Mailand entdecken

Sein und Design – so lässt sich das Credo von Italiens Weltstadt zwischen Alpen und Mittelmeer auf den Punkt bringen! Seit Leonardo da Vincis Zeiten fühlen sich Kreative und Erfolgreiche hier besonders wohl. Wer zum ersten Mal nach Mailand kommt, merkt sofort, dass in der glamourösen Hauptstadt der Lombardei nicht gekleckert, sondern im ganz großen Stil geklotzt wird. Ein Dom der Superlative, die berühmteste Einkaufspassage der Welt gleich neben dem nicht minder famosen Teatro alla Scala, unermessliche Kunstschätze und die Flag-Stores der wichtigsten Mode-Labels des Planeten drängen sich auf kleinstem Raum im historischen Zentrum. Schicke Künstlerviertel und exklusive Shoppingmeilen verführen zu Streifzügen durch die eleganteste und stilvollste Metropole Italiens.

Mailand für Citybummler

Reisende, die gerne flanieren und bummeln, werden an der lombardischen Metropole ihre helle Freude haben. Viele der für Touristen interessanten Spots sind vom Zentrum der Innenstadt, dem Domplatz, hervorragend zu Fuß zu erreichen. Außerdem kann es sehr reizvoll sein, sich einfach durch die Straßen und Gassen eines einzelnen Stadtteils treiben zu lassen.

Neben dem unmittelbaren Zentrum Mailands sind einige weitere Gegenden von besonderem touristischen Interesse.

Der über 1 km lange Corso Venezia verbindet die Piazza San Babila {16} in nordöstlicher Richtung an den Giardini Pubblici {15} vorbei mit der Piazza Oberdan. Gesäumt ist die Allee von Restaurants und Geschäften aller Art – und einigen eindrucksvollen Stadtpalästen in klassizistischem Stil. Ein besonders markantes Beispiel dafür ist der Palazzo Serbelloni von 1793 an der Ecke Via San Damiano.

An der Piazza Oberdan werden die beiden kleinen Torhäuschen der historischen Porta Venezia und die gleichnamige Metro-Station passiert. Hier geht der Corso Venezia nahtlos in den Corso Buenos Aires über – eine ebenfalls kilometerlange Allee mit unzähligen populären Läden und Einkehrmöglichkeiten. Viele Kaffeefreaks sind überzeugt, dass es hier im Torrefazione il Caffé Ambrosiano (nur Stehplätze) die beste braune Brühe der Welt gibt (Corso Buenos Aires, 20, www.torrefazioneambrosiano.it/negozi.htm).

Die Giardini Pubblici {15} („Öffentliche Gärten“) sind neben dem Parco Sempione Mailands zweite große Parkanlage im Bereich der Innenstadt. Beide haben die Größe eines ganzen Stadtviertels. In den Giardini Pubblici kann man nicht nur relaxen, sondern auch zwischen mehreren lehrreichen bzw. kunstsinnigen Unternehmungen wählen.

Das weltberühmte Quadrilatero d’oro {14}, das „Goldene Viereck“ der Spitzenmode, umfasst ein großes Straßenkarree zwischen den Giardini Pubblici und dem Domplatz. In kompakter Manier repräsentieren hier italienische und internationale Klamottenlabels um die Wette.

Nördlich des Zentrums etwa auf halbem Weg zwischen dem Parco Sempione und den Giardini Pubblici gelegen, gilt der Stadtteil Brera nach wie vor als Künstlerviertel Mailands. Nicht nur das besondere Ambiente mit hübschen gepflasterten Gässchen und vielen Lokalen zieht viele Besucher an, sondern auch die Pinacoteca di Brera {17}, eine der herausragendsten Gemäldegalerien Italiens.

Das Castello Sforzesco {19} und der weitläufige Parco Sempione {20} prägen die Gegend nordwestlich der unmittelbaren Innenstadt. Eine eingehende Besichtigung der hier gebotenen Sehenswürdigkeiten und Attraktionen dauert locker einen ganzen Tag. Auf dem Gelände der ehemaligen Messehallen entstehen einige spektakuläre Hochhäuser (City Life). Mit von der Partie sind die Spitzenarchitekten Daniel Libeskind, Arata Isozaki und Zaha Hadid. Jeder der drei verantwortet einen zukunftsweisenden Wohn- bzw. Büroturm. In den von Libeskind entworfenen wird sogar ein Design-Museum der Extraklasse untergebracht sein.

Etwas über einen Kilometer westlich des Domplatzes verläuft die beim Regionalbahnhof Cadorna unweit des Castello Sforzesco beginnende Via Giosuè Carducci. Rechts und links dieser breiten Straße passiert man eine ganze Reihe von Top-Sehenswürdigkeiten, darunter die Basilica di Santa Maria delle Grazie {24} mit Leonardo da Vincis „Letztem Abendmahl“ („Cenacolo Vinciano“), die prächtige Basilica di Sant’Ambrogio {27} und das nach dem visionärsten Bewohner Mailands benannte Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia Leonardo da Vinci {28}.

Mailands Jugend flaniert abends am liebsten auf dem Corso di Porta Ticinese zwischen dem trendigen Platz vor der Basilica di San Lorenzo Maggiore {29}, wo sich der romanische Baustil mit dem Charme einer antiken Säulenkolonnade vereint, und der Piazza XXIV, in deren unmittelbarer Nähe sich die beiden großen Kanäle (navigli) treffen.

Ursprünglich Teil des Wasserstraßennetzes, das Mailand durchzog, sind der Naviglio Grande (Großer Kanal) und der Naviglio Pavese (Pavia-Kanal) heute dessen sichtbarste Überreste. Das kultige Navigli-Viertel {31} spielt eine wichtige Rolle im Kunst- und Kulturleben der Stadt, ohne dabei Brera als etabliertes Künstlerviertel den Rang abzulaufen. Etwas vereinfacht gesagt, ist Brera mondäner, die Navigli (noch) experimenteller.

Das gibt es nur in Mailand

In der Hauptstadt der Lombardei waren seit jeher kreative Geister am Werk, lange vor und lange nach Leonardo da Vinci, dem berühmesten aller Mailänder Gastarbeiter. Hier einige Beispiele für besonders skurile Sehenswürdigkeiten und Begebenheiten:

> Im bei U-Bahn-Bauarbeiten unter dem Domplatz wiederentdeckten Battistero San Giovanni alle Fonti (–>) taufte bereits der heilige Ambrosius. Er selbst hatte sich erst kurz vor seiner Weihe zum später wirkmächtigsten Bischof der Stadtgeschichte taufen lassen.

> Da sich Domherren und Mönche nicht einigen konnten, wer von ihnen wann die Glocken der Basilica di Sant’Ambrogio {27} läuten darf, baute man kurzerhand zwei Glockentürme.

> An einem Fialentürmchen hoch oben auf dem Dach des Doms {1} haben Steinmetze Boxszenen eines italienischen Schwergewichtsweltmeisters aus den 1930er-Jahren festgehalten.

> In der Galleria Vittorio Emanuele II kann man dem Turiner Stier symbolisch und ungestraft auf das Gemächt treten. Dieser auch bei Touristen beliebte Brauch soll Glück bringen (–>).

> Die mit leckerem Backwerk reich gewordene Mailänder Familie Motta ließ für ihre Gruft auf dem Cimitero Monumentale {33} eine acht Meter hohe Skulptur anfertigen, die ohne viel Fantasie an einen riesigen Panettone, also einen Mailänder Weihnachtskuchen mit gehackten kandierten Früchten, erinnert.

> Als Silvio Berlusconi im Mai 2014 seinen Steuerbetrug-Strafdienst in einem Seniorenheim bei Mailand antrat, wurde er dort von mehreren Hundert Medienvertretern erwartet.

Mailand an einem Tag

Ein (erster) Tag in Mailand ist mit dem auf –> empfohlenen Spaziergang schon halb vorbei. Den Nachmittag könnten Kurzurlauber – ganz nach individuellem Interesse – einem Besuch der Pinacoteca di Brera {17}, des Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia Leonardo da Vinci {28} oder der Dachterrasse des Doms {1} (oft lange Wartezeiten) widmen. In der Umgebung des Domplatzes lässt sich dolce far niente (das süße Nichtstun) besonders gut mit Leutegucken verbinden, z. B. in der Galleria Vittorio Emanuele II {2} oder entlang der breiten Fußgängerzonen Richtung Piazza San Babila {16} bzw. Castello Sforzesco {19}. Möchte man die Muße mit gastronomischem Genuss verbinden, bietet sich das Restaurant Al Mercante (–>) auf der Piazza dei Mercanti {7} ganz besonders an.

Wer sich nach dem mehrstündigen Stadtbummel lieber im Grünen ausruhen möchte, flaniert durch den Parco Sempione {20}, die Giardini Pubblici {15} oder den Parco delle Basiliche, der die beiden prächtigen Basiliken San Lorenzo Maggiore {29} und Sant’Eustorgio {30} verbindet.

Ausklingen könnte der Tag dann bei einem Aperitif im Navigli-Viertel {31}, auf der so charmanten wie legendären Künstlermeile Via Brera (–>) oder in einer Bar am Corso Sempione, beispielsweise beim kultigen L’Aperitivo del Jazz im Jazz Café (–>).

Ein Kurztrip nach Mailand

Wer drei Tage Zeit hat, um Mailand kennenzulernen, könnte den ersten Tag für den auf –> vorgeschlagenen Stadtspaziergang inklusive der empfohlenen Verlängerung und dem Besuch der Domterrassen {1} verwenden und den zweiten für die Erkundung von Sehenswürdigkeiten, die sich etwas außerhalb des Zentrums befinden. Je nach persönlichen Vorlieben bieten sich dafür zum Beispiel das trendige Navigli-Viertel {31}, der Cimitero Monumentale {33} oder der Stadtteil San Siro mit Weltklasse-Fußballstadion {34} und Hippodrom {35} an.

Wem die während des Stadtbummels passierten Kirchenbauten noch nicht reichen, der sollte wissen, dass Mailand noch einige weitere Gotteshäuser zu bieten hat. Die besonders sehenswerten im Westen des Domplatzes können auf einem etwas über eine Stunde dauernden Spaziergang abgeklappert werden. Von Süden nach Norden spaziert, entdeckt man hier die Basilica di San Lorenzo Maggiore {29}, die Basilica di Sant’Eustorgio {30}, die Basilica di Sant’Ambrogio {27} und die Basilica di Santa Maria delle Grazie {24}.

Besucht man Mailand zum allerersten Mal, bietet es sich außerdem an, von den roten Hop-on-hop-off-Bussen (CitySightseeing Milano, –>) Gebrauch zu machen. Auf drei regelmäßigen Linien können sich Touristen einen großen Teil der Mailänder Innenstadt und die meisten bekannten Sehenswürdigkeiten erschließen (auch Kombiangebote inkl. Eintritt). An allen Haltestellen kann man nach Belieben aus- und wieder zusteigen. Alternativ oder zusätzlich kann es sich lohnen, mit der historischen „Tram n.1“ durch die Innenstadt zu gondeln (–>) – nicht nur für Straßenbahn-Nostalgiker ein Spaß! Kostspieliger ist eine Besichtigungs- oder Shoppingtour mit einer Fahrrad-Rikscha von Veloleo (–>).

Der dritte Tag könnte z. B. einem Ausflug nach Bergamo {37} gewidmet sein. Die malerische Stadt in den italienischen Voralpen ist besonders rasch und günstig zu erreichen und bietet viel Sehenswertes.

Mindestens einen Abend sollte man reservieren, um stilvoll auszugehen, vielleicht in eine Aufführung im weltberühmten Teatro alla Scala {9} oder im ebenfalls sehr empfehlenswerten Piccolo Teatro (–>) bzw. an einer kleineren Bühne.

Stadtspaziergang

Der Verlauf des hier beschriebenen Spaziergangs kann mittels unserer kostenlosen Web-App nachvollzogen werden.

Wer sich die Atmosphäre der Stadt und einige ihrer Top-Sehenswürdigkeiten auf einem einzigen Spaziergang erschließen möchte, könnte sich für die im Folgenden beschriebene Route entscheiden. Sie verläuft von der Piazza San Babila {16} im Osten der Innenstadt über die Piazza del Duomo und die Piazza dei Mercanti {7} als Kerne des historischen Zentrums (centro Storico) bis zum weitläufigen Parco Sempione {20} im Nordwesten. Auf besonders lohnende Abstecher von dieser Hauptroute wird jeweils hingewiesen. Der mehrstündige Bummel ist bewusst nicht als Rundgang angelegt. Da er grob dem Verlauf der U-Bahn-Stationen San Babila, Duomo, Cordusio, Cairoli und Cadorna der Linie M1 folgt, kann man jederzeit einen Abschnitt überspringen oder bequem per U-Bahn an seinen Ausgangspunkt zurückkehren. Natürlich kann man die Route auch in der umgekehrten Reihenfolge genießen. Der größte Teil der Strecke liegt im Bereich der längsten zusammenhängenden Fußgängerzone Mailands.

Der Bummel startet an der Piazza San Babila {16}. Die aus roten Backsteinen erbaute romanische Kirche San Babila duckt sich hier zwischen Bürogebäuden und turmhohen Werbeflächen. Spaziergänger auf dem Weg Richtung Zentrum kämpfen sich tapfer durch den Trubel, passieren das große Bassin des Springbrunnens am Südende des Platzes und biegen in den Corso Vittorio Emanuele II ein. Rasch taucht am Ende der tagsüber immer sehr belebten Flaniermeile die Silhouette des Doms {1} auf. An der Schlange der für die Besichtigung der Domterrassen Anstehenden vorbei führt der Bummel zur Nordwestecke der gewaltigen Kathedrale und damit direkt vor das Hauptportal der berühmten Einkaufspassage Galleria Vittorio Emanuele II {2}. Hier öffnet sich der Domplatz mit seinem Ensemble spektakulärer Baukunstwerke und Top-Sehenswürdigkeiten. Statt die Nordseite des Doms schnurstracks zu passieren, lohnt es sich, ihn einmal zu umrunden. Den Dom stets rechter Hand bewundern Architekturfreunde bei diesem kleinen Umweg zu ihrer Linken der Reihe nach den Palazzo Arcivescovile (Erzbischöflicher Palast), den Palazzo Reale {3} und den Palazzo dell’Arengario mit dem Museo del Novecento {4}.

Mitten durch die Galleria Vittorio Emanuele II führt der direkte Weg zur nahen Piazza della Scala und dem sagenumwobenen gleichnamigen Opernhaus {9} mit der großen Da-Vinci-Statue davor und dem Palazzo Marino {10} gegenüber.

Vom Operngebäude könnte man nun auch nordwärts in den Stadtteil Brera mit der Pinacoteca di Brera {17} oder an den Museen Casa di Manzoni {11} und Casa Museo Poldi Pezzoli {12} vorbei Richtung Quadrilatero d’oro {14} und Giardini Pubblici {15} flanieren. Auf dem hier beschriebenen Spaziergang erreicht man aber über die Via Santa Margherita nach ein paar schnellen Schritten wieder den Domplatz. Freunde kirchlicher Prachtbauten haben von dieser Stelle einen besonders guten Blick auf die fantastische Hauptfassade des Gotteshauses. Entsprechend viele Selfies werden hier geschossen – und gleich in alle Welt verschickt. Die eindrucksvolle Skulptur mitten auf dem Domplatz ist übrigens ein bronzenes Reiterstandbild des italienischen Königs Vittorio Emanuele II, nach dem auch die Galleria benannt ist.

Den Dom im Rücken biegt man nun in die Via dei Mercanti ein. An der Nordseite des Palazzo della Ragione entlang geht es über die mittelalterliche Piazza dei Mercanti {7} nordwestwärts Richtung Piazza Cordusio. Dort laufen neben der Via Mercanti noch sechs weitere Straßen zusammen. Wer jetzt der breiten Via Dante weiter Richtung Nordwesten folgt, sieht am Ende der Flaniermeile die Umrisse des mächtigen Torturms des Castello Sforzesco {19} auftauchen. Vorbei am Piccolo Teatro Grassi (–>) im Palazzo Carmagnola und über einen vielbefahrenen Kreisverkehr erreicht man kurz vor dem Eingang zum wuchtigen Castello eine große Brunnenanlage. Dort ist nicht nur im heißen Mailänder Sommer viel los. Nicht weit von hier befindet sich auch der Startpunkt der roten Hop-on-hop-off-Busse (CitySightseeing Milano, –>).

Nun steht man vor der Wahl, eines der Museen in der weitläufigen Festungsanlage zu erkunden oder durch die beiden Innenhöfe direkt in den Parco Sempione {20} zu gehen, wo der Spaziergang im Grünen ausklingt oder aber bei einer der vielen Aktivitäten, zu denen der Park einlädt: Wer Mailand von ganz oben genießen möchte, flaniert zum fast 109 Meter hohen Torre Branca {23}, Fans des nassen Elements besuchen das Acquario Civico {21} und Kunstfreunde lassen sich das Triennale Design Museum {22} nicht entgehen. Abends lockt die Aperitivo-Happy-Hour zur Einkehr in die Bar Bianco (–>) mitten im Park.

Mögliche Verlängerung des Spaziergangs zum Navigli-Viertel

Wer noch Lust und Luft hat, kann an der Südwestecke des Castello Sforzesco {19} über die Via Marco Minghetti am Bahnhof Cadorna vorbei in die breite Via Giosuè Carducci einbiegen. Die originelle – manche meinen skurrile – Riesenskulptur auf der Piazzale Cadorna stellt übrigens – gigantisch vergrößert – Nadel, Faden und Knoten dar. Die Komposition soll an Mailands Rolle als Modehauptstadt erinnern.

Nach 250 Metern von der Via Carducci rechts abbiegend wird schon die Basilica di Santa Maria delle Grazie {24} mit Leonardo da Vincis „Letztem Abendmahl“ („Cenacolo Vinciano“) erreicht. Wer auf der Carducci bleibt, sieht an der nächsten großen Kreuzung linker Hand die Basilica di Sant’Ambrogio {27} – nach dem Dom Mailands größtes und bekanntestes Gotteshaus. Nicht weit entfernt (erreichbar von der Carducci nach rechts über die Via San Vittore) lässt das Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia Leonardo da Vinci {28} das Herz aller Technikfreunde höher schlagen.

Wer sich für diese verlängerte Variante des Spaziergangs mit einem Abstecher ins trendige Navigli-Viertel {31} belohnen möchte, springt zwischen den beiden zuletzt genannten Sehenswürdigkeiten an der M2-Station Sant’Ambrogio für nur zwei Haltestellen in die U-Bahn. Von der Metro-Station Porta Génova sind es die Via Vigevano entlang nämlich keine 300 Meter zu der Stelle, an der die Kanäle Naviglio Grande und Naviglio Pavese in das für die Expo 2015 aufgehübschte Hafenbecken (Darsena del Naviglio) münden.

Domplatz und Umgebung

Die Piazza del Duomo ist seit dem 19. Jahrhundert der „Empfangssaal“ der Stadt und die gotische Kathedrale ihr Wahrzeichen Nummer eins. Weitere Prachtbauten säumen den weitläufigen Platz, darunter auch das monumentale Hauptportal der überdachten Ladenstraße Galleria Vittorio Emanuele II.

Das Zentrum des Domplatzes wird von einem 1896 gegossenen bronzenen Reiterstandbild des ersten italienischen Königs beherrscht, nach dem auch die Galleria {2} gleich daneben benannt wurde. Wer von hier aus zunächst das Hauptportal des Doms {1} in den Blick nimmt und sich dann einmal im Uhrzeigersinn um die eigene Achse dreht, schaut erst halbrechts am Dom vorbei auf den Palazzo Reale {3} und gleich rechts davon auf den zweigeteilten, säulenverzierten Palazzo dell’Arengario. In dem zu Beginn unseres Jahrhunderts völlig neu gestalteten Gebäude ist das Museo del Novecento {4} mit seinen Kunstschätzen des 20. Jahrhunderts untergebracht.

Der Blick fällt als nächstes auf eindrucksvolle Stadtpaläste und dann fast schon gegenüber des Haupteingangs des Doms auf einen schmalen Durchgang Richtung Südseite der Piazza dei Mercanti {7}. Die breiten Straßen links davon führen pfeilgerade zum Castello Sforzesco {19} (Via Orefici) bzw. Richtung Navigli-Viertel {31} (Via Torino). Rechts des Durchgangs sieht man die Spitze des markanten Uhrturms des Palazzo dei Giureconsulti an der Piazza dei Mercanti.

Eine viertel Körperdrehung Richtung Dom später sieht man dann den Triumphbogen der Galleria und noch etwas weiter das große Kaufhaus La Rinascente (–>). Wer in diese Richtung spaziert, passiert nach einigen Schritten den Eingang zu den Treppen hinauf auf das Domdach.

