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22_El gato muerto

Die Katze, die Lima lahmlegte

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Katzenkenner empfehlen eine genaue Beobachtung des Verhaltens der Katze, den Wechsel der Katzenstreu und mehr Katzentoiletten insgesamt, um den Ursachen auf den Grund zu gehen und das Problem zu beseitigen. Aber nichts von dem hätte in dem Fall geholfen, der im Januar 1990 durch die Presse ging:

Mehr als eine Stunde fiel der Strom in der peruanischen Hauptstadt aus. Mehr als sieben Millionen Einwohner mussten bei Kerzenschein zu Abend essen, keine Ampeln, keine Telefongespräche, nichts ging mehr. Die Energieversorgung war komplett zusammengebrochen. Die Aufregung war groß, und es wurde vergeblich nach den Verantwortlichen gesucht. Die Guerilleros des Sendero Luminoso, des Leuchtenden Pfades, einer terroristischen Vereinigung, wurden verdächtigt, einen Anschlag auf die Energieversorgung verübt zu haben, und vielleicht hätten sich diese den »Coup« sogar gerne auf ihre Fahnen geschrieben.

Aber die Wahrheit war eine andere. Und die kam, nachdem es wieder funktionierte, ans Licht: Eine Katze hatte sich in das Elektrizitätswerk geschlichen, in der Nähe eines 10.000-Volt-Kabels gepinkelt und war dann mit dem Strom in Berührung gekommen. Der Kurzschluss war vermutlich eine blitzschnelle Angelegenheit. Die Katze, so versicherte später der Pressesprecher, hätte keine Sekunde gelitten.

Diese Geschichte kannte allem Anschein nach auch der türkische Energieminister. Nach der Wahl 2014 behauptete der, der Stromausfall in Ankara und anderen Städten am Abend der Stimmauszählung wäre durch eine Katze verursacht worden. Das Tier sei in den Verteilerkasten gekrochen und habe den Stromausfall verursacht. Die politischen Gegner glaubten eher an einen Wahlbetrug. Die Internetgemeinde nutzte die vermeintliche Ausrede des Energieministers zur Verbreitung von Hashtags wie #catlobby, twitterte über die Verschwörung der Katzen und übte so auf eigene Art Kritik an der herrschenden Partei.

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