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Landschaft: Skåne (Schonen) | Provinz: Skåne Län
Einwohnerzahl: 14 200 | Höhe: 0 – 226 m ü. d. M.
Einmal im Jahr, immer im Juli, steht das kleine Städtchen auf der Bjäre-Halbinsel zwei Wochen lang im Fokus der Öffentlichkeit. Dann dreht sich alles um die kleine gelbe Filzkugel und die Größen des internationalen Tennis-Zirkus geben anlässlich der Swedish Open ein Stelldichein. Den Rest des Sommers über ist Båstad mit seinen weißsandigen, windgeschützten Stränden einfach nur einer der beliebtesten Badeorte in Südschweden.
Rote Tennis-Courts, weiße Strände
Die Swedish Open wurden zwar erst 1948 ins Leben gerufen, Tennis wird in Båstad aber schon gespielt, seit Ludvig Nobel (1868 – 1946), Neffe des Nobelpreisstifters, 1907 den ersten Tennisplatz anlegen ließ. Nobel, Bauingenieur und Chemiker, der wie viele wohlhabende Schweden Anfang des 20. Jh.s seine Ferien auf der landschaftlich und klimatisch reizvollen Bjäre-Halbinsel verbrachte, war so begeistert von dem damals kleinen Fischerdorf Båstad, dass er dieses in einen mondänen Badeort mit internationalem Ruf ummodeln wollte. Er kaufte Grundstücke, ließ Villen und Hotels bauen. Schmuckstück wurde das 1918 errichtete Luxushotel Skånegården, in dem König Gustav V., schwedische Blaublüter und die High Society der damaligen Zeit ihren Sommerurlaub verbrachten. 1969 wurde es in eine Wohnanlage mit Ferienwohnungen verwandelt.
Dass der Ort einmal durch ein Tennis-Turnier weltberühmt werden und jährlich 20 000 Zuschauer anlocken würde, hätte sich der »König von Båstad«, wie die Einheimischen hier Nobel titulierten, sicher nicht träumen lassen. Heute ist die Tennismetropole Station der ATP-Tour (Association of Tennis Professionals) für die Elite der Weltrangliste.
Neben alten Rackets aus Holz und glänzenden Pokalen lächeln Porträts schwedischer Tennisstars von der Wand: Björn Borg, in Gold gegossene Ikone der 1970er-Jahre, Mats Wilander, Ballprofi in den 1980ern, Stefan Edberg, der in Wimbledon drei Mal Boris Becker besiegte, und Magnus Larsson, der 1998 in Båstad seinen letzten Doppeltriumph errang. Seit 1997 belegt das Tennis-Museum in der Köbmansgatan 2 eindrucksvoll die glorreiche Vergangenheit des schwedischen Tennis.
Fr. – So. 11 – 15 Uhr | Eintritt: 20 SEK, geführte Touren 100 SEK
Das Licht und die Landschaft zogen auch viele Künstler nach Båstad. Richard Rackham zeigt in seinem Glasstudio im Bahnhofsgebäude faszinierende Kreationen.
Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr (Vereinbarung unter Tel. 0431 7 91 79 ratsam) www.eldoluft.se
Rosa bis tiefrot leuchtende Stockrosen wachsen und gedeihen vor den niedrigen Häusern aus Fachwerk, Holz oder Ziegel, die den kopfsteingepflasterten Marktplatz und die umliegenden Gassen säumen. Ein schmiedeeisernes Tor gewährt Zugang zur weiß getünchten Mariakyrka, die im Inneren mittelalterliche Kalkmalereien aus der Zeit um 1500 bewahrt. Während der Saison erklingen stimmungsvolle Mittagsmusik und Sommerkonzerte.
Zwischen Strand und Stadt erstreckt sich am Hafen die frühere Verteidigungsanlage Skansen, heute eine mit Kanonen bestückte Anhöhe. Mehr als 50 Kugeln wurden am 8. August 1788 hier abgefeuert, um russische Freibeuter zu vertreiben: Diese pflegten damals dänische und schwedische Handelsschiffe im Öresund zu kapern.
Anfang 1919 gründete Märta Måås Fjetterström in Båstad ihre Weberei für Teppiche und Wohnstoffe. Als Inspiration diente ihr die schwedische Landschaft mit ihren Pflanzen und Tieren. Eine Ausstellung in Stockholm brachte 1934 den Durchbruch, heute hängen ihre Teppiche u. a. im Louvre in Paris und im Metropolitan Museum of Art in New York. Nach dem Tod der Gründerin 1941 gewährleistete eine Gruppe hochrangiger Persönlichkeiten – darunter der Direktor des Nationalmuseums in Stockholm, der Möbeldesigner Carl Malmsten und König Gustav V. –, dass ihre Weberei in der Agardhsgatan 9 bis heute bestehen blieb.
Eine ausgezeichnete Adresse für edles Kunsthandwerk ist auch der Designgården in der Ängelholmsvägen 28 mit Arbeiten von Ingela Benson, Jellybean konstglas, Lars Bygdemark fotokonst und Stiltje stengolv (www.designgardenbastad.se). Liebhaber moderner Formgebung sollten auch in der Designgalerie Nivå 125 an der Finnsbovägen 277 vorbeischauen, 125 m hoch über dem Meer gelegen (www.niva125.se).
Weberei Märta Måås: Mi. – Fr. 13 – 17, Sa. 10 – 13 Uhr | Showroom in Stockholm: Sibyllegatan 19 | www.mmf.se
Köpmansgatan 1, 29621 Båstad
Tel. 0431 7 50 45
Mo. – Fr. 10 bis 18, Sa. – So. 10 – 15 Uhr
In der Holzschuhfabrik an der Straße von Båstad nach Torekov werden seit 1909 die berühmten Schweden-Clogs aus Erlenholz von Hand hergestellt.
Elestorp, 26991 Båstad
Tel. 0431 7 56 70
Mo. – Fr. 10 – 18, Sa. 10 – 14, 24. Juni – Mitte Aug. auch So. 11 – 15 Uhr
In der Weberei wird nur Reinleinen verarbeitet, das aufgrund seiner Schönheit, Strapazierfähigkeit und Feuchtigkeitsaufnahme früher das gängige Material für Postsäcke, Arbeitshemden, Tischtücher, Servietten, Handtücher und Bettwäsche war.
Ein Erlebnis ist das Båstad-Kammarmusikfestival im Juni (http://bastadkammarmusik.com, Tickets: Tel. 0431 36 96 60).
Marcus Bengtsson und Görgen Jönsson kredenzen moderne Fischküche, die Sie direkt am Strand mit Blick über die Laholmer Bucht genießen.
Spezialität des Hauses ist die schwedische Fischsuppe, komponiert aus Kartoffeln, Porree, Sahne, Dill und fangfrischem Ostsee-Dorsch.
Immer frisch auf den Tisch kommen der selbst gebackene Kuchen und die mit Lachs oder Krabben belegten Brötchen. Perfekt zum Entspannen: der Blick auf die Bucht von Laholm!
Die Nobelherberge zwischen Hafen und Centre-Court residiert in einem stilvollen Trakt von 1877. Wintergarten, Kongresszentrum, Tennispavillon, das Feinschmeckerlokal Sand und ein Spa- und Wellnessbereich umsorgen die Gäste.
Eine Schwedenidylle wie aus dem Bilderbuch: Seit 1910 genießen die Gäste hier erholsame Sommertage.
Mit Steilküsten, Felsen und Klippen schiebt sich zwischen Båstad und Ängelholm die Bjärehalvön in den Kattegat. Während der Bronzezeit war es auf der Bjäre-Halbinsel so warm wie heute am Mittelmeer. Die Menschen wohnten weit verstreut in kleinen Dörfern und lebten von Ackerbau und Viehzucht. Einblicke in den Alltag jener Zeit gewährt ein rekonstruiertes bronzezeitliches Haus im Hembygdsparken 3 km westlich von Båstad in Boarp. Auf einem Bronzezeitpfad mit Informationen auch auf Deutsch lassen sich weitere Plätze aus jener Zeit entdecken. Die Südküste der Halbinsel ist als Naturschutzgebiet mit Wanderweg ausgewiesen.
Juni – Aug. tgl. 13 – 18, Mai, bis Mitte Sept. nur Sa./So.
Am Nordhang des Bergrückens Hallandåsen liegt der Norrvikens Trädgårdar, der die Auszeichnung als »schönster Park Schwedens« 2006 erhielt. Heute trägt die Gartenanlage, die Rudolf Abelin Anfang des 20. Jh.s aus sieben verschiedenen Gartenstilen geschaffen hat , die Handschrift des dänischen Blumenkünstlers Tage Andersen. Ihr Herz bildet ein monumentaler Barockgarten. Für romantische Dramatik sorgt die Königsschlucht, für exotischen Farbenzauber im Frühling und Herbst ein japanischer Garten, für Kaffee und Kuchen die »Villa Abelin«. Wer hier picknicken möchte, sollte vorher einmal bei »Tant Grön« vorbeischauen, einem Lädchen mit besten Regionalprodukten und Erzeugnissen vom eigenen Hof. Hausgemacht sind Knäckebrot, Holunderbeersirup und Rhabarbersaft.
Villa Abelin: Juni – Aug. tägl. 10 – 17, Mai und Sept. Mi. – So. 10.17, Okt. – Dez. Sa. – So. 10 – 17 Uhr, www.norrvikenbastad.se/en
Tant Grön: Sönnertorpsvägen 111 | www.butikernapagarden.se
Keineswegs sanft und lieblich, sondern schroff und wild zeigt sich die Halbinsel im Westen. Die Hügellandschaft von Hallandsås bricht bei den verwitterten Klippen von Hovs Hallar steil in die Ostsee ab – nicht nur im typisch rötlichen Gneis, sondern auch mit einem zweiten Urgestein namens Amphibolit. Es entstand vor rund 1,8 Mio. Jahren, als Magma durch Spalten und Risse aus dem Untergrund nach oben stieg. Seitdem brandet das Meer unablässig gegen die Klippen, wäscht Grotten in den Hang, sprengt Steinblöcke aus dem Fels, poliert sie zu glatten Platten und schleift sie zu immer kleineren Kieseln, bis das Meer sie als Sandkorn fortspült. Widerstand leisten nur wenige Felsen. Sie ragen als bizarr geformte Pfeiler aus dem Felsenmeer und wurden einst von den Fischern als Landmarke genutzt. Die Dramatik der Landschaft inspirierte auch Filmemacher: Ingmar Bergman drehte hier 1957 Szenen für »Das siebte Siegel«.
Zwischen Båstad und Torekov liegt ein Muss für alle Fans des schwedischen Opernstars Birgit Nilsson: In dem alten Familienhof am Birgit Nilssons Vag 27, wo die Sängerin ihre Kindheit und Jugend verbrachte, ist ein Museum eingerichtet.
Ende Mai – Anf. Sept. Di. – So. 11 – 17 Uhr | Besichtigung des Wohnhauses nur im Rahmen von Führungen | Eintritt Ausstellung mit Audioguide: 100 SEK, Führungen: 60 SEK | Tel. 0431 31 18 60
Einstöckige Holzhäuschen säumen den alten Fischereihafen und traditionsreichen Badeort Torekov. Herrlich entspannen kann man in dem 1876 von einem Kapitän erbauten Warmbadehaus, das wohltuende Tangbäder verabreicht. Ca. 500 m südlich von Torekov bietet ein Grabhügel einen schönen Rundblick.
Warmbadehaus: Mo. – Fr. 9.30 – 17.30 | Sa. 9.30 – 16 Uhr
Vom Hafen setzen regelmäßig Ausflugsboote nach Hallands Väderö über. Die unbewohnte, rund 3 km² große Insel ist ein Vogelschutzgebiet und Heimat einer der wenigen Robbenkolonien Schwedens. Die wenigen Sandstrände sind zwar klein, aber von glasklarem Wasser bespült.
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Überraschen Sie Ihre Reisebegleitung: Hätten Sie das gewusst?
Ende Juli avanciert Båstad zum Nabel der Tennis-Welt. Die Swedish Open in dem kleinen Städtchen locken Jahr für Jahr über 20 000 Tennisfans aus aller Herren Länder an.
Majestät brauchen Sonne! In dem kleinen Seebad auf der Kullen-Halbinsel gab es für Kaiser Wilhelm II. reichlich davon. Und so wurde er zum Trendsetter für Schwedenurlauber.
Modern muten Sie an, dabei sind sie steinalt! In der Region Bohuslän illustrieren 40000 mehr als 2500 Jahre alte Felszeichnungen überraschend lebhaft den – oft kriegerischen Alltag – in der Bronzezeit.
Der Bau von Schloss Drottningholm wurde nicht nur von einer deutschstämmigen Königin in Auftrag gegeben, es war seitdem im Besitz von eingeheirateten deutschen Prinzessinnen. Und auch heute residiert dort eine Königin, die aus Deutschland kommt.
Margarethe I. schmiedete die Kalmarer Union, nannte sich Königin der Dänen und Schweden, wurde aber nie als solche gekrönt. Doch auch ohne Krone zählt sie zweifelsohne zu den großen Frauen der Weltgeschichte.
Nicht immer ging es auf dem Stortorget in Stockholm so friedlich zu wie heute. Im November 1520 wurde er zum Schauplatz des Stockholmer Blutbads: Dänenkönig Christian II. ließ 82 Widersacher hinrichten.
Landschaft: Bohuslän | Provinz: Västra Götalands Län
Jagdzauber, religiöse Motive oder einfach »nur« Kunst«? Tausende von Felsritzungen in der Gemeinde Tanum geben der Wissenschaft bis heute Rätsel auf. Wer das Geheimnisvolle mag, wird die roten Gravuren lieben. Aber auch sonst weiß die Küstenlandschaft von Bohuslän mit ihrem felsigen Antlitz, Tausenden von Wind und Wasser geschliffenen Schäreninseln und farbenfrohen Fischer- und Badeorte zu faszinieren.
Mystische Schärenwelt
Bohuslän wirbt damit, den schönsten Schärengarten der Welt zu besitzen. Tatsächlich sind es vor allem die malerischen Küstenorte, die spektakuläre, aber gleichzeitig gut zugängliche Meereslandschaft mit geschützten Gewässern für Seekajakfahrer sowie der Ruf als Schwedens beste Hummer-Region, die Besucher aus dem In- und Ausland in Scharen anziehen. So adelte unlängst CNN Travel die Küste von Bohuslän und bezeichnete sie als eine der zehn letzten schönsten Wildnisareale der Welt.
Ein Hingucker sind aber nicht nur die Küstenorte mit ihren bunten Holzhäusern und die hinreißend schöne Schärenwelt, sondern auch die Felszeichnungen von Tanum. Rund 40 000 in den Felsen geritzte Bilder entstanden zwischen ca. 1800 und 500 v. Chr. Sechs der Fundstellen wurden 1994 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Kein Wunder, ist der Tourismus doch neben Fischfang die wichtigste Einnahmequelle der im Norden an Norwegen grenzenden Provinz, die bis 1658 Teil des Nachbarlandes war.
Hauptverkehrsader der Region ist die von Göteborg >>> über Uddevalla zur norwegischen Grenze führende E 6. Wer etwas Zeit mitbringt, wird aber sicher viel Vergnügen an diversen Abstechern über kleine Nebenstraßen hin zu Meer, Inseln und bekannten Seebädern haben!
© laif: Max Galli
Unterhaltsam sind die täglichen Fischauktionen auf dem Fischmarkt in Smögen um 8, 17 und 20 Uhr. Um den 20. Juli herum finden auf der Bohus Fästning in Kungälv farbenfrohe Mittelaltertage statt. Jedes Jahr Anfang Juli trifft sich die internationale Segelelite bei Marstrand zum Match Cup Sweden (www.matchcupsweden.com). Und am ersten Montag nach dem 20. September um Punkt 7 Uhr beginnt man an der Küste von Bohuslän zu feiern. Man fährt hinaus aufs Meer zu Hummersafaris und an Land werden nach Lust und Geldbeutel Schaltiere en masse verspeist. Probieren Sie dazu das Hummerbier der Brauerei Grebbestad!
Für Hobbysegler ist das Revier um die Schäreninseln der Bohus-Küste ein Traum. Tipps rund ums Segeln gibt es unter www.westschweden.com.
Der relativ einfache, 360 km lange Fernwanderweg Bohusleden (http://bohusleden.se) geht von Lindome (Mölnlycke) südlich von Göteborg bis Strömstad. Der 290 km lange Radwanderweg Cykelspåret verläuft meist auf Nebenwegen.
Skandinavischer geht’s nicht! In dem Sommerrestaurant 3 km südlich von Uddevalla wird Hausmannskost serviert. Gegessen wird im Garten mit hübschem Blick aufs Wasser.
Restaurant, Nachtclub und Pianobar in Einem, oft mit Livekonzerten.
Das historische Gebäude von 1900 wurde 2001 umgebaut und renoviert. Die Räume sind hell und im skandinavischen Design gehalten. Attraktives Spa.
Rund 20 km nördlich von Göteborg blickt das idyllische Kungälv am Fluss Nordre auf eine über 1000-jährige Geschichte zurück. Der alte Marktplatz und die Straßen Östra und Vestra Gatan mit ihren historischen Holzhäusern bilden den Kern der gut erhaltenen Altstadt. Auch die Kirche am Gamla Torg aus dem 17. Jh. ist sehenswert: Der Holzbau auf kreuzförmigem Grundriss besitzt hölzerne Deckengewölbe, die mit barocken Malereien verziert sind. Den Ruinen der Bohus Fästning oberhalb von Kungälv verdankt die Landschaft ihren Namen. Von den oberen Festungsmauern reicht der Blick über den Nordre Älv zum Göta Älv, der hier einmündet. Politisch und strategisch bedeutsam war die Festung, weil bis 1658 der Göta Älv die Grenze zu Norwegen bildete. Zu ihrer Verteidigung wurde 1308 die Burg errichtet und nach dem Nordischen Krieg im Renaissancestil neu gebaut. Im Fars Hatt genannten mächtigen Hauptturm befinden sich ein Modell der Festung, das sie im Jahr 1658 zeigt, sowie eine Dokumentation zur Baugeschichte.
Bohus Fästning: Mitte Mai – Mitte Juni. tgl. 10 – 17, Mitte Juni bis Mitte Aug. tgl. 10 – 18, Mitte Aug. – Mitte Sept. tgl. 10 – 17,
Mitte Sept. – Mitte Okt. Sa., So. 11 – 16 Uhr | englischsprachige Führungen Juni – Mitte Aug. 12 Uhr | Eintritt: 100 SEK inkl. Führung www.bohusfastning.com
In Surte empfiehlt sich ein Besuch der 1978 stillgelegten Glashütte, in der ein Glasmuseum eingerichtet ist. Dazu gehört eine Ausstellung über Alexander Samuelson, den Erfinder der Coca-Cola-Flasche. Angegliedert ist die Glasbläserei von Heino Jakobsson mit Verkauf eigener Kreationen.
Kvarnvägen 6 | Di. – Fr. 11 – 15, So. 12 – 15 Uhr | Eintritt: 40 SEK
Die kleine Insel Marstrand wird von der Festung Carlsten überragt, die 1667 erbaut wurde und lange als Gefängnis diente. 1781 flammte auf dem Festungsturm das erste Leuchtfeuer Bohusläns auf. Einst war der Ort eine Hochburg der Heringsfischerei, bis im 19. Jh. der Tourismus das idyllische Fleckchen für sich entdeckte. Marstrand avancierte zum exklusiven Ferienort vor den Toren Göteborgs und ist beliebt bei Seglern und Tagesausflüglern. In nur wenigen Minuten kann man mit der Fähre von Köon aus nach Marstrand übersetzen, um zwischen den bunten Holzhäusern zu bummeln. Nirgendwo sonst gibt es so kunstvolle Verzierungen an Geländern, Balkonen und Fenstersimsen. Besonders gelungen ist das Societetshus an der Långgatan 1 (Tel. 0303 6 06 00). Es entstand 1887 im nördlichen Teil der Insel für den schwedisch-norwegischen König Oskar II., der hier gegen Ende des Jahrhunderts seine Sommer verbrachte. Heute sind hier zwei Restaurants, diverse Bars, ein Kasino und ein Nachtclub untergebracht. Erinnert wird auch an die Popgruppe ABBA, die 1980 in Marstrand das Video zu ihrem Hit »The Winner Takes It All« drehte.
Imposant ist bereits die Anfahrt zu Schwedens sechstgrößter Insel. Von Stenungsund aus geht über den 5 km langen Tjörnleden, dessen Herzstück drei kühne Brücken bilden. Der Rastplatz am Westende gewährt eine herrliche Aussicht auf Askeröfjord und Hakefjord.
Fährt man ganz in den Westen von Tjörn, gelangt man zum Hauptort Skärhamn, in dessen reizend verwinkelten Gassen die Freizeitkapitäne gerne ihren Landausflug absolvieren. Unbedingt besuchenswert ist das Nordische Aquarellmuseum, das sich architektonisch gelungen in die Schärenlandschaft einpasst und wechselnde Ausstellungen internationaler Aquarellmaler zeigt. Das Museumscafé besitzt eine Terrasse direkt am Wasser.
Von Rönnäng an der Südspitze verkehren Fähren zum vorgelagerten Eiland Dyrön mit idyllischen Dörfchen und Schären. Rund um Tjörn liegen ferner die bekanntesten der schwedischen Werften, die allesamt einen hervorragenden Ruf genießen, wie Hallberg-Rassy, Najad und Malö. Außerdem ist Tjörn Schauplatz von Schwedens größter Segelregatta, die über 28 Seemeilen rund um die Insel führt. Seit 1964 findet die Tjörn Runt immer am dritten Samstag im August statt. Mehr als 600 Jachten und Boote starten unter der Tjörnbron und segeln über den Askeröfjord zwischen Stenungsund und Stenungsön zur Skåpesundsbron (www.stss.se).
Nördlich von Tjörn schließt sich die noch größere Insel Orust an, die von Süden und Norden über die Straße Nr. 160 erreicht wird. Auch hier gibt es hübsche Städtchen wie Nösund, Mollösund, Käringön oder Gullholmen, die alle auf der Westseite der Insel inmitten einer bezaubernden Schärenlandschaft liegen.
Nordiska Akvarellmuseet: Mai – Sept. 11 – 18 Uhr | Eintritt: 100 SEK
Noch in den 1980er-Jahren war die lebhafte Hauptstadt von Bohuslän ein bedeutender Standort der Werftindustrie, die inzwischen zum Erliegen gekommen ist. Am östlichen Stadtrand liegen die Skålgrusbänkar, die größten fossilen Muschelbänke der Erde. Die bis zu 13 m hohen Halden enthalten die Überreste von mehr als 100 Tierarten, die hier vor rund 10 000 Jahren gelebt haben.
Am Südufer des Byfjords schließt sich mit Gustafsberg einer der ältesten Badeorte Schwedens an. Hauptattraktion ist das Bohusläns Museum am nördlichen Ufer der Bäveån. Gezeigt werden Wasserfahrzeuge und Schiffbautechnik, außerdem wird ausführlich wie unterhaltsam über die Natur von Bohuslän informiert.
Bohusläns Museum: tgl. 10 – 16, Di. – Do. bis 20 | Eintritt frei
Viele der schwedischen Austern werden rund 70 km nördlich in der Nähe von Grebbestad handverlesen. Alljährlich am 1. Mai ist dies Anlass genug für die nordischen Meisterschaften im Austernöffnen. Ein Erlebnis ist auch eine Austernsafari (jene des Grebbestader Familienunternehmens Everts Sjöbod wurde 2017 von der schwedischen Vereinigung für naturnahen Tourismus mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnete). Mit dem Unterwasserfernglas erhalten die Teilnehmer Einblick in die wilden Austernbänke. Wer einen Tauchschein besitzt, kann beim Pflücken der Delikatesse helfen. Noch auf dem Boot gibt es dann eine ganz frische Kostprobe der exquisiten Muschel. Den Abschluss bildet ein Besuch der Austernakademie am Hafen von Grebbestad.
Der Herbst steht dann im Zeichen des Hummers, der überall serviert wird. Als Hommage an das begehrte Schaltier braut die Grebbestads Bryggeri in dieser Zeit sogar ein eigenes Hummerbier, das überall an der Westküste und in Göteborg erhältlich ist.
Auf der schnurgeraden Straße Nr. 160 geht es von Uddevalla nach Südwesten zum 60 km entfernten Lysekil am Gullmarn, einem weit ins Land reichenden Fjordarm. Hafen und Ölraffinerien bilden das Rückgrat der Stadt, doch auch der Tourismus spielt eine wichtige Rolle. An die lange Tradition als nobles Seebad erinnern die prächtigen altnordischen Villen »Storstugan« und »Lillstugan« an der Strandpromenade, die der Badearzt Carl Curman um 1880 errichten ließ. Im Havets Hus sind Fische und Pflanzen der Region zu sehen. Spannend für die ganze Familie sind das Streichelaquarium sowie das Tunnelaquarium, in dem die Besucher durch Unterwasserröhren laufen und ringsumher Haie und Seesterne schwimmen. Im benachbarten Vikarvets Bohusmuseum wird die industrielle Geschichte der Region erzählt und eine große Sammlung von Schiffsmodellen gezeigt. Vom 1894 erbauten Aussichtsturm nahe der 1901 geweihten Kirche von Lysekil genießt man eine fantastische Aussicht über die Schärenlandschaft. In der Gamlestan, dem ältesten Stadtteil von Lysekil, sind viele der kleinen, flachen Häuser erhalten, die aus der Zeit stammen, als der Fischfang noch Haupteinnahmequelle des Orts war.
Havets Hus: tgl. 10 – 16, Mitte Juni – Mitte Aug. bis 18 Uhr
Eintritt: 120 SEK | www.havetshus.lysekil.se
Vikarvets Bohusmuseum: Mitte Juni – Mitte Aug. Di. – Do.,
So. 15 – 17 Uhr | Eintritt: 50 SEK | www.vikarvet.se
Manche mögen’s voll: Smögen, am Ende der Sotenäs-Halbinsel, platzt während der Saison aus allen Nähten. Über die kilometerlangen Holzstege schieben sich die Touristen im Schneckentempo vorwärts, in den ehemaligen Bootsschuppen warten Dutzende von Läden mit reichhaltigem Angebot auf Käufer und an der »längsten Holzpier der Welt«, so die Eigenwerbung, liegen teure Jachten dicht an dicht. Dass Smögen ein moderner Fischerort ist, bekommt man bei den europaweit via Internet durchgeführten Fischauktionen mit. Wer Ruhe sucht, sollte in der Vor- oder Nachsaison kommen – aber nicht zu früh oder zu spät, denn im Winter ist Smögen wie ausgestorben.
Fischauktion Mo. – Fr. um 8 Uhr, Do. zusätzlich um 16 Uhr
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Bei Hunnebostrand, 20 km östlich, schützt die »Arche des Nordens« vom Aussterben bedrohte Tierarten. Die private Stiftung versucht, ihnen durch Aufzucht und Wiedereingliederungsprogramme eine Zukunft zu geben. Hier haben alte skandinavische Haustierrassen und Tiere aus Nordeuropa ein Refugium gefunden, aber auch Exoten wie Pandas, Schneeleoparden, Uhus, Mähnenwölfe oder tadschikische Wildschafe. Unbedingt ein Fernglas mitbringen.
Sommer tgl. 10 – 19, Frühjahr und Herbst bis 17, Winter bis 16 Uhr Eintritt: 250 SEK | www.nordensark.se
Fast senkrecht ragen die steilen Wände des Vettebergs hinter den letzten Häusern auf und lassen den bunten Holzhäuschen wenig Platz – das idyllische Hafenstädtchen Fjällbacka sollte auf keiner Rundreise durch Bohuslän fehlen. Stolz verweist man hier auf Ingrid Bergman >>> (Interessante Menschen), die oft in Fjällbacka ihren Urlaub verbrachte. Ihr zu Ehren trägt der Hauptplatz ihren Namen. Passionierte Krimileser hingegen kennen die (fiktive) düstere Seite Fjällbackas, das Schauplatz der beliebten Reihe von Camilla Läckberg ist. Bereits zehnmal gingen die beiden Protagonisten, Schriftstellerin Erica Falck und der Polizist Patrik Hedström, hier auf Mörderfang.
Imposant ist die Kungsklyftan, ein schmaler Spalt im 76 m hohen Vetteberg, in dem ein dicker Felsbrocken eingeklemmt ist. Hier wurden Teile des Astrid-Lindgren-Films »Ronja Räubertochter« gedreht. Eine Holztreppe führt hinauf auf den Aussichtsberg mit Blick über die unzähligen Inselchen des Schärengartens. Bei klarer Sicht sind sogar die weit draußen liegenden Väderöarna zu erkennen.
Auf der 2 km südlich vorgelagerten unbewohnten Insel Stensholm liegt das Grab des in der Skagerrak-Schlacht gefallenen Hamburger Dichters Gorch Fock (Johann Wilhelm Kinau, 1880 – 1916). Sein bekanntestes Werk: »Seefahrt ist not!«.
Strömstad ist die letzte größere schwedische Stadt vor der norwegischen Grenze, die 20 km weiter nördlich durch den Svinesund gebildet wird. Ihn überspannt eine 420 m lange Brücke, von der man eine grandiose Aussicht genießt. Einst ein kleines Fischerdorf, begann auch in Strömstad im 19. Jh. das Kur- und Badeleben. Sehenswert sind das im Jugendstil entworfene Stadshus, die alte Badeanstalt, das Sozietätshaus und das Freilichtmuseum Fiskatorpet.
Ein beliebtes Ausflugsziel sind die Koster-Inseln 10 km vor der Küste. Es sind die westlichsten bewohnten Inseln Schwedens; die beiden Hauptinseln Norrkoster und Sörkoster sind autofrei und stehen unter Naturschutz. Vom Norra Hamn in Strömstad fahren mehrmals täglich Boote zu den Koster-Inseln. Seit 2009 fasziniert der Kosterhavet Marina Nationalpark, Schwedens erster Meeresnationalpark, die Besucher mit einer reichhaltigen Flora und Fauna, darunter 200 Spezies, die sonst nirgends in Schweden zu finden sind.
© Lookphotos: NordicPhotos
Sie zeigen meist Menschen, Tiere und Schiffe und nur auf den ersten Blick wirken die unzähligen Felsritzungen naiv, auf den zweiten dann verblüffend modern. Ihre Bedeutung bleibt bis heute ein Rätsel, möglicherweise sind sie Motive einer heidnischen Religion oder auch Fruchtbarkeitssymbole. Selbst ob sie bereits zum Zeitpunkt ihrer Entstehung, also in der Bronzezeit um 1800 – 400 v. Chr., rot ausgemalt waren wie heute, ist fraglich. Sicher ist nur: Rings um Tanum bilden die berühmten Felsbilder, schwed. Hällristningar, eines der eindrucksvollsten Zeugnisse der Frühgeschichte Nordeuropas, die heute auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste stehen (Baedeker Wissen >>>). Es existieren vier große Fundstellen: Vitlycke, Aspeberget, Fossum und Litlesby.
Der Felsen von Vitlycke, nur einige Meter von der Straße den Hang hinauf, ist die meistbesuchte Fundstelle – und mit 170 Schalengruben und fast 300 Figuren eine der größten. Hier sind fast alle Ritzungen mit roter Farbe ausgemalt. Das bekannteste Motiv auf der Felsplatte ist das Brautpaar, das höchstwahrscheinlich eine heilige Hochzeit vollzieht, die in den meisten vorchristlichen Religionen als Motiv zu finden ist. Sie sollte die Fruchtbarkeit von Mensch, Tier und Saat fördern. Manchmal, wie hier in Vitlycke, steht neben dem Brautpaar ein Mann mit erhobener Axt. Die Axt (bei den Wikingern war es der Hammer) spielte in der Mythologie der Bronzezeitmenschen eine wichtige Rolle. Links von einem langen Schiff ist vermutlich ein Blauwal abgebildet. Das ist ungewöhnlich: Obwohl fast alle Felsritzungen in unmittelbarer Nähe des Wassers zu finden sind, waren Meerestiere nie ein Motiv.
Das nahe Vitlyckemuseum vermittelt sehr anschaulich Deutungen und Interpretationen der Felszeichnungen. Ein Highlight sind auch die nächtlichen Führungen im Spätfrühling und Frühherbst mit Taschenlampen als einziger Lichtquelle. Durch die spärliche Beleuchtung wirken die Felsbilder besonders plastisch und mystisch. Weiter gibt es auf dem Museumsgelände einen rekonstruierten Bronzezeithof. Hier kann man zeittypische Kleidung anprobieren, Werkzeuge aus der Bronzezeit testen, mit Pfeil und Bogen schießen oder Linderöd-Schweine und Fjordfä-Ochsen bestaunen. Hiesige Delikatessen serviert das Restaurant Skålgropen.
Aspeberget ist mit Felsbildern übersät, einige Bilder sind allerdings so schwer beschädigt, dass sie abgedeckt werden mussten. Hier ist das schönste Sonnensymbol zu sehen: Es wird von Frauen mit langen Zöpfen getragen. Die bekanntesten Figuren sind kraftvolle Stiere. Unterhalb der Stiere ist ein Mann mit einem Pflug abgebildet, eines der wenigen Bilder, auf denen arbeitende Menschen zu sehen sind. Die Fußsohlen gehören zu den ältesten Motiven und stammen teils noch aus der Steinzeit. Eine der Figuren lässt 29 Schalengruben über ihrer riesigen Hand schweben. Die Bedeutung ist unklar, vielleicht handelt es sich um einen Kalender.
Bei Fossum blieb ein umfangreiches Felsenbild mit 130 Figuren erhalten, vielleicht eine Kampf- oder Jagdszene. Bemerkenswert sind auch das Bild einer Frau mit einer Schalengrube zwischen den Beinen und das von zwei Männern, die mit dem Rücken aneinanderlehnen und einen rituellen Tanz ausführen.
In Litlesby ist der 2,30 m große Speergott die dominierende Gestalt. Hier haben die Künstler über einen Zeitraum von mehr als 1000 Jahren ihre Kunstwerke in den Fels geschlagen. Die ältesten Bilder stammen aus der Zeit um 1200 v. Chr. Das Bild von dem Riesengott mit dem Speer könnte ein Vorgänger Odins sein.
Bei einem Abstecher nach Torsbo in der Nähe von Hamburgsund stößt man auf weitere fast 1000 Felsritzungen, verteilt auf zehn Felsen, darunter mehr als 100 Schiffsdarstellungen. Das größte Schiff hat eine Länge von 4,5 m und 124 Passagiere an Bord! Die Menschen werden nur durch Striche angedeutet, die hakenförmigen Gestalten sind Lurenbläser. Mit der Technik der Bronzezeit war es kaum möglich, solch große Schiffe zu bauen. Das Riesenschiff von Torsbo hat deshalb wahrscheinlich eine rituelle Bedeutung als Symbol für die Fahrt ins Totenreich. Das einzige Schiff, das Archäologen aus dieser Zeit gefunden haben, stammt aus Dänemark, hatte Platz für gut 20 Passagiere und sieht den Schiffen der Felsritzungen verblüffend ähnlich.
Vitlyckemuseum: Mai – Aug. tgl. 10 – 18, Sept. – Anf. Nov tgl. 10 bis 16 Uhr | Eintritt frei | www.vitlyckemuseum.se
Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. Über etliche Holztreppen geht es 85 m hinauf zum Aussichtspunkt Tjörnehuvud an der Küste von Bohuslän. Oben angekommen, wird der Lohn für alle Mühen ausgezahlt. Weit reicht der faszinierende Rundumblick über die Schären der Westküste – beinahe wie in einem fernöstlichen Steingarten sind die Inselchen ins Meer verteilt. Und an klaren Tagen erspähen Sie selbst die Silhouette von Marstrand vor den Toren von Göteborg.
Vor mehr als 2500 Jahren entstanden die beeindruckendsten Zeugnisse der Bronzezeit in Südschweden: die vermutlich kultischen Zwecken dienenden »Hällristningar« (Felszeichnungen). Sie wurden an mehr als 250 Stellen um Bohuslän in die harten Granitfelsen geschlagen. Seit 1994 gehören sie zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Die ersten Hällristningar hat der Norweger Peder Alfsön schon im 17. Jh. entdeckt, doch er glaubte noch, dass Steinmetzlehrlinge sie aus Langeweile in den Fels geschlagen hätten. Erst im 18. Jh. erkannte man, dass die Bilder viel älter sind. Rund 40 000 Felsbilder sind bekannt, die meisten entstanden zwischen 1000 und 500 v. Chr. Die häufigsten Motive sind Boote, von denen mittlerweile mehr als 10 000 in allen Formen und Größen entdeckt wurden.
Die Felsritzungen sind zwar keine filigranen Kunstwerke, aber doch erstaunlich vielfältig – und zum Großteil noch völlig rätselhaft. Welche Sprache die Künstler von Bohuslän gesprochen haben und warum sie unter Mühen so viele Kunstwerke schufen, wissen wir nicht. So sind die Hällristningar wie ein Bilderbuch, zu dem der Text verloren gegangen ist. In Stein gehauene Bilder wurden weltweit gefunden und die Motive ähneln sich teilweise ganz erstaunlich. Ist dies ein Beweis dafür, dass die Menschen in der Bronzezeit schon weitreichende Kontakte hatten? Warum stemmt ein Mann ganz allein ein Schiff? Warum haben die Menschen auf den Felsbildern oft so auffällig dicke Waden? Ist es nur Zufall, dass man diese Waden auch auf Bildern aus Afrika und Spanien und auf griechischen Vasen und Bildern aus Italien findet, die zur selben Zeit entstanden sind?
Die Felsritzungen von Bohuslän wurden mit harten Schlagsteinen im Fels ausgetieft, da der Granitfels für eine Gravurtechnik zu hart war. Mitunter wurden natürliche Risse im Fels in die Komposition der Bilder einbezogen oder als deren Begrenzung genutzt. Häufigste Motive sind Schiffe und Krieger, Wagen und Tiere sowie Symbole und Zeichen, die als Schalengruben, Kreise und Sonnenräder bezeichnet werden. Auffallend ist die große Anzahl der Abbildungen von Menschen oder menschenähnlichen Figuren, deren besondere Attribute etwas über ihre Tätigkeit oder Persönlichkeit verraten. So wurden Körperteile wie Schenkel, Hände oder Genitalien besonders betont. Zusätzliche Gegenstände wie Beile, Pfeil und Bogen, Speere, Schwerter oder Luren (historische Blasinstrumente, sog. Kriegstrompeten) sagen etwas über den Dargestellten aus. Bemerkenswert ist auch, dass auf den Bilderfelsen von Bohuslän keinerlei Abbildungen von Häusern zu finden sind. Die traute Zweisamkeit hingegen hat auf einem Felsen bei Vitlycke die Jahrtausende überdauert: Deutlich ist zu sehen, wie ein Mann und eine Frau sich küssen.
Viele Hällristningar sind heute mit roter Farbe ausgemalt, damit sie für die Betrachter besser zu erkennen sind. Ob sie ursprünglich farbig waren, ist aber nicht bekannt. Obwohl die Felsen aus sehr hartem Granit bestehen, setzt der saure Regen ihnen deutlich erkennbar zu und lässt die nur wenige Millimeter tiefen Konturen zunehmend unschärfer werden. Zum Schutz dieser einzigartigen Relikte aus längst vergangenen Zeiten wurden deshalb mittlerweile einige Hällristningar wieder mit Erde bedeckt – auch, um sie für die Nachwelt zu erhalten.
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Landschaft: Bohuslän | Provinz: Västra Götalands Län
Einwohnerzahl: 502 400 | Höhe: Meereshöhe
Neidisch, nein, neidisch muss Göteborg gewiss nicht auf Stockholm blicken, die Konkurrentin im Osten! Göteborg hat selbst alles, was eine moderne Metropole ausmacht: Gastfreundlichkeit, eine lebendige Musik- und Kunstszene sowie gutes Essen – schließlich gilt sie als Schwedens kulinarische Hauptstadt. Und vor den Toren der Stadt wartet eine einzigartige Schärenlandschaft.
Schwedens Tor zur Welt
Selbstbewusst nennen die Göteborger ihre Heimatstadt denn auch »Schwedens Tor zur Welt«, verweisen stolz – und zu Recht – auf deren bodenständiges und weltoffenes Flair, das die alte Hafen- und Industriestadt seit jeher prägt. Schließlich hat Schwedens zweitgrößte Stadt seit ihrer Gründung im frühen 17. Jh. reichlich Erfahrung mit Fremden. Zum einen sorgten Schifffahrt und Handel für internationale Beziehungen, zum anderen siedelten sich viele protestantische Einwanderer aus den Niederlanden, Deutschland und Schottland in der neu geschaffenen Stadt an und sorgten mit Kapital und Arbeitskraft für eine schnelle Entwicklung. So kam es, dass damals neben Schwedisch auch Deutsch, Englisch und Holländisch offizielle Sprachen in Göteborg waren. Der Handel schließlich sorgte auch dafür, dass sich die Stadt an der Mündung des Göta älv in den Kattegat stets dem Meer zuwandte. Und so bestimmen riesige Fähren und elegante Segelboote, kreischende Möwen über den vielen Wasserläufen, Brücken und Grünflächen oder auch die Poseidonstatue und die »Fischkirche«, Göteborgs berühmte Fischmarkthalle, das maritime Antlitz der Stadt.
Erst im 17. Jh., zu Beginn des »schwedischen Jahrhunderts«, gründete König Gustav II. Adolf Göteborg, das 1621 das Stadtrecht erhielt. Siedlungen und Festungen hatte es an der strategisch bedeutsamen Mündung des Göta älv gleichwohl schon Jahrtausende zuvor gegeben. Seinen raschen Aufstieg verdankt Göteborg neben dem ganzjährig eisfreien Hafen der 1731 gegründeten Schwedischen Ostindien-Kompanie, die hier einen der wichtigsten europäischen Umschlagplätze unterhielt und die Stadt zum europäischen Zentrum für den Handel mit China und Indien machte. Von der Macht und dem Reichtum des ersten internationalen Handelszentrums des Landes zeugt dessen ehemaliger prachtvoller Sitz, in dessen Hallen sich heute das Stadtmuseum befindet.
Während der 1806 von Napoleon verhängten Kontinentalsperre war Göteborg Hauptumschlagplatz für den florierenden britischen Handel mit Nordeuropa. Die Gewinne kurbelten die Industrialisierung an: Zahlreiche Werften und Industriebetriebe siedelten sich an, darunter SFK, die 1926 mit dem Bau von Fahrzeugen unter dem Namen Volvo begann. Heute ist die Volvo Group Schwedens umsatzstärkster Industriekonzern. Seit den 1990er-Jahren ist die Stadt mit zwei Universitäten nicht nur Industriemetropole, sondern auch ein Zentrum für Wissenschaft und Forschung sowie führend in der skandinavischen IT-Branche.
Göteborg hat zwei Flughäfen: Der Landvetter Flygplats (25 km östl., www.swedavia.com/landvetter) wird von allen Airlines angeflogen, der City Airport (15 km nördl., www.goteborgcityairport.se) nur von Billigfliegern. Von beiden Flughäfen fährt der Flygbuss (www.flygbussarna.se) in die Innenstadt. Von Kiel und Frederikshavn (Dänemark) schippern Stena-Line-Fähren nach Göteborg (www.stenaline.se).
Beliebtestes Verkehrsmittel im Zentrum sind die 13 Straßenbahnlinien. Der Busbahnhof Nils Ericson Terminalen liegt direkt an der Centralstation; im Tidpunkten gibt es Tickets für den Nahverkehr in Göteborg und Umland (1-/3-Tages-Ticket 90/180 SEK; Kinder unter 7 Jahren frei). Teile der Innenstadt sind für Autos gesperrt. Leihräder gibt es bei der Cykelverkstan (Parkgatan 29 Tel. 031 7 11 97 70) und bei Cykelkungen (Chalmersgatan 19 Tel. 031 18 43 00).
Die 24, 48 oder 72 Stunden gültige City Card (395/545/695 SEK) berechtigt zur Nutzung des ÖPNV und gewährt einen ermäßigten oder freien Eintritt bei vielen Sehenswürdigkeiten, Stadtrundfahrten und Schiffsausflügen. Er ist erhältlich bei Touristenbüros, Hotels, Campingplätzen, Jugendherbergen und Zeitungskiosken oder online unter www.goteborg.com.
Rund einstündige »Hop on, hop off«-Touren beginnen am Stora Teatern (Mitte Mai – Mitte Sept. Abfahrten mehrmals tgl.; Fahrplan: www.stromma.se; Tickets für 297 SEK, 24 Std. gültig für Bus und Boot). Das Sightseeing-Bähnchen Stinsen startet alle 30 Min. ab Gustav Adolfs Torg zur Stadtrundfahrt (40 Min., www.stinsensightseeing.se, Ticket: 100 SEK, Tagesticket 130 SEK, gratis mit der Göteborg City Card). Nostalgische Touren durchs Zentrum mit der über 100 Jahre alten Tram der »Lisebergslinjen« (tgl. 1. Juli – 6. Aug., Ticket 25 SEK, www.ringlinien.org). Segway-Touren: inkl. Einweisung 90 Min., 420 SEK, www.segwayadventure.se).
Die 50-minütigen Hafen- und Kanalrundfahrten mit Paddan-Booten starten am Kungsportsplats. Ticketoffice: tgl. 10.30 – 17 Uhr. Rundfahrten Ende März – Anfang Oktober, Abfahrten 2- bis 3-mal stündl., 175 SEK, www.stromma.se.
Zu Zielen in den Göteborger Schären schippern die weißen, nostalgischen Schiffe von Strömma Skärgårdbåtar. Einige Ausflüge können auch als Lunch oder Dinner Cruise gebucht werden (Mitte Mai – Mitte Sept. Tel. 031 60 96 70, www.stromma.se). Bavaria-, Sun Odyssey- und Bénéteau-Segeljachten, aber auch traditionelle Gaffelschoner können in der Marina Lindholmen, zehn Autominuten vom Zentrum, gechartert werden.
Geschäfte, Galerien und Cafés säumen die Kungsportsavenyn, kurz nur »Avenyn«, Göteborgs Prachtstraße und Ausgehmeile. Wer innerhalb des Wallgrabens bummeln möchte, ist in der Kungs-, Vall-, Freds- und Magasinsgatan gut aufgehoben. In den Werkstätten an der Postgatan ist altes Handwerk lebendig: Silber- und Goldschmiede, Glasbläser, Uhrmacher und eine Schokoladenmanufaktur. Im In-Viertel Linnéstaden säumen dagegen Antiquitätengeschäfte, Secondhand-Boutiquen, Lifestyle-Läden und Multikulti-Lokale die Bummelmeilen Linnégatan und Långgatorna. In den Holzhäusern der autofreien Gassen von Haga haben altes Handwerk, junge Szeneshops und Trendlokale ihr Quartier. Und Design- und Modeinteressierte werden sicher in den hochklassigen Boutiquen des edlen Stadtteils Vasastaden fündig.
Ende Jan./Anf. Feb. zieht Nordeuropas bedeutendstes Filmfestival mehr als 200 000 Besucher an. Hauptpreis des Göteborg International Filmfestival ist der »Goldene Drache«.
Unverzichtbar für jeden Szenegänger ist die kostenlos bei der Touristeninformation erhältliche Zeitschrift »Djungel-Trumman« (Buschtrommel), die sämtliche Events der Klubs auflistet.
Örtliche Musiker und internationale Stars treten im berühmten Göteborger Jazzklub auf.
Klassiker des Göteborger Nachtlebens mit Restaurant und Showbühne. Sonntagabends Techno & House, oft auch größere Rockkonzerte.
Göteborg wurde 2012 zur kulinarischen Hauptstadt Schwedens gekürt. Mittlerweile beherbergt die Stadt sieben mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurants. Außerdem gibt es eine Vielzahl hervorragender Fischrestaurants.
Hier werden kunstvoll angerichtete Kreationen der neuen schwedischen Küche in skandinavisch-minimalistischem Holz-Ambiente serviert. Für seine Kochkunst erhielt Björn Persson von Michelin auch 2017 einen Stern.
Die Einheimischen nennen es das beste Fischrestaurant Göteborgs – und das will was heißen! Probieren Sie Ahlströms Meeresfrüchteplatte mit Hummer, Austern, Lachs und Venusmuscheln. Auf der Weinkarte stehen mehr als 400 erlesene Tropfen.
Auf Dill gedünsteter Dorsch mit Kichererbsenpüree oder Entenbrust an Süßkartoffeln – toll ist nicht nur die Küche, sondern auch die Aussicht aus der 23. Etage des Gothia Tower.
In diesem kleinen Bistro isst man nicht nur gut, sondern auch in schönem Ambiente, wurde es doch in Zusammenarbeit mit einigen der besten Glaskünstler stylish eingerichtet. Tipp: Auf der Karte stehen auch vegetarische Gerichte zur Auswahl.
Ulf Wagners mit einem Michelin-Stern geadelter Gourmettempel – 2011 »bestes Businessrestaurant Schwedens« – logiert im alten Gebäude der Ostindischen Kompanie von 1775 an der Hafeneinfahrt. Tipp: Sommerbuffet am Mittag (Mo. – Fr. 11.30 – 14 Uhr).
Schwedische Küche der Spitzenklasse – das schwedische Königshaus ließ von Sternekoch Håkan Thörnström schon das Nobelpreismenü ausrichten. Montags: Kochschule.
Hier kommen Schweden-Klassiker in bester Qualität auf den Tisch: Köttbullar, Heringsteller, Kabeljau und Käseplatte.
Fangfrische Krabben, Langusten und Hering mit Kartoffelpüree werden auf der Empore von Göteborgs Feskekörka, der »Fischkirche«, serviert. Ab 7 Uhr finden Fischauktionen statt.
Erlesene Antiquitäten und Stuckdecken verleihen der 1889 erbauten Nobelherberge im Herzen der Stadt das gewisse Extra. Zum Hotel gehört auch das Feinschmeckerlokal Swea Hof.
Das rote Backsteingebäude am Göta Älv war früher eine Brauerei. Maritimes Flair, historisches Ambiente, große, moderne Zimmer. Im Restaurant genießen Gäste eine tolle Sicht auf die Älvsborg-Brücke.
Für Wasserratten: Das historische Viermast-Segelschiff wurde zum Hotel mit maritimem Flair ausgebaut. Das Schiff liegt im Göteborger Gästehafen nahe der Oper vor Anker. Zur Auswahl stehen 29 Kajüten von einfach bis luxuriös.
Wo einst der Fischmarkt stattfand, steht heute das familiengeführte Boutique-Hotel von Carina und Daniel Högberg. Die Zimmer begeistern durch ihre individuelle Ausstattung in herrlichem Stilmix – kein Wunder, Daniel kommt schließlich aus der Modebranche. Die familiäre Atmosphäre kommt von Herzen. Obendrein liegen viele Sehenswürdigkeiten in unmittelbarer Nähe.
Ursprünglich wurden, wie in vielen niederländischen Städten, die Hauptverkehrswege Göteborgs von Kanälen gebildet. Die meisten sind allerdings inzwischen durch Straßen ersetzt wie die Östra und Västra Hamngatan. Nur der einstige Wallgraben, der die Altstadt im Süden begrenzt, und der Stora-Hamn-Kanal existieren noch. An dessen Nordseite bildet der weite, rechteckige Gustav Adolfs Torg den repräsentativen Kern der Altstadt. 1854 wurde mitten auf dem Platz das von Bengt Erland Fogelberg entworfene und in München gegossene Bronzestandbild von Gustav Adolf, dem Regenten und Stadtgründer, aufgestellt. Allerdings ist es ein Zweitguss: Der erste wurde nach Bremen gebracht, weil das Transportschiff gestrandet war und die Göteborger das von den Helgoländern geforderte Bergegeld nicht bezahlen wollten. Die Nordseite des Platzes begrenzt das stattliche Gebäude der Börse, an der Westseite steht das 1672 von Nicodemus Tessin d. Ä. erbaute Rådhus, das einen hübschen Innenhof besitzt.
Ein paar Schritte nördlich entlang der Östra Hamngatan ist im sogenannten Oterdahl-Haus (Hausnr. 11) des Sahlgrenska-Krankenhauses die Geschichte der schwedischen Medizin seit 1800 dokumentiert. Die Exponate des Medicinhistoriska Museet umfassen u. a.historisches medizinisches Gerät, Krankentransportkarren und Schwesterntrachten.
Medicinhistoriska Museet: Di., Mi., Fr. 12 – 16, Do. bis 20 Uhr
Eintritt: 40 SEK | www2.sahlgrenska.se/su/museum
Eine Vorstellung von dem Reichtum, den die Ostindische Kompanie erwirtschaftete, vermittelt an der Norra Hamngatan 12 der 1746 erbaute Palast. Dessen prunkvolle Hallen beherbergen seit 1993 Göteborgs Stadtmuseum. Besucher können hier ebenso Bekanntes wie Kurioses bestaunen, vom mittelalterlichen Ritterschwert über Bühnenbilder aus der Zeit um 1900 bis zu kostbarem Chinaporzellan und den Überresten des einzigen in Schweden gefundenen Wikingerschiffs.
Di. – So. 10 – 17, Mi. bis 20 Uhr | Eintritt: 40 SEK, mit Göteborg City Card freier Eintritt | http://goteborgsstadsmuseum.se
Westlich vom Rathaus steht am Kanal die nach einem Brand 1748 bis 1783 neu errichtete Kristine bzw. Tyska Kyrka (Deutsche Kirche), die 1623 für die protestantischen Einwanderer aus Deutschland gebaut worden war.
An der Kreuzung Västra Hamngatan und Kungsgatan befindet sich die klassizistische Domkirche, die 1815 auf den Resten zweier niedergebrannter Vorgängerbauten errichtet wurde.
Nördlich vom Stadtmuseum an der Kronhusgatan wurde 1643 bis 1653 das ehemalige Zeughaus erbaut, heute Göteborgs ältestes erhaltenes Haus. Im Reichssaal wurde 1660 der fünfjährige Karl XI. zum König ausgerufen. In den niedrigen Häuschen rund ums Kronhus, den Kronhusbodarna, verkaufen Kunsthandwerker ihre Arbeiten.
Markante Landmarke in der neueren Silhouette der Stadt, die im ehemaligen Werft- und Hafenbereich zu beiden Ufern des Flusses entstanden ist, ist die 1994 am Lilla Bommen eröffnete Oper. Mit zwei Bühnen bietet sie Platz für 1305 Zuschauer. Architekt Jan Izkowitz ließ sich bei dem Entwurf des 160 m langen und 85 m breiten Gebäudes vom Meer und der umliegenden Landschaft inspirieren. Ein gewaltiges Auditorium und ausgefeilte Akustik kennzeichnen das Innere.
Sommer Di. – Sa. 14 Uhr Führungen in englischer Sprache
Eintritt: 70 SEK (Tickets online) | www.opera.se
Von der Promenade am Opernhaus hat man einen guten Blick auf das am jenseitigen Hafenrand stehende rot-weiß gestreifte Hochhaus Utkiken. In 86 m Höhe bietet das Panoramacafé des »Lippenstifts«, wie der Turm im Volksmund genannt wird, den besten Rundblick über Göteborg. Vor dem Hochhaus dient die Viermastbark »Viking >>>« als schwimmendes Hotel.
Utkiken: Sept. – Juni Mo. – Fr. 11 – 15, Juli/Aug. tgl. 11 – 16 Uhr
Eintritt: 40 SEK, mit der Göteborg City Card frei
© Nowak, Christian
Wenn die skandinavische Sonne langsam untergeht, ist Göteborgs Yachthafen der Place to be. Schauen Sie dann mal zum Opernhaus am Lilla- Bommen-Kai: Das architektonische Glanzstück der Stadt wetteifert mit dem rot-blauen Farbenspiel des Himmels. Seine markanten Konturen kommen erst jetzt so richtig schön zur Geltung, während sich seine Lichter im Wasser spiegeln.
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
… prägt den Kungsportsplats mit dem Reiterstandbild Karls IX. An dem belebten Verkehrsknotenpunkt starten zahlreiche Busrundfahrten, warten Paddan-Boote auf Kundschaft und rattern die Straßenbahnen praktisch im Minutentakt vorbei. Hier beginnt auch die Kungsportsavenyn, Göteborgs mit Abstand beliebteste Flaniermeile. Die Prachtpromenade wird von schönen Häusern und unzähligen Cafés, Restaurants und Kneipen gesäumt, in denen oft bis spät in die Nacht Hochbetrieb herrscht.
Mit großen Rasenflächen, dem Duftgarten, Cafés und alten Holzvillen gehört der 1842 eröffnete Trädgårdsföreningens Park östlich der Kungsportsavenyn zu den schönsten Parkanlagen des 19. Jh.s in Europa. Sehenswert sind auch das Schmetterlingshaus, das historische Palmenhaus und das Rosarium. Im Trädgårdsföreningen werden Konzerte, Kindertheater und Mittsommerfeste veranstaltet.
Mai – Sept. tgl. 7 – 20 Uhr, sonst bis 18 Uhr | Eintritt frei
Am Kungstorget wartet in einer schmiedeeisernen Markthalle des 19. Jh.s ein wahres Schlemmerparadies, die »Saluhallen«. Es ist schon ein Erlebnis, an den tollen Obst-, Gemüse-, Fisch- und Feinkostständen vorbeizuschlendern. Tipp: Appetit mitbringen!
Mo. – Fr. 9 – 18, Sa. bis 16 Uhr
Das nach seinen Gründern, den Brüdern Röhss, benannte Museum um die Ecke in der Vasagatan 37 zeigt europäisches Design und Kunsthandwerk ab dem 17. Jahrhundert.
Mi. – Fr. 12 – 17, Di. bis 20, Sa./So. ab 11 Uhr | Eintritt: 40 SEK
Kunstfreunde sollten die Kungsportsavenyn bis zu ihrem Ende am Götaplats folgen, der für die Weltausstellung 1923 angelegt wurde. Seine Mitte schmückt seit 1931 der riesige Poseidon-Brunnen von Carl Milles. Kunst aus fünf Jahrhunderten präsentiert das Konstmuseet, das sich besonders dem Schaffen nordischer Künstler widmet, darunter Edvard Munch, Carl Larsson, P. S. Krøyer, Bruno Liljefors, Anders Zorn und die Göteborg-Koloristen. Aber auch Rembrandt, Rubens, van Gogh, Cézanne, Picasso und Chagall sind vertreten. Das Hasselblad Center im Kunstmuseum zeigt wegweisende Arbeiten moderner Fotografie und Wechselausstellungen. Am Götaplats erhebt sich auch das 1859 eröffnete Stora Teatern (www.stadsteatern.goteborg.se).
Konstmuseet und Hasselblad Center: Di., Do. 11 – 18, Mi. bis 21, Fr. – So. bis 17 Uhr | Eintritt: 40 SEK | www.konstmuseum.goteborg.se www.hasselbladcenter.se
© Fotolia: Guiseppe Bognanni
Östlich der Kungsportsavenyn erstreckt sich Göteborgs »Eventmeile«, die jährlich rund 6 Mio. Besucher anzieht. Hier liegen nicht nur der Vergnügungspark Liseberg und Skandinaviens führendes Messe- und Kongresszentrum Svenska Mässan, sondern mit dem Ullevi und dem Scandinavium auch zwei wichtige Sport- und Musikarenen.
Hier kommt sicher keine Langeweile auf. Der Liseberg ist ein gigantischer Vergnügungspark mit Achterbahnen, Karussells, Theater-, Kleinkunst- und Konzertbühnen, Cafés und Restaurants. Überragt wird die Anlage vom 146 m hohen Liseberg-Turm, von dem aus man einen hervorragenden Blick über die Stadt hat. Zum Vergnügungspark rattert vom Hauptbahnhof aus die Oldtimerbahn Ringlinie (www.ringlinien.org).
Mai – Aug. zu wechselnden Zeiten | Tagesticket (All-in-One) 455 SEK Jahrespass (ohne Fahrgeschäfte) 270 SEK | www.liseberg.se
In dem Wissenschaftszentrum in der Södra Vägen 50 kann man Rochen und Haie beobachten, Galaxien und Mondfahrzeuge untersuchen und vor allem viel experimentieren.
tgl. 10 – 18, 1. Juli – 20. Aug. bis 20 Uhr | Eintritt: 250 SEK
Eine spannende Entdeckungsreise durch die multikulturelle Welt bietet das 2004 eröffnete Museum in der Södra Vägen 54. Themen sind Globalisierung und der Dialog zwischen den Völkern, aber auch beispielsweise Aids. Sehr eindrucksvoll ist das Gebäude von den Londoner Architekten Cecile Brisac und Edgar Gonzales.
Di. – Fr. 12 – 17, Mi. bis 20 Uhr, Sa./So. ab 11 Uhr| Freier Eintritt | www.varldskulturmuseet.se
In Göteborgs ältestem Stadtteil kann man nach Herzenslust stöbern und gut und gern einen Nachmittag verbummeln. Haga wurde Mitte des 17. Jh.s auf Geheiß von Königin Kristina angelegt und wandelte sich zur Zeit der Industrialisierung in ein Arbeiterviertel. Heute ist er die Heimat vieler traditioneller Kunsthandwerker, Boutiquen und neuer Trendshops. Wunderbare Hingucker sind aber auch die vielen alten »Landhövdinge«-Holzhäuser entlang der autofreien Kopfsteinpflastergassen, die inzwischen behutsam renoviert wurden und die Geschäfte beherbergen. Hier eine kleine Auswahl: Klassische Schweden-Clogs, die »Toffel«, werden seit mehr als 70 Jahren in der Haga Trätoffelfabrik & Läderaffär an der Haga Nygata 19 handgefertigt (www.hagatratoffelfabrik.se). Schwedisches Design von 1930 bis 1970 verkauft Bebop am Kaponjärgatan 4c (www.bebop.se). Und ausgefallene Mode im Vintage-Look gibt es bei Dromma an der Östra Skansgatan 3c (www.dromma.se). Wer zwischendurch den Koffeinkick zum Durchhalten beim Dauershopping benötigt, kann die Nespresso Bar an der Haga Nygata 26 (www.noller.se) ansteuern.
Neue Energien bringt auch ein Besuch des zauberhaften Hagabadet (Södra Allégatan 3). Es wurde 1876 mit Spenden eines örtlichen Philanthropen erbaut, der den Arbeitern, die in diesem Gebiet wohnten, die Möglichkeit geben wollte, »sich an schönem Interieur, Wohlbefinden und Gesundheitspflege zu erfreuen«. Inzwischen saniert, ist das einstige Arbeiterbad heute eine exklusive Wellnessanlage mit Schwimmbecken, Sauna, Spa, römischem Bad und Fitnessraum.
Hagabadet: tgl. geöffnet | www.hagabadet.se
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Viel Natur erwartet den Stadturlauber, der vom Järntorg westlich der Innenstadt der Linnégatan, der zweiten Avenue Göteborgs mit Restaurants, Cafés und kleinen Läden, südwärts zum Linnéplats folgt. Von hier geht es in den Slottsskogen, Göteborgs größten Park mit altem Baumbestand. Skandinavische Tiere, Pinguine, Flamingos und tropische Vögel leben im ältesten Tierpark Schwedens. Das Observatorium zeigt den Sternenhimmel. Sehenswert sind auch landschaftstypische Holzhäuser und das Vogelhaus.
