2 Hunde

Daphne Ketter, Dorothea Döring

2.1 Allgemeines

2.1.1 Angstverhalten bei Hunden in der Tierarztpraxis

Dorothea Döring

2.1.1.1 Ergebnisse einer Studie

Erfahrungsgemäß zeigen viele Hunde Angstverhalten beim Tierarzt. Um festzustellen, wie viele Tiere tatsächlich von diesem Problem betroffen sind, führten wir eine Studie in einer Kleintierklinik an 135 gesunden Hunden unterschiedlicher Rassen und beiderlei Geschlechtes durch ▶ [21], ▶ [28]. Das Verhalten der Hunde wurde beim Eintritt in den Behandlungsraum, beim Aufenthalt im Behandlungsraum auf dem Boden, während einer standardisierten Testuntersuchung auf dem Behandlungstisch sowie beim Verlassen des Behandlungsraumes beobachtet. Bei der Untersuchung auf dem Behandlungstisch handelte es sich um eine standardisierte Allgemeinuntersuchung (Adspektion von Augen, Ohren und Maulschleimhaut, Palpation des Bauches, Messung der rektalen Körpertemperatur und Auskultation). Zusätzlich wurden Daten mittels Fragebogen erhoben.

Die Hunde wurden in die Kategorie „ängstlich“ eingeteilt, wenn sie mindestens drei der folgenden fünf Verhaltensmerkmale bei der Untersuchung auf dem Behandlungstisch aufwiesen: geduckte Körperhaltung, gesenkte oder zwischen den Beinen eingekniffene Rute, Zittern, Meideverhalten (versucht, vom Tisch zu springen oder versteckt sich bei seinem Besitzer), starr nach vorne gerichteter Blick.

Der Großteil der Hunde (78,5% von n=135) wurde daraufhin als „ängstlich“ eingeordnet. Des Weiteren wurde festgestellt, dass über ein Drittel der Hunde zögerlich in den Behandlungsraum lief oder sich hinter dem Besitzer versteckte, acht Tiere mussten an der Leine in den Raum gezogen und zehn von ihnen getragen werden, da sie ihn nicht freiwillig betraten.

Auf dem Behandlungstisch zeigten die Hunde signifikant mehr Zeichen von Angst und Stress als auf dem Boden im Behandlungsraum (Körpersprache, Zittern).

Beim Verlassen des Behandlungsraumes verhielten sich die Hunde signifikant anders als beim Betreten. So zogen nun 84,4% der Hunde an der Leine hinaus, ohne Leinenzug liefen 12,6%. Je zwei Hunde liefen zögerlich bzw. mussten getragen werden.

Es stellte sich heraus, dass es signifikante Unterschiede hinsichtlich Alter, Geschlecht und Vorerfahrungen zwischen den „ängstlichen“ und den „entspannten“ Tieren gab, die bei der Untersuchung auf dem Behandlungstisch keines oder nur eines der oben genannten Verhaltensmerkmale gezeigt hatten. Rüden stellten sich als signifikant weniger ängstlich heraus als Hündinnen. Tiere unter zwei Jahren zeigten sich signifikant weniger ängstlich als ältere Hunde. Tiere, die nach Angaben ihrer Besitzer bereits schlechte Erfahrungen beim Tierarzt gemacht hatten, verhielten sich signifikant ängstlicher als Hunde, die bisher nach Ansicht ihrer Besitzer nur positive Erfahrungen gemacht hatten.

Aus den Ergebnissen der Studie lässt sich schließen, dass der Großteil aller Hunde, die in die Tierarztpraxis kommen, Angstverhalten zeigt und dass somit für diese Tiere der Tierarztbesuch eine Belastung darstellt. Dieser hohe Prozentsatz entspricht auch den Angaben in der Literatur: So zeigten nach Beaver ▶ [19] 60% der Hunde, die in eine Tierarztpraxis gebracht wurden, ängstliches oder submissives Verhalten, und Stanford ▶ [30] stellte fest, dass sich sogar 70% der beobachteten Hunde weigerten, eine Tierklinik zu betreten, und entweder hineingezogen oder getragen werden mussten.

Am Verhalten der Tiere unserer Studie war abzulesen, dass die Situation auf dem Tisch noch eine Steigerung der Belastungssituation darstellte. Dies kann zum einen daran liegen, dass die Untersuchung auf dem Tisch und nicht am Boden erfolgte. Zum anderen ist plausibel, dass der Tisch eine weniger vertraute und somit beängstigende Situation darstellte oder aber für einen Teil der Hunde bereits mit unangenehmen Erfahrungen verbunden war. Über klassische Konditionierung können unangenehme Erfahrungen wie z.B. schmerzhafte Behandlungen mit Gegenständen, Personen oder Situationen (z.B. Untersuchungstisch, Tierarzt, Praxisräumen) verknüpft werden, sodass diese daraufhin selbst zu Auslösern von Angstverhalten werden können. Jedes negative Erlebnis beeinflusst das Verhalten des Hundes, sodass der folgende Tierarztbesuch immer schwieriger wird. Deshalb sollten geeignete ▶ Methoden angewendet werden, um die Angst der Hunde zu reduzieren.

Merke

Empfehlungen aufgrund der Ergebnisse der Studie

2.1.2 Kommunikationsformen

Daphne Ketter

Für den Tierarzt ist es überaus wichtig das Ausdrucksverhalten des Hundes zu verstehen, um sich sowohl um das emotionale wie auch körperliche Wohlergehen des Hundes kümmern zu können. Aber auch im Rahmen der Bissprävention ist es notwendig, dass der Tierarzt sowie andere Menschen, die mit Hunden Umgang haben, das Verhalten eines Hundes richtig deuten können.

Merke

Um das Verhalten eines Hundes verstehen zu können, ist es immer wichtig, die Summe der einzelnen Signale sowie den Kontext zu betrachten. Auch rassespezifische sowie individuelle Besonderheiten müssen bei der Beurteilung berücksichtigt werden.

Im Folgenden wird das optische und akustische Ausdrucksverhalten des Hundes im Hinblick auf die Relevanz hinsichtlich des Handlings in der Tierarztpraxis näher betrachtet.

2.1.2.1 Optisches Ausdrucksverhalten

Das optische Ausdrucksverhalten (Gestik und Mimik) des Hundes dient der Kommunikation mit der belebten (Mensch, Artgenossen, andere Lebewesen) und auch unbelebten (z.B. Staubsauger, Zentrifuge) Umwelt.

Hunde verfügen über viele optische Ausdrucksmittel. Hierzu gehören:

Zu beachten ist, dass bei einigen Rassen das optische Ausdrucksverhalten zum Teil nur eingeschränkt möglich ist, wie etwa bei Hunderassen, bei denen die Gesichtshaut an sich in Falten gelegt ist (z.B. englische und französische Bulldogge, Mops, Shar Pei; ▶ Abb. 2.1).

Abb. 2.1 Das Ausdrucksverhalten des Haushundes ist je nach Rasse mehr oder weniger reduziert, was zu intraspezifischen Konflikten führen kann. Eine solche rassebedingte ausgeprägte dauerhafte Faltenbildung im Kopfbereich wie z.B. bei Bulldoggen kann zu Missverständnissen führen.

(Quelle: Jane Englmeier, München.)

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Für die richtige Interpretation des Verhaltens des Hundes reicht es nicht aus ein einziges Ausdrucksmittel zu beobachten, wie z.B. die Rute. Nicht selten wird das sogenannte Schwanzwedeln als Zeichen für einen freundlichen Hund fehlinterpretiert. Es ist immer wichtig die Einzelsignale in ihrer Gesamtheit und im Kontext zu betrachten.

Merke

Das sogenannte Schwanzwedeln ist kein Zeichen von Freude, sondern zeigt lediglich, dass sich der Hund in einer erhöhten Erregungslage befindet.

Hund in neutraler bzw. entspannter Grundstimmung

Hierdurch wird deutlich wie wichtig es ist, rassespezifische, aber auch individuelle Besonderheiten der Hunde zu kennen, die in der Praxis vorgestellt werden. Auch aufgrund anatomischer Fehlbildungen seit der Geburt oder aufgrund von Traumata oder operativer Eingriffe können beim Patienten Besonderheiten im optischen Ausdrucksverhalten vorliegen.

Bedeutung in der Tierarztpraxis: Ein Hund in einer neutralen bzw. entspannten Grundstimmung fühlt sich wohl in seiner Umgebung. Das Handling kann fortgesetzt werden.

Aufmerksamer Hund

Bedeutung in der Tierarztpraxis: Ein aufmerksamer Hund ist reaktionsfreudiger als ein Hund in entspannter Grundstimmung. Seine Aufmerksamkeit sollte gezielt auf Dinge gelenkt werden, die er positiv wahrnimmt, z.B. Belohnung für ruhiges Stehen. Das Handling kann fortgesetzt werden.

Unsicherer bzw. ängstlicher Hund

Überblick

Unsicherer bzw. ängstlicher Hund

Körperhaltung

Mimik (bei zunehmender Angst)

Lautäußerungen

Bei einem unsicheren bzw. ängstlichen Hund weisen die Ausdruckselemente zunehmend weg von dem angstauslösenden Stimulus. Hunde, die Angst haben, können auch vor Angst regelrecht erstarren (Angststarre). Außerdem weigern sie sich oftmals weiterzugehen.

Bedeutung in der Tierarztpraxis: Angst ist eine angeborene negative Emotion. Daher sollten auch in der Tierarztpraxis Situationen, die den Hund ängstigen, so gut wie möglich vermieden werden.

Angstaggressiver Hund

Überblick

Angstaggressiver Hund – Abwehrdrohen

Körperhaltung

Mimik

Lautäußerungen ( ▶ [29], ▶ [26]):

Bei einem angstaggressiven Hund sieht man wie beim ängstlichen Hund nach hinten gezogene Ohren und lange Maulwinkel, jedoch kommt die Komponente des Drohens hinzu (Abwehrdrohen).

