematik Sie ebenso abholen!

Wie dieses Buch aufgebaut ist

Das Buch ist in acht Teile und insgesamt 26 Kapitel unterteilt. Das Inhaltsverzeichnis erleichtert Ihnen die Orientierung, das Stichwortverzeichnis am Ende des Buches ermöglicht es, dass Sie gezielt über Fachbegriffe in ein bestimmtes Kapitel eintauchen. In den Literaturhinweisen finden Sie die Basisliteratur dieses Buches, die auch als Anregung für die eigene weiterführende Vertiefung dienen soll.

Unterthemen wie Klassenführung, Selbstführung, Beziehungsgestaltung, Gesprächsführung sowie der Umgang mit Störungen spannen den Bogen durch das vorliegende Buch. Diese Themen sind als Handlungsfelder des Classroom Managements zu verstehen. Das theoretische Fundament dieser pädagogischen Themen greift auf verschiedene Disziplinen der Psychologie zurück, so zum Beispiel aus der Entwicklungspsychologie, der Kommunikationspsychologie und der Zielpsychologie.

Als Lehrkraft sind Sie Führungskraft. Führungsmodelle aus der Organisationswelt und Themen aus der Wirtschaft helfen, Ihre schulischen Führungsaufgaben zu gestalten. Schule bereitet aufs Leben vor und gleichzeitig ist Schule Teil eines gesellschaftlichen Gesamtsystems. Ihre Schüler wachsen in eine komplexe, sich schnell verändernde Welt hinein, in der sie ihren Platz finden sollen. Wer sich als Lehrkraft nicht über den Tellerrand hinaus mit den scheinbar außerschulischen Themen der Zeit befasst, kann meines Erachtens seiner Aufgabe am Schüler nicht mehr vollumfänglich gerecht werden.

Die einzelnen Teile des Buches beziehen sich jeweils auf einen Faktor (siehe Abbildung 0.2) und sind wie folgt aufgebaut:

Teil I: Der Aktionsradius von Classroom Management

Keine Lehrkraft kommt an diesem Thema vorbei. Classroom Management (CRM) soll Lehrkräfte dazu befähigen, die unterschiedlichen Aufgaben und Herausforderungen ihres schulisch-unterrichtlichen Alltags kompetent, flexibel und situativ angemessen zu steuern. Als Lehrkraft stehen Ihnen dazu Techniken und Strategien zur Verfügung, die für ein möglichst produktives und störungsarmes Lernumfeld in Lerngruppen sorgen.

In Teil I erfahren Sie etwas über das Spektrum von Classroom Management, den sogenannten Aktionsradius (siehe Faktor 1, Abbildung 0.2). Schule ist Ort der Sozialisierung, ist Lebens- und Lernraum. Sie erhalten Einblick in die Strukturebenen von Unterricht. Als eine von drei Basisdimensionen der Unterrichtsqualität wird deutlich, dass Classroom Management erheblich auf den Unterricht und die Interaktion zwischen Lehrkraft und Schülern einwirkt.

Außerdem finden Sie hier den Blick auf international etablierte Ansätze des Classroom Managements. Die Bedeutung präventiver und proaktiver Entscheidungen im Rahmen der Klassenführung und der Gestaltung einer positiven Lernumgebung wird hier thematisiert.

Abgerundet wird Teil I mit zentralen Management-Kompetenzen für Lehrkräfte, mit den Unterthemen Zeit-, Aufgaben- und Selbstmanagement.

Teil II: Zum Verständnis von Führung

In Teil II erfahren Sie konkret, was es mit dem systemischen Ansatz auf sich hat, wie er das Feld der Pädagogik bereichert und sich unmittelbar auf Ihre Führung auswirkt. Die systemischen Grundannahmen werden nach und nach entfaltet und auf den Kontext von Schule und Unterricht und die damit einhergehenden Aufgaben übertragen.

Ich zeige Ihnen, wie Wahrnehmung und Wirklichkeit zusammenhängen und in welcher Weise Sie Ihr Denken und Handeln auf Lösungs- und Ressourcenorientierung hin ausrichten und damit neue Möglichkeiten für Ihren schulischen Alltag schaffen. Diese erweiterte Sichtweise führt auch zu einem veränderten Führungsverständnis (siehe Faktor 2, Abbildung 0.2).

