19 Kräuter, die halten und stabilisieren/adstringieren

19.1 Grundsätzliches

19.1.1 Pathologie

Die adstringierenden Kräuter werden verwendet, um

  1. übermäßige oder unphysiologische Ausflüsse zu unterbinden und
  2. die Senkung von Organen zu behandeln und zwar hauptsächlich, wenn diese Beschwerden von einer Leere verursacht werden.

Wenn sie Ausflüsse halten, bewahren sie Yin, Qi und Essenz (Jing). Wenn sie helfen, Organe am Platz zu halten, unterstützen sie das Qi der Milz in dieser Funktion.

Übermäßige oder unphysiologische Ausflüsse sind z. B.:

Von einer Leere verursachte Senkungen sind Prolapse z. B. von:

Blutungen aus Uterus, Darm, Zahnfleisch u. a. werden mit Kräutern aus  Kap. 12 behandelt.

19.1.2 Therapieprinzip

Flüssigkeiten halten, Substanz stabilisieren

Die Kräuter sind von zusammenziehendem oder saurem Geschmack.

„Adstringieren“ (von lat. a(d)stringere = zusammenziehen) bezeichnet einen Vorgang, der pathologischen Prozessen des Auseinanderfallens bzw. Erschlaffens in der Körpersubstanz (Yin) entgegenwirkt. Eine Schwäche von Yin oder Qi kann dazu führen, dass das Gewebe an Tonus, Stabilität und Festigkeit verliert, so dass die Säfte nicht mehr gut am Gewebe haften und „herausfallen“ bzw. Organe nicht an ihrem Platz gehalten werden und „absacken“.

Adstringierende Arzneien wirken dieser Pathologie durch Zusammenziehung, Sammlung entgegen, dies wird auf obengenannte zwei Arten therapeutisch genutzt:

  1. unkontrollierte Ausscheidungen von Körperflüssigkeiten werden gebremst,
  2. erschlaffte Substanz wird stabilisiert.

Beides dient der Behandlung der Symptome bzw. der Manifestation einer Erkrankung. Die energetische Ursache der Erkrankung muss später oder parallel behandelt werden.

Sie sind kontraindiziert bei Fülle-Störungen, die vorrangig eine Ableitung notwendig machen, z. B. Schwitzen bei Fieber durch Pathogene in der Oberfläche oder Durchfall von Nahrungsstagnation oder Feuchte-Hitze-Fülle. Gibt man hier zu stark adstringierende Mittel, kann pathogene Energie eingeschlossen werden.

Die blutungstillenden Kräuter haben ebenfalls adstringierende Qualität. Sie sind in  Kap. 12 aufgeführt.

Trocknen

Die Adstringentia sind prinzipiell von trocknender Qualität (s. u. Gerbstoffe) und müssen bei Flüssigkeitsverlusten unbedingt mit Säfte und/oder Blut befeuchtenden Kräutern ergänzt werden.

Bewahren und speichern

Die Adstringentia haben insofern tonisierende Qualität, als sie vor weiterem Verlust an Säften, Jing und Qi schützen. Das erklärt ihren Stellenwert innerhalb einer tonisierenden Behandlungsstrategie.

Bei adstringierenden Kräutern in der chinesischen Materia medica findet man oftmals einen Bezug zur Jing-Essenz. Dieses Konzept der vorgeburtlichen Essenz, die in den Nieren gespeichert ist, hat in unserer Tradition kaum Entsprechungen. Das Jing kann nach der TCM unter anderem durch Säfteverluste, vor allem zu häufige Samenergüsse, geschwächt werden (was allerdings auch in unserer Tradition erkannt wurde, aber oft mit moralischen Apellen gegen die sexuelle Entfaltung durchmischt war). Vor allem um die gesundheitlichen Nachteile für Männer durch Ejakulationen gab und gibt es in Asien einen Kult, der in daoistischen Sexualtechniken, aber auch in kommerzieller Ausrottung bedrohter Tiere zum Verzehr ihrer Jing stärkenden Hoden Ausdruck findet. Deshalb werden Indikationen für Männer wie Spermatorrhöe, Impotenz, Ejaculatio praecox in der chinesischen Materia medica ungleich viel häufiger genannt als in westlichen Büchern über Pflanzenheilkunde. Diese Indikationen kommen sowohl bei den adstringierenden Kräutern vor, weil sie Säfte halten, als auch bei den Tonika, wenn sie das Qi der Nieren und Nieren-Yang oder -Yin stärken.