Das Öffnen des Fangs gehört bereits zum Angriff. Gebissklappern ist ein Zeichen höchster Angst und höchster Verteidigungsbereitschaft.

Bedeutung in der Tierarztpraxis: Ein unsicherer bzw. ängstlicher Hund kann angstaggressives Verhalten zeigen, wenn er sich bedroht fühlt und nicht die Möglichkeit hat der vermeintlichen Gefahr aus dem Weg zu gehen. Es sollte genau überlegt werden, welche Maßnahmen möglich sind, damit sich die Situation für den Hund weniger bedrohlich anfühlt. Eine weitere Provokation kann dazu führen, dass der Hund sich verteidigen wird.

Offensiv drohender Hund

Überblick

Offensiv drohender Hund – Angriffsdrohen

Körperhaltung ( ▶ [29], ▶ [26])

Mimik (reines Offensivdrohen)

Lautäußerungen

Zu beachten ist, dass im Drohverhalten bei Hunden auch häufig Mischformen zu sehen sind – d.h. kein reines Abwehr- bzw. Angriffsdrohen ( ▶ Abb. 2.2).

Bedeutung in der Tierarztpraxis: Ein Hund, der offensiv droht, ist bereit bei einer geringen weiteren Provokation einen Angriff zu starten. Es müssen sofortige Maßnahmen getroffen werden, um einen Angriff bzw. eine Eskalation der Situation zu verhindern.

Abb. 2.2 Offensives und defensives Drohen beim Hund.

Abb. 2.2a Überwiegend offensives Drohen: aufgestellte Ohren und runde Maulwinkel.

(Zeichnung: Dr. Dorothea Döring, München. Quelle: Schneider B, Ketter D. Verhaltensmedizin bei Hund und Katze. Stuttgart: Schattauer, 2016, S. 175)

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Abb. 2.2b Überwiegend defensives Drohen: angelegte Ohren und spitze Maulwinkel.

(Zeichnung: Dr. Dorothea Döring, München. Quelle: Schneider B, Ketter D. Verhaltensmedizin bei Hund und Katze. Stuttgart: Schattauer, 2016, S. 175.)

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2.1.2.2 Akustisches Ausdrucksverhalten

Das Lautäußerungsverhalten des Hundes ist sehr vielfältig. Zum Lautrepertoire gehören Bellen, Wuffen, Knurren, Fiepen und Winseln, Heulen, Schreien, Fauchen, Schrappen, Keifen sowie Infantillaute ▶ [22]. Haushunde sind lautäußerungsfreudiger als Wölfe. Hierbei gibt es aber auch rassespezifische Unterschiede zu beobachten.

Bellen

Hunde bellen in vielen Situationen. Bellen ist nicht gleich Bellen. Bellen kann in allen möglichen sozialen Situationen eingesetzt werden, wie etwa zur Begrüßung, zur Verteidigung, zur Spielaufforderung etc. Ein Bellen zur Begrüßung hört sich jedoch ganz anders an als ein Bellen bei aggressiven Auseinandersetzungen. So konnten Hörer von Belllauten (Tonaufnahmen eines Mudi) das jeweilige Bellen, welches ihnen vorgespielt worden war, weit über dem Zufallslevel der richtigen Situation zuordnen ▶ [27]. Auch in der Tierarztpraxis kann das Bellen eines Hundes einen wichtigen Hinweis über dessen emotionalen Zustand und die jeweilige Situation geben, insbesondere wenn der Hund beispielsweise aufgrund seiner Rassezugehörigkeit in seinem optischen Ausdrucksverhalten eingeschränkt ist. Zeigt ein Hund z.B. defensives Drohbellen, sollte genau überlegt werden, welche Maßnahmen möglich sind, damit die Situation auf den Hund weniger bedrohlich wirkt.

Einige Hundebesitzer erzählen auch, dass ihr Hund nach einem stationären Aufenthalt in der Tierarztpraxis/Tierklinik zu Hause nun sehr viel bellt bzw. heiser ist vom vielen Bellen in der Klinik. Im Nachhinein ist es immer schwierig herauszufinden, warum der Hund so viel gebellt oder andere Lautäußerungen von sich gegeben hat.

Bellt ein Hund in der Praxis/Klinik viel, sollte an sich eruiert werden, warum dies so ist und es sollten, wenn möglich, ▶ entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. Ein ständiges Bellen kann außerdem Stress für die Menschen und Tiere bedeuten, die sich in Hörweite befinden.

Knurren

Knurren kann sowohl beim Angriffs- als auch beim Abwehrdrohen, aber auch im Rahmen des Spielens vorkommen. Auf keinen Fall sollte ein Hund für „Knurren“ körperlich bestraft werden. Durch körperliche Gewaltanwendung kann es zur Eskalation der Situation und auch zu Verletzungen der Beteiligten kommen. Außerdem ist es höchst gefährlich, wenn ein Hund evtl. dadurch lernen würde, nicht mehr zu drohen, sondern gleich anzugreifen.

Lautäußerungen bei neutraler Grundstimmung, Angst und Aggression
Hund in neutraler/entspannter Grundstimmung

Ein ▶ entspannter Hund vokalisiert normalerweise nicht.

Unsicherer bzw. ängstlicher Hund

Lautäußerungen, mit denen der Hund ▶ Unsicherheit oder Angst ausdrücken kann, sind Winseln, Jaulen, Heulen, Schreien, Knurren und Bellen.

Angstaggressiver Hund

Lautäußerungen wie Fauchen, Schrei-Fauchen, Knurren, Knurr-Fauchen ( ▶ [29], ▶ [26]) oder auch Bellen können beim ▶ Abwehrdrohen vorkommen.

Offensiv drohender Hund

Ein ▶ offensiv drohender Hund kann evtl. tief knurren oder fauchen → Abwehrdrohen, Angriffsdrohen

2.1.3 Schmerzen

Daphne Ketter

Das Erkennen von Schmerzen beim Hund ist nicht immer einfach.

Der Stressor „Schmerz“ bewirkt eine Stimulation des sympathischen Nervensystems. Hierdurch kommt es zu Tachykardie, Hypertonie und Hyperventilation. Es gibt jedoch auch andere Stressoren, die aufgrund der Stimulation des sympathischen Nervensystems dazu führen können. Daher sind diese Parameter unzureichend, um Schmerzen feststellen zu können. Weitere Anzeichen für Schmerzen sind beispielsweise abnormale Körperhaltung, Lahmheit, Immobilisation, das Lecken und Beknabbern von schmerzhaften Stellen, Gewichtsreduktion, struppiges Fell, Gereiztheit, Unruhe, Depression, Aggression, Schmerzlaute wie Heulen und Schreien.

Bei längerem Bestehen von Schmerzen kann es zu einem sogenannten Schmerzgedächtnis kommen. Das Schmerzgedächtnis entspricht einer chronischen Übererregbarkeit der Nervenzelle und erinnert an den ursprünglichen Schmerz, obwohl der ursprüngliche Auslöser nicht mehr vorhanden ist ▶ [23].

2.1.3.1 Genaue Beobachtung

Um Schmerzen frühzeitig erkennen und effektiv behandeln zu können, kann der Tierhalter viel dazu beitragen, indem er sein Tier genau beobachtet. Tierbesitzer erkennen den akuten Schmerz meist leichter als den chronischen Schmerz. Gerade bei Hunden im Seniorenalter werden Wesensveränderungen dem Alter zugeschrieben. Gerade solche Veränderungen können jedoch einen wichtigen Hinweis auf evtl. vorliegende Schmerzen geben. Daher sollte der Hundebesitzer darüber aufgeklärt werden, wie wichtig es ist, seinen Hund genau zu beobachten. ITIS (Initiative tiermedizinische Schmerztherapie) bietet in Kooperation mit der Bundestierärztekammer (BTK), der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) und Deutschen Gesellschaft für Kleintiermedizin der DVG (DGK-DVG) ein Merkblatt zum Thema „Hat mein Hund Schmerzen?“ an, welches Sie dem Tierhalter mitgeben können ▶ [24].

Besonders bei chronischen Schmerzen ist es meist sinnvoll, die Gabe von Schmerzmitteln mit weiteren Maßnahmen zu kombinieren. Physiotherapeutische Übungen können beispielsweise die Muskelkraft und Beweglichkeit erhöhen. Ein Hund sollte jedoch allmählich an solche Übungen gewöhnt werden.

2.1.3.2 Unterwasserlaufband

Wird ein Unterwasserlaufband benutzt, sollte der Hund langsam daran gewöhnt werden. Das Tempo bestimmt der Hund. Besonders gut zur ▶ Gegenkonditionierung eignet sich anfangs eine Futtertube. Der Vorteil an einer Futtertube ist, dass durch das Drücken auf die Tube das Futter kontinuierlich gegeben werden und die Aufmerksamkeit des Hundes länger gehalten werden kann. Dies kann gerade am Anfang des Trainings sehr nützlich sein. Es gibt bereits befüllte und auch befüllbare Tuben zu kaufen. Gerade für Hunde, die nur ein bestimmtes Futter bekommen dürfen, eignet sich eine befüllbare Tube besonders gut. Wie bei jeder Futterbelohnung sollte das verabreichte Futter mit in die Tagesration des Hundes eingerechnet werden. Übergewicht bedeutet mehr Belastung für die Gelenke, was zu Schmerzen führen kann.

Ähnlich wie bei der ▶ Gewöhnung an das Autofahren (s.a. ▶ Anhang) ist es wichtig, dass der Hund lernt

Es muss auf eine optimale Ausrichtung des Hundes auf dem Unterwasserlaufband geachtet werden. Der Hund sollte keinen überstreckten Hals haben, während er auf dem Unterwasserlaufband steht. Der Belohnungspunkt mit der Futtertube sollte so gewählt werden, dass der Hund eine anatomisch für ihn günstige Position einnehmen kann.

