24. Kapitel

„Better Aging“-Strategien:
mRNA und neue Methoden für eine langlebige Gesundheit

Gesundheit nur und Geldzulage
Verlang ich, Herr! O lass mich froh
Hinleben noch viel schöne Tage
Bei meiner Frau im statu quo!

Heinrich Heine (1797 – 1856),
deutscher Dichter und Romancier [
188]

Ob das Wörtchen „nur“ bei diesen vier Wünschen passend ist, darf und soll nach Heinrich Heines Intention belächelt werden. Denn wer die Gesundheit hat, mag sich leicht selbst um fehlenden „Geldzugang“ und den dritten, etwas versteckten Wunsch kümmern können: Der glücklichen Liebesbeziehung.

Alle drei Dinge mögen zu einem gewissen Grad zusammenhängen, doch zweifellos ist die Gesundheit dabei das Fundament.

Mit dem vierten Wunsch „Hinleben noch viel schöne Tage“ hat es Heine geschafft, auch die verlängerte Lebensspanne noch in diesen 4 kurzen Zeilen unterzubringen.

Über das Letztere haben wir bereits viele Möglichkeiten besprochen, zur Erinnerung: Viel Bewegung, Gewichtskontrolle und gesunde Ernährung, Saunieren, Supplementierung mit Omega-3, CaAKG, Q10 und Selen und eventuell auch der Einsatz neuer Methoden wie z.B. in der TRIIM-Studie beschrieben können – ungefähr in dieser Reihenfolge – die Lebensspanne verlängern.

Um aber den wichtigsten Punkt von Heines Wunschliste aufzugreifen: Wie können wir die Gesundheit mit zunehmendem Alter besser erhalten oder – wenn es denn nötig ist – wiederherstellen?

Denn ein längeres Leben kann nur ein Genuss sein, wenn es nicht mit zusätzlichem Leid verbunden ist. Das genau meint Heinrich Heine, und das genau meint der Begriff „Better-Aging“.

Gesundheit ist die Abwesenheit von Krankheit.

Viele der zuvor vorgestellten Methoden verringern das Risiko, bestimmte Krankheiten zu bekommen.

Dabei gibt es 2 verschiedene Wirkungsgruppen:

  1. Die eine Gruppe vermindert bestimmte Risikofaktoren. Dazu gehören z.B. Q10 (vermindert Herz-Kreislauf-Erkrankungen) oder Glucosamin und Kollagen (vermindern/reparieren Knorpelund Gelenkschäden).
  2. Die andere Gruppe stärkt das körpereigene Immunsystem und wirkt somit der Immunalterung (Immunseneszenz) entgegen.

Diese zweite Gruppe ist deshalb besonders interessant, weil sie die „Hilfe zur Selbsthilfe“ des Körpers ist. Damit wirkt sie allgemein gegen alle Erkrankungen, denn sie hilft dem Körper, mit allem fertigzuwerden, was angreift.

Die potenzielle Gefährlichkeit vieler und eigentlich nicht lebensbedrohlicher Erkrankungen im Alter wie z.B. eines grippalen Infekts oder Covid-19 rührt daher, dass das alte und geschwächte Immunsystem mir diesen Angriffen nicht mehr gut zurechtkommt.

Auch die mit zunehmendem Lebensalter stark zunehmende Häufigkeit von Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes steht mit dem nachlassenden Immunsystem in engem Zusammenhang.

Deshalb lohnt es sich sehr, die Möglichkeiten zur Stärkung und sogar Wiederertüchtigung des Immunsystems noch einmal in den Fokus zu nehmen. Denn die gute Nachricht ist: Hier gibt es bereits sehr viele, wissenschaftlich nachweisliche wirksame Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten!

Zwar mag es wie eine ewige Wiederholung klingen (ist es auch), aber es muss an dieser Stelle einfach noch einmal betont werden: Die erste und wichtigste Ertüchtigungsmaßnahme für das Immunsystem ist ein gesunder Lebensstil mit Bewegung, gesunder Ernährung, Gewichtskontrolle, nicht zu rauchen, moderat Alkohol zu trinken und regelmäßig in die Sauna zu gehen.

Danach kommen einige wirklich spannende Supplementierungen, deren positive Wirkung auf das Immunsystem belegt ist [64]:

Als zwar noch experimentelle, jedoch (bei Bestätigung der ersten Indikationen) hochwirksame Therapie sticht dann die TRIIM-Studie [117] hervor, weil sie gezielt die körperlichen Alterungsprozesse im Thymus als einer wichtigen Kraftquelle des Immunsystems stoppt und sogar umkehrt.