Pflanzenfreunde werden vor allem im bereits 1923 angelegten Botanischen Garten, der südöstlichen Fortsetzung des Slottsskogen, auf ihre Kosten kommen. Mit mehr als 16 000 Pflanzenarten auf 175 ha ist er Schwedens größter botanischer Garten. Besonders reizvoll ist der Felsengarten, das Rhododendron-Tal und der Linné-Garten des bekannten schwedischen Gartendesigners Ulf Nordfjell; er wurde auf der Chelsea Flower Show 2007 mit Gold ausgezeichnet.
tgl. 9 Uhr bis Sonnenuntergang | Eintritt: 20 SEK | www.botaniska.se
Westlich des Göta Älv erhebt sich im Landschaftspark Keillers Park der Ramberget. Der mit 87 m höchste Gipfel von Göteborg ist ein schöner Aussichtspunkt. Hinauf geht es mit den Straßenbahnen 5, 6, 10 oder mit dem Pkw bis zum Parkplatz auf dem Plateau.
Das Erlebniscenter in einem unterirdischen ehemaligen Hangar der schwedischen Luftwaffe, 15 Minuten vom Zentrum Göteborgs entfernt, präsentiert mit Flugzeugen und Hubschraubern anschaulich die Geschichte der Luftfahrt. Diverse Simulatoren laden ein, die verschiedenen Flugzeuge mit allen Sinnen zu erleben.
Holmvägen 100 | Juni – Aug. tgl. 11 – 18, sonst Di. – So. 11 – 18 Uhr | Eintritt: 100 SEK | www.aeroseum.se
Am Packhuskajen lassen sich in Göteborgs maritimem Erlebniszen-trum 19 Schiffe besichtigen, darunter das Feuerschiff »Fladen« von 1915, das 1962 vom Stapel gelaufene U-Boot »Nordkaparen«, ein Kanonenboot und Lastkähne. Besucher dürfen an Bord gehen und alles im Detail betrachten.
Mo. – So. 10 – 18 Uhr | Eintritt: 125 SEK | www.maritiman.se
Einen stimmigen Einblick in die 1950er- und 1960er-Jahre vermittelt das Nostalgicum im nördlichen Stadtteil Gamlestan: Zu Klängen aus der Juke Box lässt sich die Ausstellung von Scheußlichkeiten und schönen Erinnerungen genießen.
Byfogdegatan 3 | Mo. – Fr. 10 – 18, Sa. 12 – 15 Uhr | Eintritt: 50 SEK www.nostalgicum.se
Das Volvo-Museum auf dem Werksgelände in Arendal nördlich vom Zentrum dokumentiert die Entwicklung der schwedischen Automarke von 1927 mit dem ersten Modell ÖV4 bis zur Gegenwart.
Mo. – Fr. 10 – 17, Sa., So. 11 – 16 Uhr | Eintritt: 100 SEK
Der moderne Stadtteil am nördlichen Ufer des Göta Älv ist auf dem Gelände einer ehemaligen Werft entstanden. Blå Hallen und Eriksbergshallen sind ehemalige Maschinenhallen, die in eine große Hotelanlage umgewandelt wurden. Auf dem Gelände befinden sich mehrere Restaurants und Cafés. Eriksberg erreicht man mit der Stadtfähre »Älvsnabben« und den Stadtbussen 16 und 99.
In einer Werfthalle wurde das Handelsschiff »Götheborg«, das 1745 auf der Heimreise von China kurz vor Göteborg auf Grund lief, 2003 originalgetreu nachgebaut. Die Replik hat 2005 – 2007 ihre Seetüchtigkeit auf einer Reise nach China bewiesen und liegt jetzt an der Eriksberg Pir 2 vertäut. Wer von Eriksberg Richtung Lindholmen bummelt, stößt auf »Vindarnas Tempel« (1992) von Per Kirkeby, ein – so der Künstler – »poetischer Raum« aus roten Backsteinziegeln.
Götheborg: Führungen Sommer tgl., Winter Sa., So. zw. 11 und 18 Uhr | Eintritt: 100 SEK
Die Göteborger lieben – wie alle Schweden – das Wasser. Und sie lieben es, die langen Sommertage im Freien zu verbringen. Wer einen sonnigen Tag in dem ausgedehnten Schärengarten von Göteborg verbringt, wird schnell verstehen warum. Größere Inseln wie Öckerö und unzählige kleine Felsbuckel, beliebte und gut besuchte Ausflugsziele und Geheimtipps für Segler auf der Suche nach ruhigem Gewässer und freien Häfen, kleine knallrote Holzhäuschen auf grauen Felsen und idyllische Badebuchten – in den Schären findet jeder sein kleines Stück Paradies. Und mit einer Tageskarte des Göteborger ÖPVN kommt man oft gar ohne zusätzliche Kosten per Boot hin.
Im Sommer werden Ausflugsfahrten ab Lilla Bommen, Stenpiren und Packhuskajen angeboten. Zu den nördlichen Schären Öckerö, Hönö, Björkö und Fotö setzt eine Autofähre von Hjuvik auf der Insel Hisingen über; zu den kleineren Inseln fahren nur Personenfähren. Die südlichen Schären Asperö, Brännö, Styrsö, Vrångö, Vargö und Vinga sind autofrei. Man erreicht sie mit der Straßenbahn Nr. 11 nach Saltholmen, von wo es mit dem Schärendampfer weitergeht. Die Schiffe verkehren das ganze Jahr über täglich, Fahrpläne gibt es im Touristenbüro.
Am Eingang zu Göteborgs Hafen wurde 1653 – 1668 zum Schutz gegen die Dänen die Festung Älvsborg errichtet, die nahezu vollständig eine kleine Insel in Beschlag nimmt. Bei den Führungen durch die Festung und über die Insel mimen Schauspieler die Gefängniswärter, die im 18. Jh. die dunklen Verließe der Älvsborg bewachten. Die Kirche am höchsten Punkt der Insel ist ein beliebter Ort für Trauungen, das Restaurant hat einen guten Ruf. Ein Erlebnis ist bereits die 30-minütige Schiffsfahrt ab Lilla Bommen über die Trichtermündung des Göta älv(www.stromma.se).
Ein wunderschöner englischer Park (ganzjährig geöffnet), ein Café und Restaurant, der Kräutergarten und zahlreiche Spazierwege machen das Schloss Gunnebo von 1796 zum beliebten Ausflugsziel der Göteborger. Erbaut wurde es vom reichen Kaufmann John Häll – und zwar überwiegend aus dem Holz von Fichten und Kiefern. Der neoklassizistische Bau ist eines der prächtigsten Holzgebäude Schwedens. Er liegt 2 km östlich der Industriestadt Mölndal, die inzwischen mit Göteborg zusammengewachsen ist.
Führungen Mai – Mittsommer Sa./So. 12, 13 und 14, Mittsommer bis Mitte Aug. tgl. 12, 13 und 14 Uhr, sonst So. 12 und 13 Uhr
Eintritt: 100 SEK, Garten frei | www.gunneboslott.se
© Getty Images: Johan Klovsjö
Bauherr James Frederik Dickson, ein Göteborger Kaufmann, scheute keine Kosten, um sein Domizil mit allen damals machbaren technischen Raffinessen auszustatten, darunter ein Monstrum von Staubsauger, der älteste Schwedens, der heute im Wagenmuseum von Schloss Tjolöholm zu sehen ist. Dieses ist ein massiger, mittelalterlichen Vorbildern nachempfundener Bau aus rotem Granit, der 1898 – 1904 im englischen Tudorstil entstand. Am Fuß des Schlosshügels liegen neben dem Wagenmuseum auch noch ein Wirtschaftstrakt und das Storstugan-Restaurant im 1901 erbauten Haus der Gutsarbeiter. Spazierwege, ein Badeplatz und nostalgische Gästezimmer im einstigen Torhaus laden zum Verweilen ein (www.tjoloholm.se). Bei Kungsbacka gelegen, ist das Schloss über die E 6 (Ausfahrt Fjärås) zu erreichen, ein Abstecher, der sich allemal lohnt.
Führungen: Jan. – Mitte Mai und Sept. Sa., So. sowie 28. Mai – 31. Juni tgl. 11, 12, 14, 15, Juni – Mitte Aug. zusätzl. 13 und 16, Okt. – Nov. Sa., So. 12, 13.30, 15 Uhr | Eintritt: 120 SEK, Juni – Aug. 150 SEK www.tjoloholm.se
© Nowak, Christian
Die Geschichte von Schloss Nääs in Floda an der E 20 gen Norden reicht bis ins 16. Jh. zurück. 1872 gründete August Abrahamson, Großhändler aus Göteborg, hier eine berühmte Kunsthandwerkerschule, der auch Selma Lagerlöf in ihrem Roman »Die wunderbare Reise des Nils Holgersson mit den Wildgänsen« ein Kapitel widmete. Als Abrahamson 1898 kinderlos starb, vermachte er sein Schloss einer Stiftung, die seitdem die Tradition fortführt und bei Führungen die prunkvollen Schlossräume präsentiert. Die örtliche Baumwollspinnerei musste 1981 infolge der schwedischen Textilkrise ihre Tore schließen. Heute birgt der Backsteinbau am Sävelången-See eine preisgekrönte Nobelherberge (www.naasfabrikerhotell.se) mit vorzüglichem Restaurant und »Schönheitsfabrik« (www.skonhetsfabrik.se).
Führungen: Mai – Sept. Sa., So., Mitte Juni – Mitte Aug. tgl. 12, 13.30, 15 Uhr | Eintritt: 100 SEK | www.naas.se
Die südschwedische Textilstadt Borås erstreckt sich 62 km östlich von Göteborg zu beiden Seiten der Viskan. Größere Bedeutung als Handelsstadt gewann sie erst, als Eisenbahn und Textilmaschinen hier Einzug hielten. Am Stortorget steht das um 1910 erbaute, wuchtige Rathaus mit einem Glockenspiel, davor der Sjuhäradsbrunnen, den 1941 Nils Sjögren schuf. Weiter östlich folgt das Kulturhus mit dem Kunstmuseum und dem städtischen Theater. Das Kunstmuseum zeigt vorwiegend Werke moderner schwedischer Künstler, angegliedert ist die Galleri Minimus für Kinder.
Im westlichen Stadtteil Parkstaden, schon etwas außerhalb des Zentrums, liegt der Ramnapark mit dem Borås Museum, einem Freilichtmuseum mit historischen Holzhäusern und der um 1690 entstandenen Ramna-Kirche, deren Inneres mit Deckengemälden aus dem 18. Jh. geschmückt ist. Am Skaraborgsvägen 3A liegt das Textilmuseum, das nicht nur Spinn-, Zwirn- und Nähmaschinen zeigt, sondern auch Modegeschmäcke im Wandel der Zeit illustriert.
Kunstmuseum: Di., Mi., Fr. 12 – 17, Do bis 20, Sa., So. bis 16, Juni – Aug. Di. – So. 12 – 16 Uhr | Eintritt: 50 SEK, bis 25 J. frei
Borås Museum: 15. Mai – 24. Sept. Di. – So. 11 – 16 Uhr, 25. Sept. bis 14. Mai nur im Rahmen gebuchter Gruppenführungen | Eintritt frei
Textilmuseum: Juni – Aug. Di. – So. 12 – 16, Sept. – Mai Di., Mi., Fr. bis 17, Do. bis 19 Uhr | Eintritt: 50 SEK | www.textilmuseet.se
Folgt man von Borås nordwestlich der in Richtung Alingsås führenden Straße Nr. 180, erreicht man den Weiler Hedared, wo die einzige Stabkirche Schwedens steht. Der kleine, altersdunkle Holzbau inmitten eines Friedhofs birgt naive Malerei des 18. Jahrhunderts.
In Alingsås findet alljährlich von Ende September bis Anfang November Nordeuropas größtes Event für experimentelle Lichtinstallationen statt, das bis zu 80 000 Besucher anzieht. »Lights in Alingsås« ist die erste Adresse für europäische und internationale Lichtdesigner.
In reizender Lage am Ufer des Åsund-Sees steht Schloss Torpa aus dem 15. Jahrhundert. Der durch seine Schlichtheit beeindruckende Bau besitzt als einziges Schmuckelement ein Renaissanceportal. Umso prächtiger ist die Schlosskapelle mit barocker Ausstattung im Erdgeschoss. Der große Saal im ersten Stock ist fast lückenlos mit Grisaille-Malereien ausgestattet. Wildspezialitäten verkauft die Gårdsbutik, örtliches Kunsthandwerk gibt es in der Hantverkarna. Die Anfahrt erfolgt ab Borås über die Straße Nr. 27 in südöstlicher Richtung; der Abzweigung nach Länghem folgen.
Juni – Aug. tgl. 11 – 17, Mai und Sept. nur Sa./So. 11 – 17 Uhr
englischsprachige Führungen um 11 Uhr | Eintritt: 80 SEK
Landschaft: Gotland | Provinz: Gotland Län | Einwohnerzahl: 57 300
»Gotland ist die Insel der Götter«, sagen die Schweden und meinen damit das magische Licht, das allgegenwärtige Meer, die breiten Sandstrände, die einzigartige Natur und vor allem die herrliche Ruhe und Weite. Und natürlich die Tatsache, dass es nirgendwo in Schweden so warm ist wie auf Gotland.
Die Insel der Götter
Mit ihren skurrilen Kalksteinformationen, der südländisch anmutenden Flora, reichlich Sonnenschein und dem lebendigen Wikingererbe ist die größte Insel Schwedens eine kleine und obendrein vom Klima verwöhnte Welt für sich. Bis zu 2000 Stunden im Jahr lacht über Gotland die Sonne – so viel, dass auf Gotland neuerdings gar Wein angebaut wird. So ähnelt das Eiland mit seinen Kiefernwäldern, den gleißenden Stränden und dem türkisblauen Wasser ringsum tatsächlich mancherorts einer Mittelmeerinsel, das aber mit weniger Urlaubern. Denn Gotland ist zwar Top-Reiseziel der Schweden, blieb aber dennoch vom Massentourismus verschont.
Wahrzeichen der 3140 km² großen Kalksteininsel sind die bis zu 10 m hohen Raukar, im Laufe der Jahrtausende von Wind und Wetter bizarr geformte Säulen aus Kalkstein, in denen sich mit etwas Fantasie Gesichter und Tiere erkennen lassen. Die Fantasie regen auch die vielen Bild- und Runensteine, Steinhügelgräbern und Schiffssetzungen an, die Gotland zum Eldorado für Geschichts- und Archäologieinteressierte machen. Und Aktivurlauber werden die wunderbaren Möglichkeiten zum Radfahren zu schätzen wissen, dass dank wenig Autoverkehr, kaum Steigungen und vielen Campingplätzen auf Gotland ein wahres Vergnügen ist. Nur der Wind kann manchmal etwas stören.
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Zahlreiche historische Bauten weisen darauf hin, dass Gotland im Mittelalter ein bedeutender Handelsplatz war. Mit seiner Hauptstadt Visby war die Insel eine unentbehrliche Anlaufstation für Segelschiffe auf dem Weg durch die Ostsee ins Baltikum und über die Flüsse bis nach Russland und zurück. Bis zum Beginn des 12. Jh.s hatten die Inselbewohner selbst den Warenverkehr unter Kontrolle, doch mit wachsender Bedeutung wurde der Handel immer mehr von Russen und Deutschen beherrscht. 1161 erhielten die Gotländer eine Handelslizenz für die deutschen Länder, 1280 trat die Inselhauptstadt Visby der Hanse bei und schloss mit Lübeck ein Schutzbündnis gegen die Seeräuber.
Die strategisch wie ökonomisch vielversprechende Lage machte die Insel in der Folgezeit zumheftig umgekämpften Zankapfel der Mächtigen. 1361 eroberte der Dänenkönig Waldemar Atterdag Gotland. Vier Jahre später fiel es in die Hände von Piraten, die 1398 vom Deutschen Ritterorden wieder vertrieben wurden. Der Orden verkaufte seine Beute 1408 an Erik von Pommern, den Regenten der vereinigten skandinavischen Königreiche. Ab 1449 stand die Insel wieder unter dänischer Oberhoheit und kam erst 1645 im Frieden von Brömsebro wieder an Schweden. Noch zweimal stand Visby unter Fremdherrschaft: Von 1676 bis 1679 regierten die Dänen und 1808 für 23 Tage die Russen. Heute ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle.
Auf der Insel gibt es 93 Kirchen, allein 17 davon in Visby. Diese für die relativ kleine Bevölkerung erstaunliche Zahl ist ein Hinweis auf den Wohlstand, der zur Zeit ihrer Erbauung herrschte. Die mittelalterlichen Steinkirchen entstanden alle vom späten 12. Jh. bis ca. 1350. Viele sind mit kunstvollen Steinmetzarbeiten an Portalen und Giebelfriesen verziert. Die ersten gotländischen Kirchen wurden im romanischen Stil errichtet, später wurde im gotischen Stil mit Spitzbögen gebaut. Mit der Eroberung durch die Dänen 1361 war der Bauboom schlagartig zu Ende, Gotland verarmte. Nur das Innere der Kirchen wurde noch mit Wandmalereien verschönert.
Reichtum schafft Begehrlichkeiten. Als Hauptzentrum der Hanse in der Ostsee (12. – 14. Jh.) erlebte die Inselhauptstadt einen sagenhaften Boom. Damit es auch so bleiben würde, ließen die deutschen Kaufleute ab 1250 eine bis zu 12 m hohe Ringmauer mit über 50 Haupt- und Satteltürmen rings um Visby errichten. Mit dieser wollten sie sich gegen die Landbevölkerung abschotten, mit der die Stadt im Dauerstreit lag. Die Mauer nützte allerdings nicht viel: 1361 wurde Visby von Dänenkönig Waldemar IV. Atterdag erobert, 1394 fiel die Piratengruppe der Vitalienbrüder unter Klaus Störtebeker in der Inselhauptstadt ein. Sie verschanzten sich hinter den dicken Mauern und erlangten von Visby aus die Seeherrschaft in der Ostsee. Vier Jahre später wurden sie von einem Heer des Deutschen Ordens vertrieben. Als die Lübecker 1525 die Stadt überfielen, brannten sie den Ort nieder. Zahlreiche Steinhäuser blieben vor der Katastrophe verschont, von den einst 17 Kirchen sind mit einer Ausnahme nur Ruinen stehen geblieben. Deshalb, und weil viele Häuser mit Rosen bewachsen sind, wird die Inselhauptstadt auch »Stadt der Rosen und Ruinen genannt«. Dem Zahn der Zeit getrotzt hat indes die Kalksteinmauer, die Visby noch in ihrer vollen Länge von 3,5 km umgibt. Und nicht zuletzt wegen des historischen Stadtkerns mit 200 hübsch restaurierten mittelalterlichen Fachwerkhäusern hat die UNESCO Visbys Altstadt bereits 1995 auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt.
Mitten in Visby präsentiert das Geschichtsmuseum Gotlands Fornsal rund 8000 Jahre Inselgeschichte von der Frühzeit bis heute. Höhepunkt der Sammlung ist der Wikingerschatz, der vom 5. bis zum 11. Jh. geschaffene Runensteine und den »Spillingschatz«, den größte Silberschatz der Wikingerzeit, umfasst. Das dazugehörige Konstmuseet (Kunstmuseum) zeigt gotländische Kunst ab dem 19. Jh., der Schwerpunkt liegt auf zeitgenössischen Werken.
Neben dem Museumsgebäude steht das Liljehornska Hus, ein Speicherhaus aus dem 13. Jh., in dem heute das beliebte Restaurant Packhuskällaren untergebracht ist. Über den Packhusplan hinweg gelangt man zum Clematishus und zur Gamla Apotek, einem Staffelgiebelhaus, das eine Gold- und Silberschmiede beherbergt.
Gotlands Fornsal: Strandgatan 14 | tgl. 10 – 18 Uhr
Eintritt: Fornsalen 120 SEK, Kombiticket mit Konstmuseet 160 SEK
Konstmuseet: St. Hansgatan 21 | Eintritt 80 SEK | Internet s. oben
Die Lybska Gränd führt weiter zum Marktplatz Stora Torget. An dessen Südseite steht die Ruine der 1250 geweihten gotischen Kirche St. Karin (Katharinenkirche), die einst Teil eines Franziskanerklosters war. In den Häusern am Marktplatz geht es dank der vielen Kneipen und Restaurants lebhaft zu. Nördlich vom Marktplatz befinden sich an der St. Hansgatan die mittelalterlichen Ruinen der Kirchen Drotten und St. Lars, deren mächtige Türme einst der Verteidigung dienten.
Die Norra Kyrkogatan führt nördlich zur nahen Ruine der romanischen Helge Ands Kyrka (Heilig-Geist-Kirche) aus dem 13. Jahrhundert. Ihre Form, zweistöckig auf achteckigem Grundriss, ist für Skandinavien ungewöhnlich – hier werden deutsche Einflüsse deutlich. Östlich davon ragt der dreitürmige Sankta Maria Domkyrka (Dom St. Marien) auf, der ursprünglich Gotteshaus der deutschen Kaufleute war und 1225 geweiht wurde. Man hat ihn mehrmals umgebaut und zwischen 1899 und 1907 restauriert. Heute ist er die einzige Kirche in Visby, in der noch Gottesdienste abgehalten werden. Beachtung verdienen die in Lübeck aus Walnuss- und Ebenholz gearbeitete Barockkanzel von 1684 und ein Taufstein aus rotem Gotlandmarmor aus dem 13. Jahrhundert.
Durch eine Seitenstraße gelangt man von der Heilig-Geist-Kirche, vorbei an den Resten der St.-Gertrud-Kapelle, zur Ruine von St. Nicolai. Mit dem Bau der einstigen Dominikanerklosterkirche wurde um das Jahr 1230 begonnen, 1525 wurde auch sie von den Lübeckern zerstört. Heute dient sie im Sommer als Kulisse für sehr stimmungsvolle Singspiele (Infos und Karten bei der Touristeninformation).
Sehr schön ist ein halbstündiger Spaziergang durch die Norderport, vorbei an der Ruine der Kirche St. Göran aus dem 13. Jh. und hinauf auf den Galgenberg. Von dieser mittelalterlichen Hinrichtungsstätte stehen noch die drei Steinpfeiler des Galgens. Der Blick auf die Stadt und das Meer ist herrlich.
Von den Festlandshäfen Oskarshamn und Nynäshamn wird Gotland ganzjährig mit Autofähren in rund drei Stunden erreicht, vom 26. Juni bis 17. Aug. in gut zwei Stunden auch von Grankullavik auf Öland (www.destinationgotland.se). Von Stockholm-Bromma, Stockholm-Skavsta, Stockholm-Arlanda, Ängelholm, Göteborg, Sundsvall, Helsinki und Oslo fliegt der Billigcarrier Flygotland direkt nach Visby (www.flygotland.com).
Größtes Ereignis ist das alljährliche Mittelalterfest Anfang Aug. in Visby. Die Bewohner sind mittelalterlich gekleidet, die Straßen und Gassen mit Handwerkern, Händlern, Gauklern und Spielleuten bevölkert (www.medeltidsveckan.se).
Rund 800 km Küstenlinie hat Gotland: ein Paradies für Sportangler. Den Sport nach anerkannten ökologischen Standards zu betreiben, ermöglicht der schwedenweite Anbieter FishYourDream. Zur Unterbringung gibt es Kooperationen mit Hotels, aber auch Hütten mit Selbstversorgung; sogar rollende Saunawagen können gemietet werden. Wer Forellen im Wildwasser beobachten möchte, kann einen erfahrenen Guide für kleine Gruppen buchen.
Tel. 0733 76 18 97
Kleinen und großen Pferdefreunden bietet der Gervide Gård im Zentrum der Insel zünftige Westernatmosphäre mit Reitmöglichkeiten und einem Saloon. Man kann auch ein Ferienhaus mieten.
Dem Motto »Kulinariska Gotland« (Kulinarisches Gotland) haben sich acht preisgekrönte Restaurants verschrieben, zum Nachkochen gibt es auch ein Kochbuch (www.kulinariskagotland.com).
Eines der »Kulinariska«-Restaurants. In einem urigen Kellergewölbe aus dem Mittelalter serviert es Fisch- und Fleischgerichte, Fish & Chips und für Vegetarier Falafel.
Donners Plats 3, Visby
Tel. 0498 27 10 90
Erst lässt man sich Einheimisches und Internationales zu erschwinglichen Preisen schmecken, danach kann man an der Bar, im Jazz- und im Nachtclub den Abend ausklingen lassen. Als Liveacts treten vor allem gotländische Musiker auf.
In gotischen Kirchenruinen hat sich dieses lauschige Gartencafé eingenistet. Zwischen dem Gemäuer und Pflaumenbäumen stehen kleine Sitzgruppen.
St Hansplan 2, Visby
Tel. 0498 21 07 72
Hier wohnen Sie in stilvoll und modern eingerichteten Ein- und Mehr-Zimmer-Cottages mit allem Drum und Dran inmitten der herrlichen Natur von Kappelshamn, 37 km nordöstlich von Visby. Zum Strand sind es nur 300 m.
Anne und Stefan Lundgren Hangvar Flenvike, 62454 Lärbro/Kappelshamn
Tel. 0709 58 60 52
Das vorzügliche Designhotel vermietet individuell und edel eingerichtete Zimmer. Sein Restaurant befindet sich in einem alten Gebäude von 1880. Weinverkostungen.
Die Agentur vermittelt Privathäuser und »Bondestugor«, Freizeithäuser, die aus typisch gotländischen Materialien erbaut wurden.
Verlässt man Visby auf der Straße Nr. 149 durch die Norderport, zweigt nach 4 km westlich eine Straße zum Seebad Snäckgårdsbad ab. Nach 6 km wird der Krusmyntagården erreicht, in dem Hunderte verschiedener Heilpflanzen wachsen.
Ende Mai – 30. Juni tgl. 10 – 18, 1. Juli – 12. Aug. 10 – 20, 13. Aug. bis 3. Sept. 10 – 17 Uhr | Eintritt frei | www.krusmynta.se
An der Straße Nr. 149 folgt nach 4 km die Gemeinde Lummelunda mit einem erst vor wenigen Jahrzehnten entdeckten und erschlossenen Tropfsteinhöhlensystem. Neben regulären Führungen gibt es nach Voranmeldung auch abenteuerlichere Besichtigungen mit Helm und Grubenlampe.
6. – 22. Juni und 12. – 31. Aug. tgl. 10 – 16, 24. Juni – 9. Juli 10 – 17, 10. Juli – 11. Aug. 9 – 18, 1. – 30. Sept. 10 – 14 Uhr | Eintritt: 140 SEK www.lummelundagrottan.se
Weiter geht es zum Fischerhafen Lickershamn. Ein 600 m langer, schmaler Weg führt auf dem Klint entlang zum schönsten und mit 36 m größten Raukar, der »Jomfru« (Jungfrau).
Wählt man von Visby aus die ins Inselinnere führende Nr. 148, gelangt man in den kleinen Ort Bro. Die hiesige romanisch-gotische Kirche aus dem 13. Jh. zählt mit ihrer barocken Innenausstattung zu den schönsten Gotlands. An der Außenfassade der Kirche befinden sich Steine mit Tierdarstellungen und Symbolen, die von einer älteren Kirche stammen.
Ein bisschen können Ihre Knie schon schlottern, umso unvergesslicher ist aber der Moment, wenn Sie auf der 50 m senkrecht aus dem Meer ragenden Klippe Högklint weit übers Wasser schauen. Kommen Sie am besten in den Abendstunden – wenn der feuerrote Ball in der Ostsee versinkt, bietet der Himmel ein einmaliges Lichtspiel. Und im Norden glitzert die Inselhauptstadt Visby mit dem Hafen idyllisch in der Dämmerung.
Der alte »Thingplatz« (die Gerichts- und Versammlungsstätte) ist in Schweden besser bekannt als Geburtsort des Kanalbauers und Wissenschaftlers Christoffer Polhem (1661 – 1751), der die Rückseite der 500-Kronen-Banknote ziert. Sein Geburtshaus Polhemsgården am Stenkyrkavägen 4 ist heute ein kleines Heimatmuseum. Die Dorfkirche liefert mit ihren romanischen Portalen und Wandmalereien ein schönes Beispiel mittelalterlicher Kirchenkunst.
Am Binnensee Tingstädeträsk sind noch Pfähle der letzten Wasserburg der Wikinger erhalten.
Die Kirche von Lärbro, 25 km nordöstlich an der Landstraße Nr. 148 gelegen, besitzt einen einzigartigen achtkantigen Turm aus dem 14. Jh., Reste von Wandmalereien aus dem 13. Jh. und zahlreiche Skulpturen. Ein sehr beliebter Wanderweg führt von der Kirche zur Hangers Källa. Diese idyllische Quelle gilt als Jungbrunnen.
Von Lärbro geht es vorbei an der Kirche von Rute aus der Zeit um 1260 nach Bunge mit einer Wehrkirche des 14. Jh.s, deren Südportal reich geschmückt ist. Das Innere zieren sehr gut erhaltene Wandmalereien aus dem 14. Jh., die wahrscheinlich von einem Meister aus Böhmen stammen.
Das Bungemuseum ist eines der größten und ältesten Freilichtmuseen Schwedens. Drei Bauernhöfe aus dem 17. bis 19. Jh. geben Einblick in das ländliche Leben auf Gotland. Ausgestellt sind auch zwei große Runensteine.
Bungemuseum: Mitte Mai – Ende Juni, Mitte Aug. – Anf. Sept. tgl. 12 – 16, Juli – Mitte Aug. tgl. 11 – 18 Uhr | Eintritt: 100 SEK
Jenseits des Fårösund liegt die »Schafsinsel« (eine Autofähre setzt in sechs Minuten über). Das wenig überlaufene Eiland lockt im Nordosten mit reizenden Sandstränden wie Sudersandviken, Ekeviken und Norsta Auren. Die vielleicht schönsten Raukar Gotlands, von den Elementen geschaffene Steinstatuen, sind die Attraktionen im Nordwesten. Im Naturreservat Digerhuvud ragen auf 3,5 km² mehrere Hundert der verwitterten und bis zu 8 m hohen Kalktürme auf. An den Strand schließt sich ein karges Geröllsteinfeld an. Im weiter nördlich gelegenen Langhammars ragen weitere 50 Raukar auf.
Die Großartigkeit der Landschaft und das magische Licht der Insel haben auch den berühmtesten schwedischen Filmemacher inspiriert: Ingmar Bergman (1918 – 2007) drehte zahlreiche Filme auf der Insel, die er erstmals auf der Suche nach einem Drehort für den Film »Wie in einem Spiegel« besuchte. 1965 kehrte Bergman nach Fårö zurück, drehte dort »Persona«, baute sich eine Villa mit Meerblick und lebte hier bis 1976. Auf Fårö ist er auch gestorben, wo er auf dem Inselfriedhof bestattet wurde. Seit 2006 erinnert alljährlich Ende Juni/Anfang Juli die Bergmanveckan (Bergman-Woche) mit Seminaren, Ausstellungen, Filmvorführungen im Sudersand-Kino und Ausflügen zu Drehorten an die Filmlegende (www.bergmancenter.se/bergman).
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Wer noch einen Sprung weiter möchte, kann von Fårö aus zum 40 km nördlich gelegenen Inselchen Gotska Sandön übersetzen. Es ist als Nationalpark unter Schutz gestellt (www.gotskasandon.se). Der größte Teil der Insel besteht aus Sanddünen und Kiefernwäldern, am Boden wachsen Rentierflechten und Heidekraut. Einzige Übernachtungsmöglichkeiten sind der sehr einfach ausgestattete Zeltplatz und einige Hütten. Lebensmittel müssen mitgebracht werden. Die Fähre verkehrt von Ende Mai bis September, die Fährzeiten sind unter Tel. 0498 24 04 50 zu erfragen.
Das Valdemarskreuz steht südöstlich von Visby in den Ruinen von Kloster Solaberga und erinnert an ein dunkles Kapitel im Jahr 1361, als ein Bauernheer durch Dänenkönig Valdemar Atterdags Truppen vollkommen aufgerieben wurde. Damals hatten sich die Einwohner von Visby hinter ihren starken Mauern verschanzt, die Tore verrammelt und die kämpfenden Gotländer ihrem Schicksal überlassen.
Man verlässt Visby durch die Söderport und folgt der Straße Nr. 143 nach Roma. 2 km südöstlich des Orts ist die Ruine der romanischen Zisterzienserabtei Romakloster erhalten. Sie wurde 1164 gegründet und nach der Reformation zerstört (www.romakungsgard.se). In der Ruine werden im Sommer Shakespeare-Stücke aufgeführt.
Der Gutshof Roma Kungsgard beherbergt ein Kulturzentrum mit Kunstgalerie und ein Handelshaus für gotländisches Kunsthandwerk, Glasbläserei und Café.
Das knapp 7 km östlich von Roma gelegene Dalhem besitzt eine um 1250 erbaute Kirche mit sehenswerten Wand- und Glasmalereien. Im stillgelegten Bahnhof hat das Eisenbahnmuseum seinen Sitz. Im Sommer rattert eine 90 Jahre alte Dampflok mit nostalgischen Waggons ins 1,3 km entfernte Hesselby. An verkehrsfreien Tagen kann man zwischen 11 und 15 Uhr auch eine Draisine mieten und auf eigene Faust losfahren. Im Eisenbahncafé wird u. a. selbst gebackenes Brot angeboten.
Juni So. und Juli – Mitte Aug. tgl. 11 – 16 Uhr | Fahrpreis: 120 SEK www.gotlandstaget.se
Rund 4 km südwestlich von Visby liegt eine Attraktion für Lindgren-Fans: Die Villa Villekulla wurde als Villa Kunterbunt in den Pippi-Langstrumpf-Filmen bekannt. Sie ist das Glanzlicht des Kneippbyn-Vergnügungsparks mit Shows, Wasserland und Fahrgeschäften.
Nochmals 4 km weiter erhebt sich der Högklint (Magischer Moment), eine 45 m hohe Klippe, von der man eine weite Sicht auf das Meer und Visby hat.
Vergnügungspark: Juni tgl. 10 – 17, Juli/Aug. bis 18 Uhr
Eintritt: je nach Saison 280 – 325 SEK | www.kneippbyn.se
Wer sich für Oldtimer begeistert, wird im Veteranbilmuseum fündig: Von Rolls Royce bis zum Traktor werden aus der Zeit von 1910 bis zu den 1970er-Jahren Fahrzeuge aller Art ausgestellt; eine Gokart-Bahn sorgt für Abwechslung.
Sommersaison tgl. 11 – 20 Uhr | Eintritt: 50 SEK, Gokart à ca.
5 Min. Fahrt: 50 SEK | www.bilmuseum.se
In der mittelalterlichen Dorfkirche von Tofta wurde jüngst eine Ringhaube aus dem 12. Jh. mit vollständig erhaltenen Lederriemen entdeckt, ein sensationeller Fund. An den feinen Sandstränden in der Bucht von Tofta tummeln sich im Sommer die Badegäste. Das nachgebaute Wikingerdorf lädt ein, wie zu Wikingerzeiten zu weben, zu spinnen, Bogen zu schießen oder eine Axt zu werfen.
Ganz und gar modern geht es hingegen am ersten Novemberwochenende zu, wenn in Tofta die Motoren dröhnen: Seit 1984 ist das Dorf Schauplatz der größten Enduroveranstaltung der Welt, des Gotland Grand National mit jährlich rund 2500 Teilnehmern (www.ggn.se).
Wikingerdorf: Mai – Sept. Mo. – Sa. 11 – 17 Uhr | Eintritt: 120 SEK www.vikingatider.se
© huber-images: Hans Peter Huber
Der Hafenort schrieb Geschichte: 1361 ging hier der machthungrige Dänenkönig Valdemar Atterdag an Land, schlug das in Eile einberufene gotländische Bauernheer vernichtend und eroberte Visby.
Die Herzen von Hobbyornithologen werden auf Stora Karlsö schneller schlagen: Über 250 Vogelarten leben auf dem kleinen Eiland, darunter Tordalke, Pilgrimsfalken, Eiderenten und Lummen. Zahlreiche Raukar und Grotten prägen die Landschaft. Die größte Höhle, Stora Förvar, war in der Steinzeit Wohnstätte. Stora Karlsö, das von Klintehamn von Personenfähren angesteuert wird, und die nur von Schafen bevölkerte Nachbarinsel Lilla Karlsö stehen unter Naturschutz. Auf Lilla Karlsö kann man im Juli dreistündige Touren auf einem Naturlehrpfad buchen. Und eine winzige Jugendherberge auf Stora Karlsö bietet Platz für Übernachtungen (keine Verpflegung, Informationen unter Tel. 0498 24 11 39).
Unterhalb der Kirche von Fröjel, 7 km südlich an der Küstenstraße Nr. 140, gab es einst einen Wikingerhafen. Daran erinnert heute Ganarve, eine 29 m lange und 5 m breite Schiffsetzung der Bronzezeit, die aus aufgestellten Steinen den Rumpf nachzeichnet.
Nur wenige Kilometer südlich von Fröjel führt eine Küstenstraße um das Kap Hamarrud zum Naturreservat Ekstakusten: Windzerzauste Krüppelkiefern und Kieselstrände, gesäumt von bunten Blumenwiesen und in der warmen Sonne duftenden Kräutern, und herrliche Aussichten auf die Vogelinseln Lilla und Stora Karlsö machen diesen Abstecher zum Erlebnis.
20 km südlich von Fröjel an der Küstenstraße Nr. 140 entführt ein typischer weißer gotländischer Bauernhof ins Landleben von einst: Petes Museigård bei Hablingbro.
Mitte Juni – Mitte Aug. 11 – 17 Uhr | Eintritt: 50 SEK
Reben mitten auf einer Ostsee-Insel? Manch Urlauber meint seinen Augen nicht zu trauen, doch seit 2002 hat sogar der Weinbau Einzug auf Gotland gehalten: Die Rondo-, Phoenix- und Solaristrauben, die an der sonnenverwöhnten Südspitze wachsen, werden auf dem Gute Vingard in Hablingbro von Weinpionier Lauri Pappinen zu bestem Rotwein gekeltert, der vor Ort auch verkostet werden kann (www.gutevin.se). Angeboten werden auf dem wohl nördlichsten Weingebiet Europas auch u. a. Chutneys, Marmelade, Kräuter und Senf.
Burgsvik am Südrand der gleichnamigen Bucht ist Hafen- und Badeort. 2 km östlich erhebt sich die Kirche von Öja mit einem Triumphkreuz aus dem 13. Jh. und mittelalterlichen Wandmalereien.
Ab Burgsvik führt die Straße Nr. 142 weiter zur Südspitze von Gotland. Im Museigård Bottarve, seit 1920 Museum, versorgen Mägde und Knechte in zeitgenössischer Kleidung die Tiere, backen und brauen. Kunstausstellungen, Lesungen, Konzerte und andere Events prägen das Sommerprogramm.
Wildromantisch endet Gotland in seinem äußersten Süden: Grotten, Felsplateaus und Raukar wie die Hoburgsgubben, eine Kalksteinsäule mit Trollgesicht, prägen die Südspitze. Auf ihrer 37 m hohen Anhöhe wirft ein Leuchtturm sein Licht über die See.
Zurück gen Norden geht es mitten durch die karge Klintlandschaft unmittelbar die Küste entlang zum Naturschutzgebiet Holmhällar, das ebenfalls bizarre Steingebilde birgt. Vor der Küste liegt die winzige Insel Heligholmen mit einer sagenumwobenen Silbergrotte. Mit Wellness am Meer, auf Wunsch unter freiem Himmel, lockt das 2009 ganz in der Nähe eröffnete Spa Suderhälsan (www.suderhalsan.com).
Museigård Bottarve: 2. Juni – 3. Sept. tgl. 11 – 17 Uhr
Eintritt: 40 SEK | www.bottarve.se
Hinter Hemse, einem einst bedeutenden Handelsort mit hübscher romanischer Kirche aus der Zeit um 1200 (Wandmalereien aus 14. /15. Jh.), erreicht die Straße Nr. 142 die malerische Landschaft Lojstahajd, Heimat der halbzahmen Gotland-Ponys. Die vom Wasser umgebene mittelalterliche Verteidigungsanlage Lojsta Slott wird mit den Vitalienbrüdern in Verbindung gebracht: Klaus Störtebekers Mannen sollen hier einst gegen den Deutschen Ritterorden gekämpft haben. Die 1000-jährige Eiche von Lojsta ist der älteste Baum der Insel. Ebenfalls ein Inselrekord: Ganz in der Nähe von Lojsta befindet sich mit 83 m der höchste Punkt Gotlands.
Gourmets aufgepasst! Gotland hält einen kulinarischen Schatz bereit, den man nicht unbedingt auf einer Ostsee-Insel erwarten würde: Ende der 1990er-Jahre entdeckte man hier »tuber uncinatum« , den aromatischen schwarzen Burgunder-Trüffel, mit dem der Boden von Gotland geradezu gespickt ist. Er wird von italienischen Trüffelhunden aufgespürt und für rund 500 € pro Kilogramm verkauft! Gotlands tryffel (www.gotlandstryffel.se) im Badeort Ljugarn an der gotländischen Südostküste organisiert Trüffelsafaris zusammen mit dem Hotel Smakrike, das auch Trüffelmenüs serviert (www.tryffelsafari.se).
Gut 2,5 km nordöstlich von Ljugarn erstrecken sich die Raukarfelder von Folhammar. Etwas nördlich von hier gelangt man dann zur Torsburg aus dem 5. Jh.: Die größte prähistorische Befestigungsanlage Nordeuropas zieht sich um einen steil abfallenden Kalkhügel. An der Südseite gibt es eine 1,5 km lange und 4 bis 7 m hohe Mauer mit Aussichtsturm.
Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind
Nanu! Fast schon wähnt man sich auf der Osterinsel und nicht auf Gotland. Die 10 m hohen Kalksteinsäulen, Raukar genannt, erinnern tatsächlich an die berühmten Skulpturen im Pazifik …
»Sommarlund« heißt die Veranstaltungsreihe, mit der Lund Tanz, Musik, Film, Literatur, Theater u. v. m. eine Bühne bietet. Fast alle Veranstaltungen sind kostenlos.
Wer hätte das gedacht? Da steht eine gigantische Picasso-Skulptur mitten in einem Park des südschwedischen Provinzstädtchens Halmstad. Der Künstler schenkte sie der Stadt und diese der Allgemeinheit.
Berührungsängste darf man nicht haben, wenn man sich im August unter die insgesamt 1,5 Mio. Besucher des Malmöfestivals mischt. Ein ausgelassenes Fest mit Konzerten, Theater und Kunst und viel Speis und Trank.
Tante-Emma-Läden, Handwerksbetriebe und Kunstgewerbeateliers aus der Zeit von 1700 bis 1920 – in Gamla Linköping werden Sie in längst vergangene Zeiten katapultiert.
Stockholmer Studenten nehmen Sie immer freitags um 11.30 Uhr mit auf einen Streifzug durch ihre Stadt. Los geht’s an der U-Bahn-Station T-Centralen. Die Tour ist umsonst, ein Trinkgeld gern gesehen.
Landschaft: Halland | Provinz: Halland Län | Einwohnerzahl: 58 000
Höhe: Meereshöhe
Halmstad hat viele Gesichter. Schwedische Golfhauptstadt, Kunststadt und Badewanne Schwedens – so lauten denn auch die Beinamen der südschwedischen Provinzhauptstadt. Das passt! Rund um den Küstenort an der weiten Laholm-Bucht gibt es zwölf Golfplätze, jede Menge lange Sandstrände und Kunst in allen Facetten. Selbst Picasso hat hier seine Spuren hinterlassen.
Ferienparadies am Kattegat
Sand, so weit das Auge reicht! Südlich und nördlich von Halmstad erstrecken sich kilometerlange und von Dünen gesäumte Strände, die im Sommer von Badeurlaubern mit ihren bunten Sonnenschirmen bevölkert werden, in der Nebensaison aber auch viele einsame Flecken für ausgedehnte Spaziergänge bieten. Vom atlantischen Golfstrom verwöhnt, herrscht hier ein angenehm mildes, fast mediterranes Klima. Ein Grund, weshalb viele Schweden ein Sommerhaus in der Region besitzen.
Wer lieber den Sand meiden und den Golfschläger schwingen will, kann an insgesamt 183 Löchern sein Handicap verbessern. U. a. ist die Region Heimat des wohl schönsten Golfplatzes Schwedens – da gilt es, sich beim Abschlag nicht von der herrlichen Aussicht über das Kattegat ablenken zu lassen.
Für Kunstbegeisterte gibt es schließlich zahlreiche Sehenswürdigkeiten, ist doch die Stadt gespickt mit viel Kunst. Das vielleicht herausragendste Kunstwerk – und das im doppelten Wortsinn – ist der »Kvinnohuvud«, eine 15 m hohe Skulptur eines Frauenkopfes, die Pablo Picasso 1972 der Stadt spendete.
Am Dünenstrand von Tylösand versteckt sich der angesagteste Nachtclub der schwedischen Westküste: Leifs Lounge, betrieben von Per Gessle, seit den 1980er-Jahren Songwriter und Sänger des legendären Pop-Duos Roxette, das 2009 sein Comeback feierte und 2010 auf der Hochzeit von Kronprinzessin Victoria sang. Gessle ist außerdem Frontmann der populären Band »Gyllene Tider«.
Das schicke Restaurant mit Backsteinwänden ist auf Steaks spezialisiert, es stehen aber auch andere Gerichte auf der Karte. Erlesene, mehrfach preisgekrönte Küche mit lokalen Zutaten aus Öko-Anbau, umfangreiche Weinkarte.
Der Name ist Programm: Christer und Margareta Lagnell servieren Lachs, geräuchert in allen erdenklichen Variationen. Selbstbedienung oder À-la-carte-Restaurant. Es gibt auch ein Delikatessengeschäft (tgl. 10 – 19 Uhr).
Heberg, an der E 6 zwischen Halmstad und Falkenberg
Tel. 0346 5 11 10
www.laxbutiken.se
Leckere Käsehörnchen und Waffeln sind ein guter Grund, in Lizzies Café in Holm einzukehren. Ein weiterer Grund ist aber auch die kleine Galerie eine Treppe höher mit Kunst und Kunsthandwerk einheimischer Künstler.
Holm (5 km nördl. von Halmstad)
Tel. 035 3 81 18
Mai – Aug. Di. – So. 13 – 18 Uhr sonst nach Absprache
Das große und luxuriöse Wellnesshotel mit sagenhaftem Spa liegt traumhaft schön an einem der besten Strände Hallands.
Konferenz- und Wildnishotel am Fuß der Hügellandschaft Hallandsås. Im Speisesaal in der alten Jagdvilla wird köstliche Bioküche mit Blick auf den Wald serviert.
Die Provinzhauptstadt Halmstad wurde an der Mündung des Flusses Nissan ins Kattegat erbaut. Einst gehörte Halmstad zu Dänemark. Da Halland eine Grenzprovinz war und es immer wieder Konflikte mit den Schweden gab, ließ Dänenkönig Christian IV. Halmstad Ende des 16. Jh.s befestigen und zu Beginn des 17. Jh.s einen Schutzwall aus Erde und Steinen errichten. Nachdem im August 1619 ein Feuer fast den gesamten Ort zerstört hatte, wurde er unter Christian IV. als Renaissancestadt mit geraden Straßen wieder aufgebaut. Einige Fachwerkhäuser in der Storgatan stammen noch aus dieser Zeit. Auch der Stadtteil westlich vom Stortorg zeigt zum Großteil noch die Bebauung aus dem 17. und 18. Jahrhundert. 1645 wurde Halmstad schwedisch.
Laufstege für Beachboys und -girls in den neusten Kreationen internationaler Modemacher, aber auch sonnige Bade- und Picknickplätze für Familien. Die kilometerlangen Sandstrände rund um Halmstadt bieten für Urlauber jeglicher Couleur das Passende. Rund 8 km trennen Halmstad vom mondänsten Strand der »schwedischen Riviera«, dem dünengesäumten Tylösand (Abb >>>). Das nordische St. Tropez ist Tummelplatz von Prominenten, die hier ihre Sommervillen haben. So überrascht es nicht, dass Tylösand auch Heimat des exklusivsten Golfclubs in Südschweden ist, des Halmstad Golf Clubs mit zwei Weltklasseplätzen im Norden und Süden (www.hgk.se).
Der Tylösandsvägen führt zum Äventyrsland, in dem Plastikdinos, Karussells und Rutschbahnen sowie 80 Modelle schwedischer Sehenswürdigkeiten im Maßstab 1 : 25 warten. Zwischen Vergnügungspark und Stadt verkehrt ein lustiges Bimmelbähnchen.
Etwas mehr Platz hat man auf der Landzunge in Frösakull oder Ringenäs an Stränden. Auch zwischen Vilshärad und Haverdal lässt es sich gut baden. Wer es noch ruhiger mag, sollte nach Lynga gehen, wo ein Fußweg durch ein Naturschutzgebiet zum Wasser führt.
Auch Richtung Süden gibt es mehrere Strände wie den Östra-Strand, gut 5 km von Halmstads Zentrum entfernt. Der Mellbystrand an der Laholm-Bucht ist mit 12 km der längste Sandstrand Schwedens. Die leicht geschwungene Bucht ist im Sommer ein einziges Badeparadies, das auch bei Surfern sehr beliebt ist.
Äventyrsland: Anf. Juni – Ende Aug. tgl. 10 – 18 Uhr
Tagesticket 125 SEK | www.aventyrslandet.se
… ist der weite Marktplatz. 1926 erhielt er seine große Brunnenskulptur »Europa mit dem Stier« von Carl Milles. An der südlichen Ecke beeindruckt das Rathaus, ein 1938 errichteter Klinkerbau mit Glockenspiel. Das stattliche Fachwerkhaus Tre Hjärtan (Drei Herzen) rechts daneben stammt aus dem 15. Jh. und ist das älteste erhaltene Gebäude der Stadt. Auch in der Kyrkogatan stehen gut restaurierte Fachwerkhäuser. Die Nikolaikirche aus dem 14. Jh. am Südrand des Marktplatzes ist ein dreischiffiger Backsteinbau, in dem die modernen Glasfenster von Erik Olson und Einar Forseth sowie der Taufstein und die Kanzel von 1634 einen Blick verdienen.
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Südlich der Slottsgatan erhebt sich das im 17. Jh. erbaute Schloss, heute die Residenz des Landeshauptmanns und daher nicht zu besichtigen. Vor dem Schloss der Nissan-Brücke dümpelt die 1897 vom Stapel gelaufene Dreimastbark »Najaden«; wer will, kann für einen Rundgang an Bord des Segelschulschiffs gehen. Am jenseitigen Ufer befindet sich ein kleiner Park mit der Bronzeskulptur »Laxen går upp« (Aufsteigender Lachs, 1958) von Walter Bengtsson und Pablo Picassos Betonplastik »Kvinnohuvud« (Frauenkopf).
Der Prins Bertils Stig führt vom Schloss als rund 18 km langer Wanderweg vorbei am Strand von Tylösand zum Möllegårds-Naturreservat.
Vom Stora Torget bummelt man durch die von stattlichen Häusern gesäumte Storgatan zur Norre Port von 1605. Jenseits des Stadttors breitet sich der weitläufige Norre Katts Park aus. An dessen Nordende wird das Hallands Konstmuseum derzeit komplett umgebaut. Wenn es wieder eröffnet hat, zeigt es Sammlungen zur Seefahrt und modernen Kunst, u. a. Arbeiten von Olle Bærtling (1891 – 1981) als Vertreter der konkreten Kunst und vom Surrealisten Gösta Adrian-Nilsson (1884 – 1965), der seine Gemälde stets mit GAN signierte.
Am nördlichen Stadtrand, an der dicht von Birken bestandenen Flanke des Galgenbergs (Galgbjerget; mit Aussichtsturm), kann man im Hallandsgården historische Holzhäuser aus der Region, eine alte Windmühle, Flachsanbau und einen Kräutergarten besichtigen.
Juni – Mitte Aug. tgl. 11 – 17 Uhr | Eintritt frei
In Halmstad arbeitete in den 1930-Jahren eine Gruppe surrealistischer Künstler, der so bekannte Maler wie Axel Olson und Erik Olson angehörten. Eines ihrer bekanntesten Werke, »Picassostatyn«, steht am Ufer der Nissan.
Einen Überblick über das Schaffen der Halmstad-Gruppe gibt der 4 km südwestlich gelegene Künstlerhof Mjellby mit Skizzen, Entwürfen und Skulpturen. Regelmäßig wechselnde Ausstellungen zeigen Werke zeitgenössischer Künstler.
Mo. – Fr. 12 – 17, Sa./So. 11 – 17, 1. Juli – 13. Aug. 11 – 17 Uhr
Eintritt: 80 SEK | www.mjellbykonstmuseum.se
Knapp 30 km südöstlich von Halmstad liegt Laholm, in dessen verwinkelten Gassen vorbildlich renovierte alte Häuser erhalten sind. Nicht umsonst schmücken drei Lachse das Stadtwappen, denn der Lagan, der durch die Stadt fließt, ist einer der besten Lachsflüsse Schwedens – in guten Jahren ziehen Angler bis zu 2000 Lachse aus dem Wasser.
Ein Teil des Hallands Konstmuseum ist das Teckningsmuseum, das einzige Museum Skandinaviens, das sich ganz der Kunst des Zeichnens widmet.
Sankt Knuts gränd 1 | Mi. – So. 12. – 16, Anf. Juli – Mitte Aug. bis
17 Uhr | Eintritt: frei (im Sommer) | www.teckningsmuseet.se
Südlich von Laholm erhebt sich der Höhenzug Hallandsåsen. Hier befindet sich Schwedens südlichstes Skigebiet mit Blick aufs Meer. Zwar sind die Verhältnisse nicht alpin, doch den Schwung von 145 m Höhenunterschied kann man immerhin auf 1260 Pistenmetern auskosten. Die Skigebiete am Hallandsåsen werden von Malmö und Helsingborg auf der E 6 Richtung Göteborg erreicht, Abfahrt Östra Karup.
Landschaft: Skåne (Schonen) | Provinz: Skåne Län
Einwohnerzahl: 130 600 | Höhe: Meereshöhe
Zum Greifen nah liegt an der schmalsten Stelle des Öresund das dänische Festland, vom Kärnan reicht der Blick nach Helsingør auf der anderen Seite der Meerenge. Doch warum in die Ferne schweifen? Zu Füßen des wuchtigen Turmes ist es ein Leichtes, sich in der charmanten kleinen Altstadt mit ihren hervorragenden Restaurants und zahlreichen Kneipen zu verlieren. Und Helsingborgs vielfältiges Musikangebot und drei Seebadehäuser lassen auch sonst keine Langeweile aufkommen.
Schwedens Tor zum Kontinent
Noch bevor die Fähre aus dem dänischen Helsingør am Hafen von Helsingborg ankommt, ist auf einem Felsen über der Altstadt das Wahrzeichen der Stadt zu sehen: der viereckige Festungsturm Kärnan. Überbleibsel aus jener Zeit, als Helsingborg aufgrund seiner strategischen Lage an der schmalsten Stelle des Öresunds heiß umkämpft war. Ursprünglich dänisch, wurde die Stadt mal von den Schweden, mal von den Dänen erobert, bis sie 1710 endgültig an Schweden fiel.
Während heute die beiden Nachbarn längst freundschaftlich miteinander verbunden sind und Schweden wie Dänen in rund 20 Minuten auf die andere Seite der Meerenge hüpfen, zeugt der 35 m hohe Kärnan von kriegerischeren Zeiten. Als die dänische Festung, deren Teil er war, von den Schweden zerstört wurde, blieb der Turm als Seezeichen stehen. 170 Stufen geht es über eine schmale Wendeltreppe hinauf zur Spitze des Turms. Wer den mühsamen Treppenaufstieg auf sich nimmt, wird mit einem grandiosen Blick über Helsingborg, den Öresund und das gegenüberliegende „Hamlet-Schloss“ Kronoberg in Helsingør belohnt. Der ideale Ausgangspunkt für eine Stadttour, um sich eine Übersicht über die Stadt zu verschaffen!
Das repräsentative Zentrum Helsingsborgs bilden zwei Plätze, der Hafen- und der Alte Platz. An der Nordseite des inneren Hafens steht am Hamntorget das Seefahrtsmonument, eine Merkur-Plastik von Carl Milles auf hoher Säule, daneben ein Denkmal, das an die Ankunft des französischen Marschalls Jean Baptiste Bernadotte nach seiner Ernennung zum schwedischen König Karl XIV. Johann im Jahr 1810 erinnert.
Dahinter erstreckt sich der Stortorget, der zugleich als Marktplatz dient. Beste Adresse im Ort ist das hier beheimatete Hotel Mollberg >>>, das vermutlich älteste Hotel Schwedens, das 1814 neu erbaut wurde. An der Kreuzung mit der Strandgatan erhebt sich das neugotische Rathaus, ein mächtiger roter Klinkerbau mit Türmchen, Zinnen und einem 65 m hohen Turm aus dem Jahr 1897. Im Innern erzählen farbige Glasfenster Episoden aus der Stadtgeschichte. Davor grüßt eine Reiterstatue von Feldmarschall Magnus Stenbock (1665 – 1717), der 1710 in der Schlacht bei Helsingborg den endgültigen Sieg der Schweden über die Dänen errang.
Magisch zieht er in der Flucht der beiden Plätze die Blicke an. Über dem weiten Stortorget ragt das wuchtige Wahrzeichen der Stadt auf: der Kärnan (sprich »tchärnan«), ein 35 m hoher, vierkantiger Backsteinturm. Vom Platz führt seit 1903 eine von zwei Türmen flankierte Freitreppe hinauf zur König-Oskar-II.-Terrasse, wo sich der alte Verteidigungsturm mit seinen bis zu 4,50 m dicken Mauern erhebt. Um 1400 bildete er den Mittelpunkt einer von Valdemar Atterdag in Auftrag gegebenen Festung, die 1680 zerstört wurde. Im Turm zeigt ein kleines Museum ein Modell der einstigen Burg. Von der Plattform reicht der Blick über die Stadt bis zum Sund nach Dänemark.
April, Mai, Sept. tgl. 9 – 16, Sa., So. 11 – 16, Juni – Aug. tgl. 10 – 18 Uhr Eintritt: 50 SEK
Hinter dem Rathaus beginnt die größtenteils autofreie Altstadt mit repräsentativen Jugendstil- und Fachwerkhäusern. An der Norra Storgatan Nr. 21 steht das gut restaurierte Jakob Hansens Hus von 1641, auf dem kleinen Platz davor erinnert seit 1927 ein Brunnendenkmal an den dänischen Astronomen Tycho Brahe (1546 bis 1601). Auf der anderen Seite des Stortorget steht die im 13. Jh. gotisch errichtete und im 15. Jh. umgebaute Sankta Maria Kyrka (Marienkirche).
Mitte Juni – Mitte Aug. Mo. – Fr. 8 – 18, Sa., So. 9 – 18, sonst Mo. – Fr. 8 – 16, Sa., So. ab 9 Uhr | www.svenskakyrkan.se
Strahlend weiß und mit markant geschwungenem Dach erhebt sich das 2002 errichtete Kulturhaus, um das herum ein komplett neuer, architektonisch durchaus sehenswerter Stadtteil direkt am Wasser entstanden ist. Der preisgekrönte Bau am Ufer des Öresund wurde vom dänischen Architekten Kim Utzorn entworfen, die Finanzierung übernahm die Henry-Dunker-Stiftung, deren Kapital aus dem Nachlass des ehemaligen Direktors der Helsingborger Gummifabrik stammt. Henry Dunker (1870 – 1962) war einer der reichsten Männer Schwedens und starb kinderlos. Das Gebäude wird für Wechselausstellungen, Musik- und Theatervorführungen genutzt. Quiche, Entrecôte und Fisch stehen auf der Speisekarte von Dunker Bar & Matsalar.
Di. – Fr. 10 – 18, Do. bis 20, Sa./So. 10 – 17 Uhr | Eintritt: 70 SEK www.dunkerskulturhus.se
In der herrlichen Parkanlage des Freilichtmuseums Fredriksdal begeben sich die Besucher auf eine spannende Zeitreise. Neben dem klassizistischen Haupthaus Fredriksdals Herregård von 1787 stehen mehrere altschonische Bauernhäuser, historische Gebäude mit Friseursalon, Zahnarztpraxis, Uhrmacherwerkstatt und Krämerladen sowie ein Druckereimuseum. Zu den Höhepunkten im Advent gehört »Jul på Fredriksdal«; Kunsthandwerker aus Skåne bewerben sich Jahre im Voraus, um hier ihre Werke auszustellen. Entsprechend exquisit ist das Angebot. Man erreicht das Museum über die Stenbocksgatan, die die Innenstadt im Osten begrenzt.
Mai – Ende Aug. tgl. 10 – 18, April, Sept. – Dez. tgl. 16 Uhr
Eintritt: 70 SEK | www.fredriksdal.se
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Rund um die Uhr pendeln im 20- bis 40-Minuten-Takt die Fähren über den Öresund ins dänische Helsingør; www.scandlines.se.
Das Angebot in Helsingborg ist in erster Linie auf Kurzurlauber aus Dänemark abgestimmt. Die größte Shoppingmeile führt von der Kullagatan, der ersten Fußgängerzone Skandinaviens, südwärts. Lifestyle-Geschäfte wie »trettan« gibt es in der Bruksgatan, einen exotischen Markt am Gustav Adolf Torg. Etwas außerhalb lockt das Väla, mit 180 Geschäften eine der größten Malls Skandinaviens (www.vala.com). Exquisites Kunsthandwerk von schonischen Designern gibt es bei Karla konsthantverk (Bruksgatan 15, www.karlakonsthantverk.se).
Edles Restaurant mit französischem Touch; die Küche von Karl Bengtsson gehört laut schwedischer Gourmetbibel »White Guide« zu Skånes Top Ten.
Schlemmen mit Blick auf Dänemark. Das ausgezeichnete Seafood-Restaurant liegt direkt am Wasser. Die hohen Glasfenster vom Boden bis zur Decke bieten auch bei Regen einen herrlichen Blick über den Öresund.
Die Fischgerichte sind großartig, Gleiches gilt für den Blick zum dänischen Hamletschloss Kronborg.
Im wohl ältesten Hotel Schwedens – es besteht seit Anfang des 14. Jh.s – entspannen Sie im Spa mit Blick auf die Marienkirche. Die Kaffeemarke »Mollbergs Blend« ist ein Aushängeschild.
Wohlfühloase in Hafennähe: In den wunderschönen Zimmern des im Herbst 2015 eröffneten Hotels fühlt man sich sofort wie zu Hause. Ein Highlight ist das Frühstücksbuffet mit riesiger Auswahl an Brot und Brötchen, frisch gepresstem Orangensaft, leckerem Espresso und reichlich Obst. Und abends könnte man in dem gemütlichen Restaurant mit außergewöhnlichen Kronleuchtern, großen Holztischen und Fenstern vom Boden bis zur Decke ewig verweilen.
Rund 4 km südlich vom Zentrum liefern die Mineralquellen von Ramlösa Brunn ein im ganzen Land geschätztes Tafelwasser, das auch Mikael Blomquist, der Held aus Stieg Larssons »Millennium-Trilogie«, ständig trinkt, Beweis für eine gute Marketingstrategie. Der 1993 im Brunnspark eröffnete Wasserpavillon führt die über 300-jährige Kurtradition fort. An die Blütezeit im 19. Jh. erinnern das Brunnenlazarett von 1836, die ehemalige Brunnenverwaltung »Brunskontoret« von 1829 und das 1882 eröffnete Brunnenhotel, Schwedens größtes Holzhaus.