19.1.3 Inhaltsstoffe

Fast alle Kräuter dieser Gruppe haben einen hohen Gehalt an Gerbstoffen. In der westlichen Naturheilkunde gibt es auch eine „Adstringentia“ genannte Gruppe von Heilpflanzen, die sich im Großen und Ganzen mit der hier besprochenen deckt. Hiermit sind Gerbstoffdrogen zur lokalen Anwendung, aber auch Mittel gegen Durchfall, Blutungen, übermäßiges Schwitzen und Diabetes, gemeint.

Gerbstoffe ziehen Haut, Schleimhäute, deren Drüsen und Kapillare zusammen. So setzen sie die Durchblutung herab, stillen Blutungen, vermindern die Aktivität der Drüsen (Säfte halten) und beruhigen entzündliche Vorgänge. Außerdem festigen, stabilisieren sie aufgequollene, zu sehr erweichte Bindegewebe (Substanz stabilisieren). (FUN 191; WAG 269)

Aus westlicher Sicht beruhen chronische übermäßige Sekretionen auf Störungen im vegetativen Nervensystem mit Überreizung und Überaktivität der Schweißdrüsen bzw. Schleimhautdrüsen. Hier helfen Gerbstoffe, indem sie die Durchblutung im Allgemeinen und die Drüsenaktivität im Besonderen beruhigen.

Senkungen und Blutungen aus Schwäche sind auf mangelnde Festigkeit von bindegewebigen Strukturen wie Bändern und Kapillaren zurückzuführen. Hier helfen die Gerbstoffe mit ihrer Gewebe festigenden Wirkung.

Gerbstoffe wirken über die Bindung von Eiweißen antimikrobiell, beruhigen Entzündungen auf Schleimhäuten, schützen gegen Reizstoffe, die bei Entzündungen anfallen, und bremsen die Motilität des Darmes. Dies macht verständlich, dass Gerbstoffdrogen auch bei akuter infektiöser Diarrhöe angewendet werden. Für chinesisch arbeitende Therapeuten ist es an dieser Stelle wichtig, darauf zu achten, dass Pathogene wie Hitze und Feuchtigkeit ausgeleitet werden.

Ein traditionell großer Anwendungsbereich der Adstringentia ist die lokale Anwendung als Wundheilmittel auf Haut und Schleimhäuten, um Entzündungen zu beruhigen (kühlen) und Blutungen zu stillen. Dies kann hier leider nur am Rande berücksichtigt werden.

Je höher der Gerbstoffanteil eines Krautes ist, desto eindeutiger ist es energetisch als trocknend einzustufen. Die trocknende Eigenschaft macht es einerseits zur geeigneten Arznei bei Feuchtigkeit und Ausflüssen, andererseits trocknet es auf Dauer Säfte, Blut und Yin aus. Das liegt zum Teil daran, dass die Gerbstoffe die Aktivität der befeuchtenden Drüsen bremsen, aber auch daran, dass sie sich wie ein Film auf die Verdauungsschleimhaut legen und die Aufnahme von Stoffen vermindern. Westlich spricht man von einem antinutritiven Effekt, was z. B. zu Anämie bei häufigem Genuss von schwarzem Tee oder Rooibostee führen kann (TEU 224).

