10.7 Blogger Relations
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Blogger Relations: einerseits Beziehungen, die Blogger untereinander pflegen, und andererseits Beziehungen zwischen Unternehmen und Bloggern. Online Relations, d. h Public Relations im Internet, funktionieren heute nicht mehr, ohne Beziehungen zu Bloggern zu pflegen. Blogger Relations ergänzen die klassische Medienarbeit. Mittlerweile gibt es Blogger, die eine respektable Anzahl an Lesern verzeichnen. Dementsprechend ist auch ihr Einfluss auf ihre Leserschaft überaus hoch. Wenn Blogger zu Fernsehdiskussionen eingeladen werden oder sogar eigene Sendezeiten bei diversen TV-Sendern bekommen, geschieht das nicht ohne Grund. Blogs und Microblogs (siehe Kapitel 9, »Twitter«) haben in der Medienlandschaft einen großen Stellenwert: Erste inoffizielle Informationen über neue Smartphones werden beispielsweise immer öfter von Powerbloggern veröffentlicht. Aber das gilt nicht nur für Technologiethemen, sondern sicher auch für Ihre Branche.
Haben Sie schon einmal geschaut, wo überall über Ihr Unternehmen, Ihre Produkte und Dienstleistungen oder über unternehmensrelevante Themen berichtet wird? Wenn nicht, erfahren Sie in Kapitel 13, »Social Media Monitoring und Online Reputation Management«, mit welchen Social-Media-Tools Sie das herausfinden. Sicher hat auch schon das eine oder andere Blog über Sie berichtet. Und nun stellen Sie sich vor, dass darunter ein Powerblogger ist, der eine große Leserschar hinter sich vereint, die auf sein authentisches und kompetentes Wort viel Wert legt. Private Blogger sind wichtige Multiplikatoren, die mit ihrem unabhängigen Blog und ihrer starken Vernetzung die öffentliche Meinung stark beeinflussen. Insbesondere bei Spezialthemen konnten sich in der Vergangenheit Experten mit ihren Blogs sehr gut positionieren. Sie sind mindestens genauso wichtig wie die Riege an Journalisten, die Sie mittels Pressearbeit und Lobbying dazu bringen wollen, positiv über Ihr Unternehmen oder Ihr neuestes Produkt zu schreiben. Die Lobby der Blogger ist jedoch die Blogosphäre. Lobbyarbeit betreiben Sie mit Ihrem eigenen Blog, durch Lesen und Kommentieren branchenrelevanter Blog-Beiträge und durch intensiven persönlichen Austausch mit den Bloggern.
Wenn Sie mit Bloggern zusammenarbeiten wollen, kann dies durch das Bereitstellen von exklusiven Informationen passieren, die sinnvoll für Blogger aufbereitet werden, etwa indem Sie Produkte zum Testen oder Preise für Gewinnspiele zur Verfügung stellen. Oder suchen Sie einfach den Kontakt zu Bloggern, und laden Sie sie z. B. ein, einen Gastbeitrag in Ihrem Unternehmens-Blog zu schreiben. So kann der Blogger ein fremdes Netzwerk nutzen – und umgekehrt. Der Nutzen in der Zusammenarbeit mit Bloggern liegt klar auf der Hand: Sie können neue Zielgruppen erreichen, indem Sie die Community des Bloggers nutzen. Sie schaffen wertvolle Links und erhalten zudem eine authentische und glaubwürdige Berichterstattung.
Typische Fehler, die man bei Blogger Relations machen kann
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Blogger sind keine Journalisten und wollen auch nicht so behandelt werden.
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Anonyme Massenaussendungen bzw. Masseneinladungen zu Events sind nicht gerne gesehen; eine gute Kontaktaufnahme sollte persönlich erfolgen.
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Der Eingriff in die Berichterstattung des Bloggers verbietet sich. Blog-Beiträge leben von der Authentizität und der Wahrnehmung von Bloggern.
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Veränderte Absprachen sind kein Zeichen von Wertschätzung; die vereinbarten Leistungen sollten also auch nicht verändert werden.