Erbaut wurde Schloss Sofiero, 5 km nördlich von Helsingborg, 1864 vom späteren König Oskar II. als Sommerresidenz für seine Frau Sofia. 1905 schenkte es der König seinem Enkel Prinz Gustav Adolf zur Hochzeit, dieser vermachte es 1973 der Stadt Helsingborg. Feinschmecker lieben das Sofiero Palace Restaurant im ersten Stock (www.sofieroslottsrestaurang.se). Die gepflegte Parkanlage mit uralten Bäumen und Themengärten (u. a. Kräuter, Duftpflanzen) wurde 2010 zum »besten Park Europas« gewählt. Die Zucht der berühmten Rhododendren lag König Gustav VI. besonders am Herzen.
Mitte April – Dez. tgl. 10 – 18 Uhr, Schloss und Ausstellungen Mitte Sept. – Dez. geschl. | Eintritt: 100 SEK | www.sofiero.se
Der Landborgen, ein fossiles Kliff, entstand vor 4000 bis 7000 Jahren, als der Meeresspiegel bis zu 30 m höher war als heute. Der zwischen 8 und 40 m hohe Felsbogen zieht sich über fast 9 km am Öresund entlang. Die oberhalb der Felskante verlaufende Landsborgpromenade führt vom Pålsjö Skog, einem idyllischen Wald beim Schloss von Pålsjö nördlich von Helsingborg, bis zum Naturschutzgebiet Rååns Dalgång im Süden der Stadt. An der Wanderstrecke liegt mit der Raus Kyrka die älteste Kirche von Helsingborg: Ihre Geschichte reicht bis ins 12. Jh. zurück.
Landschaft: Småland | Provinz: Kalmar Län | Einwohnerzahl: 63 100
Höhe: Meereshöhe
Idyllisch und friedlich liegt es auf einer kleinen Insel im nach ihm benannten Slottsfjärden, rot leuchten seine mächtigen Mauern im Licht der tief stehenden Sommersonne Skandinaviens. Dabei stehen das großartige Renaissance-Schloss Kalmar wie auch das aufwendig restaurierte Wrack der »Kronan« für eine oft auch wenig friedliche Vergangenheit, in der Schweden und Dänemark um die Vorherrschaft kämpften. Heute sind sie Symbole einer äußerst geschichtsträchtigen Stadt, die als Schauplatz bedeutsamer Ereignisse jedes schwedische Schulkind kennt.
Geschichtsträchtiges Städtchen
Den größten Auftritt in der Geschichte Skandinaviens hatte Kalmar am 17. Juni 1397. Abgesandte Dänemarks, Norwegens und Schwedens unterzeichneten den Vertrag zur Kalmarer Union, die fortan unter Vorherrschaft der dänischen Krone stand. Das skandinavische Großreich war das Werk der »Dänenkönigin« Margarethe I. (1353 – 1412), die eigentlich nie gekrönt wurde, aber ab 1375, nach dem Tod ihres Vaters Waldemar IV. Atterdag, den Titel einer Königin von Schweden trug. 126 Jahre hatte die Union Bestand, bis Gustav Wasa 1523 gegen die Dänen aufbegehrte.
Das mittelalterliche Kalmar, das direkt vor dem Schloss lag, brannte 1647 fast vollständig nieder. Die Stadt wurde auf der Insel Kvarnholmen neu aufgebaut und zwar als Barockstädtchen mit rasterförmig angelegten Straßen. Begeistert waren die Kalmarer über den neuen Standort nicht, und viele siedelten nur unter Zwang auf die Insel über. Die neue »alte« Stadt punktet mit bildhübschen Häusern aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert. In der abgebrannten Altstadt stehen heute farbenfrohe Sommerhäuser. Und unmittelbar nördlich des Zentrums führt eine Brücke hinüber zur beliebten Ferieninsel Öland >>>.
Wichtigste Einkaufsmeile ist die Kaggensgatan. Neben dem Jachthafen liegt das Einkaufszentrum Baronen.
Abenteuerwochenenden für kleine Gruppen in der Umgebung von Kalmar mit Kajak- und Mountainbiketour, Wanderung und Hochseilbahn organisiert an einigen Terminen im Sommer Vilse Äventyr (Tel. 0480 36 39 30, 0470 34 83 40; Anfrage per E-Mail: info@vilse.com). Geschlafen wird im Zelt, gekocht wird gemeinsam. Die notwendige Ausrüstung stellt der Veranstalter.
Stilvoll eingerichtetes Restaurant mit vielfältigem Angebot auf der Karte. Tipp: Mo. – Fr. gibt es von 11 – 14 Uhr (Sa. 12 – 14 Uhr) besonders günstiges Mittagessen vom Grill.
Fisch-, Fleisch-, Gemüse- oder Pastagerichte, Pizza und Vegetarisches – die »Grüne Hütte« serviert ab 17 Uhr leckere europäische Gerichte in stilvollem Ambiente zu fairen Preisen.
Gemütliche Schenke im Gewölbekeller eines der ältesten Steinhäuser der Stadt. Passend dazu gibt es ein Menü aus dem Jahr 1660.
Stilecht! Die meisten Zimmer haben antikes Mobiliar und Kristallkronleuchter, wie es sich eben für ein »Schlosshotel« gehört. Es liegt praktisch beim Schloss und Park.
Das heimelige B & B ist in der von Kapitän Isaksson 1912 erbauten Villa untergebracht. Göta-Kanal-Kapitän Håkansson und seine Frau haben die drei Zimmer mit viel Liebe zum Detail stilsicher eingerichtet.
Auf der winzigen Leuchtturminsel im Kalmarsund, 15 Schiffsminuten vor Bergkvara entfernt, wähnt man sich auf einer einsamen Insel. Das ehemalige Haus des Leuchtturmwärters wurde in ein ungewöhnliches B & B mit hübschen Zimmern verwandelt. Den Rundum-Seeblick gibt es gratis dazu.
Mittelalterliche Ursprünge, 24 Belagerungen, ein Dasein als Schnapsbrennerei und Gefängnis – Kalmars von Wassergräben umgebenes Schloss hat so manche Geschichte zu erzählen. Die ersten Teile des fünftürmigen Baus sind bereits gegen Ende des 11. Jh.s entstanden. Von 1307 bis zum Beginn des Kriegs gegen Dänemark 1611 trotzte die Festung immer wieder feindlichen Truppen. Ihr heutiges Aussehen mit den wuchtigen Ecktürmen erhielt sie im 16. Jh., als die Wasakönige Gustav, Erik XIV. und Johan III. die mittelalterliche Burg zu einem Renaissancepalast umbauten. Nach 1677 verfiel das Schloss zusehends, das lange Zeit zweckentfremdet wurde, bis man es Mitte des 19. Jh.s. Stück für Stück restaurierte.
Höhepunkt der Schlossbesichtigung ist das Gemach König Eriks, das reich mit exzellenter Intarsienvertäfelung und zahlreichen Wandgemälden ausgeschmückt ist. Eindrucksvoll sind auch der Goldene Saal mit seiner geschnitzten Kassettendecke und der Grüne Saal. Im Südflügel befindet sich die Schlosskirche von 1569, deren Wände lückenlos mit ornamentaler Malerei und Bibelsprüchen bedeckt sind. Ende Juli/Anfang August begeistern die Kalmarer Renaissancetage mit Markt und Ritterspielen.
Jan. – April, Okt., Nov. Sa., So. 10 – 16, Mai, Juni, Sept. tgl. 10 – 16, 24. Juni – Anf. Aug. 10 – 18, restl. Aug. bis 17 Uhr | Eintritt: im Sommer 135 SEK, sonst 100 SEK | www.kalmarslott.se
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Am weiten Marktplatz Stortorget fallen der Barockdom und das Barockrathaus auf, beide in der zweiten Hälfte des 17. Jh.s nach Plänen von Nicodemus Tessin d. Ä. errichtet. Der Dom ist eines der wenigen unveränderten Gebäude aus Schwedens Großmachtzeit. Die Kreuzkirche mit vier Ecktürmen wirkt mit ihrer streng klassizistischen, zweistöckigen Fassade eher wie ein Palast. Der prachtvolle Barockaltar wurde 1704 von Nikodemus Tessin d. J. entworfen und zeigt den dreieinigen Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Auch einige Abschnitte der alten Stadtmauer sind erhalten geblieben. Im Bereich zwischen Stortorget und dem »Kavaljeren« genannten südlichen Stadttor verläuft die Södra Långgatan. An ihr steht das Haus des Bürgermeisters Rosenlund (Nr. 40), das älteste Steinhaus auf Kvarnholmen. Ebenfalls in dieser Straße zeigt das Sjöfartsmuseum Schiffsmodelle, Navigationsinstrumente und eine Ausstellung zur Seefahrtsgeschichte.
Südlich vom Stortorget gruppieren sich um den Lillatorget der alte Bischofshof, der Bürgermeisterhof und die Provinzverwaltung. Die vom Stortorget nach Südwesten verlaufende Storgatan führt zum Larmtorget, auf dem ein Brunnendenkmal von 1928 an Gustav Wasa erinnert, der am 31. Mai 1520 südwestlich von Kalmar bei Stensö landete. An der Westseite des Larmtorget ziert eine Neorenaissancefassade das Theater von 1863.
Sjöfartsmuseum: Mitte Juni – Mitte Sept. tgl. 11 – 16, sonst So. 12 – 16 Uhr | Eintritt: 50 SEK | www.kalmarsjofartsmuseum.se
Ein gesunkenes Kriegsschiff und sein Goldschatz stellen die spannende Hauptattraktion des Provinzmuseums östlich vom Stortorget dar: 1679 sank vor Kalmar die »Kronan« (dt.: Krone), eines der größten Segelschiffe des 17. Jh.s, doch erst 300 Jahre nach ihrem tragischen Untergang entdeckte Anders Franzén, der schon die »Vasa« im Hafen von Stockholm >>> gehoben hatte, das Schiffswrack in 27 m Tiefe. Mehr als 20 000 Gegenstände wurden seither aus der »Kronan« geborgen. Einen Teil zeigt das Museum, darunter Kanonen, kunstvoll gefertigte Musikinstrumente, Schmuck, Kleidung und persönliche Gegenstände der Besatzung und die 1982 geborgenen 255 Golddukaten, der größte Schatzfund in Schweden. In Sahlins Conditori, einem stimmungsvollen Café, kann man bei Kaffee und selbst gebackenem Kuchen die Vergangenheit wieder aufleben lassen.
Juni – Aug. tgl. 10 – 17, sonst Mo. – Fr. 10 – 16, Sa., So. ab 11 Uhr
Eintritt: 100 SEK | www.kalmarlansmuseum.se
Das Kunstmuseum im streng-klaren Kubus von Bolle Tham und Martin Videgård Hansson im Stadtpark zeigt schwedische Kunstwerke des 19. und 20. Jahrhunderts. Neben Werken von Siri Derkert, Per Ekström, Axel Kargel, Carl Larsson, Evert Lundquist, Arthur Percy und Anders Zorn ist auch kontinentaleuropäische Kunst bis zur Gegenwart vertreten. Die Design-Galerie dokumentiert anschaulich die Geschichte des schwedischen Designs vom 20. Jh. bis heute.
Im Sommer tgl. 11 – 17, sonst Di. – So. 12 – 17, Mi. bis 19 Uhr | Eintritt: 50 SEK, freitags freier Eintritt | www.kalmarkonstmuseum.se
Nur rund 200 m trennen das gut erhaltene und komplett eingerichtete Haus im Krusentiernska Gården aus dem 19. Jh. vom Schloss. Im Sommer gibt es Führungen durch das Anwesen, den Garten kann man auch auf eigene Faust besichtigen oder im Café einkehren.
Garten: Mai – Sept. Mo. – Fr. 11 – 18, Sa., So. 12 – 17 Uhr, Museum: nur im Rahmen von Führungen 2. Mai – 30. Sept. 12, 13 und 14 Uhr Eintritt Museum: 40 SEK | www.krusenstiernskagarden.se
Stensö 3 km südlich vom Zentrum ist mit Freibad und Trimm-dich-Pfad, Minigolf und abwechslungsreicher Natur ein beliebtes Ausflugsziel. An der Spitze von Stensö markiert der Wasastein die Stelle, an der Gustav Wasa nach seiner Flucht aus Lübeck 1520 an Land ging.
siehe >>>
Landschaft: Blekinge | Provinz: Blekinge Län | Einwohnerzahl: 64 200
Höhe: Meereshöhe
Schwedens Zeit als europäische Großmacht ist zwar längst vorbei, Karlskrona ist jedoch der Ort, an dem die ruhmreiche Vergangenheit des Landes noch mit Händen zu greifen ist. Einst befand sich hier der Heimathafen der schwedischen Kriegsmarine und in den Werften wurden die Kriegsschiffe auf Kiel gelegt. Grund genug, hinaus in die Schären zu fahren, zumal Karlskrona auch damit wirbt, »Sveriges Soligaste Stad – Schwedens sonnigste Stadt« zu sein.
33 Schären, eine Stadt
Noch heute merkt man der Stadt auf Schritt und Tritt an, dass sie Marinestützpunkt und Sitz der Marineakademie ist. Fesche Matrosen und Seeoffiziere in ihren Uniformen prägen Schwedens einzige Barockstadt, die sich zudem landschaftlich äußerst reizvoll auf 33 Schäreninseln verteilt. Insel-Hopping ist ein Leichtes, verbinden doch etliche Brücken die großen und winzigen Eilande. Da stellt sich im Handumdrehen maritimes Flair ein!
Hauptattraktion Karlskronas ist denn auch der 300 Jahre alte Marinehafen auf der Hauptinsel Trossö. Mit seinen gut erhaltenen Werften und Verteidigungsanlagen gehört er zum Weltkulturerbe der UNESCO. Bei Touren über das Werftgelände werden die Teilnehmer in den gigantischen Holzschuppen geführt, in dem einst Hunderte von Arbeitern mit Kanonen bestückte Schiffe bauten. Noch heute ist die Werft mit über 1000 Arbeitnehmern der größte Arbeitgeber Karlskronas. In Hallen abseits des Besucherareals entstehen hypermoderne Korvetten und U-Boote, die bei UN-Missionen zum Einsatz kommen.
Karlskrona wurde 1679 von Karl XI. als Flottenhauptquartier angelegt, da die schwedische Marine im Kampf um die Vorherrschaft in der Ostsee dringend einen eisfreien Hafen benötigte. Im 18. Jh. wuchs der Stützpunkt zu einer der bedeutendsten Städte Schwedens heran, wurde aber 1790 durch einen verheerenden Brand weitgehend zerstört. Während des Kalten Krieges bestand die Mission darin, im Fall der Fälle eine Großinvasion der Russen über die Ostsee zu stoppen.
Hier trifft sich die Jugend der Stadt zum Essen, Trinken und Musikhören. Oft geben regionale Bands Einblicke in das aktuelle schwedische Musikgeschehen.
Traditionsreiches Bäckerei-Café mit unwiderstehlichem Kuchen – im Sommer schmeckt er draußen am kleinen Springbrunnen.
Norra Kungsgatan 3
Tel. 0455 31 32 32
Mit seiner Glasfassade ist das Hotel im Herzen von Karlskrona ein Wahrzeichen der Stadt. Die Tapeten in den Zimmern beschreiben die Geschichte Karlskronas und zeigen das Konterfei des Stadtgründers Karl XI. In den hellen, individuell ausgestatteten Zimmern fühlt man sich so richtig heimelig. Das große Frühstück, Nachmittagssnack und Abendessen sind inklusive. Wunderschöner Innenhof mit Garten.
Charmante Nobelherberge aus der Zeit um 1900 im Herzen der Stadt. Feinschmeckerbistro, mehr als 200 Whiskysorten im Fox & Anchor Pub und Abtanzen im Statt Nightclub.
Der Stortorget, monumentaler Hauptplatz der Stadt, liegt auf Trossö. In der Mitte grüßt die Statue des Stadtgründers Karl XI. Begrenzt wird der Platz von der 1802 vollendeten Trefaldighetskyrkan (Dreifaltigkeitskirche) mit mächtiger Kuppel und von der barocken Fredrikskyrka (Frederikskirche) von 1744, beide von Nicodemus Tessin d. J., dem bedeutendsten schwedischen Architekten um 1700, entworfen. Repräsentativ wirkt auch das Rathaus aus dem 18. Jahrhundert. Am Fischmarkt zeigt das Blekinge Museum kulturhistorische Exponate.
Weiter östlich, am Rand des Marinestützpunkts, steht die dunkelrote Admiralitetskyrka (Admiralitätskirche) von 1685. Interessant ist ihr hoher Zentralraum mit offener Balkenkonstruktion und die in Blau und Grau gehaltene Kuppel. Vor der Kirche steht der »Alte Rosenbohm«, eine originelle, oft fotografierte Holzfigur, die aus Selma Lagerlöfs Buch »Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen« bekannt ist. Nach einer Legende erfror der arme ehemalige Gefreite Matts Rosenbohm in der Neujahrsnacht 1717 vor der Admiralitätskirche. Er wurde am Morgen mit ausgestreckter Hand, den Hut tief über die Ohren gezogen und mit dem Bettlersack auf dem Rücken gefunden. Im Gedenken an ihn hat die Holzfigur einen Hut, den man hochhebt, um eine Münze in die Armenbüchse zu werfen.
Blekinge Museum: Juni – Aug. tgl. 10 – 18, sonst Di. – So. 11 – 17, Mi. bis 19 Uhr | Eintritt: im Sommer 80 SEK | www.blekingemuseum.se
Das Marinemuseum existiert bereits seit 1752 – das erklärt die umfangreiche Sammlung, die ihresgleichen sucht. Auch architektonisch wurde auf der Insel Stumholmen ein außergewöhnlicher Akzent gesetzt: Das 140 m lange, moderne Hauptgebäude ruht teilweise auf Pfählen im Wasser. In diesem Bau ist sogar Platz für die Rekonstruktion des Kanonendecks der »Dristigheten« im Maßstab 1 : 1. Auf dem Deck geht es turbulent zu, denn es werden Szenen einer Seeschlacht dargestellt. Darüber hinaus zeigt das Museum Waffen und nautisches Gerät, viele Schiffsmodelle, Navigations- und Kommunikationstechnik sowie eine fantastische Sammlung von Gallionsfiguren. Ein Höhepunkt ist die U-Boot-Halle mit dem ersten schwedischen U-Boot aus dem Jahr 1904 sowie dem Neptun aus der Zeit des Kalten Krieges. Ein verglaster Unterwassertunnel gewährt einen Blick auf den Grund der Ostsee und ein Wrack aus dem 18. Jahrhundert.
Jan. – April, Okt. – Dez. Di. – So. 10 – 16, Juni – Aug. tgl. 10 – 18 Uhr Eintritt frei | www.marinmuseum.se
Ein Schärengürtel südlich von Karlskrona riegelte den Marinestützpunkt ab. An dessen südlicher Einfahrt liegt mittendrin ein Inselchen von großer strategischer Bedeutung. Auf ihm thront das Kungsholm-Fort, Teil der alten Befestigungen, deren Anfänge bis ins Jahr 1680 zurückgehen. Da das Fort immer noch vom Militär genutzt wird, ist eine Besichtigung nur im Rahmen von Führungen möglich. Bei der 10-Uhr-Tour darf werktags im Fort ein selbst mitgebrachtes Mittagspicknick verzehrt werden.
Start am Fisktorg, Mai – Sept. Di., Sa., So., Juni – Aug. tgl.
Personalausweis erforderlich, Buchung im Touristenbüro
Eintritt: 230 SEK | www.visitkarlskrona.se
Erst 1658 kam die historische Provinz Blekinge zu Schweden, vorher gehörte sie zum dänischen Königreich. Blekinge ist nur rund 100 km lang und erstreckt sich von Sölvesborg mit der Halbinsel Listerland bis Kristianopel. Trotz ihrer für schwedische Verhältnisse bescheidenen Größe ist sie landschaftlich abwechslungsreich, wobei die Spuren der letzten Eiszeit noch deutlich auszumachen sind.
Vor der Küste entpuppt sich das Blekinge-Archipel in der Hanö-Bucht als unbekannte Perle. Das Archipel ist ein Postkartenidyll und Seglerparadies mit winzigen Inselchen, kahlen Felsen, stillen Buchten, teils auch bewohnten größeren Inseln wie der Wassersportinsel Tjärö mit Kro, Sauna und schönen Liegeplätzen vor Anker, an Felshaken oder Anlegestegen. Die Insel Aspö mit besuchenswerter Festung ausgenommen, die man vom Fährhafen Handelshamnen ansteuert, sind alle großen Schäreninseln über Autobrücken zu erreichen. Der westliche Schärengarten wird mit Linienbooten von Karlshamn erschlossen, die die Inseln Tärnö, Joggesö, Tjärö und Guövik ansteuern. Ausflüge in die östlichen Schären unternimmt man am besten mit den Booten, die vom Fisktorg in Karlskrona starten.
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Eine 1705 entdeckte eisenhaltige Quelle machte im 19. Jh. aus dem verschlafenen Dorf Ronneby einen gefragten Kurort. Die Heiligkreuzkirche stammt aus dem 11. Jh., bei Renovierungsarbeiten wurden Wandgemälde aus dem 15./16. Jh. freigelegt. Ein makabres Andenken ist eine Tür mit Axthieben. Sie erinnert an die Zeit, als Ronneby noch unter dänischer Herrschaft stand und schwedische Eroberer 1564 ein Blutbad unter den in die Kirche geflüchteten Einwohnern anrichteten. Der benachbarte Stadtteil Bergslagen besticht durch farbenfrohe Häuser und das Heimatmuseum Möllebackgården.
In dem 10 km² großen Wildreservat Eriksberg, auf halber Strecke zwischen Ronneby und Karlshamn gelegen, kann man Damhirsche, Wildschweine, Mufflons, Wisente und Steinadler beobachten. Auf dem 400 Jahre alten Gutshof gibt es ein Café, ein Museum und einen Laden mit hauseigenen Wildspezialitäten.
Noch keinen Elch gesehen? Dann sind Sie ca. 30 km nördlich von Ronneby richtig: Die Farm Räntemåla Gård öffnet von Mitte Juni bis Mitte August täglich um 15.45 Uhr die Tore für Besucher, die Fütterung der Tiere findet um 16 Uhr statt.
Wildreservat Eriksberg: Anf. Juni – Ende Aug. 12 – 19 Uhr
Eintritt: 130 SEK | www.eriksberg.nu
Räntemåla Gård: Eintritt: 80 SEK | www.rantemala.nu
Von Karlshamn aus stachen im 19. Jh. zahlreiche schwedische Auswanderer in See, auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft in Amerika. Das Emigrantendenkmal im Hamnpark erinnert an diese Zeit. Im Juli findet das Ostseefestival, ein großes, mehrtägiges Volksfest mit Musik und Tanz statt. In der Altstadt stehen Holzhäuser aus dem 17. und 18. Jh., darunter das 1682 als Rathaus errichtete Asschierska Huset und der Skottsbergska Gården, ein gut erhaltener Kaufmannshof. An der Drottninggatan birgt das Kulturkvarter eine historische Druckerei und die Kunsthalle. Hier hat auch das Punschmuseum seinen Sitz. Es bewahrt die originalen Produktionsräume der wilden Zeiten auf, als Karlshamn noch eine Schnapsbrennermetropole war und viel Geld mit »Carlshamns Flaggpunsch« verdient wurde.
An mehr als 100 verschiedenen Stationen des Entdeckerzentrums Kreativum, das in der ehemaligen Baumwollspinnerei Strömma untergebracht ist, können Jung und Alt Naturwissenschaften und Technik spielerisch erleben. Wem das nicht genügt, der kann im »Kreanova« vorbeischauen, Südschwedens einzigem Mega-Dome-Kino.
Punschmuseum: Juni – Aug. Di. – So. 13 – 17, sonst Mo. – Fr. 13 – 16 Uhr
Eintritt: 20 SEK | www.karlshamnsmuseum.se
Kreativum: Mitte Juni – Mitte Aug. tgl. 10 – 17, sonst Fr. – So. 11 bis 16 Uhr | Eintritt: 160 SEK | www.kreativum.se
Sölvesborg, an der Grenze nach Skåne gelegen, mag die kleinste Stadt in Blekinge sein, in puncto Freizeitwert kommt es jedoch ganz groß heraus . Die östlich angrenzende Halbinsel Listerland mit malerischen Fischerdörfern und Badeplätzen wie Sandviken und Hällevik ist größtenteils topfeben und daher ein perfektes Ziel für Radfahrer. Wanderer können hingegen Blekinge auf dem rund 240 km langen Blekingeleden erkunden, der in 15 Etappen von Sölvesborg nach Kristianopel führt. Und zur sagenumwobenen Insel Hanö schippert ab Nogersund eine Fähre.
Sölvesborg selbst hat sich mit schmalen Straßen und kleinen Häusern seinen altertümlichen Charme bewahrt. Alljährlich Anfang Juni ist es Austragungsort des Sweden Rock Festival, bei dem schon so legendäre Gruppen wie ZZ Top, Kiss, AC/DC oder Motörhead aufgetreten sind (www.swedenrock.com). Sehenswert sind auch die Stadtkirche St. Nicolai mit ihrer Backsteingotik aus dem 14. Jh. und Kalkmalereien des 15. Jh.s, der runenbedeckte Stentoftesten und die Ruine des Schlosses, auf dem sich 1402 die dänische Königin Margarete I. und König Erik von Pommern getroffen hatten.
Landschaft: Skåne (Schonen) | Provinz: Skåne Län
Einwohnerzahl: 80 000 | Höhe: Meereshöhe
Dass die nach einem Dänenkönig benannte Stadt die erste in Skandinavien war, die gemäß den Idealen der Renaissance angelegt wurde, daran erinnert vor allem die außergewöhnliche Dreifaltigkeitskirche. Sie ist nicht nur eine der größten Renaissancekirchen Nordeuropas, sondern sicher auch eine der schönsten. Ein einmaliges Naturspektakel bietet hingegen das nahe Wasserreich, das Hobbyornithologen besonders im Frühjahr in seinen Bann zieht.
Reißbrett-Stadt
Als Skåne noch Zankapfel zwischen den Dänen und Schweden war und Kristianstad noch Vä hieß, brannten schwedische Truppen den Ort 1612 während des Kalmarkriegs nieder. Dänenkönig Christian IV. ließ daraufhin eine neue Stadt mit Lineal und Zirkel am Reißbrett entwerfen. Eine Festungsanlage gegen die Schweden sollte sie werden, mit gezackt verlaufenden Festungswällen und einem großen Paradeplatz (Stora Torg). Die rechtwinklig angeordneten Straßen mit ihrem rechteckigen Umriss gehen auf seinen Wunsch zurück. Der Name der Stadt ebenso. Als Skåne mit dem Frieden von Roskilde 1658 an Schweden abgetreten werden musste, verlor Kristianstad seine Bedeutung als dänische Grenzbefestigung und gewann als Handelsstadt an Einfluss. Heute ist der Ort beliebte Einkaufsstadt für die umliegende Region.
Am Marktplatz schmückt das 1891 erbaute Rathaus in der mittleren Giebelwand eine Statue Christians IV. Auch das Freimaurerhaus und das Bürgermeisterhaus, das 1640 gebaut wurde und um 1800 seine jetzige Gestalt erhielt, verdienen Beachtung. Das Stora Kronohus, ein weißer Empirebau aus dem 19. Jh., einst Remise für die Pferde Christians IV., dient seit 1957 als Regionalmuseum, zu dem auch ein Zentrum für zeitgenössische Kunst gehört.
Regionalmuseum: Juni – Aug. tgl. 11 – 17, sonst Di. – Fr. 12 – 17,
Sa., So. 11 – 16 Uhr | Eintritt frei | www.regionmuseet.se
1910 schrieb Kristianstad Filmgeschichte. Im Filmatelier an der Östra Storgatan 53 wurde der erste schwedische Film »Järnbäranen« gedreht. Heute befindet sich in den Räumen von Schwedens erstem Filmstudio ein Filmmuseum mit alten Kameras und historischen Stummfilmen.
Ende Juni – Aug. Mo. – Fr. und So. 12 – 17 Uhr, sonst nur So.
Eintritt frei | www.regionmuseet.se
Im Südbahnhof an der Västra Storgatan 74 ist das Eisenbahnmuseum zu Hause. Schmuckstück der Sammlung ist die Lok S81646. Sie schnauft mehrmals im Jahr auf den alten Schienen der bis 1960 aktiven Bäderbahn nach Åhus.
Mitte Juni – Mitte Aug. tgl. 12 – 17 Uhr | Eintritt frei
Gegenüber vom Bahnhof steht die 1617 – 1628 errichtete dreischiffige Dreifaltigkeitskirche, eine der größten Renaissancekirchen Nordeuropas. Achtkantige Granitpfeiler tragen das Hauptschiff, Renaissancealtar und -kanzel sind aus Marmor, und in den Wänden und im Fußboden sind gut erhaltene Grabplatten eingefügt.
Jenseits der Bahngleise säumt der Tivolipark den Helge-Fluss. In der weitläufigen, von einem dänischen Gartenarchitekten gestalteten Anlage gibt es ein Jugendstiltheater von 1906, Spielplätze, exotische Bäume, Vogelteiche und ein kleines Café.
Die Kristianstadstage, ein zehntägiges Volksfest, werden im Juli gefeiert. Im Herbst dreht sich alles um den Aal.
Belohnen Sie sich mal wieder selbst mit einem Essen in außergewöhnlicher Atmosphäre. Hier speisen Sie in einem urigen Gewölbekeller aus dem 17. Jahrhundert. Serviert werden Fisch-, Fleisch und vegetarische Gerichte sowie Tapas.
Es muss ja nicht immer schwedisch sein! Hier gibt es in skandinavischem Ambiente leckere Pizza und Pasta, auf Wunsch auch mit laktosefreiem Käse.
Västra Storgatan 39
Tel. 044 20 97 20
http://lafinestra.se
Wunderschön gelegenes, ruhiges Anwesen am Westufer des Sees Råbellövssjö, rund 15 km nordöstlich von Kristianstad. Champagner und Trüffln gehören zum Sieben-Gänge-Dinner.
Helmershusvägen 218
Tel. 044 9 31 18, 15 Z.
www.gardshotell.com
Es ist ein unvergesslicher Anblick, wenn die majestätischen Kraniche im Frühjahr zu Tausenden ins »Wasserreich Kristianstad« zurückkehren. Aber auch sonst kommen Vogel- und Tierbeobachter auf ihre Kosten. Mit Feldstechern und Teleobjektiven bewaffnet, legen sie sich auf die Lauer und halten nach Seeadlern, Wildgänsen, Störchen und anderen Tieren Ausschau. Das Ramsargebiet rund um den kleinen Fluss Helgeån mit Seen, Altwässern und Strandwiesen ist ein wichtiges Refugium, in dem allein 22 Spezies leben, die von der Weltnaturschutzunion IUCN auf der Roten Liste der bedrohten Arten geführt werden. Nicht zuletzt deswegen hat die UNESCO 2005 das Gebiet zum Biosphärenreservat ernannt. Es liegt nur 300 m vom Bahnhof Kristianstad entfernt.
Damit man die Tiere beobachten kann, ohne sie zu stören, wurde das Wasserreich zu einem Ökomuseum mit 20 Besuchsplätzen, befestigten Pfaden und Beobachtungstürmen umgestaltet. Das auf Pfählen stehende Besucherzentrum Naturum informiert über die Gegend und deren besonderen Bewohner. Hier beginnt auch die Linnérundan, ein 7 km langer, teilweise mit Stegen befestigter Wanderweg, benannt nach Carl von Linné, der sich 1749 hier aufhielt.
Naturens Bästa und Landskapet JO bieten von Mai bis September Bootsfahrten, Naturführungen, Adler- und Angelsafaris durch das Wasserreich an.
Naturum: April – Sept. tgl. 11 – 17, Okt. – März Di. – So. 11 – 16 Uhr
Bootsfahrten, Führungen: www.flodbaten.se | www.landskapet.se
© Lookphotos: Olaf Meinhardt
Rund 25 km nordwestlich von Kristianstad (Straße Nr. 21) wurde bei Ignaberga jahrhundertelang unterirdisch Kalkstein abgebaut. Davon zeugen die Tykarpsgrotten, ein 20 000 m² großes Höhlenlabyrinth in 10 bis 12 m Tiefe. Eine warme Jacke ist geboten, denn in der Grotte herrschen das ganze Jahr hindurch nur 8 °C.
Mitte Juni – 20. Aug. tgl. 10 – 16, 21. Aug. – 1. Okt. Sa./So. 10.30 – 15.30 Uhr | Eintritt: 120 SEK | www.tykarpsgrottan.net.
Ein Abstecher führt 40 km westlich von Kristianstad bei Hässleholm zum Hovdala-Schloss am Finja-See. 1678 wurden Teile des Schlosses von Freiheitskämpfern, den »Schnapphähnen«, niedergebrannt. Später ließ es Jens Mikkelsen wieder aufbauen. Man kann sich im Schlosscafé einen Picknickkorb für den Park richten lassen.
Mai – Sept. Di. – So. 11 – 17 Uhr, Park ganzjährig
Die Holzspielzeuge von BRIO sind ein Klassiker. Gegründet wurde das Unternehmen von den drei Söhnen des Spankorbmachers Ivar Bengtsson aus Osby. 1930 brannten sie zum ersten Mal in einen kleinen Holzlastwagen ihr rasch weltbekanntes Markenzeichen ein: Bröderna Ivarsson, Osby (Gebrüder Ivarsson, Osby), kurz BRIO. Seit 1950 begeistert die BRIO-Bahn Kinder in aller Welt.
Die Entwicklung von Spielzeug im Laufe der Jahrhunderte präsentiert das BRIO Lekoseum am Firmensitz. Hier dürfen Besucher nicht nur schauen, sondern auch spielen: mit Puppenhäusern und Eisenbahnen, alten Brettspielen, aber auch Computer-Games. Ein Highlight ist für viele der Barbie-Saal mit Barbies ab den 1960er-Jahren.
Mitte Feb. – Mitte Juni sowie 24. Aug. – 30. Dez. Do./Fr. 12 – 17, Sa./So. 11 – 15, 26. Juni – 20. Aug. tgl. 10 – 16 Uhr | Eintritt: 70 SEK www.lekoseum.se
Knapp 20 km auf der Landstraße Nr. 118 trennen Kristianstad von dem Küstenstädtchen Åhus mit hübschen Häuschen und schmalen, gewundenen Gassen. Im Sommer tummeln sich hinter den Dünen an den kilometerlangen Sandstränden die Badegäste. Auf dem traditionsreichen 36-Loch-Golfplatz treffen sich Golfer aus aller Welt.
Seit mehr als 100 Jahren ist Åhus die Heimat des Absolut Vodka. Etwa eine halbe Million Flaschen der weltbekannten Spirituose werden hier täglich abgefüllt. Im Sommer öffnet die Brennerei an einigen Tagen ihre Tore für Besucher (www.absolut.com).
Im Spätsommer und Herbst dürfte die Nachfrage nach dem Kartoffelschnaps als Verdauungsanreger gerade in Åhus signifikant ansteigen: Denn wenn die ausgewachsenen Aale ihre Wanderung zur Saragossa-See beginnen, schlägt an der »Aalküste« südlich der Stadt die große Stunde der Aalfischer. Dann kommt Leben in die Fischerhütten, die Reusen sind prall gefüllt mit den fetten Speisefischen und in den Aalhütten entlang der Strände wird »Ålagille« gefeiert.
Landschaft: Skåne (Schonen) | Provinz: Skåne Län
Einwohnerzahl: 23 900 | Höhe: 0 – 187 m ü. d. M.
Längst kommen die Gäste nicht nur zum Baden auf die Halbinsel an der nordwestlichen Spitze von Skåne, die mit ihren langen Sandstränden, zerklüfteten Klippen und bilderbuchhübschen Orten zu den schönsten Ecken der Öresund-Region gehört. Naturliebhaber beobachten Schweinswale rund um den Kullaberg, Taucher erkunden die Grotten. Und dann wären da noch großartige Töpferkunst und eine feine Gourmetküche.
»Sündenbabel« und Naturparadies
Bis zum Ersten Weltkrieg verbrachten mehr Deutsche als Schweden ihren Urlaub auf der Kullen-Halbinsel (so der deutsche Name des Kullabergs). Nicht ganz unschuldig daran war Kaiser Wilhelm II., der von dem schmucken Seebad Mölle so angetan war, dass ab 1910 im Sommer wöchentlich ein Direktzug von Berlin dorthin fuhr. Als der Krieg ausbrach, wurde der Zugverkehr eingestellt. Mölle war der erste schwedische Badeort, an dem Männer und Frauen bereits im 19. Jh. gemeinsam im Meer baden durften. Zu jener Zeit ein Skandal, weshalb der »Kullen« auch als »Sündenbabel« an der Gneisküste verrufen war. Das sündhafte Tun wurde erst 1869 mit dem Besuch von König Oskar II. gesellschaftsfähig. 1909 wurde für wohlhabende Badegäste das Grand Hotel Mölle eröffnet, das majestätisch über dem Jachthafen thront und immer noch die erste Adresse im Ort ist.
Fast beliebter als die Strände ist jedoch das sich über weite Teile der Halbinsel erstreckende Naturreservat Kullaberg mit seinem wildromantischen Szenario, zahlreichen Wander- und Radwegen, dem 188 m hohen gleichnamigen Berg und den zerklüfteten, bis zu 70 m steil ins Meer abfallenden Felsklippen. Geologisch betrachtet ist der Kullen einmalig in Südschweden: Die Gneisscholle blieb stehen, als sich das umliegende Land senkte. Im Laufe der Jahrtausende nagten dann Wind und Wasser Höhlen in das Gestein, die bei einer Grottenwanderung und auch Tauchgängen erkundet werden können. Im Landesinneren stößt man hingegen auf lichte Buchen- und dichte Nadelwälder, Wiesen und Moore. Mit ihrer Romanfigur Nils Holgersson hat Selma Lagerlöff dem Kullaberg ein literarisches Denkmal gesetzt. Der kleine Nils erlebte hier das alljährliche Treffen der Tiere.
Höganäs ist Schwedens Hochburg für Steingut. Ganz und gar traditionell gestaltet sind die Töpfe, Krüge, Teller und Tassen von Höganäs Saltglaserat >>>, das seit 1835 mit dem Anker als Markenzeichen Steingut mit Salzglasur fertigt (Fabrikverkauf). Bei Höganäs Keramik, das ab 1909 zunächst auch robustes Steingut mit brauner Salzglasur produzierte, dominieren heute bunte Farben und modernes Design. Einfarbig matt in funktionellen Formen stapeln sich die Teller und Tassen im riesigen Fabrikshop. Das dritte Unternehmen vor Ort, CC Höganäs Byggkeramik, lieferte die 1,4 Mio. Kacheln, die das Sydney Opera House bedecken; je nach Lichteinfall geben sie dem Dach eine andere Farbe.
Einblicke in die reiche Töpfereigeschichte der Region gibt das Höganäs Museum och Konsthall mit seiner ständigen Sammlung und jährlichen Wechselausstellungen. Und wer noch etwas für ein Picknick braucht: Oldsbergs Ost in der Köpmansgatan 6 (www.oldsbergsost.se) führt 80 Käsesorten und andere Delikatessen aus Schweden.
Höganäs Museum och Konsthall: Polhemsgatan 1 | Di. – So. 13 bis 17 Uhr | Eintritt: 50 SEK | www.hoganasmuseum.se
Bereits kurz hinter Höganäs wird die Landschaft merklich hügeliger. Vorbei an Nyhamnsläge und Lerhamn wird Schloss Krapperup erreicht. Der Stammsitz der Familie Gyllenstierna ist so schön wie ungewöhnlich: Weiße, siebenzackige Sterne auf schwedenrotem Grund – das Familienwappen – zieren die Fassade ihres Renaissanceschlosses von 1570, das ein breiter Wassergraben vor ungebetenen Gästen schützt (www.krapperup.se).
Der romantische Landschaftspark von Krapperup hingegen ist das ganze Jahr für Besucher geöffnet. Meterhohe Rhododendren säumen den Sandweg hinab zu einem stillen Buchenwäldchen. In den Stallungen von Krapperup präsentiert eine Galerie die Werke lokaler Künstler, ein kleines Museum die Geschichte von Gut und Gegend. Zum Gelände gehört auch die Bräcke Mölla, eine Holländerwindmühle aus dem 19. Jh., in der mehrmals pro Jahr gezeigt wird, wie einst das Korn gemahlen wurde.
Café und Hofladen: Mai, Mitte Aug. – Sept. Fr. – So. 11 – 17, Juni – Mitte Aug. tgl. 11 – 17 Uhr
© mauritius images: Thomas Ebelt
Hauptort des Kullen ist das beliebte Seebad Mölle. Es wird dominiert vom weißen Holzpalast des Grand Hotels. Hinter Mölle führt die schmale Landstraße Nr. 111 mit bis zu 12 % Steigung durch das dicht bewaldete Naturreservat, vorbei an Golfplatz und Wildgehege, zum Kullens Fyr. Der stärkste Leuchtturm Schwedens wurde 1898 nach Plänen von Magnus Dahlander aus massivem Stein hoch über den zerfurchten Klippen errichtet, wo er aus 78,5 m Höhe vier Mal pro Minute sein Licht bis zu 50 km weit über die viel befahrene Meeresstraße des Öresund wirft. Zuvor hatte 1000 Jahre lang ein Leuchtfeuer Seefahrern den Weg durch die oft stürmische See gewiesen. Findige Bewohner der Kullaberg-Küste hatten damals öfter dafür gesorgt, dass das Signal seinen Standort wechselte und prompt ein Handelsschiff auf Grund lief oder an den Klippen zerschellte. Noch im Dunkel der Nacht wurde die Schiffsladung »gerettet«. Lehrreich ist das »Naturum«, eine kostenlose Ausstellung zur Geologie, Flora, Fauna und Kulturgeschichte des Kullaberg direkt am Parkplatz.
Zwei Dutzend Grotten hat die See in den Fels genagt. Sie liegen vorwiegend an der Nordküste und waren teilweise bereits in der Steinzeit bewohnt.
Eine gänzlich andere Siedlung hat Lars Endel Roger Vilks in Håle Stenar vor über 25 Jahren am Strand zu errichten begonnen: Nimis (Abb >>>), ein zwischen Künstler, Landeigentümer und Staat umstrittenes Land-Art-Projekt aus Treibholz, Wurzeln und alten Ästen, das mit mehreren Zehntausend Besuchern pro Jahr zu den beliebtesten Ausflugszielen der Provinz Skåne zählt. Achtung: Der Wanderweg von Himmelsstorp hinab zum Nimis-Projekt ist steil und auch bei gutem Wetter rutschig!
Hauptort an der Nordküste ist das idyllische Künstlerdorf Arild mit einem kleinen Hafen, üppig blühenden Gärten, anspruchsvollem 18-Loch-Golfplatz und bunten Holzhäusern, die terrassenförmig am Hang liegen.
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
In Ängelholm (40 000 Einw.) an der Mündung der Rönneå in die Skälderviken-Bucht weichen Fels und Kies den langen Sandstränden der Westküste. Die 1516 vom dänischen König Christian II. gegründete Kleinstadt, bis ins 18. Jh. Schauplatz vieler Auseinandersetzungen zwischen Dänen und Schweden, ist berühmt für ihre Kuckucksflöten. Heute fertigt nur noch die Keramikerin Sofia Nilsson die tönernen »lergök« (www.sofianilsson.se). Ebenfalls aus Ängelholm kommen Kerzen, die auch im schwedischen Königshaus brennen. Die Skånska Stearinljusfabriken (Ängeltoftavägen 91, www.stearinljusfabriken.se) verfügt nach eigenen Worten über das größte Kerzensortiment Schwedens.
Durch die engen Gassen wirkt das Stadtzentrum von Ängelholm noch immer recht altertümlich. Am Stortorget stehen das alte Rathaus von 1775 und die 1516 errichtete, im 19. Jh. umgebaute Kirche. Der Lokschuppen am Bahnhof birgt das Sverige Järnvagsmuseum, das für seine riesige Modelleisenbahn, seine historischen Loks und das Veteranenloktreffen »Dieseltage« im Frühjahr bekannt ist.
Wer einmal einen Kampfjet oder eine Cessna fliegen möchte, kann sich im Flygmuseum an die Simulatoren setzen und im Hangar die Geschichte der schwedischen Luftwaffe studieren. Auf einer Lichtung im Kronoskogen erinnert das UFO-Memorial an eine vermeintliche UFO-Landung, die am 18. Mai 1946 der schwedische Eishockeyspieler Gösta Carlsson hier beobachtet haben will.
Das Ausflugsschiff »Laxen« schippert von Mitte Juni bis Mitte August in zwei Stunden von der Stadshusets brygga im Zentrum zum Jachthafen in Skälderviken (www.skanemarin.se).
Sverige Järnvagsmuseum: Mitte Juni – 14. Aug. tgl. 10 – 17,
15. Aug. – 9. Sept. Di. – So. 10 – 16 Uhr | Eintritt: Juni – Aug. 120 SEK, sonst 80 SEK | www.trafikverket.se/jarnvagsmuseum/
Flygmuseum: Juni – Aug. tgl. 10 – 17 Uhr, sonst nur Sa., So.
Eintritt: 60 SEK | www.engelholmsflygmuseum.se
Järnvägsgatan 5A
Tel. 043 8 21 30
http://engelholm.com/de
Kullaberg ist als »Töpferland« bekannt. Liebhaber von Ton- und Keramikwaren sollten das Urlaubsbudget im Blick behalten.
Das Ausstellungsforum bietet Einblicke in die Arbeit regionaler Töpfer. Und im Design-Outlet können deren Produkte erworben werden.
Gärdesgatan 4B, Höganäs
Ende Juni – 31. Aug. tgl. 11 – 17 sonst Do./Fr. 11 – 17 Sa./So. 11 – 16 Uhr.
Bruksgatan 36 B, Höganäs
Tel. 042 331020
Mo., Di. 10 – 16, Mi. – Fr. 10 – 18 Sa., So. 11 – 16 Uhr
Cremefarben ist die Keramik von Lisa Wohlfahrt, die im Café neben dem Atelier gleich Anwendung findet.
Hamnallé 9, Mölle
Tel. 042 34 79 91
www.mollekrukmakeri.se
Der edle Trödelshop ist in einer urigen alten Tankstelle zu Hause.
Kullensväg 269, Krapperup
Sa., So. 11 – 17 Uhr
Für viele ist es das beste traditionelle Gasthaus auf der Kullen-Halbinsel. In uriger Atmosphäre wird überwiegend schonische Hausmannskost serviert.
Gläntan 6, 26372 Skäret
Tel. 042 34 61 88
http://rutpaskaret.com
Richtig bekannt wurde das 1938 von den Lundgren-Schwestern Greta, Ebba, Marta und Rut eröffnete Café nach dem Zweiten Weltkrieg, als König Gustav Adolf VI. Stammgast war. Manchmal brachte er seltene Setzlinge mit, um sie gegen seine Lieblingskekse zu tauschen: Vanilleherzen. Das reetgedeckte Häuschen ist bis heute herrlich nostalgisch: Im Sommer schmeckt der selbst gebackene Kuchen im duftenden Garten, im Winter in der schwedenroten Bauernkate. Köstlich: die Prinzessinnentorte mit giftgrünem Marzipanüberzug.
Skäretvägen 19, Nyhamnsläge
Tel. 042 34 60 44
www.fl-lundgren.se
Die Klassiker in dem romantischen Picknickcafé an einer felsigen Badebucht beim Golfclub von Mölle sind die selbst gemachten Waffeln und Smörgasbrod.
Italienska vägen, Mölle
Tel. 042 34 76 66
www.ransvik.se
Schneeweiß erhebt sich das feine Grand Hotel über dem Badeort und lädt zu noblen Übernachtungen und zu kulinarischen Entdeckungen im Restaurant Maritime ein.
Bökebolsvägen 11, 26042 Mölle
Tel. 042 36 22 30, 65 Z.
www.grand-molle.se
Schon Carl von Linné nächtigte 1749 in diesem bezaubernden alten Gutshof, die Zimmer sind aber durchaus auf dem heutigen Stand des Komforts.
Landschaft: Skåne (Schonen) | Provinz: Skåne Län
Einwohnerzahl: 42 200 | Höhe: Meereshöhe
Gleich mehrere Herrscher erkoren das ehemalige Fischerdorf Södra Säby zum militärischen Stützpunkt und bauten es als Landskrona zum Bollwerk aus. Geblieben aus unruhigen Zeiten ist die große Zitadelle. Auf der vorgelagerten Insel Ven studierte einst der Astronom Tycho Brahe das Weltall.
Dem Meer entrissen
Erik von Pommern verlieh dem Fischerort Södra Säby 1413 Stadtrechte und nannte es »Landeskrone«. Der neue Name war Programm: Landskrona sollte die Kapitale der seit 1397 in der Kalmarer Union vereinigten nordischen Länder werden. 1416 zog Erik von Pommern aber weiter nach Kopenhagen und gab die hochfliegenden Pläne für Landskrona auf. Dänenkönig Christian III. wandelte 1549 durch den Bau der Zitadelle die Stadt zur Festung um. Unter den schwedischen Königen Karl X. und Karl XI. sollte Landskrona Bischofssitz und Universitätsstadt werden. Dabei spielte die Zitadelle eine wichtige Rolle und so war sie Anfang des 18. Jh.s schließlich eine der größten im Norden. 1747 beschloss der schwedische Reichstag, die mittelalterliche Stadt abzureißen, um noch mehr Platz für Befestigungsanlagen zu schaffen. Die neue Stadt entstand nach Plänen von Schlossbaumeister Carl Hårleman im französisch-klassizistischen Stil auf Neuland, das dem Meer abgerungen worden war.
Das Zentrum bildet der Rådhustorg (Rathausplatz) mit dem neugotischen Rathaus von 1882 und der Skulptur »Västanvinden«, die Anders Olsen 1929 entwarf. Am Kasernplan in der ehemaligen Adolf-Fredriks-Kaserne aus dem 18. Jh. erzählt das Landskrona-Museum die 600-jährige Geschichte von der Garnisons- zur Industriestadt. Über die Storgatan erreicht man südlich die Sofia-Albertina-Kirche aus dem 18. Jh. mit Glasmalereien von Martin Emond. Im 1757 – 1769 erbauten Haijiska Huset in der Kungsgatan Nr. 13 wohnte Selma Lagerlöf von 1885 bis 1891 und verfasste die ersten Kapitel ihres Romans »Gösta Berling«.
Landskrona-Museum: Ende Juni – Mitte Aug. Di. – So. 10 – 17, sonst 12 – 17, Do. 12 – 20 Uhr | Eintritt frei | www.landskrona.se/museum
Sofia-Albertina-Kirche: tgl. 11 – 18 Uhr
Leuchtend rot hebt sich die einstige Zitadelle von ihrer Umgebung ab. Bei ihrem Bau 1549 galt sie als modernste Wehranlage des Nordens. Das ringsum geschlossene, von einem Wassergraben umzogene Karree aus massivem Ziegelmauerwerk wird von einer weiteren Wall- und Grabenanlage umschlossen. Im südwestlichen Eckturm befindet sich eine kleine Fotodokumentation, im südöstlichen Eckturm zeugen die Zellen noch von der 1825 – 1940 bestehenden Haftanstalt (Besichtigung an ausgewählten Terminen im Sommer, Tel. 0418 44 82 50, www.citadellet.com).
Die Festungswälle sind seit mehr als 100 Jahren in der Hand der Kleingärtner, die hier angelegten Schrebergärten sind die ältesten in ganz Schweden. Mit der Rothoffska-Kolonie besitzt Landskrona auch das einzige schwedische Museum zum Kleingartenwesen. Im idyllischen Garten gedeihen nach ökologischen Gesichtspunkten Gemüse und Blumen; die kleine Laube wurde behutsam renoviert und in ihren Originalzustand von 1903 versetzt.
Bei der Brücke, vom äußeren Graben ins Stadtzentrum zeigt die Kunsthalle Wechselausstellungen. Das flache Gebäude mit viel Glas wurde zum 550-jährigen Bestehen der Stadt 1963 als Ausstellungsort für Industriedesign entworfen. Das Café, noch original eingerichtet, wird vom Landskrona Dagcenter betrieben, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Selbst gemachte Kuchen!
Di. – So. 12 – 17 Uhr | Eintritt frei | www.landskronakultur.se
© Nowak, Christian
Vom etwas außerhalb gelegenen Bahnhof fahren regelmäßig Shuttlebusse ins Zentrum. Wer seinen Zugfahrschein vorzeigt, benötigt kein Busticket!
Onkel Elofs Speisekammer nennt sich der schonische Hof, der von Feinschmeckern in den allerhöchsten Tönen gelobt wird. Die Gäste speisen hier rustikal-edel und können auch übernachten.
Stefan Pålssons geräucherte Lachse werden von König Gustav und Familie und selbst am englischen Hof genossen. Empfehlenswert für neugierige Gourmets: Chili- oder Whiskylachs!
Zehn der 115 Zimmer befinden sich in dem Schloss, das Zuckerkönig Carl Tranchell 1914 – 1918 im deutschen Barockstil auf einer Anhöhe mit Blick zum Öresund erbauen ließ. In der Nobelherberge wird exquisit gekocht.
Mit 90 Golfplätzen im Umkreis von 90 Minuten besitzt die Öresund-Region die höchste Golfplatzdichte Skandinaviens. 58 davon liegen in Schonen. Warum, verrät das Schwedische Golfmuseum: Sie sind hier länger bespielbar als im übrigen Schweden, da der Frühling eher einsetzt und der Herbst später beginnt. Interessant ist die »Hall of Fame« der Spieler, die für diese Sportart bahnbrechend gewesen sind, wie Erik Runfelt, Ove Sellberg, Annika Sörenstam und Jesper Parnevik.
April – Sept. Mo. – Fr. 8 – 18, sonst Sa., So. 8 – 14 Uhr | Eintritt frei
Direkt am Ufer des Öresund ist im Fischerdorf Borstahusen das Kulturzentrum Pumphuset mit Festsaal, Restaurant, Kunsthalle und Museum entstanden. Seine Ausstellung widmet sich dem harten Leben der Fischer und der Entwicklung der Fischkutter. Die Kunsthalle zeigt in Wechselausstellungen Kunst der Moderne und Gegenwart.
Di. – So. 12 – 17 Uhr | Eintritt: 20 SEK | http://pumphuset.nu
Einst gehörte die Insel Ven, 4,3 km nordwestlich vor der schwedischen Küste gelegen, zu einer Landverbindung zwischen Schonen und dem dänischen Seeland. Heute fährt die Fähre von Landskrona (25 Min.) bzw. im Sommer auch von Helsingborg und Råå auf das 7,6 km² große Eiland. Sie legen in Bäckviken an, wo 1200 Leihräder bereitstehen. Die Insel lässt sich aber auch bequem zu Fuß durchstreifen.
Auf Ven haben sich zahlreiche Künstler niedergelassen, die alljährlich zu Christi Himmelfahrt die »Kunstrunde« veranstalten und Besuchern ihre Ateliers öffnen. Ven hat auch unter Feinschmeckern einen sehr guten Ruf. Würzigen Ziegenkäse gibt es bei der Meierei Hvens Getost, frisch geräucherten Fisch aus dem Öresund beim Fiskboden, köstliches Sahneeis mit Inselaromen bei der Hvens Glassfabrik. Wer Hochprozentiges schätzt, sollte bei der Whisky-Destillerie »Spirit of Hven – Backafallsbyn« in Sankt Ibb im Norreborgsvägen 55 vorbeischauen und eine Führung mit Whiskyprobe buchen.
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Der dänische Astronom Tycho Brahe lebte von 1578 bis 1598 im Schloss Uranienborg, das mitten auf Ven stand. Dänemarks König Frederik II. – Ven wurde erst 1658 schwedisch – hatte dem Astronomen die Insel mit ihrer klaren, staubfreien Luft für seine Forschungen zur Verfügung gestellt. Vom Schloss ist heute nichts mehr zu sehen. Stattdessen ist in der ehemaligen Allerheiligenkirche seit 2005 das Tycho-Brahe-Museum beheimatet: Es berichtet multimedial und mit skalengetreuem Planetenweg über das Leben und »Die himmlische Neuordnung« des Sternenforschers. 2007 wurde es als »Europäisches Museum des Jahres« ausgezeichnet.
Zwei von Brahe verwendete Instrumente sind als Rekonstruktion zu sehen: der Große Stahlquadrant und der Astronomische Sextant. Im Observatorium Stjerneborg entdeckte Tycho Brahe die erste Supernova, wohlgemerkt mit bloßem Auge, denn das Fernrohr war noch nicht erfunden. Er war auch nicht der Einzige, der die Erscheinung sah, die von 1572 an 16 Monate lang hell wie ein Stern am Himmel strahlte. Aber Brahe war derjenige, der den Mut hatte, die bislang geltende aristotelische Theorie von der Unveränderlichkeit des Sternenhimmels zu widerlegen. Seine Aufzeichnungen des Phänomens erlauben es heute, diese Erscheinung als Supernova zu identifizieren.
Mitte April – Ende Sept. tgl. 11 – 16, Juli – Mitte Aug. bis 18 Uhr
Eintritt inkl. Observatorium: 80 SEK | www.tychobrahe.com
Im Nordwesten der Insel thront beim Hafenörtchen Kyrkbacken die im 13. Jh. geweihte Kirche St. Ibb stolz über den steilen Felsen des Backafalls. In der Kirche steht noch Tycho Brahes Kirchenbank. Von St. Ibb bietet sich eine grandiose Aussicht über den Öresund sowie die dänische und schwedische Küste.
Landschaft: Östergötland | Provinz: Östergötland Län
Einwohnerzahl: 147 500 | Höhe: 40 m ü. d. M.
Im »Alten Linköping« wird Geschichte lebendig. Zwischen Läden, Werkstätten und Wohnhäusern beginnt im Freilichtmuseum südwestlich der eigentlichen Stadt eine Zeitreise, die seine Besucher zurück bis ins 18. Jh. mitnimmt. Dabei hat die Altstadt hier nie existiert – als Linköping in den 1940er-Jahren neu bebaut wurde, wurden rund 100 der alten Gebäude zerlegt und am Stadtrand wieder aufgebaut.
»Museum« voller Leben
Aus heutiger Sicht war diese Entscheidung ein Glücksfall mit viel Weitblick. Denn so besteht bis zum heutigen Tag die Möglichkeit, seltene Einblicke in das vorindustrielle Schweden zu erhalten. Und da ein Großteil der Häuser in Gamla Linköping dauerhaft bewohnt werden, ist das Museum alles andere als museal, sondern vielmehr ein lebendiger Stadtteil mit nostalgischer Note. Die Bausubstanz reicht dabei bis ins Jahr 1700 zurück: Im Januar dieses Jahres wütete ein Feuer in Linköping, das bis auf den Dom und das Schloss so gut wie alle Gebäude vernichtete.
Die im 12. Jh. gegründete Stadt ging mit dem Blutbad von Linköping in die Geschichte ein. Herzog Karl von Södermanland, der spätere König Karl IX., besiegte 1598 Polenkönig Sigismund III. Wasa, seit 1592 Erbkönig von Schweden, in der Schlacht von Stångebro und ließ dessen schwedische Gefolgsleute in der Burg von Linköping wegen Hochverrats einsperren. Zwei Jahre später wurden sie auf dem Marktplatz geköpft.
Berühmt ist Linköping aber als Luftfahrthauptstadt Schwedens. Die 1937 in Linköping gegründeten Saab Flugzeugwerke sind einer der bedeutendsten Arbeitgeber und unterhalten einen zivilen und militärischen Flugplatz im Osten und Westen der Stadt. Aber auch die Umweltfreundlichkeit hat hier Geschichte geschrieben: Zwischen Linköping und Västervik verkehrt seit Juni 2005 der erste Biogaszug der Welt.
Überaus lebendig geht es zu, im Freilichtmuseum »Altes Linköping«. Dies ist vor allem den vielen Handwerksbetrieben zu verdanken. So schlendern Sie vom herrlich nostalgischen Tante-Emma-Laden zu Kunstgewerbeateliers oder folgen im Schul-, Apotheken- und Polizeimuseum Geschichten aus früheren Zeiten. U. a. ist das Museum der Bank von Östergötland in den reizenden Holzhäuschen zu finden, die hier ab 1940 wieder aufgebaut wurden. Ein Spaß für Groß und Klein ist auch das Phänomen-Magasinet, in dem Besucher technisch und naturwissenschaftlich experimentieren können.
Im Sommer pendelt eine Kleinbahn zwischen Gamla Linköping und Valla Fritidsområde hin und her, einem zehn Gehminuten entfernten Erholungsgebiet mit großem Spielplatz, Café, Eisenbahn-, Wagen- und Landwirtschaftsmuseum, Kleintierzoo und Ponystall.
Läden und Werkstätten: Mo. – Fr. 10 – 17, Sa., So. 11 – 16 Uhr
Eintritt frei | www.gamlalinkoping.info
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Den größten der drei Stadtplätze schmückt der Folkunga-Brunnen. Der 1927 fertiggestellte Brunnen gehört zu den bekanntesten Werken von Carl Milles und trägt die Skulptur von »Folke Filbyter« aus der Folkungersaga. Östlich des Hauptplatzes erhebt sich die 1802 erbaute St.-Lars-Kirche, deren Turm aus dem 12. Jh. stammt. Den Altar schmücken Bilder von Pehr Hörberg (1746 – 1816).
Die Domkyrka (Dom) in einem kleinen Park nordwestlich vom Stora Torget gehört zu den bedeutendsten Kathedralen Schwedens. Der ursprünglich romanische Bau von 1230 wurde durch Um- und Ausbauten gotisch vollendet, an den Flanken der Seitenschiffe sind noch romanische Bauteile zu entdecken. Sein 107 m hoher Turm, das Wahrzeichen Linköpings, wurde erst 1886 angefügt. Das Innere birgt neben einer wuchtigen Barockkanzel und einem Flügelaltar mehrere »Laubgesichter«: gemeißelte Antlitze, umrahmt von begrünten Ranken.
tgl. 9 – 18 Uhr | www.linkopingsdomkyrka.se
Im Nordflügel des Schlosses dokumentiert das Schloss- und Domkirchenmuseum die Hassliebe zwischen Kirche und Staat, zwischen König Gustav Wasa und dem letzten katholischen Bischof Hans Brask. Makabre Unikate unter den Ausstellungsstücken sind die beiden mumifizierten Hausratten aus der bischöflichen Toilette.
April – Sept. Di. – So. 12 – 16. Uhr | Eintritt: 60 SEK | http://lsdm.se
Nördlich vom Dom residiert eines der ältesten und größten Provinzmuseen des Landes in einem funktionalistischen Gebäude von 1939. Gezeigt werden Sammlungen zur Vor- und Frühgeschichte, schwedische Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart sowie eine kleine medizingeschichtliche Sonderausstellung. Seit einigen Jahren hat auch Schwedens einziges Computermuseum hier seine neue Heimat: Das IT-ceum stellt die Entwicklung der Informationstechnologie von 1950 bis heute vor.
Di. – So. 11 – 16, Di./Do. bis 20 Uhr | Eintritt: 70 SEK, bis 26 Jahre frei www.ostergotlandslansmuseum.se
Seit mehr als 150 Jahren ist der Park der Garten-Gesellschaft die größte Grünanlage der Stadt und bei den Einheimischen sehr beliebt. Sie spazieren hier an exotischen Pflanzen vorbei, genießen ihren Lunch inmitten der tropischen Vegetation des Tropikhuset, nehmen an den kostenlosen Open-Air-Sportkursen teil, lauschen im Sommer den mittäglichen Freiluftkonzerten, besichtigen das Naturzentrum oder besteigen den Belvedere, der von oben weite Ausblicke auf die Stadt und ihr Umland eröffnet.