Allgemein gilt Vorsicht bei Drogen mit sehr hohem Gerbstoffgehalt (Eichenrinde, Blutwurz, Rooibos, grüner und schwarzer Tee u. v. a.), da sie die Magenschleimhaut reizen und Entzündung hervorrufen können, hier kann die Kombination mit Schleimhaut schützenden Drogen wie Eibisch oder Kamille vorbeugen.

Beim Salbei ( Kap. 2.3.3), der gegen Schwächeschwitzen viel verwendet wird, kann außer seinen Gerbstoffen eine hormonähnliche Wirkung eine Rolle spielen, er bremst die Schilddrüsenaktivität und wirkt östrogenartig.

19.2 Kräuter

19.2.1 Achillea millefolium

Siehe  Abb. 19.1 und  Tab. 19.1.

Tab. 19.1 Monografie Achillea millefolium.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Millefolium, herb. Schafgarbe, Kraut neutral bitter, zusammenziehend, aromatisch Mi, Ma, Le, Uterus, Lu, He, Bl, 1–8 g getr. Droge Infus oder Dekokt (s. u.), 1–10 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Milz- und Magen-Qi tonisierend Schwächezustände, Müdigkeit, Anämie, Appetitlosigkeit, Rekonvaleszenz, Verdauungsschwäche, weicher Stuhl
Blutungen stillend, adstringierend Blutungsneigung und subakute Blutungen durch Leere und/oder Stagnation in Uterus, Nieren, Darm, Nase, Lunge chronische Diarrhöe, vaginaler Ausfluss, Hämorrhoiden
Qi bewegend und regulierend, Gefäße durchgängig machend und entkrampfend Darmkoliken, venöser Stau im Bauchraum, chronische Milz-, Leberschwellung und Lebererkrankungen, Gallenstau, -steine, chronische Gastritis Hämorrhoiden, unregelmäßige Menstruation, Dysmenorrhöe, Metrorrhagie, Blasenschwäche venöse und arterielle Gefäßkrankheiten mit Brüchigkeit und Ablagerungen
Oberfläche von Wind-Kälte und Wind-Hitze befreiend, fieberlösend akute Infekte (hochdosiert, heiß getrunken, um Schwitzen einzuleiten), Nasenschleimhautentzündung, Husten
MAD 1914f., KRÖ1 300, FIS (1990) 172, ROS (2003) 167, KRA (2000), Positivmonografien Kommission E, WHO, ESCOP
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Abb. 19.1 Achillea millefolium.

Tab. 19.2 Zubereitung der Schafgarbe.

Therapieprinzip Zubereitung/Dosis
Blutung stillen, adstringieren, halten, stabilisieren Dekokt oder langer Infus (20 Min.)/1–3g pro Tag
tonisieren, Qi bewegen Infus (15 Min.)/1–3g pro Tag
Oberfläche befreien Infus (5 Min.), heiß trinken/5–8 g pro Dosis, 1–3-mal bis zum Schwitzen

19.2.2 Alchemilla vulgaris

Siehe  Abb. 19.2 und  Tab. 19.3.

Tab. 19.3 Monografie Alchemilla vulgaris.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Alchemilla vulgaris, herb. Frauenmantel kühl zusammenziehend Uterus, Le, Mi 1–4 g getr. Droge Dekokt, 1–3 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Uterus kräftigend, adstringierend, haltend Blutungen stillend Schwäche des Uterus, Senkung, Metrorrhagie, vaginaler Ausfluss, nach Hysterektomie, vor und nach der Entbindung (Meldekraut zum Uterus)
Hernien
Regelblutungen, Zwischenblutungen, Zahnfleischbluten, Hämaturie
Feuchtigkeit trocknend und Hitze klärend, harntreibend akuter Durchfall, Fieber; Colitis, Eiterungen, Abzesse, nässendes Ekzem, Leukorrhöe, Candida
Hydrops
Leere-Hitze absenkend Hitzewallungen, Schlafstörungen, Unruhe, Launenhaftigkeit, klimakterische Beschwerden
Kopfweh im Zusammenhang mit dem Zyklus/Uterus; früher bei Epilepsie und Apoplex
kühlend lokale Anwendung: bei Entzündungen und Eiterungen
MAD 459f., FIS (1990) 84f., KRÖ1 138, Positivmonografie Kommission E
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Abb. 19.2 Alchemilla vulgaris.

