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25_Europäische Wildkatze

Scheue Schönheit im dunklen Wald

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Wenn Ihnen beim abendlichen Waldspaziergang ein kleines maunzendes Bündel entgegenläuft, haben Sie nicht nur vielleicht das Glück einer seltenen Begegnung, sondern sollten vor allem Ihrem Drang widerstehen, dem vermeintlich hilflosen kleinen Kätzchen zu helfen.

Vermutlich stehen Sie in diesem Moment einer europäischen Wildkatze (Felis s. silvestris) gegenüber. Gerade wenn die Tiere jung sind, ist die Verwechslungsgefahr für den ungeübten Blick groß. In der Fellzeichnung ähnelt die Waldkatze, wie sie wegen ihres Lebensraums auch genannt wird, einer grau-braun gemusterten Hauskatze. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal sind der buschige Schwanz mit dem stumpfen schwarzen Ende und ein durchgängiger dunkler Strich auf dem Rücken. Besonders mit dem dichten Winterfell wirken die Wildkatzen kräftiger und gedrungener als ihre gezähmten Artgenossen.

Info

Tipp Die Wildkatze in der Ausstellung »Waldgeheimnisse« im Nationalpark-Tor Heimbach (im Bahnhof) ist sehenswert. | Adresse An der Laag 4, 52396 Heimbach | Öffnungszeiten täglich 10–17 Uhr, der Eintritt ist frei. Mehr Informationen zu Wandermöglichkeiten und Waldführungen im Nationalpark Eifel erhalten Sie unter www.nationalpark-eifel.de.

Mit der Kamera müssen Sie dann schnell zur Hand sein, denn die Tiere sind sehr scheu. Sie sind reine Waldbewohner und leben zurückgezogen in Misch- und Buchenlaubwäldern. In versteckten Fels- und Baumhöhlen, unter Wurzeln und abgestorbenem Geäst ziehen sie ihre Jungen groß. Je vielfältiger der Wald ist, desto tiefer besiedeln die Wildkatzen ihn. Bis ins 20. Jahrhundert hinein erstreckte sich das Verbreitungsgebiet der Tiere über den eurasischen Kontinent. Landwirtschaft, Straßenbau und die sich ausbreitenden Städte und Dörfer zergliederten und verschluckten die großen Waldgebiete. In den heutigen Nationalparks finden die Tiere wieder mehr günstige Bedingungen vor, und die Bestände erholen sich.

Die naturnahen Buchenmischwälder im Nationalpark Eifel scheinen der Wildkatze besonders gut zu gefallen. Hier und im gesamten Eifel-Ardennen-Gebiet findet sich mit circa 1.000 Tieren die größte Population Mitteleuropas. Vielleicht haben Sie Glück und begegnen einem ganz besonders prächtigen Exemplar. Aber Sie müssen sehr leise sein.

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