Außerdem zur Umgebung des Domplatzes gerechnet werden die Chiesa di San Bernardino alle Ossa {5} und die Chiesa di Santa Maria presso San Satiro {6} südöstlich bzw. -westlich des Doms, der westwärts gelegene Palazzo dell’Ambrosiana {8} und der Musentempel Teatro alla Scala {9} nördlich der Galleria Vittorio Emanuele II.

Extratipp: Vorausschauende Reiseplanung

Um als Individualreisender die Chance auf ein Ticket für die Besichtigung von Leonardo da Vincis weltberühmtem „Das letzte Abendmahl“ {24} an einem bestimmten Tag zu haben, kümmert man sich bis zu drei Monate (!) vorher um die Reservierung. Auch Karten zu einer bestimmten Aufführung im Teatro alla Scala {9} zu bekommen, erfordert langfristigere Planung und Tickets für Spitzenspiele von Inter Mailand oder dem A.C. Milan sind ebenfalls mit zeitlichem Vorlauf zu buchen (–>).

Etwa einen Monat vor Abreise kümmert man sich spätestens um die Übernachtung und die Tischreservierung in Spitzenrestaurants. Fällt die Reise in die Zeit einer Mailänder Modewoche oder einer herausragend wichtigen Messe, etwa dem Salone Internazionale del Mobile im April, werden aus dieser Vorlaufempfehlung drei Monate – mindestens.

Extratipp: Besichtigung von Kirchen

Kirchen besichtigt man entweder vormittags oder (spät)nachmittags. Das gilt vor allem für Werktage, oft aber auch am Wochenende und an Feiertagen. Täglich auch mittags geöffnet hat nur der Dom {1}. Mit Ausnahme des Doms ist der Eintritt in Kirchen frei, etwas anderes gilt für angeschlossene Museen oder Ähnliches. Wer nicht auf angemessene Kleidung achtet, setzt sich dem Risiko aus, nicht in Kirchen eingelassen bzw. beschleunigt wieder hinausgewiesen zu werden.

{1} Dom *** [E4]

Der Stolz der Mailänder auf ihren mit hellem Marmor verkleideten Dom ist kaum zu überschätzen – völlig zu Recht, denn der Duomo di Santa Maria Nascente ist ein Gotteshaus der Superlative. Für viele Reisende ist der Spaziergang auf den Dachterrassen des gotischen Steingebirges ein ganz besonderer Höhepunkt ihres Mailandbesuchs.

Geweiht ist der weltberühmte Dom der Geburt Mariens. Seine 61,50 Meter breite, zu Beginn des 19. Jahrhunderts fertiggestellte Fassade dominiert den Domplatz (Piazza del Duomo) seit über 200 Jahren. Der Überreichtum an filigranen Giebeln, Türmchen, Statuen und anderen dekorativen Elementen macht die Kathedrale zur meistfotografierten Sehenswürdigkeit der ganzen Region. Viele können sich an der Fassade kaum sattsehen. Allerdings hat der Dom auch Kritiker. Diese meinen, man habe es bei der Mixtur aus gotisch-barocken Deko-Elementen vielleicht doch etwas übertrieben („Zuckerbäckerstil“).

Begonnen 1386, konnten der Hauptbau der typischen Basilika mit erhöhtem Mittelschiff um 1500, die Spitze auf der Kuppel um 1770 und die Fassade um 1810 vollendet werden. Die fünf gewaltigen Bronzeportale entstanden zwischen 1840 und 1965. Sie illustrieren von links nach rechts das Toleranzedikt von Mailand, das Leben des heiligen Ambrosius (–>), das Leben der Gottesmutter Maria (Hauptportal), die Geschichte Mailands und die Geschichte des Doms. Es soll Glück bringen, bestimmte Teile der Bronzetüren zu berühren – dementsprechend blank-gerubbelt sind die betreffenden Stellen!

Wer durch das mächtige Hauptportal eintritt, für den gehen die Wunder weiter: Durch herrliche Buntglasfenster gedämpftes Licht fällt ins Innere der fünfschiffigen Basilika, wo 52 turmhohe Pfeiler, in ihrem oberen Drittel mit Reliefs und Statuen reich verziert (Kapitelle), die Konstruktion stützen.

Die Fenster des Mittelschiffs entstanden größtenteils im 19. Jahrhundert und gelten mit ihren gewaltigen Maßen von bis zu 21 x 8,5 Metern als die größten der Welt. Eines der ursprünglichen Fenster aus dem 15. Jahrhundert ist noch im nördlichen Querschiff zu bewundern. Hier prunkt auch der siebenarmige sogenannte Trivulzio-Bronzeleuchter mit Szenen aus dem Alten Testament.

Wertvollste Reliquie ist ein Nagel aus dem Kreuz Christi. Zu bestimmten Anlässen zeigt der Bischof den Gläubigen dieses Heiligtum im Rahmen einer prunkvollen Zeremonie. In der Sakristei beeindruckt der Domschatz (Tesoro del Duomo) mit Gold-, Silber- und Elfenbeinarbeiten von unschätzbarem Wert, die ältesten davon aus dem 4. Jahrhundert. Den Eingang findet man rechts vom Hauptaltar. Daneben kann das mit Silberplatten verzierte achteckige Grab des Erzbischofs Borromeo aus dem 16. Jahrhundert besichtigt werden.

Während des Baus der U-Bahn stieß man unweit des Doms auf das Battistero San Giovanni alle Fonti aus dem 4. Jahrhundert. Die kleine Taufkirche gilt als eines der ältesten Überbleibsel frühchristlichen Lebens in Mailand und ist heute vom Dom aus zugänglich (gleich nach dem Eingang links halten). Hier soll der heilige Ambrosius (–>) selbst getauft haben.

Ein unvergessliches Highlight ist der Spaziergang auf den Dachterrassen (terrazzi) des Doms. Besucher flanieren hier oben durch eine Landschaft aus Tausenden Statuen, Säulen, Türmchen und anderen dekorativen Elementen. Außerdem sind sie der Madonnina genannten, 4 Meter hohen vergoldeten Muttergottes-Statue besonders nah. Auf ihre „kleine Madonna“ lassen die Mailänder nichts kommen. Ob religiös oder nicht, jeder kennt die mit etwas über vier Metern Höhe gar nicht so kleine Muttergottes-Statue, die seit 1774 von ihrer Säule oben auf dem Domdach gütig über die Stadt schaut. Selbst Fußballfans besingen sie und das Aufeinandertreffen der beiden Mailänder Erstligaklubs wird Derby della Madonnina genannt (–>).

Kuriosum: Auf den Dachterrassen gibt es an einem kleinen Türmchen auch in Stein gehauene Kampfszenen des italienischen Boxweltmeisters Primo Carnera (1906–1967) aus den 1930er-Jahren zu bestaunen!

Als die letzten Feinarbeiten am Dom 1935 abgeschlossen wurden, hatte man übrigens längst mit der Restaurierung älterer Bauteile begonnen. Diese werden natürlich nie zum Abschluss kommen, da Smog, Abgase und Erschütterungen dem Prunkbau permanent zusetzen. Die Erhaltung des Doms wird mit der Veneranda Fabbrica del Duomo di Milano von derselben „Fabrik“ betrieben, die auch für seine Errichtung verantwortlich war.

> Tel. 02 72022656, www.duomomilano.it (mit beeindruckenden 360-Grad-Aufnahmen), Öffnungszeiten: tägl. 8–19 Uhr (Dom und Dachterrasse, letzter Einlass jeweils 18.10 Uhr, Ticketverkauf an mehreren „Ticket Offices“ rund um den Dom), Eintritt 3 € (für u. a. Dom und Museum), Dachterrasse: Treppe 9 € (erm. 4,50 €), Lift 13 € (erm. 7 €). Das Museum öffnet zwei Stunden später als der Dom, schließt eine Stunden früher und ist montags geschlossen. Die beiden Kombitickets sind 72 Stunden gültig: „Duomopass A“ beinhaltet u. a. Eintritt in den Dom, Dachterrasse per Lift und Museum für 16 € (erm. 8 €). „Duomopass B“ ist mit 12 € (erm. 6 €) günstiger, statt mit dem Lift geht es über die Treppe auf die Dachterrasse. Es gibt mehrere Ticket-Offices mit unterschiedlichen Öffnungszeiten. Bei Ticket Office 1 (Südseite, tägl. 8–18 Uhr) bilden sich oft die längsten Schlangen (Toiletten rechts daneben). V.a. in der Hochsaison ist es ratsam, Tickets gegen einen geringen Aufschlag vorab online zu erwerben: http://booking.duomomilano.it.

> Hinweis: Wer mit Shorts, Minirock oder unbedeckten Schultern erscheint, wird vom Personal nicht in den Dom gelassen bzw. dazu angehalten, vor dem Betreten einen wenig kleidsamen Umhang (2 €) zu erwerben. Rucksäcke/Taschen werden kontrolliert.

> Aufstieg auf die „terrazzi“: Wichtigster Zugang von außen an der Nordseite des Doms. 158 Stufen oder Lift. Weiterer Lift an der Südostecke des Doms. Über die Treppe geht es wegen des Andrangs bei den Fahrstühlen oft schneller.

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Beinahe surreal: der Dom und die Galleria Vittorio Emanuele II (022ma Abb.: fo © frenk58)

Kurz und knapp: Der Dom – architektonische Fakten

Einige Details, die Mailands Dom zu einer der größten und prächtigsten Kirchen der Welt und zum wichtigsten Zeugnis der gotischen Periode der Stadt machen:

> Baubeginn: 1386

> Grundform: kreuzförmige Basilika mit erhöhtem Hauptschiff

> Länge: 158 Meter

> Breite: 93 Meter (gemeint ist die Länge des dreischiffigen Querhauses)

> Fassadenhöhe: 56 Meter

> Fassadenbreite: 61,5 Meter

> Höhe der Kuppel: 68 Meter

> Gesamthöhe: 108,5 Meter (einschließlich der Säule mit der Marienstatue „Madonnina“)

> Höhe der 52 Säulen: 24,5 Meter bei einem Durchmesser von fast 3,5 Metern

> Grundfläche: fast 12.000 m²

> Fassungsvermögen: bis zu 40.000 Personen

> Ältester Teil: Chor von 1415

> Dachschmuck: 135 Fialentürmchen und rund 3400 Marmorstatuen, die meisten aus dem 19. Jahrhundert

Kurz und knapp: Der Gehäutete

Wer sich innen Richtung Chorumgang auf der rechten Seite hält, kommt an einer von Besuchern viel beachteten Statue des heiligen Bartholomäus vorbei. Das Besondere an dieser Arbeit des Künstlers Marco d’Agrate von 1562 ist, dass die Statue einen Mann ohne Haut zeigt – ein bemerkenswertes Zeugnis frühneuzeitlicher Anatomiekenntnisse! Hintergrund: Der Legende nach soll der heilige Bartholomäus als einer der 12 Apostel Jesu unter anderem in Indien und Armenien gepredigt haben. Das erwies sich als Fehlschlag: Die skeptischen „Locals“ sollen ihm bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen und ihn anschließend mit dem Kopf nach unten gekreuzigt haben. Leonardo da Vinci hat ihn auf seinem berühmten Gemälde „Das letzte Abendmahl“ {24} ganz links positioniert. Falls Sie wissen möchten, wo der Dom-Bartholomäus seine Haut hat: Sie bildet das lässige Cape, das er um Schulter und Hüfte geschwungen trägt.

{2} Galleria Vittorio Emanuele II *** [E4]

Eine Luxus-Einkaufspassage, die im heißen italienischen Sommer schön kühl bleibt und auch in der kalten Jahreszeit vor der Witterung schützt: In Mailands weltberühmter Galleria gleich neben dem Domplatz ist zwar alles etwas teurer, dafür ist das Ambiente in der „Mutter aller Einkaufspassagen“ zeitlos schick.

Die auch Il salotto („Der große Salon“) genannte 200 Meter lange „Kathedrale des Kommerzes“ wurde zwischen 1865 und 1877 errichtet. Zwischen Dom {1} und Scala {9} besteht sie aus zwei sich kreuzenden Galerien, die von einem imposanten Glasdach überspannt werden. Am Schnittpunkt befindet sich ein großer achteckiger Platz (ottagono), der von einer herrlichen, 47 Meter hohen Kuppel überspannt wird.

Die beiden Portale an den Längsseiten sind in der Art von Triumphbögen ausgeführt. Typisch für das Mailand des 19. Jahrhunderts sind die Fassaden im eklektizistischen Stil mit reichlich Ornamenten, Ranken, Figuren und ähnlichen dekorativen Elementen gehalten.

Wer im Zentrum der Galleria den Kopf in den Nacken legt, bewundert hoch oben direkt unter der mächtigen Stahl- und Glaskonstruktion großflächige allegorische Darstellungen der Erdteile Afrika, Amerika, Asien und Europa. Gemalt wurden die halbmondförmigen Bilder 1910. Die großen Fußbodenmosaiken direkt unter der Riesenkuppel wurden 100 Jahre nach der Eröffnung der Passage angelegt und zeigen das Wappen des Königsgeschlechts der Savoyer umgeben von den Wappen der Städte Rom (Wölfin), Florenz (Schwertlilie), Turin (Stier) und Mailand (rotes Kreuz auf weißem Grund).

Die Galleria ist fast durchweg mit sehr schicken Boutiquen bestückt. Unter anderem betreiben hier Prada, Gucci und Vuitton Filialen. Neben den Edel-Shops gibt es hier auch eine ganze Reihe bekannter Restaurants bzw. Bars, darunter das Savini und das Camparino (–>), die Bar, die sich der Erfindung des Bittergetränks Campari rühmt.

2007 eröffnete inmitten all der Pracht auch noch das Luxus-Hotel Seven Stars Galleria (–>) – nach Meinung seiner Fans ein 7-Sterne-Haus, das sich auf dem illustren Niveau des Burj-al-Arab-Hotel in Dubai oder des Emirates Palace Hotel in Abu Dhabi bewegt. Alle 25 Suiten sind individuell eingerichtet und jedem Gast wird ein Butler zur Seite gestellt.

Giuseppe Mengoni, dem Bologneser Erbauer der Galleria, brachte sein Meisterwerk übrigens nicht nur Glück: 1877 starb er auf der Baustelle des grandiosen Komplexes. Heute erinnert eine kleine Gedenktafel neben dem Eingang an den begnadeten Architekten.

Am Nordende der Galleria können Leonardo-da-Vinci-Fans noch bis mindestens Ende 2017 eine Ausstellung zu Ehren des Jahrtausend-Genies besuchen: das Museo Leonardo3 – Il mondo di Leonardo. Der knallrot gestaltete Eingang liegt zur Piazza della Scala hin. Die Ausstellung ist Teil einer weltweiten Aktion. Geboten werden unter anderem Modelle spektakulärer Erfindungen da Vincis und 3D-Darstellungen. In Workshops erfahren die Besucher, wie erstaunlich weit Leonardo seinem Zeitalter voraus war.

> Galleria Vittorio Emanuele II (gesprochen „due“), durchgehend geöffnet, Eintritt frei

> Museo Leonardo3 – Il mondo di Leonardo, Piazza della Scala, Tel. 02 87239773 (Auskünfte), 02 6597728 (Führungen), www.leonardo3.net, Eintritt: zwischen 1 (Kinder bis 6 Jahre) und 12 € (diverse Ermäßigungen, z.B. für Familien), geöffnet: tgl. 9.30–22.30 Uhr, Erklärungen auf Italienisch und Englisch, Audio-Guide auch auf Deutsch.

Kurz und knapp: Mailänder Aberglaube

Es soll Glück bringen, dem Stier im Turiner Stadtwappen auf die Hoden zu treten und sich mit dem Fuß dort verharrend dreimal um die eigene Achse zu drehen. Da es sich bei Turin just um die Stadt handelt, mit der Mailand seit Jahrhunderten in Konkurrenz steht, macht es nicht nur Touristen, sondern auch Mailändern große Freude, diese Übung zu absolvieren. Das täglich tausend Mal mit viel Engagement wiederholte Kunststück sorgt übrigens dafür, dass sich an der Stelle, an der einmal die Weichteile des stolzen Stiers prangten, ein faustgroßes Loch auftut. Fahrende Musikanten und Artisten sollen den kuriosen Brauch um 1900 begründet haben.

Extratipp: Panoramaweg

Für Mailand-Besucher, die den Dom {1} aus einer ungewöhnlichen Perspektive sehen möchten, lohnt sich ein Besuch des leider nicht allzu langen Panoramawegs „Highline Galleria“ auf dem Dach des Prachtbaus {2}.

> Via Silvio Pellico, 2 (an der westlichen Längsseite), Tel. 02 45397656, www.highlinegalleria.com, Eintritt 12 € (reduziert 10 €), tgl. 9–21 Uhr

Kleine Pause: Die Galleria als Wiege des Campari

Die Legende will, dass der bittere rote Stoff in den 1840er-Jahren von Gaspare Campari in der Galleria ersonnen wurde. Das streng geheime Rezept des Exportschlagers beinhaltet angeblich über 80 Zutaten, darunter jedenfalls Chinin, bittere Kräuter, Rhabarber und Ginseng. Wegen seines herben Geschmacks wird Campari nicht pur, sondern vorzugsweise als Longdrink getrunken. Beliebte Campari-Cocktails sind der „Americano“ (mit Wermut und Soda) und der „Negroni“ (mit Wermut und Gin). Besonders gediegen genießt man diese im Camparino, einer der berühmtesten Bars der Stadt, gleich am Eingang der Galleria (–>).

{3} Palazzo Reale ** [E4]

Der „königliche Palast“ südlich des Doms {1} ist Mailands Stadtschloss. Sein heutiges Erscheinungsbild bekam es im 18. Jh. unter der österreichischen Kaiserin Maria Theresia verpasst. Die klassizistische Front geht auf einen Entwurf von 1772 zurück.

1919 ging der Palazzo in das Eigentum des italienischen Staates über. Im Laufe der Geschichte amputierten ihm die Mailänder zweimal große Teile: Als der Domplatz geschaffen wurde, kappte man den Ostflügel der Anlage und in den 1930er-Jahren wurde wegen der Errichtung des Palazzo dell’Arengario an seinem westlichen Ende ein großes Stück geopfert.

Die Behebung der verheerenden Brandschäden nach den Bombenangriffen 1943 nahm man nur zögerlich und ohne schlüssiges Gesamtkonzept in Angriff. Seit der Jahrtausendwende wird das Schloss aber systematisch restauriert.

Der westliche Teil des Palazzo Reale wird regelmäßig für herausragende Wechselausstellungen genutzt.

Im Erdgeschoss des Palazzo Reale ist das Museo del Duomo (Dommuseum) untergebracht. Besucher können hier anhand von Skizzen und Original-Entwürfen die Baugeschichte des Doms studieren. Ein beeindruckendes Holzmodell und wertvolle steinerne Artefakte runden die Ausstellung ab.

Hinter dem Palazzo befindet sich die alte Schlosskirche San Gottardo in Corte aus dem 14. Jahrhundert mit ihrem schön verzierten roten Glockenturm (Campanile). Unmittelbar östlich des Stadtschlosses wartet der Palazzo Arcivescovile (Erzbischöflicher Palast) gegenüber der Südostecke des Doms in seiner 1570 vollendeten Gestalt mit einem schmucken Arkadenhof auf.

> Palazzo Reale, Piazza del Duomo, 12, Tel. 02 860165, 02 875672, www.palazzorealemilano.it, Öffnungszeiten: Mo 14.30–19.30, Di, Mi, Fr, So 9.30–19.30, Do und Sa 9.30–22.30 Uhr, Eintritt 6–12 €

> Museo del Duomo, Piazza del Duomo, 12, Tel. 02 72023453, http://museo.duomomilano.it. Infos zu Öffnungszeiten und Tickets –>. (Das Dom-Museum ist für Mailands Tourismus-Manager Teil des Ensembles Dom/Domterrassen/Kirche San Gottardo/archäologischer Teil des Dom-Geländes.)

{4} Museo del Novecento ** [E4]

Das Museo del Novecento ist der Kunst des 20. Jahrhunderts gewidmet. Untergebracht ist es an der Südseite des Domplatzes im linken Teil des marmorverkleideten Palazzo dell’Arengario. Dieser in der Mitte gespaltene Palazzo mit extrem hohen Fenstern stammt aus der Zeit des faschistischen Regimes in den 1930er-Jahren.