In dieser Wirkungsweise ist die Behandlung bisher einzigartig, und wenn sich der Effekt – nämlich die Wiederertüchtigung der Produktion von T-Zellen - auch in größeren Studien bestätigen sollte, wäre das ein Segen für die Gesundheit im Alter.

(Anmerkung: Seit ich die TRIIM-Behandlung durchgeführt habe, bin ich nicht mehr erkrankt. 3 Kinder im Haushalt bringen regelmäßig grippale Infekte in die Familie, und ich sitze abends beim Vorlesen häufig im Zentimeterabstand neben den Bazillenschleudern. Im Unterschied zu früher stecke ich mich aber nicht an, oder – das ist auffällig – ich spüre eine minimale Infektion mit trockenem Hals oder trockener Nase, die nach wenigen Stunden wieder verschwindet. Das war’s dann. Ich habe das Gefühl förmlich zu spüren, wie mein Immunsystem die Angreifer vernichtet. Das ist zwar subjektiv, aber in der Wirkung auf die Gesundheit gegenüber früher messbar verbessert.

Und dann gibt es neue und neueste, in manchen Fällen auch erst experimentelle Therapien, die sogar dann wirken, wenn selbst das gestärkte Immunsystem eine Erkrankung nicht mehr abwehren konnte.

Gemeint sind die erst seit Covid-19 allgemeiner bekannt gewordenen, sogenannten „(m)RNA-Therapien“.

Das ist ein auch im Hinblick auf Anti-Aging-Behandlungen extrem spannendes, relativ junges Forschungsgebiet, das wir uns hier noch einmal näher anschauen sollten.

Was ist überhaupt „(m)RNA“? Und wie funktioniert eine Therapie?

„Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.“ [189]

So steht es über die Schöpfung der Welt im christlichen Alten Testament – und ähnlich in vielen anderen Schöpfungsmythen. Damit ist ziemlich gut der Urknall beschrieben. Obwohl das mit dem Licht wohl ein paar hunderttausend Jahre gedauert hat [190], aber es steht ja auch nicht in der Bibel: Es wurde sofort Licht.

Doch auch aus einem anderen Grund ist diese Darstellung unvollständig.

Denn mit dem Licht war noch niemand da, der es sehen konnte. Dazu musste erst Leben entstehen.

Wenn eine moderne, wissenschaftliche Fortsetzung der Bibel erschiene, die das neue Wissen ebenso korrekt darstellt wie das dem Alten Testament mit dem Urknall gelungen ist, dann müsste dort stehen:

„Gott sprach: Es werde RNA. Und so wurde Leben.“

Denn die RNA (aus engl. „RiboNucleic Acid“, deutsch „RiboNukleinSäure“ oder RNS) ist ein sehr besonderes Molekül. Eine wesentliche Funktion der RNA in der biologischen Zelle ist die Umsetzung von genetischer Information in Proteine, in Form der mRNA (m = messenger, dt. „Botschafter“) fungiert sie hierbei als Informationsüberträger. Daneben erfüllen spezielle RNA-Typen weitere Aufgaben; bei RNA-Viren macht sie sogar das Genom aus.

RNA ist zwar schon sehr komplex und kann bestimmte Grundfunktionen des Lebens durchführen, aber es erfüllt noch nicht alle Anforderungen, die wir an „Leben“ stellen. Es gibt wie gesagt Viren, deren Genom nur aus RNA oder mRNA besteht (dazu gleich noch mehr). Aber Viren sind nach allgemeiner Ansicht noch kein echtes Leben, denn sie haben keinen eigenen Stoffwechsel.

In den allerersten Anfangszeiten des Lebens auf der Erde hat es vermutlich etwas wie eine „RNA-Suppe“ in den heißen Ozeanen der frühen, noch sehr vulkanisch aktiven Erde gegeben (abgesehen davon enthielt die Atmosphäre noch so gut wie keinen Sauerstoff – also wir Menschen hätten hier damals nicht atmen und überleben können).

RNA-Moleküle haben einige interessante Eigenschaften: Sie können sich relativ schnell verändern. Das war damals wichtig, weil die Entstehung des Lebens nur durch viele Experimente möglich wurde. RNA kann sich aber unter bestimmten Voraussetzungen selbst replizieren, zu einem der ersten Erbmoleküle werden [191], S. ].