2.2 Vorbereitung auf den Tierarztbesuch

Daphne Ketter

Um dem Hund den Tierarztbesuch so angenehm wie möglich zu gestalten, sollten einige Dinge bereits im Vorfeld beachtet werden. Hier spielen u.a. auch der Züchter, die richtige Auswahl von Leine, Brustgeschirr, Halsband und Maulkorb sowie eine solide Grunderziehung eine Rolle.

2.2.1 Züchter

Bereits die Zeit beim Züchter nimmt Einfluss auf das Verhalten des Hundes im späteren Leben – und so auch in der Tierarztpraxis. Denn auch hier wird der Hund mit „alltäglichen“ Reizen, wie etwa der Begegnung mit Menschen, Artgenossen oder verschiedenen Bodenbeschaffenheiten, konfrontiert. Gemäß der Tierschutz-Hundeverordnung ▶ [31] darf ein Welpe erst im Alter von über acht Wochen vom Muttertier getrennt werden. Außerdem ist zu beachten, dass Welpen aus dem Ausland aufgrund der europarechtlich vorgeschriebenen Tollwutimpfung erst ab einem Alter von 15 Wochen nach Deutschland gebracht werden dürfen. Ein Hund aus dem Ausland verbringt also seine gesamte sensible Phase (3. bis ca. 12.–14. Lebenswoche) beim Züchter. Vor allem die 3.–5. Lebenswoche hat eine besondere Bedeutung in Bezug auf Habituation und Sozialisierung, da der Welpe in dieser Zeit angstfrei auf Neues zugeht und anhand der gemachten Erfahrungen sein eigenes Referenzsystem bildet. Dadurch wird klar, wie wichtig die Bedingungen beim Züchter sind – und diese sollten denen bei den zukünftigen Besitzern bereits sehr ähnlich sein. Die Welpen sollten schon beim Züchter gängige Alltagsreize kennenlernen. Kontaktmöglichkeiten mit verschiedenen Menschen (Männer, Frauen, Kinder) sowie mit anderen Hunden verschiedener Rassen sollten vorhanden sein ▶ [25]. Die Welpen sollten bereits beim Züchter an ein behutsames ▶ Handling, z.B. Hochheben oder Maulöffnen, gewöhnt werden. Die ersten Begegnungen mit dem Tierarzt sollten so positiv wie möglich behaftet sein.

2.2.2 Hundeerziehung

Die Hund-Halter-Beziehung spielt beim Tierarztbesuch ebenfalls eine Rolle. Der Mensch sollte den Hund gewaltfrei erziehen und Führungsverantwortung übernehmen.

Es gibt viele Signale (Kommandos), die auch für den Tierarztbesuch sehr hilfreich sein können. Gleichgültig auf welche Kommandos der Hund später reagieren soll – alle Signale müssen eindeutig sein. Es ist auch anzuraten einem akustischen Signal unterstützend ein Handzeichen/eine Geste zuzuordnen. Dies zahlt sich gerade bei älteren Patienten aus, die in ihrem Wahrnehmungsvermögen oftmals eingeschränkter sind, z.B. wenn sie nur noch über ein geringes Hörvermögen oder geringes Sehvermögen verfügen.

Hilfreich für ein stressreduzierendes Handling in der Praxis wären etwa Signale für

Wurden diese Signale mit dem Hund schon ausgiebig geübt, hat dies den Vorteil, dass der Hund in bestimmte Positionen gebracht werden kann. Dies beschleunigt den Untersuchungsgang und trägt dazu bei den Stresslevel aller Beteiligten (Hund, Halter, Tierarzt und andere beteiligten Personen) möglichst niedrig zu halten.

Das allein reicht aber nicht aus, um einen Hund auf tierärztliche Untersuchungen und Behandlungen vorzubereiten. Der Hund sollte auch daran gewöhnt sein, hochgehoben, festgehalten, an verschiedenen Körperteilen angefasst und untersucht zu werden. Ein Training mit Tieren, welches zur Vorbereitung auf Untersuchungen in der Tierarztpraxis dient, wird als „ ▶ Medical Training“ bezeichnet. Bereits beim Training muß darauf geachtet werden, Stress zu minimieren z.B. durch strukturiertes Training mit kleinen Lernschritten und Vermeidung von Überforderung. Allgemeine Stresssymptome sind z.B. Hecheln, Anspannung des Körpers, Zittern, starker Haarausfall, Schuppenbildung, feuchte Pfotenballen (Schweißdrüsen), Durchfall, Futterverweigerung, Fiepen, Bellen.

Daher muss darauf geachtet werden, dass die „Manipulationen“ für den Hund möglichst positiv erlebt werden. Dies kann man beispielsweise mittels „Clickertraining“ erreichen.

2.2.2.1 Clickertraining

Für das sogenannte Clickertraining kann ein Clicker (ein Gerät, das ein akustisches Signal in Form eines „Clicks“ erzeugt) oder auch ein Markerwort (z.B. „Click“) verwendet werden. Der Nachteil eines Markerwortes ist, dass es unterschiedlich klingen kann – etwa aufgrund des Gemütszustandes des Trainers. Der Vorteil des Markerwortes ist, dass man keine Hand braucht, um das akustische „Click“-Signal ertönen zu lassen. Hierdurch hat man beide Hände durchgehend für andere Tätigkeiten frei.

Bevor das eigentliche Medical Training mit dem „Click“-Signal als positiver Sekundärverstärker gestartet werden kann, muss der Clicker bzw. das ▶ Markerwort konditioniert werden. Ist dies erfolgt, kann das „Click“-Signal als positiver Sekundärverstärker eingesetzt werden.

2.2.2.2 Alleinbleiben

Hunde sind obligat sozial lebende Rudeltiere. An das Alleinbleiben sollte ein Hund stets langsam gewöhnt werden. Kennt ein Hund das Alleinbleiben nicht, kann der Aufenthalt in einer fremden Umgebung ohne die Bezugsperson ein großes Problem darstellen. Insbesondere, wenn der Hund eine sehr enge Beziehung zu einer Person hat, kann sich die Trennung von dieser Person in Form von Trennungsangst zeigen. Schon eine kurze Trennung von der Bezugsperson – etwa, wenn der Hund zum Röntgen mitgenommen wird – kann enormen Stress für den Hund bedeuten. Auch wenn Hunde in der gewohnten Umgebung allein bleiben, heißt das nicht, dass sie auch in einer fremden Umgebung allein gelassen werden können. Daher sollte man bei fortgeschrittenem Training das Alleinbleiben auch in ungewohnter Umgebung üben.

Wenn ein Hund an einem bestimmten Platz länger bleiben soll, kann als Hilfsmittel eine enge Ortsverknüpfung zu einer speziellen Unterlage (z.B. eine Decke) nützlich sein. Diese Unterlage kann dann auch mit in die Tierarztpraxis genommen werden. Damit dies klappt, muss ein ▶ Liegeplatztraining durchgeführt werden. Das Ziel des Trainings ist es, dass der Hund auf dieser Decke eine entspannte Position auch in fremder Umgebung einnimmt – sowohl in Anwesenheit als auch in Abwesenheit der Bezugsperson. Es ist auch ratsam dies auf verschiedenen Decken zu trainieren, da Decken auch ab und zu ausgetauscht werden müssen (z.B. aus hygienischen Gründen).

Merke

Prophylaktisch sollte jeder Hund langsam an das Alleinbleiben gewöhnt werden.

Wird eine bereits bestehende Trennungsangst vermutet, sollte der Patient an einen verhaltenstherapeutisch tätigen Tierarzt überwiesen werden.

2.2.3 Halsband, Brustgeschirr, Leine und Maulkorb

In vielen Situationen ist es nötig, den Hund mit Hilfsmitteln unter Kontrolle zu halten – auch in der Tierarztpraxis ist eine solche Sicherung nicht selten erforderlich.

Zur Stressminimierung sollte ein Hund bereits im Welpenalter behutsam an Halsband, Brustgeschirr, Leine und Maulkorb gewöhnt werden. Unabhängig von der Art des Hilfsmittels ist es wichtig, für jeden Hund individuell das Passende (Größe, Material etc.) auszusuchen. Dies gilt nicht nur für den Alltag, sondern auch für die Tierarztpraxis.

So kann der Tierarztbesuch etwa aufgrund eines ungeeigneten Halsbandes/Brustgeschirrs – aus dem der Hund ohne weiteres herausschlüpfen kann – zum Problem werden. Ein Einfangen des Hundes bedeutet neben dem Stress für das Tier auch einen zusätzlichen Zeitaufwand sowie evtl. Verletzungen (z.B. Kratzwunden, Bissverletzungen) für den Tierarzt bzw. das Personal.

2.2.3.1 Halsband, Geschirr, Leine

Am besten sollte ein Hund bereits von Anfang an sowohl an Halsband als auch an ein Brustgeschirr gewöhnt werden. Sollte der Hund etwa aufgrund eines operativen Eingriffs schmerzhaft im Bereich der Brust sein, kann er dann alternativ zum Brustgeschirr ohne Probleme ein Halsband tragen.

Für regelrechte Ausbruchkünstler kann ein sogenanntes Sicherheitsgeschirr empfohlen werden. Das Sicherheitsgeschirr hat hinter dem üblichen Bauchgurt noch einen weiteren. Auch beim Sicherheitsgeschirr muss auf die genaue Passform geachtet werden. Einige Hersteller bieten Sonderanfertigungen für Halsband und Geschirre an. Ein genaues Maßnehmen (z.B. Halsumfang, Brustumfang, Bruststeg, Rückensteg, Brustumfang für Sicherheitsgeschirre) ist hierfür unerlässlich.