Durch die Zweiteilung der beiden dreistöckigen, außen spärlich dekorierten Gebäude entsteht der vage Eindruck eines Stadttors. Das Innere des linken Baus wurde 2002 bis 2010 aufwendig umgebaut. Seitdem können dort mehrere Hundert Werke zeitgenössischer Kunst bewundert werden, darunter Werke des italienischen Futurismus, aber auch des Kubismus und der Arte Povera (wörtlich: „arme Kunst“). Prominente, im Museo del Novecento vertretene Künstler sind beispielsweise Balla, De Chirico, Marino Marini, Lucio Fontana und natürlich Umberto Boccioni. Weltberühmt ist das großformatige Gemälde „Il Quarto Stato“ („Der vierte Stand“) von Giuseppe Pellizza da Volpedo. Regelmäßig heben Sonderausstellungen die Arbeiten einzelner Kunstschaffender besonders hervor.

Die beiden Gebäudeteile des Palazzo dell’Arengario werden durch die zur Piazza Diaz führende Via Guglielmo Marconi getrennt. Diese liegt fast auf einer Linie zum Ausgang der Galleria Vittorio Emanuele II {2} auf der anderen Seite des Domplatzes.

Nur ein wenig südöstlich der Piazza Diaz wundert man sich über die sonderbare architektonische Laune, die hinter dem Torre Velasca von 1958 steckt: Das 99 Meter hohe Bürohochhaus hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem mittelalterlichen Wachturm, d. h. die oberen Etagen ragen rundum in der Art eines Pilzkopfes deutlich über die unteren hinaus. Architekten sprechen vom Stilmittel der „Auskragung“. Speziell beim Torre Velasca soll diese an das Vorbild des Torturms Torre del Filarete des Castello Sforzesco {19} angelehnt sein. Das merkwürdige Gebäude wird der Architekturepoche des Brutalismus(!) zugerechnet, erinnert unter anderem an die russische Botschaft in Havanna und steht seit 2011 unter Denkmalschutz.

> Museo del Novecento, Via Guglielmo Marconi, 1, Tel. 02 88444061, www.museodelnovecento.org, Eintritt: 10 €, reduziert 5–8 €, Kinder unter 13 Jahren frei (Tickets auch online), geöffnet: Mo 14.30–19.30, Di, Mi, Fr, So 9.30–19.30 Uhr, Do und Sa 9.30–22.30 Uhr

Italienischer Futurismus

Der italienische Kunststil Futurismus hatte eine seiner Keimzellen im Mailand des Jahres 1909. In diesem Jahr veröffentlichte Filippo Tommaso Marinetti (1876–1944), Mastermind hinter der Bewegung, sein „Futuristisches Gründungsmanifest“. Die avantgardistische Bewegung wollte nicht nur ein neues Kunstverständnis, sondern gleich eine neue Kultur begründen. Berühmt wurde Umberto Boccioni (1882–1916) mit seiner Skulptur „Einzigartige Formen der Kontinuität im Raum“ („Forme uniche della continuità nello spazio“) von 1913, deren Abbild auch die italienische 20-Eurocent-Münze ziert. Die Figur porträtiert die verstörende Gleichzeitigkeit von Schwere und Leichtigkeit einer raumgreifend voranschreitenden Figur.

{5} Chiesa di San Bernardino alle Ossa * [F5]

Die dem heiligen Bernhardin von Siena geweihte Kirche zählt zu Mailands skurilsten Sehenswürdigkeiten. Ihre Bekanntheit verdankt sie nämlich den Unmengen an menschlichem Gebein, das man hier seit Jahrhunderten hortet. Ihr Beinhaus (ossuario), also der Raum, in dem Totenschädel und andere Skelettteile als makabre Deko-Elemente Verwendung finden, führt Besuchern ihre irdische Vergänglichkeit schonungslos vor Augen.

Ein engelreiches Fresko aus dem 17. Jahrhundert ziert das Deckengewölbe und auch an Barockdekoration wurde nicht gespart. Die Fassade wurde 1776 vollendet.

> Via Verziere, 2, Tel. 02 76007187 und 02 7602 3735

{6} Chiesa di Santa Maria presso San Satiro * [E5]

Die äußerlich eher unscheinbare Kirche wurde Ende des 15. Jahrhunderts von Donato Bramante im Auftrag der Sforza errichtet. Bei den Stuckarbeiten im Innern wurde definitiv nicht gegeizt. Der Glockenturm (campanile) soll noch aus dem 9. oder 10. Jahrhundert stammen.

Berühmt geworden ist die Kirche für ein illusionistisches Gemälde, das ihrem Chor eine perspektivische Tiefe verleiht, die er tatsächlich gar nicht hat. Bramante ist es hier gelungen, 90 Zentimeter malerisch wesentlich tiefer wirken zu lassen. Unbefangene Betrachter meinen, einen richtigen Chor mit hübscher Kassettendecke vor Augen zu haben. Wer es nicht glauben mag, macht die Probe und schaut sich den (Schein-)Chor am Kopfende der Kirche erst vom Eingang her an und dann aus unmittelbarer Nähe, am besten von der Seite!

Der mit namensgebende heilige Satyrus war übrigens ein Bruder von Mailands „Superbischof“ Ambrosius (–>).

> Via Torino, 17/19, Tel. 02 874683

Kurz und knapp: Bramante – Architekturgenie der frühen Neuzeit

Der italienische Baumeister Donato Bramante (1444–1514) gilt als Begründer der Hochrenaissance-Architektur. Bekannteste Schöpfung des Meisters ist der Neubau des Petersdoms mit seiner spektakulären Kuppel. Den Abschluss der Arbeiten erlebte er allerdings nicht mehr. In Mailand hat er sich nicht nur mit dem Bau von Santa Maria presso San Satiro {6}, sondern auch mit Chor und Kuppel der Basilica di Santa Maria delle Grazie {24} verewigt.

{7} Piazza dei Mercanti ** [E4]

Gebäude aus dem Hochmittelalter prägen den „Platz der Kaufleute“ und seine Umgebung. Hier können Besucher die Atmosphäre des alten Mailänder Zentrums genießen. Abgesehen davon ist es hier im Hochsommer kühler als auf dem dann sonnendurchglühten Domplatz gleich daneben.

Lange bevor sich das Zentrum Richtung Domplatz verschob, schlug hier im Hochmittelalter das Herz der Stadt. Kaufleute handelten mit Waren aller Art, es wurde Recht gesprochen, Handwerker und Dienstleister boten ihre Fertigkeiten und ihr Know-how an.

Mitten auf der Piazza dei Mercanti steht heute der einstöckige, 1233 als Rathaus und Gerichtshalle fertiggestellte Palazzo della Ragione – bis 1770 Sitz der Mailänder Stadtverwaltung. Ein steinernes Reiterstandbild seines Erbauers Oldrado da Tresseno, in Personalunion erster Bürgermeister der aufstrebenden Stadt, schmückt eine Rundbogennische an der südlichen Außenwand des wuchtigen spätromanischen Backsteinbaus. Mittelalterliche Händler bauten ihre Stände vorzugsweise unter den Palazzo-Arkadenbögen auf. Eine Besichtigung des Baus ist nur nach Voranmeldung möglich (Tel. 02 0202). Hin und wieder wird der große Saal im ersten Stock für Ausstellungen und andere Events geöffnet.

An der Nordseite des Platzes ist der 1568 fertiggestellte, manieristische Palazzo dei Giureconsulti („Palast der Rechtsgelehrten“) schon wegen seines markanten Turms und des herrlichen Portikus nicht zu übersehen. An der Südseite befindet sich schließlich die gotische Loggia degli Osii aus dem frühen 14. Jahrhundert. Ihre Fassade aus weißem und schwarzem Marmor kontrastiert mit den Gemäuern der Umgebung. Vom Balkon wurden im Mittelalter Gerichtsurteile und Mitteilungen der Stadtverwaltung verlesen.

Der 1645 vollendete Palazzo delle Scuole Palatine schmückt sich mit einem schönen Stadttor in mittelalterlichem Stil. Davor, ziemlich genau in der Mitte des Karrees, befindet sich ein pittoresker Brunnen.

Was Freunde mittelalterlichen Ambientes graust, erfreut Fast-Food-Fans: Eine weltweit bekannte Burgerkette darf einige überdachte Tische neben dem kleinen Durchgang (passagio) zur Via Orefici aufstellen.

{8} Palazzo dell’ Ambrosiana ** [E4]

Südwestlich der Piazza dei Mercanti {7} nimmt der Ambrosianische Palast einen ganzen Block ein. In dem auch äußerlich beeindruckenden Gebäude sind seit Jahrhunderten eine Pinakothek (Pinacoteca Ambrosiana) und eine Bibliothek (Biblioteca Ambrosiana) untergebracht.

Benannt ist der Palast aus dem frühen 17. Jahrhundert nach Kirchenvater Ambrosius von Mailand (–>). Schon bald nach Errichtung des Komplexes im Jahre 1602 und lange vor seiner Erweiterung im 19. Jahrhundert entwickelte er sich zu einem wissenschaftlichen und kulturellen Zentrum Italiens.

Pinacoteca Ambrosiana

Die Pinakothek ist ein Museum von Weltrang. 1618 gegründet, beherbergt die Gemäldegalerie heute unter anderem Werke von Botticelli, Caravaggio, Raffael, Tiepolo und Tizian. Einige niederländische Meister sind auch vertreten. Besonderes Highlight der Sammlung ist Leonardo da Vincis auf die Zeit um 1485 bis 1490 datiertes Werk „Bildnis eines Musikers“. Die Identität der dargestellten Person ist ungeklärt.

Biblioteca Ambrosiana

Eröffnet am Ambrosiustag (7. Dezember) 1609, verzeichnet die an die Pinakothek angeschlossene Ambrosianische Bibliothek mittlerweile über 1 Million Medientitel. Berühmt ist sie vor allem für ihre Sammlungen von Zigtausenden mittelalterlichen Schriften und anderen wertvollen Dokumenten wie Zeichnungen, Grafiken und Urkunden. Natürlich gibt es längst auch eine Biblioteca Digitale.

Die Gründung der Einrichtung geht auf eine Initiative des Kardinals Federico Borromeo zurück – ein für einen Kirchenmann in der damaligen Zeit sehr ungewöhnliches Ansinnen. Kardinal Borromeo ließ eine umfangreiche Sammlung von Handschriften anlegen, darunter auch seltene und exotische Handschriften, zu deren Erwerb er Aufkäufer nach Griechenland und in den Orient sandte. Im Laufe der Jahrhunderte kamen Münzen aus aller Welt und eine erlesene archäologische Sammlung dazu. Zu den wichtigsten Stücken zählen Teile der „Ilias Ambrosiana“, eine großformatig illustrierte Handschrift von Homers „Ilias“, die um 500 im ägyptischen Alexandrien entstand, eigenhändige Niederschriften von Petrarca, Boccaccio, Galileo Galilei, Alessandro Manzoni und über 1000 Bögen des sogenannten „Codex Atlanticus“ mit rund 2000 Zeichnungen, Notizen und Studien zu u. a. Hydraulik, Optik, Anatomie, Architektur und Astronomie von Leonardo da Vinci, die als zwölfbändiges Werk in einem Buchkasten aus Bergkristall und Lapislazuli aufbewahrt werden.

Im Laufe der Zeit wurde die Bibliothek von einer Reihe bedeutender Gelehrter geleitet. Chefbibliothekar war zum Beispiel auch Giuseppe Ripamonti, dessen Beschreibung der Pestepidemie im Mailand des 16. Jahrhunderts Vorlage für Alessandro Manzonis berühmten Roman „Die Brautleute“ („I promessi sposi“, –>) war.

> Biblioteca Pinacoteca Ambrosiana, Piazza Pio XI, 2, Tel. 02 806921, www.ambrosiana.eu, Eintritt: 15 € (reduziert 10 €), Audioguide 1 €, geöffnet: Di–So 10–18 Uhr (Pinacoteca) bzw. Mo–Fr 9–17 Uhr (Biblioteca)

{9} Teatro alla Scala *** [E4]

Die Scala gehört seit Jahrhunderten zu den berühmtesten Opernhäusern der Welt. Die hier alljährlich am 7. Dezember, dem Ehrentag des Mailänder Stadtpatrons, mit viel Tamtam zelebrierte Eröffnung der Theatersaison ist ein besonderes Highlight in Europas Kulturkalender.

Eröffnet wurde „La Scala“ nach weniger als vier Jahren Bauzeit am 3. August 1778 mit einer Oper von Antonio Salieri. Die Oper ersetzte das abgebrannte Theater, das zuvor an derselben Stelle gestanden hatte. Finanziert wurde das Prestigeprojekt von der reichen Mailänder Oberschicht. Im Gegenzug sicherte sich die feine Gesellschaft die Logen.

Ihren Namen verdankt die Scala übrigens der im 14. Jahrhundert erbauten kleinen Kirche Santa Maria della Scala (wörtlich: „Heilige Maria von der Stiege“), die hier im Hochmittelalter stand. Den Mailändern war ein innenstadtnah gelegenes Opernhaus lieber gewesen und sie hatten das gotische Kirchlein kurzerhand abgerissen.

So schlicht die klassizistische Fassade des Opernhauses wirkt, so fantastisch präsentiert sich sein rot-goldenes Interieur. Die eleganten Logen gehen über sechs Etagen. Insgesamt bietet die Scala Platz für 2800 Zuschauer und die Akustik gilt in Fachkreisen als sensationell.

Wer „La Scala“ sagt, denkt meist auch an zwei Ikonen der Operngeschichte, nämlich an den Komponisten Giuseppe Verdi und die geniale Sopranistin Maria Callas. Auch die Komponisten Bellini, Rossini und Donizetti haben hier große Triumphe gefeiert und Stücke von Richard Wagner kamen und kommen beim verwöhnten Mailänder Publikum ebenfalls gut an. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sorgte der Schweizer Architekt Mario Botta durch Umbauten und Erweiterungen dafür, dass die Scala auch in Sachen Bühnentechnik für einige Zeit die modernste Oper der Welt sein sollte.

Das im linken Nebengebäude des Theaters untergebrachte Museo Teatrale alla Scala gewährt Besuchern mit einer theatergeschichtlichen Sammlung Einblick in die spannende Geschichte der Scala. Dabei helfen nicht nur die diversen Schaukästen, Porträts, Büsten und Fotos, sondern auch alte Theaterprogramme, Entwürfe früherer Bühnenbilder und eine Sammlung historischer Musikinstrumente. Meistens ist es sogar möglich, einen kurzen Blick in den in Gold und Rot gehaltenen luxuriösen Zuschauerraum des Theaters zu werfen.

> Piazza della Scala, Tel. 02 72003744 („Infotel“, auch zu Restplätzen), 02 860775 (telefonisches Buchungssystem), www.teatroallascala.org (auch Online-Buchung). Tickets für die Scala gibt es außerdem im Ticketshop (Biglietteria/Central Box Office) unter dem Domplatz (Zugang über die Einstiege zur Metro, tgl. 12–18 Uhr). Wer sich lange vorher um Tickets kümmert, kann mit Glück welche für 40 € oder sogar noch günstiger ergattern. Andererseits gibt es manchmal recht kurz vor der Vorstellung noch Karten vor Ort („Evening Box Office“, an der linken Seite des Theatergebäudes, Via Filodrammatici, 2).

> Museo Teatrale alla Scala, Tel. 02 88797473, Eintritt 9 € (reduziert 6 €), „Virtual Reality Experience“ 3 € extra, Booklet 15 € (auch auf Deutsch), geöffnet: tgl. 9–17.30 Uhr (letzter Einlass 17 Uhr)

Giuseppe Verdi – Scala-Superstar

Ein schönes Beispiel für eine eklatante Experten-Fehleinschätzung: 1832 lehnte das Konservatorium in Mailand Verdis Bewerbung für die renommierte Musikhochschule ab. Heute, weit über 100 Jahre nach seinem Tod im Jahre 1901, gehören viele von Giuseppe Verdis Werken zum Kernrepertoire großer Häuser rund um den Globus.

Der Komponist ist zwar kein gebürtiger Mailänder, wird aber für immer mit der Stadt verbunden sein, denn der 1813 bei Parma als Sohn eines Gastronomen und Landwirts geborene Musiker ließ sich von dem frühen Fehlschlag bei den honorigen Herren vom Konservatorium nicht entmutigen und brachte bereits als 26-Jähriger seine Oper „Oberto conte di San Bonifacio“ an der Mailänder Scala zur Aufführung – ein früher Publikumserfolg!

Von kleinen Dellen abgesehen, steigerte sich sein Renommee von nun an kontinuierlich. Seinen Weltruhm begründete dann „Nabucco“ aus dem Jahr 1842. Die Opern-Trilogie „Rigoletto“ (1851), „Il trovatore“ („Der Troubadour“, 1853) und „La Traviata“ (1853) gilt als Verdis Meisterwerk und festigte sein internationales Prestige. Noch heute gehören die drei Stücke zu den weltweit beliebtesten Opern, allerdings gelten die Stücke, die er als über 70-Jähriger schuf, darunter „Don Carlos“ und „Otello“, als „reifer“. Verdis „Falstaff“ ist für viele die bedeutendste komische Oper überhaupt. Sie wurde 1893 in der Scala uraufgeführt – so wie in dem halben Jahrhundert davor bereits neun andere Werke des Komponisten. Allen gemeinsam: Sie verleihen grundlegenden menschlichen Emotionen auf meisterhaft zeitlose Weise lebendigen Ausdruck.

Verdis letztem Willen entsprechend wird aus seinem Vermögen noch heute das an der Piazza Buonarroti gelegene Seniorenheim Casa di Riposo per Musicisti für mittellose Musiker finanziert. In der dazugehörigen Gruft ist Verdi auch bestattet. Auf die Frage, was seiner Meinung nach sein größtes Werk sei, soll er übrigens geantwortet haben: „Das Altersheim in Mailand“.

Buchtipps

> „Giuseppe Verdi: Genie der Oper“ von John Rosselli, C.H. Beck, 2013. Die fast 300 Seiten starke Biografie befasst sich packend und realistisch mit Leben und Schaffen des großen Künstlers. Privaten Angelegenheiten wird breiter Raum gegeben.

> „Verdi – La Traviata“ von Silke Leopold, Henschel, 2013. Eine kompakte und kenntnisreiche Einführung in Verdis vielleicht bekanntestes Werk. Die ergreifende Geschichte der todgeweihten Kurtisane Violetta wurde 1853 uraufgeführt und zählt zu den erfolgreichsten Opern der Musikgeschichte.

{10} Palazzo Marino * [E4]

Wer durch den Haupteingang der Scala {9} ins Freie tritt, schaut an einer eindrucksvollen, 1872 in der Mitte der Piazza della Scala aufgestellten Statue Leonardo da Vincis (die kleineren zu Füßen des Meisters gruppierten Figuren sind vier seiner Schüler) vorbei auf die Fassade des gegenüberliegenden Palazzo Marino. Der 1560 fertiggestellte manieristische Palazzo dient heute der Stadtverwaltung (Municipio) als repräsentativer Sitz. Ungewöhnlich: Die Hauptfassade lag bis zum Ende des 19. Jh. auf der gegenüberliegenden Seite. 1892 wurde das Gebäude sozusagen gedreht und erst seit dieser Zeit „schaut“ es Richtung Teatro alla Scala. Im Gebäude finden regelmäßig Kunstausstellungen statt.

Direkt hinter dem Palazzo Marino steht die Jesuitenkirche San Fedele (Baubeginn 1569, www.centrosanfedele.net) an der gleichnamigen Piazza und mitten auf dem Platz eine Statue zu Ehren von Alessandro Manzoni. Das in ein Museum umgebaute Wohnhaus des berühmten Literaten {11}, steht ganz in der Nähe.

Nordöstlich des Zentrums

Zwischen dem Domplatz und den Giardini Pubblici entdecken Besucher erst kunsthistorische Schätze in den Museen Poldi Pezzoli und Bagatti Valsecchi und erfahren dann im Modeviertel Quadrilatero d’oro, was den besten Designern der Welt zuletzt Neues und Teures eingefallen ist.

{11} Casa di Manzoni * [E3]

Das im 18. Jahrhundert errichtete Manzoni-Haus ist zwar nicht das äußerlich bemerkenswerteste Gebäude der Umgebung, dafür aber hat das Innere etwas ganz Besonderes zu bieten, denn hier können der Salon, das Arbeits- und das Sterbezimmer des Nationaldichters Alessandro Francesco Tommaso Manzoni (1785–1873) besichtigt werden.

Nachdem er 1814 eingezogen war, entstand hier auch sein mit Abstand bekanntestes Werk, „Die Brautleute“ („I promessi sposi“) von 1827, das als erster moderner Roman Italiens gilt. Die Casa di Manzoni stellt die Original-Manuskripte und andere Dokumente des Schriftstellers aus. Manzonis Grabstätte ist übrigens eine der Hauptattraktionen des Cimitero Monumentale {33}.