Alles ideale Bedingungen, um weiter an Komplexität zuzunehmen und echtes Leben entstehen zu lassen.

Doch nicht nur das erste Leben entstand, sondern es gab wohl schon damals eine Art „parasitärer“ RNA, die aus den Prozessen anderer früher RNA-Moleküle Nutzen zogen und sich z.B. an deren Energieerzeugungsprodukten bedienten, weil sie selbst keine solchen herstellen konnten. So entstanden die ersten Viren, und sie haben mit demselben Prinzip seit 4 Milliarden Jahren extrem erfolgreich überlebt.

Aus der RNA entstand nach und nach ein noch viel komplexeres und stabileres Molekül, die DNA-Doppelhelix in den frühen Zellen.

Durch die Doppelhelix hat jeder einzelne Teil des DNA-Strangs, des sogenannten Basenpaares, ein spiegelgleiches Gegenüber. Das ist sehr praktisch, weil ein Fehler so oft erkannt und korrigiert werden kann.

Außerdem hat die namensgebende Desoxyribose in der DNA eine Hydroxygruppe (OH, also eine Molekülgruppe aus Sauerstoff- und Wasserstoff-Atomen) weniger als die Ribose in der RNA. Dies bedeutet, dass DNA stabiler als RNA ist, da die Stränge schwerer zu trennen sind, weil sie sich stärker anziehen als das sie in Urzeiten umgebende umgebende Wasser.

All das führt dazu, dass die DNA ausgesprochen stabil ist, die RNA dagegen eher instabil. Um es in Zahlen auszudrücken: Unter optimalen Bedingungen kann DNA über Jahrtausende stabil bleiben (dann ist aber irgendwann doch Schluss und sie zerfällt langsam), die RNA in den Körperzellen hat dagegen nur eine Halbwertszeit von Minuten oder Stunden. (Halbwertszeit = Die Zeit, in der die Hälfte der RNA sich verändert hat.)

Das ist übrigens der Grund, warum RNA-Viren wie Covid-19 (also SARS-Cov-2) so extrem schnell mutieren, und auch der Grund, warum mRNA-Impfstoffe nicht ewig schützen, sondern nur ein paar Monate, obwohl sie schon künstlich stabilisiert wurden.

Und es ist auch der Grund, warum bei Immunität gegen DNA-Viren (z.B. die Pocken) dieser Schutz lebenslang bestehen bleibt, und diese Viren auch kaum mutieren.

Obwohl DNA also viel stabiler ist als RNA, zerfällt auch sie irgendwann.

Eine Wiederbelebung der Dinosaurier aus über Millionen Jahre konservierter DNA wird wohl deshalb auch ein Mythos bleiben.

Diese sehr unterschiedlichen Stabilitäten von DNA und RNA hat sich zu einer genialen Aufgabenverteilung entwickelt: Die DNA speichert die Erbinformationen, die RNA liest sie aus und überträgt oder „interpretiert“ sie.

Ein sehr schöner Vergleich dazu: Die DNA ist wie die Hardware, also das Smartphone oder der PC, und die RNA ist wie die App bzw. Software dazu.

Um jetzt den Ansatz der RNA-Therapien zu verstehen, können wir uns vorstellen, dass eine App in der „Programmiersprache“ mRNA entwickelt wird, die in dieser biochemischen Sprache unseres Körpers unserem Abwehrsystem mitteilt, welche Moleküle Angreifer sind und welche nicht.

Die mRNA-Impfung gegen Covid-19 hat genau das getan: Unserem Immunsystem wurde mitgeteilt, dass alle „pieksigen“ Moleküle mit Stacheln „FEIND“ bedeutet und sofort vernichtet werden muss.

Dieses Prinzip kann man jetzt natürlich auf ganz viele andere Feinde anwenden (nicht nur Viren, im Prinzip z.B. auch Tumorzellen!), und genau das macht die RNA-Therapie.

Welche Therapien gibt es bereits und wogegen helfen sie?

Tatsächlich sind die allermeisten RNA-Therapien noch in der klinischen Studienphase, wenn auch mit bereits erkennbaren Erfolgen. Eine Zulassung steht in vielen Anwendungsbereichen also kurz bevor.