Die drei Plätze Stora Torget, Trädgårdstorget und Lilla Torget, verbunden durch die Tannerforsgatan und Nygatan, sind eine schier endlose Shopping-Flaniermeile. Eine der größten Malls Schwedens, das Tornby Köpcentrum 2 km außerhalb, besitzt u. a. mehr als 50 Modeboutiquen (www.tornbykopcentrum.com).
Die beiden historischen Holzhäuser wurden vor dem Abriss gerettet und im Freilichtmuseum Gamla Linköping wieder aufgebaut. Heute gibt es hier Hausmannskost, internationale Gerichte und ein günstiges Lunchbuffet.
Gönnen Sie sich das Besondere: Das Restaurant im Scandic Hotel wurde mehrmals in Folge als bestes Restaurant in Östergötland ausgezeichnet. Serviert werden internationale Gerichte mit Einfluss der schwedischen Küche. Tipp: An einen Tisch mit Blick auf den Fluss Stangan schmeckt das Menü gleich nochmal so gut.
Perlhuhnbrust mit Pilzrisotto und glasierten Schwarzwurzeln – die Küche im 200 Jahre alten Gasthaus ist hervorragend.
Das sympathische Hotel der Quality-Kette liegt günstig im Zentrum beim Stadtpark. Große Spa-Abteilung mit Pool, Sauna und Aromatherapie. Probieren Sie in der »Brasserie Britto« die Hirschkeule mit Apfel-Meerrettich an Mandelkartoffeln.
Ein netter Ausflug ist eine Fahrt auf dem Kinda-Kanal, der den Roxen-See mit einigen südlich gelegenen, von der Stångån durchflossenen Seen verbindet. Wer auf dem Kanal unterwegs ist, muss auf 80 km Länge 15 Schleusen passieren. Die Schleuse von Hackefors war beim Bau die tiefste in ganz Europa, an der Schleuse von Brokind informiert ein kleines Kanalmuseum über die Geschichte der Wasserstraße. Für die Berufsschiffer ist der Kinda-Kanal schon lange nicht mehr rentabel, deshalb sind hier heute nur noch Freizeitkapitäne unterwegs. Auch zwei nostalgische Dampfer bieten Ausflugsfahrten an.
Dampferfahrten: www.kindakanal.se
Die Sammlung auf dem Flugplatz von Malmen dokumentiert die Geschichte der schwedischen Luftstreitkräfte mit fast 50 Flugzeugen, darunter eine 1936 von SAAB hergestellte Junkers Ju 86 und eine SAAB JAS 39 Gripen.
Sept. – Mai, Di. – So., Juni – Aug. tgl. 11 – 17, Mi. bis 20 Uhr, Führung um 14 Uhr | Eintritt frei | www.flygvapenmuseum.se
Im weißen Renaissanceschloss 20 km östlich von Linköping wird alljährlich Anfang Juni ein farbenfrohes Ritterturnier veranstaltet.
Mai, Juni, Aug. Sa., So. 13 – 16, Juli Di. – So. 13 – 16 Uhr,
Park tgl. 8 – 20 Uhr | www.ekenasslott.se
In Berg überwindet die größte Schleusentreppe des Göta-Kanals (Baedeker Wissen >>>), die den Roxen-See mit Berg verbindet, in sieben Schleusenstufen einen Höhenunterschied von 18,8 m.
2010 feierte das Vreta-Kloster 8 km nordwestlich von Linköping das 900-Jahre-Jubiläum seiner Gründung. Im Jahr 1110 wurde es von Ingo I. und seiner Frau Helena auf Anraten des Papstes eingerichtet. Anfänglich lebten hier Benediktinerinnen, 1162 wurde das Kloster zur Heimat von Zisterzienserinnen und erhielt damit königliche Landgüter und eine Residenz Karls VII. Die Blütezeit des Klosters – die Nonnen hatten das Recht zum Ablasshandel erhalten – endete abrupt 1533, als König Gustav Wasa die Konvertierung der Kirchengemeinde zum lutherischen Glauben erreichte. Im Frühjahr 1568 verließen die letzten Nonnen das Kloster. Geblieben ist nur eine Ruine, eingebettet in eine Gartenlandschaft, die die alten Strukturen nachzeichnet. Vorbildlich erhalten ist jedoch die Klosterkirche, die noch ein »Hagioskop« besitzt, eine Spalte im Mauerwerk, durch die im Mittelalter die Leprakranken von außen auf den Altar blicken konnten.
Fundstücke aus der Kirchengeschichte zeigt ein kleines Museum in der Kirche; unbedingt sehenswert sind auch die kunstvollen Steinmetzarbeiten an den Säulen. Ganz modern läuft die Führung: Die dreiminütige Minitour kann mit jedem Mobiltelefon empfangen werden. Die entsprechenden Nummern stehen am Haupteingang zum Friedhof.
Mo. – Fr. 7.30 – 15.30, 23. Juni – Mitte Aug. Mo. – Fr. bis 17.30, Mitte Mai – Mitte Aug. auch Sa., So. 10 – 18 Uhr (die Klosterruine ist immer zugänglich) | www.vretaklosterforening.se
In der Nähe des Vreta-Klosters bewahren Birgitta und Lars-Erik Johansson in ihrem Museum den Zeitgeist der 1950er- und 1960er-Jahre mit authentisch eingerichteten Räumen. Dazu gehören auch ein Café, Friseursalons für Damen und Herren und eine alte Küche.
Juni – Mitte Aug. Di. – So. 10 – 16 Uhr | Eintritt: 60 SEK
Etwa 40 km südwestlich von Linköping liegt das Örtchen Ulrika, dessen berühmter, traditionsreicher Pferdemarkt jährlich im September rund 40 000 Besucher anzieht.
Landschaft: Skåne (Schonen) | Provinz: Skåne Län
Einwohnerzahl: 111 700 | Höhe: Meereshöhe
Lund schafft den Spagat. Es pflegt sein historisches Erbe, ist aber so jung geblieben wie kaum eine andere Stadt in Schweden. Rund 42 000 Studenten aus aller Welt, die an der zweitältesten Universität Schwedens eingeschrieben sind, verleihen der über 1000 Jahre alten Stadt jugendlichen Charme und eine pulsierende und weltoffene Atmosphäre. Über alledem thronen die beiden Türme des gewaltigen Doms, des Lunder Wahrzeichens.
Alte Stadt, junges Flair
Eine der Hauptattraktionen Lunds ist zweifelsohne ein Spaziergang durch die lebhafte wie charmante Altstadt mit ihren verwinkelten mittelalterlichen Gassen und hübschen Fachwerkhäusern. Hier und da locken kleine Läden mit Unikaten, Galerien und zahlreiche Cafés, die allerlei Kaffeevariationen und leckere Zimtschnecken servieren – ach, wie schnell werden Sie die Zeit vergessen. Soll es eine etwas sättigendere Mahlzeit sein, lockt beim Mårtenstorget die über 100 Jahre alte Saluhallen mit kulinarischen Köstlichkeiten, für Feinschmecker ein Fest für Augen und Gaumen! Und wie es sich für eine Studentenstadt gehört, hat Lund ein reges Nachtleben. Rund um den Stortorget liegen Kneipen für Nachtschwärmer, Jazz gibt es dienstagabends im Old Bull Pub am Bantorget und in Harry’s Bar gegenüber des Bahnhofs wird donnerstagabends Irish Folk gespielt. Fast möchte man da vergessen, dass Lund auch das geistige und kulturelle Zentrum Südschwedens ist, das bereits vier Nobelpreisträger hervorgebracht hat.
Gegründet wurde Lund wahrscheinlich um 990 vom dänischen König Sven Gabelbart. Seit 1666 ist es Sitz einer Hochschule, nach Uppsala die zweitälteste des Landes. Vom 12. bis 15. Jh. war Lund die größte Stadt Skandinaviens und Sitz eines dänischen Bischofs, 1104 sogar des Erzbischofs, weshalb es damals auch »Metropolis Daniae« genannt wurde.
Der wuchtige Dom zu Lund bildet das Zentrum der Altstadt. Zugleich war er bis zur Einführung der Reformation 1527 auch geistliches Zentrum des Nordens, was seine beachtlichen Ausmaße erklären. Begonnen wurde der Bau 1103 anlässlich der Ernennung von Asker zum Erzbischof. Nach einer gründlichen Innenrenovierung im 19. Jh. erhielt der Sakralbau Mitte des 20. Jh.s auch seine ursprüngliche Außengestaltung zurück. Die Architektur ist für Skandinavien ungewöhnlich. Die deutschen und italienischen Steinmetze nahmen als Vorbild Kirchen aus dem Rheintal und der Lombardei. Typisch für den norditalienischen Einfluss ist der Grundriss der Domkirche mit ihrer großräumigen Krypta und der Zwerggalerie um den Chor.
Eine Legende besagt, dass der Riese Finn, der die Kirche für den hl. Laurentius baute und sie im Zorn über die ausgebliebene Bezahlung wieder zerstören wollte. Doch der Riese und seine Frau wurden überlistet und erstarrten an zwei Säulen der Krypta zu Stein. Anderen Deutungen zufolge stellt die männliche Steinfigur den biblischen Simson dar, wie er den Tempel in Jerusalem zerstört.
Um die Wasserquelle in der Gruft schuf der westfälische Meister Adam van Düren um 1513 einen Brunnen mit satirischen Motiven und niederdeutschen Texten. Für Lunds Einwohner war dieser Brunnen lange Zeit die einzige Trinkwasserversorgung. Ebenfalls von Adam van Düren stammt der Sarkophag für den letzten Erzbischof von Lund, Birger Gunnarsen (gest. 1512) in der Krypta.
Wenn die Astronomische Uhr im Innenraum spielt, dann erheben hölzerne Bläser ihre Hörner zu den Klängen des Lobgesangs »In dulci jubilo« und die Heiligen Drei Könige schreiten an Maria und dem Jesuskind vorbei. Die ältesten Teile des mechanischen Wunderwerks stammen von 1424. Angezeigt werden nicht nur die Stunden auf einer 24-Stunden-Uhr und die Mondphasen, sondern auch die Tierkreise. Die 1934 eingeweihte Orgel ist mit 101 Registern und vier Manualen die größte des Königreichs.
Altarbilder, liturgische Gewänder und andere Zeugnisse aus der über 900-jährigen Geschichte der Kirche birgt das Dommuseum, das direkt mit dem bereits 1805 gegründeten Historischen Museum der Universität verbunden ist. Die Exponate wie ein gut erhaltenes Bronzehorn, Grabfunde aus der Wikingerzeit und die auf 1300 datierte Madonna von Östra Tommarp zeichnen die Entwicklung der Menschheit von der Prähistorie bis ins Mittelalter nach.
Di. – Fr. 11 – 16, So. 12 – 16 Uhr | Eintritt: 50 SEK,
Zwischen Dom und Universität erstreckt sich der Lundagård, ein Park mit alten Bäumen, die Carl Hårlemann Mitte des 18. Jh.s anpflanzen ließ. Westlich erhebt sich das turmgeschmückte Kungshus aus dem 16. Jahrhundert. Der Überlieferung nach soll hier der schwedische König Karl XII. die Wendeltreppe hinaufgeritten sein, als er, von Feldzügen auf dem europäischen Festland kommend, sein Lager in Lund aufschlug.
Südöstlich vom Lundagård zeigt die Konsthall (Kunsthalle) am Mårtenstorget moderne schwedische Kunst und Sonderausstellungen.
Di., Mi., Fr., So. 12 – 17, Do. bis 20, Sa. ab 10 Uhr | Eintritt frei
An der Südostecke des Lundagård grüßt auf dem Tegnérplatz das Standbild des schwedischen Romantikers Esaias Tegnér (1782 bis 1846). Die Wohnung des Dichters an der Stora Gråbrödersgatan 11 ist ein Museum. Den Tegnérplatz beherrscht aber Schonens größter Museumskomplex Kulturen. Eine Unterführung verbindet die kulturhistorischen Sammlungen im klassizistischen Haupthaus mit dem 1892 eröffneten Freilichtmuseum, wo 43 Bauten die Wohnkultur von Stadt und Land seit dem Mittelalter zeigen. Zum Ensemble gehört auch die Hökeriet an der Ecke St. Annegatan/Tomegapsgatan, ein nostalgischer Kramladen, gefüllt mit Haushaltswaren, Leckereien, Kitsch und Kunst aus der guten alten Zeit.
Dichterwohnung: Juni – Aug. Sa. 13 – 15 Uhr | Eintritt: 20 SEK
Kulturen: Mai – Aug. tgl. 11 – 17, sonst Di. – So. 12 – 16 Uhr
Eintritt: Mai – Aug. 120 SEK, sonst 90 SEK | www.kulturen.com
© Bilderberg: Christophe Boisvieux
Bereits von 1438 bis 1537 lehrten Professoren in Lund an einem Studium generale, die heute bestehende Universität wurde 1666 begründet – damit konkurriert die Bildungseinrichtung mit der 1477 gegründeten Universität von Uppsala um den Titel der ältesten Universität Schwedens. 1882 wurden die heutigen Universitätsgebäude im Norden des Lundagård im neoklassizistischen Stil erbaut. Über die Geschichte der Hochschule informiert ausführlich das Universitätsmuseum. Weiter nördlich kann man in der neogotischen Universitätsbibliothek von 1901 wertvolle Handschriften aus dem 12. Jh. bewundern. Östlich in der Sölvegatan sind im Antikenmuseum griechische und römische Skulpturen ausgestellt. Ebenfalls zur Universität gehört das Skissernas Museum – Arkiv för dekorative Konst. Das einzigartige Museum dokumentiert mit mehr als 25 000 Entwürfen und Modellen die Entstehung monumentaler Kunst im öffentlichen Raum.
Antikenmuseum: Mo. – Fr. 9 – 14 Uhr
Skissernas Museum: Di. – So. 12 – 17, Mi. bis 21 Uhr
Eintritt: 50 SEK | www.adk.lu.se
Skånekraft nennt sich der Zusammenschluss von rund 20 Kunsthandwerkern aus Lund, die mit Keramik, Textilien, Silber und Glas arbeiten. Ihre gelungensten Arbeiten zeigt eine Verkaufsgalerie in der Östra Mårtensgatan 3, die auch als Ausstellungsraum genutzt wird.
Mo. – Fr. 11 – 18, Sa. 10 – 15 Uhr | www.skanekraft.com
Der Dom, um 1080 von Dänenkönig Knut dem Heiligen gegründet, ist die älteste und bedeutendste romanische Kirche Schwedens. Der heutige Bau wurde zwischen 1123 (Krypta) und 1161 (Apsis am Hauptchor) fertiggestellt, aber bereits 1145 geweiht. Als im 16. Jh. Lund an Bedeutung verlor, verfiel auch der Dom. Im 19. und 20. Jh. wurde er restauriert.
Mo. – Fr. 8 – 18, Sa. 9.30 – 17, So. bis 18 Uhr
Astronomische Uhr: werktags um 12 und 15, So. um 13 und 15 Uhr
Ein gotisches Kreuzrippengewölbe überspannt das Hauptschiff, romanische Gewölbe die Seitenschiffe.
Johannes Ganssog aus Frankfurt an der Oder schuf 1592 das Kunstwerk aus Alabaster, Sand- und Kalkstein.
Das Chorgestühl aus Eichenholz zählt zu den größten und schönsten des 15. Jh.s in ganz Europa.
Der geschnitzte Altaraufsatz (1398) ist eines der ältesten gotischen Retabeln Schwedens. Seine 40 Figuren stammen wohl aus Norddeutschland.
Das 6 m hohe Christusmosaik (1925) in der Apsis ist ein Werk des dänischen Künstlers Joakim Skopvgaard.
18 Säulen tragen die Decke der Krypta; zwei davon zeigen Menschengestalten, die die Säule umklammert haben. Der Sage nach soll es sich um den legendären Erbauer der Kirche, den Riesen Finn, und seine Frau handeln. Welche Persönlichkeiten tatsächlich dargestellt sind, ist aber unklar. Die Krypta besitzt mit jeweils dreischiffigem Lang- und Querhaus einen ungewöhnlichen Grundriss und ist von großartiger Raumwirkung.
Sommarlund (www.sommarlund.se) heißt die Veranstaltungsreihe mit Musik, Tanz, Literatur, Film u. a., die während der Sommermonate in Lund angeboten wird.
Alljährlich Mitte September feiert Lund Skandinaviens größtes Filmfest für Fantasy, Fiktion und Horror: das Fantastisk Filmfestival FFF (www.fff.se). Seit Beginn 1995 wurden bereits mehr als 600 Filme aus 30 Ländern gezeigt, darunter mehrere Weltpremieren.
In den drei kleinen Häusern aus dem 19. Jh. wurde früher Brot gebacken, heute gibt es das selbst gebackene Brot zu regionalen Spezialitäten. Die Speiseräume sind im Stil von 1900 möbliert.
Chic, modern und köstlich ist die Küche in Lunds »guter« Bahnhofsgaststätte, die mit ungewohnten Kreationen begeistert. Kulinarische Pioniere testen nach dem Hirsch an Kastanienpüree die Crème brûlée mit Lakritzeis!
Ein Fest für Augen und Gaumen! In der Markthalle von 1906 gibt es in kleinen Restaurants und an Ständen für jeden kulinarischen Geschmack etwas – ob Fisch, Fleisch, vegetarisch oder vegan, ob schwedisch, asiatisch oder italienisch. Tipp: Bei »Rosie’s« gibt es am Nachmittag den traditionellen britischen Afternoon Tea.
Västra Mårtensgatan 7
Erstklassiges Hotel mit langer Geschichte. Im 19. Jh. wohnten hier Gelehrte, die den Schriftsteller August Strindberg im gegenüberliegenden Haus kopfschüttelnd dabei beobachteten, wie er auf alchimistischem Wege versuchte, Gold herzustellen.
Das 2012 eröffnete Boutique-Hotel in einem historischen Eisenbahndepot aus dem Jahr 1906 verfügt über geräumige, minimalistisch eingerichtete Studios im nordischen Stil. Großartig für Selbstversorger sind die Küchenzeilen, wo Mittag- oder Abendessen selbst zubereitet werden können. Das Frühstück ist dennoch im Preis enthalten. Das zentral gelegene Hotel verleiht auch Fahrräder zur Stadterkundung.
Kastanjegatan 18
Tel. 046 271 64 00
http://themorehotel.se/lund
Die um 1060 gegründete Heligkorskyrka von Dalby zählt zu den ältesten Steinkirchen des Nordens und wurde zu einer Zeit errichtet, als die Christianisierung Schwedens noch in vollem Gange war. Hinter der weiß getünchten Fassade birgt sie ein Sandsteintaufbecken aus dem 12. Jh. mit großen Tier- und Menschenköpfen am Sockel sowie Reliefs an den Seiten, die u. a. die Taufe Christi zeigen. Das Chorgestühl entstand im 15. Jh., Altar und Kanzel wurden im 18. Jh. gefertigt. Dalby liegt 17 km südöstlich von Lund an der Landstraße Nr. 16.
Der kleine Nationalpark Dalby Söderskog schützt seit 1918 auf rund 36 ha einen Laubwald, der sonst eher weiter südlich anzutreffen ist: Erlen, Eichen und Eschen, Ulmen, Buchen, Rosskastanien und Salweiden wachsen hier. Im Frühling blühen Butterblumen und Buschwindröschen, Goldstern und Scharbockskraut auf dem kalk- und kreidereichen Waldboden. Um diese einzigartige Vegetation zu schonen, wurden zahlreiche Wanderstrecken als Plankenwege angelegt, auf denen man das Gebiet erkundet.
Fernsehzuschauern in ganz Schweden ist das Häckeberga-Schloss auf einer Insel im gleichnamigen See aus der beliebten Samstagsserie »Stjärnorna på Slottet« (Sterne im Schloss) bestens bekannt. Heute lädt der Neorenaissancebau aus rotem Backstein und hellem Putz zum Schlemmermahl im Schlossrestaurant und zur noblen Übernachtung. Als Gute-Nacht-Trunk eignet sich ein Gläschen des berühmten Mackmyra Whisky aus dem Keller.
Auf einer Landzunge im Ring-See erhebt sich 32 km nordöstlich von Lund bzw. 5 km südlich des hübsch gelegenen Örtchens Höör strahlend weiß das Schloss Bosjökloster. Es wurde um 1080 von Benediktinerinnen gegründet und ist heute im Besitz der Familie Bonde af Björnö. Giebeldächer zieren den Bau, der mit einem Museum zur Geschichte der Nonnen und Räumen für wechselnde Kunstausstellungen aufwartet. Es gibt ein recht ambitioniertes Konzertprogramm. Auf den Terrassen rund um das Schloss blühen im Frühling und Frühsommer reichlich Narzissen, Tulpen, Pfingstrosen und Lilien, den Schlosshof rahmen Buchsbaumhecken, Rosen, Rhododendren und Hortensien ein. Den Eingang zum Park, in dem man zwischen Ponys, Lamas und Ziegen spazieren gehen kann, markiert eine 1000-jährige Eiche.
Garten und Park Mai – Sept. tgl. 8 – 19, Okt. – April 10 – 17 Uhr,
Restaurant und Teile des Schlosses Mai – Sept. 11 – 17 Uhr
Eintritt: im Sommer 100 SEK, sonst 80 SEK
Lämmer, Ziegen, Kaninchen und Kälber – Skånes Djurpark, 10 km nordöstlich von Bosjökloster hinter Höör, verspricht Spaß für die ganze Familie. Die nordische Fauna ist mit 75 Arten vertreten, nicht alle Tiere eignen sich aber unbedingt zum Streicheln. So leben hier auch Wölfe, Elche, Luchse und Adler. Und die Bären haben fast jedes Jahr Nachwuchs! Von Mai bis Mitte August sind zudem zwei 70 m lange Wasserrutschen in Betrieb.
Juni – Aug. tgl. 10 – 18, Sept., Okt. bis 16 Uhr | Eintritt 199 SEK
Steile Schluchten und Täler, durch die herrliche Wanderwege führen – dass Skåne nicht nur sanft gewellt ist, sondern auch dramatische Landschaften besitzt, beweist 50 km nordöstlich von Lund der 2001 eingerichtete Nationalpark Söderåsen. Geradezu sagenhaft ist auch die Entstehung: Der Riese Alle habe einst einen Sack mit Kies auf seinem Rücken getragen, mit dem er eine Brücke nach Dänemark bauen wollte. Doch der Sack hatte ein Loch, der Kies rieselte heraus und bildete den Bergrücken. Es geht aber auch prosaischer: Geologen zufolge ist die Hügelkette vor etwa 150 Mio. Jahren bei einer Senkung des umliegenden Lands entstanden.
Heute bedeckt Buchenwald den Fels, zahlreiche Flüsse wie der fischreiche Skärån bahnen sich ihren Weg durch die Schluchten. Marder und Dachse leben im Unterholz, Mäusebussarde ziehen am Himmel ihre Kreise.
Über das 1625 ha große Schutzgebiet informiert die Ausstellung Skäralids Naturum bei Ljungbyhed. Wer den Nationalpark per GPS erwandern oder sich auf eine Geocaching-Schatzsuche begeben will, kann sich die entsprechenden Navigationsgeräte beim Touristenbüro ausleihen.
Skäralids Naturum: Mai – Aug. tgl. 10 – 18, Sept. 11 – 17, Okt. Di. – So. 11 – 16 Uhr | Eintritt frei | www.nationalparksofsweden.se
Landschaft: Södermanland, Uppland und Västmanland
Größe: 1140 km²
Ab an den See! So lautet die Devise vieler Stockholmer in den Sommermonaten. Dann packen sie regelmäßig ihre sieben Sachen und pilgern an den weit verzweigten See westlich von Stockholm mit seinen 1000 Inseln und Inselchen. Längst ist ein Wochenende in der zauberhaften Wasserlandschaft kein Privileg mehr für den schwedischen Adel, der hier prächtige Herrensitze und Schlösser errichten ließ. Und so leuchten vielerorts rote Schwedenhäuschen in der grün-blauen Landschaft.
Labyrinth aus Wasser und Land
Der drittgrößte See Schwedens ist durch eine Meerenge mit der Ostsee verbunden und erstreckt sich fast 120 km landeinwärts. Seine Buchten, Halbinseln und Inseln mit idyllischen Städtchen und das viele Grün ringsum machen den Mälarsee zu einem beliebten Naherholungsgebiet der Hauptstädter, die ihn deshalb auch den inneren Schärengarten Stockholms nennen. Da die Stadt direkt an der Schnittstelle zwischen dem Mälaren und der Ostsee liegt, ist man dank guter Fährverbindungen in Nullkommanichts auf den Inseln. Mit dem winzigen Unterwasserhotel Utter Inn (Gasthaus des Otters) vor Västerås, das wie ein umgedrehtes Aquarium 3 m unter der Seeoberfläche schwankt, garantiert der Mälaren sogar einen kurzen Abenteuerurlaub.
Ende Juli finden die Skoklosterspiele im gleichnamigen Schloss statt: ein fünftägiges Spektakel mit Rittern, Musik und bunten Turnieren.
Sehr nostalgisch geht es von Stockholm zum Schloss Gripsholm mit dem 1903 erbauten Dampfer »Mariefred«. Fahrzeiten: Mitte Mai – Anf. Sept. Di. – So. 10 ab Stockholm, 13.30 an Mariefred; 16.30 ab Mariefred, 20 Uhr an Stockholm; www.mariefred.info.
Skandinavischer geht’s nicht – zumindest nicht in puncto Design. Küchenchef Tommy Myllymäki serviert am Abend schwedische, nobel verfeinerte Klassiker. Günstige Mittagsmenüs (150 SEK) gibt es täglich von 12 bis 15 Uhr. Und mittwoch- bis samstagabends wird zusätzlich Pizza angeboten, die aus steingemahlenem Mehl der Warbro-Mühle gebacken wird.
Hausgemachte Kuchen und herzhafte Spezialitäten bietet das charmante Café im Hedströmska huset von 1856.
In diesem urigen Gasthaus erwarten Sie sanfte Jazzklänge von Miles Davis, Charlie Parker oder Chet Baker zu französisch inspirierter Küche.
In dem wunderschönen weißen Holzpavillon mit Seeblick werden von Mai bis September täglich gute und günstige Mittagsgerichte angeboten. Auf der Karte stehen Fisch- und Fleischgerichte, Pasta, Salate, aber auch Smörrebröd und das sogar in der vegetarischen Variante.
Wenn es an der Dampferanlegestelle nach Zimt und frisch Gebackenem duftet, sollten Sie sich die süßen Stückchen nicht entgehen lassen.
Östra Strandvägen, Strängnäs
Tel. 0152 1 84 00
Die sechs Luxussuiten im Herrenhaus sind wie gemacht für ein romantisches Wochenende zu zweit. Dazu eine Partie Golf auf dem benachbarten 18-Loch-Platz (www.sundbyholmsgolf.se), Afternoon Tea am Kamin oder ein Gourmet-Dinner im Restaurant. Ganz in der Nähe säumt einer der wenigen Sandstrände das Ufer des Mälarsees.
Am 13. Februar 1609 erhielt Jocim Smock die Konzession für das erste Wirtshaus Schwedens, das heute eine exquisite Nobelherberge mit Blick auf Schloss Gripsholm ist. Programmpunkte: Kochkurs oder Weinprobe im Gewölbekeller aus dem 15. Jahrhundert.
Kleines Hotel in einem historischen Holzhaus am Mälaren, nur wenige Fußminuten vom Zentrum entfernt.
Der Mälarsee war nicht immer ein See. Noch zur Wikingerzeit kannte man ihn als Meeresbucht. Erst durch die nacheiszeitliche Landhebung entstand hieraus allmählich ein Süßwassersee, der etwa 70 cm über dem Meeresspiegel liegt. Und noch immer hebt sich die schwedische Landmasse, auf der einst ein 3 km Eispanzer lastete, im Zeitlupentempo nach oben, wodurch Schweden Jahr für Jahr ein klein wenig größer wird.
Södertälje, gegründet als Handelsplatz der Wikinger, ist als Exilstadt Tausender Iraker und Syrer bekannt – rund 22 000 Flüchtlinge stellen mehr als ein Drittel der Bevölkerung. Hauptarbeitgeber ist Scania, der größte Nutzfahrzeughersteller der Welt und mit Hauptverwaltung, Forschung, Entwicklung und Produktion in Södertälje ansässig. Am Stadtrand liegt Scanias Teststrecke. Berühmtester Sohn der Stadt ist der ehemalige Tennisspieler Björn Borg. Am Stortorget stehen die St.-Ragnhild-Kirche mit Überresten aus dem 13. Jh. und das Rathaus von 1965, dessen Vorgängerbau an den Kanal versetzt wurde.
Das Torekällbergets Friluftsmuseum lässt seit 1929 den Alltag in der Stadt und auf dem Land zwischen 1800 und 1915 wieder aufleben. Ein Erlebnis ist das Mittsommerfest im Open-Air-Museum. Mit mehr als 600 Experimenten lässt sich im Wissenschaftszentrum Tom Tits Experiment an der Storgatan 33 die Faszination der Technik erleben.
Torekällbergets Friluftsmuseum: Juni – Aug. tgl. 10 – 17, Sept. – Mai 10 – 16 Uhr | Eintritt frei | www.sodertalja.se/torekallberget
Tom Tits Experiment: tgl. 10 – 18 Uhr | Eintritt: 225 SEK
Fans von Inga Lindström werden am Schloss Tullgarn ein Déjà-vu erleben: Das Lieblingsschloss von König Gustav V. und Sommerresidenz der königlichen Familie bis 1950 gehört zu den bekanntesten Drehorten der nach ihr benannten Filmreihe. Höhepunkte der 43 m langen, zweiflügeligen Anlage, die um 1720 südlich von Södertälje an einer Ostseebucht errichtet wurde, sind die Suite im Stil des schwedischen Klassizismus, das Frühstückszimmer im Stil der süddeutschen Renaissance und eine Sammlung holländischer Kacheln. Der englische Garten stammt aus dem 19. Jh., gebadet werden darf an der Königlichen Brücke.
Das Gasthaus Tullgarn bietet frischen Fisch oder Wildschweinfilet, im Hofstall von Königin Viktoria werden Kaffee und Kuchen serviert.
Führungen Juni – Aug. tgl. 11 – 16 Uhr | Eintritt: 100 SEK
Wikinger-Handwerker stellten begehrte Tausch- und Handelswaren her, das Rohmaterial lieferten das Mälartal und die Wälder des Nordens. Die Eisen und Felle wurden gegen arabisches Silber und Perlen aus Osteuropa getauscht: Um 760 entstand so auf der Insel Björko mit Birka einer der frühesten Handelsplätze Nordeuropas, der heute auch als erste Stadt Schwedens bezeichnet wird. In unmittelbarer Nähe, auf der Nachbarinsel Adelsö, ließ der König in Ergänzung zum Handelsplatz einen Königshof erbauen, den Hovgården. 829 kam der Benediktinermönch Ansgar im Auftrag Kaiser Ludwigs des Frommen auf die beiden Inseln und zahlreiche Bewohner ließen sich taufen – die Christianisierung Schwedens nahm ihren Anfang.
Heute gehören Birka und Hovgården zu den am besten erhaltenen Wikingerstätten mit Zeugnissen über und unter der Erde; seit 1995 sind sie UNESCO-Weltkulturerbe. Während ihrer Blütezeit lebten bis zu 1000 Menschen in der befestigten Stadt Birka. Von dem über 200 Jahre lang währenden Stadtleben auf der Insel zeugen heute noch Reste von Verteidigungsanlagen: starke Erdwälle mit Toröffnungen. Im Norden liegt mit 3000 Grabhügeln der größte bekannte Friedhof der Wikingerzeit. Wie Hafen, Handwerksviertel und Königshof ausgesehen haben, vermitteln anschaulich drei große Modelle im Birka Museum. Rekonstruiert wurde die einstige Siedlung ausschließlich mit Werkzeugen und Techniken der Wikinger.
Schloss Gripsholm (Baedeker Wissen >>>), leuchtend rot auf einer Insel im Mälaren westlich von Södertälje gelegen, kennen viele Deutsche auch ohne je einen Fuß nach Schweden gesetzt zu haben. Kurt Tucholsky hat es mit seiner Erzählung » Schloß Gripsholm. Eine Sommergeschichte« 1931 in der Literaturgeschichte verewigt. Und auch in der schwedischen Geschichte hat das Schloss oft eine zentrale Rolle gespielt – letztmalig 1809, als man hier Gustav IV. Adolf zur Abdankung zwang. Heutige Besucher erreichen es per Auto oder – wesentlich stil- und genussvoller – im Rahmen eines Tagesauflugs mit dem Dampfschiff ab Stockholm, vorbei an vielen Inseln und Inselchen im Mälaren.
»
Das Schloss Gripsholm strahlte in den Himmel;
es lag beruhigend und dick da und bewachte
sich selbst.
«
Kurt Tucholsky
Auch wenn sich alle Augen auf Gripsholm richten, sollte man die unmittelbar benachbarte idyllische Kleinstadt Mariefred nicht links liegen lassen. Sie geht zurück auf das 1493 gegründete Kartäuserkloster Pax Mariae, das bis zur Reformationszeit bestand. Seit 1624 wird der Ort überragt von der auf einem bewaldeten Hügel thronenden Kirche. Unterhalb davon säumen hübsche, nach einem Großbrand 1682 erbaute Holzhäuser die Gassen der Altstadt. Das Rathaus am Marktplatz nördlich der Kirche, ein imposanter Holzbau von 1784, beherbergt das Touristenbüro.
Tucholsky, der im Sommer 1929 in Mariefred wohnte und hier auch den Stoff für seine Sommergeschichte fand, kehrte später als Emigrant nach Schweden zurück. Auf dem Friedhof von Mariefred fand er seine letzte Ruhestätte. Ob sein Tod 1935 in Hindås bei Göteborg Selbstmord war oder auf die versehentliche Einnahme einer Überdosis von Barbituraten zurückzuführen ist, bleibt wohl für immer ungeklärt. Sein schlichtes Grab unter einer alten Eiche ziert das Goethe-Zitat »Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis«.
Gripsholms Slott: Mitte Mai – Mitte Sept. tgl. 10 – 16, sonst Sa., So. 12 – 15 Uhr | Eintritt: 130 SEK | www.kungahuset.se/gripsholm
© Reincke, Madeleine
1895 wurde die Bahnlinie nach Mariefred eröffnet; heute wird die Östra Södermanlands Järnväg, die älteste Schmalspurbahn Schwedens, von einem Museumsverein betrieben.
mehrmals tgl. Fahrten auf der Strecke Mariefred–Läggesta
Dauer: ca. 45 Min. | Ticket: ab 80 SEK | www.oslj.nu
Ein Fahrradweg verbindet Mariefred mit Åkers Styckebruk, das aus einer 1580 gegründeten Kanonengießerei von Herzog Karl, dem späteren König Karl IX., entstand. Über die Ortsgeschichte und die Gießerei informiert das Bruksmuseum. Ebenso alt ist der Betrieb, der das Pulver für die Kanonen lieferte, die Åkers Krutbruk.
Das Erz für den Kanonenbau kam aus den Gruben der Region, etwa aus Skottvång, wo heute im Värdshuset der Skottvångs Grufva erstklassige Küche und wundervolle Konzerte geboten werden (www.skottvangsgrufva.se).
Bruksmuseum: Ende Mai – Aug. Sa./So., Juli Mi. – So. 13 – 16 Uhr, Eintritt frei | www.akershembygd.se
Åkers Styckebruk ist Station auf dem Sörmlandsleden, dem mit mehr als 1000 km längsten Wanderwegenetz Schwedens. Mit rund 100 Sektionen lädt der Sörmlandsleden ein, das seenreiche Södermanland auf Tagestouren von 3 bis 17 km Länge zu Fuß zu entdecken. Die Startpunkte sind gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, unterwegs gibt es zahlreiche Rast- und Schutzhütten, Zeltplätze, Feuerstellen und Plumpsklos (www.sormlandsleden.se).
Die Anfänge von Strängnäs reichen bis in die Wikingerzeit zurück. Nach einem Brand 1871 wurden große Teile der Stadt am südlichen Ufer des Mälarsees neu errichtet. Nur einige Bereiche um den Dom und die Mühle waren vom Feuer verschont geblieben. Seit dem 12. Jh. ist die Stadt Sitz eines Bischofs, in dessen befestigter Residenz Roggeburg am 6. Juni 1523 Gustav Wasa zum König ausgerufen wurde. Der 6. Juni ist heute Nationalfeiertag in Schweden. Der stattliche Dom wurde 1291 geweiht, später mehrmals verändert und 1907 – 1910 restauriert. 1470 erhielt der dreischiffige gotische Backsteinbau seinen 96 m hohen Turm.
Im Innern befinden sich u. a. die Gräber Sten Stures d. Ä. (um 1440 bis 1503) und König Karls IX. (1550 – 1611). Zu sehen ist auch das Kindergrab von Prinzessin Isabella, der Tochter Johans III. Sie starb 1566, als ihr Vater im Gefängnis von Gripsholm saß. Der Schnitzaltar aus Flandern wurde 1490 in Brüssel vollendet und zeigt in geschlossenem Zustand Mariä Verkündigung und das Jüngste Gericht.
Ganz in der Nähe der Domkirche ließ Bischof Kort Rogge im 16. Jh. seine Residenz errichten. Heute birgt die »Roggeborgen« Teile der königlichen Bibliothek. Zu den wenigen Bauten, die den Stadtbrand von 1871 überstanden haben, gehört der Grassagården in der Kvarngatan 2, ein gut erhaltener Bürgerhof aus dem 17. Jh., heute Heimatmuseum. Von der Gyllenhjelmsgatan schwärmte der Dichter Bo Setterlind: »Sie ist die schönste Straße Schwedens.«
Am einstigen Standort des Panzerregiments P 10 präsentiert das Militärmuseum »Arsenal« neben einer recht umfangreichen Sammlung von Zinnfiguren und der Schwerpunktausstellung zum Kalten Krieg auch die Geschichte des Södermanland-Regiments sowie die Entwicklung der Militärmusik und den Einsatz schwedischer Armeefahrzeuge.
Arsenal: Sept. – Mai Mi. – So. 11 – 16, Do. bis 20, Juni – Ende Aug.
tgl. 10 – 17 Uhr | Eintritt 100 SEK | www.arsenalen.se
Das auf einer Insel im Mälarsee gelegene Schloss Gripsholm gilt als Inbegriff der schwedischen Romantik und zählt zu den berühmtesten Bauwerken des Landes. Gustav I. Wasa erbaute Gripsholm, Karl XV. war der Letzte, der das mehrfach erweiterte Schloss bis 1864 bewohnte.
Mitte Mai – Mitte Sept. tgl. 10 – 16, sonst Sa., So. 12 – 15 Uhr
Eintritt: 130 SEK
1537 – 1545 wurde unter Gustav I. Wasa die unregelmäßige Sechseckanlage mit den vier Türmen gebaut. Gripsholm ist Schloss und Festung zugleich, mit 4 m dicken Mauern.
Theaterkönig Gustav III. ließ 1782 hier ein Schlosstheater einrichten; der Turm selbst ist so alt wie die anderen Türme (16. Jh.). Das Theater ist heute noch bespielbar.
Im Renaissancestil Gustav I. Wasas ausgeführt, besitzt der Saal eine Kassettendecke von 1570. Hier hängen Porträts des Fürsten und anderer Monarchen seiner Zeit, aber auch sonstiger wichtiger Persönlichkeiten Schwedens.
Zunächst für Christina II. eingerichtet, ist der Raum u. a. mit einer japanischen Lacktruhe und einem Elfenbeinspiegel ausgestattet.
Dieser Anbau wurde 1690 errichtet.
In der Zeit Gustavs III. (1746 – 1792) kam dieser Flügel mit 28 Zimmern und vier Halbetagen hinzu.
1550 – 1590 wurde der Eingangsbereich um die Gebäudegruppe erweitert. Seit 1596 ist das Haupttor hier.
Eskilstuna bildet das Bindeglied zwischen dem Mälarsee und dem Hjälmar-See. Namensgeber war der englische Missionar Eskil, der im 11. Jh. am Handelsplatz Tuna begraben wurde. Karl X. Gustav beauftragte 1654 den Livländer Reinhold Rademacher, eine große Eisenschmiede einzurichten. Den Plan für die Schmiede lieferte Jean de la Vallée, der auch für die Stadtplanung von Eskilstuna zuständig war.
Die Industriegeschichte Eskilstunas dokumentieren drei Museen. Im Freilichtmuseum Rademacherschmiede nordwestlich des Zentrums lassen sich Gold-, Silber- und Kupferschmiede in historischen Häusern aus dem 17. Jh. bei der Arbeit über die Schulter schauen. Das Munktellmuseum am Munktellstorget jenseits des Flusses zeigt alte Fabrikmaschinen; in der einstigen Fabrikhalle von Bolinder-Munktell (heute Volvo) stehen aufgereiht die Oldtimer der schwedischen Automobilgeschichte, u. a. der erste schwedische Traktor von 1913. Im benachbarten Faktorimuseet in der Faktorihomarna wird jeden ersten Sonntag im Monat die Dampfmaschine angeworfen.
Zu guter Letzt zeigen Glasbläser in der Altstadt im alten Handelshof Tingsgård aus dem 18. Jh. ihr Können.
Rademachersmedjorna: Rademachergatan 50 | Juli, Aug. tgl. 11 bis 16 Uhr | Eintritt frei
Munktellmuseum: Mo – Fr. 10 – 16, Sa./So. 12 – 16 Uhr | Eintritt: 50 SEK | http://munktellmuseet.volvo.com
Faktorimuseet: Di. – So. 11 – 16 Uhr
Einzigartig in Europa ist Eskilstunas Kinderbildarchiv. Seit 1977 sammelt es Zeichnungen von Kindern aus Eskilstuna, Schweden und der ganzen Welt
Portgatan 2 | Mo. – Fr. 10 – 16 Uhr
Westlich außerhalb im weitläufigen Parken-Zoo warten sie auf Besucher: das Abenteuerland und der Tiergarten, das Flamingotal, der Märchenpark und weiße Tiger, die hier gezüchtet werden.
Mai – Mitte Sept. tgl. 10 – 16, Juli – Mitte Aug. bis 18 Uhr
Eintritt: 380 SEK | www.parkenzoo.se
Der berühmte Runenstein Sigurdsristning entführt Sie in die mystische Welt der Wikinger. Die Zeichnung auf dem Granitblock zeigt Sigurd, wie er den Drachen Fafnir tötet. Als er dessen Herz brät und sich dabei die Finger verbrennt, versteht er plötzlich die Sprache der Vögel. Sie verraten ihm, dass ein Zwerg seinen Bruder in jenen Drachen verzaubert habe. Die Rache: Sigurd enthauptet den bösartigen Gnom namens Reigen und wird dafür mit Gold überhäuft. Diese Episode aus der Volksunga-Sage wird auch in der »Edda« wiedergegeben. Die »Sigurds-Ritzung« befindet sich knapp 10 km nordöstlich von Eskilstuna und steht in einem der nördlichsten Buchenwälder Schwedens.
Wo der Fluss Eskilstunaån in den Mälarsee mündet, befand sich einst ein Opferplatz für Thor. 1317 von König Birger I. mit Stadtrechten ausgestattet, war Torshälla lange Zeit bedeutender als Eskilstuna – erst mit dem Brand von 1798 und dem Bau des Kanals nach Eskilstuna 1860 kehrten sich die Verhältnisse um. Seit 1971 ist der einst blühende Handelsort Teil der Großkommune Eskilstuna.
Rund um den Rådhustorget, in den Gassen St Olofs gränd, Birgersgatan, Lilla Gatan und im Südteil der Storgatan konnten zahlreiche Holzbauten aus dem frühen 19. Jh. bewahrt werden. Das Bürgerhaus Bergströmska Gården aus dem 18. Jh. in der Lilla Gatan 12 ist heute Sitz des Heimatmuseums. Neben der Kirche von Torshälla, deren Chor und Sakristei auf das 12. Jh. zurückgehen, gründete die Glaskünstlerin Åsa Brandt 1968 ihre Studioglashütte. 1999 folgte der Showroom Brandt Contemporary Glass. Werke von Åsa Brandt sind auch im New Yorker Museum of Modern Art zu sehen. Das Ebelingmuseet im Eskilstunavägen 5 zeigt Gemälde, Keramik und Skulpturen des vielseitigen Künstlers Allan Ebeling (1897 – 1975), Gemälde und Grafiken seiner Tochter Marianne (1930 – 1979) sowie zahlreiche Fotos von Torshälla. Im Museumsgebäude hat auch der Keramiker Rolf Berg seine Werkstatt. Seine Weihnachtsmänner gehören zu jedem schwedischen Weihnachtsfest.
In ein grünes Kunstwerk hat Georg Nyström (1861 – 1944) die Hänge des Holmberget verwandelt: Der Stadtgärtner schuf dort einen Stadtpark mit verschlungenen Wegen, Statuen und immer wieder neuen Ausblicken auf das alte Torshälla. Aussichtsreich ist auch der Klockberget. Zum Baden am Seeufer empfiehlt sich 5 km nördlich von Torshälla Mälarbaden.
Zwischen Torshälla und Eskilstuna verkehrt von Juni bis August mehrmals pro Woche das in den 1950er-Jahren erbaute Kanalboot M/S St Olof. Eine Tour dauert rund eineinhalb Stunden (Infos Tel. 019 10 73 59). Auf dem Hjälmaren-Kanal, der ältesten Wasserstraße Schwedens, ist das Motorschiff M/S Gustaf Lagerbjelke unterwegs (Tel. 019 10 71 91, www.lagerbjelke.com, zurück per Bus).
Ebelingmuseet: Mi. – So. 12 – 16 Uhr
Der Julita-Hof am Öljaren-See 40 km südwestlich von Eskilstuna ist ein heute noch bewirtschaftetes Gut mit 350 Gebäuden, darunter auch eine Ziegelbrennerei und eine Kirche. Gegründet wurde Julita als Zisterziensterkloster, 1527 enteignete Gustav Wasa die katholische Kirche und Julita wurde königlicher Hof. 1630 machte der Österreicher Melchior Wurmbrandt Julita zu einer Waffenschmiede, in der leichte Feldartillerie, sogenannte Lederkanonen, hergestellt wurden. 1877 kaufte der wohlhabende Tabakhändler Johann Bäckström das riesige Gut. Dessen kinderloser Sohn Arthur vermachte es dem Nordischen Museum.
Heute ist Julita nicht nur ein Herrenhof, sondern auch Schwedens Genbank für Obst, Gemüse und traditionelle Rinder-, Schweine- und Gänserassen. Den Zeitgeist der verschiedenen Epochen spiegelt nicht nur die Architektur, sondern auch die Landschaftsgestaltung wider – mit einem streng gestutzten Versailles-Park des 17. Jh.s, einem naturnahen englischen Landschaftspark aus dem 18. Jh. und dem von Deutschland inspirierten Park des 19. Jh.s mit tropischen Pflanzen und Rondellen. Auf dem Gutsgelände wachsen zudem 340 Apfelbäume von 123 schwedischen Sorten. Alljährlich im Juni wird hier groß das schwedische Midsommarfest gefeiert und eine Woche später ein großer Landwirtschaftsmarkt abgehalten.
Ein Muss für den Nachwuchs sind zwei Figuren, die hier leben: der eigenbrötlerische alte Mann Petterson und sein frecher Kater Findus aus den bekannten Kinderbüchern von Sven Nordquist. In Pettersons Haus – etwas verkleinert nachgebaut, damit die Kleinen sich größer fühlen – können Kinder die Tischlerwerkstatt und Küche besichtigen oder die Rutschbahn hinabsausen. Sogar das Hühnerhaus ist vorhanden. Wer länger bleiben will: In den Flügeln des gelb verputzten Gutshauses, im 18. Jh. für eine polnische Adelsfamilie entstanden, gibt es Gästezimmer.
Sept. – Mai Do. – Di. 10 – 17, Mi. bis 20, sonst tgl. 9 – 18 Uhr
Eintritt: 120 SEK | www.nordiskamuseet.se/julita
© laif: Andreas Hub
Enköping besaß einst das Privileg, den Königshof mit Gemüse zu versorgen; besonders die Meerrettichfelder machten die Stadt am Nordufer des Mälarsees bekannt. Heute ist die Stadt für ihre 24 Parks berühmt und jeder von ihnen hat sein eigenes Gesicht. Eindrucksvoll ist vor allem der Drömparken, in dem mehr als 220 Staudensorten mit verschiedensten Gräsern kombiniert sind. Entworfen hat den Park der Träume der holländische Gartenarchitekt Piet Oudolf, von dem auch die Gärten der Erinnerung in New York stammen. Regelmäßig werden Führungen durch die Grünanlagen angeboten (www.enkoping.se/parker).
Kulturhistorisch bedeutsam ist die kleine Dorfkirche von Härkeberga, einem Weiler ca. 10 km nordöstlich von Enköping. Einzigartig ist die hervorragend erhaltene, nahezu lückenlose gotische Ausmalung des Kirchleins mit biblischen Szenen aus dem 13./14. Jahrhundert.
In einer renovierten Scheune in Bålsta bei Håbo haben der Künstler Lasse Åberg und seine Frau Inger im Åberg-Museum eine einzigartige Disney-Sammlung zusammengetragen. In der ersten Abteilung werden Spielzeug, Porzellan, Uhren, Bücher, Comics und Sparbüchsen von 1928 bis 1938 gezeigt. In der Kunsthalle sind Originale berühmter Comic-Zeichner ausgestellt, wie Burne Hogarth, der Tarzan zeichnete, und Hal Foster, der Prinz Eisenherz schuf. Zu sehen sind auch Yellow Kid und Mickey Dugan, der erste moderne Comic, der 1895 in der New York World erschien, außerdem von Comics beeinflusste Kunstwerke von Pablo Picasso bis Keith Haring.
Mo. – So. 11 – 16 Uhr | Eintritt: 80 SEK | www.abergsmuseum.se
Die idyllische Gartenstadt am Sigtunafjärden, einer nördlichen Verzweigung des Mälarsees, gehört neben Lund >>> zu den ältesten Städten Schwedens: Sie wurde 980 von König Erik Segersäll gegründet. Unter König Olov Eriksson, der englische Münzmeister ins Land holte, wurden ab 995 die ersten schwedischen Münzen mit der Aufschrift »Situne Dei« geschlagen. Ab Mitte des 11. Jh.s wurde Sigtuna Bischofssitz, doch 1130 verlegte der Bischof von Svea seine Residenz in das nahe Uppsala >>>. Verheerend wirkten sich 1187 der Überfall und die Brandschatzung durch die Esten aus. Erst 50 Jahre später hatte sich die Stadt erholt und gewann durch die Gründung eines Dominikanerklosters 1237 erneut an Bedeutung. Mitte des 12. Jh.s wurde der Bischofssitz nach Östra Aros verlegt. Die Reformation brachte die Schließung des Klosters, die Kirchen wurden bis auf die Marienkirche dem Verfall preisgegeben. Sigtuna versank in einen Dornröschenschlaf, aus dem es erst Mitte des 20. Jh.s erwachte. Heute ist es eine betriebsame Schul- und Konferenzstadt, die durch den Bau des nahen Flughafens Stockholm-Arlanda weitere wirtschaftliche Impulse erhielt.
Im Sommer kommen zahlreiche Tagesurlauber mit dem Ausflugsboot von Stockholm oder Uppsala >>> herüber, um durch die Stora Gatan mit ihren schmucken Holzhäusern, Cafés und Geschäften zu bummeln. Das angeblich kleinste Rathaus Schwedens ist auf 1744 datiert; seine Säle blieben seitdem unverändert.
Wo vor 1000 Jahren der Königshof von Erik Segersäll lag, stellt heute das Sigtuna-Museum, Stora Gatan 55, Funde aus der Wikingerzeit und dem frühen Mittelalter aus.
Dominikanermönche waren im 13. Jh. die Bauherren der kleinen Mariakyrkan (Marienkirche) am Altstadtrand. Im Innern des gotischen Backsteinbaus sind ornamentale Malereien aus der Erbauungszeit zu sehen.
Rathaus: tgl. 12 – 16 Uhr, Sept. – Mai nur Sa. und So.
Sigtuna Museum: 1. Juni – 31. Aug. tgl. 12 – 16, 1. Sept. – 31. Dez. Di. – So. 12 – 16 Uhr | Eintritt: 50 SEK | www.sigtunamuseum.se
Bescheidenheit ist eine Zier, zu den Stärken der Bauherrn des Barockschlosses Skokloster gehörte diese Tugend jedoch eher nicht. Weithin sichtbar thront der größte jemals in Schweden erbaute Privatpalast 22 km nordwestlich von Sigtuna direkt am Ufer einer Verästlung des Mälaren. Der weiße Vierflügelbau mit laternengekrönten Ecktürmen entstand auf dem Gelände eines 1244 gegründeten Zisterzienserkonvents, der jedoch 1574 bis auf die Kirche abgerissen wurde. Das zugehörige Gut erhielt 1611 der Feldmarschall Herman Wrangel. Sein Sohn Karl Gustav, der spätere Reichsadmiral und Reichsmarschall von Schweden, ließ in den Jahren 1654 – 1657 das Schloss zur prunkvollen Residenz ausbauen. Baumeister war zunächst Jean de la Vallée, später löste ihn Nicodemus Tessin d. Ä. ab. Für die Inneneinrichtung engagierte Wrangel Agenten, die in seinem Auftrag in Europa und Übersee Möbel, Tapeten, Kunstwerke, Bücher, Werkzeuge und Waffen einkauften. Nach Wrangels Tod übernahm die Familie Brahe das Schloss und ließ einige Säle im Stil des 18. und 19. Jh.s. einrichten.
Die gut erhaltenen Prunkräume mit kunstvollen Deckengemälden sind im Rahmen einer Führung zugänglich. Beeindruckend sind auch die Wrangel’sche Rüstkammer voller Jagdgewehre und Schwerter und die Drechselkammer mit kunstvollen Drechselstücken und Drehmeißeln.
Juni – Ende Aug. tgl. 11 – 17, Mai – Mitte Juni, Sept. Sa., So. 11 – 16 Uhr
Eintritt frei, geführte Tour: 80 SEK | www.skoklostersslott.se
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Landschaft: Skåne (Schonen) | Provinz: Skåne Län
Einwohnerzahl: 303 000 | Höhe: Meereshöhe
Malmö ist grün! Hydridbusse schlängeln sich durch die Straßen, Häuserdächer sind mit Solarzellen ausgestattet und ein vorbildliches Radwegnetz durchzieht die gesamte City. Am besten erkunden Sie also mit einem Drahtesel Skånes Hauptstadt, die als Zentrum moderner Kunst und Musicalmetropole Schwedens zu begeistern versteht.
Boomtown am Öresund
Seit die Öresund-Brücke Malmö mit Kopenhagen verbindet und die beiden Städte in den letzten Jahren zu einer Wirtschaftsregion zusammengewachsen sind, fragen sich viele Göteborger und Stockholmer scherzhaft, ob Malmö überhaupt noch Schweden ist. Tatsächlich gehörte die Stadt bis zum Frieden von Roskilde 1658 zu Dänemark. Mit Einwohnern, die aus 170 Ländern kommen und 100 verschiedene Sprachen sprechen, ist die drittgrößte Stadt Schwedens aber eines ganz gewiss: multikulti. Das spiegelt sich in der kulinarischen Vielfalt in den über 600 Restaurants Malmös wider. Selbst einer der berühmtesten Söhne der Stadt hat einen Migrantenhintergrund: Zlatan Ibrahimovic, zeitweise der bestbezahlte Fußballer der Welt (Interessante Menschen).
Seit den 1990er-Jahren hat sich Malmö von einer Industriehochburg in eine Metropole des Wissens verwandelt. 1998 wurde mit der »Malmö Högskola« die jüngste Hochschule Schwedens eingeweiht, an der heute 25 000 Studenten eingeschrieben sind, und im Medeon Science Park haben sich zahlreiche Forschungseinrichtungen niedergelassen. Der Öresund-Brücke wurde mit dem mehrteiligen Thriller »Die Brücke – Transit in den Tod« ein Denkmal gesetzt.
In Malmös Altstadt mag man mitunter vergessen, dass Malmö eines der beiden Zentren einer Metropolregion ist, in der rund 3,8 Mio. Menschen leben. Hier zeigt Malmö vor allem sein historisches Gesicht: Die meisten Sehenswürdigkeiten befinden sich innerhalb des Ringkanals, der die Altstadt umschließt, und sind daher gut zu Fuß erreichbar.
Auf Geheiß von Jörgen Kock, Bürger- und und Münzmeister von Malmö, wurde 1536 der Stortorget als neuer Marktplatz angelegt. Den einstigen Standort des Stadtbrunnens markiert eine 1896 gegossene Reiterstatue. Sie zeigt König Karl X. Gustav, der die dänische Provinz Skåne 1658 nach dem Frieden von Roskilde mit Schweden vereinigte. An der Ostseite erhebt sich das prachtvolle Renaissancerathaus von 1546, in dessen Keller seit dem 16. Jh. der Rådhuskällaren die Gaumen verwöhnt. Das einstige Wohnhaus des Bürgermeisters, das denkmalgeschützte Kockska Huset mit verziertem Treppengiebel, ist Standort des Schlemmerlokals »Årstiderna i Kockska huset«. Hinter der Neorenaissancefassade des Residenset amtiert der Regierungspräsident. Am Stortorget 8 ist die Lejonet Apotek von 1890 erhalten.
Die St. Petri Kyrka an der Kyrkogatan entstand im 14. Jh. nach dem Vorbild der Lübecker Marienkirche. Das weiß verputzte Innere überspannen schmucklose Gewölbe, an den Pfeilern sieht man Epitaphe aus der Renaissance. Der Kirchenschatz ruht in einer Glasvitrine im Nebenschiff. Zu den eindrucksvollsten der alten und stolzen Bürgerhäuser Malmös gehören das Flensburgska Huset von 1589 in der Södergatan 9, das Jörgen Kocks Hus von 1525 sowie das Rosenvingeska Huset von 1534 in der Västergatan 2 bzw. 5. Das Tunnelns Hus in der Adelgatan 4 ist auf 1519 datiert, das Diedenska Huset in der Östergatan 6 auf 1620, das benachbarte Thottska Huset auf 1558.
Bunte Fachwerkhäuschen aus dem 16. – 18. Jh. – dänisches Erbe – bilden die Kulisse des Lilla Torg. In den warmen Monaten herrscht hier viel urbanes Flair, es wird in den kleinen Straßenlokalen gegessen und gelacht. Und im Winter dreht man auf dem Platz zu Pop und Rock Pirouetten auf dem Eis. Hinter einem Torweg versteckt sich der Hedmanska Gården. Hier präsentiert und verkauft seit 1964 das Form Design Center skandinavisches Design von 50 Firmen: Klassiker von Georg Jensen, Marimekko, Kosta Boda und Orrefors, aber auch Werke junger Designer (Abb >>>).
Di. – Sa. 11 – 17, So. 12. – 16 Uhr | www.formdesigncenter.com
Machen Sie es den vielen Malmöern nach, die sich für unbeschwerte Sommerstunden ein Tretboot mieten und durchs Grüne im weitläufigen Gelände von Kungs- und Slottsparken westlich der Altstadt schippern. Kungsparken, Malmös ältester Park, wurde 1872 von König Oskar II. der Öffentlichkeit übergeben. Der Landschaftspark im englischen Stil besitzt neben zahlreichen exotischen Baumveteranen einen Pavillon von 1912, in dem heute das Casino Cosmopol mit jeder Menge Glücksspiel und Shows (www.cosmopol.se) residiert. Weit und offen präsentiert sich der Slottsparken, der seit Ende des 19. Jh.s an den Königspark anschließt und beliebter Platz für Sport, Spiel und Picknick ist. Die Pegasus-Statue im Schlosspark stammt von Schwedens berühmten Bildhauer Carl Milles. Südlich des Schlossgrabens erstreckt sich der Slottsträdgården, ein Ökoidyll mit schnatternden Gänsen, einer Gärtnerei mit Gemüseverkauf und Malmös kleinstem und romantischstem Café. Neben dem Schlossgarten dreht sich die Slottsmöllan, eine Holländerwindmühle von 1851.
Uralte Kastanien und ein recht breiter Wassergraben umzingeln Malmös Renaissanceschloss. Angelegt wurde es bereits 1436 unter dem Dänenkönig Erik von Pommern, der Malmö 1473 den Greif als Stadtwappen verlieh. Auf den Grundmauern eines zerstörten Kastells begann Dänenkönig Christian III. 1537 mit dem Bau eines Schlosses. Als Malmö schwedisch wurde, bauten die neuen Herren es zu einer vierflügeligen Festung aus, die nach einem Brand ihr jetziges Aussehen erhielt.
Heute dient Malmöhus Slott als Museum. Im Erdgeschoss befindet sich das Naturmuseet mit Tropikarium, Aquarium und Nachttierhaus. Im Stockwerk darüber präsentiert das Kunstmuseet skandinavische Künstler des 20. Jahrhunderts. Und im Stadsmuseet lassen sich neben Modellen der Stadt auch mittelalterliche Keramik, königliche Gemächer und ein Rittersaal bestaunen.
Tgl. 10 – 17 Uhr | Eintritt: 40 SEK | www.malmo.se/museer
Nicht nur Tüftler und Ingenieure werden am Malmöer Technik- und Seefahrtsmuseum ihre Freude haben. Bevor man sich Flugtechnik, Schienen- und Straßenverkehr, Lebensmitteltechnologie, Kernkraft und einem U-Boot widmet, kann man sich in den schwedenroten Fiskehoddorna mit Lachs und Makrelen frisch aus dem Rauch stärken.
Vor dem Museum hält die Museumsstraßenbahn, die von Mai bis September samstags und sonntags in 15 Minuten zwischen Banerskajen, Bastionen und der Stadtbibliothek hin- und herrattert. »Kalender des Lichts« lautet der Spitzname für den Bibliotheksanbau vom dänischen Architekten Henning Larsen aus dem Jahr 1997 (www.mss.se).
Tekniska o Sjöfardsmuseet: tgl. 10 – 17 Uhr | Eintritt: 40 SEK
Wer Sand zwischen den Zehen spüren will, ist am Ribersborgstranden goldrichtig. Er säumt den lang gezogenen Öresund-Park, der sich wiederum fast nahtlos an den Schlosspark anschließt. Malmös »Copacabana«, ein gut 2 km langer, feiner Sandstrand an einer seicht abfallenden Badebucht, punktet zudem mit einer ausgezeichneten Wasserqualität, die durch die »Blaue Flagge« attestiert wird. Im leuchtend weißen, 1898 im Jugendstil gebauten Kallbadhus baden Abgehärtete ganzjährig im Salzwasser, schwitzen in der holzbefeuerten Sauna und genießen im Café die Aussicht auf den Sund.
Hinter den Parks erheben sich mehrere Quader in Gelb, Musterbeispiele des schwedischen Funktionalismus. Die kantig wirkenden Mehrfamilienhäuser gehören zu den begehrtesten Wohngebäuden der Stadt. Die 1975 eröffnete Konsthall stellt zeitgenössische schwedische Künstler aus und lädt im Smak >>> zum Lunch.
Kallbadhus: 1. Mai – 31. Aug. Mo. – Fr. 9 – 20, Mi. bis 21, Sa., So. 9 – 18, sonst Mo. – Fr. 10 – 19, Sa., So. 9 – 18 Uhr | Eintritt: 65 SEK www.ribersborgskallbadhus.se
Konsthall: tgl. 11 – 17 Uhr, Mi. bis 21 Uhr | Eintritt frei
Seit 2010 hat das Stockholmer Museum für Moderne >>> Kunst eine Dependance in Malmö. Untergebracht ist sie im schon von Außen imposanten einstigen Elektrizitätswerk in der Gasverksgatan 22. 1901 von John Smedberg errichtet, erhielt der historische Backsteinbau einen futuristischen Anbau in Form eines orangefarbenen Kubus, den das renommierte Architekturbüro Tham & Videgård Hansson entwarf.