> Via Gerolamo Morone, 1, Tel. 02 86460403, www.casadelmanzoni.it, geöffnet Di–Fr 10–18, Sa 14–18 Uhr, Eintritt 5 €, reduziert 3 €

Extratipp: Die Brautleute

Eine unglückliche Verkettung von Unwägbarkeiten und Intrigen verhindert die Vermählung von Lucia und Renzo im Mailand des 17. Jhs. Der 1827 erschienene Historienroman begründete den Ruhm Manzonis und gehört seit Generationen zur Pflichtlektüre italienischer Schüler. Für passionierte Fans wird ein vergangenes Zeitalter wieder lebendig. Die Hauptpersonen sind allen Italienern geläufig.

> „Die Brautleute“ von Alessandro Manzoni, dtv, 2003

{12} Casa Museo Poldi Pezzoli ** [E3]

Schräg gegenüber der Casa di Manzoni {11} befindet sich ein ganz besonderer Wallfahrtsort für Fans erlesener Kunstschätze und Gemälde. Das Zusammenspiel von Einrichtung und Artefakten macht es zu einem der schönsten Museen Mailands.

In den vornehmen Wohnräumen zweier zusammenhängender alter Patrizierpaläste wetteifern Werke von Botticelli, Mantegna, Canaletto und vielen anderen Künstlern um die Gunst des feinsinnigen Publikums. Als besonders herausragende Schätze gelten Mantegnas (1431–1506) „Porträt eines Mannes“, Cranachs (1472–1553) „Luther mit Frau“ und Piero del Pollaiuolos (1443–1496) „Bildnis einer jungen Frau im Profil“. Dazu kommen mittelalterliche Teppiche, Gobelins, Waffen, Skulpturen, Juwelen, Murano-Glas, Porzellan und diverse Gerätschaften aus Bronze, Silber und allen anderen erdenklichen edlen Materialien. Besonders erwähnenswert ist auch die Uhrensammlung. Abgerundet wird der Kunstgenuss durch eine herrliche Gartenanlage.

Aber wem haben wir diese einzigartige Zusammenstellung von Schätzen zu verdanken? Gian Giacomo Poldi Pezzoli (1822–1879) musste sich dank reichlich vorhandenen Familienvermögens zeitlebens nicht mit so lästigen Dingen wie Arbeiten und Geldverdienen beschäftigen, umso intensiver widmete er seine üppige Freizeit dem Aufstöbern von Exponaten aus verschiedenen Epochen der Kunstgeschichte. Sein Hauptinteresse galt dabei der Renaissance und dem Barock. Aus ganz Europa ließ der besessene Sammler Kostbarkeiten herbeischaffen. Waren das zunächst vornehmlich Waffen, Uhren, Schmuck, Murano-Glas, Porzellan und anderer edler Schnickschnack, ließ er sich später auch Skulpturen, Gemälde und edle Möbel (16.–18. Jh.) besorgen.

Um für die Kollektionen angemessene Räume zu haben, durften zeitgenössische Künstler die Privatgemächer einschließlich seines sehenswerten Arbeitszimmers einrichten und luxuriös dekorieren. Die Stiftung, der er alles vermachte, öffnete die Residenz dem letzten Willen Poldi Pezzolis entsprechend bereits zwei Jahre nach seinem Tod der Öffentlichkeit. Zum Museum gehört heute auch ein renommiertes Forschungsinstitut für Restaurierung und Kunstgeschichte.

> Via Alessandro Manzoni, 12, Tel. 02 794889, www.museopoldipezzoli.it, Eintritt 10 €, reduziert 7 €, Kinder bis 10 Jahre frei, geöffnet Mi–Mo 10–18 Uhr

Sammelkarte (biglietto cumulativo)

Die sogenannte Case Museo Card kostet 20 € (reduziert 15 €), ist ein Jahr gültig und berechtigt zum einmaligen Eintritt in die Casa Museo Poldi Pezzoli {12} und die drei anderen Case Museo („museale Häuser“) di Milano, wobei die beiden unten zuletzt genannten ebenfalls hinreißend eingerichtet, aber insgesamt etwas weniger spektakulär sind:

> Museo Bagatti Valsecchi {13}

<1> [eh] Casa Boschi di Stefano, Via Giorgio Jan, 15, Tel. 02 20240568, www.fondazioneboschidistefano.it, geöffnet Di–So 10–18 Uhr

<2> [G3] Villa Necchi Campiglio, Via Mozart, 14, Tel. 02 76340121, www.visitfai.it/villanecchi/dimora (mit virtueller Tour), geöffnet Mi–So 10–18 Uhr

> Allgemeine Infos zum Zusammenschluss (circuito) der Mailänder Case Museo: www.casemuseomilano.it (mit Videoclip). Das Sammelticket kann in jedem der vier Stadtpaläste erworben werden.

{13} Museo Bagatti Valsecchi * [F3]

Das ungewöhnliche Museum bietet seinen Besuchern eine Zeitreise in das Leben zweier Mailänder Aristokraten. Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gaben die wohlhabenden Brüder Fausto und Giuseppe ihrer ausgeprägten Sammelleidenschaft zügellos nach und ließen ihre zu einem Neo-Renaissancepalast umgebaute Familienresidenz Bagatti Valsecchi mit allem Schönen und Wertvollen bestücken, das sie in die Finger bekamen: Antiquitäten aus der auch damals schon lange vergangenen Renaissance-Zeit, Inventar aller Art, zum Teil auch aus noch älteren Tagen, Waffen, Keramik, Gemälde und vieles andere mehr trugen sie zu einer Art Gesamtkunstwerk zusammen, das seinesgleichen sucht und heute von jedermann besucht werden kann. Viele der Exponate stammen aus alten Palästen und säkularisierten Kirchen.

> Via Gesù, Tel. 02 76006132, www.museobagattivalsecchi.org, Eintritt: 9 €, reduziert 6 €, Kombikarte (s. oben), geöffnet: Di–So 13–17.45 Uhr

Delikatessen direkt vor Ort

Wer gut bei Kasse ist, kann in dem Palazzo, in dem das Museo Bagatti Valsecchi {13} untergebracht ist, auch fürstlich schlemmen. Vielen schmecken die Salami- und Schinken-Spezialiäten des Hauses im herrlichen Innenhof am besten.

> Il Salumaio €€, Tel. 02 76001123 und 02 784650, www.ilsalumaiodimontenapoleone.it

Süßes von Cova

Ein Füllhorn an süßen Verlockungen in der Gesellschaft sehr wohlhabender Zeitgenossen genießt man im Café der 1817 gegründeten Pasticceria Confetteria Cova. Der Gründer, Antonio Cova, war Soldat unter Napoleon.

<3> [F3] Pasticceria Confetteria Cova, Via Montenapoleone, 8, Tel. 02 0276005599 und 02 76000578, www.pasticceriacova.com

{14} Quadrilatero d’oro ** [F3]

Viele neue Modeschöpfungen sind als Erstes hier zu erhalten, dementsprechend kennt man das „Goldene Karree“ auch als Quadrilatero della Moda. Fans der Haute Couture, die es sich leisten können, decken sich hier mit den Trends der letzten Modewoche ein. Denn wer durch das „Modeviereck“ bei den parallel zueinander verlaufenden Straßen Via Montenapoleone und Via della Spiga und ihren Seitenstraßen schlendert, trifft auf engstem Raum auf eine ganze Flut durchgestylter Läden von Armani, Dolce&Gabbana, Prada, Trussardi, Louis Vuitton, Bulgari und allen anderen, die im globalen Fashion Business Bedeutung haben – oder daran arbeiten, diese zu erlangen. Dazu gesellen sich Ateliers der Extraklasse.

Wer hier shoppen möchte, findet auf –> weitere Infos. Es macht natürlich auch Spaß, einfach nur die Schaufenster und das oft sehr illustre Publikum zu „besichtigen“. Viele Kunden fahren standesgemäß im Sportwagen oder mit einer edlen Limousine vor. Abends werfen viele der Edelboutiquen ihre ausgefeilte Schaufensterbeleuchtung an. Den krönenden Abschluss der Shoppingfreuden könnten eine Kaffeespezialität oder ein Aperitivo im gediegenen Caffè Hotel Baglioni (–>) bilden.

{15} Giardini Pubblici ** [G2]

Die hübschen „Öffentlichen Gärten“ sind Mailands zweiter großer Stadtpark neben dem Parco Sempione {20}. Die gepflegte Anlage lädt zum Flanieren und Relaxen ein. Besucher, die etwas unternehmen möchten, stoßen am Südende auf die Villa Reale, in der heute die Galleria d’Arte Moderna Milano (–>) mit bemerkenswerten Sammlungen untergebracht ist. Gleich daneben stellt der Padiglione d’Arte Contemporanea (–>) zeitgenössische Kunst aus.

An der Westseite des Parks befinden sich das Planetario Ulrico Hoepli und das Museo Civico di Storia Naturale (–>) direkt am breiten Corso Venezia. Das Planetarium ist eines der größten Europas. Das Naturhistorische Museum gilt als bedeutendstes seiner Art in ganz Italien und begeistert seine Besucher u. a. mit Saurierskeletten und ausgestopften Vögeln. Außerdem gibt es eine geologische und eine mineralogische Abteilung.

> Die Öffnungszeiten des Parks wechseln mit den Jahreszeiten: Juni–September 6.30–23.30 Uhr, Oktober 6.30–21 Uhr, November–Februar 6.30–20 Uhr, März–April 6.30–21 Uhr, Mai 6.30–22 Uhr

<5> [G2] Planetario Ulrico Hoepli, Corso Venezia, 57, Tel. 02 88463340, www.comune.milano.it/planetario, wechselnde Öffnungszeiten, Eintritt 5 €, reduziert 3 €

{16} Piazza San Babila * [F4]

Auf der geräumigen Piazza San Babila laufen der Corso Venezia, vier weitere Corsos und einige kleinere Straßen zusammen. Bei all dem Trubel im Schatten der modernen Bürogebäude kommt die aus roten Backsteinen erbaute romanische Kirche San Babila nicht mehr so zur Geltung wie zur Zeit ihrer Errichtung Ende des 11. Jahrhunderts. Der venezianische Löwe auf der Säule vor der Kirche soll übrigens Richtung Venedig schauen – der Stadt, deren Macht dann doch nie bis hierher reichte.

Elegante Geschäfte säumen den belebten Corso Vittorio Emanuele II, der die Piazza San Babila mit dem Domplatz verbindet und für den Straßenverkehr gesperrt ist.

> Kirche San Babila, Piazza San Babila, Tel. 02 76002877, www.sanbabila.org

Extratipp: Für Kirchenfans

Nicht weit von der Stelle, an der die Fußgängerzone in die Piazza San Babila mündet, steht die Kirche San Carlo al Corso, ein wuchtiger, pantheonartiger Rundbau aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, etwas zurückgesetzt am Corso Vittorio Emanuele II. Wer sich dem Trubel der umliegenden Shoppingbezirke für einige Zeit entziehen möchte, ist hier richtig.

<4> [F4] San Carlo al Corso

Brera, Castello Sforzesco und Parco Sempione

Mailands grüne Lunge, eine Burg und ein Künstlerviertel mit Bohème-Flair – mit diesem ungewöhnlichen Dreiklang kann der Charme der Gegend im Norden und Nordwesten des „centro storico“ knapp zusammengefasst werden.

Brera ist nach wie vor eines der lebendigsten Szeneviertel der Stadt. Herrlich gepflasterte Straßen, kleine Gässchen, Kunstgalerien und Boutiquen sorgen an der Via Brera und in ihrer Umgebung schon seit Jahrzehnten für eine Art gehobene Bohème-Atmosphäre. Als populärste Aperitif-Bar gilt die Bar Brera (–>).

Auch Straßenmusiker und Open-Air-Entertainer fühlen sich hier wohl. Liedermacher mit Gitarre, Wahrsager, Tarot-Kartenkünstler und Straßenhändler buhlen um die Aufmerksamkeit der Passanten und Bar-Besucher. Top-Sehenswürdigkeit des Stadtteils ist die Pinacoteca di Brera – ein Gemäldeparadies ersten Ranges!

{17} Pinacoteca di Brera *** [E3]

Raffael, Luini, Caravaggio, Rubens, Rembrandt, van Dyck – das sind nur einige der italienischen und niederländischen Meister, deren Werke in dem barocken Palazzo di Brera im gleichnamigen In-Viertel ausgestellt werden.

Schon das Gebäude mit seinem sehenswerten Arkadenhof ist einen Besuch wert: Der Ende des 17. Jahrhunderts erbaute Renaissancepalast wurde ursprünglich als Jesuitenkonvent genutzt, aber nach dem Verbot des Ordens 1773 seiner neuen Bestimmung als Sitz der Accademia di Belle Arti zugeführt.

Die Bezeichnung „Brera“ geht übrigens auf die in den Palazzo integrierte Kirche Santa Maria di Brera zurück, die einst einsam auf „Brachland“ (brayda) stand, das heißt auf städtebaulich nicht erschlossenem Gebiet. Wenig bekannt: Das Wörtchen brayda – und damit auch „Brera“ – geht auf denselben germanischen Ausdruck zurück, aus dem unser „breit“ wurde.

Die Pinacoteca di Brera gilt als eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Italiens. Als didaktische Sammlung für die Kunstakademie gegründet, ist sie heute im ersten Stock des Palazzo untergebracht. Viele Kunstfreunde kommen allein wegen der hier ausgestellten Meisterwerke aus acht Jahrhunderten nach Mailand. Den Schwerpunkt bilden Arbeiten aus dem 15. bis 19. Jahrhundert. Der Hauptschatz sind Werke norditalienischer Meister. Fast alle von Rang und Namen sind vertreten: Carpacchio, Corregio, Bellini, Bembo, Tizian und viele andere mehr. Auch El Greco ist zu finden, außerdem Francesco Hayez mit seiner sensationellen Arbeit „Der Kuss“ von 1859. Im 20. Jahrhundert kamen unter anderem Arbeiten von Marino Marini, Giacomo Balla und Umberto Boccioni dazu.

Sehr sehenswert ist auch die Sammlung von Fresken aus diversen Kirchen, darunter auch welche von Bernardino Luini (um 1480–1532), glühender Verehrer Leonardo da Vincis. Überhaupt hat die Pinakothek die meisten Werke mit religiösem Hintergrund der Säkularisierung im 19. Jahrhundert zu verdanken.

Im Innenhof des Palazzos beeindruckt eine 1809 von Antonio Canovas geschaffene, über 3 Meter hohe und tonnenschwere Bronzestatue Napoleons. Sie zeigt den kleinen Korsen als friedensbringenden Gott Mars.

Direkt südlich der Pinacoteca schließt sich der im 18. Jahrhundert unter der Habsburgerin Maria Theresia angelegte Orto Botanico an. Hier erholen sich Kunstfreunde von ihrem Gemälde-Overkill in der Pinakothek. Danach könnte ein Aperitivo in der nahen Bulgari Hotel Bar (–>) den Tag abrunden.

> Via Brera, 28, Tel. 02 72263264/229, www.brera.beniculturali.it (mit virtueller Tour, für den Online-Ticketkauf „Info“ klicken, dann „ONLINE“), Eintritt: 10 €, erm. 7 €, Personen unter 18 und über 65 Jahre frei, Audioguide 5 € (auch auf Deutsch), geöffnet: Di–So 8.30–19.15 Uhr (der Ticketshop schließt um 18.40 Uhr), geschlossen: montags und 1. Januar, 1.Mai und 25. Dezember. Jeden ersten Sonntag des Monats ist der Eintritt frei – und der Andrang entsprechend groß.

Extratipp: Abstecher in Italiens Geschichte

Das Museo del Risorgimento (–>) informiert über Entwicklung und Ablauf der Einigung Italiens vom Napoleonfeldzug 1796 bis zur Einbeziehung Roms in das Königreich Italien 1870. Exponate verschiedenster Art, darunter zahlreiche Original-Dokumente und Drucke, lassen diesen wichtigen Abschnitt der italienischen Geschichte lebendig werden. Nur einen Katzensprung von der Pinacoteca di Brera {17} entfernt ist das Museum im Ende des 18. Jhs. fertiggestellten neoklassischen Palazzo Moriggia untergebracht.

{18} San Simpliciano * [D2]

Die Kirche San Simpliciano steht ein wenig im Schatten von Mailands weit bekannteren Kirchenbauten, allen voran der Dom {1} und die Basilica di Sant’Ambrogio {27}. Dabei ist sie untrennbar mit dem Namensgeber Letzterer verbunden. Denn Kirchenvater Ambrosius veranlasste ihren Bau im 4. Jahrhundert. Vollendet wurde er unter seinem Nachfolger, Bischof Simplicianus. Nach ihm ist das Gotteshaus auch benannt.

Die Grundmauern aus der frühchristlichen Zeit sind erhalten geblieben, allerdings stammt der heutige Bau im Wesentlichen aus dem 12. Jahrhundert. Glanzstück in seinem Innern ist das Fresko der Krönung Mariens auf der Apsis, eine zu Beginn des 16. Jahrhunderts ausgeführte Arbeit des italienischen Malers Bergognone (1453–1523). Die beiden schönen Kreuzgänge sind ein Hort der Ruhe und Entspannung.

Alljährlich am 29. Mai lässt man auf dem Vorplatz der Kirche weiße Tauben fliegen. Hintergrund dieses Brauchs ist eine Legende, derzufolge drei christliche Märtyrer in der Gestalt weißer Tauben eine mittelalterliche Schlacht gegen Kaiser Barbarossa zugunsten der Lombarden entschieden.

Die Besichtigung einer der ältesten Kirchen Mailands könnte mit einem Besuch des Acquario Civico {21} oder des Piccolo Teatro Strehler (–>) verbunden werden, denn beide befinden sich in unmittelbarer Umgebung.

> Piazza San Simpliciano, 7, Tel. 02 862274, www.sansimpliciano.it

{19} Castello Sforzesco *** [D3]

Das Kastell ist der touristische Hotspot im Nordwesten des Zentrums. Ab 1450 ließ Francesco Sforza die rote Anlage an genau der Stelle errichten, an der zuvor die deutlich unscheinbarere Burg der Familie Visconti stand. Leonardo da Vinci war an Details des Baus beteiligt.

Zeitgenössische Spitzenarchitekten gaben der riesigen Zitadelle die quadratische Grundform mit den vier wuchtigen Ecktürmen. Der fast 70 Meter hohe Torturm mit Uhr, der Torre del Filarete, bildet den zur Stadtseite hin gelegenen Haupteingang der Festungsanlage. Er wurde 1905 nach dem Vorbild des originalen Turms von 1452 an derselben Stelle errichtet. Das Original war 1521 in die Luft geflogen, vermutlich ein Unfall mit einer größeren Menge Schießpulver. Die Baupläne gehen auf den innovativen Renaissance-Architekten und Namensgeber des Turms Filarete zurück.

Unter spanischer Herrschaft wurde die Anlage zu einer wuchtigen Bastion ausgebaut. Besucher können heute auch die historischen Wehrgänge erkunden. Wer durch den Torre del Filarete spaziert, findet sich auf dem früheren Exerzierplatz, der Piazza d’Armi, wieder. Hier kann man das riesige Geviert des Innenhofes auf sich wirken lassen und dann an dessen gegenüberliegendes Ende bummeln, wo sich die Eingänge zu den Museen befinden.

Höhepunkte einer Besichtigung sind das Fries des Stadttores Porta Romana von 1171, das einen Visconti-Fürsten darstellende Reiterstandbild von Bonino di Campione (14. Jahrhundert) und die von Leonardo da Vinci in der Art einer Eichenlaube ausgemalte Sala delle Asse. Außerdem kann eine Pinakothek mit italienischer Malerei des 15. bis 18. Jahrhunderts besucht werden. Vertreten sind unter anderem die Meister Mantegna, Canaletto und Tiepolo. Dazu kommen noch Ausstellungen antiker und ägyptischer Exponate, eine der bedeutendsten Musikinstrumentensammlungen der Welt und Kunsthandwerk aus Keramik, Porzellan und anderem Material. Bibliothek und Archiv bewahren unzählige Handschriften, die bis ins 8. Jahrhundert zurückgehen, und frühe Druckwerke ab dem 16. Jahrhundert.

Zu den künstlerischen Highlights im Castello zählt die „Pietà Rondanini“ – Michelangelos letzte, unvollendet gebliebene Marmorskulptur von 1564. Fast 2 Meter hoch zeigt sie Maria und den vom Kreuz abgenommenen Jesus in aufrechter Position. Der Künstler soll diese Arbeit für sein eigenes Grab vorgesehen haben und arbeitete noch im stolzen Alter von fast 90 Jahren an ihr. Allerdings konnte er die Skulptur nicht mehr fertigstellen. Auch für Laien ist leicht erkennbar, dass Michelangelo während des Schaffens eine völlige Umgestaltung vorgenommen hat und sogar Teile der Skulptur wieder zerstörte. Unter Kunsthistorikern heftig umstritten ist die Frage, ob er das tat, um eine ursprüngliche Idee durch eine neue zu ersetzen, oder ob sich der Meister bloß verhauen hatte bzw. auf Materialmängel stieß.

