1    Social Media – Pflicht oder Kür?

Social Media sind fixer Bestandteil des Alltags vieler Menschen, und Social Media Marketing hat sich professionalisiert. Der Fokus liegt nicht mehr auf vielen Likes oder Followern, sondern auf qualitativen Kontakten (Leads) und harten Conversions. Mittlerweile sind alle Altersgruppen über Social Media erreichbar und aktivierbar – und das ist auch messbar.

94 Prozent der Deutschen nutzten Anfang 2021 das Internet. Rund 79 Prozent sind aktive Social-Media-Nutzer; das ist eine Steigerung um rund 13 Prozent gegenüber Anfang 2020. Pro Tag verbringen deutsche Nutzer im Durchschnitt 1 Stunde und 24 Minuten in Social Media.[ 1 ]

Social Media gehören zu unserem (Medien‐)Alltag wie einst der Blick in die Zeitung. Der Großteil der Social-Media-Nutzer checkt sofort nach dem Aufwachen seine Social-Media-Apps am Smartphone. Social Media sind immer Mobile first und immer öfter Mobile only, siehe Snapchat oder TikTok. Livestreams bei Facebook und Instagram sind gerade deshalb so erfolgreich, weil sie von unterwegs gefilmt werden können – ganz einfach mit dem eigenen Smartphone. Virtual- und Augmented-Reality-Funktionen, wie z. B. Snapchat Lenses oder Filter bei Instagram, erweitern spielerisch und auf einfache Art die eigenen Content-Möglichkeiten.

Deshalb ist es auch heute enorm wichtig, dass Sie die sozialen Netzwerke und mobilen Social Apps selbst nutzen, verstehen und dadurch strategisch und sinnvoll für das eigene Marketing einsetzen können. In den Marketing- und Kommunikationsabteilungen wird Social Media und Content Marketing deshalb extrem viel Bedeutung beigemessen. Ganze »Taskforces Social Media« und »Social Media Units« sind entstanden, um die Kunden im Netz bestmöglich zu erreichen.

1.1    Social Media sind Marketing-Must-haves

In den Werbeagenturen hat ebenfalls ein Umdenken stattgefunden. Social Media werden heute in den frühen Phasen der Marketingkonzeption bedacht und nicht erst zum Kampagnenstart per Schnellschuss-Prinzip nachgeliefert. Denn jede noch so gut durchdachte Story kann in Social Media scheitern, wenn man erst zum Schluss überlegt, wie man nun die Nutzer in Social Media damit erreichen will. Die reine Verlängerung von Kampagnen in Social Media wird immer häufiger durch eigene Social-Media-Inhalte ersetzt.

1.1.1    Vom Hype zur Marketingdisziplin

Social Media Marketing hat sich in den letzten Jahren vom Hype zur anerkannten Marketingdisziplin entwickelt und wird im gesamten Marketingmix eingesetzt – ob als Teil einer crossmedialen Kommunikationsstrategie oder als Teil einer Kundengewinnungsstrategie (Lead-Generierung). Unternehmen können es sich nicht mehr leisten, auf Social Media zu verzichten.

Immer mehr große und kleine Firmen nutzen Social Media für ihre Kommunikation, zur Reputationssteigerung im Netz oder um Aufmerksamkeit und Absatz für ihr neues Produkt zu generieren – und immer mehr Unternehmen können bereits eine positive Auswirkung auf diverse Marketing- bzw. Unternehmensziele durch soziale Netzwerke feststellen.

Nutzen von Social Media Marketing für Unternehmen

Eine weltweite Umfrage unter rund 4.400 Marketingverantwortlichen nach dem Nutzen von Social Media Marketing für Unternehmen ergab, dass 88 % der Befragten das Erhöhen von Aufmerksamkeit als Nutzen von Social Media Marketing sahen, gefolgt von mehr Traffic (79 %), generierten Leads (69%) und der Förderung von Kundenloyalität (61%). Auch interessant ist, dass bereits 60 % der Befragten steigende Verkäufe als konkreten Nutzen von Social Media Marketing sahen.[ 2 ]

Drei von vier Unternehmen in Deutschland setzten laut Bitkom-Studie 2017 bereits Social Media Marketing ein (73 %).[ 3 ] Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein kleines, mittleres oder um ein großes Unternehmen handelt.