Aversiv wirkende Modelle (z.B. Endloswürger, Stachelhalsbänder, Korallenhalsbänder, Erziehungsgeschirre mit Zugwirkung unter den Achselhöhlen) sind als Hilfsmittel abzulehnen. Hundehalter, die diese verwenden, sollten darüber aufgeklärt werden, welche Auswirkungen diese auf den Hund haben können. Gegebenenfalls kann auch eine Überweisung zum verhaltenstherapeutisch tätigen Tierarzt sinnvoll sein, insbesondere wenn bereits eine Angst- oder Aggressionsproblematik vorliegt. Jedoch sind vorbeugende Maßnahmen vorzuziehen, die eine solche Problematik gar nicht erst entstehen lassen.

Merke

Aversiv wirkende Modelle (z.B. Endloswürger) sind als Hilfsmittel sowohl im Alltag wie auch in der Tierarztpraxis abzulehnen. Zum einen werden durch den Einsatz dieser Hilfsmittel dem Hund Schmerzen zugefügt, zum anderen kann es zu einer angstauslösenden Verknüpfung kommen. Dies kann zu Angstproblemen und auch zu angstaggressivem Verhalten führen.

Auch eine gute Leinenführigkeit, also das Gehen des Hundes an der Leine ohne zu ziehen, ist von Vorteil, um ihn ohne Probleme an verschiedene Stellen innerhalb der Praxis bringen zu können. Damit ein Hund lernt ohne Zug an der Leine zu laufen, sollte u.a. konsequent darauf geachtet werden, dass das Ziehen an der Leine keinen Erfolg bringt. So darf beispielsweise kein Weiterkommen des Hundes in seine gewünschte Richtung unter Leinenzug stattfinden.

2.2.3.2 Maulkorb

Im Rahmen der tierärztlichen Untersuchungen und Behandlungen kann es nötig sein, dass der Hund zum Schutz der beteiligten Personen einen Maulkorb tragen sollte. Ist der Hund bisher an keinen Maulkorb gewöhnt worden, ist allein das Tragen des Maulkorbs schon mit Stress verbunden. Aber nicht nur beim Tierarzt, sondern auch in anderen Situationen kann das Tragen eines Maulkorbs erforderlich sein. So müssen z.B. bei der Deutschen Bahn ▶ [20] alle Hunde, die nicht in einem Transportbehälter mitgenommen werden, an der Leine geführt werden und einen Maulkorb tragen (ausgenommen sind Blindenführhunde und Begleithunde eines schwerbehinderten Menschen).

Damit ein Hund jedoch ohne Probleme einen Maulkorb tragen kann, muss er langsam daran gewöhnt werden. In dieser ▶ Gewöhnungsphase ist es wichtig, dass der Hund keine negativen Erfahrungen – etwa im Rahmen eines Tierarztbesuches – macht, die er mit dem Maulkorb verbinden könnte.

Gerade bei evtl. schmerzhaften Eingriffen können Hunde, die an sich eine sehr hohe Toleranzgrenze haben und normalerweise keine aggressiven Reaktionen beim Handling zeigen, plötzlich aggressiv reagieren. In solchen Fällen kann es dann zu Bissverletzungen kommen. Wird jedoch ein gut passender Maulkorb verwendet, sind die beteiligten Personen vor solchen Verletzungen geschützt. Dieses Sicherheitsgefühl lässt ein entspannteres Arbeiten zu, was wiederum das Verhalten des Hundes positiv beeinflussen kann.

Maulkörbe gibt es in verschiedensten Ausfertigungen. Es gibt Modelle (z.B. Nylonmaulkörbe und Maulschlaufen), die dem Hund das Hecheln und Trinken nicht ermöglichen. Der Vorteil von solchen Maulkörben ist der gute Schutz vor Bissverletzungen, da sie das Maul so eng umschließen, dass ein Öffnen des Kiefers nicht mehr möglich ist. Diese dürfen jedoch nur für wenige Minuten zum Einsatz kommen. Trägt der Hund einen Maulkorb über einen längeren Zeitraum, dürfen nur Maulkörbe verwendet werden, die das Hecheln und Trinken ermöglichen. Dies muss auch in der Tierarztpraxis beachtet werden. Außerdem sollte ein Maulkorb nicht immer erst vor einer unangenehmen Situation angelegt werden, da sonst die Gefahr besteht, dass der Hund den Maulkorb mit negativen Erlebnissen verknüpft.

Merke

Am besten sollte jeder Hund von Anfang an langsam an das Tragen eines Maulkorbs gewöhnt werden. Somit kann der Maulkorb im Bedarfsfall ohne Probleme zum Einsatz kommen.

Ein Nachteil des Maulkorbs ist es jedoch, dass die Mimik des Hundes nicht mehr so gut zu erkennen ist.

2.2.4 Der Weg zum Tierarzt und Auslastung vor dem Tierarztbesuch

Bereits der Weg zum Tierarzt sollte so stressarm wie möglich gestaltet werden. Der Hund sollte vor dem Tierarztbesuch die Möglichkeit haben Kot und Urin abzusetzen. Gerade nach einer längeren Autofahrt sollte darauf geachtet werden.

2.2.4.1 Autofahrt

Viele Hunde werden mit dem Auto zum Tierarzt gefahren. Wenn ein Hund mit dem Auto transportiert wird, sollte auch darauf geachtet werden, dass er das Autofahren möglichst stressfrei erlebt.

Am besten werden bereits Hundewelpen langsam an das Autofahren gewöhnt. Der Züchter kann bereits damit beginnen. Aber auch ältere Hunde können und sollten an das ▶ Autofahren langsam gewöhnt werden. Ein Hund sollte lernen entspannt und ruhig ein- und auszusteigen und während der Fahrt entspannt zu sein. Eine Rampe als Einstiegs- und Ausstiegshilfe kann nötig sein. Der Platz im Auto muss so gewählt werden, dass der Hund sich wohl fühlt. Es gibt Hunde, die mit der Sicht aus dem Auto gut zurechtkommen und andere, für die es besser ist, keinen Blick nach draußen zu haben, da es sie in einen zu hohen Erregungszustand versetzt.

Je nach Dauer der Anreise sollten auch genügend Pausen eingeplant werden. Es ist darauf zu achten, dass der Hund ausreichend Wasser zum Trinken bekommt. Auch Hitze kann zu negativen Erfahrungen im Auto führen. Es muss darauf geachtet werden, dass es im Wagen nicht zu warm wird.

Leidet der Hund im Auto an Kinetose (Reisekrankheit), sollten Medikamente (z.B. Antiemetikum) unterstützend zum Einsatz kommen. Somit werden weitere negative Erfahrungen aufgrund der Reisekrankheit verhindert. Symptome der Übelkeit können z.B. starke Unruhe, Wimmern, Speicheln, erhöhte Atemfrequenz oder Erbrechen sein.

Der Termin für den Tierarztbesuch sollte, wenn möglich, in eine verkehrsarme Zeit gelegt werden.

2.2.4.2 Straßenverkehr, Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Auch an die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln sollte der Hund bereits im Welpenalter langsam gewöhnt werden. Für die Fahrt zum Tierarzt sollte möglichst eine Zeit gewählt werden, in denen die Verkehrsmittel nicht so voll sind. Hat der Hund auf stark befahrenen Straßen oder auf Gehwegen mit vielen Menschen Probleme, sollten ruhige Nebenstraßen bevorzugt werden, um zum Tierarzt zu gelangen.

2.2.4.3 Körperliche und geistige Auslastung

Bevor ein Hund in der Tierarztpraxis erscheint, sollte er nach Möglichkeit bereits körperlich und geistig gefordert worden sein. Das Verhalten des Tieres in der Praxis kann durch eine geistige und körperliche Auslastung günstig beeinflusst werden. Diese muss stets individuell an den Hund angepasst sein – so spielen etwa Alter, Rasse und auch Gesundheitszustand des Hundes eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Maßnahmen für eine passende Auslastung. Auf keinen Fall sollte der Hund überfordert werden. Insbesondere bei Welpen sollte darauf geachtet werden, dass sie genügend Ruhephasen haben und die Beschäftigungsphasen nicht zu lang sind.

2.3 Situationen in der Tierarztpraxis

Daphne Ketter

Der Tierarztbesuch sollte für alle Beteiligten, d.h. für Tier und Mensch, so stressarm wie möglich vonstattengehen. Besuche in der Tierarztpraxis sollten so positiv wie möglich behaftet sein. Damit Hunde viele positive Erfahrungen in der Tierarztpraxis sammeln können, sollten auch „Kurzbesuche“ eingeplant werden – so kann etwa der Hund zum Wiegen vorbeikommen oder er macht „Sitz“ auf dem Behandlungstisch, und in beiden Fällen wird er dafür belohnt. Bei Hunden, die sehr ängstlich sind oder bereits äußerst negative Erfahrungen in der Tierarztpraxis gemacht haben, sollte eine ▶ Gegenkonditionierung in Bezug auf die Tierarztpraxis durchgeführt werden.

2.3.1 Mensch-Hund-Begegnungen

In der Tierarztpraxis finden häufig Mensch-Hund-Begegnungen statt, z.B. mit anderen Patientenbesitzern, den Tierärzten und tiermedizinischen Fachangestellten.

Jeder Hund geht individuell mit der Begegnung mit Menschen um. Hier spielt u.a. die ▶ sensible Phase eine wichtige Rolle. Angst vor Menschen kann aufgrund einer schlechten Sozialisierung auf Menschen oder auch schlechter Erfahrungen entstehen. Aggression gegenüber unbekannten Personen ist meist angst- oder territorialbedingt.