Der Zusatz „Randonini“ verweist darauf, dass sich die Skulptur bis 1953 im Privatbesitz einer Familie dieses Namens befand.

Wer die Burganlage von der Innenstadt kommend über den Torre del Filarete betritt und komplett durchschreitet, gelangt über eine den urigen Burggraben überspannende Brücke direkt in den Ende des 19. Jahrhunderts angelegten Parco Sempione {20}.

> Generelle Öffnungszeiten des Castello Sforzesco: Winterzeit tgl. 7 bis 18 Uhr, Sommerzeit tgl. 7 bis 19.30 Uhr, Öffnungszeiten der Museen: Di–So 9–17.30 Uhr, Ticketshop und Eintritt schließen um 17 Uhr. Info-Hotline: Tel. 02 88463700 www.comune.milano.it/museiemostre, www.milanocastello.it, Eintritt für alle Museen auf einmal: 5 € (reduziert 3 €), Kinder und Jugendliche frei, dienstagnachmittags ist der Eintritt in die Museen ab 14 Uhr kostenfrei

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Im Innenhof des Castello (028ma Abb.: js)

Musei Civici del Castello Sforzesco

Links und rechts der beiden prächtigen Innenhöfe des Castello {19} wartet ein buntes Sortiment an Museen auf Besucher. In mit Kunst weniger verschwenderisch gesegneten Städten wäre jede einzelne der Sammlungen eine beachtenswerte Sehenswürdigkeit. In Mailand reicht es nur für einen Platz im Mittelfeld.

> Musei Archeologici: Vor- und Frühgeschichte und Altes Ägypten

> Musei d’Arte Antica: vor allem Gemälde und antike Skulpturen

> Musei delle Arti Decorative: Schwerpunkt Waffen und Möbel, außerdem Keramik, Wandteppiche und viele andere dekorative Dinge mehr

> Museo degli Strumenti Musicali: Musikinstrumente. Mit Studio di Fonologia Musicale della Rai (Musik- und Tonstudio, 1955–1983)

> Archivi e Biblioteche: Gedrucktes und Handschriften

Filarete – seiner Zeit voraus

Antonio di Pietro Averlino (um 1400 bis um 1469) war ein italienischer Bildhauer, Ingenieur und Architekturtheoretiker der Renaissance. Er gab sich selbst den Namen Filarete (altgriechisch für „Tugendfreund“). Sichtbare Ergebnisse seiner praktischen Arbeit in der Lombardei sind unter anderem der nach seinen Plänen erbaute und auch gleich nach ihm benannte Torturm des Castello Sforzesco {19}, der Torre del Filarete, und der Dom von Bergamo (Duomo di Bergamo, –>).

Filaretes umfangreiche theoretische Abhandlung „Trattato di architettura“ (Architekturtraktat) entstand zwischen 1460 und 1464. In Form eines allegorischen Romans beschreibt er darin die ideale Renaissance-Stadt Sforzinda. Seine mit einem sternförmigen Straßennetz versehene Musterstadt weist unter anderem auch einen zehnstöckigen Turm auf, in dem neben einem Bordell auch eine Sternwarte untergebracht ist. Außerdem werden in dem Traktat Fragen der Ausstattung von Häusern, der Einsatz von Baumaschinen, zeitgenössische Bautechniken und vieles andere mehr behandelt. Das Werk stieß zur Zeit Filaretes auf wenig Gegenliebe, dennoch wurden 1593 mit der Anlage der Stadt Palmanova (www.comune.palmanova.ud.it) südlich von Udine unweit der slowenischen Grenze einige Einfälle Filaretes umgesetzt – allerdings nicht das Konzept des vielseitig genutzten, zehn Etagen hohen Turms.

{20} Parco Sempione ** [C2]

Die weitläufige Grünanlage diente zunächst als Lustgarten der Großherzöge, dann als Exerzierplatz und heute als Mailands Naherholungsziel Nummer eins. Seine aktuelle Erscheinung eines Stadtparks im Stile eines englischen Gartens mit fast 400.000 m² Fläche erhielt er Ende des 19. Jh.

In der warmen Jahreszeit ist hier immer etwas los. Jogger drehen ihre Runden auf den nach europäischen Dichtern benannten Kieswegen, Familien und Paare flanieren und finden Erholung, auf den Wiesen wird gedöst, gepicknickt, Fußball gespielt oder anderen Sportarten nachgegangen.

Doch der Park bietet nicht nur Natur-, sondern auch Kunstgenuss. Wer nämlich nicht nur bummeln und am See faulenzen möchte, den erwarten im Parco Sempione eine ganze Reihe an locker zu Fuß erreichbaren Attraktionen. Von Ost nach West stehen bereit: das Acquario Civico {21}, die Arena Civica, das Triennale Design Museum {22} und – Tipp des Autors – der Torre Branca {23}. Am Ende einer gedachten Verlängerung des Haupteingangs der Burg erreicht man dann den mächtigen Triumphbogen Arco della Pace (–>).

> Was seine Öffnungszeiten angeht, kennt der Parco Sempione nur zwei Jahreszeiten: Mai–September: 6.30–23.30 Uhr, Oktober–April: 6.30–21 Uhr

Kleine Pause im Herzen des Parks

Die Bar Bianco (–>) eignet sich für einen kurzen Zwischenstopp genauso gut wie für einen Umtrunk am Ende des Ausflugs in den Park. Zur Aperitivo-Zeit gibt es Häppchen.

{21} Acquario Civico * [D2]

Steinerne Wasserpflanzen, Fische und andere Meeresbewohner zieren die Fassade des 1906 in der Ostecke des Parks errichteten Jugendstilgebäudes. 1906? War da nicht was? Genau, die erste Weltausstellung in Mailand. Ihre Organisatoren schenkten das Aquarium nach der damaligen Schau der Stadt und diese hält es bis heute in Ehren. Fans bunter Fische, Quallen und Korallen werden sich von den vielen Aquarien nur schwer wieder losreißen können.

Die 1805 in napoleonischer Zeit errichtete ovale Arena Civica gleich um die Ecke ist nur bei besonderen Veranstaltungen geöffnet, z. B. bei Radrennen und Rugby-Spielen.

> Acquario Civico, Viale Gadio, 2, Tel. 02 88465750, www.acquariocivicomilano.eu, Eintritt 5 € (red. 3 €), Do und ab einer Stunde vor Schließung frei, geöffnet Di–So 9–17.30 Uhr

> Arena Civica, Viale Giorgio Byron, 2, Tel. 02 0202 (Verwaltung)

{22} Triennale Design Museum ** [C2]

In der westlichen Hälfte der Parkanlage kann im Triennale Design Museum moderne Kunst besichtigt werden. Untergebracht ist es im Palazzo dell’Arte, der für die Triennale 1933 errichtet wurde. Die Ausstellungen beschränken sich nicht auf allerneueste Schöpfungen, sondern zeigen auch Klassiker modernen italienischen Designs, darunter auch Moped-Modelle, Klappstühle, Lampen und Sitzsäcke.

Wechselausstellungen, eine spezialisierte Buchhandlung und das Triennale Design Café mit schönem Außenbereich unter Bäumen machen den Kunstpalast zu einem beliebten Treff für kunstsinnige Mailänder und Besucher der Stadt. Seit 2007 beherbergt die Anlage mit dem Triennale Teatro dell’Arte (–>) auch ein Theater.

> Viale Emilio Alemagna, 6, Tel. 02 724341, www.triennale.org, Eintritt 8 €, reduziert ab 5,50 €, Audioguide inklusive. Das sogenannte Biglietto unico für 10 € ist eine Art Kombiticket und inkludiert weitere Ausstellungen im Museum, geöffnet: Di–So 10.30–20.30 Uhr. Letzter Einlass 19.30 Uhr. Der zur Anlage gehörende baumbestandene Garten ist von April bis Oktober zugänglich.

{23} Torre Branca ** [C2]

Der Aussichtsturm steht schon seit 1933 in der Nordwestecke des Parks. Der Lift bringt den Besucher in knapp 90 Sekunden bis auf 99 Meter Höhe. Die erlaubte Verweildauer liegt offiziell nur bei ca. 7 Minuten, aber wenn wenig los ist und der Liftführer gute Laune hat, schaut er auch mal nicht so genau auf die Uhr.

Die Rundumsicht ist bombastisch: Über Park und Burg hinweg schaut man bis zum Dach des Doms und darüber hinaus. Wer die Runde um die Panoramafenster macht, sieht, wie in verschiedenen Stadtteilen Hochhäuser entstehen. In nördlicher Richtung sind bei gutem Wetter die italienischen Alpen zu erkennen. Manchmal wird hier oben eine kleine Auswahl an Gemälden, Zeichnungen und anderen Werken noch wenig bekannter Künstler aufgestellt und feilgeboten.

Die Höhe von 108,5 Metern ist übrigens kein Zufall. Denn in den 1930er-Jahren nahm man es noch sehr genau mit dem Ideal, dass kein Mailänder Bauwerk die goldene Madonnina auf dem Dom {1} überragen sollte.

> Die Fahrt mit dem Lift kostet einheitlich 5 €, Ticket-Tel. 02 3314120, www.museobranca.it/torre-branca-2. Die Öffnungszeiten ändern sich häufig, derzeit (Winter 2017/2018) gilt: Mi 10.30–12.30, 16–18.30, Sa 10.30–13, 15–18.30, 20.30–24, So 10.30–14, 14.30–19 Uhr. Im Sommer (Mitte Mai bis Mitte Sept.): Di, Do, Fr 15.30–19, 20.30–24, Mi 10.30–12.30, 15–19, Sa/So 10.30–14, 14.30–19.30, Sa zusätzlich 20.30–24 Uhr. Achtung: Bei schlechtem Wetter bleibt der Turm geschlossen. Abends kann man den Turmbesuch mit einer Einkehr in die Bar Just Cavalli Milano (–>) verbinden, am besten zur Aperitivo-Zeit.

Extratipp: Abstecher

Der 25 Meter hohe Friedensbogen (Arco della Pace) am stadtauswärts gelegenene Ende des Parks ist mit weißem Marmor verkleidet und erinnert an den Europäischen Frieden von 1815.

<6> [B2] Arco della Pace

Westlich des Zentrums

Top-Sights im Westen der Mailänder Innenstadt sind das Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia Leonardo da Vinci und drei prächtige Kirchen, jede von ihnen auf andere Weise herrlich. Außerdem ist hier mit „Das letzte Abendmahl“ eine Ikone der Kunstgeschichte zu besichtigen.

{24} Basilica di Santa Maria delle Grazie und da Vincis „Abendmahl“ *** [B4]

Für viele Reisende ist die Besichtigung von Leonardo da Vincis monumentalem Wandgemälde „Das letzte Abendmahl“ einer der Höhepunkte ihres Mailand-Besuchs. Die große Basilika gleich nebenan gehört zu demselben Gebäudekomplex, in dem das „Abendmahl“ bewundert werden kann.

Die Basilika wurde 1469 zunächst als gotischer Backsteinbau vollendet. Die später von Bramante gestaltete polygonale und mit schicken Doppelpfeilern gegliederte Kuppel gilt genauso wie die Chorpartie als Meisterwerk der Frührenaissance und beeinflusste die lombardische Baukunst nachhaltig. Der schmucke Gesamteindruck, den Betrachter vom Äußeren der Kirche gewinnen, wird durch die gefällige Zweifarbigkeit (rot/weiß) noch unterstrichen.

Im Innern der Dominikanerkirche bewundern Besucher einen eindrucksvollen Mix aus gotischen Elementen und dekorativen Vorstellungen der Renaissance. Die Barockkapelle der namengebenden Gnadenmadonna (Madonna delle Grazie) befindet sich am Ende des linken Seitenschiffs, das Gnadenbild auf dem Altar. Der sehenswerte kleine Kreuzgang mit dem ungewöhnlichen Frösche-Brunnen wurde ebenfalls nach Plänen Bramantes errichtet. Besagte Frösche befinden sich im mittleren Becken.

An der Gestaltung der geräumigen Sakristei hatte auch Leonardo da Vinci Anteil. Auf ihn soll beispielsweise die Idee mit den verknoteten Kordeln an der Decke zurückgehen. In der Sakristei können Original-Bögen aus Leonardos „Codex Atlanticus“ besichtigt werden.

Das ganze Ensemble, also Kirche und Dominikanerkloster Santa Maria delle Grazie mit Leonardos Abendmahl-Gemälde, erhielt bereits 1980 den Ehrentitel „UNESCO-Welterbe“.

> Basilica di Santa Maria delle Grazie, Piazza Santa Maria delle Grazie, Tel. 02 4676111, www.legraziemilano.it (mit virtueller Tour), Eintritt kostenlos

Museo del Cenacolo Vinciano

Das ehemalige Dominikanerkloster neben der Basilika würde es auch ohne den ganz besonderen Schatz in seinem Inneren auf die Liste besonders herausragender Sehenswürdigkeiten in Mailand schaffen. Der Knüller aber ist, dass hier Ende des 15. Jahrhunderts an einer Wand des Speisesaals (Refektorium) das berühmteste Wandgemälde aller Zeiten Gestalt annahm: Als Meilenstein der Renaissance begeistert Leonardo da Vincis Meisterwerk „Das letzte Abendmahl“ („Il Cenacolo Vinciano“ oder „L’Ultima Cena“) durch Komposition, Ausführung und Anziehungskraft. Seine kunsthistorische Bedeutung ist nach einhelliger Expertenmeinung enorm.

Im Auftrag des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza hatte der Meister 1495 begonnen, die Nordwand besagten Speisesaals in der Seccotechnik anzumalen. In Sachen Haltbarkeit keine gute Idee (siehe Exkurs „Restaurierungsbemühungen“ –>). Leonardo hielt auf seinem über 9 x 4 Meter großen Gemälde den biblischen Moment fest, in dem Jesus seinen Jüngern mitteilt, dass ihn einer von ihnen bald verraten wird. Tisch und Teilnehmer sind dabei an der vorderen Begrenzung des Raums angeordnet. Das Licht, das die Szene ausleuchtet, scheint nicht aus dem gemalten Fenster im Hintergrund zu kommen, sondern schräg von links wie das wirkliche Licht, das durch Fenster an der linken Wand des (tatsächlichen) Raums einfällt.

Aber was genau macht das tausendfach kopierte und imitierte Kunstwerk so besonders? Was unterscheidet es von allen vorher geschaffenen Gemälden? Warum genau gilt es als ganz besonderer Höhepunkt in Leonardos auch ansonsten kolossalem künstlerischen Werk?

Zunächst einmal ist da ein ganz profaner Effekt: „Il Cenacolo“ vermittelte aufgrund der genial eingesetzten Perspektive den Mönchen (und heute uns) den Eindruck, ihr Speisesaal sei wesentlich tiefer. Besonders bemerkenswert: Die perspektivische Tiefe ist mathematisch korrekt konstruiert und absolut einwandfrei wiedergegeben. Auch findet man an vielen Stellen den sogenannten goldenen Schnitt, also die ganz besondere Relation von Gegenständen zueinander, die kulturübergreifend als harmonisch empfunden wird. Ein Beispiel: Dort, wo Jesus und die Person rechts neben ihm die Hände haben, wird das Bild im Verhältnis des goldenen Schnitts geteilt.

Kunsthistoriker erklären das Faszinosum mit dem „Cenacolo“ außerdem mit der für die damalige Zeit spektakulär neuen dramatischen Auffassung Leonardos: Seine Komposition ist nämlich wesentlich lebhafter als frühere Werke zu demselben Thema. Er verzichtet außerdem auf Heiligenscheine und die bis dahin übliche plumpe szenische Isolierung des Verräters Judas. Die Apostel sind ganz bewusst in vier Teileinheiten angeordnet, die auf unterschiedlichste Weise auf die ungeheuerliche Enthüllung ihres Herrn reagieren. Jesus selbst wird durch das rote Gewand mit blauem Überwurf, die eindeutige Zentralperspektive und den Lichteinfall ganz klar hervorgehoben.

Die vier Dreiergruppen der Jünger von links nach rechts im Überblick:

Links: Bartholomäus, Jakobus und Andreas sind allesamt überrascht und dabei empört (Bartholomäus), starr vor Entsetzen (Jakobus) bzw. in einer Abwehrhaltung à la „Ich doch nicht“ (Andreas).

Halblinks: Petrus ist aufgebracht und will unbedingt Näheres erfahren. Er beugt sich zu Jesu sanftmütigem Lieblingsjünger Johannes, der den Kopf senkt, während sich Judas Ischariot von beiden abwendet (oder weggestoßen wird?). Subtil: Das Gesicht des Verräters taucht dabei in den Schatten. In der einen Hand hält er ein Geldsäckchen, mit der anderen wirft er das Salz um. Sein Blick geht über das Haupt Jesu hinweg. Man spekuliert, dass es sich bei der Darstellung des Johannes eigentlich um Maria Magdalena handle. Die abgebildete Person wirke sowohl in der Totalen als auch aus der Nähe betrachtet sehr feminin. Manche meinen, man könne sogar den Brustansatz erkennen.

Halbrechts: Thomas zeigt aufgebracht zum Himmel, Jakobus der Ältere breitet erschrocken die Arme aus und Philippus wirkt tief betroffen. Damit repräsentieren alle drei Gefühle wie Zorn und Entsetzen.

Rechts: Matthäus, Thaddäus und Simon diskutieren vom restlichen Geschehen weggewandt untereinander. Alle drei wirken bestürzt. Matthäus scheint Simon zu fragen, ob Jesu Mitteilung überhaupt stimmen könne.

Goethe sah sich das Gemälde 1788 auf seiner Rückreise aus Rom näher an. Die damals schon weltberühmte Komposition animierte den genialen Dichterfürsten zu Reflexionen über das südländische Temperament im Allgemeinen, denn er notierte zu der Frage, warum das Bild so lebendig wirke: „Es ist die Bewegung der Hände. Dies konnte aber auch nur ein Italiener finden. Bei seiner Nation ist der ganze Körper geistreich, alle Glieder nehmen teil an jedem Ausdruck des Gefühls, der Leidenschaft, ja des Gedankens.“

Um die Gestaltung der Physiognomie von Jesus und Judas ranken sich einige Mythen. Als sicher gilt, dass sich Leonardo als notorischer Perfektionist sehr schwer tat, adäquate Gesichtszüge für die beiden zu finden und auszuführen. Einer lustigen Legende zufolge soll er dem Prior des Klosters Santa Maria delle Grazie angedroht haben, den Judas nach ihm zu gestalten, wenn er es nicht bleiben ließe, unaufhörlich Zeitdruck zu machen. Der zu Tode erschrockene Mann soll sich daraufhin nie wieder über die Dauer der sich jahrelang hinziehenden Arbeiten beschwert haben.

> Museo del Cenacolo Vinciano, Piazza Santa Maria delle Grazie, 2, Ecke Corso Magenta, Tel. 02 4987588. Museum wird nicht über den Haupteingang zur Basilika betreten, sondern hat einen eigenen Eingang unmittelbar links der Kirchen-Hauptfassade. Eintritt: 6,50 €, reduziert 3,25 €, Buchungsgebühr 1,50 €, EU-Bürger unter 18 und über 65 Jahre frei (aber Buchungsgebühr), geöffnet: Di–So 8.15–19 Uhr: Ticket-Buchung: www.cenacolo.it, Buchungs-Hotline: Tel. 02 92800360 (Mo–Sa 8–18.30 Uhr). Daneben gibt es noch Ticketportale wie z. B. www.vivaticket.it.

> Achtung: Problematisch ist weniger der Eintrittspreis als vielmehr die Herausforderung, überhaupt Tickets für die auf 15 Minuten limitierte Besichtigungsdauer zu bekommen. Die täglich etwa 40 Durchgänge mit in der Summe maximal 1075 Besuchern sind stets ausgebucht. Individualreisende, die das Kunstwerk an einem ganz bestimmten Tag oder gar zu einer konkreten Tageszeit bestaunen möchten, sollten deshalb schon Monate vorher reservieren.

> Tipp: V.a. außerhalb der Saison kann es sich lohnen, kurzfristig nach einem freien Platz in den vielen jeden Tag durch das Refektorium geschleusten Gruppen zu fragen. Denn wer nicht rechtzeitig zu seinem auf die Minute genau festgelegten Termin erscheint, verliert den Anspruch auf seine 15 Minuten Besichtigungszeit. Manche Reiseveranstalter haben Kombipakete im Angebot, die auch einen Besuch des Cenacolo beinhalten. Manchmal kann ein solches Paket ohne längeren Vorlauf erworben werden (siehe Kombi-Pakete der CitySightseeing-Busse, –>).