Sie entdecken, wie Haltung Ihr Führungshandeln beeinflusst, und Sie erhalten Anregungen zur Reflexion Ihres eigenen Führungsverständnisses. Sie erfahren außerdem, wie sich das Führungsverständnis im Laufe der Zeit gewandelt hat. Das Konzept Neue Autorität wird vorgestellt und pädagogisch begründet.

Teil III: Wer andere führen will, braucht eine gute Selbstführung

Teil III widmet sich dem Thema Selbstführung und der Stärkung Ihrer selbstregulativen Fähigkeiten. Selbstregulation umfasst die bewusste und zielfokussierte Steuerung von Gedanken, Gefühlen und Handlungsweisen.

Sie erfahren, wie sich Mindset und Glaubenssätze auf Denken, Fühlen und Handeln auswirken und wie Sie sich dies positiv zunutze machen – für sich selbst und für Ihre Schüler. Um gesund im Beruf zu bleiben, finden die Themen Salutogenese und Resilienz ihren Platz. Die Salutogenese richtet ihren Fokus auf die Entstehung und Erhaltung von Gesundheit (im Gegensatz zur Pathogenese, die sich mit der Entstehung von Krankheiten befasst). Daran anknüpfend zeige ich fünf Aspekte einer resilienten Selbstführung auf.

Konkrete berufsbezogene Kompetenzen werden mit dem »Sicherheitsschrank für Lehrkräfte« eingeordnet. Sie erhalten außerdem Anregungen für Ihre vielfältigen beruflichen Rollen innerhalb Ihrer Lehrerpersönlichkeit und Einladungen zur Selbstreflexion.

Damit Sie für Ihren beruflichen Alltag gestärkt sind, bieten Ihnen die K.R.A.F.T.-Quellen praktische Anregungen, Ihre (Selbst-)Führungskräfte zu stärken und im schulischen Alltag aufzutanken, sodass Sie kraft- und freudvoll und vor allem resilient Ihren Aufgaben nachkommen können (siehe Faktor 3, Abbildung 0.2.).

Teil IV: Beziehungen gestalten

Klassenführung ist eine zentrale Aufgabe innerhalb des Classroom Managements. Sie und jede Ihrer Klassen bilden ein komplexes Personengefüge. Menschliches Handeln wird von unterschiedlichen Bedürfnissen gesteuert. Wie Schüler mit unerfüllten oder verletzten Bedürfnissen umgehen, hängt auch davon ab, wie gut sie ihr eigenes Verhalten steuern können. Die Themen Selbststeuerung und Selbstkontrolle finden hier ihren Platz.

Wo sich Menschen begegnen, prallen regelmäßig unterschiedliche Bedürfnisse und unterschiedliche Strategien zu deren Befriedigung aufeinander. Dies führt zu Spannungen und Konflikten. Damit Sie trotz dieser Herausforderungen in gutem Kontakt mit Ihren Schülern sein und bleiben können, biete ich Ihnen drei Sichtweisen an: Sie erfahren neben den Bedürfnistheorien, welche Entwicklungsaufgaben Ihre Schüler unter Umständen aktuell lösen und wie Ihnen ein systemisch-konstruktiver Blick auf Verhalten hilft, eine positive Arbeitsbeziehung zu schaffen und zu erhalten.

Das dritte Themenfeld befasst sich mit Motivation. Sie erfahren, wie sich Erwartungshaltungen auf die Motivation auswirken. Wie Sie als Lehrkraft andere wahrnehmen, beeinflusst Ihr pädagogisches Handeln und wirkt sich auf Ihre Schüler aus. Daher nehme ich Sie mit in die Welt der Wahrnehmung und welche möglichen Stolpersteine Ihre Wahrnehmung und in der Folge Ihre Beziehungen beeinflussen (siehe Faktor 4, Abbildung 0.2).

Teil V: Kommunikation kultivieren

Kommunikative Anlässe finden in vielfältiger Weise statt und es ist hilfreich, Modelle zu kennen und diese bewusst in Gesprächen mit Ihrer Schülerschaft, Eltern und Erziehungsberechtigten, Kollegium und Vorgesetzten zu nutzen. Gute Kommunikation ist gelingende Kommunikation. Gelingensfaktoren zeigen sich unter anderem in der Fähigkeit, in Kontakt zu kommen und diesen Kontakt auch unter schwierigen Bedingungen zu halten.