19.2.3 Agrimonia eupatoria

Siehe  Abb. 19.3 und  Tab. 19.4.

Tab. 19.4 Monografie Agrimonia eupatoria.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Agrimonia eupatoria, herb. Odermennig neutral zusammenziehend, wenig bitter, Le, Mi, Ma, Bl, Ni 1–4 g getr. Droge Dekokt, 1–4 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Leber- und Gallenblasen-Qi bewegend und regulierend Leber-, Gallenkrankheiten mit Druckgefühl, Verhärtung, Bauchkoliken, Blähungen, Seitenstechen
adstringierend, haltend vaginaler Ausfluss, Durchfall, Atonie der Bauchorgane, bei chron. Halsentzündung (Gurgelmittel, „Sängerkraut“)
Blutungen stillend Blut in Stuhl, Urin, Blutungen aller Art
Milz- und Magen-Qi stärkend, Feuchtigkeit umwandelnd Verdauungsschwäche mit weichem Stuhl, Appetitlosigkeit, Blähungen, Schleim im Verdauungstrakt Hydrops
Feuchte-Hitze ableitend Ikterus, blutige Durchfälle, Steine und Grieß der Harn- und Gallenwege, Urogenitalentzündungen, harnsaure Diathese
MAD 449f., KRÖ1 253f., Positivmonografie der Kommission E
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Abb. 19.3 Agrimonia eupatoria.

19.2.4 Lamium album

Siehe  Abb. 19.4 und  Tab. 19.5.

Tab. 19.5 Monografie Lamium album.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Lamium album, herb. (flor.) Taubnessel, Kraut (Blüten) kühl zusammenziehend, süß, salzig (Blüten: süß) Ni, Bl, Mi, Le, Uterus 1–5 g getr. Kraut Dekokt, 0,3–1g Blüten Infus, 1–5 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
im Unteren Erwärmer adstringierend, haltend, so Nieren- und Milz-Qi tonisierend vaginaler Ausfluss, atonische Uterusblutung, Uterussenkung, Uterusprolaps vor allem bei Frauen mit Blutleere unfreiwilliger Samenerguss
Hitze klärend, Feuchte-Hitze im Unterleib ableitend und kühlend in der Blase in den Därmen Entzündungen des Unterleibs, Verklebung der Eileiter, zu kurzer Menstruationszyklus
Blasenentzündung, Reizung, Harnzwang, Blasenkrämpfe, Nierenentzündung, Albuminurie, Prostatareizung blutiger Durchfall
befeuchtend (die Blüten), kühlend Reizung, Jucken, Trockenheit der Vagina und Vulva
Nieren- und Herz-Yin kühlend Schlafstörungen, nervöse Unruhe, Schwerhörigkeit
MAD 1707, KRÖ1 345, Positivmonografie Kommission E für die Blüten (1987), Negativmonografie Kommission E für das Kraut (1993, da Wirksamkeit „nicht belegt“)
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Abb. 19.4 Lamium album.

19.2.5 Potentilla anserina

Siehe  Abb. 19.5 und  Tab. 19.6.