Di. – Fr. 11 – 18, Sa., So. bis 17 Uhr | Eintritt frei
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Der Flughafen Malmö-Sturup, 20 km östlich, ist zwar der drittgrößte Schwedens, doch an Kopenhagens internationalem Drehkreuz Kastrup Lufthavn ist Malmö verkehrsmäßig weitaus besser angebunden. Nur 30 Minuten brauchen die Züge von dort zur Malmöer Centralstation.
Das Öresund-Rundt-Ticket beinhaltet zwei Öresund-Überquerungen, einmal Brücke, einmal Fähre (Baedeker Wissen >>>). Gegenüber vom Hauptbahnhof legt von April bis Sept. mehrmals tgl. das Ausflugsboot Rundan zur Rundfahrt durch die Kanäle und den Schlosspark ab (www.stromma.se).
Preiswert ist die Stadtrundfahrt mit der Ringbuslinie 3.
Höhepunkt im Kulturkalender ist das alljährliche Malmöfestival in der dritten Augustwoche. Geboten werden über 900 Stunden kostenloser Unterhaltung, viel Musik und kulinarischen Spezialitäten. Mit 1,5 Mio. Besuchern ist es das größte Festival Südschwedens (www.malmofestivalen.se).
Das wichtigste Einkaufsviertel ist die Fußgängerzone Södergatan mit den angrenzenden Straßen. Am Lilla Torg verkauft das Form Design Center schwedisches Kunsthandwerk. Größte Shoppingmall ist das Hansa-Zentrum an der Stora Nygatan.
Di. – Do. und So. 8 – 13 Uhr gibt es am Fiskehoddorna fangfrischen Fisch. Ein Wochenmarkt wird Mo. – Sa. 8 – 14 Uhr auf dem Möllevångstorget abgehalten. Flohmärkte gibt es So. an der Södra Promenaden und auf dem Drottningtorget.
Malmö hat mehr als 600 Restaurants. Freiluftfans schlemmen in den Lokalen am Lilla Torg, exotische Genüsse gibt es rund um den Möllevångstorget.
Hummer, Hering und die beste Crème brulée – Feinschmeckeroase von Henrik Regnér mit vielen Stammgästen.
Scholle Walewska oder Steinbutt in Champagnersauce? Im Keller aus dem 16. Jh. servieren Marie und Wilhelm Pieplow schwedische Gabelhappen. Für ambitionierte Hobbyköche gibt es Kurse mit Drei-Gänge-Menü.
Wie wäre es vor dem Konzertbesuch im Pildammsparken mit einem Abendessen im Bloom, das ausschließlich lokale Erzeugnisse verwendet? Stardesigner Jonas Lindvall verwandelte das Edellokal in einen Iglu in Gold, Grau und Weiß.
2010 vom White Guide als bestes Bio-Restaurant ausgezeichnet, überzeugt das Salt & Brygga mit mediterran beeinflusstem Slow-Food, stylishem Öko-Interieur und Traumblick auf den Öresund. Zum Winzer-Dinner werden edle Tropfen aus Italien kredenzt.
Eine süße Verführung ist die Schokoladenfabrik. Seit 1888 stellt man hier Pralinen, Trüffel und andere Versuchungen her. Im Café kann man Kleinigkeiten essen (nicht nur Schokolade) und im kleinen Museum alles über Schokolade lernen.
In der heimeligen Weinbar werden in italienisch-schwedischem Ambiente kleine Gerichte aus dem Lazio serviert. Hier stehen die Weine im Vordergrund – zur Auswahl gibt es 200 Tropfen! Durch große Rundbogenfenster schweift der Blick auf den Stortorget. Der Inhaber spricht dank seiner deutschen Mutter perfekt Deutsch.
»Smak« heißt Geschmack – und der Name ist Programm. Gekocht wird mit saisonalen Zutaten aus der Region. Kunstsinnige Genießer kommen sonntags zum Brunch.
Als das im 13. Jh. begonnene Gebäude noch Wohnsitz des Gouverneurs von Malmö war, logierten hier Könige. Und im Gewölbekeller, in dem heute das Frühstück serviert wird, saßen auch schon die Pop-Könige George Harrison und Paul McCartney.
Wohnen mit Aussicht: Das sehr schöne alte Fachwerkgebäude mit modernem Glasanbau liegt in ruhiger Lage, nur wenige Gehminuten vom Stortorget entfernt. Die geräumigen, hellen Zimmer in den oberen Stockwerken bieten eine traumhaften Blick über die Dächer der Altstadt. Das Hotel liegt zentral und doch sehr ruhig.
Fünf Minuten vom Bahnhof entfernt bietet der Bau aus dem 19. Jh. großzügige Zimmer im nordischen Stil mit Blick auf den Stortorget. Wellnessbereich, mahagonigetäfelte Bar und Feinschmeckerrestaurant mit schwedischen Klassikern.
Stortorget 7, 20121 Malmö
Tel. 040 6 93 54 00, 113 Z.
Genau hinsehen, nicht daran vorbeigehen, einfach probieren!
Ins Stockholmer Armeemuseum verirren sich nur wenige, dabei ist es allein wegen des Raumes zu Raoul Wallenberg sehenswert. Wallenberg rettete 1944 in Ungarn Zehntausenden Juden das Leben.
Eine Weinstraße in Schonen? Richtig gelesen! Die fast 40 Winzer produzieren gar nicht mal so schlechte Weine. Tipp: das Bio-Weingut Hällåkra in Anderslöv.
Die Bewohner Malmös radeln gern, das ausgezeichnete Radwegnetz schafft klasse Bedingungen. Und dank Verleihstationen an fast jeder Ecke können auch Besucher die Öresundmetropole per Drahtesel erkunden.
Das beste vegetarische und vegane Essen Stockholms, garniert mit einem grandiosen Blick über die Hauptstadt und den Mälaren – das Hermans ist immer einen Besuch wert!
Wer meint, in Schweden könne man nur in Stockholm shoppen gehen, war noch nicht in Västerås. Und für Fans von H & M ist der durchaus sehenswerte Ort sowieso ein Muss: Denn vor hier aus eroberte das berühmte Label die Modewelt.
Ystad ist nur »Wallander-Land«? Mitnichten! Im Filmmuseum gibt es auch eine Ausstellung zur Thrillerserie »Die Brücke – Transit in den Tod«, die auch in Ystads Filmstudios gedreht wurde.
Willkommen in Malmös dynamischstem Viertel! Wo ab 1909 auf Kockums Werft U-Boote und Ozeanriesen vom Stapel liefen und Saab-Scania in der damals modernsten Autofabrik Europas seine Fahrzeuge fertigte, ist die Gentrifizierung in vollem Gange. Es entsteht derzeit Malmös modernster Stadtbezirk: Västra Hamnen (www.malmo.se/westernharbour). Sein Wahrzeichen ist längst weltberühmt: der »Turning Torso«, ein futuristischer Wohnturm mit bestem Blick und allem Luxus, dessen Baukosten von 180 Mio. € ebenso Schlagzeilen machten wie seine Architektur. Ihm weichen musste das alte Malmöer Wahrzeichen, Kockums Kran, der demontiert und nach Korea verfrachtet wurde. Und so ist der Wohnriese des spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava zugleich ein Symbol für den Wandel Malmös. Spektakulär »schraubt« sich der Wolkenkratzer 190 m in die Luft – und zwar um die eigene Achse gedreht. Dazu wurden neun Kuben mit jeweils fünf Stockwerken im Winkel von 90 Grad übereinandergesetzt. Die untersten beiden Kuben sind für Büros bestimmt, die oberen drei Kuben bergen 143 Luxusapartments, die beiden obersten Etagen die Versammlungsräume von »Turning Torso Meetings«.
Zu Füßen des Turning Torso erstreckt sich ein preisgekröntes ökologisches Wohngebiet, 2001 für die große europäische Wohnmesse Bo01 fertiggestellt. Sonnenkollektoren, Meereswärme und Windkraft versorgen es mit regenerativer Energie; Regenwasser wird aufgefangen und in den Wasserkreislauf eingebunden. Der organische Abfall wird in den Wohnhäusern über Fallrohre in einen unterirdischen Sammler geleitet und von dort aus einer Biogasanlage zugeführt. Die Entwürfe lieferten international bekannte Architekten wie Ralph Erskine, Gert Windgårdh und Mario Campi. Immer wieder banden sie Flora und Fauna, Strand und Meer, Kunst und Kultur in ihre Kompositionen ein: mit einer Bühne am Sund, »Segeln« aus Stein, Teichen, Bootsliegeplätzen, Badebuchten und Hausbooten.
Der Mensch steht im Mittelpunkt des neuen, nahezu autofreien Stadtteils, in dem Fußgänger und Fahrradfahrer Vorrang genießen. Für sie wurde eine durchgehende Erholungs- und Flanierzone geschaffen. Grünes Zentrum ist der Ankerpark, der weite, offene Daniapark erinnert an eine Festung am Meer. Sein nördlichster Punkt betont als Bastion die exponierte Lage des Parks. An drei Stellen durchbrechen »Späher« die zur Ufersicherung aufgeschütteten Felsbrocken. Breite Badetreppen aus Beton führen hinab zum Meer, eine Liegewiese lädt zum Sonnenbad. Auch der abgesenkte Scania-Park reicht bis ans Wasser. Alle drei Parks verbindet die Öresund-Promenade. Ihre Holzdecks werden im Sommer zu Sonnendecks mit Blick auf die Stadt und die nahe Öresund-Brücke.
Für die lebendige Atmosphäre von Västra Hamnen sorgen nicht nur Trendlokale und zukunftsorientierte IT-Betriebe, die hier mit einer recht jungen Mannschaft tätig sind, sondern auch die neue Malmö-Universität. Sie öffnete 1998 ihre Tore, ist aber inzwischen mit etwa 25 000 Studierenden schon die achtgrößte Lehranstalt des Landes. Die Hochschule im einstigen Zentrum der Schwerindustrie sorgte für einen eindrucksvollen demografischen Wandel: Heute ist über die Hälfte der 300 000 Einwohner Malmös jünger als 35 Jahre.
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Immigranten aus dem Mittleren Osten haben das einstige Arbeiterviertel in ein buntes Quartier verwandelt, das Szenegänger begeistert. Falafel-Buden, Thai-Restaurants und Asia-Shops konkurrieren mit cool gestylten Bars und Boutiquen. Feinschmecker zieht es zu Möllans Ost am Möllevångstorget, wo ein ganz besonderer Käse zu bekommen ist, gereift im Kümmelschnaps der Hafenstadt, dem Malmö Akvavit Ost (www.mollansost.com). Kinder lieben den Folketspark, der 1893 nach dem Vorbild des Kopenhagener Tivoli entstand. Aus jener Zeit stammen noch der Moriska Paviljongen und der japanisch inspirierte Eingang. Ende der 1930er-Jahre folgte der Bau des »Amiralen«, damals der größte Tanzpalast des Nordens (http://malmofolketspark.se).
Der Pildamms-Park wurde bereits zur Baltic Expo 1914 angelegt. Aus jener Zeit sind noch der Margareta-Pavillon und der Echo-Tempel erhalten. Inmitten des Parks verwöhnt das Gourmetrestaurant »Bloom« die Feinschmecker, am Wochenende wandelt sich das Lokal zum Terrassencafé. Auf der Freilichtbühne werden im Sommer kostenlos Theaterstücke und Konzerte aufgeführt.
Große Umwandlungen erlebt auch der 1948 – 1952 nach Plänen von Gunnar Lindmann erbaute Stadtteil Augustenborg: Er wandelt sich zur Ekostaden (Ökostadt) mit Solarstrom, Car-Sharing und Mülltrennung in neuen Holzhäusern und maßgeschneiderten Domizilen für Senioren. Bereits 2001 eingeweiht wurde der 9500 m² große Botaniska Takträdgård, der erste Botanische Dachgarten Nordeuropas. Er lässt sich auf Laufstegen entdecken. Ratschläge zur eigenen Dachbegrünung erteilt das Besucherzentrum am Ystadvägen 56 (www.greenroof.se).
Die Eröffnung der Öresund-Brücke (Baedeker-Wissen >>> und Abb >>>) im Jahr 2000 war der Startschuss zum Boom der grenzübergreifenden Öresundregion. Die knapp 8 km lange Straßen- und Eisenbahnverbindung ließ Kopenhagen und Malmö wortwörtlich näher zusammenrücken. Selbst in der TV-Serie »Die Brücke – Transit in den Tod« jagen dänische und schwedische Ermittler gemeinsam einen Serienmörder; der Thriller beginnt mit einem Leichenfund mitten auf der Brücke.
Malmös Antwort auf Kopenhagens Ørestad heißt Brostaden. Die »Brückenstadt« soll bis 2020 auf 240 ha am schwedischen Kopf der Öresund-Brücke entstehen. Auf dem einstigen Ackerland sind 10 000 neue Arbeitsplätze und 5000 Wohnungen geplant.
Die »Geheimnisse des Wassers« präsentiert unterhaltsam der 75 m hohe Hyllie Vattentorn mit einer farbig sprudelnden, dampfenden, zischenden Ton- und Lichtshow über die verschiedenen Formen des Wassers. Ein Fahrstuhl bringt Besucher ganz nach oben, wo neben Computerspielen, Experimenten und Filmen zum Thema Wasser ein Fernblick auf den Öresund und Malmö geboten wird.
Direkt zu Füßen des Turms liegt mit Hyllie ein weiterer Stadtteil, der derzeit eine Metamorphose durchlebt: Nachdem der Bau des 216 m hohen Malmö Tower vorerst gestoppt worden war, öffnete dort im Oktober 2012 das riesige Emporia-Einkaufszentrum nach Entwürfen von Gert Wingårdh. Point Hyllie, der neue Shopping-, Wohn- und Bürokomplex an der City-Tunnel-Station Hyllie, ist noch im Entstehen begriffen. Und die Multifunktionshalle Malmö Arena ist Heimat der Eishockeyspieler der Malmö Redhawks und Veranstaltungsort von Großkonzerten (www.malmoarena.com).
Hyllie Vattentorn: nur nach Voranmeldung, Tel. 040 6 35 10 00,
Der Herrenhof am südlichen Stadtrand in der Katrinetorps allé 1, 1813 vom betuchten Kaufmann Erland Bager erbaut, ist ein beliebter Ort für Hochzeitsfeiern. Im Gutshaus sind heute ein Café, ein Restaurant und Tagungsräume untergebracht. Die Grünanlage besteht aus einem englischen Garten und einem streng symmetrischen Park im Stil des französischen Klassizismus. Gemüse und Blumen vom Gut verkauft der Hofladen. Im Sommer werden Konzerte geboten, im Herbst wird das Erntefest gefeiert und im Winter lockt der traditionelle Weihnachtsmarkt zahlreiche Besucher an (www.malmo.se/katrinetorp).
Eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Schlossanlagen ist Schloss Torup, 20 km östlich bei Boskogen. Der dreistöckige Backsteinbau, dessen Ursprünge bis ins Jahr 980 zurückreichen, schrieb 1811 blutige Geschichte. Damals versammelten sich rund 1500 Bauern vor dem viereckigen Prachtbau, um gegen Karl XIV. Johann und die landesweite Zwangsmusterung zu protestieren. Der sich daraus entwickelnde Bauernaufstand wurde binnen kürzester Zeit brutal niedergeschlagen.
Wie hart das Leben der einfachen Leute in früheren Zeiten war, zeigt das Statarmuseet nördlich des Schlosses mit original erhaltenen Wohnungen eines Tagelöhners und eines Landarbeiters (Torupsvägen 606-59). Direkt an das Schloss schließt ein 365 ha großer Erholungswald an, der zu den größten Buchenwäldern von Schonen gehört. Mit etwas Glück lassen sich bei einem Picknick Hasen und Rehe beobachten.
Statarmuseet: Di. – Fr. 10 – 15, Sa., So. 11 – 16, Juli, Aug. Di. – So. 11 – 17 Uhr | Eintritt frei | www.statarmuseet.com
Seit am 1. Juli 2000 die Öresund-Brücke nach sieben Jahren Bauzeit eröffnet wurde, kann man mit dem Auto in knapp zehn Minuten von Dänemark nach Schweden fahren, statt die Fähre zu nehmen. Blickfang des imposanten Bauwerks sind die beiden 2 km weit sichtbaren Pylone.
Die 16 km lange Querung des Öresunds beginnt auf der dänischen Seite mit der Fahrt durch einen 4 km langen Unterwassertunnel. Darüber liegt die Einflugschneise des Kopenhagener Flughafens. Ans Licht kommt der Tunnel auf der künstlich angelegten Insel Peberholm (Pfefferinsel) und die Auffahrt auf die 7845 m lange Brücke beginnt.
Im Westen und im Osten führen zwei 3 bzw. 3,7 km lange Zufahrtsbrücken auf die Hochseilbrücke.
Kernstück der Öresund-Querung ist die 1092 m lange Hochseilbrücke. Ihre beiden gigantischen, H-förmigen Pylone aus Stahlbeton, die mit Kletterschalungen betoniert wurden, erheben sich 204 m über den Sund. Mit einer Spannweite von 490 m handelt es sich hier um die längste Schrägseilbrücke der Welt mit Auto- und Schienentrasse.
Dem Autoverkehr stehen vier Fahr- und zwei Standstreifen zur Verfügung. Rund 20 000 Fahrzeuge rollen täglich über die 1 Mrd. teure Brücke, deren Baukosten über Mauteinnahmen refinanziert werden sollen.
Auf dem ca. 8 m tiefer liegenden Unterdeck rollt der Schienenverkehr.
Landschaft: Östergötland | Provinz: Östergötland Län
Einwohnerzahl: 130 700 | Höhe: Meereshöhe
Die Wasserkraft des Motala Ström, der mitten durch die Stadt fließt, lieferte einst die für die Textilfabriken notwendige Energie. So wurde im 19. Jh. aus Norrköping das »Manchester Schwedens«. Die Textilindustrie ist heute längst in Billiglohnländer abgewandert, von ihrer wirtschaftlichen Größe zeugen aber bis heute Fabrikgebäude.
Schwedens Manchester
Norrköpings industrielles Erbe ist somit allgegenwärtig: Die stattlichen Backsteingebäude von Webereien, Papiermühlen und Baumwollspinnereien aus der Zeit zwischen 1850 und 1917 sind heute allesamt restauriert und werden auf unterschiedlichste Weise genutzt, längst sind in ihnen Museen, Bildungseinrichtungen und neue Unternehmen eingezogen. Vorbei an den historischen Werkshallen, Schleusen und Kanälen der »Industrielandskapet« und dem Wasserfall Kungsfallet auf der Laxholm-Insel führen markierte Fußwege und Fußgängerbrücken. Und wie zu Beginn des 20. Jh.s kann man die Stadt im Sommer mit der historischen Straßenbahn Veteranspårvagnar erkunden.
Aber auch Ausflüge in die Umgebung lohnen. Denn landesweit bekannt ist Norrköping heute besonders für den Zoo Kolmården am Nordufer Ostseebucht Bråviken, die sich fast 50 km weit ins Landesinnere bis nach Norrköping (sprich: Norrtchöping) an der Mündung des Motala zieht. Die Bucht bildet zugleich die natürliche Grenze zwischen der Waldlandschaft Kolmården im Norden und dem fruchtbaren Vikbolandet im Süden.
Die harten Arbeitsbedingungen während der frühen Industrialisierung schildert eindrucksvoll das Arbeitsmuseum auf der im Motala Ström künstlich angelegten Insel Laxholmen, die ihren Namen dem einstigen Lachsfang verdankt. Wechselausstellungen werden in einer Baumwollspinnerei von 1917 gezeigt.
Nur einen Steinwurf von hier entfernt demonstrieren dort, wo ab 1633 in der Holmens Bruk von Louis de Geer Papier hergestellt wurde, ehrenamtliche Mitarbeiter des Holmens Museum die Papierherstellung von der Lumpensammlung bis zum handgeschöpften Papier. Norrköping ist bis heute ein Zentrum der Papierherstellung, mehr als 2 Mio. t Papier stellt Holmen Papier jährlich in der modernen Bråviken-Papiermühle 13 km östlich von Norrköping her.
Vis-à-vis dem Arbeitsmuseum steht am nördlichen Ufer schließlich das Stadsmuseum, in dem die große Zeit der Textilindustrie wieder auflebt.
Unweit der drei Museen steht das architektonisch ungewöhnliche Louis de Greer Konserthus, in dem regelmäßig Rock, Pop und Klassik zu Gast sind.
Arbetetsmuseum: tgl. 11 – 17, Di. bis 20 Uhr | Eintritt frei
Holmens Museum: meistens Di. und Do. 9 – 12.30 Uhr
Anmeldung unter Tel. 011 12 89 92
Stadsmuseum: Di. – So. 11.00 – 17.00, Mi. bis 20.00 Uhr | Eintritt frei www.norrkoping.se
Im Karl Johans Park südlich vom Bahnhof entsteht jedes Jahr im Juni ein neues, außerordentlich kunstvolles Kakteenmotiv aus mehr als 25 000 Exemplaren der stacheligen Pflanzen. Das Denkmal für Karl XIV. Johan schuf 1846 der klassizistische Münchner Bildhauer Ludwig Schwanthaler.
Für den deutschen Teil der Norrköpinger Bevölkerung wurde jenseits des Motala Ström der Tyska Torg (Deutsche Platz) mit der Hedwigskirche angelegt. Das Glockenspiel des zwischen 1907 und 1910 erbauten Rathauses an der Südseite des Platzes erklingt täglich um 12 und 17 Uhr.
Am Kristinaplatsen am Südende der Drottninggatan zeigt das Kunstmuseum schwedische Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Sammlung mit Werken von Carl Larsson, Isaac Grünewald, Sigrid Hjertén, Olle Bærtling, Lena Cronqvist, Maria Friberg und Cecilia Edefalk gilt als eine der besten des Landes. Ausdrucksstarke schwedische Plastik ist im Skulpturengarten ausgestellt.
Juni – Aug. Di. – So. 12 – 16, Mi. bis 20, Sept. – Mai Di. – So. 11 – 17, Mi. bis 20 Uhr | Eintritt frei | www.norrkopingskonstmuseum.se
Sein urbanes Gesicht zeigt Norrköping in Knäppingsborg, dem angesagtesten Flanierviertel von Östergötland. Dieses erstreckt sich rund um die frühere Wohnung des wohlhabenden Fabrikanten Swartz und seiner Familie an der Brücke Järnbron. Die ältesten Häuser stammen etwa aus der Mitte des 18. Jh.s: Wo einst Mehl und Schnupftabak hergestellt wurde, gehen heute kleine Boutiquen und Kunsthandwerkerateliers, Cafés, Kneipen und Lokale, einige davon mit sehenswertem Kulturprogramm, ihren Geschäften nach(www.knappingsborg.se).
Südwestlich von Norrköpings Zentrum wurden im Freizeitgebiet Himmelstalund rund 1600 bronzezeitliche Felsritzungen mit Darstellungen von Schiffen, Tieren und Menschen entdeckt (Baedeker Wissen >>>) Im nahe gelegenen Hällristningarmuseet werden die Felsbilder anschaulich erläutert.
Juni – Sept. Di. 17.30 – 18.30, Do. – Sa. 10 – 14 Uhr | Eintritt frei
Innovative Kreationen rund ums Meer verspricht das beste Fischrestaurant der Stadt. Einen Laden gibt es auch, wo man Fisch und Meeresfrüchte auf gleichem hohem Niveau bekommt.
Sommertreff für eine Kaffeepause oder ein leichtes Mittagessen.
Dalsgatan 4
Tel. 011 15 50 30
Um 1900 bevorzugten Prominenz und Adel dieses Kur- und Wellnesshotel.
Das Nordufer der Ostseebucht Bråviken säumt der Bergrücken Kolmården. Bis in die 1960er-Jahre wurde hier Marmor abgebaut, der u. a. für die Pariser Oper und das New Yorker Rockefeller Center verwendet wurde. Seit 1965 aber ist der Kolmården Heimat eines bekannten Zoos, in dem rund 750 Tiere aus allen Kontinenten und Klimazonen leben. Die weitläufige Anlage besteht aus zwei Bereichen: Im Tierpark warten ein Elefanten- und Raubtierhaus, der Themenpark Tiger World und die Delfinshow in der Marine World; den Safaripark können Besucher ohne eigenen Wagen bei einer Busrundfahrt entdecken. Kinder haben in der Märchenwelt, im Wildcamp, auf Schwedens längster Rutschbahn und im Kuschelzoo ihren Spaß. Allerdings ist das alles kein günstiges Vergnügen!
Mai – Aug. 10 – 17, 3. Juli – 6. Aug. bis 20 Uhr | Eintritt: 429 SEK www.kolmarden.com
Knapp 10 km südlich der Stadt wurde im 15. Jh. das Bilderbuchschloss Löfstad erbaut. 1926 ist hier die Zeit stehengeblieben. Nichts wurde verändert, seit mit Emilie Pipers die letzte adelige Besitzerin starb, sodass man auf dem Adelssitz ganz authentisch das Leben der besseren Gesellschaft um 1900 erleben kann.
Nur mit Führung | Tel. 011 33 50 67 | www.lofstad.nu
Rund 30 km westlich von Norrköping lebte die Sängerin und Schauspielerin Zarah Leander. Die gebürtige Deutsche Brigitte Pettersson war ein großer Fan des gefeierten Ufa-Stars und hat bereits in jungen Jahren alles über ihr Idol gesammelt; später wurde sie Zarah Leanders Privatsekretärin und Freundin. Ihre umfangreiche Sammlung wurde 2007 zum 100. Geburtstag der Sängerin als »Zarah Leander Museum« der Öffentlichkeit vorgestellt und ist eine Anlaufstelle für Leander-Fans, die im 14 km entfernten Lönö noch das Gut vorfinden, wo die Künstlerin von 1939 bis zur ihrem Tod lebte. Ihre letzte Ruhestätte fand die als Sara Stina Hedberg Geborene auf dem Häradshammar-Friedhof.
Mai – Aug. Sa. 11 – 14, Juli – Ende Aug. auch Mi. 17 – 20 Uhr
Eintritt: 50 SEK | www.zarahleander.se
Dass die moderne Provinzhauptstadt an der Mündung der Nyköpingsån in die Ostsee während des Mittelalters eine der wichtigsten Städte Schwedens war, kann man beim Besuch der Schlossruine Nyköpingshus nur noch erahnen. Diese steht südlich des Stortorg etwas erhöht am Fluss. Der Vorgängerbau ist vermutlich schon in der Zeit der Folkunger entstanden. König Birger Jarl setzte dort 1318 seine beiden Brüder, die ihm die Krone streitig gemacht hatten, gefangen und ließ sie verhungern. Nachdem das Schloss 1665 niedergebrannt war, wurde es später nur zum Teil wieder aufgebaut. Erhalten blieben das Haupttor, die Vasaporten und der weiß gekalkte, dreistöckige Kungstornet, in dem ein Modell der einstigen Burg sowie Funde aus dem Mittelalter und Glaskunst ausgestellt werden.
Von Außen wirkt das weiß getünchte Gotteshaus von Risinge (25 km nordwestl. von Norrköping) mit seinem schwarzen Dach und kleinen Türmchen noch recht unscheinbar. Betritt man die Marienkirche aus der zweiten Hälfte des 12. Jh.s., wird man jedoch von den reichen Kalkmalereien gefangen genommen, die ein anonymer Meister im 15. Jh. schuf. Er ging als »Risinge-Meister« in die Kunstgeschichte ein.
Ende Juni – Mitte Aug. Mo. – Fr. 10 – 17, Sa. 10 – 13, So. 13 – 17 Uhr
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Landschaft: Öland | Provinz: Kalmar Län | Einwohnerzahl: 25 000
Rund 500 km Küste, über 50 Badestrände, eine mediterran anmutende Natur und Sonne pur – dass Öland die Lieblingsurlaubsinsel der Schweden ist, überrascht kaum. Und so verbringt auch die Königsfamilie ihre Sommerferien auf dem Eiland, das mittels einer Brücke über den Kalmarsund mit dem Festland verbunden ist.
Insel der Sonne und der Winde
Der Öland-Sage nach ist die lang gestreckte Insel folgendermaßen entstanden: Ein Schmetterling, viele Meilen lang und mit riesigen, blau und silbern schillernden Flügeln, wagte sich einst auf die Ostsee hinaus. Doch sein Körper war zu groß und zu schwer für seine Flügel. Als ein Sturm aufzog, rissen die Flügel ab, der Körper fiel ins Meer und strandete vor Småland auf einem Felsenriff. Und da blieb er liegen, so groß und lang und flügellos, wie er war.
»Insel der Sonne und der Winde« ist der Beiname Ölands. Das passt! Keine andere Schwedeninsel weist laut Statistik mehr Sonnenstunden aus, und der Wind fegt – mal als steife Brise, mal als laues Lüftchen – täglich über das Eiland. So wundert es nicht, dass hier Mitte des 19. Jh.s die Flügel von rund 2000 hölzernen Windmühlen knatterten, von denen immerhin noch 400 erhalten sind. Die beliebten Fotomotive sind das Wahrzeichen Ölands und stehen unter Denkmalschutz.
Ein weiteres Wahrzeichen der weitgehend flachen und daher für Radtouren perfekt geeigneten Kalksteininsel ist die verkarstete Steppenlandschaft Stora Alvar, die sich mit einer Fläche von 300 km² über den südlichen Teil erstreckt. Sie ist das größte Alvar der Erde und eine der letzten naturbelassenen Karstlandschaften Europas. Alvare sind baumlose und für die Landwirtschaft unbrauchbare Landstriche – dass dies aber durchaus mit einer einzigartigen Flora einhergehen kann, beweist sich jedes Jahr im Frühling. Dann verwandelt sich die als UNESCO-Weltnaturerbe geschützte Landschaft in einen bunten Blütenteppich aus gelben Sonnenröschen, duftendem Klee, blauen Kugelblumen und seltenen Orchideen. Im Herbst hingegen können Tausende von Kranichen beobachtet werden, die hier auf ihrem Zug gen Süden rasten – ein unvergesslicher Anblick!
Ende April flammen an der Schlossruine Borgholm die Walpurgisfeuer auf. Am 14. Juli wird Kronprinzessin Victorias Geburtstag auf Öland ausgiebig gefeiert. Ein Fest für die ganze Familie ist Ölands Skördefest: Beim größten schwedischen Erntefest dreht sich alles um den Kürbis (www.skordefest.nu).
Die schönsten Sandstrände liegen in der Böda-Bucht. Fahrräder kann man an vielen Orten mieten, komplette Fahrradpakete mit Unterkunft können über www.olandsturist.se oder www.bikeisland.se gebucht werden. Öland besitzt auch sieben erstklassige Golfplätze. Von Borgholm und Byxelkrok starten Boote zur Insel Blå Jungfrun.
Bezaubernder Landgasthof am Kalmarsund mit persönlich eingerichteten Doppelzimmern, Bäderbereich und preisgekrönter Gourmetküche. Spezialitäten sind Lamm von den Alvar-Weiden und Ostseefische. Zum Programm gehören auch Weinproben, Vogelsafaris und Angeltouren.
Charmanter Herrenhof mit Wellnessoase in der Orangerie. Erstklassiges Restaurant mit typisch schwedischem Smörgåsbord und lokalen Spezialitäten wie Henriks Knäckebrot mit Thymiangewürz, in Gin und Wacholderbeeren gebeizter Lachs, mit Ingwer und Meerrettich eingelegter Hering, Elchsalami und Lammpastete.
Nahe der Öland-Brücke logiert man im 1811 erbauten ehemaligen Landgericht. Spa-Bereich mit Pool und Sauna, gepflegtes Restaurant mit nordischen Gerichten. In der Bar stehen 100 Whiskys zur Auswahl.
Bei den Brüdern Richert werden Lamm und Schwein über dem offenen Feuer gegrillt. Preisgekrönte Vinothek.
Die weithin sichtbare, 24 m hohe Holländerwindmühle stand 1856 in Vimmerby, bevor sie 1885 nach Sandvik geschafft wurde. Probieren Sie den Heringsteller oder Lufsa, Kartoffelpuffer mit Pökelfleisch.
Bei starken Böen kann es einem schon etwas mulmig zumute sein, wenn man auf der Öland-Brücke unterwegs ist. Seit 1972 überquert sie von Kalmar aus die engste Stelle des Kalmarsunds. 156 Pfeiler tragen die 6 km lange Brücke, deren Länge je nach Jahreszeit und Temperatur um bis zu 4 m schwankt! Autofahrer sollten sich auf teils heftigen Seitenwind gefasst machen und entsprechend vorsichtig fahren. Wesentlich bessere Karten haben da die Beifahrer, die den schönen Blick zurück gen Kalmar genießen können. Radfahrer befördert der Cykelbuss kostenlos über die Brücke; er fährt von 7 bis 19 Uhr jede halbe Stunde auf Öland und jede volle Stunde in Kalmar ab
Die Brücke endet von Kalmar aus im Norden des Hafenorts Färjestaden. Hier lockt der Ölands Djur & Nöjespark, ein Freizeitzentrum mit Zoo, Dinosaurierpark, Schwimmbad und Märchenland.
Träffpunkt Öland >>> am Brückenkopf von Färjestaden ist ein Informationszentrum mit »Historium«, einer Ausstellung zur Geschichte Ölands. Für die Fahrt gen Süden empfiehlt es sich, nicht die im Inselinnern verlaufende Straße Nr. 136, sondern die landschaftlich reizvollere Landstraße in Ufernähe zu nehmen.
Bis ins Mittelalter genutzt wurde die Fluchtburg Gråborg, 8 km nordöstlich von Färjestaden. Die bis zu 6,40 m hohe Ringmauer umschließt ein elliptisches Areal von 220 × 165 m.
Mai – Sept. tgl. 11 – 16, Juli tgl. 10 – 18 Uhr | Eintritt: 150 SEK
In Karlevistenen, ca. 4 km südlich, steht der älteste Runenstein der Insel. Seine Inschrift besagt, dass der Stein von Sibbe dem Weisen, einem dänischen Seekönig, am Ende des Jahres 1000 gesetzt wurde.
Rund 3 km östlich von Mörbylånga ragt der bronzezeitliche Grabhügel Mysinge Hög auf, von dessen Höhe sich ein weiter Blick über die Stora Alvaret öffnet. In der Umgebung sind mehrere sehenswerte Kammergräber aus der jüngeren Steinzeit erhalten.
Auf der Straße Nr. 136 in südlicher Richtung folgt das Gräberfeld von Gettlinge mit mehr als 200 Gräbern aus der Eisenzeit. Im nördlichen Teil des 2 km langen Felds sind Steinsetzungen in Schiffsform und etliche Monolithen zu sehen.
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Hinter Degerhamn und Grönhögen verläuft die historische Mauer Karls X. Seit 1653 durchzieht sie auf 45 km die gesamte Südspitze Ölands und trennt das Krongut, heute ein Gestüt, von der übrigen Insel. Sie wurde gebaut, um das Damwild des Königs am Davonlaufen zu hindern.
Das königliche Gut Ottenby im äußersten Süden Ölands gehörte im 13. Jh. Gustav Wasa und seinen Söhnen. Die Gutsgebäude stammen von 1804. Nördlich davon erstreckt sich ein weiteres eisenzeitliches Gräberfeld, 2 km gen Westen liegen die Kungsstenarna, die Königssteine.
Von Ottenby führt eine Stichstraße durch das Naturreservat bis zur Südspitze von Öland, wo der Långe Jan steht, mit 42 m der höchste Leuchtturm Schwedens. Nach 197 Stufen belohnt ein Panoramablick über die Insel und den Kalmarsund die Mühen des Aufstiegs. Am Fuß des Leuchtturms informiert das Ottenby Naturum über die Natur und Kultur Ölands.
Von der Vogelwarte Ottenby, die bereits 1946 gegründet wurde, starten von Frühling bis Herbst geführte Touren zur Vogelbeobachtung (Tel. 0485 66 12 00, www.sofnet.org).
An der Ostküste lohnt sich ein Abstecher zur Eketorpsborg, einer rekonstruierten Ringfestung, die in drei Phasen von der Eisenzeit bis zum Mittelalter bewohnt war (Abb >>>). Im Schuttkegel fanden sich menschliche Knochen und 26 000 Fundstücke. Die schönsten zeigt das Museum im größten der mit Kuhdung isolierten Häuser innerhalb einer zinnengekrönten Ringmauer; dazu Repliken damaliger Hausgeräte und ein Schnittmodell durch den Grabungshorizont. Im Sommer wird vorgeführt, wie Handwerker in der Eisenzeit und im Mittelalter arbeiteten. Man kann mitmachen und original eisenzeitliche Suppe kosten.
Fischfang und Seefahrt sind für die Bewohner Ölands wichtige Erwerbszweige. Im kleinen Hafen des nahen Gräsgård gehen bis heute Berufsfischer auf Lachs- und Dorschfang.
Mai, Juni und Mitte Aug. – Sept. tgl. 11 – 17, Juli– Mitte Aug. 10.30 bis 18 Uhr | Eintritt: 75 SEK | www.eketorp.se
Gen Norden prägen zunehmend Kiefernwälder und Wacholderheiden die Landschaft. Bei Länglöt zweigt eine Nebenstraße ab zum Dörfchen Himmelsberga. Heute bilden das Herrenhaus und die vier stattlichen Bauernhöfe aus dem 18. und 19. Jh. ein Freilichtmuseum, das Ölands Museum Himmelsberga. Ausgestattet sind die Gebäude mit original öländischem Mobiliar, auf dem Gelände stehen landwirtschaftliche Geräte von anno dazumal. Authentisches Kunsthandwerk und regionale Köstlichkeiten gibt es im Handelsboden, kleine Leckereien in der gemütlichen Kaffestugan.
Juni – Aug. tgl. 11.00 – 17.30 Uhr | Eintritt: 80 SEK
Knapp 5 km westlich von Himmelsberga dominiert die Burg Ismantorp eine Waldlichtung. Die eigenartigste der 16 Wallburgen der Insel wurde wahrscheinlich im 5. Jh. mit einem Durchmesser von gut 125 m angelegt. Innerhalb der gut erhaltenen Ringmauer wurden 88 Hausfundamente freigelegt. Ob die Anlage Fluchtburg, geschützte Wohnstätte oder religiöses Zentrum war, ist nicht geklärt.
Gärdslösa besitzt die am besten erhaltene mittelalterliche Kirche der Insel, einen romanischen Bau aus dem 12. Jh. mit gotischem Chor. Dessen Wände schmücken Malereien nach alttestamentlichen Motiven. Beachtung verdienen auch die Fragmente gotischer Fresken, die reich bemalte Kanzel von 1666 und ein Rokokoaltar von 1764. Etwas weiter trifft man an der Straße auf mehrere kleine Bockwindmühlen, die auf einem dicken Eichenstamm ruhen und mit einem langen Hebel in den Wind gedreht werden müssen.
Die kleine Kirche im nahen Egby wurde um 1100 erbaut. Trotz des Umbaus von 1818, bei dem der Turm angefügt wurde, zeigt sie noch weitgehend ihren romanischen Stil. Das Taufbecken und der steinerne Altar sind auf das 12. Jh. datiert, die barocke Kanzel und der Altaraufsatz auf die Zeit um 1750.
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
In der Nähe des kleinen Fischerdorfs Byxelkrok erstreckt sich das von Carl von Linné als Neptuni Åkrar (Äcker des Neptun) bezeichnete Gebiet. Diese eigenartige Strandformation besteht aus losen Steinen, auf denen im Hochsommer das Borretschgewächs »Natternkopf« meerblau blüht. Auf dem Strandwall hat ein Feld mit 35 Gräbern, zu dem auch ein Schiffsgrab der Wikinger gehört, die Zeiten überdauert.
Vom Strand blickt man auf Blå Jungfrun. Diese Insel aus rötlichem Granit ist Nationalpark und gilt als Treffpunkt von Hexen. Tatsächlich wirkt der Ort dank vieler Grotten und eines undurchdringlichen Walds je nach Stimmung geheimnisvoll bis schauerlich, bei Schönwetter aber recht freundlich. Wer sich selbst ein Bild machen will, kann im Sommer an einer Bootstour teilnehmen und auf gut markierten Wanderwegen die Insel erkunden.
Die Nordspitze der Insel markiert der Leuchtturm Långe Erik. Weiter südlich gehört die Böda-Bucht wegen ihrer schönen Sandstrände zu den beliebtesten Urlaubszielen auf Öland.
Auf dem Rückweg verläuft die Landstraße Nr. 136 abseits der Küste durch das Inselinnere nach Süden und an der achtstöckigen holländischen Windmühle Sandviks Kvarn >>> vorbei bis nach Borgholm. Die einzige Stadt der Insel ist mit Hafenpromenade, Restaurants und Geschäften ein Anziehungspunkt für alle Inseltouristen und entsprechend überlaufen. Im Sommer bestehen Bootsverbindungen nach Oskarshamn auf dem schwedischen Festland und zur Insel Blå Jungfrun.
Knapp 1 km südwestlich der Stadt überragt die mächtige Ruine des Borgholm Slott das Land. Es wurde 1572 an der Stelle einer alten Burg errichtet, später umgebaut und 1806 durch einen Brand zerstört. Heute dient die Ruine als Kulisse für Konzerte; die schwedische Popgruppe Roxette drehte hier ein Musikvideo, Status Quo, Opernstars und Liedermacher standen in Borgholm Slott schon auf der Bühne.
April – Sept. tgl. 10 – 16, Mai – Aug. bis 18 Uhr | Eintritt: 70 SEK www.borgholmsslott.se
Knotige Wurzeln, verschlungen gewachsene Kiefern, uralte Eichen und zahlreiche dicke Steine. Und guckt da nicht gerade ein Troll um die Ecke? Mit ein bisschen Phantasie wird der »Trollskogen« im Ökopark Böda tatsächlich zum Zauberwald – in einsamen Augenblicken ist’s fast schon unheimlich!
© mauritius images: Chromorange/Wieland Hollweg
Wer schon immer mal königliche Häupter aus nächster Nähe sehen wollte, kann sein Glück bei Schloss Solliden, keine 3 km südlich von Borgholm, versuchen. Schwedens Königsfamilie hat hier seit 1906 ihre Sommerresidenz. Und alljährlich feiert Kronprinzessin Victoria am 14. Juli in dem weißen, klassizistischen Schlösschen ihren Geburtstag. An diesem Tag kann man die volksnahen Royals live erleben, es treten verschiedene Künstler auf und der begehrte Sportpreis mit dem Victoria-Stipendium wird vergeben.‚
Als Vorbild für den Bau diente die Villa San Michele von Axel Munthe auf Capri, mit dem Königin Viktoria (1862 – 1930) eine enge Freundschaft verband. Die königliche Villa lässt sich nicht besichtigen, wohl aber der Schlosspark. Direkt an den königlichen Landsitz schließt sich der mit Buchsbaumhecken geschmückte Italienische Garten an. Vorbei am rankenbewachsenen Spielhaus, in dem einst der Gärtner mit seiner Familie wohnte, führt der Weg zum Englischen Garten, einem Landschaftspark mit uralten Bäumen und weiten Rasenflächen. Der Holländische Garten ist ein Geschenk der niederländischen Königin Wilhelmina und mit Marmorskulpturen und Rosen geschmückt. Die Kaskaden unterhalb des Schlosses schenkte das schwedische Parlament dem König.
Park: Mitte Mai – Mitte Sept. tgl. 11 – 18 Uhr | Eintritt: 75 SEK
Führung: 350 SEK | www.sollidensslott.se
… zeigt die 2002 eröffnete VIDA-Kunsthalle in Halltorp, 8 km südlich von Borgholm. Ein Flügel ist der Glaskünstlerin Ulrica Hydman gewidmet, die mit ihren eigenwilligen Kunstwerken für Kosta Boda weltberühmt wurde. In Vida kann man auch ihre weniger bekannten Arbeiten als Malerin und Bildhauerin bewundern.
Mai – Sept. tgl. 10 – 17 Uhr, Juli, Aug. bis 18, Okt. – Dez., April
Sa., So. 10 – 17 Uhr | Eintritt: 50 SEK | www.vidamuseum.com
Rund 15 km südöstlich von Borgholm birgt das große eisenzeitliche Gräberfeld Karums Alvar die 30 m lange schiffförmige Steinsetzung »Arche Noah«. An den beiden nahen Kalksteinhügeln soll der Sage nach Odin sein Ross Sleipnir angebunden haben.
Landschaft: Närke | Provinz: Örebro Län | Einwohnerzahl: 137 100
Höhe: 22 m ü. d. M.
Seit mehr als 700 Jahren wacht das mächtige Schloss auf einer Insel im Svartån-Fluss über Örebro. Schon früh nutzten Reisende hier die Furt, um den Fluss zu überqueren, der den Hjälmar-See nach Westen hin entwässert und heute die Lebensader eines wunderbaren Naturidylls ist.
Das Herz Schwedens
Örebro nennt sich stolz das »Herz Schwedens«. Wer nun einen Blick auf eine Landkarte wirft, mag etwas mit der Stirn runzeln. Örebro liegt allenfalls mitten in Südschweden – doch eben auch auf halbem Weg zwischen Göteborg und Stockholm und damit im Zentrum des bevölkerungsreichsten Teils des Landes. Und auch historisch betrachtet, wird Örebro seinem Etikett durchaus gerecht. Denn auf Örebro Slott, dem imposanten und trutzig wirkenden Wahrzeichen der Stadt, entstanden die Säulen der schwedischen Staatsordnung. 1347 verfasste ein von König Magnus Eriksson einberufenes Parlament Schwedens erstes landesweites Grundgesetz, 1617 führte Gustav II. Adolf auf Schloss Örebro die erste schwedische Reichstagsverordnung ein.
Folglich wird ein Besuch des Schlosses Programmpunkt Nr. 1 in der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz sein. Geschichtsinteressierte sollten Örebro aber auch mit einem Abstecher ins nahe Städtchen Arboga verbinden. Wer hingegen seine Urlaubstage lieber aktiv verbringt, wird sich an der Natur rund um Örebro erfreuen, die Wanderer und Radfahrer, Kanuten und Angler für sich entdecken können.
Im Hochsommer verkehren Ausflugsboote der Arboga Rederi und der Stromma-Kanalbolaget (www.stromma.se) auf dem Hjälmar-Kanal, der 40 km nordöstlich von Örebro den Hjälmaren mit dem Mälaren verbindet. Der Kanal ist auch ein beliebtes Paddlerrevier: In den Touristeninformationen von Kungsör (Tel. 0227 60 01 01, www.kungsor.se) am westlichsten Zipfel des Mälaren und in Arboga (Tel. 0589 8 71 51, www.arboga.se) gibt es Routenbeschreibungen und Adressen von Kanuvermietern. In Gustavsvik, 1 km südlich vom Zentrum, wartet ein weitläufiges Abenteuerbad mit Wasserrutschen, u. v. m. (tgl. 9 – 19 Uhr, Eintritt: 185 SEK, www.gustavsvik.se).
Das moderne Restaurant serviert Gerichte aus der neuen schwedischen Küche. Zu den Klassikern gehören Muscheln auf Fenchel und Gurke, geräucherte Tomaten auf Zwiebeln.
Hier speist man entweder im Schlossrestaurant (Mi. – Sa.) oder günstiger im Tornkaféet, das werktags ein preisgünstiges Mittagsbuffet anbietet.
Im Schloss von Örebro
Tel. 019 12 23 39
1640 wurde der Grundstein gelegt für den stilvollen Gasthof 70 km nordwestlich von Örebro. Spa und raffinierte Gourmetküche mit sensationeller Weinkarte – im Keller lagern mehr als 7000 Flaschen. Tipp: das Golfpackage mit Übernachtung, 4-Gänge-Menü und Greenfee auf den Golfplätzen in Saxå oder Nora.
Klein, aber fein sind die Zimmer des charmanten Hotels in unmittelbarer Nähe des Schlosses. Wellnessabteilung mit Sauna und Massage.
Im Zentrum der Provinzhauptstadt erhebt sich am lang gestreckten Stortorget Sankt Nikolai, die Nikolaikirche aus dem 18. Jahrhundert. Hier wurde 1810 der französische Marschall Jean Baptiste Bernadotte zum Thronfolger gewählt, da das schwedische Königshaus keine Nachkommen hatte. In der Kirche ist der legendäre schwedische Volksheld und Reichshauptmann Engelbrekt Engelbrektsson bestattet; sein 1865 von Carl Gustav Qvarnström geschaffenes Bronzestandbild steht vor dem neugotischen Rathaus. Jeden Tag um 12.03, 18.03 und 21.03 Uhr erklingt das Glockenspiel des Rathauses.
Auf einer Insel mitten im Svartån thront das stattliche viertürmige Renaissanceschloss. Es strahlt die Würde aus, die von einem Bau zu erwarten ist, der lange Zeit schwedisches Machtzentrum war. Seit über 200 Jahren dient das Schloss als Amtssitz für den Regierungspräsidenten des Bezirks Örebro. Die Anfänge der Festung liegen im späten 13. Jh., als sie lediglich aus einem Verteidigungsturm bestand, der von einer Ringmauer umgeben war. 1573 ließ Herzog Karl, der spätere Karl IX., die mittelalterliche Festung niederreißen und das heutige Prunkschloss bauen, in dem zwischen 1606 und 1617 sechs Reichstage abgehalten wurden. 1810 wurde hier der aus Frankreich stammende Marschall Jean Baptiste Bernadotte, Begründer des heutigen schwedischen Königshauses, zum schwedischen Thronfolger gewählt.
Eine Besichtigung des Schlosses ist nur im Rahmen einer Führung möglich. Unabhängig davon kann die Ausstellung im Südwestturm angeschaut werden, die sich Örebroer Persönlichkeiten wie dem Trickdieb Lasse-Maja, Königin Kristina, Reformator Olaus Petri und Jean Baptist Bernadotte widmet.
Das nahe Örebro Länsmuseum in der Engelbrektsgatan 3 stellt zeitgenössische Künstler der Region vor und zeigt wechselnde kunsthistorische Ausstellungen.
Juni – Aug. Mo. – Fr. 11 – 18, Sa., So. bis 17, Sept. – Mai Mo. – Fr.
12 bis 18, Sa., So. bis 17 Uhr | im Sommer tgl. Führungen,
sonst nur Sa., So. | Eintritt: 60 SEK | www.visitorebro.se
Örebro Länsmuseum: tgl. 10 – 17, Mi. bis 20 Uhr, Mitte Sept. – Mitte Juni Mo. geschl. | Eintritt frei | www.orebrolansmuseum.se
Östlich vom Schloss beginnt der Stadsträdgården, der sich am Schwarzen Fluss entlang zieht bis zum Freilichtmuseum Wadköping. Die roten Holzhäuschen und Höfe des 17. bis 19. Jh.s standen früher in Örebro. Zum historischen Stadtteil gehören Handwerksbetriebe, Museen, Läden und Cafés, die frei zugänglich sind.
Während sich das Freiluftmuseum also eher dem Stadtleben von einst widmet, erhält man auf dem königlichen Herrenhof Karlslunds am westlichen Stadtrand einen Eindruck, wie es sich auf einem großen Gut im 19. Jh. lebte. Im ehemaligen königlichen Stall des 16. Jh.s haben sich Museen, Läden und Künstler etabliert. In der Meierei zeigt das Tagelöhnermuseum, wie die Ärmsten der Armen in den 1930er-Jahren wohnten. In der alten Mühle können Kinder im Tekniska Kvarnen experimentieren. Und auch das Elektrizitätswerk von 1897 lohnt einen Besuch.
Wadköping Friluftmuseum: Mai – Aug. tgl. 11 – 17, sonst bis 16 Uhr Eintritt frei | www.orebro.se/wadkoping
Der pilzförmige Wasserturm an der Dalbygatan 4, der nördlichen Ausfallstraße Richtung Falun, wurde zum Vorbild aller modernen Wasserspeicher Schwedens. Interessant ist die Bauweise des 1958 errichteten »Pilzes«: Zuerst wurde die Kuppe geschaffen und diese dann Meter für Meter in die Höhe gehoben. Heute ist der 50 m hohe Turm der beste Aussichtspunkt mit weitem Rundblick über die Stadt. Im »Pilzhut« gibt es ein Café, ein Restaurant und das »Aqua Nova«, eine erlebnisreiche Schau rund ums Wasser.
Aqua Nova: Führung Sa./So. 14 Uhr | Eintritt: 50 SEK
Auf ihrem Weg nach Finnland und Russland rasten jedes Jahr gegen Ende März bis zu 3000 Singschwäne am Tysslingen-See westlich von Örebro. Die leicht an dem geraden Hals und dem gelben Schnabel zu erkennenden Tiere vollführen vor allem am Morgen ihre Tänze und trompeten lautstark. Rund um den See gibt es mehrere gute Beobachtungsplätze. Nachdem das Gewässer in den 1980er-Jahren renaturiert wurde, lohnt sich auch ein Besuch außerhalb der Schwanenrast, da heute wieder viele Vögel am Tysslingen-See brüten.
Bekannt wurde Glanshammar, 12 km nordöstlich, durch seine Marmorbrüche, die u. a. auch das Baumaterial für das Stadthaus und das Dramaten in Stockholm >>> lieferten. Die Kirche des Orts stammt aus der Mitte des 12. Jh.s und besitzt kunstvolle Renaissancemalereien.
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Anno 1710 war Arboga, 40 km nordöstlich von Örebro, für ein halbes Jahr Schwedens Hauptstadt. Da in Stockholm >>> in jenem Jahr die Pest wütete, wurden viele Ämter und der königliche Senat ins 150 km entfernte Städtchen verlegt, die Schiffe unter Quarantäne gestellt. Arboga entstand im 12. Jh., als der Fluss schiffbar gemacht wurde, und entwickelte sich rasch zu einem betriebsamen Handelsplatz. Diese Bedeutung verlor sich allerdings, als man im 17. Jh. die Bergbausiedlungen Nora und Lindesberg gründete und den Hjälmar-Kanal anlegte. Der mittelalterliche Stadtkern mit historischen Kaufmanns- und Handwerkshäusern wurde aufgrund seiner Geschlossenheit zum Kulturgut von nationalem Interesse erklärt.
Arbogas Altstadt entführt Spaziergänger auf eine Zeitreise in vergangene Jahrhunderte. Älteste Straße des Städtchens ist die Västerlånggatan, in der noch Steinhäuser und Gebäude mit Kellern aus dem Mittelalter erhalten sind – beispielsweise im Hof von Nr. 1. Das Rathaus am Storatorget wurde im 15. Jh. als Kirche errichtet, aber von Gustav Wasa bei der Reformation säkularisiert und neuer Verwaltungssitz. Gleichzeitig nutzte König Gustav das Gebäude auch für sich und seine Familie als Königshof. Dazu gehörte auch der Kungsgården bei der Gamla Bron.
Auf dem 1650 angelegten Järntorget erinnert die Kopie der Originalwaage daran, dass all das Eisen, das von Bergslagen hierher transportiert wurde, vor der weiteren Verschiffung gewogen wurde. Jede Schiffsladung musste versteuert werden und brachte der Stadt Einkünfte. Ganz und gar kämpferisch gibt sich Engelbrekt Engelbrektsson als Bronzestatue von Carl Eldh. Der Volksheld hatte einen Aufstand gegen den König der Union, Erik von Pommern, angeführt und war in Arboga 1435 zum Reichshauptmann gewählt worden – diese Zusammenkunft gilt als die erste Versammlung zum Reichstag in Schweden. Doch Engelbrekt hatte viele Feinde: Bereits 1436 wurde er auf einer kleinen Insel im Hjälmar-See ermordet.
Hinter der Statue erhebt sich die Heliga Trefaldighets Kyrka (Heilige Dreifaltigkeitskirche), die im 13. Jh. ursprünglich als Klosterkirche für den Franziskanerorden entstand. Zu Beginn des 16. Jh.s, als Gustav Wasa mit der katholischen Kirche brach, schenkte er Arboga das Gotteshaus als Stadtkirche, seinen Turm erhielt es jedoch erst im 17. Jh. bei der Renovierung. Sehenswert sind im Innern die 1736 vom Hofbildhauer Buchard Precht geschnitzte Kanzel und die Kronleuchter aus Messing, die zu den größten Lüstern von Schweden gehören. An der Südwand erzählen Wandmalereien des 15. Jh.s vom hl. Franziskus.
Auf dem Friedhof fand 1847 ein landesweit berüchtigter Dieb und Abenteurer seine letzte Ruhestätte: Lars Molin, besser bekannt als Lasse-Maja. Der meist als Frau verkleidete Gauner ist auch auf einem Wandbild im Örebro Slott abgebildet.
Seit Jahrhunderten ist Arboga Sitz einer Brauerei. Ein Versuch wert ist das Arbogaöl –doch Obacht, es ist ungewöhnlich stark! Wie es gebraut wird, verrät ein Besuch des Bryggerimuseet (Brauereimuseum). Im großbürgerlichen Örströmska Huset, von Kaufmann Anders Örström 1846 für sich und seine Familie an der Nygatan 37 errichtet, informiert das Arboga Museum über die große Zeit der Zünfte und zeigt Objekte aus Silber und Zinn. An den Bau des Hjälmaren-Kanals und die Blütezeit der Binnenschifffahrt erinnert das Kanalmuseet Arboga in einem alten Speicher am Hjälmare Dock. Technikfans begeistert das Arboga Robotmuseum in der Glasbrukgatan 1 mit Sammlungen zur Waffentechnikgeschichte seit 1940. Zu den Highlights gehören 25 verschiedene Lenkwaffen des Heeres, der Marine und der Luftwaffe und Flugsimulatoren für eine Saab 35 Draken und Saab 37 Viggen.
Bryggerimuseet: Mitte Juni – Anf. Aug. Mo. 17 – 19, Do. 14 – 16 Uhr Eintritt: 50 SEK | www.arbogamuseum.se/bryggerimuseet.html
Arboga Museum: Di. – Do. 13 – 16, Sa. bis 15 Uhr | Eintritt: 50 SEK www.arbogamuseum.se
Arboga Robotmuseum: Mo. – Fr. 9 – 12, Sa. 12 – 16 Uhr
Eintritt: 50 SEK | www.robotmuseum.se
Dass das Robotmuseum gerade im idyllischen Arboga zu finden ist, hat seinen Grund: 1551 hatte Gustav Wasa auf der Insel Jädersholm eine Waffenfabrik gegründet. Bis 1630 wurden dort Klingen und andere Stichwaffen hergestellt. Als die Waffenproduktion zum Erliegen kam, wurden Metalldraht und Produkte für die Zivilbevölkerung geschmiedet. 1757 kaufte Wilhelm Neumann, später unter dem Namen »Mannerstråle« geadelt, Jädersbruk. Der mehrstöckige Gutshof mit 22 Räumen stammt von 1883. Im Wintergarten verwöhnt heute ein Café mit hausgemachtem Kuchen und Kaffee (www.jadersbruk.se). Wunderschön ist auch der Julemarket im Advent.
Die Verbindung zwischen Arboga und dem Hjälmar-See bildet der 13,7 km lange Hjälmar-Kanal, der mit neun Schleusen eine Höhendifferenz von gut 21 m überwindet (www.hjalmarekanal.se). Schwedens älteste künstliche Wasserstraße wurde 1639 gebaut und bis in die 1970er-Jahre zum Transport von Eisen aus Bergslagen über Örebro nach Stockholm genutzt. Der 483 km² große Hjälmar-See reicht östlich bis Södermanland und steht über den Kanal und den Fluss Arbogaån mit dem Mälarsee >>> und letztlich der Ostsee in Verbindung.
Ursprüngliche Uferwiesen, seichte Schilfbuchten und ein Wasserpark mit Dämmen und verschlungenen Pfaden säumen im Naturschutzgebiet Rynningeviken das Westufer des Sees. Wanderer und Radfahrer werden im Naturreservat Oset auf ihre Kosten kommen, die Wege dienen hier gleichzeitig als Dämme zur Regulierung des Wasserstands. So lassen sich im Frühjahr die Uferwiesen überschwemmen, um der Vogelwelt Brutmöglichkeiten zu bieten. Im preisgekrönten Naturens Hus gibt es schwedische und italienische Spezialitäten (www.orebro.se/naturenshus).
© Lookphotos: age fotostock
100 m lang und 18 m hoch ist die riesige Halle aus Holz, in der früher die Planken zum Trocknen aufgestapelt wurden. Heute ist sie ein skurriles Opernhaus, in dem renommierte internationale Solisten und Orchester beim alljährlichen Opernfestival im August auftreten. Die Idee, das ehemalige Sägewerk am See Ljusnaren, gut 70 km nördlich von Örebro, zu einer Opernbühne umzufunktionieren, stammt vom schwedischen Bassbariton Sten Niclasson, der 1996 zum ersten Mal in die Bergbausiedlung Skäret kam. 2004 feierte sein Openfestival Premiere.
Der besondere Reiz liegt im Gegensatz von Kunst und ungebändigter Natur. Auf der Bühne werden »Rigoletto«, »Aida«, »Tosca« und »La Bohème« von großen Stimmen wie Stuart Neil, César Augusto Gutiérrez und Gitta-Maria Sjöberg gegeben. Bis zu zehn Aufführungen stehen auf dem Programm, zu denen mehrere Tausend Besucher vom dreieinhalb Autostunden entfernten Stockholm >>> anreisen. Hinter der Sägemühle hält am Wochenende ein Sonderzug aus der Hauptstadt.
Ticketservice: Tel. 0580 7 11 00 | www.operapaskaret.se
Landschaft: Skåne | Provinz: Skåne Län | Einwohnerzahl: 19 000
Höhe: Meereshöhe
Man schmeckt förmlich die vielen Sonnenstunden, die in den saftigen Äpfeln der Region stecken. Simrishamn, die einzige Stadt der Obstbauregion Österlen, verbreitet mit gepflasterten Gassen und pastellfarbenen Häuschen gelassene Gemütlichkeit. Recht gemütlich – jedenfalls für damalige Zeiten – war auch das Leben im Glimmingehus: Die am besten erhaltene Mittelalterburg Schwedens ragt wie ein riesiger, grauer Monolith aus der recht flachen Landschaft.
Die Südostspitze Schwedens
Simrishamn erlebte seine große Blüte in der Regierungszeit des dänischen Königs Christian IV. Diese endete abrupt, als die Pest 1655 große Teile der Bevölkerung dahinraffte. Umso schöner ist heute der Kleinstadt-Charme, mit dem das Städtchen seine Besucher nach einem Sonnentag an einem der hübschen Badestrände Österlens umgarnt. Schlendern Sie auch zum Fischereihafen, der dank der Lage an der Südostspitze Schwedens bis heute ein Drehkreuz zwischen der westlichen Ostsee, Ostschweden und dem Baltikum ist. Bis in die 1980er-Jahre hatte hier die größte Fischereiflotte Schwedens ihr Zuhause.
Als der berühmte Künstler Carl Milles Mitte der 1950er-Jahre in Simrishamn zu Besuch war, versprach er, dem Ort eine seiner Skulpturen zu schenken, wenn man nur die St.-Nicolai-Kirche von ihrem hässlichen Zementputz befreien würde. Der Handel war erfolgreich, denn heute hat die Kirche wieder ihre unverputzte Fassade aus grauem Halla-Stein und auch Carl Milles hat Wort gehalten: Auf dem Rasen steht eines seiner Werke. Im Innern des im 12. Jh. erbauten Gotteshauses sind die Kanzel mit einem Monogramm von König Christian IV., das prächtige Taufbecken und ein Votivschiff von 1776 sehenswert.