Eine der ersten bereits zugelassenen und erfolgreichen Anwendungen ist die Impfung gegen das SARS-Cov-2-Virus (also Covid-19). Es war ein Glücksfall der Menschheitsgeschichte, dass just zum Ausbruch dieser globalen Pandemie die mRNA-Technologie praxisreif wurde. Das hat vermutlich Millionen Menschenleben gerettet – auch wenn das heute manche bestreiten, weil man nicht beweisen kann, wer konkret durch die Impfung gerettet wurde. Nur der Tod ist sicher, und da es auch Tote unter den Geimpften gab, konnte der Eindruck entstehen, die Impfung nütze nichts oder schade sogar. Aber die Statistik beweist es eben dann doch: Geimpfte Erkrankte sind sehr, sehr viel seltener schwer erkrankt oder gestorben als ungeimpfte [192].

Darüber hinaus gibt es einige Einzelfälle von Behandelten mit seltenen Erbkrankheiten (z.B. ATTR [191], S.→]), die mit mRNA-Therapien (oft im Rahmen klinischer Tests) behandelt und geheilt wurden.

Bereits im Einsatz ist die RNA-Therapie bei der Behandlung von gefährlich hohem Cholesterin-Spiegel im Blut (Medikament Inclisiran) [191], S.→], von spinaler Muskelatrophie (SMA, Medikament Nusinersen) und der familiären Amyloid-Polyneuropathie (FAP, Medikament Patisiran).

Obwohl diese Erkrankungen wenig bekannt und selten sind, sind diese Erfolge erwähnenswert, weil sie auf einem völlig neuen Wirkmechanismus beruhen – nämlich der RNA-Therapie – und auch Leiden heilen können, die genetisch bedingt sind. Das ist nur zu vergleichen mit der Erfindung oder Entdeckung der Antibiotika, vielleicht langfristig sogar noch bedeutender, weil diese Therapien „programmierbar“ sind und damit prinzipiell unbegrenzt in ihren Anwendungsgebieten.

Das sind aber nur Vorboten künftiger Therapien, die Millionen von Menschen heilen und ihre Leiden werden lindern können – wenn die kleinen Fallstricke gelöst werden, die in der Medizin immer wieder auftauchen können und dann doch noch einige Jahre oder manchmal auch Jahrzehnte weiterer Forschung erfordern, bis die Therapien endlich breit eingesetzt werden können und für uns alle verfügbar sind.

Unser Körper ist nämlich nicht nur komplex, sondern oft auch komplexer als wir denken.

Welche Therapien werden gerade entwickelt und wogegen könnten sie eingesetzt werden?

Die nächste Anwendung der mRNA-Technologie wird vermutlich ein neuer Influenza-Impfstoff sein. Große Pharmaspezialisten wie Biontech und Moderna sind gerade im Zulassungsverfahren (Stand 2024).

Der Vorteil zu bestehenden Impfstoffen ist, dass die Zeit von der Auswahl der Virenstämme, gegen die geimpft werden soll, und der Produktion des Impfstoffs viel kürzer ist als bei derzeit traditionell hergestellten Impfstoffen. Damit wird es möglich sein, viel besser zu erkennen, welche der vielen Influenza-Virenstämme wirklich in der Saison auftreten werden.

Weitere Impfstoffe sind bereits in der Entwicklung, sogar gegen HIV (Aids), Malaria und Hepatitis C. Allein diese Impfungen, würden sie wirksam eingesetzt werden können, könnten Millionen Menschenleben retten.

Weil sie so extrem flexibel programmierbar sind, können RNA-Therapien in Zukunft gegen viele Viren und genetische bedingte Leiden eingesetzt werden. Sehr weit ist bereits die Forschung an Anwendungen gegen aktuell unheilbare und oft auch nur schlecht behandelbare Erkrankungen wie Mukoviszidose, Muskelschwäche, Diabetes, Asthma und sogar gegen die Geißeln Alzheimer, Parkinson und viele Krebsarten [191] [193] [194].

Geht es nach Biontech-Gründer Ugur Sahin, könnte schon in 15 Jahren ein Drittel aller Medikamente auf der RNA-Technologie basieren [193].

Wenn die obige Liste der heilbaren und behandelbaren Leiden zutrifft, könnte diese Schätzung noch untertrieben sein.

Welche Chancen ergeben sich daraus auch für eine längere Lebensspanne?

Mit der Zeit fanden Forscher auch heraus, dass mRNA-Therapien Zellen auch in den embryonalen Zustand zurück-„programmieren“ kann. Diese Entdeckung eröffnete ganz neue Fenster in die mögliche Anwendung, Zellen und sogar ganze Lebewesen zu verjüngen.