Wenn ein Hund Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen hat, sollte dies auch notiert werden. Je nach Problematik sollten entsprechende Maßnahmen vollzogen werden. Hat ein Hund z.B. Angst vor Männern, sollte der Kontakt mit männlichem Personal in der Tierarztpraxis soweit wie möglich vermieden werden. Ein Hund kann sich auch ängstlich aufgrund der Bekleidung verhalten (z.B. weißer Arztkittel). In diesem Fall ist es ratsam auf entsprechende angstauslösende Bekleidung zu verzichten. Liegt eine umfassendere Problematik in der Mensch-Hund-Beziehung vor, sollte der Hund an einen verhaltenstherapeutisch tätigen Tierarzt überwiesen werden.

Situationen mit Menschen, die ein Hund von Natur aus als bedrohlich empfinden könnte, sollten in der Tierarztpraxis so weit wie möglich vermieden werden.

Personen, die mit Hunden zu tun haben, sollten unbedingt auf ihre ▶ Körpersprache achten. Diese sollte nicht bedrohlich auf den Hund wirken. Das Personal einer Tierarztpraxis muss nicht nur das Ausdrucksverhalten des Hundes richtig deuten können, sondern auch über entsprechende Kenntnisse über die Wirkung des eigenen Ausdrucksverhaltens auf das Hundeverhalten verfügen.

Zu einer nicht bedrohlichen Körpersprache bzw. nicht bedrohlichem Verhalten gegenüber Hunden gehört u.a. den Oberkörper zur Seite zu wenden und die Vermeidung des direkten Blickkontaktes. Bei einem unsicheren Hund können Sie gegebenenfalls auch in die Hocke gehen. Bei Hunden, die bereits Drohverhalten zeigen, sollte auf die Hockstellung verzichtet werden. Insbesondere der Halsbereich des Menschen (Blutgefäße: Arteria carotis communis!) sollte vor Angriffen geschützt werden.

Auch der Besitzer sollte darauf hingewiesen werden, wenn sein Hund seine Körpersprache bzw. sein Verhalten als bedrohlich empfindet.

Sollte die Gefahr bestehen, dass der Hund einen Menschen beißen könnte, sollte er vorsichtshalber einen Maulkorb tragen. Im optimalen Fall ist der Hund bereits an das ▶ Tragen eines Maulkorbs gewöhnt worden und kann diesen ohne Probleme tragen.

2.3.2 Behandlungsraum und Handling des Patienten

Zu einem stressfreieren Tierarztbesuch gehört auch die Vorbereitung der Räume.

Der Behandlungsraum sollte nach Möglichkeit vorbereitet sein, bevor der Patient diesen betritt. Kommt das Tier beispielsweise zur Blutabnahme, sollte alles bereitstehen, was dafür nötig ist. Die Desinfektion des Behandlungstisches sollte nicht in Anwesenheit des Patienten erfolgen, sondern bereits davor. Der intensive Geruch des Desinfektionsmittels kann für den Hund sehr unangenehm sein. Werden Sprühflaschen verwendet, kann das Sprühgeräusch den Hund auch zusätzlich verunsichern.

Kommt der Hund in den Raum, sollten Sie ihm die Zeit lassen, sich in dem Raum erst einmal umzusehen. Im geschlossenen Behandlungsraum kann der Hund abgeleint werden. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass nichts herumliegt, was der Hund fressen könnte (z.B. Inhalt von Mülleimer). Während der Anamnese besteht bereits die Möglichkeit darauf zu achten, ob der Hund ein für ihn geeignetes Halsband bzw. Brustgeschirr trägt. Bei der körperlichen Untersuchung sollte u.a. auf haarlose, nässende oder wunde Stellen geachtet werden, die Hinweise auf ein ungeeignetes Halsband/Brustgeschirr geben können.

Man sollte darauf achten, dass alles, womit der Hund berührt wird, möglichst eine für ihn angenehme Temperatur hat. Gerade für Hunde, die nur wenig Fell haben, kann z.B. das Anfassen mit kalten Händen oder das Abhören mit einem kalten Stethoskop sehr unangenehm sein.

Einige Untersuchungen können auch stattfinden, während der Hund sich auf dem Boden befindet – er muss also nicht zwingend auf einen Behandlungstisch gehoben werden. Gerade bei Hunden, die sehr ängstliches Verhalten auf Behandlungstischen zeigen, kann diese Maßnahme im akuten Fall stressreduzierend sein. Dem Besitzer sollte angeboten werden, regelmäßig mit seinem Hund für einen kurzen Besuch vorbeizukommen. Damit der Hund die Angst hinsichtlich des Behandlungstisches verliert, kann er bei seinen Kurzbesuchen in der Praxis z.B. „Sitz“ und „Platz“ auf dem Tisch machen und dafür belohnt werden. Höhenverstellbare Tische eignen sich sehr gut für das Personal, da rückenschonend gearbeitet werden kann. Jedoch kann das Verstellen der Höhe für den Hund ebenfalls Probleme bereiten – das Geräusch des Hoch- bzw. Herunterfahrens des Tisches und/oder auch die Bewegung des Tisches beim Verstellen der Höhe können den Hund ängstigen. Auch das sollte man beim Training beachten und entsprechende Trainingsschritte einleiten.

2.3.2.1 Untersuchung und Behandlung auf einer bestimmten Unterlage

Der Besitzer hat auch die Möglichkeit den Hund so zu trainieren, dass der Hund gewohnt ist auf einer bestimmten Unterlage untersucht zu werden. Somit kann der Hund besser einschätzen, was nun passieren wird, und das gibt ihm Sicherheit in ungewohnter Umgebung. Wichtig hierfür ist es, dass der Hund langsam an das Handling auf der Unterlage gewöhnt wird. Wird im Training zu schnell vorgegangen, kann der Hund die Unterlage evtl. mit negativen Erfahrungen verbinden, und diese wird zu einem regelrechten Stressauslöser für ihn.

2.3.2.2 Einsatz von Futter und Spielzeug

Wenn Futter zur Gegenkonditionierung verwendet wird, sollte zuvor geklärt werden, ob der Hund nur bestimmtes Futter erhalten darf. Ist es nicht möglich Futter zur Gegenkonditionierung einzusetzen – etwa, weil der Hund in Narkose gelegt werden soll –, kann alternativ Spielzeug verwendet werden. Beim Einsatz von Futter und Spielzeug sollte dennoch darauf geachtet werden, dass der Hund in keine zu hohe Erregungslage versetzt wird. (Weitere Informationen über den ▶ Einsatz von Leckerlis in der Tierarztpraxis)

2.3.2.3 Verwendung von Kommandos

Das Handling des Hundes sollte so behutsam wie möglich durchgeführt werden; Zwangsmaßnahmen sollten nur wenn unbedingt nötig erfolgen. Ist eine Fixierung unumgänglich, dann sollte sie immer möglichst sicher und kurz durchgeführt werden. Beherrscht der Hund bereits einige ▶ Kommandos, die das Handling erleichtern – wie z.B. sich in der rechten Seitenlage für die Ultraschalluntersuchung hinzulegen –, sollte man diese auch verwenden.

Praxistipp

Es lohnt sich dem Besitzer Tipps zu geben, welche ▶ Signale/Kommandos er dem Hund am besten beibringen sollte – wie etwa auf ein Signal hin das Maul zu öffnen. Das erleichtert nicht nur das Handling des Patienten in der Tierarztpraxis, sondern der Hund wird durch das Training auch noch geistig gefordert. Eine geistige und körperliche Auslastung des Hundes hat außerdem einen positiven Einfluss auf das Verhalten des Hundes. Durch solche Übungen kann auch die Hund-Halter-Beziehung gestärkt werden.

2.3.2.4 Anwesenheit von Personen

Es sollte zum Wohle des Hundes immer auch darauf geachtet werden, welche Personen sich im Raum befinden und wie der Hund auf diese reagiert. Verhält sich ein Hund eher unsicher gegenüber Menschen, sollten so wenige Personen wie möglich im Raum sein. Hundehalter kommen auch gerne mit der ganzen Familie. Sind Kinder dabei, konzentriert sich der Halter möglicherweise eher auf diese als auf den Hund. Der Tierarzt sollte je nach Situation entscheiden, wer noch weiterhin im Behandlungsraum bleiben darf und wer nicht.

Merke

Hunde sollten gut auf den Menschen und auf eine Vielzahl unterschiedlicher Menschen sozialisiert werden.

Auch das Verhältnis zwischen Hund und Halter ist zu beachten. Der Halter kann eine beruhigende Wirkung auf den Hund haben, es kann aber auch das Gegenteil der Fall sein. Ist es naheliegend, dass bei bestimmten Untersuchungen die Abwesenheit des Halters für den Hund weniger Stress bedeutet, sollte entsprechend gehandelt werden. So ist es etwa bei einer Blutabnahme von Vorteil den Besitzer zu fragen, ob er dabei sein möchte oder evtl. Probleme hat Blut zu sehen.

Insbesondere wenn ein Hund eine sehr enge Bindung zu seinem Besitzer hat, leidet das Tier möglicherweise unter Trennungsangst, sobald es allein gelassen wird. In diesem Fall sollte der Halter bei den Untersuchungen und Behandlungen dabei sein. Am besten befragt man den Besitzer im Vorfeld, wie sein Hund in einer solchen Situation in ungewohnter Umgebung reagiert. Mögliche Symptome bei Abwesenheit des Besitzers sind z.B. Bellen, Heulen, Winseln, Unruhe, Zittern, Unsauberkeit etc. Hunde mit Trennungsangst sind massivem Stress ausgesetzt, was das Leben des Hundes stark negativ beeinflusst. Bei Anzeichen von Trennungsangst sollte daher so schnell wie möglich eine Therapie begonnen werden. Der Hund sollte umgehend an einen verhaltenstherapeutisch tätigen Tierarzt überwiesen werden. Eine ausführliche Anamnese und Diagnostik sind wichtig, damit eine entsprechende Therapie eingeleitet werden kann. Einige Besitzer verwenden auch Bellstopp-Geräte. Bellstopp-Geräte sind abzulehnen, da das Bellen eine natürliche Kommunikationsform des Hundes darstellt und durch ein Bellstopp-Gerät nur das Symptom (in diesem Fall das Bellen) und nicht die Ursache des Bellens wie z. B. Angst oder Stress beseitigt wird. Aufgrund der starken Stresswirkung bei unsachgemäßer Anwendung sind Bellstopp-Geräte als tierschutzrelevant einzustufen. Prophylaktisch sollte jeder Hund langsam an das ▶ Alleinbleiben gewöhnt werden.