Classroom Management reicht über das Klassenzimmer hinaus in die familialen Kontexte Ihrer Schüler, repräsentiert durch Eltern und Erziehungsberechtigte. Die Kooperation mit Eltern ist bedeutsam und mitunter auch spannungsgeladen. Sprachliche Sensibilität und achtsames Hinhören helfen, das Gegenüber besser zu verstehen. Eine strukturierte und zielführende Gesprächsführung ist elementar. Systemische Frageformen erweitern Ihren kommunikativen Handwerkskoffer.

Sich selbst und andere zu verstehen, erfordert die Bereitschaft zur Selbstreflexion und zum Perspektivwechsel. Feedback ermöglicht und erfordert diese Selbstreflexion. Für die eigene Entwicklung sind Menschen auf die Rückmeldung anderer angewiesen. Dies betrifft Sie selbst als Lehrkraft und Ihre Schüler (siehe Faktor 5, Abbildung 0.2).

Teil VI: Herausforderungen meistern – Störungen und Konflikte managen

Störungen und Konflikte gehören zum schulischen Alltag. In diesem Teil erfahren Sie, wie sich Störungen einordnen und unterscheiden lassen und welche Maßnahmen jeweils angemessen und hilfreich sind. Manchmal sind Lehrkräfte selbst Teil von Störungen und daher lade ich Sie auch dazu ein, sich mit Ihren bisherigen professionellen Reaktionsmustern auseinanderzusetzen.

Damit Unterricht störungsarm ablaufen kann, braucht es sinnstiftende Regeln und Rituale. Sich in andere verstehend einzufühlen und Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen, sind wesentliche Entwicklungsaufgaben Heranwachsender. Schüler benötigen Modelle, die ihnen als Vorbilder dienen. Und sie benötigen klare Grenzen bei einem gleichzeitig verlässlichen Beziehungsangebot. Auf der Basis der systemischen Haltung und mit dem Fokus auf erwünschtem Verhalten können Sie kooperative Lösungen mit Schülern entwickeln und umsetzen.

Sozial-emotionales Lernen ist für die persönliche Entwicklung zentral. Dieses Lernfeld pädagogisch zu steuern, ist Aufgabe der ganzen Schule. Welche Methoden sich auf gesamtschulischer und auf Klassenebene anbieten, ist ein weiteres Thema dieses Teils (siehe Faktor 6, Abbildung 0.2).

Teil VII: Externe Unterstützung für die eigene Professionalisierung

Der Beruf der Lehrkraft geht mit erheblichen Belastungen einher. Die eigene Gesundheit ist die Basis, diesen so wunderbaren Beruf lange, erfolgreich und zufrieden auszuüben. Sie lernen ein Stressmodell kennen, mit dem Sie Ihre Herausforderungen reflektieren können. Fehlt der Zugriff auf Lösungsressourcen, hilft es, Schritt für Schritt Bewältigungsmuster zu entwickeln.

Die externe Unterstützung durch Coaching und Supervision etabliert sich auch für Lehrkräfte. Ziele, die der eigenen Weiterentwicklung dienen, stärken die Selbstwirksamkeit. Als präventive Maßnahme wirkt die Prozessbegleitung von Coaching und Supervision einem Burn-out aktiv entgegen.

Auch Fortbildungsangebote dienen der fachlichen und pädagogischen Professionalisierung. Die Investition in die eigene Qualifizierung zahlt sich aus: Sie ermöglicht den Austausch mit anderen, den Blick über den Tellerrand und reichert Ihr Methodenrepertoire an. Ein Blick auf verschiedene Angebote aus dem System will die Neugier fürs eigene Lernen wecken (siehe Faktor 7, Abbildung 0.2).

Teil VIII: Top-Ten-Teil

In diesem Teil finden Sie zwei Listen, die sich auf Ihren konkreten schulischen Alltag beziehen. Die eine befasst sich mit Stolperfallen im schulischen Alltag, die andere mit konkreten Gelingensfaktoren für Kommunikation.

Symbole, die in diesem Buch verwendet werden

Definitionen sichern das Verständnis. Wenn es um zentrale Begriffe geht, finden Sie hinter diesem Symbol eine Definition.