Dazu genügte es, bestimmte „Schalter“ an der DNA umzulegen. Die Doppelhelix besteht aus 4 verschiedenen Basen – also Molekülen, an denen Hydroxy-Gruppen andocken können, womit sich der pH-Wert einer Lösung erhöht. Diese Basen treten immer paarweise auf: A und G sowie C und G gehören zusammen. Die C-Bausteine, gepaart mit G, bilden die genannten Schalter. Zwischen C und G befindet sich noch Phosphor als eine Art Klebstoff, daher spricht man von „CpG“. Das sind die Bestandteile der schon ausführlich behandelten CpG-Inseln.

Um den Schalter auszuschalten, werden am C-Baustein Methylgruppen angedockt, also einem Molekülbaustein aus einem Kohlenstoff-Atom (C) und 3 Wasserstoff-Atomen (H).

Ist also eine Methylgruppe am C-Baustein der DNA angedockt, kann die Gensequenz an der betreffenden Stelle nicht ausgelesen werden und bleibt inaktiv.

Soll sie dagegen ausgelesen und aktiviert werden, muss der Schalter angeschaltet werden, indem die Methylgruppe entfernt wird.

An Stellen im Genom, an denen ganz viele Schalter angeschaltet sind und Methylgruppen fehlen, liegen die bekannten „CpG-Inseln“, die bei der epigenetischen Altersbestimmung große Bedeutung haben, siehe Kapitel 16.

Dieses Anschalten und Ausschalten können dafür spezialisierte Enzyme leisten, die wiederum durch mRNA-Wirkstoffe gezielt erzeugt werden können.

Obwohl das für Nicht-Experten schon ziemlich kompliziert ist, ist diese Darstellung noch stark vereinfacht. Aber zum Verständnis der Funktionsweise der Zellverjüngung mag sie dienlich sein.

Wenn man nämlich jetzt mit mRNA die richtigen Schalter an- und ausschaltet, dann weiß die Zelle, dass sie sich in einen embryonalen Zustand zurückversetzen soll. Sie „entdifferenziert“ sich und kann sich dann wieder in alle Zellarten und Gewebe verwandeln.

Es ist leicht zu verstehen, dass das zwar verjüngt, aber für den betreffenden Organismus nicht gut ist: Es bedeutet nämlich, dass aus einer differenzierten Zelle z.B. aus der Haut, dem Herzen oder der Leber plötzlich wieder die Basiszellen (Embryonalzellen) ohne Differenzierung werden. Haut, Herz und Leber würden genau gleich aussehen und natürlich nicht mehr funktionieren. Der Organismus würde sterben.

Viele Forschungsjahre später stellte sich aber heraus, dass dieses Verjüngen in mehreren Phasen oder Stufen abläuft: In den ersten beiden Phasen bleiben die Zellen noch differenziert, verjüngen sich aber bereits, und erst in der dritten Phase gehen sie in den embryonalen Zustand über [191], S.→].

Natürlich arbeiten die Wissenschaftler nun daran, die mRNA so einzustellen, dass sie nur die Phasen 1 und 2 ausführt und nicht Phase 3. Und es ist bereits in einigen Fällen gelungen, nämlich bei speziell dafür gezüchteten, sogenannten „transgenen“ Mäusen [195].

Es ist also nicht nur theoretisch möglich, Säugetiere mit mRNA-Therapien zu verjüngen. Der Mensch ist ein Säugetier, und so sind die Hoffnungen begründet, dass in nicht allzu ferner Zukunft eine Art „mRNA-Pille“ oder Injektion den Körper umfassend verjüngen könnte.

So eine Verjüngungs-Therapie müsste man dann in zeitlichen Abständen wiederholen und bliebe dann vom Ansatz her ewig jung – und gesund!

Eine faszinierende Vorstellung!

Nun sind wir von der Gesundheit doch wieder zurückgekommen auf die Verlängerung der Lebensspanne – es zeigt sich, wie eng das alles miteinander verzahnt ist. Der Kreis schließt sich also.

Selbst wenn viele dieser spannenden Entwicklungen noch nicht abgeschlossen und viele Methoden noch nicht allgemein verfügbar sind, so können wir doch bereits heute um viele Jahre länger gesund leben als noch vor wenigen Jahrzehnten.

Und wer weiß: Wenn wir weitere 10 Jahre gesund älter werden können, mag manche neue Methode so ausgereift sein, dass sie uns weitere Jahre oder Jahrzehnte Gesundheit und Lebensspanne schenken kann.

Oder sogar die ewige Jugend.