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Keine klare Kommunikation über die vereinbarten Leistungen führt mindestens zu Missverständnissen, möglicherweise aber auch zu Unfrieden.
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Auch von dem ungefragten Einsatz von Bild-, Video- oder Textmaterial des Bloggers bzw. der Werbung mit dessen Konterfei sollten Sie absehen.
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Blogger-Events, bei denen es keine Geschichte zu erzählen gibt, sind sinnlos. Blogger brauchen ein Thema, über das sie berichten können; ein neues Produkt allein reicht nicht.
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Einen Linktausch anzubieten, sollten Sie sich sparen, denn er bietet keinen wirklichen Nutzen für Blogger.
eqolot – Plattform für Blogger Relations und Influencer Marketing
Es gibt natürlich zahlreiche Agenturen, um Kooperationen mit Bloggern und Influencern einzugehen. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle eqolot (vormals blogfoster), https://eqolot.com/, empfehlen. Die Plattform hat etwa 42.000 angemeldete Social-Media-Profile. Der Gründer von Blogfoster, Simon Staib, ist überzeugt, dass »Vertrauen […] der größte Key Performance Indikator« (Erfolgskriterium) eines Bloggers/Influencers ist.[ 63 ] Bei Blogfoster werden Ihnen je nach Thema passende Blogs vorgeschlagen. Aus einer Longlist wählen Sie anschließend den einen oder mehrere Blogger aus, mit denen Sie die Kampagne machen wollen.
10.7.1 Wie man mit Blogs Geld verdienen kann
Viele Blogger verdienen mittlerweile Geld mit ihren Online-Beiträgen. Die Art, wie dies passiert, ist unterschiedlich. Die wichtigsten Einnahmequellen sind hier aufgelistet.
Affiliate Links
Wenn Blogger z. B. zu Produkten auf Amazon oder anderen Onlineshops verlinken, bekommen sie eine Provision, wenn jemand ein Produkt über diesen Link gekauft hat.
Sponsored Posts und Werbung
Unter Sponsored Posts versteht man Artikel, die von Bloggern im Auftrag von Unternehmen geschrieben werden.
Advertorials
Unter Advertorials versteht man Werbung in einem Blog durch redaktionelle Beiträge. So gilt z. B. die Vorstellung einer neuen Schokoladensorte in einem Blog-Beitrag als Kooperation mit einem Unternehmen. Die Unternehmen kaufen quasi die redaktionelle Berichterstattung, die aber auch als Werbung gekennzeichnet werden muss.
Content-Kreation für Unternehmen und Social Media Shares
Content-Kreation bedeutet in dem Fall, dass Blogger eingeladen werden, für fremde Seiten Content zu erstellen, z. B. Rezeptvorschläge, Reiseberichte usw. Als Social Media Share versteht man den Verkauf der Reichweite, d. h., wenn Blogger eine gewisse monatliche Reichweite an Lesern aufweisen können, können sie diese Reichweite verkaufen.
Verkauf eigener Produkte
Dazu zählen etwa Online-Tutorials, Workshops, Beratung oder E-Books.
Beratung und Vorträge
Als Social-Media-Experten werden Blogger oft zu Veranstaltungen oder Vorträgen eingeladen bzw. gebeten, Workshops zu halten.
10.7.2 Über den Umgang mit Bloggern
Wie spricht man Blogger an? Wollen sie wie Journalisten behandelt werden? Darf man ihnen Produktproben zusenden? Muss man Blogger bezahlen? In den letzten Jahren hat sich die Blogger-Szene professionalisiert. Viele Blogger haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und verdienen damit auch ihren Lebensunterhalt.