Alljährlich im Mai erblühen im Museumsgarten beim Tulpenfest historische Tulpenarten in allen erdenklichen Farben. Gartenenthusiasten können den städtischen Gärtnermeister Rolf Carlsson auf einer Blumenexkursion begleiten. Das Museum selbst widmet sich der Fischerei und Seefahrt sowie der Klöppeltradition in Österlen.
Storgatan 24 | Mo. – Fr. 10 – 17, Sa. bis 14 Uhr | Eintritt: 40 SEK
Auch Selma Lagerlöf muss von Glimmingehus beeindruckt gewesen sein, sonst hätte sie den kleinen Nils Holgersson kaum so ausführlich über die besterhaltene mittelalterliche Burg Skandinaviens berichten lassen. Begonnen wurde die Festung südöstlich von Simrishamn 1499. Reichsadmiral und Reichsrat Jens Holgersen Ulfstand war der Auftraggeber, Adam van Düren, der sich schon in Köln und Lund einen Namen gemacht hatte, lieferte die Pläne. Zahlreiche Verteidigungsanlagen und Wassergräbern betonen den Festungscharakter. Eindringlinge konnten mit kochendem Wasser oder Pech begossen werden, jedes Stockwerk war einzeln zu verteidigen und notfalls wurde die enge Treppe mit schweren Steinplatten blockiert. Im Treppenhaus steht der »Vildmann«, eine Kalksteinskulptur, die noch von Adam van Düren stammt und wahrscheinlich den Bauherrn mit Keule und erlegtem Hasen darstellt. Archäologische Funde von venezianischem Glas, gepresstem Glas aus dem Rheingebiet und spanischer Keramik belegen, dass der Haushalt auf Glimmingehus im 16. Jh. sehr exklusiv war. Im Sommer finden in der Burg Ritterspiele, Mittelalterfestivals und nächtliche Führungen statt.
Juni – Mitte Aug. tgl. 10 – 18, April, Mai, Mitte Aug. – Sept. tgl. 11 bis 16 Uhr | Eintritt: 70 SEK, Juli, Aug. 80 SEK | www.raa.se
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Auf einer Insel, umgeben von Wallgräben, wurde Schloss Kronovall im 18. Jh. im Stil des französischen Barocks nach Entwürfen von Isak Gustaf Clason errichtet. Das strahlend weiße Anwesen bei Tomelilla birgt edle Tropfen: Im Keller ruhen mehrere Tausend Flaschen Schaumwein. Jährlich wird ein großes Weinfest gefeiert, im Schlossladen kann man sich für daheim eindecken. Seit 1998 ist Petri Pumpa Herr auf Schloss Kronovall, veranstaltet dort Weinproben und verarbeitet im Restaurant beste Regionalprodukte zu Hochgenüssen. Am Wochenende ist Übernachtung möglich (www.kronovall.se).
Mitten im Apfelanbaugebiet von Österlen liegt 20 km nördlich von Simrishamn der kleine Küstenort Kivik. Welche Apfelsorten hier angebaut werden, lässt sich im Kiviks Musteri och Äpplets Hus entdecken, das auch süffigen Cidre, Smoothies, Glögg und Marmelade verkauft. Ende September wird das berühmte Apfelfest Äppelmarknaden mit einem großen Markt am Hafen gefeiert (www.applemarknaden.se). Zu Beginn wird ein gigantisches »Gemälde« aus Äpfeln enthüllt. Für diesen »Äppeltavlan«, dem bereits der Eintrag in das Guinnessbuch der Rekorde gelang, verwendet die Künstlerin Emma Karp Lundström jedes Jahr mehrere Tonnen Äpfel.
Einen Superlativ stellt auch das Königsgrab aus der Bronzezeit am östlichen Ortsrand dar. Das größte Rollsteingrab Schwedens ist leicht an dem beeindruckenden Steinhaufen mit 75 m Durchmesser zu erkennen. Auf Steinritzungen der inneren Kammer sind Sonnenräder, Pferde und Wagen zu sehen.
Kiviks Musteri och Äpplets Hus: Ende März – Juni, Sept., Okt. tgl. 10 – 17, Juli, Aug. bis 18 Uhr | Eintritt frei | www.kiviksmusteri.se
Königsgrab: Mai Di. – So. 11 – 16, Juni tgl. 11 – 17, Juli, Aug. 10 – 16, Sept. Di. – So 12 – 16 Uhr | Eintritt: 20 SEK | www.kiviksgraven.se
Im Frühling verwandeln sich die Südhänge der Hügel um das Bilderbuchdörfchen Brösarp, 10 km nördlich von Kivik, in ein Blütenmeer mit Millionen von Schlüsselblumen. Auf den kalkreichen Böden der Nordhänge wachsen Graslilien, Sandnelken und Katzenpfötchen.
Weit reicht der Blick vom 97 m hohen Gipfel des »Steinernen Hauptes« im nur 4 km² großen Nationalpark Stenshuvud südlich von Kivik: Im Süden sieht man flache Sandfelder mit Heiden und blumenreichen Trockenwiesen, die an kinderfreundlichen Sandstränden enden. Bei klarem Wetter lässt sich sogar die dänische Insel Bornholm am Horizont erkennen. Seit jeher ist der Berg aber nicht nur Aussichtspunkt, sondern wichtiger Orientierungspunkt für Seeleute.
Laubwald bedeckt das Innere des Parks. Mitten durch den Nationalpark verläuft der Fernwanderweg Skåneleden. Von Södra Mellby erreicht eine Stichstraße nach 2,5 km das Besucherzentrum Naturum, wo im Sommer tgl. um 10 Uhr geführte Touren mit Rangern starten.
Naturum: Juni – Aug. 11 – 18, sonst bis 16 Uhr
Jedes Jahr im April präsentieren die Künstler von Österlen ihre Arbeiten in Öl, Aquarell, aus Glas, Edelmetallen, Holz und Keramik. Die Idee zur Kunstrunde, an der inzwischen über 140 Künstler und Kunsthandwerker teilnehmen, entstand 1968. Wegen des wunderbaren Lichts über der Landschaft nennen viele Maler die Gegend auch »Provence des Nordens« (www.oskg.nu).
Inmitten der fruchtbaren Landschaft Österlens bringt Küchenchef Linus Persson beste regionale Saisonküche auf den Tisch. Wem’s gefällt, der bucht gleich das Bett dazu und eine Massage im Spa.
Die Spezialität des gemütlichen Restaurants, das sich im Maritim Hotel befindet, ist mittags Smörrebröd in allen Variationen. Am Abend werden Fisch aus Nord- und Ostsee aufgetischt.
Ländliche Romantik, ein großer Weinkeller zur ausgezeichneten Küche und alle Zimmer mit persönlicher Note. Kein Wunder, dass sich seit über 300 Jahren die Gäste hier wohlfühlen!
Die ruhige Pension mit tollem Frühstück, Garten und Parkplatz ist nur wenige Gehminuten vom Jachthafen entfernt.
Landschaft: Östergötland | Provinz: Östergötland Län
Einwohnerzahl: 14 000 | Höhe: Meereshöhe
Kopfsteinpflastergassen, mittelalterliche Kirchen und das angeblich beste Eis Schwedens machen Söderköping zu einem beliebten Stopp für Freizeitskipper, die auf dem Göta-Kanal unterwegs sind.
Einzigartig gut erhalten
Für Archäologen ist Söderköping ein Paradies. Die Stadt liegt auf dichten Lehmschichten, in denen organisches Material wie Holz und Leder in einzigartiger Qualität erhalten sind – und dies zudem in Hülle und Fülle: Söderköping ist die schwedische Stadt mit den meisten Grabungsfunden. Sie sind an historisch interessanten Plätzen ausgeschildert; eine ausführlichere Broschüre erhält man im Touristenbüro oder kann sie unter www.soderkoping.se herunterladen. Aber auch das verwinkelte Drothemskvateren und der zerklüftete Schärengarten von Östergötland lohnen einen längeren Aufenthalt in Söderköping.
Gegründet wurde die Stadt 17 km südöstlich von Norrköping >>> im 13. Jh. als Lübecker Handelskolonie. Im Mittelalter war sie einer der wichtigsten schwedischen Handelsplätze, hier fanden Königskrönungen und Reichstreffen statt. Später wurde der Handel durch den ertragreicheren Fischfang in den Schären abgelöst.
Urig ist besonders das ehemalige Klosterviertel mit verwinkelten Gassen und niedrigen Häusern aus dem 18. Jh., die so klangvolle Namen wie »Das Haus des Glöckners Kalle« und »Der Hof des Knäckeweibleins« tragen. Über der niedrigen Bebauung erheben sich gleich zwei Kirchen: die Drothemskyrka und die St. Laurentii Kyrka (spätes 13. Jh.). Den Märtyrer zeigt im Innern ein Kalkgemälde an der Stirnseite der Sakristei. Der 50 m hohe Glockenturm aus Holz wurde 1583 von Anders »Stapelmakare« (Turmbauer) erbaut.
In Gelb und Weiß dominiert das auf mittelalterlichen Fundamenten stehende Rathaus seit 1777 den Rådhustorget. Von hier wurde die Stadt bis in die 1970er-Jahre verwaltet. Im Turm befand sich die Feuerwache, die bei Bränden die Rathausglocke läutete – heute residiert hier die Galerie Rådhuset, in der der Künstlerverein blandArt Kunst und Kunsthandwerk ausstellt und verkauft. Im Keller sind noch die Gefängniszellen erhalten.
Die Rathausbrücke überquert den Storån, der einst nicht ein idyllisch dahinfließendes Flüsschen, sondern ein gewaltiges Fahrwasser war, mit einem Hafen, in dem die mit Waren beladenen Koggen der Hanse festmachten. Die Storgatan ist die mittelalterliche Hauptachse der Innenstadt. Reizvolle kleine Häuschen, heute mit Cafés und charmanten Läden, spiegeln die Blütezeit der Stadt vom 13. bis 16. Jh. wider.
Das historische Gebäude des Stadthistorischen Museums diente vom Mittelalter bis 1861 als Schule, später als Altenheim und Bibliothek. Besonders sehenswert ist die große Fotosammlung aus den 1920er- und 1930er-Jahren.
Juni – Aug. tgl. 10 – 16 Uhr, Sept. – Mai nur Mo. – Fr. | Eintritt frei www.stragnhildsgille.se
In dem Handelshof am Hagatornet, einst Standort der Göta-Brauerei, fanden Archäologen einen mittelalterlichen rot-blauen Wollrock. Es handelt sich um das älteste und das einzige zweifarbige mittelalterliche Gewand in ganz Skandinavien. Eine Perle für Rosenfreunde ist das Rosarium am Hagatornet. Wenige Schritte weiter gibt es in der Skönbergagatan einen wundervollen Kräutergarten.
An Söderköpings Vergangenheit als feiner Kurort erinnert das Heilbad Söderköpings Brunn >>>, heute ein charmantes Hotel. Ältestes Gebäude der Kuranlage ist das Slottet aus den 1770er-Jahren mit Anbauten von 1851. Im Kurpark erhalten ist der Heilquellensalon aus dem Jahr 1819 und auf der anderen Seite des Flusses die Quellenkirche von 1898 und das Heilquellenlazarett, das 1893 – 1976 genutzt wurde und jetzt als Schule dient. Der Kurbetrieb wurde 1719 aufgenommen und 1842 durch eine Wasserkuranstalt ergänzt. Seit den 1960er-Jahren wird das Heilwasser aber nicht mehr getrunken.
Ursprünglich als Freilichtmuseum geplant war Korskullen, für das der 1918 gegründete Heimatverein St. Ragnhilds Gille ganze Gebäude hierher verlegen ließ. Zwar wurde der Plan schon bald aufgegeben, doch auch die wenigen Häuser sind durchaus sehenswert. Zu ihnen gehören die Grindstuga aus dem 18. Jh., das Hauptgebäude vom Ende des 19. Jh.s und das Lusthaus auf dem Hügel. Die Windmühle und der Schuppen stammen von der Küste, ebenso das Fischerhäuschen aus Västra Husby.
Der Berg, auf dem der Sage nach einst der Riese Ramunder lebte, erhebt sich fast senkrecht 73 m über dem Kanal. Wer die 278 Stufen zum Gipfel hinaufsteigt, hat einen weiten Blick über die Stadt und ihre Umgebung. Hübsche Spazierwege und Fitnesspfade erschließen das Naturreservat.
In der Nähe des Ramunderbergs fließt der 1832 eingeweihte Göta-Kanal (Baedeker Wissen >>>) durch Söderköping. Im Sommer zählen der Kanalhafen und die Schleuse mitten in der Stadt wegen ihrer Cafés, Restaurants und Handwerksläden zu den angesagtesten Treffpunkten. Größter Beliebtheit bei Kindern erfreut sich die Skulptur »Rabbit Crossing« von Eva Fornåå. Sie zeigt hilfsbereite Kaninchen auf beiden Seiten des Kanals.
Doch Vorsicht, ein Ausflug hierher könnte Diätpläne durchkreuzen, denn am Kanalhafen ist zugleich die berühmte Eisdiele Smultronstället! (www.smultronstallet.se) zu Hause. Ihre Fangemeinde ist sich sicher: Hier gibt es das beste Eis in ganz Schweden! Und angesichts der über 60 Sorten wird man vielleicht das Verlangen verspüren, nicht nur einmal vorbeizuschauen
© Lookphotos: Franz Marc Frei
In dem Hotelrestaurant mit großer Holzterrasse und Paradeblick auf die Schären werden wahre Kunstwerke aus der Küche serviert, darunter viel Seafood, aber auch für Vegetarier ist etwas dabei. Oder soll es vegan sein? Der Küchenchef bereitet auf Anfrage gerne etwas Gewünschtes zu.
Gehobene Tapas-Bar mit über 30 Tapas, spanisch inspirierten Fisch- und Fleischgerichten und gut sortierter Weinkarte.
Köstliche Torten, belegte Brote und bester Kaffee – eine der ältesten Konditoreien Schwedens eignet sich bestens für einen kurzen Boxenstopp.
In diesem alten Kurhotel am Göta-Kanal können Sie sich in einem hervorragenden Spa und genauso ausgezeichneten Restaurant verwöhnen lassen.
Inga Maj, Anna Rolandsson und Carola Sandell haben im Schärengarten von St. Anna ein verstecktes Bilderbuchidyll geschaffen: mit bester Küche, nostalgischem Design und einem kleinen, aber feinen Spa.
Von Aspöja im Norden bis zur Södra Finnö im Süden säumt der Schärengarten von St. Anna mit rund 1000 Inseln und Inselchen auf 25 km Länge und rund 15 km Breite die Ostseeküste. Im Unterschied zu den meisten anderen schwedischen Schärengärten gibt es auf St. Anna eine sesshafte Bevölkerung: Fast 800 Menschen leben ganzjährig hier und weiden auf den inneren Inseln ihre Rinder und Schafe. Weiter draußen auf den unzähligen Klippen, Felsen und kleinen Schären ist die Natur deutlich karger. Hier sonnen sich Robben auf den Felsen, tummeln sich Barsch, Zander und Kabeljau in den kühlen Fluten. In Tyrislöt erzählt ein vom Heimatverein St. Anna geführtes Schärenmuseum von den Lebensbedingungen um 1900 in den Schären.
Seinen Namen erhielt der idyllische Schärengarten nach der Mutter der Jungfrau Maria, der Schutzheiligen aller Seefahrer. Wer nicht mit dem eigenen Boot unterwegs ist, kann mit den Linienschiffen von Skärgårdslinjen von Mai bis September auf Inseltour gehen (www.skargardslinjen.com). Die Schärenboote verkehren regelmäßig auf drei verschiedenen Routen zwischen 20 Inseln. Infos zu Fahrplänen gibt es in den Touristenbüros von Norrköping, Söderköping und Valdemarsvik. Knotenpunkt der Bootslinien von St. Anna ist der Hafen Tyrislöt im Süden der Insel Norra Finnö. Meerespaddeln im Kajak, Wasserscooter-Safaris und andere Aktivitäten bietet Äventyrsbolaget an (www.aventyrsbolaget.se). Und wer im Winter die Schärenlandschaft besucht, kann mit Spezialschlittschuhen, die vor Ort verliehen werden, zum ganz besonderen Inselhopping starten.
Juli – Mitte Aug. Di. – So. 12 – 17 Uhr | Führungen nach
Voranmeldung unter Tel. 0121 2 02 27 | Eintritt 30 SEK
Arkösund auf der Halbinsel Vikbolandet bietet in seinem Gasthafen auch großen Jachten Platz zum Anlegen. Besonders schön ist der Holzbohlenweg, der zwischen den Bootsstegen den Kvarnberget umrundet und am Badholmarna vorbeiführt, einem kleinen Naturbad. Im Arkösunds Krog och Hotell wird ein Schärengartenmenü serviert; Pirglass ist für sein feines selbst gemachtes Eis bekannt. Einen Besuch wert ist auch die Töpferei Arkösunds Krukmakeri von Marie Söderholm am Fyrvägen 24 (www.arkosundskrukmakeri.se). Ebenfalls auf Vikbolandet befindet sich das wohl edelste Hotel des Schärengartens: Mauritzberg Slott (www.mauritzberg.se), ein Golf- und Wellnesshotel in einem mehr als 400 Jahre alten Schloss direkt am Meer.
An Ritterzeiten erinnert die Burgruine Stegeborg auf einer Insel in der Slätbaken-Bucht. Die Burg, im 13. Jh. zum Schutz der Handelsstraße von Söderköping zur Ostsee errichtet, war im Mittelalter eine von Schwedens wichtigsten Festungen und gleichzeitig ein königliches Schloss. 1537 wurde hier König Johan III. geboren, ein Sohn von Gustav Wasa. Ein paar Hundert Meter weiter steht das 1806 erbaute neue Schloss Stegeborg. Rund 1 km von der Ruine entfernt wird im Hamnkrog beim Gästehafen jeden Mittwoch im Juli ein Wildschwein gegrillt, freitags kommt den ganzen Sommer lang ein Garnelenbuffet auf den Tisch. Das Stegeborg Tradgardshotell bietet die Übernachtung in einem Zimmer an, in dem schon die königliche Familie geschlafen hat (www.stegeborg.se). Alternativ gibt es zwei Ferienhäuser und einen Campingplatz.
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Landschaft: Södermanland | Provinz: Stockholm Län
Einwohnerzahl: Stadt: 923 500, Großraum 2,2 Mio.
Höhe: Meereshöhe
Der häufig bemühten Floskel »Venedig des Nordens«, wie Schwedens Hauptstadt gerne bezeichnet wird, sind die Stockholmer längst überdrüssig. Sicher, das Puzzle aus Inseln, Kanälen und Brücken zwischen Mälaren und Ostsee erinnert an die italienische Lagunenstadt. Doch die Mischung aus Großstadtflair, Natur und allgegenwärtiger Nähe zum Wasser, das Licht langer Sommertage, die majestätische Würde einer Königsstadt und die vielen Prachtbauten machen Vergleiche mit anderen Städten hinfällig.
Stadt der Inseln und Brücken
»Stockholm ist nicht nur Schwedens Hauptstadt, sondern auch die Kapitale Skandinaviens und eine der schönsten und aufregendsten Städte der Welt«, behauptet Stockholms ehemaliger Bürgermeister Sten Nordin stolz. Ob ungewöhnliche Cafés, Retro-Shops und Designerläden im multikulturellen Bohème-Viertel Södermalm, historische Restaurants und hippe Kneipen in Gamla Stan, Einkaufstempel in Norrmalm, ein Bad auf Långholmen oder ein aufregendes Nachtleben in Östermalm – die zahlreichen Viertel und Stadtteile der auf 14 Inseln schwimmenden Metropole im Mälarsee haben alle ihren ganz eigenen Charakter. Und dank des weltweit ersten Nationalstadtparks, der sich quer durch die Stadt zieht, ist Stockholm nicht nur vom Wasser, sondern auch von sehr viel Grün geprägt. Sightseeing, shoppen, schick essen oder picknicken, radeln, joggen, Kanu- und Kajak fahren – und das alles an einem Tag. In Stockholm ist das möglich!
»
Der Junge … sah hinab auf die lustigen Villen am See,
als Daunenfein einen Schrei ausstieß. ›Jetzt weiß ich,
wo wir sind! Dort liegt die Stadt, die auf dem
Wasser schwimmt.‹
«
Selma Lagerlöff in »Nils Holgersson«
Um Auskünfte zu bekommen, muss man erst eine Nummer ziehen! Zusätzlich gibt es im Stadtgebiet 300 Stockholmterminals mit Live-Chat-Verbindung zur Touristeninformation.
… heißt die monatlich auch in Englisch erscheinende Broschüre mit dem kompletten Veranstaltungskalender der Hauptstadt. Der Nöjesguiden bietet eine Veranstaltungsübersicht für Szenegänger (http://nojesguiden.se).
Wer mit dem Auto anreist, sollte es am Stadtrand parken. Die Parkplätze in der City sind rar und teuer; Falschparker werden umgehend abgeschleppt. Von Aug. bis Juni erhebt Stockholm werktags eine City-Maut, die nun auch für im Ausland registrierte Pkws fällig wird. Es werden automatisch die Kennzeichen erfasst, die Rechnung wird nach einigen Wochen zugeschickt.
Knotenpunkt für alle Bahnreisenden ist Stockholm C (C = Central). Umsteigeverbindungen bestehen dort zur U-Bahn und auch zum Arlanda-Express, der von hier abfährt. Endstation für Busreisende ist der Cityterminalen, der moderne Busbahnhof am Hauptbahnhof. Von hier starten Flughafenbusse und die Überlandfahrten mit Swebusexpress.
Für die großen Kreuzfahrtschiffe gibt es in Stockholm sieben Anlegestellen, mehrere direkt in der Innenstadt. Von Deutschland wird die Stadt allerdings zurzeit nicht angelaufen.
Fährverbindungen bestehen nach Riga, Tallinn, Helsinki, Turku und Mariehamn (Åland-Inseln). Die Göta-Kanal-Schiffe legen am Skeppsbrokajen 103 in Gamla Stan an.
Internationale Airlines landen meist auf dem Flughafen Arlanda (www.arlanda.se) 40 km nördlich von Stockholm; der Arlanda-Express (www.arlandaexpress.com) ist in 20 Min. am Hauptbahnhof. Zusätzlich verkehren alle 5 – 10 Min. zwischen Arlanda und dem Stockholmer Busbahnhof die Flybussarna. Eine Taxifahrt in die City kostet ca. 500 SEK. Hauptsächlich für Inlandsflüge wird der Flughafen Bromma genutzt, der zwischen den U-Bahn-Stationen Brommaplan und Sunybergs Centrum liegt und ebenfalls von den Flybussarna angefahren wird. Billigcarrier fliegen meist den gut 100 km südwestlich von Stockholm gelegenen Flughafen Skavsta oder das ca. 120 km entfernte Västerås am Mälarsee an; von hier gibt es Shuttlebusse nach Stockholm.
Der Stockholm Pass für 1, 2, 3 oder 5 Tage (595, 795, 995 oder 1295 SEK) gewährt freien Eintritt in über 60 Museen, Sehenswürdigkeiten und Freizeiteinrichtungen, kostenlose Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, freies Boot-Sightseeing und Rabatte. Er ist erhältlich bei den Tourismusinformationen, Pressbyrå-Kiosken und vielen Hotels im Stadtbereich oder online unter www.stockholmpass.de. Mit der Båtluffarkortet kann man die Stockholmer Schären fünf Tage per Boot erkunden.
Stockholm vom Wasser aus zu sehen, ist ein genussvolles Muss. Hafenrundfahrten macht man am besten mit den Hop-on-hop-off-Booten, die zwischen Altstadt, Nybroplan, Skeppsholmen, Djurgården und Södermalm pendeln. Man kann beliebig oft ein- und aussteigen und ist damit sehr flexibel. Das 24-Stunden-Ticket ist auch als Kombifahrkarte für Boote und offene Doppeldeckerbusse erhältlich. Zwischen 50 Min. und 2½ Std. dauern die verschiedene Kanalrundfahrten, Dinner Cruises und Good-Morning-Bootstouren.
Wichtigstes innerstädtisches Verkehrsmittel ist die 1930 angelegte Tunnelbana (U-Bahn), die heute mit drei Linien auch das nahe Umland erschließt. Wer die Stockholmkarte besitzt, fährt kostenlos. Sonst kann man Netzkarten für 24 oder 72 Std. erwerben. Fährt man nur in der Innenstadt, empfiehlt sich die Rabattkuponger, auf der man je nach Zonenzahl Felder abstempelt. Einzelfahrkarten sind im Vorverkauf – also bei Pressbyråer oder am Automaten – wesentlich billiger als direkt an der Eingangsperre. Im Bus kann man keine Fahrkarten kaufen. Wer mit dem Bus fahren will, muss das Ticket vorab beschaffen.
Beim Tourismusbüro oder im Internet gibt es eine Leihkarte für drei Tage oder die ganze Saison, mit der man an mehr als 70 Stellen von April bis Okt. ein Fahrrad mieten kann. Auch Helme werden verliehen. Die Saisonkarte kostet 300 SEK, online 250 SEK, für drei Tage 165 SEK.
Vom Kai am Stadshus verkehren Ausflugsschiffe nach Drottningholm (ca. 1 Std.) und Birka (ca. 2 Std.)
Herrlich nostalgisch ist eine Fahrt mit der himmelblauen Museumsstraßenbahn Nr. 7N aus den 1920er-Jahren von Norrmalmstorg nach Djurgården mit dem Freilichtmuseum Skansen
Beites Angebot an Sspaziergängen und Themenführungen
Gut gesichert, können Schwindelfreie von April bis Sept. Riddarholmen auf einer Führung über die Dächer entdecken.
Ballonfahrten veranstaltet Far & Flyg, Segway-Touren und Ballonfahrten Upp & Ner .
Stockholms Kajak Club logiert im Smedsuddsvägen 23 am Ufer des Riddarfjärden im Rålambshovs-Park. Er verleiht Seekajaks und Kanus für die ganz besondere Stadttour: z. B. auf dem stillen Långholm-Kanal, am Rathaus vorbei oder an den herrlichen Buchten des Mälarsees entlang; schöne Badeplätze gibt es überall.
Renommierte Schlosskonzerte mit nationalen und internationalen Künstlern.
Jan.,www.royalfestivals.se
Frühjahrssalon mit ausgesuchten Werken schwedischer Künstler.
Feb.,www.liljevalchs.stockholm.se
Am letzten Mittwoch im Mai wird auf der Freilichtbühne von Skansen der mit 5 Mio. SEK höchstdotierte Kinderbuchpreis der Welt verliehen.
Mai,www.alma.se
Ziel der mehr als 21 000 Läufer ist nach knapp 42,2 km das Olympiastadion.
Juni,www.stockholmmarathon.se
Höhepunkt des schwul-lesbischen Festivals: Die Pride Parade wälzt sich durch die Innenstadt.
Juli,www.stockholmpride.org
Internationale Sommerspiele für 10- bis 20-Jährige.
Juli,www.summergames.se
Riesiges Kulturspektakel mit Tanz, Theater, Musik und Kunst – fast alle Veranstaltungen sind kostenlos!
Aug.,www.kulturfestivalen.stockholm.se
Mitternachtslauf durch Södermalm. Das Event hat inzwischen Nachfolger u. a. in Göteborg und Malmö gefunden.
Aug.,www.midnattsloppet.com
Seit 1989 versteht sich das Filmfestival als Wegweiser zu modernen Produktionen aus Schweden und aller Welt.
Aug.,www.stockholmfilmfestival.se
Bei dem 10,3 km langen Laufwettbewerb gehen auf Djurgården mehr als 30 000 Frauen an den Start.
Sept.,www.tjejmilen.se
Konzerte, Ausstellungen und Gastro-Events werden ergänzt durch eine Fachmesse für Wein, Bier und Calvados im Nacka Strand Fair & Conference Center.
Sept.,www.stockholmbeer.se
Topevent mit Stars der Jazz-, Blues- und Soulszene auf Skeppsholmen.
Okt.,www.stockholmjazz.se
Zu den Rekordsiegern des ältesten Hallenturniers der ATP-Tour gehört Boris Becker – er gewann 4-mal das seit 1969 ausgetragene Tennisturnier.
Okt.,www.ifstockholmopen.se
Alljährlich am 10. Dezember überreicht König Carl XVI. Gustaf im Stockholmer Konzerthaus den Nobelpreis (Baedeker Wissen >>>).
Die Lichterkönigin Lucia verteilt am 13. Dezember im Freilichtmuseum Skansen Pfefferkuchen und Glögg.
Dez.,www.skansen.se
Besonders anheimelnd sind die Weihnachtsmärkte von Skansen und auf dem Stortorget.
Dez.
In Norrmalm ballen sich Stockholms große Kaufhäuser und Filialen preiswerter Modeketten. Beliebteste Bummelmeilen sind hier Drottninggatan und Kungsgatan. Originelle Boutiquen drängen sich in Södermalm in der Götgatan, so u. a. das Textilkollektiv »10 Designers« in Nr. 25 (www.tiogruppen.com). Stockholms Antwort auf SoHo heißt SoFo: Südlich der Folkungatan finden sich Vintage-Läden. Schick shoppen lässt es sich in der Birger Jarlsgatan, Antiquitäten gibt’s in der Kommendörsgatan. Östermalm liebt es zeitlos und elegant.
Concept Stores des trendigen schwedischen Labels.
Nytorgsgatan 36 und Norrmalmstorg 2
Stockholms größter Konsumtempel für Kosmetik, Mode, Medien, Haushalt und Einrichtung. Im Untergeschoss wartet eine hervorragende Feinkostabteilung auf anspruchsvolle Kundschaft.
Klarabergsgatan 50
Nordisches für Küche und Garten.
Regeringsgatan 44 und Humlegårdsgatan 1
Alle Marken führender skandinavischer Designer.
Smalandsgatan 11
60 Geschäfte auf zwei Ebenen mit preiswerter Mode für junge Leute.
Hamngatan 37,
Nur in Stockholm gibt es die kompletten Kollektionen des weltweit vertretenen schwedischen Modelabels.
Hamngatan 22,
Markthalle mit Spezialitäten aus aller Welt. Oben auf dem Platz ist werktags Wochenmarkt, sonntags Flohmarkt.
Hötorget,
Das größte IKEA-Einrichtungshaus der Welt öffnete 1963 südlich von Stockholm. Der Kundenandrang war bald so groß, dass das Personal nicht zum Bedienen ausreichte. Kurzerhand wurde das Lager für die Kunden geöffnet und IKEAs SB-Prinzip war erfunden.
Modulvägen 1, Kungens Kurva
Im Showroom von Stockholms ältester Kunsthandwerkerkooperative ist jedes Material vertreten: Glas, Keramik, Holz, Textilien, Gold, Silber u. a.
Södermalmstorg 4
Der größte Flohmarkt des Landes mit Tand und Trödel.
Fjärdholmsgränd 4
Vårberg Centrum, Skärholmen
Mo. – Fr. 11 – 18, Sa. 10 – 16 und So. 11 – 16 Uhr
»NK« ist Schwedens Ausgabe von Harrod’s. Das Nobelkaufhaus huldigt seit 1902 auf sechs Etagen der luxuriösen Lebensart – von edler Designermode bis zu kubanischen Zigarren.
Hamngatan 18 – 20,
Unter dem Dach der 1888 von Isak Gustaf Clason und Kaspar Salin eröffneten Markthalle überbieten sich die Händler und Gastronomen in Auswahl und Qualität ihrer schwedischen Spezialitäten. Kein Wunder, dass selbst die Königsfamilie hier gern einkauft. Bis zur Wiedereröffnung der rundum renovierten Markthalle im Frühjahr 2019 gibt es ein Provisorium an gleicher Stelle.
Schon 1882 eröffnete Paul Urbanus Bergström sein Warenhaus PUB, heute ein kreativer Mix aus Mode, Medien, Kosmetik, Schmuck und Secondhand. Die oberen vier Stockwerke gehören der Design-Herberge Rica Hotel Kungsgatan (www.rica-hotels.com).
Hötorget,
Preisgekrönter Einkaufstempel mit rund 60 hochpreisigen Geschäften, Cafés und Restaurants.
Stureplan
Textilien, Geschirr und Möbel im fantastischen Design von Josef Frank.
Strandvägen 5
Epizentren des Nachtlebens sind der Stureplan, die Prachtstraßen Kungsgatan und Birger Jarlsgatan und der Bezirk um den Kungsträdgården.
Hier liegt die Temperatur konstant bei –5 °C: Alles außer den Drinks ist aus Eis.
Elegante Bar mit bequemen Sitzgruppen und schöner Aussicht auf das Schloss. Tagsüber gute Adresse für Brunch und Afternoon Tea, abends tolle Cocktails, z. B. »Ebony & Ivory« aus Butterscotch, Vanille und Chocolate Cream.
Schon Mick Jagger, Madonna und die Backstreet Boys haben hier gefeiert (Abb >>>).
Spitzenjazz, Soul und Latin gehören seit 1977 zum festen Programm des Clubs.
Dinnershows und Karaoke. Am Wochenende stehen lange Warteschlangen vor dem hippen Club im Retro-Stil.
Vor der Skybar mit Cocktaillounge in einem Hochhaus auf Södermalm eröffnet sich ein Traumblick.
Skandinaviens größter Nachtclub mit vier Tanzsälen auf zwei Ebenen um ein beeindruckendes Atrium.
Michelin-besternte kulinarische Höhenflüge in der Oper, fürstliches Ambiente mit Panoramablick aufs Schloss inklusive. Im Weinkeller Nobis lagern edle französische Raritäten.
Lecker: knuspriges Rocklunda-Spanferkel oder Ochsenschwanz mit gotländischem Trüffelpüree und zum Nachtisch Rhabarber-Meringen.
Lachstartar, Scholle mit Krabben, in Knoblauch gedünstete Riesengarnelen, Mönchsfisch mit Entenleber – in dem Fischrestaurant wird auf höchstem Niveau geschlemmt!
Am Stammtisch des 1722 eröffneten Kellerlokals soll schon so mancher Nobelpreisträger bestimmt worden sein, gehört das Gebäude doch der Svenska Akademie. Nicht minder legendär ist die schwedische Küche mit Krabben, Köttbullar, Ryggbiff und geräuchertem Rentier.
Ob bei Hummer, Entenbrust oder Gondolens Schokoladendessert, die Aussicht in 36 m Höhe über Stockholms Hafeneinfahrt ist wundervoll.
Esskultur aus aller Welt inspiriert Daniel Höglander und Sayan Isaaksson. Tipp: Lamm mit karamellisierten Zwiebeln und Jerusalem-Artischocken. So. geschlossen
Edler Treffpunkt am Stureplan mit Austern- und Champagnerbar, Dim-Sum und Sushi-Theke. 2009 wurde das Pontus vom »White Guide« zum »Ökorestaurant des Jahres« gekürt.
Das Restaurant macht seinem Namen alle Ehre – übersetzt bedeutet Fem Små Hus »fünf kleine Häuser«. In den Gewölbe-Räumlichkeiten des Feinschmeckerlokals kommen traditionelle schwedische Fisch- und Fleischgerichte auf den Tisch. Werktags werden mittags günstige Tagesgerichte angeboten.
Wie wäre es mit Entenleber auf Haselnussbrot oder Senneby-Kalbshaxe an Kürbis mit Ingwerschalotten in einem Seitenflügel der Kunstakademie? Die F12-Gruppe betreibt mehrere Restaurants im Raum Stockholm.
Fredsgatan 12
Tel. 08 50 52 44 f12.
se, So. geschl.
Fernsehkoch Niklas Ekstedt verwendet nur beste heimische Produkte wie Lamm aus Österlen oder Bohuslän-Austern. In die Gläser kommen himmlische Cocktails und Bio-Weine.
Gegrillter Steinbutt, Lachs mit Dillkartoffeln oder Sturehofs Bouillabaisse? Die Brasserie mit Terrasse steht für hervorragende Meerestiere.
Romantisches Plätzchen, verwunschener Garten. Jazz- und Blues – und dann die Schokoladentrüffeltorte ...
Saftige Grillgerichte aus dem Holzkohleofen, dem amerikanischen Barbeque Smoker, von der französischen Rotisserie, dem Steinkohlegrill und dem asiatischen Tischgrill.
Das vegetarisch-vegane Restaurant ist seit Jahren eine Institution in Stockholm, die 110 Innen- und 200 Außenplätze sind stets gut ausgelastet. Die Stockholmer kommen nicht nur wegen des guten Essens hierher, sondern auch wegen des grandiosen Blicks über den Mälaren und die Stadt. An warmen Sommerabenden wird im Garten gegrillt. Beliebt ist das »All you can eat vegetarian buffet«. Tipp: Das leckere, hausgebackene Brot.
Fjällgatan 23 b, 08 6 43 94 80
Die Windmühle ist ein populärer Pub. Deftig kommt die Rentierpfanne mit Pilzen und Preiselbeeren daher. Sa. und So. Brunch.
Sechs Sorten eingelegter Hering gehören zum Sillbricka des populären Lokals, das seit 1867 schwedische Hausmannskost serviert.
Köstlich: Graved Lachs, marinierter Brathering oder Fischsuppe.
Östermalms Saluhall Östermalmstorg
Tel. 08 76 67 58 54
Takos, Woks, Pizza, Sushi oder Wraps? Die 15 Lokale in der Markthalle lassen einem die Qual der Wahl.
Staatsgäste und Nobelpreisträger logieren seit 1874 gegenüber vom Schloss im Grand Hotel. Das Fünf-Sterne-Haus ist Mitglied der »Leading Hotels of the World«. Mathias Dahlgren erhielt 2010 als erster schwedischer Koch drei Michelin-Sterne: zwei für sein Nobelrestaurant Matsalen und einen für das Menü seiner Foodbar Matbaren (www.mathiasdahlgren.com).
Maritimes Boutiquehotel: Die nostalgischen Zimmer im Stil des 18. Jh.s erinnern aber eher an schwedische Seehelden. Angeschlossen sind das vielfach ausgezeichnete Restaurant Leijonhornet (Tel. 08 7 50 64 00 80) und das kleine Bistro Djuret, in dem jeden Tag nur das Fleisch einer Tierart auf der Speisekarte steht (Tel. 08 50 64 00 84, www.djuret.se).
Charmantes Designhotel in einem auf 1898 datierten Stadthaus mitten in Stockholm. Alle Zimmer tragen die Handschrift von Per Hellsten, der die Möbel von Reisen nach Afrika und in die arabischen Länder mitgebracht hat. Preisgünstige Alternative: das angeschlossene Hotel Rex gegenüber.
Das über 120 Jahre alte Hotel mit den vielen Türmchen, das direkt am Ufer thront, steckt voller Geschichten und hat selbst auch Geschichte geschrieben. Ruhige Lage in herrlicher Umgebung des Stockholmer Schärengartens, gute Bademöglichkeiten, und die S-Bahn-Station liegt direkt vor dem Hotel. Ins Zentrum von Stockholm sind es nur 20 Min.
Mit seinen 34 Etagen ist der Hotelturm in der Science City Kista im Nordwesten Stockholms das höchste Hotelgebäude in Schweden. Die Aussicht von den Zimmern in den oberen Stockwerken ist spektakulär – je höher Sie Ihr Zimmer buchen, desto besser! Im 34. Stock gibt es eine Skybar mit ausgezeichneten Cocktails und einem noch grandioseren Blick auf die Stadt.
Die 1924 für den Millionär Billing gebaute Luxusjacht mit 61 Kabinen ist seit 1982 vor Riddarholmen vertäut.
Polarlicht taucht das Hotel in Farbenspiele von Blau bis Rot, im Kamin knistert das Feuer, kunstvoll arrangierte Teelichter setzen Akzente – für Kai Piipoos ausgefallene Lichtspiele erhielt das Designhotel am Hauptbahnhof die European Light Trophy.
Vasaplan 7
Tel. 08 50 56 30 00 175 Z.
www.nordiclighthotel.se
Das Haus von ABBA-Sänger Benny Andersson genießt Kultstatus. Im Hotelkino aus den 1930er-Jahren wurde die Weltpremiere des erfolgreichen Musical-Films »Mamma Mia« gefeiert. Art-Déco-Cocktailbar, Bistro, Café und Bäckerei.
Kleine Studios und Apartments mit Kochnische, Kühlschrank und Mikrowelle. Mit Dachterrasse, Café, Fitness-Studio und Sauna, 150 m zur nächsten U-Bahnstation, 10 Fahrminuten vom Stadtzentrum Stockholms.
Weit mehr als ein »herkömmliche« Jugendherberge! Man schläft entweder in den komfortablen Kajüten an Bord des 1888 gebauten Dreimasters oder auf Skeppsholmen in einem Holzlager aus dem 19. Jh. in Stockbetten – rechtzeitig reservieren! Die »Bar Chapman« serviert auch Drinks im Freien.
Bis zu 85 Gäste können am Flughafen Arlanda im Bauch einer ausgedienten Boeing 747 logieren. Die Kojen sind zwar sehr eng, bieten aber ein einmaliges und preisgünstiges Erlebnis. Teuerste Variante: die Suite für zwei im Cockpit.
Hier schläft man hinter schwedischen Gardinen: Neben Jugendherbergsbetten gibt es im ehemaligen Gefängnis auch Einzel- und Doppelzimmer.
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Stockholm bedeutet »Pfahlinsel«. Keimzelle der Hauptstadt ist das Inselchen Helgeandsholmen, das heute fast ganz vom Reichstag eingenommen wird. Von dort breitete sich die Siedlung auf die Inseln Stadsholmen und Riddarholmen aus. Die Letztere ließ Reichsverweser Birger Jarl 1252 befestigen, um die Bürger vor den ständigen Überfällen, besonders von See her, zu schützen. Diese Inseln bilden die Altstadt Gamla Stan. Ende des 13. Jh.s entstand eine befestigte Burg auf Stadsholmen, genannt die Tre Kroner – die »drei Kronen«, die das Staatswappen zeigt. Sie symbolisieren die vereinigten Königreiche von Götaland, Svealand und Norrland. Im 14. Jh. war die Hanse einflussreich. Viele Deutsche lebten hier und stellten die Hälfte aller Stadträte. Zum Dank dafür, dass die Stadt beim Aufstand gegen den dänischen König die Aufständischen unterstützt hatte, wurde sie 1634 zur Hauptstadt Schwedens ernannt und damit das Zentrum des schwedischen Ostseereichs.
Im 18. und 19. Jh. zerstörten Brände viele Holzhäuser, sodass heute Stein- und Betonbauten aus früheren Zeiten überwiegen. Im 19. Jh. stieg die Einwohnerzahl von 75 000 auf 300 000 an, was zu gravierenden Problemen führte: Stockholm hatte bis 1861 keine Kanalisation und galt als eine der schmutzigsten Städte Europas. Immer wieder brach die Cholera aus. Almählich besserten sich die Zustände, und 1912 wurden in Stockholm die V. Olympischen Spiele ausgetragen.
Im Zuge der baulichen Entwicklung verschob sich das Stadtzentrum nach Norrmalm. Das ab 1950 angelegte neue Stadtzentrum konzentriert sich um Hötorg und Sergels Torg. Heute leben im Großraum über 2 Mio. Menschen. Dank beispielhafter Umweltarbeit wurde Stockholm 2010 zu Europas erster Umwelthauptstadt ernannt.
Für Krimiautorin Liza Marklund, die ihr Büro in Gamla Stan hat, ist die labyrinthische Altstadt heute wie eine Zeitkapsel. »Wenn ich hier spazieren gehe, kommen mir all die Menschen in den Sinn, die im Laufe der Jahrhunderte bereits auf diesen Wegen gegangen sind.« Heute beherbergen in den kopfsteingepflasterten Gassen zahlreiche mittelalterliche Keller einige der besten Restaurants der Stadt und Kneipen wie Stampen und Wirströms, die mit Live-Musik, Blues- und Jazz-Sessions allabendlich zur Einkehr einladen.
Die Gamla Stan entstand ab 1252 auf der Insel Stadsholmen. Seit dieser Zeit bildet der Stortorget das Zentrum im Gewirr der vielen verwinkelten, mittelalterlichen Gassen. Wunderbar herausgeputzte, pastellfarbene Giebelhäuser säumen den Stortorget, vergnügt und gesellig geht es in den Bars und Cafés am Platz zu. Dabei trugen sich auf diesem im Mittelalter durchaus auch schaurige Geschichten zu: Wo sich heute Stockholmer und die Touristen aus aller Welt tummeln, wurden einst die Todesurteile vollstreckt, die im Rathaus ausgesprochen wurden. Und im November 1520 floss das Blut gar in Strömen, als Christian II. 92 politische Gegner als angebliche Ketzer hinrichten ließ: Im Jahr 1397 waren die skandinavischen Länder unter der dänischen Krone vereint worden, was besonders die Schweden in Aufruhr versetzte – einen dänischen Herrscher wollten sie nicht anerkennen. Immer wieder kam es zu Aufständen und Kriegen. Als Christian nun die Macht erlangte, versprach er, das Land nach schwedischem Recht zu regieren. Kaum hatte er die Krone jedoch auf dem Haupt, brach er sein Versprechen und ließ alle führenden Adligen und Geistlichen enthaupten, die sich gegen ihn auflehnten. Mit diesem »Stockholmer Blutbad« brachte er jedoch auch den Adel in Dänemark und Norwegen gegen sich auf. Der Widerstand war so massiv, dass er nach nicht einmal drei Jahren Regierungszeit fluchtartig das Land verließ.
Wo sich einst das Rathaus Stockholms befand, steht heute die Alte Börse (Hausnr. 2), Sitz der Schwedischen Akademie und des Nobel-Museums. Im oberen Stock werden jährlich die Nobelpreisträger gekürt, in den Räumen darunter vermittelt das Museum Wissenswertes zur Geschichte des Nobelpreises und zu den Preisträgern seit 1901.
Juni – Aug. tgl. 9 – 20, Sept. – Mai Di. – Fr. 11 – 17, Di. bis 20,
Sa., So. 10 – 18 Uhr | Eintritt: 120 SEK, Di. ab 17 Uhr frei
Dafür fährt man nach Südschweden und Stockholm.
Sie sind eine nationale Institution: Die Kanelbullar (Zimtschnecken) werden in Schweden in rauen Mengen verspeist. Die besten der buttrig süßen Teile bekommen Sie übrigens in Bäckereien in Gamla Stan.
Die Schweden lieben ihren Volvo, besonders den robusten Kombi. In Göteborg, der Geburtsstadt des schwedischen Volkswagens, erzählt das Volvo Museum dessen Geschichte.
Das Nationaltier Schwedens ist ein scheues Tier. Bei einer Elchsafari auf dem Elchberg im Ökopark Halle-Hunneberg treffen Sie jedoch garantiert auf den majestätischen Schaufelträger!
Liegt es an den langen Winternächten, dass die Schweden so düster-gute Krimis schreiben? Wer weiß! Zwei der berühmtesten schwedischen Spürnasen, Mikael Blomkvist und Kurt Wallander, lernt man auf Stadtspaziergängen in Stockholm und Ystad kennen.
Astrid Lindgren wuchs umhütet im Idyll der schwedischen Kleinstadt Vimmerby auf. In der Astrid Lindgrens Värld erfahren Sie alles über ihre Romanhelden, allen voran Michel, Ronja und Pippi.
Für ein Kaffeekränzchen (Fika) nehmen sich die Schweden immer Zeit – gern auch mehrmals täglich. Auf den Fika-Tisch gehören Hefeteigspezialitäten, Kekse, Schokokugeln, Torten und eine Kanne dampfenden Brühkaffees.
Hauptgasse der Altstadt ist die Västerlånggatan, die etwas östlich vom Stortorget fast die gesamte Gamla Stan von Norden nach Süden durchschneidet. Mit ihren zahlreichen Restaurants, Souvenirshops und Geschäften ist sie die hiesige Flaniermeile. Liebhaber modernen Designs sollten hier den Concept Store Designfirman ansteuern, wo es von Accessoires über Möbel alles gibt, was das Herz begehrt.
Die weiter östlich verlaufende Österlånggatan und ihre Seitengassen sind gespickt mit kleinen Kuriositätenläden und gemütlichen Cafés. Bei Bröd & Salt am Järntorget 83 gibt es leckere Zimtschnecken für unterwegs. Und in der Österlånggatan 51 befindet sich in einem mittelalterlichen Keller Den Gyldene Freden (Der goldene Frieden), das älteste Restaurant Schwedens. Seit seiner Gründung 1722 war das Freden Treffpunkt von Künstlern und Schriftstellern. Heute gehört das Haus der Schwedischen Akademie. Die zwölf Mitglieder treffen sich hier jeden Donnerstagabend zum Essen. Den Gerüchten nach wurde schon so mancher Nobelpreisträger an deren Stammtisch ausbaldowert.
Bei einem Blick in den »Canyon« zwischen den Häuserreihen beschleichen einen leise Zweifel: Das ist tatsächlich ein Durchgang? Ja! Stockholms schmalste Gasse, die Mårten Trotzig Gränd, ist an einigen Stellen nur 90 cm breit und besteht zum Großteil aus Treppen. Bei Regen ein Unding, sie mit aufgespanntem Schirm zu durchschreiten. Auch bei Gegenverkehr kann es schon einmal etwas enger werden. Trotzig, eigentlich Martin Traubtzig aus Wittenberg, kam 1581 nach Stockholm, wurde durch Handel mit Kupfer zu einem der reichsten Stockholmer und 1617 auf einer Geschäftsreise nach Darlana von Räubern erschlagen. Zu Trotzigs Zeiten hieß die Gasse »Trappegrenden« (Treppengasse). Da der reiche Händler aber mehrere Gebäude in der Gasse besaß, wurde sie ihm zu Ehren nach seinem Tod umbenannt.
Der spitze grüne Turm der deutschen Kirche St. Gertrud (Tyska Kyrkan) hat mit seiner stolzen Höhe von 96 m schon so manchem Stockholm-Besucher als Orientierungspunkt im Gassenlabyrinth der Altstadt gedient. Die im 16. Jh. erbaute Kirche ist das höchste Gebäude der Altstadt und erinnert daran, dass einst die Hanse die Ostsee kontrollierte. Nach dem Glockenschlag um 8, 12 und 16 Uhr erklingt ein Glockenspiel mit Takten der Kirchenlieder »Nun danket alle Gott« und »Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren«. In der Kirche versammeln sich jeden Sonntag um 11 Uhr Gemeindemitglieder und Besucher zum deutschsprachigen Gottesdienst. Schirmherrin der St. Gertruds Gemeinde ist übrigens Königin Silvia, die man auch hin und wieder im Gottesdienst sieht.
Mai – Sept. tgl. 11 – 17, sonst Mi., Fr., Sa. 12 – 16, So. ab 12.30 Uhr www.svenskakyrkan.se/deutschegemeinde
Die halbe Welt konnte vor dem Fernseher live miterleben, wie sich Kronprinzessin Victoria und Daniel Westling am 19. Juni 2010 in der frisch renovierten Stockholmer Domkirche das Jawort gaben. Auf den Tag genau 34 Jahre, nachdem aus der Heidelbergerin Silvia Sommerlath an gleicher Stelle Königin Silvia geworden war. Die Hochzeits- und Krönungskirche der schwedischen Monarchen, symbolträchtig am höchsten Punkt von Stadsholmen gelegen, ist das älteste Gotteshaus der Stadt. Schon während der Reformation spielte es eine entscheidende Rolle: Von hier verbreitete Olaus Petri (1493 – 1552) die lutherische Lehre.
Wie eng die Verbindung von Kirche und Staat einst war, zeigt die Architektur: Die Kirchenfassade ist wie das Schloss im italienischen Barock gehalten. Die fünfschiffige Basilika wurde mehrfach umgebaut, zuletzt 1736 bis 1743 barockisiert. Neben dem großen, in Silber und Schwarz gehaltenen Renaissancealtar ist die vom Lübecker Meister Bernt Notke († 1509) geschaffene Skulptur des hl. Georg mit dem Drachen einzigartig. Links neben dem Altar prunkt das Renaissancedoppelgrab für den Reichsschatzmeister Jesper Mattson Kruus († 1622) und seine Familie. Das Grab von Olaus Petri befindet sich unter der Kanzel. Die beiden rechten Seitenschiffe sind mit schönen gotischen Gewölbemalereien geschmückt. Hier ist auch die älteste bekannte Stadtansicht von Stockholm zu sehen: das Gemälde Vädersolstavlan. Es zeigt ein seltenes Wetterphänomen: durch Eisplättchen in der oberen Atmosphäre erzeugte Nebensonnen, die am 20. April 1535 über der Stadt zu sehen waren. Den Obelisk vor der Rückseite des Doms schenkte Gustav III. den Stockholmer Bürgern zum Dank für ihren Einsatz im schwedisch-russischen Krieg 1788 – 1790.
Sept – Mai tgl. 9. – 16, Juni Mo. – Fr. 9 – 17, Sa./So. 9 – 16, Juli/Aug. Mo. – Fr. 9 – 18, Sa./So. 9.– 16 Uhr
Selbst überzeugte Republikaner werden sich dabei erwischen, wie sie bei einem launigen Potpourri aus zackiger Marschmusik und Popsongs – gerne auch von ABBA – im Takt mitwippen, während die Svea Livgarde, die königliche Palastwache, im äußeren Schlosshof ihre Wachablösung vollzieht. Mit viel Pomp und flankiert von zahlreichen Schaulustigen marschieren die Leibgardisten in ihren dunkelblauen Uniformen in den weiten Hof. Emsige Helfer mit Pickelhauben und mürrischem Blick sorgen derweil dafür, dass die Zuschauer auf der Jagd nach einem Schnappschuss auch brav hinter der Absperrung bleiben. Für eine gute Sicht empfiehlt es sich daher, sich einige Zeit vor Beginn des Spektakels einen Platz in der ersten Reihe zu sichern.
Wer nun aber meint, die Palastwache müsse doch ein sicheres Indiz für die Anwesenheit der Königsfamilie sein, wird sich getäuscht sehen. Mit seinen über 600 Zimmern ist das Königliche Schloss am Rand von Gamla Stan zwar eines der größten Stadtschlösser in Europa, doch die offizielle Residenz der Schwedenkönige dient heute hauptsächlich als Arbeitsplatz von Carl XVI. Gustav und als monumentaler Rahmen für Empfänge. (Als Wohnsitz nutzen die Bernadottes Schloss Drottningholm >>>)
Bereits die mittelalterliche Wasaburg, 1697 durch einen Brand zerstört, stand an der Stelle, an der heute der 1754 nach Plänen von Nicodemus Tessin d. J. vollendete barocke Neubau die Nordspitze von Stadsholmen in Beschlag nimmt – Geldmangel in Folge des Großen Nordischen Krieges erklärt die lange Bauzeit. Teile der königlichen Gemächer können besichtigt werden: Die üppig ausgestatteten Repräsentationsräume sind über die Südseite am Slottsbacken zu erreichen. Im ersten Stock liegen die Wohnräume König Oskars II. (1829 – 1907), im zweiten Stock die Prunkräume und Gästezimmer. Besonderes Schmuckstück ist die spätbarocke Galerie Karls XI., die dem Spiegelsaal von Versailles nachempfunden ist. Der 1650 angefertigte Silberthron von Königin Kristina steht im Südflügel im prachtvollen Reichssaal. Hier ist außerdem eine höfische Tracht mit dem Band des Seraphinenordens ausgestellt, des höchsten Verdienstordens des Königreichs Schweden. Zu den sonntäglichen Gottesdiensten in der Schlosskapelle ist jeder willkommen. Im Sommer werden hier Orgel- und klassische Konzerte aufgeführt.
Die Schatzkammer im Keller birgt mit Schlüssel, Reichsapfel und Zepter die schwedischen Reichsinsignien. Ausgestellt sind ferner der Krönungsmantel Oskars II. von 1873, eine stattliche Zahl von Königskronen, Krönungs- und anderen Prunkschwertern, darunter auch das Reichsschwert Gustav Wasas aus dem 16. Jh. und ein riesiges silbernes Taufbecken aus dem 17./18. Jahrhundert.
Das ebenfalls im Keller untergebrachte Museum Tre Konor dokumentiert eindrucksvoll die Schlossgeschichte. In der Rüstkammer funkeln Prunkharnische, Festgewänder und Staatskarossen. Die mehr als 200 Skulpturen und Statuen, die König Gustav III. auf seiner Italienreise zusammengetragen hat, zeigt seit 1794 das Gustav III. Antikmuseum. Nur im Rahmen von Veranstaltungen lässt sich die Bernadotte-Bibliothek besichtigen: Sie wurde 1796 vollendet und umfasst neben den rund 100 000 Büchern aus dem Besitz der Könige auch rund 500 000 Fotografien.
Wachablösung: Mo. – Sa. 12.15, So 13.15 Uhr, im Winter nur Mi. und Sa.
Kungliga Slottet: Mitte Mai – Mitte Sept. tgl. 10 – 17, sonst Di. – So. 12 – 16 Uhr | Eintritt: 160 SEK | www.kungahuset.se
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Lesen Sie doch noch einmal auf nach, wie Nils Holgersson zum ersten Mal Stockholm sah. Um die Wildgans-Perspektive zu erleben und dem Gewusel der Stockholmer Altstadt zu entfliehen, braucht es nicht viel: Ausgestattet mit Gurt, Helm und einer guten Portion Schwindelfreiheit, erlebt man über den Dächern der Gamla Stana aus über 40 m Höhe die ganze Schönheit der Stadt! (Touren ab 595 SEK
Tel. 08 22 30 05, https://takvandring.com/de)
© laif: Marc-Oliver Schulz
Ebenfalls am Slottsbacken erzählt das Königliche Münzkabinett auf drei Etagen die Geschichte des Geldes von den ersten Münzen der Griechen, die 625 v. Chr. geprägt wurden, bis zum schwersten Geldstück der Welt mit 19,7 kg.
tgl. 11 – 17 Uhr | Eintritt frei | www.myntkabinettet.se
Das benachbarte schlichte, gelbe Gebäude an der Südseite des Slottsbacken wurde 1653 errichtet, um dem König im Winter das französische Ballspiel Jeu de Paume – ein Vorläufer des Tennis – zu ermöglichen. Heute dient das Gebäude der finnischen Gemeinde als Gotteshaus.
Im Park hinter der Kirche lässt sich die kleinste Skulptur Stockholms bewundern: Die nur 14 cm große Plastik »Der Junge, der in den Mond schaut« wurde 1967 von Liss Eriksson geschaffen. Meist liegen auch ein paar Münzen vor den Füßen der Figur. Denn denjenigen, der ihm etwas Geld schenkt, belohnt der Junge mit großem Reichtum. Da verwundert es nicht, dass ihn die Stockholmer im Winter mit Mütze und Schal bekleiden, um ihn vor der Kälte zu schützen.
Unterhaltsam präsentiert das Postmuseum in der Lilla Nygatan 6 anhand der Reise eines Briefs durch die Jahrhunderte die 370-jährige Postgeschichte des Königreichs. Fürs bessere Verständnis gibt es einen digitalen Führer auf Englisch und der Nachwuchs kann im Kinderpostamt das Postwesen spielend nacherleben.
Di. – So. 11 – 16 | Eintritt: 80 SEK | www.postmuseum.posten.se
Zwei Paläste beherrschen den Riddarhustorget: Der Bondeska Palatset, der seinen Namen vom Schatzmeister Gustav Bonde (1620 bis 1667) erhielt, wurde von Nicodemus Tessin d. Ä. im barocken Stil errichtet und diente zwei Jahrhunderte lang als Stockholmer Rathaus. Seit 1949 residiert dort das Reichsgericht. Im Riddarhuset hielten von 1668 bis 1866 die schwedischen Ritterschaften ihre Versammlungen ab. Dieses Gebäude entstand 1641 – 1674 nach Plänen des französischen Architekten Simon de la Vallée. Die Hauptfront des Riddarhuset wird von zwei frei stehenden Eckpavillons flankiert. Vor dem Haus steht eine Statue Gustav Wasas, auf der anderen Seite des Platzes prangt ein Abbild des schwedischen Reichskanzlers Axel Oxenstierna.
Durch die Gleise der Tunnelbana von Stadsholmen getrennt, schließt sich westlich davon die Ritterinsel an. Sie ist das Justizzentrum des Landes, das für seine Aufgaben viele der ehemaligen Adelspaläste nutzt. Auf dem Birger Jarlstorg grüßt von hoher Säule ein Standbild des Stadtgründers. Umrahmt wird der Platz von Prachtbauten des 17. und 18. Jh.s wie dem Wrangelska Palats (Nr. 16), der einst der durch einen Schlossbrand obdachlos gewordenen Königsfamilie als Unterkunft diente. An der Südseite des Platzes erhebt sich die Riddarholmskyrkan. Die dreischiffige Backsteinkirche entstand zwischen 1280 und 1300 im gotischen Stil auf dem Gelände eines Franziskanerklosters. 1835 erhielt sie nach einem Brand ihren 90 m hohen Westturm mit dem markanten durchbrochenen Turmhelm. Seit 1807 wird sie nur noch als Beisetzungskirche genutzt und ist Grablege der schwedischen Könige – von Magnus Ladulås bis Gustav V. fehlen nur wenige Monarchen. Den dreischiffigen Kirchenraum zieren Wappenschilde des 1336 gegründeten Seraphinenordens. Mitglied dieser erlauchten Gesellschaft können nur Angehörige der Königsfamilie oder bedeutende ausländische Staatsmänner werden.
Neben all den herrschaftlichen Gebäuden ist die Evert Taubes Terrass – vor allem in der Abenddämmerung – ein beliebtes Ziel für einen Spaziergang über die Insel, genießt man doch von hier einen wunderbaren Blick über den Riddarfjärden auf das Stadshuset auf der einen und Södermalm auf der anderen Seite. Ein Denkmal erinnert an Willy Gordon, einen in Schweden populären Poeten, Künstler und Sänger.
1 Westeingang
2 Torstensonsche Kapelle (1651)
3 Wachtmeistersche Kapelle (1654)
4 Lewenhauptsche
5 Kapellen (1654)
6 Karolinische Kapelle (1671 – 1743)
7 Grabmal von Magnus Laduläs (t 1290)
8 Grabmal von Karl Knutsson (t 1470)
9 Gustav-Il-Adolf-Kapelle (1633–1634)
10 Bernadottsche Kapelle (1858–1860)
11 Vasaborgsche Kapelle (1647)
12 Banérsche Kapelle (1636)
Es ist ein Bild, das Symbolcharakter besitzt. Auf Helgeandsholmen, der kleinen Insel gegenüber vom Schloss, thront Schwedens heutiges Zentrum der Macht: der Reichstag. Sein Bau wurde bereits 1888 beschlossen, doch erst gut neun Jahre später konnte König Oskar II. den Grundstein legen, denn erst einmal mussten 37 000 m³ Erdreich abgetragen und 9000 Eichenpfähle in den Grund gerammt werden, die das Gebäude tragen. Erbaut wurde der Reichstag wie die nahe Oper im neobarocken Stil. Das Gebäude barg neben dem Parlament einst auch die Reichsbank, die aber wegen des Neubaus des Plenarsaals in den 1970er-Jahren zum Brunkebergstorg umziehen musste.
Unter der Brücke Norrbro entführt das Medeltidsmuseet (Mittelaltermuseum) in die Vergangenheit vor etlichen Hundert Jahren. Unter den 850 Exponaten sind das 22 m lange Riddarholmsschiff und Reste der alten Stadtmauer besonders sehenswert. Gezeigt werden auch ein Nachbau des mittelalterlichen Hafens, Kleidung und Werkzeug.