Tab. 19.6 Monografie Potentilla anserina.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
(Potentilla) Anserina, herb. Gänsefingerkraut kühl zusammenziehend Ma, Di, Dü, Uterus, He, Le, Lu 1–5 g getr. Droge Dekokt, 1–5 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Qi-Stagnation in allen drei Erwärmern regulierend und bewegend Krämpfe der glatten Muskulatur wie Magen-Darm-Koliken, Gallenwegskoliken, Dysmenorrhöe, Asthma; Angina pectoris, Roemheld-Syndrom, spastische Diathese, früher bei Epilepsie
adstringierend, Blut stillend, haltend allg. bei Blutungen, bes. Metrorrhagie bei zu weichem, hyperplastischem Uterus, auch nach der Geburt zur Rückbildung, vaginaler Ausfluss
Hitze klärend, Feuchte-Hitze ableitend Durchfall, bes. mit Krämpfen, Blut im Stuhl, vaginaler Ausfluss, Ikterus, Bluthusten
äußerlich angewendet Feuchtigkeit trocknend lokale Anwendung: Entzündungen der Augen, Mundhöhle
KRÖ1, 144, MAD 2213, Positivmonografie Kommission E
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Abb. 19.5 Potentilla anserina.

19.2.6 Schisandra chinensis

Siehe  Abb. 19.6 und  Tab. 19.7.

Tab. 19.7 Monografie Schisandra chinensis.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Schisandra chinensis, fruct. Schisandra, Früchte warm sauer Lu, Ni, He 0,5–2 g getr. Droge Dekokt, 1–3 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Lungen-Qi sammelnd, tonisierend, Schweiße haltend Husten, Kurzatmigkeit, spontane Schweiße
Nieren-Qi und -Yin tonisierend, Jing bewahrend Lungen-Niere-Verbindung stärkend Asthma, Samenverluste, Blasenschwäche, Bettnässen
Säfte, Blut, Yin nährend Herz-Qi und -Yin bewahrend, Shen beruhigend Schlafstörungen, Ängstlichkeit, Vergesslichkeit
POR (1978) 473, ROS (2003) 843, keine Monografie Kommission E, Positivmonografie WHO
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Abb. 19.6 Schisandra chinensis.

Kommentar Es handelt sich um die aus China stammende Droge Wu Wei Zi, die es bei uns bereits zu Bekanntheit als Allheilmittel gebracht hat. Wir haben sie in das Buch aufgenommen, weil sie die Kommunikation zwischen Lunge und Niere stärkt und deshalb sowohl bei Allergien als auch bei Asthma eine wertvolle Arznei darstellt, für die wir unter den heimischen Heilpflanzen keine Entsprechung sehen.

19.2.7 Vaccinium myrtillus

Siehe  Tab. 19.8.

Tab. 19.8 Monografie Vaccinium myrtillus.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Myrtillus, fruct., Myrtillus, fol. Heidelbeeren, Blätter kühl zusammenziehend Bl, Mi, Di, Dü 1–5 g getr. Droge Dekokt, 1–5 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Feuchte-Hitze in den Därmen ableitend (fruct.) Durchfall mit und ohne Bakterien, auch mit Blut im Stuhl (nicht rohe Beeren, die führen ab!), auch für Kleinkinder
Milz-Qi unterstützend, haltend (fruct.) Appetitmangel, Dyspepsie, chronisch breiiger Stuhl, chron. Blähungen von Gärungsdyspepsie, Darmdysbiose
Feuchte-Hitze der Blase ableitend (fol.) Zystitis mit Bakterien (harndesinfizierend), Blasenreizung, Harnröhrenkatarrh, Steinbildung der Harnwege
Qi von Niere und Blase unterstützend, zu halten (fol.) atonische Harninkontinenz
MAD, KRÖ1 159, WEI 134, Positivmonografie Kommission E für die Beeren; Negativmonografie für die Blätter wegen „nicht belegter Wirksamkeit“ und toxischer Erscheinungen im Tierversuch (nach chronischer Verabreichung einer Menge, die bei einem Erwachsenen ca. 90(!) g Teedroge pro Tag entsprechen würde), WHO

19.2.8 Potentilla tormentilla

Siehe  Tab. 19.9.