Erfolgreiche Blogger werden als Influencer wahrgenommen, also als Personen, die eine Nische im Web positiv besetzen. Solch ein Influencer ist beispielsweise die österreichische Bloggerin Carolina Hubelnig aus Salzburg. Mit ihrem Blog-Projekt »Ach du gute Güte«, www.guteguete.at, führt sie ein regionales Salzburg-Blog, das sich auf die Themen Food und Lifestyle spezialisiert hat. Zudem organisiert sie, gemeinsam mit weiteren Bloggern, die Blogger-Konferenz »Salt and the City«. Diese Veranstaltung entstand aus dem Wunsch heraus, die Blogger-Szene in Westösterreich sichtbar zu machen. Mittlerweile nehmen über 200 Teilnehmer aus insgesamt sechs Nationen an der Veranstaltung teil und vernetzen sich so untereinander.
Unter dem Begriff Blogger Relations (in Anlehnung an Public Relations) wird die Beziehung zwischen Bloggern und Unternehmen zusammengefasst, wobei Blogger aber nicht wie Journalisten behandelt werden. Blogger erwarten, dass sich Unternehmen vorab mit ihrem Blog beschäftigen. Sie wollen nicht ungefragt irgendwelche Produktproben erhalten, sondern auf das Thema ihres Blogs abgestimmte Kooperationen eingehen. »Plumpe Anfragen zu Produktplatzierungen von Unternehmen werden von Bloggern meist hart abgestraft«, weiß Carolina Hubelnig von »Ach du gute Güte«.
Ernst zu nehmende Blogger mit entsprechender Reichweite gehen mit Anfragen von Unternehmen sehr selektiv um. Wenn eine Kooperationsanfrage keinen Mehrwert für sie bietet, lehnen sie ab, denn Marke und Blog-Konzept müssen zueinanderpassen. Unternehmen sollten also nur Kooperationen anbieten, von denen beide Seiten profitieren. Ein Fehler, der immer wieder gemacht wird, ist der Versuch, die Meinung/Berichterstattung der Blogger zu beeinflussen. Wenn Blogger Produkte testen sollen, müssen Unternehmen die Bewertung annehmen, egal, wie sie ausfällt.
Laut Carolina Hubelnig zeichnet sich ein gut geführtes Blog durch die Persönlichkeit des Bloggers aus, durch gute Fotos und Texte sowie durch eine eigene Linie, der man treu bleibt und die nicht andere kopiert. Ihre beliebtesten Blog-Artikel drehen sich um persönliche Kulinarik- oder Lokalempfehlungen, wie z. B. die Salzburg-Touren, die zu den verschiedensten Themen verfasst wurden, so z. B. die »Tour de Frühstück – 16 x Frühstücken in Salzburg« oder der Artikel »14 Dinge, die du in Salzburg einmal gegessen haben musst«.
10.7.3 Ein neues Berufsbild entsteht – Blogger als digitale Nomaden
Vor allem Reise-Blogger leben den Lifestyle digitaler Nomaden. Darunter versteht man Menschen, die selbstständig sind, allerdings ohne festen Wohnsitz und meist das ganze Jahr über reisen. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie mit dem Veröffentlichen von Reiseberichten, Online-Tutorials, Kooperationen mit Reiseunternehmen, dem Verkaufen ihrer eigenen E-Books, oder sie erlauben Werbung in ihren Blogs. Sie bloggen, texten, programmieren ihre Website/ihr Blog oder arbeiten als Übersetzer, betreuen Social-Media-Kanäle oder entwickeln und vermarkten digitale Produkte.
Digitaler Nomade
Conni Biesalski reist seit 2012 als digitale Nomadin um die Welt. Sie ist die Gründerin von Deutschlands größtem Reise-Blog »Planet Backpack«, www.planetbackpack.de, und Mitgründerin von Blog Camp, der Online-Schule für professionelles Bloggen. Auf ihrem Blog erzählt sie nicht nur, wie sie als digitale Nomadin arbeitet, sondern versorgt Interessierte auch mit Tipps, wie sich ein Arbeitsleben als digitaler Nomade realisieren lässt. Sie hat laut eigenen Angaben ein fixes passives Einkommen durch Affiliate- und E-Book-Verkäufe in ihrem Blog und verkauft zusätzlich einen Online-Kurs via Blog Camp.