Restaurierungsbemühungen

Der Kampf gegen den Verfall des großen Wandgemäldes setzte schon früh ein, denn das Bild ist in der sogenannten Seccotechnik (wörtlich: trockene Technik) ausgeführt. Das bedeutet, dass die Farbe nicht wie beim „Fresco“ (wörtlich: Frische) auf den noch feuchten – also frischen – Putz aufgetragen wurde, sondern auf knochentrockenem. Leonardo wollte beim Abendmahl nämlich nicht dem bei der Fresco-Malerei üblichen Zeitdruck ausgesetzt sein. Gelegentlich betrachtete er den Stand seiner Arbeit stundenlang aus gebührender Entfernung ohne den Pinsel zu bewegen – oft sehr zum Missfallen des ungeduldigen Klosterpriors.

Da sich die für „Seccos“ vorzugsweise verwendeten Materialien aber nicht sehr dauerhaft mit dem Untergrund verbinden und Leonardo außerdem die Feuchtigkeit der 70 cm starken Klosterwand unterschätzte, war das Kunstwerk von Anfang an seinem Verfall geweiht. Schon etwa zehn Jahre nach Fertigstellung setzten die ersten Ablöseerscheinungen ein. Aus einiger Entfernung wirken diese wie ein Ausbleichen oder Verwaschen der Farben. Dazu kam noch, dass man nicht immer sehr schonend mit dem sensiblen Werk umsprang. Legendärer Tiefpunkt: Napoleons Truppen sollen das Refektorium eine Zeit lang als Pferdestall zweckentfremdet haben – und auch bei den Bombenangriffen 1943 wurde der Speisesaal in Mitleidenschaft gezogen. Wie durch ein Wunder und weil die Mönche sie mit Sandsäcken geschützt hatten, blieb die Wand mit dem großformatigen Bild weitgehend heil.

Im frühen 18. Jahrhundert setzte man das Gemälde der ersten von mittlerweile mindestens sieben großen Restaurierungsrunden aus. Oft erschöpften sich die Rettungsversuche in mehr oder weniger gelungenen Übermalungen des vorherigen Zustands. Bei diesen Aktionen ging allerhand schief, beispielsweise erhielt Simon – der Abendmahlteilnehmer ganz rechts – plötzlich einen Vollbart, den er früher nicht hatte und der ihm mittlerweile wieder abgenommen wurde. Auch wird angenommen, dass einige Teile des Bildes, vor allem auf der linken Seite und inklusive Judas’ Kopf nur noch die Bildkomposition mit dem Originalgemälde gemeinsam haben.

Die letzte große Restaurierung konnte 1999 nach gut 20 Jahren des Hantierens mit Pinzetten und Mikroskop abgeschlossen werden. Die von der Restauratorin Pinin Brambilla Barcilon geleitete Restaurierung hatte übrigens auch Kritiker auf den Plan gerufen. Denn viele hatten die verwitterte, Patina-überzogene, fast schon gespenstische Ausstrahlung des früheren Zustands schätzen gelernt. Doch das Ergebnis der Restaurierung gab den Befürwortern Recht: Die wiedereroberten Farben des Originals sind wesentlich heller und ausdrucksstärker. Beispielsweise können Betrachter endlich wieder sehen, wie weiß der Meister das Tischtuch haben wollte. Auch die Mimik der Abgebildeten und unzählige andere Details bis hin zu den Gegenständen auf dem Tisch kommen viel deutlicher und feiner zur Geltung. Aspekte, die jahrhundertelang verdeckt waren, tauchten wieder auf – z. B. Reflexionen im Geschirr.

> Ein interessantes Buch mit vielen Hintergründen zu dem weltberühmten Bild ist „Leonardo und Das Letzte Abendmahl“ des Kunsthistorikers Ross King.

{25} La Vigna di Leonardo * [B4]

Um sich von seinen vielfältigen Aktivitäten erholen zu können, erhielt Leonardo da Vinci 1498 einen Weingarten mitsamt gepflegter Parkanlage geschenkt. Das sich gleich gegenüber der Basilica di Santa Maria {24} befindende Areal wurde liebevoll restauriert und ist seit 2015 für die Öffentlichkeit zugänglich. Bei der Villa auf dem Gelände handelt es sich um die Casa degli Atellani, die man während einer knapp 30-minütigen Tour mit Audio-Guide erkunden kann (10 €, red. 8 €).

> La Vigna di Leonardo, Corso Magenta, 65, Tel. 02 4816150, www.vignadileonardo.com, geöffnet: tgl. 9–18 Uhr

{26} Chiesa di San Maurizio al Monastero Maggiore * [C4]

Berühmt ist die schmucke Renaissance-Kirche aus dem 16. Jahrhundert zum einen für ihre ausdrucksstarken Fresken – allen voran die farbenfrohen Arche-Noah-Darstellungen –, zum anderen für die Trennwand, hinter der die einstigen Nonnen des benachbarten Klosters der Benediktinerinnen demselben Gottesdienst folgten wie das gemeine Volk. Just diese Trennwand ist übrigens mit besonders prächtigen Malereien verziert. Wer farbenfrohe Darstellungen von Bibelgeschichten mag, wird sich in diese ganz besondere Klosterkirche verlieben. Wichtigster verantwortlicher Künstler war übrigens Bernardino Luini (1480–1532), der sich bei manchen Arbeiten von seinen Söhnen unterstützen ließ.

In dem Kloster, an das die Kirche angeschlossen ist, wurde inzwischen das Civico Museo Archeologico (–>) untergebracht. Hobby-Archäologen werden ihre Freude an den ausgestellten Artefakten haben. Hauptsächlich handelt es sich um etruskische und römische Grabungsfunde, darunter schöne Mosaiken und Altäre. Außerdem gibt es Teile einer gleich hier vor Ort freigelegten römischen Mauer und die berühmte, fein verzierte Silberplatte „Patera d’argento di Parabiago“ aus dem 4. Jahrhundert zu besichtigen. Kleine Abteilungen für griechische und „barbarische“ Exponate und ein Turm voller Fresken im Museumsgarten runden den Besuch ab.

> Corso Magenta, 15, Tel. 02 88445208

{27} Basilica di Sant’Ambrogio *** [C5]

Zwei eindrucksvolle Glockentürme rahmen die Fassade des wichtigsten Bauwerks der lombardischen Romanik. Geweiht ist die Kirche Mailands Stadtpatron und „Superbischof“ Ambrosius, der das Gotteshaus Ende des 4. Jahrhunderts errichten ließ und dessen letzte Ruhestätte sich auch hier befindet.

Die mehrmals erweiterte und umgestaltete Kirche gilt als eines der spirituellen Kraftzentren Mailands. Die Chorpartie stammt aus dem 9. Jahrhundert und der größte Teil des Hauptbaus aus dem 12. Jh. Die altchristliche Grundform der Anlage wurde allerdings beibehalten. Die beiden Kreuzgänge kamen im 15. Jh. dazu.

Zu dem Umstand, dass die Kirche gleich zwei Glockentürme hat, gibt es eine heute vielleicht kurios anmutende Geschichte: Da sich die feinen Domherren und die örtlichen Mönche nicht einigen konnten, wer die Glocken läuten darf, baute man eben zwei Türme, den Campanile dei Canonici für Erstere und den Campanile dei Monaci für Letztere.

Auch im Innern der Basilika gibt es einiges zu bestaunen: Der legendäre Goldschmied Volvinius schuf in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts den eindrucksvoll verzierten goldenen Altar („Altare d’oro“ oder „Paliotto d’oro“) – ein Meisterwerk der karolingischen Goldschmiedekunst. Seine vergoldeten Silberreliefs zeigen biblische Szenen und solche aus dem Leben des heiligen Ambrosius. Der selbstbewusste Volvinius ist übrigens einer der ersten italienischen Künstler, der nach der Epoche der Klassik hier eine persönliche Unterschrift auf einem Werk hinterließ. Ein weiteres Highlight ist das große Apsismosaik.

Nichts für Zartbesaitete: In der frei zugänglichen Krypta ruhen die Gebeine des heiligen Ambrosius und die der Mailänder Märtyrer Gervasio und Protasio (beide wurden um 300 n. Chr. ermordet) nobel gewandet in einem gut einsehbaren gläsernen Sarkophag.

Der Eingang zum Schatz des heiligen Ambrosius (Tesoro di Sant’Ambrogio) mit der Grabkapelle San Vittore in Ciel d’oro (goldene Mosaiken aus dem 5. Jahrhundert und wertvolle Kultgeräte) befindet sich im Bereich des Südschiffs der Basilika. Der Tresoro di Sant’Ambrogio hat kürzere Öffnungszeiten.

Unmittelbar südöstlich der Basilika erhebt sich das Hauptgebäude der erst 1921 gegründeten Katholischen Universität (Università Cattolica). Architekturhistorisch Interessierte bestaunen hier Bauten, die teilweise viel älter sind, beispielsweise zwei von Bramante gestaltete Kreuzgänge. Die Studenten beleben die nähere Umgebung vor allem um die Mittagszeit. Vor allem preisbewußte Reisende werden sich über die auf junges Publikum zugeschnittenen Bars und Imbisse freuen.

Etwa auf halbem Weg zwischen der Basilica di Sant’Ambrogio und der Basilica di San Lorenzo Maggiore {29} kann auf der rechten Seite der breiten Via Edmondo de Amicis der Parco dell’Anfiteatro Romano besichtigt werden. Hier gibt es die Ausgrabungsstätte eines antiken Amphitheaters und auch einige kleinere Exponate zu sehen. Eine Oase der Ruhe in der ansonsten oft hektischen Innenstadt.

> Basilica di Sant’Ambrogio, Piazza Sant’Ambrogio, 15, Tel. 02 86450895, www.basilicasantambrogio.it, geöffnet: Mo–Sa 7.30–12.30 Uhr, 14.30–19 Uhr, So 7.30–13 Uhr, 15–20 Uhr, Rollstuhlfahrer benutzen den Eingang an der Via Lanzone, 30. Schatz des heiligen Ambrosius: tgl. 9.30–11.45 Uhr und 14.30–18 Uhr, Eintritt: 2 €, reduziert 1 €.

<7> [D6] Parco dell’Anfiteatro Romano, Via Edmondo de Amicis, 17, freier Eintritt, geöffnet: Di–Fr 9–16.30 Uhr, Sa 9–14 Uhr

Der heilige Ambrosius – Mailands spätantiker „Superbischof“

Um das Jahr 339 als Sohn eines vornehmen Römers in Trier (!) geboren, schlug der spätere Kirchenvater zunächst eine Beamtenlaufbahn ein. Standesgemäß ausgebildet, brachte er es um 372 zum Präfekten mit Dienstsitz Mailand. Bereits ein geachteter Politiker, wurde er 374 zum Bischof von Mailand gewählt. Die Legende will, dass der Ausruf eines Kindes während der Bischofswahl den Ausschlag zugunsten Ambrosius’ gegeben haben soll. Zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal getauft, empfing er im Eilverfahren die Sakramente Taufe, Weihe zum Diakon, zum Priester und zum Bischof.

Unter seiner Führung gewann die Mailänder Kirche eine gewisse Eigenständigkeit gegenüber Rom – inklusive abweichender liturgischer Riten. Diese sind übrigens noch heute in Gebrauch.

Auf den ambrosianischen Ritus ist zum Beispiel zurückzuführen, dass der Mailänder Karneval bis zum Samstag nach Aschermittwoch dauert. Ambrosius trug außerdem entscheidend zur Entwicklung frühchristlicher Musik bei, etwa indem er den hymnischen Chorgesang förderte. Einige bis heute populäre Kirchenlieder soll er sogar selbst getextet und komponiert haben.

Ambrosius bekehrte den späteren Kirchenvater Augustinus zum Christentum und taufte ihn 387 höchstpersönlich. Der Überlieferung zufolge stimmte Ambrosius bei dieser Gelegenheit den Hymnus „Te Deum“ an – und Augustinus antwortete im Stil eines Gesangduetts versweise darauf.

Auch dass 391 das Christentum zur alleinigen Staatsreligion im Römischen Reich erhoben wurde, soll maßgeblich auf Ambrosius’ entsprechende Bemühungen zurückzuführen sein. Mit Andersdenkenden sprang Ambrosius nicht gerade zimperlich um und Häretikern ging es in seinem Machtbereich besonders schlecht.

Ambrosius starb 397 nach einem Episkopat von 23 Jahren. Seine sterblichen Überreste sind nach wie vor in der Krypta der Basilica di Sant’Ambrogio {27} zu besichtigen. Die Mailänder verehren ihn seit Jahrhunderten als ihren Stadtpatron und begehen seinen besonderen Festtag an jedem 7. Dezember – dem Tag seiner Weihe zum Bischof. Seit 1298 trägt er den Ehrentitel Kirchenvater. Eine Ehre, die außer ihm nur drei anderen berühmten Geistlichen zuteilwurde.

Bemerkenswert: Mit dem Ambrosius-Mosaik in der Kirche Sant’Ambrogio existiert eines der wenigen realistischen Porträts eines Klerikers der Antike. Das Mosaik zeigt einen Mann in den besten Jahren mit dunklen Haaren, sauber gestutztem Vollbart, markanten Ohrmuscheln, vollen Lippen und langem Nasenrücken. Auch die Fehlstellung eines Auges wird von dem Mosaik korrekt wiedergegeben (s. Abb. oben).

{28} Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia Leonardo da Vinci *** [B5]

Der unscheinbare Eingang zu Mailands berühmtem Wissenschafts- und Technikmuseum befindet sich an einem großen, zur Via San Vittore offenen Platz, dessen Stirnseite die Fassade der Kirche San Vittore al Corpo einnimmt.

Italiens größtes Museum dieser Art ist in einem ehemaligen Kloster aus dem 16. Jahrhundert untergebracht und gleich in doppelter Hinsicht sehenswert: Zum einen wegen der großen, seinem Namensgeber gewidmeten Abteilung (Leonardo-da-Vinci-Galerie): Technische und architektonische Modelle Leonardos wurden nach seinen Original-Zeichnungen gefertigt. Sie machen eindrucksvoll deutlich, wie weit das Universalgenie seiner Zeit voraus war. Die Maschinenmodellsammlung ist die größte ihrer Art überhaupt.

Zum anderen dokumentieren über 15.000 weitere Exponate die technische Entwicklung vor und nach Leonardo: Von den ersten Eisenwerkzeugen über Pumpen, Schreibmaschinen, Röhrenfernsehern und dem U-Boot Sottomarino Enrico Toti bis hin zu Hubschraubern und Solarzellen. So gibt es beispielsweise eine Physik-Abteilung mit Apparaturen von Galilei und Newton, aber auch Abteilungen für Optik, Metallverarbeitung und Zeitmessung.

Die interaktiven Labore sind nicht nur für Kinder ein lehrreiches Erlebnis! Der Ansatz des Museums ist also mit dem des Deutschen Museums in München vergleichbar, außerdem finden regelmäßig Sonderausstellungen zu aktuellen Themen statt. Seit der Eröffnung des Museums 1953 ist auch die Kirche San Vittore al Corpo unmittelbar daneben in den Fokus von Mailandbesuchern gerückt – trotz ihrer Entfernung zum centro storico.

Sie wurde im altchristlichen Stil erbaut und ab 1530 im Stil der Spätrenaissance erneuert. Die Barockausstattung in ihrem Innern lohnt einen spontanen Kurzbesuch.

> Via San Vittore, 21, Tel. 02 485551, www.museoscienza.org (Online-Tickets erhältlich), Highlights des Museums auch auf Deutsch beschrieben (PDF-Download), geöffnet: Di–Fr 9.30–17 Uhr, Sa, So und Feiertage 9.30–18.30 Uhr, geschlossen an Montagen, die keine Feiertage sind, außerdem am 24./25. Dezember und am 1. Januar, Eintritt 10 €, reduziert 7,50 €, Kinder bis 3 Jahre gratis, gelegentlich Sonderausstellungen, mit Kantine im Museum

Leonardo da Vinci

Geboren 1452, arbeitete Leonardo da Vinci im Laufe seiner höchst produktiven Karriere als Künstler- und Technikgenie unter anderem in Florenz, Rom und Paris. Gefördert durch die Sforza-Fürsten, war Mailand von 1482 bis 1499 seine wichtigste Wirkungsstätte. Folgen Sie seinen Spuren!

> Basilica di Santa Maria delle Grazie {24}: „Das letzte Abendmahl“ – Leonardos mit Abstand berühmtestes Wandgemälde, außerdem Mitarbeit an den Fresken in der Sakristei. Zudem werden einige Bögen seines Codex Atlanticus ausgestellt.

> La Vigna di Leonardo {25}: Gleich gegenüber der Basilika besucht man einen hübschen Park mit einem Weingarten des Künstlers und die herrschaftliche Villa La Casa degli Atellani.

> Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia Leonardo da Vinci {28}: Das nach dem Genie benannte Wissenschafts- und Technikmuseum befasst sich auch mit den bahnbrechendsten Ideen Leonardos.

> Museo Leonardo3 – Il mondo di Leonardo: Sonderausstellung mit interaktiven Features (–>)

> Pinacoteca Ambrosiana (–>): Gemälde „Bildnis eines Musikers“. Den jungen Unbekannten mit Partitur in der Hand porträtierte der Meister 1490. Die 1000 Bögen seines Codex Atlanticus begeistern in der Biblioteca Ambrosiana nebenan.

> Castello Sforzesco {19}: Im Auftrag der Sforza bemalte Leonardo die Sala delle Asse in der Art einer Eichenlaube.

> Als das Genie nach Mailand kam, war das Kanalnetz Navigli {31} schon ordentlich ausgebaut. Allerdings wirkte er an der Konstruktion und Optimierung von Kanalschleusen mit.

> Piazza della Scala [E4]: Leonardo-Statue. Die vier kleineren Statuen um ihn herum stellen Schüler dar.

> Weitere Werke: Entwurf des gigantischen, erst über fünf Jahrhunderte später realisierten Riesenrosses (s. Hippodrom {35}). Leonardos berühmtestes Werk, die „Mona Lisa“ (italienisch: „La Gioconda“, wörtlich „die Heitere“) hängt im Pariser Louvre, ebenso sein jugendlich-dynamischer Johannes der Täufer („San Giovanni Battista“), die Felsengrottenmadonna und das Bildnis „Anna selbdritt“ („Anna Metterza“).

Südwestlich des Zentrums

Mailands südwestliche Innenstadt besucht man wegen der beiden fantastischen Basiliken und der ganz besonderen Atmosphäre des weltberühmten Navigli-Viertels.

{29} Basilica di San Lorenzo Maggiore ** [D6]

Vor allem in den Abendstunden ist nicht die Basilika das Highlight der Umgebung, sondern ihr spektakulärer Vorplatz. Bei schönem Wetter trifft sich allabendlich Mailands Jugend im Schatten von 16 antiken Kolossalsäulen zum Schwatzen und Flirten. Auch tagsüber wird es hier nie langweilig.

Die Basilika am Corso di Porta Ticinese vereint die Baustile mehrerer Epochen: im Kern eine mächtige frühchristliche Kirche aus dem 4. Jahrhundert, auf deren Grundmauern zu Beginn des 12. Jahrhunderts der romanische Nachfolgebau errichtet wurde. Die beeindruckende achteckige Kuppel ersetzte zur Zeit der Spätrenaissance um 1575 ihre weniger prächtige Vorgängerin. Vorhalle und Westfassade sind schöne Beispiele des Klassizismus des 19. Jahrhunderts.

Ältestes noch bestehendes Zeugnis spätantiker Baukunst ist die achteckige Cappella di Sant’Aquilino aus dem 4. Jahrhundert mit ihren prächtigen Mosaiken (Eintritt 2 €, reduziert 1 €). In die Ecken der Cappella di San Ippolito aus dem 6. Jahrhundert sind antike Säulen integriert.

Die hübsche Bronzestatue, die sich auf dem Kirchenvorplatz befindet, zeigt den römischen Kaiser Konstantin. Was aber hat es mit dem Colonne di San Lorenzo genannten Säulen-Portikus vor der Basilika auf sich? Tatsächlich handelt es sich um Überbleibsel eines antiken römischen Tempels oder Palastes, möglicherweise gehörten sie aber auch zu einer Thermenanlage. Sie wurden bereits im 4. Jahrhundert hierher versetzt und sollten eigentlich in den Eingangsbereich der Kirche integriert werden. Heute freuen sich junge und junggebliebene Mailänder darüber, dass es die 16 Säulen mit ihren wundervollen korinthischen Kapitellen in die Neuzeit geschafft haben. Denn als wohl bedeutendster Rest des „römischen“ Mediolanum (–>) dürfen sie heute den pittoresken Hintergrund für einen der angesagten Treffpunkte weitab vom Trubel der Tagestouristen abgeben.

