Eine heimliche Liebe
Der eine sagt so, die anderen anders. Der eine ist der Bruder, die anderen sind die langjährigen Nachbarn und Verwalter des Papsthauses in Pentling. Bei ihnen lebte Chico bis zu seinem Tod.
Georg Ratzinger, der Bruder Benedikts XVI., beschreibt in seinem Buch »Mein Bruder, der Papst« den rot gestromten Kater als »schwieriges Tier mit zwei Seelen in seiner Brust«, der bei entsprechender Laune auch mal kratzen und beißen konnte. Und das so heftig, dass der Papst selbst sich nicht immer getraute, den Kater anzufassen.
Ganz anders berichten die Hofbauers, zu deren Familie nicht nur Chico, sondern auch noch nacheinander die Hunde Ingo, Leo und Lea gehörten. Sie berichten von Chicos Anhänglichkeit. Sobald der Papst in seinem Privathaus in Pentling weilte, wich Chico nicht von seiner Seite, sei es im Garten oder im Haus.
Wirklich berühmt wurde Chico mit dem Erscheinen eines Kinderbuches, in dem er neben dem Papst die Hauptrolle spielt. Die italienische Autorin schilderte das Leben Josef Ratzingers, des späteren Benedikt XVI., aus der Sicht Chicos. Der daraufhin einsetzende Rummel allerdings war Chico egal und den Hofbauers eher unangenehm. Sie wollten, dass er ein ganz normales Katerleben führen konnte, ungeachtet seines berühmten Freundes. Ob er dem, wie den Hofbauers auch, halb verzehrte Mäuseleichen vor die Haustür legte, ist nicht überliefert.
Trotzdem reichte Chicos Einfluss bis nach Rom. Der katzenliebende Ratzinger sorgte schon zu seiner Zeit als Vorsitzender der Glaubenskongregation für die streunenden Katzen im Garten seines Amtssitzes. Sie wurden gefüttert, erhielten Namen und mussten Chico »ersetzen« – eine wirkliche Verbesserung zu ihrer Behandlung durch Ratzingers Vorgänger, der die Katzen regelmäßig vertreiben ließ.
Chico starb 2013 im Alter von zwölf Jahren. Sein Grab im Garten ist mit einem kleinen Holzkreuz geschmückt.