1.1.2    Messenger beschleunigen den Kundenservice

Messenger etablieren sich gerade als wichtigster neuer Touchpoint mit Kunden und beschleunigen den Kundenservice. Wie so oft, sucht man auf Unternehmensseiten nach der richtigen Hotline-Nummer oder dem Kontaktformular, das irgendwo versteckt ist; da ist die Nachricht an den Händler oder Dienstleister in Facebook doch viel schneller geschrieben. Das Social Web kann gerade mit Messengern seine Vorteile ausspielen: Schnelligkeit und Nutzerfreundlichkeit. Für große und kleine Unternehmen steckt hier großes Potenzial, wertvolle Kundenbindungen aufzubauen, die für Reichweite und Umsätze sorgen. Internen Studien von Facebook zufolge würden 56 % der Facebook-Nutzer lieber einer Firma via Messenger schreiben als zum Telefonhörer zu greifen.[ 4 ] Jeder dritte Deutsche findet die Unternehmenskommunikation via WhatsApp, Facebook Messenger & Co. sogar deutlich angenehmer als die klassischen Kontaktwege (E‐Mail, Post, Telefon). In Kapitel 7, »Messenger Marketing«, beschreiben wir genau diese Möglichkeiten.

1.1.3    Nicht ohne meine Social Media

Können Sie sich vorstellen, einen Tag lang auf Social Media zu verzichten? Kein Facebook, keine Bildchen und Stories auf Instagram, keine Chats bei WhatsApp? Mal im Ernst: Das ist ganz schön schwer, oder? 47 % aller Deutschen konnten sich 2018 eine Social-Media-Abstinenz nicht vorstellen. Am schwersten würde der Verzicht den 18- bis 24-Jährigen und den 35- bis 44-Jährigen fallen, wie die Grafik von Statista zeigt (siehe Abbildung 1.1). Wie würde das Ergebnis der Umfrage wohl heute aussehen?

1.1.4    Mobile first wird zu Mobile only

Die meisten sozialen Netzwerke werden überwiegend über das Smartphone aufgesucht. Manche Social-Media-Dienste sind überhaupt nur auf dem Smartphone nutzbar, z. B. Snapchat. Durch mobiles Surfen verlagert sich ein Großteil des Web-Traffic von PC auf Smartphone und andere mobile Endgeräte. Der Anteil mobiler Internetnutzer in Deutschland ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und beläuft sich für das Jahr 2020 auf rund 80 Prozent (2015 waren es erst 54 Prozent).[ 5 ] Deshalb lautet die Zukunft von Social Media immer Mobile Social Media und benötigt zwingend kluge Mobile-only-Ansätze.

Ein Tag lang ohne Social Media? Ein unvorstellbares Szenario für 19 % der 18- bis 24-Jährigen (Quelle: Statista, http://de.statista.com/infografik/13057/umfrage- verzicht-auf-soziale-medien)

Abbildung 1.1     Ein Tag lang ohne Social Media? Ein unvorstellbares Szenario für 19 % der 18- bis 24-Jährigen (Quelle: Statista, http://de.statista.com/infografik/13057/umfrage- verzicht-auf-soziale-medien)

Werbeetats wandern ins Netz – allen voran in Social und Mobile

Der Anteil von Online-Werbung am »Werbekuchen« ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Zwar ist TV-Werbung noch immer das Leitmedium der deutschen Werbetreibenden, jedoch erreicht mobile Werbung kontinuierlich die stärksten Wachstumsraten. Der Grund für den ungebremsten Erfolg der Online-Werbung liegt in der granularen Messbarkeit. Werbetreibende wollen nicht mehr das Risiko von Streuverlusten eingehen. Durch präzises Targeting und validiertes Tracking von Online- und Social-Media-Maßnahmen kann bis ins letzte Detail nachvollzogen werden, wie Kunden auf Inhalte und Kampagnen reagieren (Reichweite, Interaktionen, Klicks, Leads, Käufe). Der Shift der Werbeetats von klassischen Medien hin zu digitalen Kanälen, insbesondere zu Social und Mobile, wird weiterhin steigen.