Unmittelbar hinter der Basilica di San Lorenzo Maggiore lädt zudem der Parco delle Basiliche (offiziell Parco Papa Giovanni Paolo II = Park Papst Johannes Paul II.) zum Durchatmen und Relaxen ein. Der längliche und ziemlich große Park verläuft parallel zum Corso di Porta Ticinese und verbindet die Basilica mit der etwa 500 Meter weiter südlich gelegenen Basilica di Sant’Eustorgio {30}. Neben einigen eher unscheinbaren römischen Ruinen gibt es hier auch altehrwürdigen Baumbestand.

> Basilica di San Lorenzo Maggiore, Corso di Porta Ticinese, 39, Tel. 02 89404129, www.sanlorenzomaggiore.com

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San Lorenzo Maggiore vereint mehrere historische Baustile (031ma Abb.: fo © frenk58)

{30} Basilica di Sant’Eustorgio ** [D6]

Nur ein paar Gehminuten südlich der Basilica di San Lorenzo Maggiore {29} erhebt sich schon die nächste prächtige Kirche: Sant’Eustorgio, eine romanische Basilika aus dem 11. Jahrhundert mit einem eindrucksvollen Glockenturm aus dem Jahr 1300 und einer 1863 fertiggestellten Fassade.

Ähnlich wie San Lorenzo Maggiore geht auch diese Basilika auf einen Kirchenbau des 4. Jahrhunderts zurück. Im Jahr 349 wurde dort ihr Namensgeber, der griechischstämmige Bischof Eustorgios, beigesetzt.

Auf einer hohen Säule zwischen der Kirche und dem Corso di Porta Ticinese fällt eine steinerne Statue mit Messer im Schädel auf. Diese Figur ist keine mittelalterliche Allegorie auf heftige Kopfschmerzen, sondern stellt den heiligen Petrus von Verona (auch Petrus Martyr oder Petrus von Mailand) dar, einen 1252 ermordeten Dominikaner, Inquisitor und Märtyrer. Sein sehr groß geratenes marmornes Grab befindet sich in der Kirche.

Mit der Basilika ist noch ein weiterer Kriminalfall verbunden. Die Beute hatte dabei ein wahrhaft kaiserliches Ausmaß: Eine Legende aus dem 12. Jahrhundert berichtet, dass Bischof Eustorgios die Gebeine der Heiligen Drei Könige Mitte des 4. Jahrhunderts als Geschenk erhalten und mithilfe eines Ochsenkarrens nach Mailand gebracht haben soll. Im Jahr 1158 nutzte dann Kaiser Friedrich Barbarossa die Belagerung Mailands, um die hochheiligen Reliquien aus der seinerzeit außerhalb der Stadtmauern gelegenen Basilika zu stibitzen und dem Erzbischof von Köln zu schenken. Sechs Jahre später trafen die Knochen am Rhein ein und werden dort bis heute im Kölner Dom verehrt. Versöhnliche Geste: 1903 wurde ein kleiner Teil der Beute an die Basilica di Sant’Eustorgio zurückgegeben.

In Erinnerung an die Heiligen Drei Könige ist die Spitze des Glockenturms übrigens bis heute nicht wie weltweit üblich mit einem Kreuz, sondern mit einem Stern geschmückt – als konsequente Reminiszenz an den Stern, dem die drei so beharrlich folgten. Im Innenraum der Basilika erinnern Fresken an ihre Taten zu Lebzeiten und das Schicksal ihrer nach Mailand überführten Reliquien.

Unmittelbar südlich der Basilika kann man bunten Graffitis zu einer Art Jugendzentrum folgen. Hier geht es vor allem am Wochenende hoch her. Wer in Mailands Autonomen- und Jugendkultur eintauchen möchte, ist hier genau richtig.

> Piazza Sant’Eustorgio, 1, Tel. 02 58101583, www.santeustorgio.it

{31} Navigli-Viertel *** [C7]

Wo einst Kanalschiffer und einfache Handwerker ihrem Tagewerk nachgingen, hat sich Mailands derzeit trendigstes Szene- und Amüsierviertel etabliert: Bars, Klubs, Ateliers, originelle Boutiquen und kleine Restaurants, von denen viele schon lange keine Geheimtipps mehr sind, prägen die Atmosphäre in der Umgebung des Naviglio Grande (Großer Kanal) und des Naviglio Pavese. Letzterer verbindet Mailand über Pavia mit dem Po.

Die vielen kleinen Musikkneipen prägen das rege Nachtleben des Navigli-Viertels. Regelmäßig finden entlang dem Naviglio Grande und in seiner Umgebung Antiquitäten- und Trödelmärkte statt. Im Sommer sorgen außerdem Freiluftkonzerte für Gedränge – vor allem an den Wochenenden. Auch Nachtschwärmer schätzen die ganz besondere Atmosphäre des Viertels. Viele Tagesbesucher leisten sich zudem eine Bootstour (siehe Navigli Lombardi, –>).

Dass es überhaupt ein Kanalviertel gibt, hat nicht zuletzt mit dem Dombau zu tun: Als Stadt ohne Fluss stand Mailand vor der logistischen Herausforderung, die Unmengen an Marmor und anderem Material möglichst zeit- und kostensparend zur Baustelle zu schaffen. Und so erweiterten die pfiffigen Mailänder ihr schon bestehendes Kanalsystem. In seiner Blütezeit verband dieses die Stadt über die Flüsse Ticino, Adda mit den oberitalienischen Seen und über den Po sogar mit der Adria.

Die Grundzüge des Kanalnetzes sind wesentlich älter als der Dom und sollen bereits um 1200 angelegt worden sein. Im Hochmittelalter und in der frühen Neuzeit hatten die künstlichen Wasserstraßen dann großen Anteil daran, dass Mailands Bedeutung als Wirtschafts- und Kulturmetropole ständig stieg.

Übrigens soll auch Leonardo da Vinci an der Konstruktion verbesserter Schleusen beteiligt gewesen sein. Heute noch erhalten sind der Naviglio Grande (50 km Länge), der Naviglio Pavese (35 km) und der Naviglio della Martesana (38 km).

<10> [C7] Navigli Lombardi, Alzaia Naviglio Grande, 4, Tel. 02 6679131, www.naviglilombardi.it, Bootstour 12 €, reduziert 10 €, diverse Specials, Achtung: grundsätzlich nur April bis Oktober

Tipp: Statt im Navigli-Viertel ein bestimmtes Lokal anzusteuern, ist es vor allem abends eine lohnende Idee, sich einfach ein bisschen durch die Gegend treiben zu lassen und einzukehren, wo gerade Happy Hour ist oder es einem aus anderen Gründen gefällt. Traditionsreich und empfehlenswert:

<11> [C7] Brellin €€, Alzaia Naviglio Grande, Tel. 02 58101351, www.brellin.com. Das Restaurant ist an einer belebten Stelle in einer ehemaligen Wäscherei am Kanal untergebracht und verteilt sich dort auf zwei Stockwerke. Bei schönem Wetter sind die wenigen Tischchen direkt an der Kanalpromenade heiß begehrt. In Sachen Speis und Trank kann man hier wenig verkehrt machen. Im Winter ist die traditionell zubereitete cassoela immer eine gute Wahl.

<12> [C7] Roxanne, Via Scoglio di Quarto, Ecke Via Asciano Sforza, Tel. 338 7889407. Mi, Fr und Sa darf und soll das Tanzbein geschwungen werden – vorzugsweise zu Latino-Klängen, z. B. am „verrückten Mittwoch“ (miercoles de locura).

Extratipp: Flohmarkt am Wasser

Der größte und traditionsreichste Flohmarkt im Navigli-Viertel findet außer im Juli und August jeden letzten Sonntag im Monat entlang dem Naviglio Grande zwischen der Viale Gorizia und der Brücke Ponte Valenza statt: Auf 2 km Länge bieten hier Hunderte von Händlern Antiquitäten und Trödel aller Art an. Wer Schnäppchen machen möchte, kommt schon frühmorgens zum Sonnenaufgang.

<9> [C7] Flohmarkt im Navigli-Viertel

Extratipp: Abstecher ins Tortona-Viertel

Fashion-Fans, denen das Quadrilatero d’oro {14} zu mondän und überlaufen ist, könnten sich für die trendige Zona Tortona westlich des Regionalbahnhofs Stazione Porta Genova interessieren. Zwischen Naviglio Grande und Parco Solari haben sich entlang der Via Savona und ihrer Querstraßen aufstrebende Designer, neue Labels und dazu hippe Gastronomen niedergelassen. Seit 2015 lockt außerdem das Fashion-Museum Armani/Silos (–>). Im nahen Parco Solari findet man im populären Schwimmbad Piscina Solari zuverlässig Abkühlung (Tel. 02 4695278, täglich bereits frühmorgens geöffnet).

Extratipp: Rauschebärte stutzen lassen

Seit etwa 2014 haben im Navigli-Viertel {31} und seiner näheren Umgebung eine Reihe von hippen Läden im konsequent durchgehaltenen Vintage-Schick eröffnet. Einer davon ist Marios Friseur- und Kosmetikgeschäft. Spezialität ist das Stutzen und Pflegen von Hipster-Vollbärten und -frisuren. Wer mit imposanter Bart-Tracht gesegnet ist oder mal bei der fachgerechten Behandlung einer solchen zusehen möchte – nichts wie hin:

<8> [C7] Mario’s Barber Shop, Alzaia Naviglio Grande, 34, Tel. 02 58111796, www.facebook.com/barbermarios (mit einer Unmenge Bart-Fotos und Herrenfrisuren), Di/Mi, Fr 9.30–19.30, Do 11–21 (Mai–Okt 12–22 Uhr), Sa 9.30–18 und Mai–Okt So zusätzlich 12–20 Uhr

Entdeckungen außerhalb der Innenstadt

{32} Stazione Centrale * [eh]

Mailands Hauptbahnhof, ein prunkvoller hoher Bau mit reicher Marmorverkleidung, wurde 1931 als einer der größten Kopfbahnhöfe Europas eröffnet. An der Gestaltung der Außenfassade und der Innenausstattung scheiden sich die Geister: Viele empfinden den Mix aus Jugendstilelementen und Monumental-Klassizismus als zu viel des Guten. Was immer man von seinem äußeren Erscheinungsbild halten mag – für die Stadt und ganz Oberitalien ist er einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte.

In der Abfahrtshalle auf der ersten Etage, aber auch im Stockwerk darunter gibt es viele Geschäfte, eine Apotheke, eine Postfiliale u. v. m. Website mit Lageplan aller Ebenen: www.milanocentrale.it.

Extratipp: Pirelli-Hochhaus

Das sich südwestlich des Hauptbahnhofs {32} befindende, 32-stöckige Pirelli-Hochhaus an der Piazza Duca d’Aosta wurde 1958 fertiggestellt und ist aufgrund seiner Höhe von 127 Metern nicht zu übersehen. Bei seiner Einweihung war das Hochhaus – nach dem Eiffelturm – das zweithöchste Gebäude Europas.

Mailand-typisches Detail zur Fertigstellung: Da das auch „Pirellone“ genannte Gebäude das erste in der Stadt überhaupt war, das die Madonnina ganz oben auf dem Dom {1} überragte, legten die Mailänder Wert darauf, dass auf dem Dach des Pirelli-Hochhauses eine kleine Replik der Gottesmutterstatue platziert wurde – so blieb sie wenigstens bis zur Errichtung noch höherer Wolkenkratzer der höchste Punkt der Stadt. Außerdem spendete die namensgebende Firma einen Betrag für den Erhalt der Original-Madonnina.

<13> [eh] Pirelli-Hochhaus, Piazza Duca d’Aosta

{33} Cimitero Monumentale ** [dh]

Mailand leistet sich mit seinem „Monumental-Friedhof“ eine Totenstadt der Superlative: Reich an herrlichen Marmordenkmälern gilt sie als prunkvollste Gräberanlage Italiens. Noch im Tod wetteifern die hier bestatteten illustren Mailänder Dynastien bezüglich Prunk und Pracht.

Angelegt wurde der Riesenfriedhof 1866 vor dem noch heute existierenden Stadttor Porta Volta. Er liegt damit einen knappen Kilometer nördlich des Parco Sempione {20}. Die weitläufige, von einer massiven Mauer umgebene Anlage gilt als eine Art Freiluftmuseum der Stadtgeschichte.

Tempel, Türmchen, Mausoleen, Oktogone, Obelisken, kleine Rundkirchen, vor allem aber Engel, Heilige und andere Skulpturen jeder Größe schmücken die Gräber des wohlhabenden Mailänder Bürgertums – denn nur reiche Bewohner der Metropole können es sich leisten, ihre Angehörigen auf dem Cimitero begraben zu lassen. Ihre Grabstätten spiegeln den Geschmack der jeweiligen Zeit wider.

Im sogenannten Famedio (Ruhmeshalle) liegen Prominente bestattet. Der Schriftsteller Alessandro Manzoni ist der international wohl bekannteste unter ihnen. Sein steinerner, 1883 hierher verlegter Sarg ist für viele Friedhofstouristen die Hauptattraktion ihres Besuchs. Ein weiterer prominenter Bewohner der Ruhmeshalle ist der Patriot und Philosoph Carlo Cattaneo (1801–1869).

Auch die Grabanlagen der Familien Branca, Campari, Olivetti, Toscanini und Motta sind sehenswert. Letztere waren als Kuchenbäcker reich geworden und erinnern an diesen Umstand mit einer Art riesigem Granit-Gugelhupf bei ihrer Gruft auf dem Planquadrat „Riparto XVIII Spazio B“. Die zylindrische Skulptur kann seitlich eingesehen werden. In ihrem Innern stehen auf drei Etagen bronzene Statuen. Weitere prominente „Bewohner“ sind der Pianist Vladimir Horowitz (1903–1989) und Giuseppe Meazza (1910–1979), Namensgeber des Giuseppe-Meazza-Stadions {34}. Regelmäßig werden thematische Führungen durch die Totenstadt angeboten.

> Piazzale Cimitero Monumentale, Tel. 02 88445706, www.comune.milano.it, Eintritt frei, geöffnet: Di–So 8–18 Uhr (Oktober–März verkürzt), 1. Januar, Ostersonn-/-montag, 1. Mai, 2. Juni, 15. August, 8., 25. und 26. Dezember nur bis 13 Uhr geöffnet, Eintritt bis 30 Minuten vor Torschluss

Extrainfo: Mailands Chinatown

Die ersten chinesischen Familien siedelten sich in den 1920er-Jahren in der Gegend zwischen Parco Sempione {20} und Cimitero Monumentale {33}, also im Nordwesten der Innenstadt an. Dort vor allem im Bereich der Straßen Via Donato Bramante und Via Paolo Sarpi. Dass sie sich in „Chinatown“ befinden, merken Reisende vor allem an den Shops und Imbissen mit asiatischen Waren bzw. Speisen.

San Siro

Nach San Siro kommen Besucher Mailands wegen des berühmten Fußballstadions und wegen des Hippodroms. Die Galopprennbahn überrascht mit einer Riesenskulptur, die man hier nicht erwarten würde!

{34} Stadion San Siro (Giuseppe-Meazza-Stadion) ** [ah]

Mailands riesiges Fußballstadion heißt nach einem einst sehr populären heimischen Kicker seit 1980 offiziell Stadio Calcistico Giuseppe Meazza. Mit dem A.C. und Inter ist die Stadt gleich durch zwei Topklubs in der ersten italienischen Liga, der Serie A, vertreten.

Nach Rekordbauzeit mit einem Freundschaftsspiel zwischen den beiden Vereinen 1926 eingeweiht und für die Weltmeisterschaft 1990 komplett überdacht, fasst das Stadion derzeit über 80.000 tifosi, also fußballbegeisterte Schlachtenbummler. Diese bezeichnen ihr Stadion übrigens stets nach dem Stadtteil und nie mit dem offiziellen Namen. Vor allem sportliche Gegner finden, dass der Bau eher wie ein Parkhaus als wie eine Kathedrale des Fußballs aussehe…

Tickets für die häufig ausverkauften Spiele gibt es über die Fanklubs, Spezialanbieter oder direkt beim Stadion. Geldwerter Tipp: Man meide die bagarini genannten Schwarzhändler, die sich vor dem Stadion tummeln. Im günstigsten Fall erleichtern sie mit ihren Wucherpreisen die Reisekasse über Gebühr, im schlimmsten Fall erhält man gefälschte Tickets.

Wenn nicht gerade ein Spiel läuft, kann das Stadion besichtigt werden. Die Anlage beherbergt außerdem Fanshops, Restaurants und ein Museum, in dem sich Besucher über die ruhmreiche Geschichte der beiden Mailänder Vereine informieren können.

> Piazzale Angelo Moratti, Tel. 02 4042432 (Museum und Tour), www.sansiro.net, Eintritt Museum und Tour: 17 €, reduziert 12 €, Kinder unter 6 Jahren gratis, Eintritt Museum ohne Tour (nur wenn keine Tour stattfindet): 7 €, reduziert 5 €, Kinder unter 6 Jahren gratis, geöffnet: tgl. 9.30–17 Uhr (30.3.–25.10. 10–18 Uhr). Achtung: An Spieltagen gelten geänderte Öffnungszeiten.

Zwei Erzrivalen gehen sich ans Leder

Der Football Club Internazionale Milano (kurz Inter) und der Associazione Calcio Milan (kurz A.C. Milan oder nur Milan) gehören zu den erfolgreichsten Vereinen der Welt. Ein Highlight in der italienischen Spitzenliga Serie A ist das pro Saison logischerweise zweimal stattfindende Stadtderby der beiden Vereine. Die örtlichen „tifosi“ nennen diese weltweit beachteten Matches nach der goldenen Muttergottes hoch über dem Domdach (–>) auch Derby della Madonnina. Ihren ganz besonderen Reiz beziehen diese Aufeinandertreffen daraus, dass Inter historisch aus dem älteren A.C. Milan hervorgegangen ist, die Vereine sich das Stadion teilen und beide national und international seit Jahrzehnten ähnlich erfolgreich sind. Mailand ist stolz darauf, als einzige Stadt zwei Champions-League-Sieger vorweisen zu können.

Die Spieler des A.C. laufen in Rot-Schwarz gestreiften Trikots auf und werden daher Rossoneri (Rot-Schwarze) genannt. Dazu tragen sie weiße Hosen und schwarze Stutzen. Das Vereinswappen kombiniert die Farben des Vereins und die der Stadt Mailand, zeigt das Akronym ACM im oberen Teil und das Gründungsjahr 1899 im unteren.

Die bekanntesten Milan-Fangruppierungen nehmen traditionell den Unterrang der Curva Sud des Stadions in Beschlag. Eines der Lieder der milanisti ist die Mailänder Hymne „O mia bela Madunina“ („Oh meine schöne Madonnina“) mit dem Refrain „ma Milan è un gran Milan“ („aber Mailand ist ein großes Mailand“).

Mit ihren Fangesängen sorgen sie für die Untermalung der Matches, vor allem natürlich, wenn es gegen den 1908 gegründeten Erz- und Lokalrivalen Inter Mailand geht. Dessen heißblütigste Anhängerschaft lärmt dann von der Curva Nord aus tüchtig dagegen. Sie nennen sich interisti bzw. Nerazzurri (die Schwarz-Blauen), denn Schwarz und Blau sind die Vereinsfarben Inters. Entsprechend längsgestreift sind die Trikots der Spieler, dazu schwarze Hosen und schwarze Stutzen.

Inter Mailand ist der einzige Fußballklub, der nie aus der Serie A abgestiegen ist. Die seit Jahrzehnten gepflegte sportliche Rivalität zur Nachbarstadt im Piemont erreicht stets Höhepunkte, wenn es im (inoffiziellen) Derby d’Italia gegen Juventus Turin geht. Die offizielle Vereinshymne der Nerazzurri ist „C’è solo l’Inter“ („Es gibt nur Inter“).

Mailänder Titelgewinne werden auf der Piazza del Duomo gefeiert – Begeisterung und Ausgelassenheit kennen dann kein Halten.

> Websites der beiden Klubs (inkl. Ticketshop): www.acmilan.com und www.inter.it

> „Calcio: Die Italiener und ihr Fußball“, Birgit Schönau, 224 Seiten, KiWi, 2005. In dem Taschenbuch kommen Infos über die beiden Mailänder Spitzenklubs nicht zu kurz.

{35} Hippodrom * [ah]

Nicht nur Pferdesportfreunde suchen Mailands Galopprennbahn auf, sondern auch Fans von Leonardo da Vinci. Das Genie hatte Ende des 15. Jahrhunderts nämlich eine gewaltige Pferdeskulptur entworfen. Wie viele andere seiner Pläne wurde das Projekt nie realisiert. Ein halbes Jahrtausend später machte sich ein Amerikaner darum verdient, genug Spenden zu sammeln, um das Riesenross in Bronze gießen zu lassen. In den USA gefertigt, kam es 1999 in sieben Einzelteilen in Mailand an. Nach hitzigen Debatten erhielt die über 7 Meter hohe Skulptur ihren jetzigen Standort im Hippodrom.