Tab. 19.9 Monografie Potentilla tormentilla.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
(Potentilla) Tormentilla, rhiz. Blutwurz kühl zusammenziehend, leicht bitter Mi, Ma 1–6 g getr. Droge Dekokt, 1–5 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
adstringierend, blutstillend, Milz-Qi unterstützend, Organe und Blut zu halten Organsenkungen, Hämorrhoiden von Erschlaffung, atonische Blutungen, Diarrhöe
Hitze klärend und Feuchte-Hitze ableitend Diarrhöe, Entzündung des Darmes mit Durchfall, Blut im Stuhl, Colitis, paratyphöse Diarrhöe, Ausfluss
äußerlich adstringierend, kühlend, Feuchtigkeit trocknend, entgiftend lokale Anwendung: blutende, nässende, allergische Entzündungen, Wunden, Ekzeme; Zahnfleisch
MAD 2717, KRÖ1 356, Positivmonografie Kommission E

19.2.9 Rubus idaeus/fruticosus

Siehe  Tab. 19.10.

Tab. 19.10 Monografie Rubus idaeus.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Rubus idaeus, fol. Rubus fruticosus, fol. Himbeere, Blätter Brombeere, Blätter kühl zusammenziehend Mi, Uterus 1–5 g getr. Droge Dekokt, 1–5 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
adstringierend; Ausflüsse und Blutungen stoppend Qi anhebend Diarrhöe auch blutig, Leukorrhöe mit Entzündung
Uterus-Qi adstringierend, haltend, regulierend (mehr die Himbeerblätter) Metrorrhagien, Uterusprolaps, drohende Fehlgeburt, Menstruationsbeschwerden Bänder in der Schwangerschaft und Muttermund vor der Geburt kräftigend und flexibler machend
Hitze klärend, Feuchte-Hitze ableitend Fieber senkend bei Infekten, bes. mit Durchfall, chron. Blinddarmreizung
lokales Adstringens Entzündungen von Haut und Schleimhäuten, Mundschleimhaut, Halsweh, Ekzeme
MAD 2362, KAR 309, KRÖ1 98, Negativmonografie Kommission E (1987 und 1990, da Wirksamkeit „nicht belegt“)

19.2.10 Weitere Kräuter, die halten und stabilisieren

19.3 Rezepturen

19.3.1 Übermäßiges spontanes Schwitzen (Lungen-Qi- und Herz-Qi-Leere)

Siehe  Tab. 19.11.

Tab. 19.11 Rezeptur Übermäßiges spontanes Schwitzen.

Kräuter Menge Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Salvia, fol. 40 g neutral zusammenziehend, etwas bitter und scharf, aromatisch Oberfläche stabilisierend, Qi stärkend
Hyssopus, herb. 40 g neutral bitter, zusammenziehend, aromatisch Lungen-Qi stärkend, Oberfläche stabilisierend
Crataegus, fol. cum flor. 40 g neutral zusammenziehend Herz-Qi tonisierend
Millefolium, herb. 30 g neutral bitter, zusammenziehend, aromatisch Qi tonisierend, adstringierend
Urtica, herb. 30 g neutralwarm fad, zusammenziehend, süß, salzig adstringierend, Säfte nährend (mit Schafgarbe auch, um den Verlust an Mineralien zu kompensieren)
Inula helenium, rhiz. 40 g warm süß, bitter, aromatisch, scharf Lungen-Qi tonisierend
Cinnamomum cassia, ramulus 30 g warm aromatisch, scharf, süß Ying Qi und Wei Qi harmonisierend
Mischung 1: Millefolium, Crataegus, Urtica; 100 g
Mischung 2: Salvia, Hyssopus, Inula Helenium, Cinnamomum cassia; 150 g

Zubereitung und Dosierung Tagesmenge: 4 g Mischung 1 mit 1,5 l Wasser kalt ansetzen, zum Köcheln bringen und 20 Min. mit leicht geöffnetem Deckel köcheln lassen. Dann 6 g Mischung 2 so hinzufügen, dass sie noch 2 Min. mitköcheln, den Deckel dabei schließen, die Wärmezufuhr beenden und mit geschlossenem Deckel weitere 20 Min. ziehen lassen. Abkühlen lassen, abseihen. Von diesem Konzentrat mit heißem Wasser verdünnt den Tag über trinken. Rezeptur für 25 Tage, 10 g/Tag.