Riksdaghuset: Besichtigung nur mit Führung, engl. Touren: Sept. – Juni Sa., So. 13.30, Juli, Aug. Mo. – Fr. stündl. 12 – 15 Uhr
Eintritt frei | www.riksdagen.se
Medeltidsmuseet: Di. – So. 12 – 17, Mi. bis 20 Uhr | Eintritt frei www.medeltidsmuseet.stockholm.se
Weithin sichtbar glitzern die Tre Kronor, die drei goldenen Kronen des Staatswappens, auf der Spitze des Stadthausturmes über Kungsholmen. Das Stadshuset thront an prominenter Stelle am Ufer des Riddarfjärden, bereits bei der Einfahrt mit dem Zug in Hauptbahnhof erblickt man den wuchtigen, dunkelroten Klinkerbau mit seinen grün patinierten Kupferdächern; verbaut wurden 8 Mio. Ziegelsteine! 1911 nach Plänen von Ragnar Östberg begonnen, wurde das Stadshuset am Mittsommerabend 1923 eingeweiht – exakt 400 Jahre, nachdem Gustav Wasa als Sieger in die schwedische Hauptstadt eingezogen war.
So knüpfen denn auch die Kronen symbolträchtig an die einstige Burganlage Tre Kronor auf Stadsholmen, die nach einem Brand 1697 durch den Nachfolgebau des Schlosses ersetzt wurde. Sie bilden den Abschluss des vierkantigen und von einer offenen Laterne gekrönten, 106 m hohen Campanile. Ein Fahrstuhl fährt hinauf zur Plattform unter dem Glockenstuhl, die eine herrliche Rundsicht bietet. An der Nordwand zeigt ein Spielwerk den hl. Georg mit dem Drachen. Unter einem von Säulen getragenen Baldachin am Sockel der östlichen Turmflanke sieht man die ruhende Gestalt des Stadtgründers Birger Jarl. Im Ratssaal, einem Wikinger-Langhaus nachempfunden, tagen zwei Mal pro Monat die Stadtverordneten.
Jedes Jahr am 10. Dezember ist das Stadshuset der Schauplatz des Nobelpreisbanketts (Baedeker Wissen >>>). Es findet in der Blauen Halle statt, einem gedeckten Innenhof mit Säulengang und einer klanggewaltigen Orgel mit 10 000 Pfeifen und 138 Registern. Danach versammeln sich die Preisträger, die Mitglieder der Königsfamilie und die Gäste im Goldenen Saal mit dem Monumentalmosaik der «Mälarkönigin«, die Einar Forseth 1923 aus 18,6 Mio. goldfarbenen Glassteinchen zusammensetzte.
Besichtigung nur im Rahmen von Führungen: engl. Touren tgl. 10 – 15 Uhr stündl., deutsche Touren 7. Juni – 27. Aug. tgl. 10, 11, 12 und 14 Uhr | Eintritt: April – Okt. 110 SEK, sonst 80 SEK
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Kungsholmen, wörtlich die »Königsinsel«, hat viele Wandlungen durchlebt: von der Klosterinsel zum königlichen Jagdgebiet bis zum Industrie- und Arbeiterviertel. Heute gehört die Insel nordwestlich von Gamla Stan zu den beliebtesten Wohnlagen der Stadt, da zentral und doch ruhig. Nach dem Verschwinden der Handwerksbetriebe Anfang des 20. Jh.s entwickelte sich Norr Mälarstrand entlang des Riddarfjärden zur Prachtstraße. In den 1930er-Jahren kamen Wohngebiete im Stil des Funktionalismus wie Kungsholmstrand, Kristineberg und Fredhäll hinzu. 1935 entstand die eindrucksvolle Västerbron, die Kungsholmen mit Södermalm verbindet. Als Interpretation der Burg von Vadstena, mit Einflüssen von Nationalromantik und Jugendstil, entwarf Carl Westman das Amtsgericht an der Bergsgatan, das zwar Rådhuset heißt, aber kein Verwaltungssitz ist. Weiter westlich an der Bergsgatan folgt der Kronobergsparken mit dem ältesten jüdischen Friedhof Stockholms. An der Alströmergatan 39 illustriert das Tullmuseet die Arbeit der schwedischen Zollbehörden mit einer interessanten Sammlung zum Thema Schmuggel. Haupteinkaufsstraßen von Kungsholmen sind die St. Eriksgatan und Fleminggatan mit zahlreichen Geschäften rund um die U-Bahn-Station Fridhemsplan.
Tullmuseet: Di., Mi., So. 11 – 16 Uhr | Eintritt frei
Als es auf den Inseln von Gamla Stan zu eng wurde, begann im 17. und 18. Jh. die Bebauung Norrmalms. Ende des 19. Jh.s wurden der Hauptbahnhof, Bankpaläste und Kaufhäuser fertiggestellt. Heute bildet Norrmalm das wirtschaftliche Zentrum der Hauptstadt mit einer großen Fußgängerzone. Sein Aussehen erhielt es in den 1950er- bis 1970er-Jahren, als das gründerzeitliche Klaraviertel abgerissen wurde, um funktionellen Neubauten Platz zu machen.
Das Herz des modernen Stockholm schlägt am weiten Sergels Torg mit der allabendlich bezaubernd beleuchteten, 40 m hohen Skulptur Kristallvertikalaccent von Edvin Öhrström (Abb >>>). Der in mehreren Ebenen mit Einkaufspassagen angelegte Platz ist ein Verkehrsknotenpunkt und Jugendtreff. Die Südseite begrenzt seit 1974 das Kulturhuset (www.kulturhuset.stockholm.se). Geliebt und gehasst, ist der riesige Beton-Glas-Komplex bis heute eine der Topattraktionen von Stockholm. Er vereint unter seinem Dach die sechs Bühnen des Stadttheaters, Ausstellungsräume, einen Lesesaal mit 500 internationalen Zeitschriften, eine CD-Bibliothek, einen Design-Torget-Shop, ein Panoramacafé, Restaurants und eine Etage nur für Kinder. Auf dem Kirchhof der benachbarten Klarakirche befindet sich das Grab des Barockdichters Carl Michael Bellman (1740 – 1795).
Auf dem Hötorget werden werktags Obst und Gemüse verkauft, sonntags ist hier ein großer Flohmarkt. Weitere Lebensmittel gibt es in den Hötorgshallen. Das frühere PUB-Kaufhaus von 1882, in dem Greta Garbo einst als Hutverkäuferin arbeitete, ist heute Kaufhaus (unten) und Hotel >>>. Im Sommer strahlt der »Heuplatz« eine fast mediterrane Atmosphäre aus – ganz Stockholm trifft sich dann am Orpheusbrunnen von Carl Milles und genießt die Sonne.
Das blaue, neoklassizistische Konserthuset, 1926 von Ivar Tengbom entworfen, ist Heimstatt der Stockholmer Philharmoniker. Hier werden außerdem jedes Jahr die Nobelpreise verliehen, mit Ausnahme des Friedensnobelpreises, der in Oslo überreicht wird (Baedeker Wissen >>>). Östlich und westlich des Hötorg verläuft die Kungsgatan. Flankiert wird diese sehr beliebte Einkaufsstraße von den beiden 17-stöckigen Königstürmen. Ob Prinzessinnentorte, Großmutters Fruchtschnitten oder die Käsesahnetorte mit Himbeerkompott, die Kuchen im Café Vete-Katten, Kungsgatan 55, sind absolut köstlich (www.vetekatten.se).
Nordwestlich birgt die 1774 erbaute Adolf-Fredriks-Kirche Skulpturen des Bildhauers J. T. Sergel. Hier ist auch das Epitaph des französischen Philosophen René Descartes zu sehen, der 1650 in Stockholm starb und dessen Leichnam 1666 nach Paris überführt wurde. An der Kreuzung Sveavägen/Olof Palmes Gatan erinnert eine Gedenkplatte daran, dass Schwedens charismatischer Ministerpräsident Olof Palme am 28. Februar 1986 dort nach einem Kinobesuch erschossen wurde. Bis heute wurde der Täter nicht gefunden.
Dort, wo sich Odengatan und Sveavägen kreuzen, beginnt die Heimat von Astrid Lindgren: Vasastaden. 60 Jahre lang wohnte die weltberühmte Kinderbuchautorin (Baedeker Wissen >>>) in der Dalagatan 46 mit Blick auf den Vasaparken. Ob ihr beim Blick auf den dortigen Spielplatz die Ideen für Pippi, Kalle & Co. gekommen sind?
Als die beste Adresse für Antiquitäten in Stockholm gilt die Upplandsgatan, eine Stichstraße zum Odenplan. An der Odengatan 55 schuf Stararchitekt Gunnar Asplund ein Meisterwerk der Moderne, das Prinz Eugen im März 1928 einweihte: Stockholms Stadtbibliothek. Im imposanten zylinderförmigen Hauptraum reichen die Bücherregale bis zur Decke.
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Westlich des verkehrsreichen St. Eriksplan hat sich rund um die Einkaufsstraße Rörstrandsgatan das nach einer Porzellanfabrik benannte Viertel Birkastan zum Szenetreff gemausert. Angesagte Cafés und Restaurants finden sich hier ebenso wie gemütliche Kneipen, Secondhandläden und Modeboutiquen schwedischer Designer wie Strayboys, Black Market oder Carin Wester. Parallel zum Sveavägen verläuft die zum Teil als großzügige Fußgängerzone gestaltete Drottninggatan. In deren Nr. 17 vermittelt seit Herbst 2013 das Dansmuseet Einblicke in die Welt des Tanzes. Im Haus Nr. 85 wohnte der Dichter August Strindberg (1849 – 1912), über dessen Leben und Werk jetzt das Strindberg-Museum erzählt, das nach umfangreichen Renovierungsarbeiten inzwischen wieder eröffnet sein müsste.
Dansmuseet: Di. – Fr. 11 – 17, Sa./So. 12 – 16 Uhr | Eintritt 120 SEK www.dansmuseet.se
Strindbergmuseet: Di. – So. 12 – 16 Uhr | Eintritt: 75 SEK
Lust auf nobles Shoppen? Dann ist die Hamngatan zwischen Sergels Torg und Norrmalmstorg das richtige Ziel. Seit 1902 residiert hier das Nordiska Kompaniet >>> (kurz NK), das weit mehr als »nur« ein Kaufhaus ist. Vom Dachrestaurant bietet sich ein hübscher Rundblick! Im Stil der italienischen Renaissance entstand 1893 – 1898 das Stadtpalais Nr. 4: Im Hallwylska museet vermitteln Möbel des 14. – 17. Jh.s, Gemälde holländischer Meister des 15. Jh.s, Waffen, Silber und Porzellan, wie die Grafen von Hallwyl um 1900 lebten.
Hallwylska museet: Juli, Aug. Di. – So. 10 – 19, Sept. – Dez. Di. – Fr. 12 – 16, Mi. bis 19, Sa., So. 11 – 17 Uhr | Eintritt: 70 SEK,
Paradehalle frei | www.hallwylskamuseet.se
Die einst nur Königen vorbehaltene Parkanlage, später als Exerzierplatz genutzt, ist besonders im Sommer ein beliebter Treffpunkt. Im Winter kann man hier Schlittschuh laufen. Die Standbilder stellen die Könige Karl XII. und Karl XIII. dar.
Wahrzeichen des Gustav Adolfs Torg mit einem Reiterstandbild des Königs (1796) sind das 1783 erbaute Erbfürstenpalais, seit 1906 Sitz des Außenministeriums, und die Königliche Oper. Die Gründung von Schwedens Nationalbühne für Oper und Ballett war für König Gustav III. eine Herzensangelegenheit. Geradezu makaber erscheint es daher, dass der Monarch 1792 bei einem Maskenball in »seiner« Oper ermordet wurde. Die heutige Spielstätte im opulenten Stil der italienischen Spätrenaissance wurde 1898 eröffnet und 1989 saniert. Mit dem Operakällaren besitzt die Oper zudem eine Schlemmeroase. Hinter der Oper erhebt sich die 1643 geweihte St. Jacobs Kyrka.
Etwas versteckt an der Fredsgatan 2 widmet sich das Medelhavsmuseet der Geschichte und Kultur der Mittelmeerländer.
Medelhavsmuseet: Di. – Fr. 12 – 20, Sa./So. bis 17 Uhr | Eintritt frei www.varldskulturmuseerna.se/medelhavsmuseet
Ursprünglich ebenfalls eine Insel war Blasieholmen, Standort des altehrwürdigen Grand Hotel und Bindeglied zwischen Norrmalm und den Inseln Skeppsholmen und Kastellholmen. Vor allem aber ist Blasieholmen die Heimat einer exquisiten Kunstsammlung: Das schwedische Nationalmuseum hütet Werke von Lucas Cranach d. Ä., Rembrandt, Rubens, Goya, Renoir, Degas – insgesamt besitzt das größte Kunstmuseum im Land über 16 000 Gemälde, Grafiken, Zeichnungen und Skulpturen vom späten Mittelalter bis zum Beginn des 20. Jh.s sein. Das Gebäude entwarf 1866 der deutsche Architekt August Stüler.
Schwerpunkt der Sammlung bildet die schwedische Malerei des 16. bis frühen 20. Jh.s mit Arbeiten von Hanna Pauli, Fanny Brate, Bruno Liljefors, Alexander Roslin, Johan Tobias Sergel, Carl Larsson und Anders Zorn (Interessante Menschen). Larsson schuf ab 1896 auch die Fresken im Treppenaufgang (Abb >>>) und 1905 das große Wandgemälde im ersten Stock, das Gustav Wasas Einzug in Stockholm darstellt. Zu den hochrangigen Werken französischer Maler des 18. Jh.s zählen Antoine Watteaus »Liebeslektion«, Édouard Manets »Birnenschäler« und Camille Pissarros »Bäuerin mit Schubkarren«. Die Abteilung »Den moderna formen 1900 – 2000« stellt die Entwicklung des skandinavischen Designs und Kunsthandwerks vor. Sehenswert sind auch die Zeichnungen und Drucke vom späten Mittelalter bis 1900 und die herrlichen Arbeiten der Kungsholm-Glaswerke und der Gustavsberg-Porzellanmanufaktur.
Das Museum hat eine über fünfjährige Renovierung hinter sich (Abschluss im Oktober 2018) , die mehr Raum für Ausstellungen und Besucherservice gebracht hat. Dank einer neuen Klimaanlage können nun auch empfindliche Gemälde und andere Kunstwerke gezeigt werden, die bisher im Depot bleiben mussten.
Die aus fünf Eisensegmenten zusammengesetzte Skeppsholmbron führt seit 1989 hinüber zur kleinen »Schiffsinsel«, bis in die 1960er-Jahre ein Flottenstützpunkt. Das einstige Segelschulschiff af Chapman ist heute Jugendherberge, die früheren Marineeinrichtungen beherbergen nun Museen.
Für die spannende Sammlung moderner Kunst entwarf der Spanier Rafael Moneo einen würdigen Neubau, dessen Architektur genauso großartig ist wie die Exponate. Kunstfreunde dürfen sich auf Hochkaräter von Picasso, Matisse, Dalí, Robert Rauschenberg, Vera Nilsson, Sigrid Hjertén, Oskar Kokoschka u. a. freuen, aber auch die Wechselausstellungen zur Gegenwartskunst lohnen stets genaueres Hinschauen. Farbenfroh geht es selbst an grauen Tagen im Park vor dem Eingang zu. Hier grüßen knallbunte Kunstwerke von Niki de Saint Phalle und skurrile Aufbauten von Jean Tinguely. Nach dem Kunstgenuss kann man sich im Museumsrestaurant verwöhnen lassen, an einem schönen Tag am besten auf der Sonnenterrasse mit Blick aufs Wasser und die Insel Djurgården.
Im angrenzenden Gebäude erzählt das ArkDes (Zentrum für Architektur und Design) mit Plänen und Modellen, wie sich das Verständnis von Funktion, Form und Ästhetik in der schwedischen Baugeschichte verändert hat.
Moderna Museet: Di., Fr. 10 – 20, Mi., Do., Sa., So. 11 – 18 Uhr
kostenlose Führungen in Englisch Juli, Aug. Di./Do. 14, So. 13 Uhr
Eintritt: Dauerausstellung frei, temporäre Ausstellungen teilweise frei, sonst 150 SEK | www.modernamuseet.se
ArkDes: Di. 10 – 20, Mi. – So. bis 18 Uhr | Eintritt: 120 SEK
Das kleine ostasiatische Museum nordwestlich der Kirche zeigt Kunst und Kunsthandwerk aus Fernost und besitzt eine bedeutende Sammlungen chinesischer Kunst. Gezeigt werden buddhistische Skulpturen, chinesische Malerei und chinesisches Porzellan. Wechselausstellungen beleuchten die Verbindungen von asiatischer Kunst und westlichem Alltag, beispielsweise in der Kunst der Tattoos.
Di. 11 – 20, Mi. – So. bis 17 Uhr | Eintritt frei | www.ostasiatiska.se
Es geht noch kleiner: Namensgeber von Kastellholmen ist das auf einer kleinen Anhöhe gelegene Kastell. In seiner Erscheinung mittelalterlich anmutend, wurde es doch erst 1846 – 1848 unter Leitung von Frederik Blom errichtet. Wer hier eine kleine Lesepause einlegen möchte: »Der Mord auf Kastellholmen« des Schweden Stieg Trenter (1914 – 1967) ist ein Krimiklassiker und spielt auf dem idyllischen Eiland.
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An sonnigen Sonntagen könnte man meinen, ganz Stockholm sei hier auf den Beinen. Jung und Alt schlendert über den 35 m breiten Strandvägen, vorbei an uralten Linden, edlen Boutiquen und prachtvollen Villen wohlhabender Bürger. Am Ufer der Bucht Nybroviken verläuft zwischen Nybroplan und Djurgården mit dem Strandvägen eine der schönsten Flaniermeilen der Stadt. Sein heutiges Aussehen erhielt er zur Industrieausstellung 1897. Wer seine Füße schon überstrapaziert hat, kann den Strandvägen auch gemütlich mit der Museumsbahn Djurgårdslinjen erkunden.
In einem Gebäude im Stil der Wiener Secession, 1901 – 1908 nach Plänen von Frederik Liljekvist am Nybroplan entstanden, residiert die renommierte Schauspieltruppe des 1788 von Gustav III. gegründeten Königlich Dramatischen Theaters. Aufgeführt werden Klassiker wie moderne Stücke (Tickets unter www.dramaten.se).
Es ist noch gar nicht so lange her, da grasten in Östermalm noch die Schafherden, denn erst im 19. Jh. wurde das Viertel Teil der City. Das Zentrum bildet der Östermalmstorg, den stattliche Häuser mit Geschäften und Restaurants säumen. Einen Augen- wie Gaumenschmaus verspricht die Östermalms Saluhall, eine nostalgische Markthalle aus Backstein und Gusseisen, deren Verkaufsstände sich unter der Last der Delikatessen biegen. (Bis zur Wiedereröffnung der dann renovierten Markthalle im Frühjahr 2019 gibt es ein Provisorium an gleicher Stelle.) Bis heute noch stellenweise ländlich ist der östlich anschließende Stockholmer Bezirk Ladugårdsgärdet.
Rund 5600 Musikinstrumente, einige davon mehrere Jahrhunderte alt, andere brandneu: Die Instrumentensammlung aus Europa und Skandinavien ist beeindruckend und darf sogar ausprobiert werden! Ausgestellt werden auch Gemälde zum Thema Musik.
Juli – Aug. tgl. 11 – 17, Sept. – Juni Di. – So. 11 – 17, Mi. bis 20 Uhr Eintritt: 120 SEK | http://scenkonstmuseet.se
Fahne und andere erbeutete Trophäen, uniformierte Soldatenfiguren und nachgestellte Schlachten verschaffen einen Überblick über Schwedens Militärgeschichte von den Wikingern bis heute. Darüber hinaus aber erinnert das Königliche Armeemuseum in der Riddargatan an den Diplomaten Raul Wallenberg, der 1944 in Budapest mindestens 20 000 ungarische Juden vor der Deportation bewahrte.
Juni – Aug. tgl. 10 – 17, sonst Di. 11 – 20, Mi. – So. 11 – 17 Uhr
Eintritt frei | www.sfhm.se
Nordwestlich begrenzt der ehemals königliche Humlegården (Hopfengarten) die im 19. Jh. errichtete und später erweiterte Königliche Bibliothek. Zu ihren Schätzen gehört ein Codex Aureus, eine kostbar ausgestattete lateinische Evangelienübersetzung aus dem 8. Jahrhundert. Kurios: Das Archiv der Bibliothek wurde in den Fels gehauen.
Östlich des Parks steht an der Sturegatan 14 das Gebäude der Nobel-Stiftung (Baedeker Wissen >>>).
Östlich an der Linnégatan, Ecke Narvavägen, widmet sich das Historische Museum der Geschichte Schwedens. Besuchermagnet ist der unterirdische Guldrummet (Goldraum) mit kostbaren Gold- und Silberarbeiten. Ein zweites Highlight sind die Bildsteine aus Gotland.
Mai – Aug. tgl. 10 – 17, sonst Di. – So. 11 – 17, Do. bis 20 Uhr
Eintritt frei | www.historiska.se
Östlich von Östermalm führt der Strandvägen zum »Museumspark« von Ladugårdsgärdet am Djurgårdsbrunnsvägen mit drei sehenswerten Museen. Das Sjöhistoriska Museet informiert über Unterwasserarchäologie, erzählt die Geschichte der Kriegsmarine und zeigt das rekonstruierte Achterkastell des Schoners »Amphion«, Sammlungen zu Schmuggel und Piraterie sowie eine Schiffsmodellbau-Werkstatt.
In die Welt der Maschinen entführt das Tekniska Museet. In der Maschinenhalle sind Verbrennungsmotoren, Bergwerksmaschinen sowie Oldtimer-Autos und -Flugzeuge zu sehen; das Teknorama lädt zum Experimentieren ein. Man besucht die nachgebaute Internationale Raumstation ISS und das 3D-Kino Cino4, wo man 30 Minuten lang durch das Universum reist oder das Fliegen lernt.
Entdeckungsreisen zu den Kulturen der Erde bietet das Etnografiska Museet, Slowfood-Gerichte das Ethno-Restaurant »Matmekka«.
Sjöhistoriska Museet: Di. – So. 10 – 17 Uhr | Eintritt frei
Tekniska Museet: Mo. – Fr. 10 – 17, Mi. bis 20, Sa., So. 11 – 17 Uhr Eintritt: 150 SEK | www.tekniskamuseet.se
Etnografiska Museet: Di. – So. 11 – 17, Mi. bis 20 Uhr | Eintritt frei www.etnografiska.se
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Designer und Künstler haben das einstige Arbeiter- und Schmuddelviertel Södermalm zur angesagten Adresse für Alternative und Trendsetter gemacht. »Söder« ist »in« und wird daher immer teurer. Doch wer abseits der Einkaufsboulevards Götgatan, Hornbergsgatan und des Retroviertels SoFobummelt, kann noch immer kleine, lauschige Plätze und kopfsteingepflasterte Gassen mit niedrigen Holzhäusern entdecken
Den Übergang von Gamla Stan nach Södermalm bildet ein Verkehrsknotenpunkt, der bei seiner Einweihung 1935 als technisches Wunderwerk galt: Am Slussen verteilt sich der Verkehr auf drei Ebenen. Zur oberen Plattform des Liftes Katarinahissen, der hier von 1883 bis 2011 die 39 m Höhenunterschied hinauf zum Katarinenberg überwand, gelangt man heute nur noch per pedes – der Aufzug befand sich in solch einem schlechten Zustand, dass ein Betrieb zu gefährlich wurde. Die Mühen des »Aufstiegs« lohnen sich aber allemal, hat man doch eine tolle Aussicht auf die Gamla Stan, den man auch zusammen mit einem Drink oder Dinner im Restaurant Gondolen genießen kann. Dieses befindet sich in der verglasten Brücke zwischen Berg und Lift.
Die Stockholmer nennen ihn den romantischsten Weg ihrer Stadt. Vom Monteliusvägen am Nordufer von Södermalm liegt Ihnen halb Stockholm zu Füßen. Der Blick schweift über die Riddarfjärden-Bucht zur Gamla Stan und dem Rathaus, auf dessen Turm die Tre Kronor im Sonnenlicht glitzern. Um die sommers wie winters großartige Aussicht zu genießen, genau in den Stadtplan schauen: von der U-Bahn-Station Slussen nach rechts die Hornsgatan lang und dann rechts die Blecktornsgränd bergauf. Unterwegs vielleicht eine Zimtschnecke einkaufen – Bänke gibt es oben genug.
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Wie so viele Gebäude der Stadt wurde auch das Stadtmuseum am Ryssgården von Nicodemus Tessin d. Ä. erbaut. Das Museum informiert den Besucher u. a. anhand von Stadtmodellen über die Geschichte Stockholms. Es beschäftigt sich aber auch mit der Gegenwart und stellt die einzelnen Stadtteile mit ihren Besonderheiten vor. Außerdem veranstaltet es Spaziergänge auf den Spuren der Millennium-Trilogie von Stieg Larsson und der Popgruppe ABBA. Beide Touren kann man aber auch alleine abgehen, wenn man sich die Zeit selber einteilen möchte. Im Museum werden die entsprechenden Stadtpläne verkauft.
Das Museum wird derzeit renoviert und bleibt voraussichtlich bis Ende 2018 geschlossen. Die Spaziergänge finden jedoch weiterhin statt – Infos gibt es auf der Website.
Fast 180 Jahre alt sind die Webmaschinen der K. A. Almgrens Seidenweberei, die auch heute noch funktionieren. Das Familienunternehmen an der Repslagargatan 15A, das fünf Generationen lang feinste Seide für die Krone und wohlhabende Kaufleute fertigte, ist die einzige Seidenweberei, die nördlich der Alpen erhalten ist. Im Museumsshop liegen herrliche Seidenstoffe zum Verkauf.
Mo. – Fr. 10 – 16, Sa. 11 – 15 Uhr, Juli – Mitte Aug. Mo. – Sa. 11 – 15 Uhr Eintritt: 75 SEK | www.kasiden.se
Markantes Wahrzeichen von Södermalm ist die Kuppel der Katharinenkirche. Stockholms älteste Barockkirche brannte 1723 und noch einmal 1990 aus, wurde aber originalgetreu wiederaufgebaut. Dienstags und donnerstags erklingen um 12.15 Uhr kostenlose Orgelkonzerte. Es lohnt sich, die alten Gassen des Katharinenviertels zu erkunden.
Eine besonders schöne Aussicht auf die Innenstadt und Djurgården bietet sich von der Fjällgatan. In der Mäster Mikaels Gatan wohnte einst der Henker. Der Galgen stand auf der Klippenspitze bei der Stigbergsgatan.
Auf dem weiten »Bürgerplatz«, heute beliebter Treff, erinnert eine Stele daran, dass die populäre schwedische Außenministerin Anna Lindh hier am 10. September 2003 ihre letzte Rede hielt. Am Tag darauf wurde sie beim Shopping im Kaufhaus Nordiska Kompaniet niedergestochen. Sie ist auf dem Friedhof der Katharinenkirche begraben. Das Medborghuset (Bürgerhaus), 1939 im Stil des schwedischen Funktionalismus erbaut, birgt u. a. das Forsgrénska Badet mit 25-m-Pool und Fitnessbereich sowie eine Bibliothek. Zum Bummel laden die Delikatessenstände in der Söderhallarna ein. Das ehemalige Kraftwerk Katarinastation, 1903 vom Architekten der Nordika Kompagniet, Ferdinand Boberg, mit grünen und weißen Ziegeln erbaut, wandelte sich 2000 in Stockholms erste Moschee; besichtigt werden kann der Gebets- und Predigtraum (www.ifstockholm.se).
SoFo, was abgekürzt so viel heißt wie »südlich der Folkungagatan«, ist tagsüber das Jagdrevier für Liebhaber von Secondhand- und Vintage-Mode. Viele Avantgardekünstler haben das Viertel noch zu Zeiten entdeckt, als es noch nicht hipp und damit erschwinglich war. Charmante Läden wie »Grandpa« in der Södermanngatan 21 verkaufen einen Mix aus jungem Design, Trendmode und Kuriosa. Aber auch kulinarische Schätze muss man nicht lange suchen: In der nahen Götgatan 92 verführt Sie beispielsweise Gunnarsons Specialkonditori mit hausgemachten Köstlichkeiten wie Diamantentrüffel, Mangoeis und einer Sommertorte mit frischen Früchten (www.gunnarsons.se). Abends verlagert sich das Leben von SoFo dann in die zahlreichen Cafés, Bars und Restaurants.
1965 verschwanden die Trams aus dem Stockholmer Stadtbild. Wer sie dennoch einmal selbst fahren möchte, kann im Fahrsimulator des Straßenbahnmuseums in der Tegelviksgatan 22 durch die Birger Jarlsgatan rattern. Hauptattraktion für den Nachwuchs ist die Mini-U-Bahn.
Mo. – Fr. 10 – 17, Sa., So. 11 – 16 Uhr | Eintritt: 50 SEK
Mitten auf dem Marienplatz kämpft Thor gegen eine Seeschlange, eigentlich aber ist dies ein friedlicher und von fröhlichen Menschen bevölkerter Ort. Rund um die zentrale sprudelnde Fontäne laden Bänke zum Pausieren ein. Den Platz umgeben kleine Bars und Cafés. Abba-Sänger Benny Andersson verwandelte hier ein altes Kino ins Hotel Rival >>>.
Södermalms älteste Kirche ist die 1580 – 1625 erbaute Maria-Magdalena-Kirche an der Bellmansgatan. Ihr Rokokointerieur mit dem kunstvoll gestalteten Orgelprospekt von Carl Frederick Adelcrantz erhielt es nach dem großen Brand von 1759. Orgelkonzerte erklingen donnerstags um 12.15 Uhr sowie abends (www.mariamagdalena.se). In der Kirche haben einige berühmte schwedische Künstler ihre letzte Ruhestätte gefunden, darunter der Volkssänger Evert Taube.
Wenige Meter von der Kirche entfernt, in einem kleinen gelben Häuschen in der Urvädersgränd, schrieb der schwedische Nationaldichter Carl Michael Bellman (1740 – 1795) an seinem Werk »Fredmans Epistlar«, das die Briefe des Apostels Paulus parodiert. Auszüge aus Bellmans Werk werden das ganze Jahr über bei Abendveranstaltungen präsentiert (www.bellmanhuset.se).
Auf einem 46 m hohen Hügel, dem Vita Bergen, erhebt sich die 1906 erbaute Sofienkirche über das Häusermeer von Södermalm. Die nach Sofia, der aus Deutschland stammenden Gemahlin von König Oskar II., benannte Kirche wurde von Gustaf Hermansson im Stile der rheinischen Neoromanik errichtet – was nicht wenigen Stockholmern missfiel.
Im alten Zollgebäude in der Stadsgårdshamnen 22 ist heute das größte fotografische Museum Nordeuropas untergebracht. Es ist die Plattform für vier große und gut ein Dutzend kleinerer Wechselausstellungen pro Jahr. Vom Museumsrestaurant im Obergeschoss hat man einen ausgezeichneten Blick auf Gamla Stan mit dem Königsschloss sowie die Insel Skeppsholmen.
Auch wer das Museum auslässt, muss auf diesen nicht verzichten. Die nahe Fjällgatan ist ein beliebter Aussichtspunkt. Dies ist unschwer an den häufig hier haltenden Rundfahrtbusse zu erkennen ist, die eine Pause für den Fotostopp einlegen.
So. – Mi. 9 – 23, Do. – Sa. bis 1 Uhr nachts | Eintritt: 135 SEK
Von den Mosebacke-Terrassen genießt man bei einem kühlen Getränk einen weiten Blick über die Stadt. Weil August Strindberg gern zu Gast war und den Biergarten literarisch in seinem Roman »Das rote Zimmer« verewigt hat, steht dort eine Strindberg-Statue des Bildhauers Carl Eldh.
Die »lange Insel« im Mälarsee >>>, heute ein bevorzugter Platz für Picknick und Badefreuden, war bis 1975 kein Ort des leichten Frohsinns, sondern das Zuhause des schwedischen Zentralgefängnisses. In diesem nächtigt man heute nur noch freiwillig – in die verbliebenen Gebäude sind u. a. ein Restaurant, ein einfaches Hotel und eine Jugendherberge eingezogen. Dass die einstigen »Mieter« – in den meisten Fällen Schwerverbrecher – hier weit weniger angenehm lebten, zeigt das Fängelsemuseum. Im einstigen Zollschreiberhaus erinnert das Bellmanmuseet an den populären Dichter und Komponisten.
Fängelsemuseum: tgl. 11 – 16 Uhr | Eintritt: 75 SEK
Bellmanmuseet: Mitte Juni – Aug. tgl. 12 – 18 Uhr, sonst nach Voranmeldung, Tel. 08 6 69 69 69 | Eintritt: 100 SEK | www.bellmanhuset.se
Himlen (Himmel) – passender könnte der Name nicht sein, denn im 24. Stock der himmlischen Panoramabar in der Götagatan 78 fühlt sich jeder Abend fast wie im Himmel an: In der Hand einen leckeren Cocktail, unter sich das urbane Lichtermeer Södermalms. Da können die restlichen Pläne für den Abend schnell durcheinandergeraten!
Einst schützte ein Zaun das 279 ha große Jagdgebiet der Könige, die hier Hirschen und Rehen nachstellten. Prächtige Sommerpaläste, Gärten und kleine Jagdschlösschen, zum Teil noch heute bewohnt, entstanden. 1809 wurde die Insel der Allgemeinheit zugänglich gemacht, vom Zaun blieb nur noch die Blå Porten, das blaue Portal. Heute ist Djurgården ein Teil des Ekoparken >>>. Die grüne Lunge der Stadt ist Ausflugsziel zum Wandern, Radeln, Paddeln, Joggen und Skaten; Leihboote und -räder gibt es beim Djurgårdsbrons Sjöcafé am Galärvarvsvägen 2.
Doch Djurgarden ist nicht nur ein Ausflugsziel im Grünen, sondern zugleich für seine Museen berühmt. Auftakt zur hiesigen Museumsmeile bildet das Nordische Museum. Eine Ausstellung samischer Kultur zeigt Jagd- und Fischfanggeräte, Schnitzereien aus Rentiergeweih, Schamanentrommeln und andere kultische Gegenstände. Weitere Themen sind schwedische Volkstrachten, Arbeitskultur und Brauchtum, Puppenstuben, Spielzeug, volkstümliche Keramik, Tischkultur seit dem 17. Jh., das Dalapferdchen und Weihnachtsbräuche. Die oberste Galerie zieren Möbel von Renaissance bis Jugendstil sowie eine Uhren- und Tabakdosensammlung.
Juni – Sept. tgl. 9 – 18, Sept. – Mai 10 – 17, Mi. bis 20 Uhr
Eintritt: 120 SEK | www.nordiskamuseet.se
Der besonders bei Familien beliebte Junibacken, in einer ehemaligen Bootshalle untergebracht, erweckt die Romanwelt von Astrid Lindgren zum Leben. Auf einer Rundfahrt mit der Bimmelbahn trifft man Karlsson vom Dach, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und Pippi Langstrumpf und all die anderen Helden aus Lindgrens Büchern. Aber auch Figuren vieler anderer nordischer Kinderbuchautoren sind hier zu Hause, beispielsweise Willi Wiberg von Gunilla Bergström, die Mumins von Tove Jansson und Pettersson und Findus von Sven Nordqvist.
Juli – Mitte Aug. tgl. 10 – 18, Juni, 2. Aug.-Hälfte bis 17, sonst Di. – So. 10 – 17 Uhr | Eintritt: 159 SEK | www.junibacken.se
Hochmut kommt nicht selten vor dem Fall. Hätte auch Gustav II. Adolf auf diese Binsenweisheit gehört, das spektakuläre Wasa-Museum hätte nie seine Pforten eröffnet. Doch bisweilen sind Könige beratungsresistent. Und so wurde ein prächtiges Kriegsschiff – ein Prestigeobjekt auf dem Wasser – geschaffen, dass zum Scheitern verurteilt war. Dabei sollte die Wasa zum Flaggschiff der neuen Ostseemacht Schweden werden, mit 64 Kanonen und 445 Mann Besatzung, die den Feinden das Fürchten lehren.
Allerdings missachtete man auf königliches Geheiß einfache Gesetze der Physik: Um die Vorgaben ihrer Majestät umzusetzen, war ein zweites Kanonendeck vonnöten, der Schwerpunkt des Schiffes dadurch zu hoch. Der größere Tiefgang hatte außerdem zur Folge, dass schon bei geringer Krängung die Kanonenluken unter dem Wasserspiegel lagen. Keiner der Ingenieure wollte oder konnte den König auf diese Konstruktionsmängel hinweisen und so nahm das Schicksal schon nach wenigen Metern auf der Jungfernfahrt 1628 seinen Lauf. Die erste stärkere Böe brachte das Schiff zum Kentern, mindestens 30 Frauen und Männer starben.
Nicht minder abenteuerlich klingt das weitere Schicksal der »Wasa«. 333 Jahre lag sie auf dem Grund der Ostsee, bevor sie aufwendig geborgen wurde. Nochmals 29 Jahre dauerte es, bis das gigantische Puzzle aus über 14 000 Teilen zusammengesetzt und ein eigens dafür errichteter Museumsbau eingeweiht werden konnte. Seitdem ist das Wasamuseum schon von Weitem an den aufragenden Schiffsmasten zu erkennen. In dem abgedunkelten Museumsbau ragt das 52,5 m hohe Schiff empor, das auf mehreren Ebenen umrundet werden kann. Und zahlreiche Exponate erzählen in einer atemberaubenden Ausstellung die Geschichte der schwedischen Titanic, ihrer Rekonstruktion und der verunglückten Seeleute nach (Baedeker Wissen >>>).
Juni – Aug. tgl. 8.30 – 18, sonst 10 – 17, Mi. bis 20 Uhr
Eintritt: 130 SEK | www.vasamuseet.se
© Bilderberg: Jerzy Modrak
Man muss nicht zu den Schiffsliebhabern gehören, um von diesem Museum begeistert zu sein. Das eindrucksvolle Gebäude umschließt auf mehreren Ebenen das über 50 m hohe Kriegsschiff Vasa, das 1628 bei seiner Jungfernfahrt sank, aber fast vollständig geborgen und konserviert werden konnte. Das meistbesuchte Museum Skandinaviens liefert auch Einblicke in Schiffbau und Leben der damaligen Menschen.
Juni – Aug. tgl. 8.30 – 18, sonst 10 – 17, Mi. bis 20 Uhr, Eintritt: 130 SEK,
Kernstück des Museums ist das 1957 geborgene und restaurierte Wrack der Vasa, eines der größten Kriegschiffe seiner Zeit: 62 m lang, 11,7 m breit und bis zur Mastspitze 52,5 m hoch. Sie hätte 445 Menschen aufnehmen können: 145 Besatzungsmitglieder und 300 Soldaten. Unter den 30 geborgenen Toten waren auch Frauen.
Rekonstruiert wurde die Takelage nach Vorbildern aus dem 17. Jahrhundert.
Im Rumpf des Schiffs hatte man 120 t Steine als Ballast deponiert. Dieses Gewicht reichte jedoch nicht aus, um den zweistöckigen Aufbau und das zu hohe Kanonengewicht stabil zu halten.
Zwei Jahre lang arbeiteten 400 Menschen an der von Gustav II. Adolf in Auftrag gegebenen Vasa.
Wie man sich den Seekrieg im 17. Jh. vorstellt, wird hier im Film gezeigt. Auf dieser Ebene gelangt man auch ins Freie zum Eisbrecher (1915) und zum Feuerschiff (1903).
Aufgeschnittene Modelle gewähren einen Blick ins Innere der Vasa, die selbst nicht betreten werden kann. Die Kapitänskajüte war recht luxuriös. Hart war der Alltag der Mannschaft, die an Deck schlafen musste und unter Skorbut und Hunger litt. Löffel, Teller, Münzen und sogar ein Backgammon-Spiel wurden auf der Vasa gefunden.
Auf dieser Ebene wird erklärt, wie man im 17. Jh. segelte und navigierte.
Es war eines der schlimmsten Schiffsunglücke jüngerer Zeit: Am 24. September 1994 starben 852 Menschen, als die Fähre Estonia auf ihrem Weg von Tallinn nach Stockholm in den kalten Fluten der Ostsee sank. Seit September 1997 erinnert ein symbolischer Schiffsbug aus Granit des polnischen Künstlers Miroslaw Balka mit den eingemeißelten Namen der Opfer an die Katastrophe.
An den Kais des Museifartygen im Wasa-Hafen sind Museumsschiffe verankert: der Eisbrecher »St. Erik«, der ab 1915 Dienst tat, das Feuerschiff »Finngrundet« von 1903 und das in den späten 1960er-Jahren hochmoderne Torpedoschnellboot T121 Spica, das bis 1989 im Einsatz war und in den Sommermonaten zu mehreren Terminen wieder mit Gästen auf Fahrt geht. Im nahen Gästehafen Wasahamnen, einer von drei auf Djurgården, gibt es 146 Liegeplätze; willkommen sind Jachten bis 15 m Länge (www.wasahamnen.se).
T121 Spica: Juni, Aug. 12 – 17, Juli bis 19 Uhr | www.t121spica.se
Die Kunsthalle, Djurgårdsvägen 60, veranstaltet im dreimonatigen Wechsel hochkarätige Ausstellungen mit Werken schwedischer Nachwuchskünstler. Vor allem der alljährliche Frühjahrssalon (Vårsalongen) von Ende Januar bis Ende März hat seit der ersten Veranstaltung 1921 einen festen Platz im Kunstkalender der Stadt. Am Eingang zur Kunsthalle steht auf einer hohen Granitsäule »Der Bogenschütze«, eine Skulptur von Carl Milles.
Juni – Aug. Di., Do. 11 –19, Mi., Fr. – So. 11 – 17, sonst Di., Do. 11 – 20, Mi., Fr. – So. 11 – 17 Uhr | Eintritt: 80 SEK | www.liljevalchs.se
Das Wassermuseum vermittelt mit Lachs-, Korallen- und Haifischbecken sowie tropischem Regenwald Einblick in das Leben in Salz- und Süßwasserbiotopen.
Mitte Juni – Mitte Aug. tgl. 10 – 18, sonst Di. – So. 10 – 16.30 Uhr
Eintritt: 120 SEK | www.aquaria.se
Wie Wein und Spirituosen hergestellt werden, was eine »Duftorgel« ist und womit der schwedische Glögg zu Weihnachten gewürzt wird, erfährt man im Spritmuseum im Djurgårdsvägen 38 mit angeschlossenem Restaurant.
Juni – Aug. tgl. 10 – 18, Mi. bis 20, sonst 10 –17, Mi. bis 20 Uhr
Eintritt: 120 SEK | www.spritmuseum.se
Es ist ein Ausflug in die glitzernde Popwelt der Siebziger. Zu sehen sind u. a. die Bühnenkleider, die goldenen Schallplatten, Musikinstrumente, unzählige Fotos und Videos der berühmtesten schwedischen Band. Und in dem interaktiven Teil des Museums kann man sich gar selbst als Popstar versuchen (Das ist … >>>).
Das ABBA-Museum ist Teil der neuen Swedish Music Hall of Fame. Neben den beiden Dauerausstellungen »Die Geschichte der schwedischen Populärmusik« und »Hall of Fame« will diese auch Wechselausstellungen zeigen, die sich mit zeitgenössischer Musik auseinandersetzen.
Djurgårdsvägen 68 | Juni – Sept. tgl. 9 – 19, Mai, Okt. Mo., Di., Fr. bis So. 10 – 18, Mi., Do. bis 19 Uhr, Nov., Dez. Mo., Di. 12 – 18, Mi., Do. 10 – 19, Fr. – So. 10 – 18 Uhr | Eintritt: 250 SEK, Tickets auch online erhältlich | http://abbathemuseum.com
Achterbahn fahren, ein Geisterhaus mit (fast) echten Gespenstern, ein Kettenkarussell so nah am Ufer, dass die Fahrgäste immer wieder über das freie Wasser fliegen und andere Adrenalinkitzel verspricht ein Besuch im Freizeitpark Gröna Lund Tivoli. Seit 1883 drehen sich hier die Karussells, mittlerweile sind Varietés, Musikbühnen, Los- und Würstchenbuden, Cafés und Restaurants dazugekommen.
Djurgårdsfähre ab Slussen oder Nybrokai, Haupteingang Almänna Gränd | Juni – Aug. tgl. 11/12 – 23 Uhr, Mai, Sept. nur Fr. – So.
Eintritt: 115 SEK | www.gronalund.com
Das bei den Stockholmern äußerst beliebte Skansen ist ein Museum zum Mitmachen, Erleben und Anfassen. Auf dem 30 ha großen Gelände stehen über 160 historische Gebäude aus allen Landesteilen: Bauernhöfe, Herrenhäuser, Fischerkaten, Windmühlen, Handwerksstuben und Dorfplätze, allesamt sorgfältig in die regionale Flora eingebettet. Hier kann man dabei zusehen, wie Knäckebrot, Zimtschnecken und Semla gebacken werden oder wie in der Glashütte mundgeblasene Kunstwerke entstehen – stets getreu dem Ziel des Volkskundlers Artur Hazelius, der mit der Gründung des damals einmaligen Museums 1891 die schwedische Kulturtradition bewahren wollte. Außerdem gibt es eine schöne Holzkirche – die Seglora-Kirche von 1729 siedelte bereits 1916 in den Skansen über –, Spielplätze und natürlich Buden mit allerlei Süßigkeiten und Souvenirs. Vom Aussichtsturm des Cafés Bredablick überschaut man die ganze große Anlage.
Ein besonderes Erlebnis bietet sich im Sommer den Besuchern der Konzertmuschel des Skansen. Einmal in der Woche verwandelt sich diese in eine riesige Mitsing-Arena. Bis zu 10 000 Hobbysänger trällern textsicher beim »Allsång« Volkslieder, seit fast 40 Jahren ist auch das schwedische Fernsehen mit von der Partie.
Auch die Fauna des Nordens ist vertreten: Im kleinen Zoo leben Elche, Rentiere, Luchse, Bären und andere Tiere, die für Schwedens Wild typisch sind, sowie alte Haustierrassen. Und da Skansen ein lebendiges Museum ist, werden die schwedischen Feste wie Walburgisnacht, Midsommar und Lucia stets groß gefeiert. Auf dem Museumsgelände befinden sich zudem das Tabakmuseum, das Biologische Museum mit Dioramen nordischer Tiere und ein Zirkus.
Freilichtmuseum Skansen: Juni – Aug. tgl. 10 – 20, Mai, Sept. bis 18 Uhr, Nov. – Feb. Mo. – Fr. 10 – 15, Sa., So. bis 16 Uhr | Eintritt: je nach Saison 120 – 180 SEK | www.skansen.se
Tabakmuseum: Mai – Sept. tgl. 11 – 17, sonst bis 15 Uhr | Eintritt frei
Biologisches Museum: April –Sept. tgl. 11 – 16, sonst Di. – Fr. 12 – 15, Sa., So. ab 10 Uhr | Eintritt frei | www.biologiskamuseet.com
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Würdiger Schlusspunkt der Museumsmeile von Djurgården ist der Prins Eugen Väg. Hier endet auch die Djurgårdslinje, die mit historischen Straßenbahnzügen aus den 1920er- bis 1940er-Jahren vom Norrmalmstorg herfährt und hier die Parklandschaft von Waldemarsudde berührt. An der Spitze dieser Landzunge im Saltsjön ließ sich der schöngeistige Prinz Eugen (1865 – 1947), der Sohn Oskars II., nach Plänen von Ferdinand Boberg 1903 – 1905 ein Palais bauen. Heute ein Museum, sind darin berühmte Landschaftsgemälde des Malerprinzen wie »Die Wolke« und »Das alte Schloss«, aber auch Arbeiten von Künstlern ausgestellt, die der Prinz förderte. Zum Schloss gehört seit 1913 eine Galerie. Im mit Blumen und Skulpturen geschmückten Park stehen das Alte Haus und eine Leinölmühle, beide aus der Zeit um 1780.
Di. – So. 11 – 17, Do. bis 20 Uhr | Eintritt: 150 SEK
Wandert man von der Endhaltestelle der Tram nach Norden, erreicht man das Café im Rosendal Trädgård, wo es unter anderem köstlichen Möhrenkuchen gibt. Das nahe Rosendal Slott war das Sommerschlösschen von Karl Johan XIV., dem ersten schwedischen Monarchen des heute noch amtierenden Hauses Bernadotte. Erbaut wurde es von Frederik Blom um 1820 im Empirestil: Ein Höhepunkt sind die Wandgemälde der Fabel »Eros und Psyche« im Laternenzimmer.
Führungen: Juni – Aug. stdl. 12 – 15 Uhr | Eintritt: 100 SEK
Seine Sammelsucht stürzte Ernest Thiel in den Ruin. Nachdem seine stetig wachsende Kunstsammlung den Rahmen seiner Wohnung am Strandvägen sprengte, ließ der Bankier in einmaliger Lage am äußersten östlichen Zipfel von Djurgården (Blockhusudden) ab 1904 eine großzügige Villa errichten. Rund 15 Jahre später stand Thiel vor dem finanziellen Trümmerhaufen und seine hervorragende Sammlung nordeuropäischer Kunst konnte nur durch die Übernahme durch den schwedischen Staat gerettet werden.
Zu den Höhepunkten der Galerie gehören die hellen, freundlichen Bilder von Carl Larsson und die teils großformatigen Landschaften von Bruno Liljefors. Vom Norweger Edvard Munch sind elf Bilder zu sehen, darunter »Das kranke Kind«, »Verzweiflung« und »Die Mädchen auf der Brücke« sowie eine Reihe seiner Druckgrafiken.
Auf dem parkähnlichen Grundstück verteilen sich Skulpturen berühmter Bildhauer. Die Asche Thiels wurde unter der Skulptur »Schatten« von Auguste Rodin bestattet.
Di. – So. 12 – 17, Do bis 20 Uhr | Eintritt: 130 SEK
Theater und Museen, Schlösser und Herrensitze, aber auch Meeresbuchten, Moore, Badeklippen und traumhafte Plätze mit unberührter Natur und damit lauter Orte, die man nie mitten in einer Großstadt vermuten würde – der Kungliga nationalstadsparken (Königlicher Nationalstadtpark), wie sein offizieller Name lautet, hält einige Überraschungen bereit: So trägt er auch einen großen Anteil daran, dass in der Hauptstadt drei Viertel aller in Schweden beheimateten Tiere leben. Der erste innerstädtische Nationalpark der Welt entwickelte sich aus königlichem Landbesitz. Er erstreckt sich über 27 km² von den Inseln Skeppsholmen und Fjäderholmarna über die königlichen Parks Djurgården, Haga und Ulriksdal und den See Brunnsviken bis nach Sörentorp im Norden.
Königin Kristina liebte das königliche Lustschloss am Ufer des Edviken-Sees so sehr, dass sie ihre Krönungsprozession in dem von Hans Jacob Kristler für den Feldherrn Jacob De La Gardie erbauten Palast beginnen ließ. Ihre sechsspännige Krönungskutsche und die Gewänder der Königin lassen sich in den Stallungen bewundern. Zuletzt wohnten Gustav VI. Adolf und Louise 1923 – 1973 auf Ulriksdal. Einige Räume mit hübschen Möbeln und Antiquitäten können bei Führungen besichtigt werden. Die Orangerie birgt eine Sammlung schwedischer Skulpturen mit Arbeiten u. a. von Johan Tobias Sergel und Carl Milles. Zwei Werke von Milles schmücken auch den herrlichen Schlossgarten. Ein romantischer Gourmettreff im schwedischen Herrenhofstil ist das 1868 erbaute Ulriksdal Wärdshus (www.ulriksdalswardshus.se).
Führungen: Mitte Juni – Mitte Aug. Di. – So. 12 und 14 Uhr
Eintritt: 120 SEK | www.kungahuset.se
Gustav III. wollte im Haga-Park eigentlich ein zweites Versailles schaffen. Seine Ermordung im Jahr 1792 verhinderte diese ambitionierten Pläne und so blieb es bei einem schönen, weitläufigen Park mit einigen ungewöhnlichen Gebäuden. Der Pavillon Gustavs III. ist eines der schönsten Beispiele des gustavianischen Stils, vor allem das Interieur mit Wandmalereien und Spiegelsälen ist absolut sehenswert. Auffällig sind die drei Kupferzelte an einem Hügel, die den Militärzelten des römischen Heeres nachempfunden wurden. Einst dienten sie als Ställe, heute ist in einem Zelt ein Museum über die Geschichte des Parks untergebracht. In der Nähe flattern im Fjärils- & Fågelhuset exotische Vögel und tropische Schmetterlinge in Glashäusern frei herum. Ebenfalls sehenswert sind der Echotempel, die chinesische Pagode, der türkische Kiosk, die Finnhütten und der Stallmeisterhof, der heute als Hotel genutzt wird.
Das schlichte Haga-Schloss wurde 1802 – 1805 im Auftrag von Gustav IV. Adolf errichtet. Hier wuchs der gegenwärtige König Carl XVI. Gustaf zusammen mit seinen Geschwistern auf. Seit ihrer Hochzeit 2010 lebt Kronprinzessin Victoria mit ihrer Familie hier.
Pavillon: Besichtigung nur im Rahmen von Führungen Juni – Aug. Di. – So. 12, 13, 14, 15 Uhr | Eintritt: 100 SEK | www.kungahuset.se.
Fjärils- & Fågelhuset: April – Sept. tgl. 10 – 17, sonst bis 16 Uhr
Eintritt: 165 SEK | www.fjarilshuset.se
Parkmuseum: Mitte Mai bis Sept. tgl. 11 – 17, Okt. – Mitte Mai Fr. – So. 10 – 15 Uhr | Eintritt frei
© Getty Images: und
Unweit vom Ostufer des Brunnsviken-Sees erstreckt sich der Botanische Garten, zu dem zwei Gewächshäuser gehören: das Edvard Andersons Växthus mit Pflanzen des Mittelmeerraums und Australiens und das Victoria Växthus mit einem Exemplar der weltgrößten Wasserpflanze, der Seerose Victoria mit bis zu 2,5 m großen Blättern.
Mo. – Fr. 11 – 16, Sa., So. 11 – 17 Uhr | Eintritt: 80 SEK
Auf dem erweiterten Campus der Universität illustriert das Naturhistorische Reichsmuseum mit 9 Mio. Exponaten die Naturgeschichte der letzten 4,5 Mio. Jahre. Schwerpunkt der Megasammlung sind die Polargebiete. Zum Museum gehören auch das IMAX-Kino Cosmonova und das größte Planetarium im Land. Im 3D-Programm: Reisen in ferne Galaxien, durch Unterwasserwelten und zu Dinosauriern.
Di. – So. 10 – 18 Uhr | Eintritt: 110 SEK | www.nrm.se
Die Insel Lidingö im Nordosten des Stadtgebiets ist uraltes Kulturgebiet, wie Grabhügel der Wikinger bezeugen. Mitte des 18. Jh.s stieg die Insel zum bevorzugten Wohngebiet wohlhabender Bürger auf. Mit der Ära der Dampfschiffe kamen Sommerfrischler und Künstler. Direkt am Wasser liegt der Millesgården, einst Wohnung und Atelier des Bildhauers Carl Milles (1875 – 1955) und seiner Frau, der österreichischen Porträtmalerin Olga Granner. Neben Werken von Milles ist hier auch seine Sammlung griechischer und römischer Kunstwerke zu sehen. Sein Garten ist ein in Terrassen angelegter Skulpturenpark. Einige Repliken seiner Figuren ließ Milles erhöht aufstellen, so heben sie sich wirkungsvoll gegen den Himmel ab. Schön ist auch die Aussicht auf Stockholm und die Hafeneinfahrt.
Ebenfalls auf Lidingö lebte die Malerin Emma Lundberg (1869 – 1953). Als Beitrag zur Kulturhauptstadt Stockholm wurde 1998 auf dem einstigen Kartoffelacker der Familie Milles mit dem Emma Lundbergs Trädgården ihr Gartenideal umgesetzt. Zu Mittsommer blüht hier eine einzigartige Sammlung von Pfingstrosen.
Millesgården: 1. Mai – 30. Sept. tgl. 11 – 17 Uhr, sonst Di. – So. 11 – 17 Uhr | Eintritt: 150 SEK | www.millesgarden.se
Die ganze Hauptstadt liegt Ihnen zu Füßen! Mit der futuristischen Glaskugel geht es an Schienen auf der Außenhaut der riesigen Arena hinauf zum Dach in 85 m Höhe – perfekte Aussicht ist bei der 20-minütigen Fahrt mit der Skyview-Gondel garantiert. Ein einmaliges Erlebnis.
Aber auch die Mehrzweckhalle selbst, der 16 000 Zuschauer fassende Ericsson Globe im südlichen Stadtteil Johanneshov, ist ein Hingucker. 1989 anlässlich der Eishockeyweltmeisterschaft erbaut, hat die weiße, weithin sichtbare Kuppel schnell den Spitznamen »hartgekochtes Ei« bekommen. Und selbst wenn sich an ihrer Architektur sich die Geister scheiden, ihre Superlative sind unbestritten: Mit einem Durchmesser von 110 m und einem Volumen von 600 000 m³ ist sie einer der größten Kugelbauten der Welt. Jährlich finden mehr als 140 Großveranstaltungen statt, von der Eishockey-WM über Jazz- und Popkonzerte bis zur Papstmesse, selbst die Geburtstagsparty zu König Carl Gustafs Fünfzigstem wurde hier gefeiert.
Das Globenshopping ganz in der Nähe vereint 60 Geschäfte unter einem Dach.
Abseits des Großstadtstrubels ist der Waldfriedhof im südlichen Stadtteil Enskede nicht nur ein Oase der Ruhe und Besinnung, sondern auch eines der wichtigsten Werke moderner Landschaftsarchitektur. Als einer der schönsten Friedhöfe weltweit gehört er seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Er ist als Ergebnis eines Architektenwettbewerbs im Jahr 1914 entstanden, den die beiden jungen Architekten Gunnar Asplund und Sigurd Lewerentz gewannen. Sie schufen in mehr als 40 Jahren Schwedens größten Friedhof. Besonders sehenswert sind der Ulmenhügel und das von Asplund 1939 entworfene riesige Granitkreuz. Den Friedhof, auf dem u. a. Greta Garbo bestattet ist, kann man ganzjährig rund um die Uhr besuchen.
Besucherzentrum des Waldfriedhofs: 15. Mai – 30. Sept. tgl. 11
bis 16 Uhr, Okt. Sa./So. 11 – 16 Uhr | geführte Touren in Englisch
jeden So. von Juni – Sept. um 10.30 Uhr, 100 SEK
Bereits die Anreise ist ein Hochgenuss – sofern das Schiff das Verkehrsmittel ihrer Wahl ist. Im historischen Dampfer, der am Stockholmer Stadthaus ablegt, nähern sie sich ohne Hast dem prächtigen, von viel Grün eingerahmten Barockschloss auf der kleinen Mälareninsel Lovön. Während es Minute für Minute größer wird, mag man schnell nachvollziehen, weshalb die deutschstämmige Königin Hedwig Eleonora diesen Ort für ihr Lustschloss wählte. Im Alter von gerade 26 Jahren Witwe geworden, beauftragte sie 1662 den Barockarchitekten Nicodemus Tessin den Älteren mit dem Bau von Schloss Drottningholm nach französisch-holländischem Vorbild. Die Königswitwe nutzte den Palast bis zu ihrem Tod 1715 als Sommerresidenz. 1744 erhielt Prinzessin Luise Ulrike von Preußen, eine Schwester Friedrich des Großen, Drottningholm als Hochzeitsgeschenk. Ihr Mann, der schwedische Thronfolger Adolf Friedrich, ging als König, der sich zu Tode aß, in die schwedische Geschichte ein. Mit dem Einzug der kunstinteressierten Prinzessin in das Schloss begann ein goldenes Zeitalter für die schönen Künste. Sie ließ den Palast nach dem Vorbild des französischen Rokoko einrichten, hielt einen glänzenden Hof und versammelte Personen aus Literatur und Kunst um sich. Auch herausragende Wissenschaftler, unter ihnen Carl von Linné, der die königliche Naturaliensammlung bearbeitete, trafen hier zusammen. Glanzvolle Zeugnisse jener Epoche sieht man auf den Rundgängen: die Bibliothek von Luise Ulrike, ihr besonders prunkvolles Grünes Gemach und das Schlafzimmer von Hedwig Eleonora. Im Ehrenstrahl-Raum warten Gemälde von David Klöckner Ehrenstrahl, dem bedeutendsten schwedischen Barockmaler, im Treppenhaus Schlachtbilder, Skulpturen und Porträts.
Auf Drottningholm wurde der Schlosspark besonders prachtvoll angelegt, mit schattigen Lindenalleen und weiten Wasserflächen entstand er 1681 nach Entwürfen von Nicodemus Tessin dem Jüngeren. Zentrum ist die Herkulesfontäne mit Bronzefiguren von Adriaen de Vries. Sämtliche Bronzefiguren im Park stammen übrigens von ihm und kamen als Kriegsbeute 1648 aus Prag und 1659 aus dem dänischen Fredriksborg nach Schweden. König Adolf Friedrich überraschte seine Frau Luise Ulrike an ihrem 33. Geburtstag 1753 mit dem exotischen chinesischen Lustschlösschen im Park, das heute einige der schönsten Rokokoeinrichtungen mit Chinoiserien in Europa zeigt. Und 1777 ließ Gustav III., Luise Ulrikes ältester Sohn, im Norden einen romantischen englischen Landschaftspark anlegen.
Einzigartig ist auch das barocke Schlosstheater von 1766 mit 30 Bühnenbildern jener Zeit und einer 200 Jahre alten Windmaschine. Nach dem Tod Gustavs III. wurde das Theater geschlossen und erst 1921 wieder entdeckt. Im Rahmen einer Führung kann man den im Originalzustand erhaltenen Zuschauerraum besichtigen. Von Mai bis September werden alljährlich zum Opernfestival Opern des 17. und 18. Jh.s inszeniert; es stehen Haydn, Händel, Gluck, Mozart und Monteverdi auf dem Programm (Tickets unter www.dtm.se). Das Theatermuseum zeigt Kostüme aus der Zeit um 1770.
Der Blüte des Schlosses im 18. Jh. folgte ein jäher Sturz im 19. Jahrhundert. Karl XIV. Johann, der das Schloss als Symbol der untergegangenen Dynastie betrachtete, überließ Drottningholm weitgehend seinem Schicksal. Erst Oskar I. ließ ab 1846 Reparaturen am Schloss vornehmen, das seit 1982 auch eine Renaissance als königliche Residenz erlebt. Carl Gustaf und Silvia zogen der Kinder wegen aus dem Stadtschloss in der Gamla Stan ins ländlich gelegene Drottningholm. Wer nun aber in der Hoffnung nach Lovön fährt, einen Blick auf die königliche Familie zu erhaschen, wird enttäuscht. Carl Gustav und Silvia wohnen gut abgeschirmt vor neugierigen Blicken in einem Seitenflügel des Schlosses. Drottningholm ist jedoch auch ohne Königs einen Besuch wert.