Die Themen in diesem Buch sind so aufbereitet, dass sie einem soliden Grundverständnis entsprechen. Sie werden vielleicht – je nach eigenem Kenntnisstand – nicht jedes Kapitel lesen. Dieses Symbol bündelt einen (oder mehrere) wesentliche Aspekte eines Themas und dient einem inhaltlichen Innehalten. Manchmal blicke ich auch über den Tellerrand der Pädagogik in andere Disziplinen, um Impulse für das schulisch-unterrichtliche Denken und Handeln abzuleiten und zu begründen. Wenn Sie sich zum Beispiel fragen, warum (oder besser wozu) ich zum Beispiel in Teil IV Beziehungen gestalten einen Ausflug in die Theorien der Entwicklungspsychologie mache, können Sie unter diesem Symbol die Begründung dafür finden. Damit soll vorrangig die Frage Wozu dient mir das? beantwortet werden und Ihr Handeln um einen vertieften professionellen Bezugskontext ergänzen.

Um auf etwas Wichtiges deutlich hinzuweisen, wird dieses Symbol verwendet. Möglicherweise mache ich Sie an einzelnen Stellen auch auf »Gefahren« aufmerksam, dann bediene ich mich ebenfalls dieses Symbols.

Wenn es praktisch wird, soll Ihnen dieses Symbol im Buch die Vorstellung der Umsetzung vereinfachen. Konkrete Beispiele möchten Sie ermutigen und befähigen, die vorgestellten Impulse, Methoden und Interventionen in Ihre Arbeit als Lehrkraft zu integrieren.

Sie finden in den unterschiedlichen Teilen Einladungen für Übungen. Diese sind bewusst platziert. Am besten entfalten die Impulse ihre Wirkung, wenn Sie die Übungen schriftlich machen. Vielleicht haben Sie ja Lust auf eine Art begleitendes Übungsheft, in dem Sie Ihre Auseinandersetzung mit den Inhalten festhalten und später auch erneut nachlesen können.

Wie es weitergeht

Sie können in dieses Buch auf unterschiedliche Weise einsteigen: Wer gerne »brav« von vorne nach hinten liest, wird auf dem Weg durch das Thema an die Hand genommen und folgt meinem Weg, der sich in der Struktur und Logik der einzelnen Teile zeigt.

Sie können alternativ dazu auch einfach an jeder für Sie interessanten Stelle loslegen und werden auch so gut ins Thema finden. Durch die enthaltenen Querverweise erhalten Sie Richtungsvorschläge, wenn Hintergründe und/oder Vernetzungen zu anderen Textstellen hilfreich sind. Durch das Stichwortverzeichnis gelangen Sie punktgenau zu einem Unterthema und können sich von dort weiterbewegen.

Manche Teile oder Kapitel sind für Sie vielleicht in der Ausführlichkeit nicht von Interesse, vielleicht wissen Sie dazu selbst auch schon genügend, dann überspringen Sie diese Stellen getrost. Sie sind für diejenigen gedacht, die gerne Hintergründe und Zusammenhänge erhalten beziehungsweise sich gerne vertieft mit einem Teilbereich auseinandersetzen.

Ich lade Sie ein, die Übungen in den einzelnen Kapiteln SCHRIFTLICH zu machen. Es macht einen Unterschied, ob wir nur über etwas nachdenken oder aber handelnd – in diesem Fall schreibend – einen Prozess durchlaufen. Außerdem haben Sie so die Möglichkeit, Ihre Gedanken schwarz auf weiß vor sich zu sehen und sich zu unterschiedlichen Zeiten wieder damit zu befassen.

Wenn Sie sich für Unterstützungsangebote wie beispielsweise Lehrer-Coaching interessieren, finden Sie in Teil VII Externe Unterstützung für die eigene Professionalisierung Beiträge zum Thema »Wirksame Ziele (um)setzen«. Ich beschreibe, mit welchen Themen Lehrkräfte ins Coaching kommen und wodurch es auch (für Sie) hilfreich sein kann.

Dieses Buch zu schreiben war mir eine Freude. Die Anregungen und Impulse speisen sich aus meiner persönlichen Erfahrung und meiner pädagogisch-systemischen Haltung. Sie sind so verfasst, dass Sie sich auf allen Klassenstufen angesprochen fühlen sollen. Die Konkretisierung für Ihren schulischen Kontext ist im Anschluss IHRE Aufgabe, liebe Leserin und lieber Leser. Dafür von Herzen alles Gute.