Symptome und Befunde

Syndrome Herz- und Lungen-Qi-Mangel

Westliche Befunde Es kann sich um einen Schwächezustand nach schwerer Erkrankung ohne schulmedizinischen Befund handeln.

Therapieprinzip

19.3.2 Chronischer morgendlicher Durchfall (Leere von Nieren- und Milz-Yang)

Siehe  Tab. 19.12.

Tab. 19.12 Rezeptur Chronischer morgendlicher Durchfall.

Kräuter Menge Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Millefolium, herb. 40 g neutral bitter, zusammenziehend, aromatisch adstringierend, Durchfall hemmend
Potentilla tormentilla, rhiz. 40 g kühl zusammenziehend adstringierend, Durchfall hemmend
Myrtillus, fruct. 40 g kühl zusammenziehend adstringierend, Durchfall hemmend
Cinnamomum ceylon., cort. 60 g warm aromatisch, süß Nieren- und Milz-Yang wärmend
Thymus vulgaris, herb. 40 g warm aromatisch, scharf, zusammenziehend Mitte wärmend
Zingiber, rhiz. 20 g heiß scharf, aromatisch Mitte und Nieren wärmend, innere Kälte vertreibend
Mischung 1: Millefolium, Potentilla torment., Myrtillus; 120 g
Mischung 2: Cinnamomum ceylon., Thymus, Zingiber; 120 g

Zubereitung und Dosierung Tagesmenge: 4 g aus Mischung 1 zum Dekokt, 4 g aus Mischung 2 zum Infus hinzu. Rezeptur für ca. 30 Tage, 8 g/Tag.

Symptome und Befunde
Syndrome
Therapieprinzip

19.3.3 Chronischer vaginaler Ausfluss (Milz-Yang-Leere)

Siehe  Tab. 19.13.

Tab. 19.13 Rezeptur Chronischer vaginaler Ausfluss.

Kräuter Menge Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Cinnamomum ceylon., cort. 50 g warm aromatisch, süß Nieren- und Milz-Yang wärmend, Kälte vertreibend
Thymus vulgaris, herb. 40 g warm aromatisch, scharf, zusammenziehend Milz- und Nieren-Yang wärmend, Feuchtigkeit transformierend, trocknend
Levisticum, rad. 50 g warm aromatisch Feuchtigkeit transformierend, ausleitend
Angelica, arch., rad. 40 g warm aromatisch, scharf, bitter Milz-Qi tonisierend, Milz-Yang wärmend, kalte Feuchtigkeit ausleitend
Lamium album, herb. 30 g kühl zusammenziehend, süß adstringierend und haltend im Unteren Erwärmer; Rezepturwirkung in den weiblichen Unterleib bringend
Millefolium, herb. 40 g neutral bitter, zusammenziehend, aromatisch Qi der Mitte tonisierend, trocknend und adstringierend, Durchfall hemmend
Alchemilla, herb. 30 g kühl zusammenziehend adstringierend und haltend, Feuchtigkeit trocknend; Rezepturwirkung in den weiblichen Unterleib bringend
Mischung 1: Lamium, Millefolium, Alchemilla; 100 g
Mischung 2: Cinnamomum, Thymus, Levisticum, Angelica; 180 g

Zubereitung und Dosierung Tagesmenge: 2,5 g aus Mischung 1 zum Dekokt, 4,5 g aus Mischung 2 zum Infus hinzu. Rezeptur für ca. 40 Tage, 7 g/Tag.

Symptome und Befunde

Syndrome Milz-Schwäche mit Feuchtigkeit

Westliche Befunde Ausfluss mit oder ohne Bakterien- oder Pilzbefall

Therapieprinzip