2.3.3 Vertrauensbildende Maßnahmen im Praxisalltag

Dorothea Döring

2.3.3.1 Ergebnisse einer Studie

Die Studie von Roscher ▶ [28] hatte nicht nur zum Ziel, die Prävalenz von Angstverhalten in der Tierarztpraxis bei Hunden festzustellen, sondern sollte auch der Entwicklung vertrauensbildender Maßnahmen dienen. Außerdem sollte überprüft werden, ob solche Maßnahmen tatsächlich eine Verminderung von Angstverhalten bewirken können.

In Vorversuchen wurden einfach anzuwendende vertrauensbildende Maßnahmen entwickelt und in der Sprechstunde an Patienten erprobt. Anschließend wurde die Wirksamkeit dieser Maßnahmen in einer systematischen Untersuchung getestet. Dazu wurden 60 Hunde, bei denen vorab Angstverhalten festgestellt worden war ( ▶ Ergebnisse einer Studie), in eine Versuchs- und Kontrollgruppe aufgeteilt. An den Hunden der Versuchsgruppe wurden folgende Maßnahmen angewendet: Dem Hund wurden im Wartezimmer und nach Betreten des Behandlungsraumes Futterbelohnungen unterschiedlicher Attraktivitätsstufen (Trockenfutter, Vitaminpaste, Käsestücke) angeboten. Dabei wurde getestet, ob der Hund ein Leckerli annahm und welches er akzeptierte. Bei der ersten Kontaktaufnahme mit dem Hund nahm die Tierärztin eine tierfreundliche Körperhaltung ein (Hinhocken, abgewandter Blick etc.). Anschließend wurden dem Hund etwa drei Minuten Zeit gegeben, das Behandlungszimmer zu erkunden. Währenddessen wurde er von Besitzer und Tierarzt nicht direkt angesehen, gestreichelt oder angesprochen. Der Besitzer erhielt Anweisungen, wie er sich während der Untersuchung seines Hundes verhalten sollte, um diesen positiv zu beeinflussen. Er wurde u.a. darüber aufgeklärt, seinen Hund bei ängstlichem Verhalten nicht zu beruhigen oder zu bestrafen, Angstverhalten des Hundes zu ignorieren sowie angstfreies Verhalten zu belohnen. Während der gesamten Untersuchung („zweite Untersuchung“) und auch danach sprachen Tierarzt und Besitzer mit dem Hund, belohnten angstfreies Verhalten und ignorierten ängstliches Verhalten. Anschließend wurde der Hundebesitzer gebeten, noch einmal mit seinem Hund im Wartezimmer Platz zu nehmen. Daraufhin wurde er zu einer „dritten Untersuchung“ wieder ins Behandlungszimmer gebeten.

Fast alle Hunde der Versuchsgruppe (93,3%) nahmen eine Futterbelohnung an. Über die Hälfte der Hunde akzeptierte dabei Trockenfutter. Der Großteil der Hunde nahm die Futterbelohnung vom Tierarzt und vom Besitzer sowie im Behandlungsraum und auf dem Behandlungstisch an. Nach Anwendung der vertrauensbildenden Maßnahmen zeigten viele Hunde der Versuchsgruppe während der „dritten Untersuchung“ weniger Angstverhalten, Meideverhalten oder Stresszeichen. Es bestanden u.a. signifikante Unterschiede hinsichtlich des Betretens des Behandlungsraumes und der Körperhaltung. Beispielsweise zog nach Anwendung vertrauensbildender Maßnahmen ein Drittel der Hunde in den Behandlungsraum (vorher tat dies kein einziger Hund), und weniger Hunde als vorher zeigten eine geduckte Körperhaltung und eine gesenkte Rute.

Es handelt sich um die erste Studie, die eine Reduktion des Angstverhaltens von Hunden in der Tierarztpraxis untersucht hat. Wir konnten damit nachweisen, dass bereits durch den Einsatz äußerst einfacher Maßnahmen das Verhalten der Hunde in der tierärztlichen Praxis entscheidend beeinflusst werden kann. Erstaunlich war dabei, dass die Maßnahmen sofort Erfolge zeigten. Tierärzte sollten sich diese Erkenntnisse zunutze machen und folgende einfache Maßnahmen in die tägliche Routine integrieren.

2.3.3.2 Leckerligabe zum richtigen Zeitpunkt

In vielen Tierarztpraxen ist es üblich, dem Hund ein Leckerli anzubieten, wenn die Behandlung beendet ist und der Hund den Behandlungstisch bereits verlassen hat. Dies wird analog zur Kinderarztpraxis durchgeführt; hier erhält das Kind üblicherweise nach überstandener Impfung ein kleines Geschenk, „weil es so tapfer war“. Beim Kind macht diese Maßnahme Sinn, da man ihm erklären kann, dass es nach der Spritze eine kleine Belohnung bekommt. Bei Hunden funktioniert diese gut gemeinte Maßnahme jedoch nicht. Viele Hunde sind nach der Behandlung bereits zu gestresst, um ein Leckerli anzunehmen, und wollen nur noch die Praxis verlassen. Daher sind viele Halter davon überzeugt, dass ihr Hund vom Tierarzt keine Futterbelohnung annehmen würde. Aus lerntheoretischer Sicht ist das Timing der Leckerligabe jedoch essenziell, wenn man Angstverhalten reduzieren möchte. Entsprechend der klassischen Konditionierung müssen Futter und (angstauslösender) Reiz zeitlich gepaart werden, um eine Verknüpfung miteinander zu erreichen. Am besten werden Leckerlis bereits beim Betreten der Praxis, also am Empfang und im Wartezimmer, angeboten, dann beim Betreten des Behandlungsraumes und schließlich auf dem Behandlungstisch ( ▶ Abb. 2.3). Sinnvoll ist es, den Hund mehrfach auf dem Behandlungstisch zu füttern, ohne dass angstauslösende oder schmerzhafte Prozeduren vorgenommen werden.

Abb. 2.3 Auf dem Behandlungstisch sollte der Hund besonders begehrte Leckerlis bekommen.

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Da sich viele Hunde beispielsweise aufgrund von Aufregung nicht für Trockenfutter als Leckerlis interessieren, sollten Leckerbissen unterschiedlicher Art und Attraktivität bereitgehalten werden. Man kann auch die Besitzer bitten, das Lieblingsleckerli ihres Tieres mitzubringen.

Praxistipp

Einsatz von Leckerlis

2.3.3.3 Hund und Besitzer im Behandlungszimmer beruhigen lassen

Wenn Hund und Besitzer das Behandlungszimmer betreten, sollte man den Hund nicht sofort auf den Behandlungstisch heben, sondern sich ein paar Minuten Zeit lassen, damit sich Hund und Besitzer entspannen können, und das Tier sich mit dem Raum vertraut machen kann ( ▶ Abb. 2.4). Der Hund wird von der Leine gelassen und für mindestens drei Minuten nicht weiter beachtet. In dieser Zeit setzen sich Tierarzt und Besitzer in Ruhe hin und besprechen die Anamnese. Da Hunde ihre Besitzer sehr genau beobachten und sehr sensibel auf deren Anspannung reagieren, sollte man darauf Wert legen, dass sich auch der Besitzer entspannt. Hilfreich sind hier beispielsweise das Angebot eines Glases Wasser und der Tipp – insbesondere für offensichtlich aufgeregte Halter – langsam und tief durchzuatmen. Der Besitzer kann außerdem instruiert werden, wie er sich bei der Behandlung verhalten soll: Sprechen mit ruhiger Stimme, Streicheln mit langsamen, lang ausgezogenen Streichelbewegungen, bewusst langsames, ruhiges Atmen. Der Hund soll auf keinen Fall streng gemaßregelt oder gar geschimpft werden, wenn er Angst- und Meideverhalten zeigt, z.B. strampelt, sich entwindet oder versucht, den Behandlungstisch zu verlassen.

Abb. 2.4 Der Hund erhält Gelegenheit, sich mit dem Behandlungsraum vertraut zu machen.

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Merke

„Trösten“ und „Beruhigen“ des Hundes?

Intuitiv neigen viele Besitzer dazu, ihre Hunde auf dieselbe Art trösten und beruhigen zu wollen, wie sie es auch bei ihren Kindern täten – mit sehr zugewandtem Verhalten, Streicheln, Drücken, Kuscheln und wortreichen Erklärungen. Was sie damit ihrem Hund vermitteln, ist ihre eigene Aufregung. Früher sagte man, mit dem Trösten würde das Angstverhalten belohnt; der Halter sollte stattdessen den Hund völlig ignorieren oder sich sogar von ihm abwenden. Da Angstverhalten jedoch eine Emotion ausdrückt, die durch Belohnung nicht verstärkt werden kann, muss man keine Sorgen diesbezüglich haben. Die Gefahr beim „Trösten“ ist vielmehr eine wechselseitige Übertragung einer aufgeregten Stimmung. Stattdessen sollte sich der Besitzer vor Augen halten, dass sich Hunde nicht gegenseitig trösten. Souveräne und gelassene Hunde verhalten sich ruhig und vermitteln anderen Gruppenmitgliedern dadurch Sicherheit. Daher sollten sich Besitzer betont gelassen verhalten, tief und ruhig atmen sowie auf ruhige Bewegungen und eine ruhige Stimme achten. Sie dürfen dem Hund Schutz und Zuflucht, gerne auch Körperkontakt gewähren und ihn mit ruhigen Bewegungen streicheln.