> Ippodromo, Via Ippodromo, 100, Tel. 02 482161, www.ippodromomilano.it, Eintritt: ab 6 €, Öffnungszeiten: Mo–Fr 8– 21 Uhr, Sa 9–17.30, So geschlossen

{36} Idroscalo – Mailänder Beachlife *

Im Sommer ist an Mailands künstlichem Badesee östlich der Innenstadt immer etwas los: In den 1920er-Jahren als Landeplatz für Wasserflugzeuge angelegt, dienen der längliche See und seine Umgebung heute als quasi-maritimes Bade- und Freizeitparadies.

Nicht weit vom Aeroporto di Milano-Linate locken rund um den „Wasserflughafen“ (wörtliche Überstzung von „Idroscalo“) sommernächtliche Beachklubs, Strandbars, Open-Air-Konzerte und andere Vergnügungen für Groß und Klein. Natürlich lädt der Idroscalo auch zu Wassersport aller Art ein. Kajak, Surfen, Segeln, Wasserski – alles kein Problem. Und Mailands erstes Ruderrennen wurde hier schon in den 1930er-Jahren abgehalten. Kioske, Restaurants, Reitmöglichkeiten und Verleihstellen für Sonnenschirme, Liegen und vieles andere mehr runden das Freizeitangebot ab. Mit dem Mini-Zug Trenino umrundet man den See an Wochenenden und Feiertagen für kleines Geld.

Nahe der Nordwestecke des Gewässers schließt sich ein für Familienausflüge konzipierter kirmesartiger Freizeitpark namens Europark Idroscalo Milano (früher Lunaeuropark) an. Im Sommer öffnet er fast täglich seine Pforten, an den Wochentagen allerdings meist erst abends.

Der Idroscalo und seine nähere Umgebung sind regelmäßig Austragungsorte der unterschiedlichsten Events – mit und ohne Bezug zum Wassersport.

> www.idroscalo.info (deutsche Version mit eigenwilliger Übersetzungssoftware erstellt), Eintritt frei, reguläre Öffnungszeiten des Geländes 8–21 Uhr (Sommer) bzw. 8–17 Uhr (Winter), bei besonderen Veranstaltungen wesentlich länger. Der Stadtbus 73 fährt an Werktagen tagsüber alle 20 Minuten von der Haltestelle Corso Europa unweit der M1-Metrostation San Babila zum See. An der Westseite des Sees steht Gratis-WLAN zur Verfügung.

<14> Europark Idroscalo Milano, Via Togliatti 4, Tel. 02 70201039, www.europarkmilano.com, Eintritt ab 12 €, geöffnet: April–Oktober, die Öffnungszeiten variieren stark und sind an Samstagen im Sommer am ausgedehntesten: 14.30–2.30 Uhr

Ausflugsziele

Viele lohnende Ausflugsziele sind von Mailand aus schnell und bequem zu erreichen – auch und gerade mit öffentlichen Verkehrsmitteln: beispielsweise kleinere und damit auch gemütlichere Städte wie etwa Pavia (historisches Zentrum mit Dom und anderen spektakulären Sakralbauten), Vigevano mit seiner wundervollen Piazza Ducale aus der Renaissance-Zeit oder Monza (mit Dom und Königlicher Villa). In Letzterem wird auch jeden September der Große Preis von Italien ausgetragen. An manchen rennfreien Tagen können PS-Fans gegen einen Obolus mit ihren eigenen Fahrzeugen im Kreis fahren (Infos: www.monzanet.it, mit Kartenvorverkauf für die Formel 1).

Wer sich etwas länger in Mailand aufhält und dem Trubel der Großstadt einmal entfliehen möchte, kann auch über einen Abstecher an einen der oberitalienischen Seen nachdenken. Es locken unter anderem der Lago Maggiore und der Comer See. Selbst nach Desenzano-Sirmione am Gardasee braucht der Zug nur eine Stunde – über dieselbe Bahnlinie gelangt man übrigens auch weiter nach Verona (weitere 20 Minuten) und Venedig (weitere 90 Minuten). Bei Bahnreisen nicht vergessen, die Fahrkarte vor Antritt der Fahrt an den gelben Automaten im Bahnhof zu entwerten! Wer nicht daran denkt, riskiert eine Strafe.

{37} Bergamo ***

Für einen Besuch Bergamos sprechen viele gute Gründe: Die Stadt an sich ist schon eine Reise wert. Sie bietet außerdem Zugang zu Wandertouren und anderen alpinen Aktivitäten. Die niedrigeren Übernachtungskosten und der sehr preiswerte Transfer nach Mailand machen Bergamo auch zum idealen Stützpunkt für ein kostengünstigeres und entspannteres Erleben der lombardischen Metropole.

Von Mailand aus betrachtet, ist Bergamo das Tor zur Alpenwelt Italiens – jedenfalls dasjenige, das am schnellsten erreicht werden kann. Dabei ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz genau genommen nicht nur eine Ortschaft, sondern besteht gleich aus zweien: der hochgelegenen historischen Città Alta und der modernen Unterstadt Bergamo Bassa.

Zwischen den beiden Stadtteilen fährt tagsüber alle paar Minuten der Bus der Linie 1. Origineller ist es allerdings, die gute alte Standseilbahn (funicolare) zu nehmen.

Am besten erschließt man sich die malerische Città Alta bei einem gemütlichen Spaziergang (Laufzeit ca. 2 Stunden):

Bummel durch Bergamos Altstadt

Der Weg ist das Ziel! Höhepunkte des empfohlenen Spaziergangs durch Bergamos pittoreske Oberstadt sind nicht nur die einzelnen kurz vorgestellten Sehenswürdigkeiten, sondern auch und gerade das epochenübergreifende Ensemble wunderschöner Stadthäuser. Denn entlang der hin und wieder etwas steilen Route werden sich Architekturfreunde an den vielen Baudenkmälern gar nicht sattsehen können.

Los geht es in der Città Bassa! Die Talstation der Standseilbahn (funicolare, –>) befindet sich etwa dort, wo die Via Antonio Locatelli auf die langgezogene Kurve der Viale Vittorio Emanuele II trifft. Während der preisgünstigen Fahrt hinauf zur Città Alta wird auch ein Tunnel durch die venezianische Stadtmauer passiert. Außerdem genießen die Fahrgäste den herrlichen Blick über den Flughafen Bergamo-Orio al Serio hinweg in die Po-Ebene. Kleiner Vorgriff: Später wird es noch höher hinaufgehen.

Oben in der Città Alta angekommen, widersteht man (zunächst) der Verlockung, in dem kleinen, in die Bergstation integrierten Café einen Drink oder Imbiss einzunehmen und begibt sich auf der schmalen, aber schmuck gepflasterten Via Gombito schnurstracks zum Herzen der Altstadt, der mittelalterlichen Piazza Vecchia.

Für viele ist Bergamos „Alter Platz“ einer der schönsten ganz Norditaliens. Architektonische Highlights sind der Palazzo della Ragione und der eckige Glockenturm (Torre del Campanone). In der Mitte des Platzes fällt der kleine, mit steinernen Löwen und Fabelwesen geschmückte Brunnen ins Auge.

Von hier sind es durch die steinernen Bögen an der Südseite des Platzes nur ein paar Schritte zur Piazza Duomo mit dem im 17. Jahrhundert errichteten Dom, berühmt für seine aufwendige Marmorfront. Das Innere des Gotteshauses lockt mit Goldverzierungen und wertvollen Gemälden. Gleich nebenan steht die unvollendete romanische Basilika Santa Maria Maggiore aus dem 12. Jahrhundert – unvollendet, weil Westfassade und Langhaus fehlen. Auch in ihrem Innern erfreuen Stuck, Goldarbeiten und Gemälde das Auge kirchenkunstsinniger Betrachter. Hinzu kommen Wandteppiche aus verschiedenen Epochen.

Unmittelbar neben der unfertigen Basilika leistet sich die Cappella Colleoni eine prächtige, aus weißen, schwarzen und roten Marmorsteinen in Rautenform zusammengesetzte Renaissance-Fassade.

Mit ihren verspielten Verzierungen gilt sie als Musterbeispiel lombardischer Schmuckfreudigkeit. Der namensgebende Bartolomeo Colleoni ließ sie Mitte der 1470er-Jahre als Grabkapelle errichten. Bemerkenswerte Sehenswürdigkeiten im Innern sind die Gräber des berühmten Söldnerführers und seiner Tochter Medea.

Entlang der Via Arena geht es zum Museo Donizettiano. Das Museum ist dem 1797 in Bergamo geborenen Komponisten Gaetano Donizetti gewidmet. Nächster Programmpunkt könnte der Torre di Adalberto sein, Überbleibsel der örtlichen Cittadella. Gleich daneben sind heute das Archäologische (Civico Museo Archeologico) und das Naturwissenschaftliche Museum (Museo di Scienze Naturali „Enrico Caffi“) untergebracht.

Am Colle Aperto genießen Spaziergänger das Panorama und außerdem vielleicht ein Stracciatella-Eis, denn dessen Rezeptur soll in den 1950er-Jahren just hier in der Gelateria La Marianna (–>) entwickelt worden sein. Preisbewusste Reisende sehen sich die Karte an, bevor sie sich setzen – oder nehmen eine Portion Stracciatella zum Mitnehmen.

Nicht nur topografisches Highlight des Spaziergangs ist der Hügel San Vigilio, auf den man von der nahen Station mit einer zweiten Standseilbahn schwebt (–>). Dort warten eine bombastische Aussicht und die Überreste des alten Schlosses Castello di San Vigilio (Öffnungszeiten des Geländes: 8–21 Uhr, im Winterhalbjahr 9–17 Uhr). Man befindet sich hier fast 500 Meter über dem Meeresspiegel – und damit 250 Meter höher als am Ausgangspunkt der Tour – Bergamos Città Bassa.

Wer sich für den Bummel mit etwas Leckerem belohnen möchte, wird in der Città Alta an vielen Stellen fündig, denn an kleinen Konditoreien herrscht kein Mangel! Und natürlich kann man auf dem Rückweg in die Unterstadt der Versuchung nachgeben und die grandiose Fernsicht im Caffé della Funicolare (–>) in der Funicolare-Station Richtung Unterstadt mit einem Espresso oder kleinen Häppchen verbinden.

<15> Civico Museo Archeologico, Piazza Cittadella, 9 Tel. 035 286070, www.museoarcheologicobergamo.it, Eintritt 3 € (berechtigt auch zum Eintritt in das Museo di Scienze Naturali „Enrico Caffi“, s. rechts), unter 18 J. gratis, Di–So 9–12.30 Uhr und 14.30–17.30 Uhr (April–Sept. 30 Minunten länger und an Samstagen, Sonn- und Feiertagen in diesem Zeitraum 10–13 und 14.30–18.30 Uhr)

<16> Dom von Bergamo

<17> Museo Donizettiano, Via Arena, 9, Tel. 035 247116, Eintritt 3 € (unter 18 J. gratis), Di–Fr 9.30–13, Sa und feiertags auch 14.30–18 Uhr, Juni–Sept. Di–So 9.30–13 und 14.30–18 Uhr. Tipp: Das sogenannte „Joint Ticket“ kostet 7 € und berechtigt zum Eintritt in dieses und vier weitere kleine Museen.

<18> Museo di Scienze Naturali „Enrico Caffi“, Piazza Cittadella, 10, Tel. 035 286011, www.museoscienzebergamo.it, Eintritt 3 € (berechtigt auch zum Eintritt in das Civico Museo Archeologico, s. links), unter 18 J. gratis, Di–Fr 9–12.30 Uhr und 14.30–17.30, Sa. und feiertags 10–12.30 und 14.30–17.30 Uhr, April–Sept. abends 30 Minunten länger und an Samstagen, Sonn- und Feiertagen in diesem Zeitraum 10–13 und 14.30–18.30 Uhr

<19> Piazza Vecchia

<20> Torre di Adalberto

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Bergamo ist ein Tor zu den italienischen Alpen (033ma Abb.: fo © slowcentury)

Infostellen

<21> IAT (Tourismusbüro Bergamo) Città Alta, Via Gombito, 13 (Erdgeschoss des Torre Gombito),Tel. 035 242226, tgl. 9–17.30 Uhr

<22> IAT (Tourismusbüro Bergamo) Città Bassa, Piazzale Marconi (Nähe Hauptbahnhof), Tel. 035 210204, tgl. 9–12.30 und 14–17.30 Uhr

<23> Agentur für Tourismusförderung und -entwicklung der Provinz Bergamo, Viale Papa Giovanni XXIII, 57, Tel. 035 230640

> Der Infopoint am Flughafen Orio al Serio befindet sich im Ankunftsbereich und ist 364 Tage im Jahr von 8 bis 21 Uhr geöffnet (Tel. 035 320402).

Informative Internetseiten

> www.comune.bergamo.it: offizielle Website der Stadt

> www.turismo.bergamo.it: mit 2D- und 3D-Karte der Stadt und vielen weiteren nützliche Infos, auch auf Deutsch. Wird von der Agentur für Tourismusförderung und -entwicklung der Provinz Bergamo betrieben.

> www.atb.bergamo.it: Website der Verkehrsbetriebe Bergamos

> www.teatrodonizetti.it: Website des örtlichen Theaters, das sich vor Häusern in Großstädten nicht verstecken muss!

> www.bergamomusicafestival.it: Seit 2006 zählt das jährliche Musikfestival (Schwerpunkt Oper) zu den kulturellen Highlights der italienischen Voralpen.

Verkehrsmittel

Auto

Es ist keine gute Idee, mit dem eigenen Auto in die Oberstadt (Città Alta) zu fahren: Verkehrsbeschränkungen und Parkplatzmangel sorgen für Stress. Man parkt besser in der Unterstadt und nutzt den Bus (Linie 1) bzw. die Standseilbahn (funicolare). Die Tagestickets sind mit 3,50 € für den Innenstadtbereich bzw. 5 € (inkl. Bus vom/zum Flughafen Bergamo) recht günstig und gelten für beide genannten Verkehrsmittel. Infos zu Leihfahrrädern unter www.atb.bergamo.it (Servizi per la mobilità).

Extratipp: Bergamocard

Für die meisten Besucher Bergamos dürfte sich die Bergamocard lohnen, die es mit einer Gültigkeit von 24 Stunden für 10 € bzw. 48 Stunden für 15 € gibt. Sie berechtigt zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel inklusive Airport-Bus und beider funicolari (Standseilbahnen), außerdem zu freiem Eintritt bei vielen Sehenswürdigkeiten. Zudem erhält man in zahlreichen Läden Vergünstigungen beim Shoppen. Vor Ort erhält man die Karte unter anderem in Tabacchi-Läden, an den Eingängen zu den Museen und bei den Ticketautomaten der unteren Standseilbahn (Talstation).

> Mehr Infos und Online-Kauf: www.bergamocard.it (Italienisch und Englisch)

> Achtung: Bei Redaktionsschluss Ende 2017 war die Bergamocard vorübergehend nicht erhältlich.

Standseilbahn (funicolare)

<25> Standseilbahn zur Città Alta (Oberstadt), Funicolare Città Bassa – Città Alta, verkehrt grundsätzlich von 7 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts einige Male pro Stunde, reguläres 75-Minuten-Ticket für die „Zona Urbana“ 1,30 €

<26> Standseilbahn auf den Hügel San Vigilio, Funicolare San Vigilio, verkehrt grundsätzlich von 7 Uhr morgens bis ca. Mitternacht mehrere Male pro Stunde, reguläres 75-Minuten-Ticket für die „Zona Urbana“ 1,30 €

> Detaillierte Infos zum ÖPNV in Bergamo im Allgemeinen, zu den Standseilbahnen im Speziellen und zu Kombi-Tickets und Sonderangeboten finden sich unter www.atb.bergamo.it (Italienisch und Englisch). Die günstigen 24- und 72-Stunden-Tickets lohnen sich in Bergamo rasch.

Shoppen

Bergamasker Geschäfte haben meistens Dienstag bis Samstag von 9 bis 12.30 und 15 bis 19 Uhr geöffnet. Viele Läden außerdem auch Montagnachmittag. In Bergamos Oberstadt gibt es in den Straßen und Gassen rund um die Via Rocca, die Via Gombito sowie die Via Colleoni reichlich kleine Läden und Boutiquen. In der Unterstadt frönt man dem Kaufrausch am besten in der Umgebung der Viale Giovanni XXIII.

<27> Oriocenter, Via Portico, 71, Tel. 035 4596201, www.oriocenter.it, geöffnet tgl. 9–22 Uhr. Das Oriocenter ist eine der größten Shoppingmalls Italiens und befindet sich gleich neben dem Flughafen. Von dort sind es zu Fuß nur ca. 10 Minuten zur Mall. Tipp: Wer nur Handgepäck dabei hat, kann sich die Kosten für die Gepäckaufbewahrung (5 € pro Tag) beim Flughafenparkplatz sparen und die Gratis-Schließfächer bei den Parkdecks des Oriocenters nutzen.

Essen und Trinken

<28> Antica Osteria del Vino Buono, Piazza Mercato delle Scarpe, Tel. 035 247993, www.anticaosteriadelvinobuono.it. Typisch italienische Trattoria mit guten Weinen zu hervorragenden Gerichten. Nicht weit von der Seilbahn-Station in die Unterstadt.

<29> Caffé della Funicolare, Via Porta Dipinta, 1, Tel. 035 210091. Café-Bar mit bombastischem Fernblick. Kann den Beginn oder Schlusspunkt von Expeditionen in die Oberstadt bilden!

<30> Da Franco, Via Colleoni, 8, Oberstadt, Tel. 035 238565, www. dafrancobergamo.it (auch auf Deutsch). Neben Pizza gibt es typische Gerichte der Region zu vernünftigen Preisen in rustikaler Atmosphäre. Die Gäste des Restaurants können auch auf dem zur Via Colleoni hin offenen Vorplatz sitzen.

<31> Enoteca Al Donizetti, Via Gombito, 17a, Tel. 035 242661, www.donizetti.it. Große Auswahl an Weinen zu kleinen Gerichten in toller Oberstadt-Lage.

Bergamo – Wiege des Stracciatella-Eises

Stracciatella, die berühmte Speiseeis-Sorte mit geraspelter Schokolade, wurde 1953 erstmals von Enrico Panattoni (1928–2013), dem Besitzer der Eisdiele La Marianna im norditalienischen Bergamo serviert.

Die Bezeichnung geht auf das italienische Verb „stracciare“ für „zerfetzen“ zurück, denn die verwendeten Schokoladestückchen sehen – korrekt zubereitet – zerfetzt aus. Für stilechten Stracciatella-Genuss muss für die weiße Masse „Fior di Latte“ verwendet werden, bestehend aus den Grundstoffen Milch, Sahne, Zucker und Mascarpone. Das einzig wahre Original-Stracciatella gibt es natürlich nach wie vor nur bei La Marianna an Bergamos Colle aperto. Hier rühmt man sich eines noch aufwendigeren Herstellungsverfahrens: Als Eismaschine soll immer noch die gute alte „Carpigiani L40“ mit verzinnter Kupferglocke im Einsatz sein.

Zutaten der Wahl sind frische Milch, Eigelb, Kristallzucker, Sahne, Speisegelatine und ein Stabilisator. Für die Schokostreusel wird dunkle Schokolade eines bestimmten Herstellers mit einem Kakaoanteil von 58 % genommen.

<24> Gelateria La Marianna, Largo Colle aperto, Oberstadt, 2/4, Tel. 035 237027, www.lamarianna.it. Berühmt für die Erfindung des Stracciatella-Eises.

Unterkünfte

<32> Bergamo Hostel €, Via Galileo Ferraris 1, Tel. 035 361724 und 035 343038, www.ostellodibergamo.it. Familienfreundlich: Kinder unter 5 Jahren übernachten gratis. Sehr ordentlich ausgestattete Jugendherberge nördlich der Oberstadt.

<33> Hotel Arli €€, Largo Porta Nuova, Tel. 035 222014, www.arli.net (auch auf Deutsch). Zentral und gediegen: Gut ausgestattetes 3-Sterne-Hotel in verkehrsgünstiger Lage (Unterstadt). Restaurant, Weinbar und Spa.

<34> Hotel NH Bergamo €, Via Palocapa 1/G, Tel. 035 2271811, www.nh-hotels.it. Zweckmäßig: Solides Mittelklassehotel in zentraler Lage (Unterstadt).

<35> Il Sole €–€€, Via Bartolomeo Colleoni,1, Tel. 035 218238, www.ilsolebergamo.com. Mitten in der historischen Altstadt: Schlichte Räume mitten in der Oberstadt gleich neben der Piazza Vecchia. Mit einfachem Restaurant!