Praxistipp

Beruhigungszeit im Behandlungsraum

2.3.3.4 Hundefreundliche Körpersprache

Hunde können es als bedrohlich empfinden, wenn Fremdpersonen zügig und direkt auf sie zugehen, sie direkt anschauen, sich über sie beugen und von oben herab zu ihnen hinuntergreifen ( ▶ Abb. 2.5a). Bei der Begrüßung, insbesondere bei der ersten Kontaktaufnahme mit dem Hund, sollte sich der Tierarzt daher erst einmal hinhocken, Oberkörper und Gesicht leicht abwenden, Anstarren vermeiden und den Hund zu sich locken ( ▶ Abb. 2.5b). Das Streicheln sollte nicht als Tätscheln oben auf den Kopf, sondern eher als Kraulen, wie etwa unter dem Hals, erfolgen.

Abb. 2.5 Auf Ihre Körperhaltung kommt es an.

Abb. 2.5a Wenn Sie sich von oben über den Hund beugen, könnte er sich bedroht fühlen. Dieser Hund zeigt eine verunsicherte Körpersprache.

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Abb. 2.5b Nehmen Sie eine vertrauenserweckende Körperhaltung ein, indem Sie sich klein machen, Blick und Oberkörper abwenden und den Hund zu sich locken. Dieses Mal zeigt der Hund eine viel sicherere Körperhaltung als in ▶ Abb. 2.5a.

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Merke

Körpersprache

2.3.4 Weitere Hilfsmittel in der Tierarztpraxis

Daphne Ketter

Es gibt einige Hilfsmittel, die zum Einsatz kommen können, um das Tier möglichst stressarm zu untersuchen, wie z.B. ▶ Maulkorb, Pheromone oder Thundershirt.

2.3.4.1 Einsatz von Pheromonen

Adaptil® ist das synthetische Analogon des natürlichen Beruhigungspheromons DAP (Dog-appeasing Pheromone), welches u.a. von den Talgdrüsen zwischen den Milchdrüsen der säugenden Hündin abgesondert wird und eine beruhigende Wirkung auf die Welpen hat. DAP wirkt nicht nur beruhigend auf Welpen, sondern auch auf ältere Hunde. Der Einsatz von DAP-Produkten kann beispielsweise bei einer geringfügigen Angstproblematik unterstützend sinnvoll sein. Bei hochgradigen Verhaltensproblemen ist eine unterstützende therapeutische Wirkung selten zu beobachten.

Die „Adaptil®-Beruhigungspheromone“ sind als Verdampfer für die Steckdose, als Halsband und Spray erhältlich.

2.3.4.2 Thundershirt/Körperband

Ein Thundershirt kann bei Hunden in Situationen eingesetzt werden, in denen die Tiere Angst oder großen Stress empfinden. Durch seinen Schnitt übt das Shirt einen leichten Druck auf den Hundekörper aus. Der gewünschte Druck kann durch Einstellung der Klettverschlüsse reguliert werden. Da Hunde sehr unterschiedlich auf das Thundershirt reagieren, muss im Einzelfall entschieden werden, ob ein Thundershirt unterstützend eingesetzt werden sollte. Alternativ kann beispielsweise auch ein Körperband verwendet werden. Hierbei handelt es sich um ein elastisches Band, mit dem der Hund auf eine bestimmte Art und Weise bandagiert wird. Die Wirkungsweise ist die gleiche wie beim Thundershirt. Durch den leichten Druck auf den Körper kann es zu einer beruhigenden Wirkung kommen. Das Thundershirt wie auch das Körperband verdecken jedoch einige Körperstellen. Untersuchungen etwa im Kopfbereich sind jedoch ohne Probleme möglich.

2.3.4.3 Calming Cap®

Die Calming Cap® ist ein Hilfsmittel, das entwickelt wurde, um Hunde in Stresssituationen zu beruhigen. Sie reduziert die visuellen Reize, die einen Hund in Unruhe versetzen können. Bei der Calming Cap® handelt es sich um eine Stoffkappe, die Hunden über die Augen gezogen werden kann. Durch die gedämpfte Sichtweise sollen sich vor allem ängstliche Hunde sicherer fühlen und ruhiger werden.

Hunde reagieren ganz unterschiedlich auf die Stoffkappe. Es gibt Hunde die dadurch entspannter sind. Manche Hunde beruhigt es besonders, nachdem sie eine Sedation verabreicht bekommen haben. Es gibt jedoch auch Hunde, bei denen die Kappe genau das Gegenteil bewirkt. Wenn ein Hund sehr stark auf visuelle Reize reagiert, könnte eine Calming Cap® hilfreich sein. Jedoch sollte der Hund Schritt für Schritt an das Tragen einer solchen Kappe gewöhnt werden. Das Training muss langsam aufgebaut werden. Es ähnelt dem der ▶ Maulkorbgewöhnung.

2.3.5 Tabletteneingabe

Eine sehr gute und für den Hund schonende Methode der Medikamentenverabreichung ist es, das Medikament mit Futter zu verabreichen. Jedoch ist dies nur möglich, wenn der Hund auch frisst. Gerade in Stresssituationen nehmen Hunde häufig kein Futter an. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass der Hund das Futter annimmt, sollte versucht werden ein Futter zu wählen, welches dem Hund besonders gut schmeckt. Der Patientenbesitzer kann hierbei wichtige Informationen liefern.

Die zu verabreichende Tablette kann aber auch z.B. in einen Teil Easypill® (Ergänzungsfuttermittel, Snack zur Tabletteneingabe) gedrückt und die verbleibende Öffnung durch Verstreichen der Ränder wieder verschlossen werden. Den Hund sollte man nicht zusehen lassen, wenn die Tabletten in den Easypills® versteckt werden. Die Easypills® können im Futternapf oder aus der Hand verabreicht werden.

Man kann auch (z.B. mit einem Mörser) zerkleinerte Tabletten mit dem Futter vermischen. Jedoch muss darauf geachtet werden, ob die Tabletten für die Gabe überhaupt zerkleinert werden dürfen. Manche Tabletten sind mit einem Überzug umhüllt, welcher diese z.B. vor der Magensäure schützt und dazu führt, dass sie sich erst im Darm auflösen. Diese Tabletten dürfen auf keinen Fall zerkleinert werden. Dasselbe gilt für Kapseln. Werden Tabletten/Kapseln mitgegeben, die nur im Ganzen verabreicht werden dürfen, sollte der Besitzer am besten explizit darüber informiert werden. Werden Medikamente nicht richtig gegeben, können sie nicht ihre volle Wirksamkeit entfalten – und das Tier muss unnötig leiden.

Wenn möglich, sollte bei der Medikamenteneingabe auf Zwangsmaßnahmen verzichtet werden.

Besitzer sollten auch das Handling des Hundes für eine Tabletteneingabe zu Hause üben – z.B. mittels Futterbelohnung oder Clickertraining. Der Hund sollte entspannt sein und z.B. neben dem Besitzer „Sitz“ machen. Der Besitzer kann dem Hund auch beibringen, auf ein Signal hin das Maul zu öffnen. Dadurch wird die Tabletteneingabe viel einfacher; die Tablette wird dann möglichst weit hinten auf die Zunge gelegt. Manche Hunde lassen sich jedoch ungern am Maul berühren; möglicherweise haben sie Schmerzen in diesem Bereich. Entsprechende Untersuchungen sollten durchgeführt werden, um eine somatische Ursache ausschließen zu können. Gerade bei solchen Hunden muss das Training in vielen kleinen Schritten aufgebaut werden.

2.3.6 Stationärer Aufenthalt

Im stationären Bereich sollte für Hunde ein eigener Bereich vorgesehen sein (Hundestation: nur für Hunde, keine anderen Tierarten). Tiere, die als potenzielle Beute für den Hund gelten, sollten nicht dem Stress ausgesetzt sein, den möglichen Feind in unmittelbarer Nähe zu haben. Ein reiner Sichtschutz reicht nicht aus, da auch die Vokalisation und der Geruch eine Rolle spielen. Das Gleiche gilt für den Hund selber: Hat er schlechte Erfahrungen, etwa mit Katzen, gemacht, kann ihn die Nähe von Katzen sowie auch von anderen Tierarten, die ihn verunsichern oder ängstigen, emotional negativ beeinflussen. Auch die Nähe eines Beutetieres kann ihn in eine unerwünscht hohe Erregungslage versetzen. Der Kontakt zu Artgenossen kann ebenfalls problematisch sein. Ein Hund, der an sich Schwierigkeiten mit Artgenossen hat, weil er nicht gut sozialisiert oder auch aus anderen Gründen mit Artgenossen unverträglich ist, sollte nicht mit anderen Hunden in einen Raum gelassen werden. Aber auch bei Hunden, die an sich mit Artgenossen gut verträglich sind, kann es mit Artgenossen zu Problemen kommen. Wird ein Hund von einem Artgenossen bedroht z.B. durch Anstarren (Drohfixieren), kann dies wiederum Stress für ihn bedeuten. Daher sollte situationsabhängig entschieden werden, wann Hunde gegebenenfalls keinen Sichtkontakt zueinander haben sollten.

Es kann auch sinnvoll sein das Licht etwas zu dimmen, da dies eine beruhigende Wirkung auf die Patienten haben kann. ▶ Adaptil® kann zusätzlich zur Beruhigung zum Einsatz kommen.

Hunde, die stationär gehalten werden, müssen auch innerhalb der Praxis/Klinik in verschiedene Räume geführt werden. Hierzu wird eine Leine mit einem Halsband oder Brustgeschirr benötigt. Aversiv wirkende Modelle (wie z.B. ▶ Endloswürger) sind abzulehnen. Durch den Einsatz solcher Hilfsmittel werden den Tieren Schmerzen und Leid zugefügt. Dies kann zu Angstproblemen und zu angstaggressivem Verhalten führen.

Werden Hunde an der Leine geführt, sollte man ihnen auch die Chance geben „ausweichen“ zu können – etwa dann, wenn ein Artgenosse oder ein Mensch entgegenkommt. Der Hund sollte sich z.B. zwischen dem Hundeführer und der Wand positionieren können. Durch eine sehr kurz gehaltene Leine wird dem Hund die Möglichkeit genommen, eine gewisse Distanz zu einem angstauslösenden Reiz einzuhalten.

Praxistipp

Ist für den Hund ein gut passendes ▶ Brustgeschirr bzw. Halsband vorhanden, empfiehlt es sich dieses gegebenenfalls auch während eines stationären Aufenthaltes zu verwenden, da der Hund hiermit am besten zu führen ist.

2.3.6.1 Trennungsangst

Leidet ein Hund unter Trennungsangst, kann das bei einem stationären Aufenthalt ein Problem darstellen. Daher sollte bei einem solchen Hund genau überlegt werden, ob er wirklich ohne den Besitzer bzw. die Bezugsperson in der Praxis bleiben muss.

Mögliche Symptome in Abwesenheit des Besitzers sind folgende:

Leidet der Hund unter Trennungsangst und muss ohne die Bezugsperson in der Praxis bleiben, kann der Einsatz von Psychopharmaka nötig sein, um die Angst des Tieres zu mindern. Clomicalm® (Wirkstoff: Clomipramin) ist in Deutschland zur Unterstützung bei der Behandlung von trennungsbedingten Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden, die sich durch destruktives Verhalten und unangemessenen Kot- und Harnabsatz zeigen, und nur in Kombination mit einer Verhaltenstherapie zugelassen. Es ist zu beachten, dass die Anflutungszeit von Clomipramin etwa 4–6 Wochen beträgt. Hierauf sollte der Besitzer unbedingt hingewiesen werden, da vor Ablauf dieser Zeit auch keine Wirkung auf das Verhalten zu erwarten ist. In den ersten zwei Wochen kann es durch die Gabe von Clomipramin zu Appetitreduktion und Lethargie kommen; dies geht jedoch meist vorüber. Auch dies sollte beachtet werden.

Anfänglich kann die Kombination z.B. mit Alprazolam oder Clonazepam erfolgen. Beide Substanzen gehören zu den Benzodiazepinen. Wegen der Gefahr einer Enthemmung sind sie bei Aggression kontraindiziert. Die Wirkung von Benzodiazepinen ist individuell sehr unterschiedlich; daher muss die Dosis entsprechend angepasst werden. In höheren Dosen wirken Benzodiazepine sedierend. In der Verhaltenstherapie ist dies unerwünscht. Werden Benzodiazepine länger als eine Woche am Stück gegeben, müssen diese langsam ausgeschlichen werden. Hierdurch werden Entzugserscheinungen vermieden. Alprazolam und Clonazepam zeigen ihre volle Wirkung nach etwa 30–45 Minuten. In Deutschland sind keine speziell für Tiere zugelassenen Benzodiazepine auf dem Markt.

Dosierungen für den Hund

In ▶ Tab. 2.1 sind die Dosierungen von Benzodiazepinen zur Minderung der Trennungsangst aufgeführt.

Tab. 2.1 Trennungsangst beim Hund – Einsatz von Benzodiazepinen.

Wirkstoff

Dosierung

Clomipramin

1–2mg/kg, 2× täglich

Alprazolam

0,02–0,1mg/kg, bis zu 3× täglich

Clonazepam

0,1–1mg/kg, 2- bis 3× täglich

Unterstützend können außerdem evtl. ▶ Pheromone und auch ein ▶ Thundershirt eingesetzt werden.

Bei einem Hund mit Trennungsangst sollte so schnell wie möglich eine Verhaltenstherapie begonnen werden. Prophylaktisch sollte jeder Hund langsam an das Alleinbleiben gewöhnt werden.

2.3.6.2 Narkose

Der Hund sollte an einen ruhigen Ort gebracht werden, bis die Narkose eingeleitet wurde. Für Hunde kann es eine stressreduzierende Wirkung haben, wenn eine Decke, ein T-Shirt oder ein Spielzeug zur Verfügung steht, welches den vertrauten Geruch von Zuhause bzw. der Bezugsperson hat. Unterstützend können auch ▶ Pheromone eingesetzt werden.

Man sollte auf eine für den Hund angenehme Raumtemperatur achten. Werden Wärmelampen verwendet, müssen diese so ausgerichtet sein, dass beim Hund keine Zugluft entsteht und dass es nicht zu heiß wird.

Bei Trennungsangst kann es sinnvoll sein, dass die Bezugsperson noch so lange beim Hund bleibt, bis die Narkose wirkt. Ebenso sollte der Besitzer zum Hund gelassen werden, sobald dieser wieder wach ist.

2.4 Nach dem Tierarztbesuch

Daphne Ketter

Ein länger andauernder Aufenthalt in einer Tierarztpraxis/Tierklinik kann Auslöser für die Entstehung von Trennungsangst sein. Daher sollte der Besitzer genau beobachten, ob sein Hund weiterhin mit dem Alleinbleiben gut zurechtkommt. Bei ersten Anzeichen von Trennungsangst sollte so schnell wie möglich mit einer Verhaltenstherapie begonnen werden. Unterstützend können evtl. ▶ Pheromone und auch ein ▶ Thundershirt eingesetzt werden.

An sich sollte von Beginn an auf eine adäquate Schmerztherapie geachtet werden. Geht es dem Hund auf der Fahrt nach Hause noch nicht so gut – etwa, weil er Schmerzen hat –, kann es passieren, dass er den unangenehmen Schmerz zukünftig mit der Autofahrt verbindet. Gegebenenfalls muss eine Desensibilisierung und ▶ Gegenkonditionierung in Bezug auf ▶ Autofahrten durchgeführt werden. Die Rückfahrt nach Hause sollte, wenn möglich, nicht in der Hauptverkehrszeit erfolgen und für den Hund so angenehm wie möglich gestaltet werden (z.B. Liegen auf einer weichen Unterlage, Einsatz von Pheromonen). Dem Hund kann auch ein Beschäftigungsobjekt im Auto angeboten werden, wie z.B. ein Kong®, der mit Futter befüllt ist. Decken oder Kissen, die der Hund kennt und die nach dem Zuhause bzw. der Bezugsperson riechen, können ebenfalls eine positive Wirkung haben.

Kommt der Hund nach Hause, sollte er seine Umgebung erst einmal in Ruhe erkunden können. Sein Liegeplatz sollte so gewählt sein, dass er gut entspannen kann. Sollte er aufgrund eines Eingriffs in seinen Bewegungen eingeschränkt sein, muss dies auch bei der Erreichbarkeit seines Liegeplatzes sowie seines Wasser- und Futternapfes bedacht werden. Kann der Hund keine Treppen gehen, muss er entweder getragen werden oder es muss eine andere Lösung gefunden werden. Der Hund sollte auch die Möglichkeit haben, für Kot- und Urinabsatz nach draußen zu kommen. Auch hierfür muss eine Lösung gefunden werden, wenn der Hund keine Treppen gehen darf, aber die Wohnung nur durch Treppensteigen erreichbar ist.

Zusammenfassung

2.5 Literatur

[19] Beaver BV. Canine Behavior: A Guide for Veterinarians. Philadelphia: W.B. Saunders Company, 1999

[20] Deutsche Bahn. Hinweise für die Mitnahme von Hunden; 2017. Im Internet: http://www.bahn.com/i/view/CHE/de/services/overview/reisenmithund.shtml; letzter Zugriff: 14.01.2018

[21] Döring D, Roscher A, Scheipl F et al. Fear-related behaviour of dogs in veterinary practice. Veterinary Journal 2009; 182: 38–43

[22] Feddersen-Petersen DU. Ausdrucksverhalten beim Hund: Mimik und Körpersprache, Kommunikation und Verständigung. Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlag, 2008

[23] Henke J, Erhard W. Schmerzmanagement. Stuttgart: Enke Verlag, 2001

[24] ITIS – Initiative tiermedizinische Schmerztherapie. Merkblatt „Hat mein Hund Schmerzen?“ Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft, 2013. Im Internet: https://www.schmerz-bei-tieren.de/sites/default/files/2017–01/merkblatt2-hund.pdf; letzter Zugriff: 14.01.2018

[25] Ketter D, Erhard M, Schönreiter S, Firnkes A. Kriterien für gute Hundezüchter (Vortragsband). 28. Bayerische Tierärztetage, 25.–28. Mai 2017. Nürnberg: Bayerische Landestierärztekammer, 2017

[26] Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Hrsg. Wesenstest für Hunde. Az. 204.1-42507/04-238. 3. Aufl. Hannover: 2003. Im Internet: www.ml.niedersachsen.de/download/2815

[27] Pongrácz P, Molnár C, Miklósi A et al. Human listeners are able to classify dog (Canis familiaris) barks recorded in different situations. J Comp Psychol 2005; 119 (2): 136–144

[28] Roscher A. Vorkommen von Angstverhalten bei Hunden in der tierärztlichen Praxis und Darstellung der Möglichkeiten einer angst- und stressarmen Behandlung. Dissertation, LMU München, 2005. Im Internet: http://edoc.ub.uni-muenchen.de/3331/1/Roscher_Anita.pdf

[29] Schenkel R. Ausdrucks-Studien an Wölfen. Behaviour 1974: 1; 81-129

[30] Stanford TL. Behavior of dogs entering a veterinary clinic. Applied Animal Ethology 1981; 7: 271–279

[31] Tierschutz-Hundeverordnung vom 2. Mai 2001 (BGBl. I S. 838); geändert durch Artikel 3 der Verordnung vom 12. Dezember 2013 (BGBl. I S. 4145)