Mai – Sept. tgl. 10 – 16.30, Okt. Fr. – So. 11 – 15.30, Nov. – 10. Dez.
und 8. Jan. – März Sa.,So. 12 – 15.30, April tgl. 11 – 15.30 Uhr
Führungen Juni – Sept. tgl. 10, 12, 14, 16 Uhr, sonst siehe Website Eintritt 130 SEK | www.kungahuset.se/besokkungligaslotten/drottningholmsslott/
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Rund 20 km südöstlich der Stadtmitte ließ Knut Agathon Wallenberg ab 1891 auf Ackerland an einer Bucht des Baggensfjärd das Salzmeerbad anlegen, das ab 1893 von Stockholm aus auch mit der Eisenbahn erreichbar war. Zwei Luxushotels, ein Sanatorium, Golf- und Tennisplätze sowie ein Jachthafen machten Saltsjöbaden rasch zum Modebad der Oberschicht, die hier schicke Villen errichten ließ.
Die Siedlung Birka auf der »Birkeninsel« wurde gegen Ende des 8. Jh.s gegründet und stieg zu einem der wichtigsten Handelszentren Skandinaviens auf. Im 10. Jh. lebten hier etwa 1000 Menschen: Handwerker, Kaufleute, Bauern und Leibeigene. Außerhalb der Siedlung erstreckt sich mit rund 2500 Grabstätten das größte Gräberfeld Schwedens. Heute zählt Björko, im Mälaren >>> 28 km westlich von Stockholm gelegen, zum UNESCO-Weltkulturerbe (Baedeker Wissen >>>).
Lebendige Häfen oder einsame Buchten, freie See oder bewaldete Ufer, ganz nach Wunsch: In den Sommermonaten ist der Stockholmer Schärengarten ein Paradies für Segler und auch alle anderen Wassersportler. Eine ganze Flotte von weißen Schärendampfern, von denen viele aus der Zeit um 1900 stammen, bricht jeden Tag von der Hauptstadt in diese zauberhafte Inselwelt auf – wer etwas Zeit hat, besorgt sich am besten eine Båtluffarkortet, mit der man diese Schärendampfer beliebig oft benutzen kann (www.waxholmsbolaget.se).
Geschaffen wurde die magische fächerförmige Meereslandschaft zwischen Singö im Norden und dem uralten Leuchtturm Landsort im Süden von den Kräften der letzten Eiszeit. Die Gletscher schliffen die einstige Berglandschaft zu flachen, runden Höckern ab, später überspülte die See das glatt polierte Steinmeer. Wer jede einzelne Insel in der Saltsjön-Bucht zählen will, braucht einen sehr langen Atem: fast 30 000 sind es – mal größer, mal kleiner, mal nur ein winziger Fels im Wasser. So bietet der Stockholmer Schärengarten einen ständigen Kontrast aus rotem Stein, blaugrauem Wasser und grünen Wäldern.Kein Wunder, dass auch Tierfreunde hier auf ihre Kosten kommen. Seeadler und Robben lassen sich beispielsweise wunderbar in der unberührten Natur von Roslagen, eine Stunde nördlich von Stockholm, beobachten, einem hübschen Ort mit kleinen Läden und Straßencafés. Hier kann man auch herrlich wandern, mit dem Seekajak paddeln oder die Natur vom Sattel aus erleben (www.svetur.se/sv/roslagen).
Wer länger als nur für einen Tagesausflug im Schärengarten verweilen will, kann aus einer breiten Auswahl an Unterkünften wählen: Um die Mitte des 19. Jh.s bauten sich die ersten betuchten Stockholmer ihre Sommerhäuschen. Heute ist deren Zahl auf rund 50 000 angewachsen. Vermittelt werden sie u. a. auf den Websites www.skargardsstugor.se und www.ferienhaus.se.
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Landschaft: Skåne (Schonen) | Provinz: Skåne Län
Einwohnerzahl: 40 000 | Höhe: Meereshöhe
Die südlichste Stadt Schwedens teilt das Schicksal vieler Fährhäfen: Die Schiffe aus Travemünde, Rostock und Saßnitz bringen zwar viele Besucher, aber fast alle fahren sofort weiter. Dabei versprechen die Wikingerburg Trelleborgen, ein Mittelaltermarkt und verlockende Hofläden einen gelungenen Aufenthalt, der gerne auch länger dauern darf.
Durchgangsstation mit Aufenthalt
Die erste Befestigung Trelleborgs ist eigentlich nur eine Randnotiz: Um 980 ließ Harald Blauzahn oder Sven Gabelbart die Wikingerburg Trelleborgen erbauen. Warum und wieso ist eine bis heute nicht geklärte Frage. Sicher hingegen ist, dass sie bereits nach rund 20 Jahren – mehrmals heimgesucht von feindseligen Wenden – verlassen wurde und schnell wieder in Vergessenheit geriet. Als dann im 12. Jh. das heutige Trelleborg gegründet wurde, entstand die neue Stadt, die bald dank reicher Heringsgründe in der Ostsee wuchs und gedieh, über den Resten der Burg. Erst 1988 wurde diese wieder bei Ausgrabungen entdeckt. Heute sind sie die wohl größte Attraktion Trelleborgs.
An Schwedens Südspitze wird ein großes Folklorefestival gefeiert: Beim Smyge Spelmans Stämman treten alljährlich Ende Juni zwei Tage lang Volkstanzgruppen aus ganz Schonen auf. Den Auftakt bildet stets ein Trachtengottesdienst in der Östra Torp Kyrka (www.smygespelmansstamma.se).
Eingemachter Hering, marinierter Lachs und Eierkuchen mit knusprigem Speck gehören zum Buffet des gastlichen Hofs, dessen Geschichte ins 16. Jh. zurückreicht. 10 km nordöstl. von Trelleborg.
Lust auf einen ausgefallenen Burger? In diesem Restaurant gibt es zwar keine 1002 Varianten, wie der Name vermuten lässt, aber doch immerhin 33, auch eine vegetarische.
Corfitz-beck-friisgatan 8
Die elegante Patriziervilla von 1910 versprüht nostalgisches Flair.
Vieles schlummert wohl für alle Zeiten im Untergrund: Der Großteil der alten 1000 Jahre alten Wikingerburg, die einst aus einem Erdwall und Palisaden aus gespaltenen Stämmen bestand, liegt unter den Straßen und Häusern der modernen Stadt. Ursprünglich hatte die Befestigungsanlage einen Durchmesser von 143 m. Seit 1995 ist jedoch ein Teil der Anlage zugänglich, bei deren Rekonstruktion versuchte man, moderne wissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen und die Trelleborgen in ein historisches Landschaftsbild einzubinden. Im Sommer können auch nachgebaute Holzhäuser besichtigt werden. Einblick in das damalige Leben gibt ein kleines Museum in der Västra Vallgatan 6.
Häuser und Museum: nach Mittsommer bis Aug. tgl. 10 – 17,
Sept. Do. – Mo. 12 – 16, Okt. Sa., So. 12 – 16 Uhr, sonst ist nur die Anlage zugänglich | Eintritt: 40 SEK
Neben dem Stadtpark in der Hesekillegatan 1 wurde 1935 der nüchterne Klinkerbau der Kunsthalle eingeweiht, ein Geschenk des Bildhauers Axel Emil Ebbe (1868 – 1941) an seine Heimatstadt. Hier sind einige seiner vom Jugendstil geprägten Skulpturen ausgestellt. Auch der Seeschlangenbrunnen »Sjöormsföntän« auf dem Stortorget ist sein Werk.
Do. – So. 12 – 16 Uhr | Eintritt 40 SEK
Östlich vom Hafen wurde im einstigen Krankenhaus an der Östergatan 58 das Stadtmuseum eingerichtet. Besonders interessant sind die Ausgrabungsfunde der rund 7000 Jahre alten Siedlung Skateholmen und die Sammlung »Wikingerleben«. Das kleine Seefahrtsmuseum beim Smygehuk Vandrerhem dokumentiert die Geschichte der Seefahrt in der Großgemeinde Trelleborg.
Stadtmuseum: Di. – So. 11 – 17 Uhr | Eintritt: 40 SEK
Seefahrtsmuseum: 1. März – 30. Nov. Sa./So. 13 – 16. Uhr
Eintritt: 20 SEK | www.trelleborgssjofartsmuseum.se
Das Dörfchen Smygehuk an der Südspitze Schwedens, ca. 1 km westlich von Smygehamn, ist im Sommer ein Touristenmagnet. Dann sind im weißen Speicher Köpmansmagasin das Touristenbüro und ein Café geöffnet. Zudem werden Wechselausstellungen gezeigt und Kunsthandwerk verkauft. In dem rund 200 Jahre alten Speicher deponierten Kaufleute früher Schmuggelware. Diese wurde von englischen Seeräubern angelandet und von den Einheimischen aufgekauft. Da man nicht sicher war, wann und wie man die Ware risikolos wieder verhökern konnte, war ein großer Speicher von Nutzen.
Von der 17 m hohen Plattform des alten Leuchtturms westlich des Orts hat man eine herrliche Aussicht. Die einstige Leuchtturmwärterwohnung ist heute Jugendherberge.
Nördlich von Höllviken haben die rauen Nordmänner überlebt: Wo einst Dänenkönig Harald Blauzahn seine Kriegsflotte überwintern ließ, wird die Wikingerzeit historisch korrekt und doch unterhaltsam wieder lebendig. Man kann nicht nur durch ein nachgebautes Wikingerdorf schlendern, sondern auch Waffenschmieden und Bootsbauern über die Schulter schauen, wenn sie nach alten Methoden ihrem Handwerk nachgehen. Und Ende Juni feiert das archäologische Open-Air-Museum eine Wikingerwoche, die mit dem größten Mittelaltermarkt Schwedens endet.
Anf. Mai – Okt. Mo. – Fr. 10 – 16 Uhr, Ende Juni – Aug. tgl.
Eintritt: 110 SEK | www.foteviken.se
Im Mittelalter war der ambossförmig ins Meer ragende Südwestzipfel Schwedens ein Hauptzentrum der Heringsfischerei. Zwischen dem 14. und 15. Jh. boomte der Fischfang, doch dann gingen die Bestände zurück und die Halbinsel verlor an Bedeutung. Erst mit dem Einsetzen des Tourismus erlebte der Doppelort Skanör/Falsterbo wieder einen Aufschwung. Dabei profitiert das Seebad auch von der Nähe zur Großstadt Malmö >>>, deren Bewohner die kilometerlangen, feinsandigen Strände vor der Haustür gern und häufig in Beschlag nehmen. Wer noch Strandutensilien braucht, findet in den alten, bunt gestrichenen Häusern von Skanör alles Nötige. Anfang Juli veranstaltet Falsterbo das größte schwedische Springturnier, die Falsterbo Horse Show (http://falsterbohorseshow.se).
Schon Carl von Linné wusste, dass man nirgendwo in Schweden so viel Bernstein findet wie auf Falsterbonäset. Insekten, die vor Jahrmillionen an klebrigem Harz hängen blieben, und Bernsteinschmuck zeigt das Bärnstensmuseet beim Fischerort Kämpinge.
Bärnstensmuseet: Mitte Mai – Ende Sept. tgl. 11 – 16, Juli bis 17 Uhr, sonst Sa./So. 11 –15 Uhr | Eintritt: 25 SEK | www.brost.se
Landschaft: Uppland | Provinz: Uppsala Län
Einwohnerzahl: 200 000 | Höhe: 7 m ü. d. M.
Uppsala ist eine Stadt der Superlative. Sie ist Standort der ältesten Universität und des größten Doms Nordeuropas, des ältesten Botanischen Gartens und der größten Bibliothek Schwedens, in der sich mit der Silberfibel das älteste und umfassendste Dokument der gotischen Sprache befindet. Und hier wirkten auch zwei der wohl bedeutendsten Wissenschaftler des Landes: der Botaniker Carl von Linné und Anders Celsius, Begründer der nach ihm benannten Temperaturskala.
Quirlige Stadt der Wissenschaft
Uppsala mag also zu Recht als das geistige und geistliche Zentrum des Landes bezeichnet werden, auf Schritt und Tritt anmerken lässt es sich dies jedoch nicht. Die Stadt der Wissenschaften besitzt vielmehr das Flair einer quirligen Unistadt, mit allem, was dazugehört: einer blühenden Kneipenszene, einer ausgeprägten Partykultur und einem Schuss Unbekümmertheit. Schwedens viertgrößte Stadt lässt sich wunderbar zu Fuß erkunden, die Hauptsehenswürdigkeiten wie Dom, Gustavianum, Universitätsbibliothek und Schloss liegen nah beieinander. Das kulturhistorische Viertel ist gespickt mit hübschen kleinen Läden, Galerien und trendigen Cafés, die Musik spielt live im Katalin in der Roslagsgatan, und zahlreiche gute Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants gibt es in den beiden Fußgängerzonen Kungsängsgatan und Svartbäcksgatan.
Auf dem heutigen Stadtgebiet stand einst die Siedlung Östra Aros, die Handelsplatz und Hafen der schwedischen Könige war, die in Gamla Uppsala residierten. 1273 wurde der Sitz des Erzbischofs von Gamla Uppsala ins 4 km entfernte Östra Aros verlegt, der Ort erhielt den Namen Uppsala, und die Könige wählten Stockholm als Residenz. Erzbischof Jakob Ulvsson gründete 1477 die Universität, die sich dank der Zuwendungen Gustav Adolfs zu einer Hochburg des Geisteslebens entwickelte.
Heute sind rund 40 000 Studenten an Uppsalas Universität eingeschrieben, die in weltweiten Rankings stets unter den Top 100 rangiert. Der Direktor der »kungliga Uppsala Universitet« ist der schwedische König, der vom Vizedirektor vertreten wird. Die meisten Studenten wohnen in Studentenheimen, da Wohnraum knapp und teuer ist. Um das Studentenleben, Partys und Bälle kümmern sich die Nationen, ähnlich den deutschen Studentenverbindungen. Alle 13 Nationen haben einen eigenen Pub, in dem man sich abends trifft und für wenig Geld essen und trinken kann. Am 30. April wird in Uppsala beim Valborg (Walpurgis) traditionell der Beginn des ersehnten Frühlings angezeigt: Das Fernsehen zeigt landesweit, wie der Rektor der Universität vom Balkon der Bibliothek verkündet, dass nun wieder Frühling sei. Nach feierlichem Gesang werfen daraufhin die Studenten jubelnd ihre weißen Schirmmützen in die Luft und feiern ausgiebig die Rückkehr der warmen Jahreszeit.
Krönungs- und Grabstätte vieler schwedischer Könige und Sitz eines evangelisch-lutherischen Erzbischofs ist der 1435 geweihte dreischiffige Dom, mit 118,7 m die höchste Kirche Skandinaviens. Der Entwurf orientierte sich zunächst an englischen Vorbildern, wurde jedoch ab 1287 durch Etienne de Bonneuil aus Paris gotisch geprägt. Nach dem verheerenden Stadtbrand von 1702 erhielten die beiden Westtürme 1745 Barockkuppeln, die Helgo Zettervall im 19. Jh. durch zwei Spitzen ersetzte. Die Restaurierung in der Zeit des Historismus um 1880 war umstritten, daher wurde seit den 1990er-Jahren versucht, das mittelalterliche Erscheinungsbild der Kirche so weit wie möglich wiederherzustellen. Dennoch ist der Bau ein Sammelsurium unterschiedlicher Stilepochen. Bis ins 18. Jh. wurden hier Schwedens Könige gekrönt.
Viele prominente Schweden sind im Dom bestattet: In der Hauptchorkapelle befindet sich das um 1576 in den Niederlanden gefertigte Grabmal König Gustav Wasas. Nahe beim Chorhaupt steht der vergoldete Metallsarkophag (1577) mit den Gebeinen des schwedischen Nationalheiligen König Erik, der 1160 von den Dänen erschlagen wurde. Beim Kircheneingang ist links in den Fußboden das Epitaph des einst an der Universität wirkenden Botanikers Carl von Linné eingelassen. Außerdem sind im Dom der Bischof Nathan Söderblom und der Philosoph Emanuel Svedenborg bestattet. Der Gedenkstein für den ehemaligen UNO-Generalsekretär und Friedensnobelpreisträger Dag Hammarskjöld in der sogenannten Friedenskapelle im rechten Seitenschiff trägt die Inschrift (übersetzt) »Nicht ich, sondern Gott in mir«.
Die einstige Schatzkammer im nördlichen Turm birgt heute das Dommuseum. Ausgestellt sind prunkvolles weltliches und religiöses Kunsthandwerk aus acht Jahrhunderten: das Schwert Gustav Adolfs, der Goldkelch Königin Kristinas, ein goldenes Kleid von Königin Margareta, Kronen, Reichsschwerter, Reichsäpfel und Zepter sowie die Gewänder der drei rebellischen Edelmänner Swante, Nils und Erik Sture, die 1567 auf Befehl von König Erik XIV. im Dom ermordet wurden.
Unmittelbar am Dom, am St. Eriks Torg 10, dokumentiert das Upplandsmuseet in einer ehemaligen Wassermühle die Kulturgeschichte der Provinz. Beachtenswert sind die Modelle von Dom und Schloss!
Domkyrka: Mai – Sept. tgl. 8 – 18, Okt. – April So. – Fr. 8 – 17,
Sa. 10 – 18 Uhr, kostenlose Führungen So. 12.30 Uhr
Upplandsmuseet: Di. – So. 12 – 17 Uhr | Eintritt frei
Uppsalas Innenstadt ist zweigeteilt: Westlich der Fyrisån erstreckt sich der schachbrettartig angelegte kirchlich-akademische Bereich, östlich das eigentliche Zentrum mit Rathaus und Verwaltungseinrichtungen. Die meisten Sehenswürdigkeiten befinden sich im Westteil der Stadt.
In dem preisgekrönten Restaurant in wunderschönem, typisch skandinavischem Ambiente werden Klassiker der schwedischen Küche kreativ zubereitet serviert. Tipp: Mittags wird ein günstiges Tagesmenü inkl. Dessert für 175 SEK angeboten.
Die Markthalle birgt zahlreiche Restaurants, z. B. das preiswerte Hyllan, in dem sich eine junge Klientel trifft (Tel. 018 15 01 50). In der Caviar Skaldjur och Bar (Tel. 018 10 44 45) gehört zum Kaviar ein prickelnder Champagner.
St. Eriks Torg
Hummer, Garnelen, Heilbutt, Dorsch oder Dorade: Was darf es heute sein? Seit Jahrzehnten servieren die Hambergs gute maritime Küche.
In Schwedens erstem gustavianischen Herrenhaus aus dem 17. Jh., umgeben von Wäldern und Seen, fühlt man sich fast wie im Paradies; in den hübsch eingerichteten Zimmern geht es so richtig nobel zu. Das Haus verfügt über ein Restaurant mit ausgezeichneter Speisekarte. Die Weine stammen aus dem hauseigenen Weinkeller. Freitags und samstags wird von 14 bis 16 Uhr Afternoon Tea zelebriert. Und damit die Fitness bei all dem Schlemmen nicht zu kurz kommt, verleiht das Hotel Fahrräder.
Das hübsche Gästehaus befindet sich – zusammen mit Kühen und Schafen – auf dem Kroksta-Hof, 10 km nordwestl. von Uppsala. Sauna und Massagen sorgen fürs Verwöhnprogramm.
Wenige Schritte vom Dom krönt eine riesige Kuppel das Gustavianum, das Gustav II. Adolf um 1620 der Universität stiftete. Hier befinden sich das Museum für nordische Altertümer und das Victoria-Museum mit ägyptischen und griechischen Altertümern. Weiter beherbergt es die kulturhistorischen Sammlungen der Universität. Höhepunkt ist das Anatomische Theater, ein Hörsaal mit Blick auf den Seziertisch, 1663 von Olof Rudbeck geschaffen.
In dem kleinen Park westlich vom Gustavianum stehen etliche Runensteine. Südwestlich grenzt an den höher gelegenen Teil des Parks das neue Universitätsgebäude an, das 1879 – 1886 erbaut und prunkvoll ausgestattet wurde.
Gustavianum: Juni – Aug. Di. – So. 10 – 16, sonst ab 11 Uhr, englischsprachige Führungen | Eintritt: 50 SEK | www.gustavianum.uu.se
Bibliophile Herzen werden schneller schlagen: Auf halbem Weg zwischen Universität und Schloss prangt das stattliche Gebäude der 1620 gegründeten Universitätsbibliothek, mit mehr als 5 Mio. Bänden die größte Bibliothek des Landes. Ihr kostbarster Besitz ist der Codex Argenteus, ein Evangelienbuch in gotischer Sprache aus dem 6. Jh., das seinen Namen dem silberbeschlagenen Einband aus dem 17. Jh. verdankt. Die Abschrift der Bibelübersetzung des Gotenbischofs Wulfila († 383) umfasst noch 187 von einst 330 purpurfarbenen Pergamentblättern mit silberner und goldener Schrift! Zum Bestand gehören auch der Codex Upsaliensis, die älteste erhaltene Handschrift der von Snorre Sturlasson verfassten »Jüngeren Edda« (um 1300), und die Carta Marina von Olaus Magnus, eine 1539 in Venedig gedruckte Karte Nordeuropas.
Mo. – Fr. 9 – 20, Sa. 10 – 17 Uhr | www.ub.uu.se
© Nowak, Christian
Von der Bibliothek führt der Weg hinauf zum Schloss. Der Bau wurde 1548 unter Gustav Wasa begonnen. Von den Bastionen bietet sich ein schöner Blick auf Stadt und Umland. Im Schloss residieren das städtische Kunstmuseum und die Universitätskunstsammlung.
Di. – So. 12 – 16, Do. bis 20 Uhr | Eintritt frei
Vom Schloss kommt man über eine Freitreppe zum Botanischen Garten, der 1655 von der Universität angelegt wurde. Im Linnéanum, einem klassizistischen Bau mit Säulenportikus, sind das Institut für systematische Botanik sowie eine bemerkenswerte Kakteensammlung untergebracht. Im Gewächshaus für mehr als 9000 Pflanzen aus aller Welt sieht man ein großes Victoria-Regia-Becken und herrliche Orchideen, im Innenhof einen stilechten Japangarten.
Park: tgl. 7 – 19, Mai – Sept. bis 21 Uhr | Eintritt frei
Gewächshaus: Di. – Fr. 9 – 15, Sa., So. 12 – 15, Juni – Aug. Sa., So. 11 – 16 Uhr | Eintritt: 50 SEK | www.botan.uu.se
Darin war sich die wissenschaftliche Welt des 18. Jh.s einig. Carl von Linné >>> (Interessante Menschen) brachte eine Ordnung in die Pflanzen- und später auch Tierwelt. Das von ihm begründete, bahnbrechende System wird bis heute bei jeder neu entdeckten Art angewandt. Seine Wirkungsstätte war der heute nach ihm benannte botanische Garten an der Svartbäcksgatan. Im Linnémuseet ist sein Arbeitszimmer mit allerlei Kuriositäten zu besichtigen.
Mai – Mitte Sept. Di. – So. 11 – 17 Uhr, Juni – Aug. auch Mo.
Eintritt: 80 SEK | www.linnaeus.uu.se
… und ehemaliger Hauptort des Svea-Reichs war Gamla Uppsala, 5 km nördlich vom Zentrum. Der archäologische Bereich mit Thing- und Grabhügeln reicht bis ins 4. Jh. zurück und gehört zu den größten frühgeschichtlichen Denkmälern Skandinaviens. Gleich nebenan steht der Dom von Alt-Uppsala, vermutlich im 11. Jh. errichtet und später zum Bischofssitz auserkoren. Man nimmt an, dass entweder an dieser Stelle oder in der Nähe ein Tempel für Odin stand. Sicher ist, dass Alt-Uppsala einst religiöses Zentrum des wikingerzeitlichen Schwedens war. Wie Adam von Bremen im 11. Jh. berichtete, trafen sich hier die Stämme des ganzen Landes alle neun Jahre und feierten wilde Feste, bei denen es angeblich auch Menschenopfer gegeben haben soll.
Südlich der Kirche liegen in einer Reihe drei große Grabhügel, die sogenannten Königshügel, und einige kleinere Grabhügel. Das Museum Gamla Uppsala erläutert die alten Mythen der Anlage und auch die Arbeit der Archäologen. Das Landleben von einst wird im Freiluftmuseum Disagården wieder lebendig. Im Restaurant Odinsborg gibt es das Wikingerbier »Mjöd« .
Museum Gamla Uppsala: Mai – Aug. tgl. 10 – 17, Sept. bis 16, Okt., Nov. Mo., Mi., Sa., So. 12 – 16 Uhr | Eintritt: 80 SEK | www.raa.se
Freiluftmuseum Disagården: Mai – Ende Aug. tgl. 10 – 17 Uhr
Eintritt frei | www.upplandsmuseet.se/besok-oss/disagarden
Im Sommer von Mitte Juni bis Mitte September kann man mit dem Dampfzug, Triebwagen oder Oldtimerbus gemütlich von Uppsala ins 20 km östlich gelegene Länna fahren. Die Fahrt beginnt am Ostbahnhof Uppsala Östra Station (www.lennakatten.se).
In Hammarby kann man wie nirgendwo sonst dem »Kanzleibeamten Gottes« nachspüren. Knapp 10 km südöstlich von Uppsala befand sich der sommerliche Zufluchtsort der Familie Linné. Carl von Linné >>> (Interessante Menschen) hatte das schwedenrote Haus 1758 gekauft. Nach seinem Tod 1778 lebte hier seine Frau Sara Lisa für viele Jahre mit zweien seiner Töchter. Der Exzentriker ließ sein Arbeits- und Schlafzimmer mit Seiten aus Botanik-Büchern von Kollegen tapezieren. Noch heute bedecken diese Pflanzenzeichnungen lückenlos die Wände. Das Museum zeigt Porträts von Linné und eine Weltkarte mit seinen Reiserouten. Im Nebengebäude ist ein kleines Café eingerichtet.
In der Nähe von Linnés Hammarby kann man in einem Haus von 1779 die Morasteine bewundern. Nach der Wahl durch die Versammlung der Landrichter mit ihren Beiständen (Morathing) leisteten hier einst die Könige Schwedens den Eid, worauf ihr Name auf einen Stein geschrieben wurde. Unweit davon lohnt auch ein Blick in die Kirche von Lagga, die Wandmalereien aus dem 15. Jh. besitzt.
Linnés Hammarby: Museum Mai – Sept. Fr. – So., Juni – Aug. Di. – So. 11 – 17 Uhr, Park jeweils bis 20 Uhr, Linnés’ Haus nur mit Führung, englischsprachig 12.30 Uhr | Eintritt: 80 SEK | www.hammarby.uu.se
Landschaft: Värmland, Dalsland und Västergötland
Einsame Schäreninsel, weiße Sandstrände, winzige Badefelsen und weite Wasser bis zum endlosen Horizont – Schwedens größter See hat viele Gesichter. Rings um den See liegen idyllische Städtchen und zahlreiche Wanderwege laden zum Entspannen in traumhafter Natur ein, die einer artenreichen Vogelwelt ein Zuhause bietet. Kurzum: Wer die Seele baumeln lassen möchte, macht es am besten hier!
Kind des Meers
Der Legende nach ist das Gewässer, das einem Binnenmeer gleicht, dem Wutanfall eines Riesen zu verdanken. Als dieser in grauer Vorzeit mit einem Pflug sein Feld beackern wollte, er aber keine einzige Furche hinbekam, riss er vor Zorn zwei riesige Erdstücke aus dem Boden und schleuderte sie in die Ostsee. Aus den Erdbrocken entstanden Öland und Gotland. Die Löcher, die sich im Laufe der Jahrhunderte mit Wasser füllten, wurden zu den beiden Seen Vänern und Vättern.
Der bis zu 106 m tiefe Vänern ist mit 5585 km² nicht nur der größte See Skandinaviens, sondern auch der drittgrößte Europas. Dank der Vielzahl der Inseln – es sind rund 22 000 – hat der See eine Küstenlänge von fast 5000 km! Am Ende der letzten Eiszeit war der Vänern noch mit dem offenen Meer verbunden. Erst vor rund 9000 Jahren wurde die Bucht durch die Landhebung abgetrennt. Damals war der See noch fast doppelt so groß wie heute und weite Teile Värmlands waren von Wasser bedeckt. Inzwischen liegt sein Wasserspiegel 45 m über Meeresniveau, über den Trollhätte-Kanal ist er mit dem Kattegat und über den Göäta-Kanal mit der Ostsee verbunden.
Auf dem einstigen Nohab-Industriegelände in der sonst mäßig interessanten Industriestadt Trollhättan an der Südwestspitze des Sees kann man im Innovatum Science Center experimentieren und spannende Dinge erleben. Im Sommer bringt die Seilbahn daneben Gäste in nur vier Minuten auf die andere Seite des Trollhätte-Kanals.
Åkerssjövägen 16, byggnad (Gebäude) 60 | Di. – So. 11 – 16 Uhr,
nach Mittsommer bis 20. Aug. tgl. 10 – 17 Uhr | Eintritt: 90 SEK
sc.innovatum.se
Wo der Göta Älv einen mächtigen Gneisriegel durchbricht und auf einer Strecke von 1500 m mehr als 30 m tief hinabstürzt, gab es einst großartige Wasserfälle und Stromschnellen. Doch schon im 17. Jh. überlegte man, wie die Stromschnellen zu umgehen seien, und so wurde zwischen 1793 und 1916 in mehreren Abschnitten der 28 km lange Trollhätte-Kanal gebaut. Heute ist das Flussbett so gut wie trockengelegt; die gewaltigen Wassermassen strömen durch Druckstollen zur Turbinenanlage und treten erst weit unterhalb wieder zutage. Den besten Blick auf das Flussbett gewährt die Kung-Oskars-Brücke über stählerne Treppen mit Aussichtskanzeln. Dann darf der Göta Älv wieder unter lautem Getöse durchs alte Flussbett donnern. Die Schleusentreppe von Trollhättan besteht aus drei parallelen Schleusenbecken, von denen nur das größte von 1916 noch in Betrieb ist. In einem roten Holzbau von 1893 nahe der oberen Schleuse erzählt das Kanalmuseum mit einer kleinen Ausstellung und einem Film die Geschichte von Schleuse und Kanal.
Kanalmuseum: Juni – Aug. tgl. 9 – 17 Uhr
Knapp 14 km nordwestlich von Trollhättan liegt Vänersborg am Vänersee. Einige Häuser der Innenstadt stammen noch aus dem 18. Jh., wie die Länsresidens von 1754. Am Seeufer erstreckt sich die Grünanlage Skräcklan mit der Skulptur »Frida« von Axel Wallberg. Die präparierten Vögel aus Südafrika und Namibia im nahen Vänersborg Museum stiftete der Forschungsreisende Axel Ericson.
Vänersborg Museum: Juni – Aug. Di. – Do., Sa., So. 12 – 16, sonst Di., Do., Sa., So. 12 – 16 Uhr | Eintritt frei | www.vanersborgsmuseum.se
Wie zwei Inseln ragen die beiden Tafelberge aus der Landschaft östlich von Trollhättan. Lange Zeit war das Gebiet königlicher Bannwald, in dem nur der König das Recht zur Jagd hatte. Heute befindet sich hier ein Ökopark, der nicht nur ein zauberhaftes Wandergebiet ist, sondern auch beste Chancen auf Elch-Sichtungen bietet, u. a. im Rahmen von zweimal wöchentlich stattfindenden Elchsafaris (Das ist … >>>). Außerdem kann das Königliche Jagdmuseum am Älgensberg besucht werden, das über die spektakuläre Geologie der Berge, die hiesige Kulturgeschichte und natürlich die königliche Jagd informiert. Es kann auch individuell besichtigt werden.
Königliches Jagdmuseum: Juni – Aug. tgl. 10 – 18, Feb. – Mai und Sept. – Nov. Di. – So. 11 – 16, Dez. – Jan. Di. – Fr. 11 – 16 Uhr
Eintritt: 80 SEK | www.algensberg.com/de/
Wahrzeichen von Lidköping, rund 60 km östlich an der Bucht Kinneviken, ist das hölzerne Jagdschlösschen am Stortorget, das früher als Rathaus diente. An den weiten Platz schließt sich die Fußgängerzone an. Lohnend ist der Besuch der Porzellanmanufaktur Rörstrand im Industriegebiet. Das große Werksmuseum zeigt Porzellan und Keramik ab dem 18. Jh. und eine Tonbildschau zur Werksproduktion. In der Verkaufsausstellung gibt es auch gute, preisgünstige Ware zweiter Wahl.
Porzellanmanufaktur Rörstrand: Mo. – Fr. 10 – 17, Sa. bis 16,
So. 11 – 15 Uhr | Eintritt frei | www.rorstrand-museum.se
44 m beträgt der Höhenunterschied zwischen Vänern und Kattegat, den größten Teil davon lässt der Göta älv direkt bei Trollhättan hinter sich. Nur: Schwedens wasserreichster Fluss wird gestaut, die meiste Zeit bieten die Wasserfälle einen tristen Anblick. Umso imposanter das Schauspiel, wenn sich die Schleusen öffnen, das Wasser bis in die Nacht hinein durch sein altes Bett rauscht und sich ungezähmte Naturgewalt mit donnernder Wucht entfaltet. Im Mai, Juni und September werden an einem Tag pro Woche um 15 Uhr die Schleusentore für kurze Zeit geöffnet, im Juli und August täglich, am »Tag des Wasserfalls« Mitte Juli ein ganzes Wochenende lang.
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Nördlich von Lidköping ragt die Halbinsel Kallandsö in den Vänern. Nahe der Spitze thront etwas erhöht über dem See Schloss Läckö. Es wurde 1298 von Bischof Brynolt Algotsson als befestigter Bischofssitz errichtet. Nach der Reformation kam es in den Besitz der Krone, wenig später in den von Svarte Sture und ging 1571 schließlich an die Familie Hogenskild Bielke über, die es von Grund auf erneuern ließ. Im 17. Jh. erreichten die Umbauarbeiten ihren Höhepunkt, als Magnus Gabriel de la Gardie für die barocke Neugestaltung den Augsburger Stadtbaumeister Elias Holl und Franz Stierner aus Polen holte. Sie bauten die vierte Etage, die Küchenräume und die Vorburg. Eindrucksvoll ist nicht nur die wunderschöne Lage des stattlichen Schlosses, auch die Ausstellungen und Konzerte im Königssaal und auf dem Burgwall lohnen einen Besuch.
Die Prunkgemächer sind nur mit Führung zugänglich. Für Gartenliebhaber ist der Schlossgarten ein Muss. Im Stallcafé gibt es Tagesgerichte und Kuchen, das Restaurant Fataburen serviert regionale Spezialitäten. In der Nähe des Schlosses kann man an einem Sandstrand baden oder ein Boot mieten. Vom Wasser aus bietet Schloss Läckö einen besonders schönen Anblick.
Führungen stündl. Mai – Sept. tgl. 11 – 17, Sept. Mo. – Fr. 11 – 15,
Sa., So. bis 16 Uhr | Eintritt: 80 – 100 SEK | www.lackoslott.se
Die Hauptstadt von Västergötland ist aus einer alten Thing- und Kultstätte hervorgegangen. Im Mittelalter entwickelte sie sich zum Zentrum der christlichen Mission und wurde Bischofssitz. Die dreischiffige Domkyrka ist ein gotischer Bau (1312 – 1350). Die Türme stammen aus dem frühen 19. Jh., Altar und Kanzel aus der Renaissance. In der Krypta sind die ersten Bischöfe von Skara bestattet. Aus schwarzem und weißem Marmor besteht das Grabmonument für den Reiterobristen Erik Soop († 1632) im rechten Nebenchor.
Nordöstlich im Stadsträdgård zeigt das Västergötland Museum 3000 Jahre alte Bronzeschilde, die 1985 auf Kålland ausgegraben wurden. Daneben zeigt das Friluftsmuseet Fornbyn rund 30 Häuser aus der Gegend. Bei den Eisenbahnanlagen (Vallgatan 41) wurde in einem alten Lokschuppen das Eisenbahnmuseum eingerichtet. Im Juli und August verkehrt sonntags, im Juli auch dienstags und donnerstags, ein nostalgischer Dampfzug zum nördlichen Weiler Lundsbrunn (einfache Fahrt: 30 Min., Fahrplan unter Tel. 0511 1 36 36).
Västergötland Museum: Di. – Fr. 10 – 16, Sa., So. ab 11 Uhr,
Juli tgl. bis 18 Uhr | Eintritt frei | www.vastergotlandsmuseum.se
Friluftsmuseet Fornbyn: Mai – Sept. tgl. 8 – 20 Uhr | Eintritt frei www.vastergotlandsmuseum.se/fornbyn
Eisenbahnmuseum: Juli So. 11 – 17 Uhr
Nicht Fußball, sondern Trabrennen ist Schwedens beliebtester Zuschauersport. Als Hochburg der Traber gilt das 10 km östlich gelegene Axevalla, wo an 42 Renntagen die Rösser an den Start gehen. Größtes Event ist das drei Tage dauernde Axevalla Stochampionatet im Juli (www.axevalla.se). Der Nachwuchs kann sich derweil im benachbarten Freizeitpark Skara Sommarland austoben.
Skara Sommarland: Ab Mitte Juni tgl. 10 – 17, Juli 10 – 19, Aug. 10 – 17 Uhr | Tagesticket 349 SEK | www.sommarland.se
Rund 27 km trennen Skara vom südlich gelegenen Städtchen Falköping, in dessen Umgebung fast zwei Drittel der 300 bekannten Ganggräber Schwedens gefunden wurden. Die aus großen Steinblöcken bestehenden Gräber wurden um 3300 v. Chr. für bedeutende Persönlichkeiten errichtet. Das bekannteste Ganggrab befindet sich einige Hundert Meter östlich der Kirche von Luttra. Das größte Ganggrab Skandinaviens liegt bei Karleby. Auch Ekornavallen, 15 km nördlich von Falköping, besitzt ein sehenswertes Grabfeld.
Dass die majestätischen wie scheuen Kraniche heute wieder am Hornborga-See rasten, ist der Erfolg einer in Nordeuropa einmaligen Renaturierung. Sie war 1977 einstimmig vom schwedischen Reichstag als Antwort auf eine 100-jährige ökologische Katastrophe beschlossen worden. Fünf Mal war im 19. und frühen 20. Jh. der Wasserspiegel des Hornborga-Sees gesenkt worden, um Kulturflächen zu gewinnen. Schilf und Weidengestrüpp breiteten sich immer weiter aus. Der See trocknete aus, die Vögel blieben weg. Die Erkenntnis, dass Kraniche mit ihrer An- oder Abwesenheit einen Hinweis auf den Zustand der Natur geben, bewirkte ein Umdenken. Am 27. März 1952 stellte der Regierungsbezirk Skaraborgs Län das Rastgebiet der Kraniche unter Schutz. Auf einer Fläche von 3600 ha wurde jeglicher Zutritt verboten. 25 Jahre später bewilligte der Reichstag 53 Millionen Kronen für die Rekultivierung des einmaligen Feuchtbiotops. Mit Spezialmaschinen wurden 10 km² Schilf gemäht, anschließend der Wasserspiegel um zunächst 80 cm, später um weitere 60 cm angehoben. Mit dem Frühjahrshochwasser 1987 erreichte der Hornborga-See wieder seine ursprüngliche Größe. Deiche, erbaut aus dem Torf des Seeufers, schützen das umliegende Ackerland.
Der Lohn der Mühen ist ein sich jährlich wiederholendes Naturschauspiel: Von Ende August bis Anfang Oktober stehen heute die bräunlich-grauen Jungvögel, noch ohne roten Kopffleck und die schwarz-weiße Halszeichnung, etwas unbeholfen neben ihren Kranicheltern zum ersten Mal im Hornborga-See: Das Naturschutzgebiet bildet die letzte Rast auf dem Weg ins Winterquartier. Im April beeindruckt der Hornborga-See mit einem besonderen Spektakel. Auf ihrem Weg zu den Brutplätzen im Norden rasten hier dann an einem einzigen Tag bis zu 10 000 Kraniche. Das Paarungsritual, der »Tanz der Kraniche«, ist unvergesslich (Baedeker Wissen >>>).
Beste Beobachtungsplätze sind das Naturum Trandansen am Südufer des Sees bei Bjurum und am Ostufer nördlich von Broddetorp das Naturum Hornborga mit Museum und Vogelwarte (www.hornborga.com). Neben den Kranichen sind noch über 250 am See heimische Vogelarten zu erspähen, darunter die seltenen Seeadler, Schwarzhalstaucher, Blässhühner, Watvögel und Lachmöwen.
Was für ein Lärm! Vor lauter Federvieh ist kaum noch der Boden zu sehen. Die Männchen bezirzen die Damen ihrer Wahl mit weit ausgebreiteten Flügel, drehen Pirouetten und trompeten ihre Werbung in den Himmel. Wenn in der letzten März- bis zur zweiten Aprilwoche rund 15 000 Kraniche am Hornborgasee zum Tanz bitten, bieten sie ein unvergleichliches Naturspektakel.
© picture-alliance: Wildlife/H. Schweiger
Auf der Rückfahrt zum Vänersee sieht man schon von Weitem den Kinnekulle, der die Bucht Kinneviken im Osten begrenzt. Tannen bedecken den 14 km langen und 6 km breiten Tafelberg, der am Högkullen 306 m hoch ist und einen Panoramablick auf den Vänersee gewährt. Die Tafelberge in diesem Gebiet entstanden vor etwa 500 Mio. Jahren. Damals lagerten sich Sedimente auf dem Meeresboden ab, die zum Teil von untermeerischer Magma bedeckt wurden. Dieses harte Vulkangestein bildete einen perfekten Panzer: Während bei der später einsetzenden Landhebung die ungeschützten Sedimentgesteine durch Erosion abgetragen wurden, blieben die von einer Magmahülle geschützten Bereiche stehen. Diese Entwicklung lässt sich am Kinnekulle besonders gut ablesen – seine Treppen zeigen alle Ablagerungsschichten bis zum Urgestein.
Der nächste größere Ort am Vänern ist die an der Mündung der Tidan gelegene Industriestadt Mariestad. Nach einem Brand 1895 musste sie fast vollständig neu aufgebaut werden. Im Nordteil der Innenstadt steht der Dom, auf einer Insel im Fluss das Schloss Marieholm.
Seine Abgelegenheit ist sein großer Trumpf: Inmitten des Vänern liegt Schwedens isoliertester Nationalpark, der einer vielfältigen Fauna und Flora ein geschütztes Refugium bietet. Der von Wald, Heidekraut und Beerensträuchern bedeckte Schärenarchipel wurde 1991 zum Nationalpark ernannt und beherbergt zahlreiche Vogelarten, Hasen und Damhirsche. Djurö wurde erst im 16. Jh. besiedelt und hieß zu jener Zeit noch Branäs. Ein gewisser Börje Oluffson kaufte die Insel 1711. Seine Nachkommen bewohnten und bewirtschafteten das Eiland, bis sie es im frühen 20. Jh. an den värmländischen Industriellen Frans Kempe verkauften, der Djurö in einen Jagd- und Tierpark verwandelte. Er errichtete eine Jagdvilla, die noch heute dort steht. Rehe, Rothirsche, Hasen, Fasanen und Schneehühner wurden auf die Insel gebracht und zur Jagd ausgesetzt. Einzig die Hasen und Damhirsche sind übrig geblieben und stehen, wie auch die Insekten und Pflanzen der Insel, unter Schutz. Von der ursprünglichen Bebauung Djurös gibt es keine Spuren mehr, und nur ein paar offene Grasflächen zeugen davon, dass hier einst Landwirtschaft betrieben wurde.
Fahrplanmäßige Bootsverbindungen gibt es keine, man kann sich jedoch mit dem Taxiboot (www.ydergrensbatcharter.se) hinüberfahren lassen. Je nach Wind- und Wetterlage dauert die Überfahrt ab dem Festland zwei bis drei Stunden. In der Brutzeit zwischen dem 1. April und 31. Juli sind die Ost- und Südseite gesperrtes Vogelschutzgebiet. Bei der Hafenbucht Malbergshamn auf der Nordseite der Hauptinsel befindet sich ein kleiner Zeltplatz, auf dem man allerdings nicht länger als zwei Tage nächtigen darf. Außerdem besteht die Möglichkeit, an Bord eines Motorsegelschiffes ab Mariestad drei bis sechs Tage lang auf dem Wasser zu verbringen. In Tagesausflügen wird mit Kajaks zu Inseln gepaddelt. Und auch auf Durjö legt das Schiff an, wo eine geführte Wanderung stattfindet (www.vastsverige.com/de, Sucheingabe »Vänern«).
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Die Durchgangsstraße Nr. 26 führt weiter gen Norden. Nächster Halt ist kurz vor Nybble der stattliche, noch original eingerichtete Herrenhof Värmlands Säby Gård aus dem 18. Jh. mit wunderschönen Kachelöfen, gemalten Tapeten und einem verwunschenen Heckenlabyrinth aus 1480 Büschen.
Kristinehamn weiter nördlich erhielt 1642 Stadtrecht unter der Vormundschaft der noch nicht volljährigen Königin Christine, der es seinen Namen verdankt. Mitte des 19. Jh.s wurde Kristinehamn an das Eisenbahnnetz angeschlossen und stieg zum Umschlagplatz für das Holz der Region und Eisenerz aus Bergslagen auf. Die einem Seezeichen ähnelnde, 15 m hohe Betonskulptur im Sporthafen ist ein Geschenk von Pablo Picasso aus dem Jahr 1964.
Wer am Vänern Urlaub macht, kommt um einen Besuch von Karlskoga nicht herum. Die schwedische Kleinstadt am Möckel-See wirbt mit Alfred Nobel. Der weitläufige Herrenhof Björkborn am Seeufer, heute Nobelmuseum, diente dem Sprengstofffabrikanten am Ende seines Lebens als Wohnsitz und Arbeitsstätte. Sein elegantes weißes Haus ist zum größten Teil noch so eingerichtet wie zu Nobels Lebzeiten. Ausgestellt sind persönliche Dinge, Fotos und Patente, es gab sogar schon elektrisches Licht und fließendes Wasser. Besichtigt werden kann auch das Labor, in dem er u. a. Versuche mit künstlich hergestellter Seide und synthetischem Gummi durchführte. In der Diele des Hauses liegt eine Kopie seines Testaments aus, eine einzige handgeschriebene Seite, die die Aufteilung seines gewaltigen Vermögens regelte und ihn unsterblich machen sollte. In diesem rief er die nach ihm benannte Stiftung und den berühmten Preis ins Leben. Nobelpreise in Physik, Chemie, Medizin, Literatur und seit 1969 (gestiftet von der Schwedischen Reichsbank) Wirtschaftswissenschaften werden jedes Jahr an seinem Todestag in Stockholm >>> verliehen, der Friedensnobelpreis in Oslo (Baedeker Wissen >>>). Das Bofors Industriemuseum in den ehemaligen Werkstätten dokumentiert die mehr als 350-jährige Geschichte des Rüstungskonzerns, den Alfred Nobel einst besaß und der noch heute Hauptarbeitgeber der Stadt ist.
Juni – Aug. Di. – So. 11 – 16 Uhr | Eintritt: 100 SEK
An der Mündung des 500 km langen Klarälven in den Vänersee liegt Karlstad, das Kultur- und Handelszentrum von Värmland. Die Provinzhauptstadt ist nach Karl IX. benannt, der dem seit dem Frühmittelalter bestehenden Thingplatz 1584 das Stadtrecht verlieh. 1905 fanden hier die Verhandlungen über die Auflösung der Union von Schweden und Norwegen statt.
Die Altstadt vermittelt mit historischen Bürgerhäusern ein Bild des alten Karlstad vor dem großen Brand von 1865. Die 1730 geweihte Domkirche und das Bischofspalais von 1780 stammen noch aus jener Zeit. Auf dem Stortorget erinnert ein Friedensmonument von Ivar Johnsson an die Auflösung der schwedisch-norwegischen Union. Mitten in der Stadt auf der Landzunge Sandgrundsudden führt das Värmlands Museet durch 10 000 Jahre Geschichte der Provinz. Im schlichten ersten Museumsbau Cyrillus Johansson wird värmländische Kunst vom 18. Jh. bis zur Gegenwart gezeigt. Das neuere Museumsgebäude (1998) nach Plänen von Carl Nyrén beherbergt Dauer- und Wechselausstellungen sowie ein großes Café.
Im Wissenschaftszentrum kann man selbst experimentieren, von der Papierherstellung bis zu Laserstrahlen. Für Renovierungsarbeiten ist ein Teil der Ausstellungshallen bis Sommer 2019 geschlossen.
Värmland Museet: Mo. – Fr. 10 – 18, Mi. bis 20, Sa./So. 11 – 16 Uhr Eintritt: 80 SEK | www.varmlandsmuseum.se |
Gamla Rådhuset, Nya Stadens Torg, Lidköping
Tel. 0510 2 00 20
Esplanaden 5, Mariestad
Tel. 0501 75 58 50
Åkerssjövägen 10, Trollhättan
Tel. 0521 1 35 09
Järnvägsbacken 1C, Vänersborg
Tel. 0521 1 35 09
Verwöhnen Sie sich mit einem Candle-Light-Dinner, serviert in einem wunderschönen Kellergewölbe. Spezialitäten des eleganten Restaurants mit großem Weinkeller sind schwedische Klassiker wie Fisch und Wild.
Lachs aus dem Vänern, Meeresfrüchte von der Westküste oder Mowitzhühner aus dem Göta-Tal: im Albert Kök wird mit regionalen Zutaten vorzüglich gekocht.
Mittags kommen im ältesten Haus Arvikas värmländische Spezialitäten auf den Tisch. Tipp: gegrillter Lachs oder Hirschfilet mit karamellisierten Kartoffeln. Etwas außerhalb am Kreisverkehr des RV 61 Richtung Karlstad.
Bootstouren auf dem Glafsfjorden-See mit Bordbüfett und Unterhaltung.
Storgatan 32, Arvika
Tel. 070 2 01 90 00
Nettes Café und Restaurant am See, wo nicht nur feine süße Sachen, sondern auch warme Gerichte serviert werden.
Kanikenäsholmen, Karlstad
Tel. 054 21 77 47
Mai – Sept. Di. – So., sonst nur Fr. – So.
Das Sommerrestaurant in einem Landhaus von 1898 bietet Sandwiches, Salate und köstliche Waffeln an.
Dalbobron, etwas außerhalb von Vänerborg
Tel. 0521 1 27 74
Die Zellen in dem gut 200 Jahre alten ehemaligen Bezirksgefängnis wurden in geschmackvolle Hotelzimmer umgebaut. In einem kleinen Museum kann die Geschichte des Gefängnisses studiert werden.
Das Hotel mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit liegt im Herzen von Karlstad direkt am Fluss Klarälven. Das wunderschöne alte Haus zählt zu den schönsten Hotelgebäuden Südschwedens. Die geräumigen Zimmer sind im skandinavischen Stil. Den Gästen stehen Fitnesseinrichtungen und Sauna zur Verfügung.
Hotel mit viel Atmosphäre im Zentrum von Lidköping. Trotz zahlreicher Renovierungen im Laufe der Jahre kann man immer noch das Flair der Gründungszeit um 1900 genießen.
Vier Doppelzimmer gehören zu dem schwedenroten Hof aus dem 18. Jh., 5 km nördl. von Mariestad. Besonders schön ist das Frühstück im Garten.
»Doch er will noch weiter hinaus in die Welt, der See, obgleich die Berge immer steiler, der Raum immer enger wird, je weiter er nach Süden kommt, sodass er noch einmal als ein schmaler Sund zwischen hohen Ufern hindurchschlüpfen muss. Dann breitet er sich zum drittenmal aus, aber nicht mehr mit derselben Schönheit und dem früheren Umfang.« Selma Lagerlöfs Roman »Gösta Berling« hat die Seenkette aus drei aneinandergereihten, lang gestreckten und schmalen Seen nördlich von Karlstadt berühmt gemacht. Am besten erkundet man die Naturschönheit des Fryken vom historischen Dampfer aus, der über die Seen schippert: Die »Freja af Fryken« war 1896 gesunken und wurde erst 96 Jahre später geborgen. An Bord des restaurierten Schiffes heißt die Besatzung in historischer Kleidung die Gäste willkommen. Wer sich für die Geschichte des Schiffs interessiert, kann an der Fryksta Station in Kil eine Ausstellung über die Freja besichtigen und sich im Hotel Länsmansgården Funde von dem gesunkenen Schiff ansehen.
Der 40 ha große Park von Rottneros gehört zu den Hauptsehenswürdigkeiten Värmlands. Nördlich vom Bahnhof beginnt der königliche Garten, der in das Carl-Eldh-Parterre mit dem Skulpturengarten übergeht. Das klassizistische Herrenhaus wurde nach einem Brand 1929 komplett neu gestaltet. Vorbild war »Ekeby« in Selma Lagerlöfs »Gösta Berling«. Die gepflegte Gartenanlage beinhaltet nicht nur farbenfrohe Blumenbeete, die in Zusammenarbeit mit der deutschen Blumeninsel Mainau gestaltet werden, sondern auch eine Vielzahl von Skulpturen internationaler Künstler wie Carl Milles, Gustav Vigeland und Jean Goujon. Auf Kinder warten der Nils-Holgersson-Abenteuerpark, ein Minizoo und das Tropenhaus. Selma Lagerlöf sitz als lebensgroße Skulptur am Ufer des Sees.
Tgl. 10 – 16, Anfang Juli – Mitte Aug. bis 18 Uhr | Eintritt: im Sommer 120, sonst 100 SEK | www.rottnerospark.se
Auf Gut Mårbacka östlich des Mellan Fryken wurde die Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf >>> 1858 geboren, ab 1907 wohnte sie wieder dort (Interessante Menschen). Im Sommer gibt es Führungen durch ihre Wohnung. Beeindruckend ist die Bibliothek des Hauses, in der Selma Lagerlöf viele ihrer Romane schrieb. Das gesamte Anwesen sieht noch aus wie zu ihren Lebzeiten, so wie sie es testamentarisch verfügt hat. Den Garten mit seinen Obstbäumen, Gemüsebeeten, Sträuchern und Blumen ließ Lagerlöf von der Gärtnerin Ruth Brandberg anlegen. Auch er belegt die Liebe der Dichterin zur Natur. Auf dem Friedhof von Östra Ämtervik südlich von Mårbacka liegt Selma Lagerlöf begraben.
Lagerlöf Museum Mårbacka: nach Mittsommer – 6. Aug. tgl. 10 – 17, 7. – 27. Aug. tgl. 11 – 16, 28. Aug. – 1. Okt. Sa., So. 11 – 15,
2. Okt. – Dez. Sa. 13 Uhr (nur Führung) | Eintritt: 130 SEK
Von Sunne führen zwei Routen nach Torsby: eine Landstraße am Ostufer des Övre (Oberen) Fryken und die schönere Westuferstrecke Nr. 45 vorbei am Herrenhaus Stöpfors und dem Tosserbergsklätten. Das Finnkulturzentrum dokumentiert die Geschichte der Waldfinnen, die einst hier lebten. Sie wurden im 16. und 17. Jh. angesiedelt, um das Land urbar zu machen. Rund um Torsby sind die besterhaltenen Finnhöfe Schwedens zu finden. Von den einst 35 Rauchstuben stehen noch zehn an ihrem ursprünglichen Standort. Viele verwöhnen im Sommer mit Kaffee, Waffeln oder »Motti och Fläsk«, einem Gericht aus Mehl und Speck. Am besten erhalten sind Ritamäki Finngård und Kvarntorp Finngård in Lekvattnet und der Tomta Hembygdsgård in Skråckarberget. Das Torsby Fordonsmuseum zeigt alte Autos und Motorräder, darunter das »Frykenbilen«, ein Lastwagen, der 50 Jahre lang auf dem Grund des Fryken lag, bevor er geborgen und restauriert wurde. Zu den historischen Stätten in und um Torsby führt der 5 km lange Kulturvandring, der am Gamla Torg beginnt und mit einem Schlenker nach Oleby und zum Ostufer des Sees auf 10 km ausgedehnt werden kann (Karte/Infos bei der Touristeninformation).
Finnkulturzentrum: Juni – Aug. tgl. 11 – 17, sonst Mi. – Fr. 12 – 16 Uhr
Eintritt: 30 SEK | www.varmlandsmuseum.se
Torsby Fordonsmuseum: Mai – Sept. Sa., So. 12 – 17, Juni – Aug. auch Mo. – Fr. 10 – 17.30 Uhr | www.varmland.nu/fordonsmuseum
Westlich der Fryken-Seen liegen weitere wunderschöne Seen, wie der Stora Gla. Im Dörfchen Glava glasbruk am Nordufer des Stora Gla gibt es eine nette Jugendherberge und einen Kanuverleih.
© laif: Max Galli
Dem Ufer westwärts folgend, geht es über Säffle nach Åmål. Nachdem Großbrände immer wieder die Holzhäuser vernichtet hatten, wurden beim Wiederaufbau zunehmend Steinhäuser errichtet. Heute sind nur noch im Viertel Plantaget am Stadtpark einige alte Holzbauten erhalten. Schön ist der Örnäspark mit dem Hembygdsgård, wo außer einem kleinen Tierpark auch historisches Werkzeug und Mobiliar aus der Gegend zu sehen sind.
Bei Köpmannebro, gut 40 km südlich von Åmål, beginnt der 1864 bis 1868 von Nils Ericsson erbaute Dalsland-Kanal. Auf 254 km verbindet er mit 29 Schleusen ein ganzes System von Seen, das sich bis auf norwegisches Gebiet erstreckt. Nur 10 km der gesamten Strecke wurden künstlich angelegt, den Rest bilden natürliche Binnengewässer. Der Kanal sollte den Transport für die Erzeugnisse der Eisenwerke und Sägemühlen in Värmland und Dalsland ermöglichen und durch Norwegen eine Verbindung zur Nordsee herstellen. Heute durchfahren auf dem Kanal Hausboot- und Freizeitkapitäne eine abwechslungsreiche Landschaft mit Äckern, dunklen Wäldern, felsigen Höhenzügen und kargen Wildgebieten.
Hinter Mellerud entfernt sich die Straße vom See und erreicht nach 30 km die Stadt Vänersborg. Von dort aus geht es zurück nach Trollhättan, dem Ausgangspunkt der Vänern-Fahrt.
... aber die unter freiem Himmel: Wie hält man das aus? Recht komfortabel, wenn man eine der 72-Stunden-Glashütten am Dalsland-See mietet. »Es fühlt sich an, als würde sich die Erde langsamer drehen«, beschreibt es einer der Gäste. (https://visitsweden.com/72hcabin/
Landschaft: Halland | Provinz: Halland Län
Einwohnerzahl: 58 600 | Höhe: Meereshöhe
Keine andere Stadt des Landes kann mit so viel Wellness und Spas aufwarten wie Varberg; seit 1823 ist es Schwedens führender Kurort. Angesichts des nostalgischen Badehauses lässt sich erahnen, wie es hier früher zugegangen ist.
Hafenstadt mit Mehrwert
Auf Stelzen und orientalisch anmutend thront es im Wasser, wenige Meter vor dem kleinen Sandstrand Varbergs ist es über einen langen Bohlensteg mit dem Festland verbunden. Das ganze Jahr über verheißt es Saunafreuden, in den kühleren Jahreszeiten ist es jedoch vor allem ein Treff für hartgesottene Zeitgenossen, die über eine Treppe in die frischen Fluten steigen – nicht umsonst heißt es schließlich »Kalt«-Badehaus! Für passionierte Strandläufer ist es zugleich Auftakt zu einem ausgedehnten Spaziergang entlang der Strandpromenade, vorbei m wuchtigen Schloss Varberg. Immer der Küste folgend, geht es schließlich bis zum Apelviken-Strand im Süden. Weiter im Süden warten Sandstrände, die zu den schönsten der hiesigen Region gehören. Kurzum: Für ein paar unbeschwerte Tag am Meer inklusive Verwöhnprogramm ist Varberg die richtige Wahl!
Herzstück der schachbrettförmig angelegten Innenstadt ist der große Stora Torget. Mit Ausnahme der wuchtigen Gründerzeitbauten von der Sparbank und des 2008 renovierten Stadshotells ist der Hauptplatz von niedrigen Häusern eingerahmt. An seiner Nordseite steht die klassizistische Kirche. Im nahen Societetspark beeindruckt das stattliche Societetshaus von 1880, heute sind darin Café, Pub und Diskothek untergebracht. Es erinnert wie der Kurpark Brunnsparken an die Zeit des vornehmen Kur- und Badetourismus.
Wahrzeichen der Hafenstadt ist die große Festung, die auf einem ins Meer vorspringenden Felsen thront. Sie wurde im 13. Jh. von den Dänen erbaut und später mehrmals verändert. Zwischen 1830 und 1931 diente sie als Gefängnis. Von den Geschützbastionen bietet sich ein Rundblick auf Varberg und das Kattegat. Inmitten des Mauerkarrees erhebt sich das im 14. Jh. erbaute Schloss, in dessen Nord- und Westflügel das Kulturhistorische Museum Halland eingerichtet ist. Besuchermagnet ist der Bockstensmann, eine Moorleiche aus dem 14. Jh.: Kleidung und Haare sind durch Huminsäuren einzigartig gut konserviert worden. 2006 wurde mithilfe von Scans und Modellen eine naturgetreue Puppe des Bockstensmanns erstellt. Warum der »schwedische Ötzi« mit einem Eichenpfahl durchbohrt wurde, bleibt ein Geheimnis.
In der ersten Juliwoche verwandelt sich die Burg in einen mittelalterlichen Markt mit Taumachern, Bogenschützen und Weberinnen. Dazu kommen Gastmähler mit Gauklern und Troubadouren. Ende September/Anfang Oktober wird das Erntefest »Mickelmäss« gefeiert.
Mo. – Fr. 10 – 16, Sa., So. 12 – 16 Uhr | Eintritt: 100 SEK
Vom Nordtor der Festung geht man hinunter Richtung Hafen, zum nostalgischen Kaltbadehaus und weiter zum alten Hafenmagazin, in dem Kunstgewerbeateliers ihre Erzeugnisse ausstellen. Der 1903 erbaute, ganzjährig geöffnete Badetempel steht auf Stelzen ein Stück vor dem Strand im flachen Wasser und ist mit orientalisch verspielter Fassade und den Türmchen ein Blickfang. Nach aufwendiger Restaurierung strahlt es wieder in neuem Glanz. Wer sich vor dem Bad im Meer etwas aufheizen möchte, findet im Innern eine Damen- und Herrensauna.
Sa., So. 9 – 17, Mi. 13 – 20 Uhr, Mitte Juni – Mitte Aug. tgl. mit wechselnden Zeiten geöffnet | Eintritt: 70 SEK | www.kallbadhuset.se
Ein Straßendamm verbindet Varberg mit der Insel Getterön, die auch Ausflugsboote von Varberg aus ansteuern. Die Siedlungsgeschichte der Halbinsel reicht bis in die Bronzezeit zurück. Archäologen haben im Naturschutzgebiet Gubbanäsan Steinhügelgräber aus jener Zeit freigelegt. Ende des 17. Jh.s wurde der Eichenwald der Insel abgeholzt, um bei der Festung Pfahlwerke bauen zu können. Diesen Kahlschlag überlebten auf der Insel nur fünf Eichen. Windschutz gibt es daher beim Baden in den fünf Buchten nicht mehr.
Getterön gehört auch zu den wichtigsten Vogelreservaten Skandinaviens: Eisvögel, Zwergtaucher, Enten, Austernfischer, Säbelschnäbler und Seeadler brüten oder rasten hier jedes Jahr beim Vogelzug. Im reetgedeckten Naturum informiert eine kleine Ausstellung über Flora und Fauna der Insel; vom Café bietet sich ein fantastischer Blick über das Naturschutzgebiet.
Auf dem Inselflugplatz wird alljährlich die größte Auto- und Flugzeugausstellung der Westküste veranstaltet: Wheels and Wings. Dann füllen mehr als 3000 Autos, Motorräder, Flugzeuge und Wohnwagen, die älter als 35 Jahre sind, das Flugfeld; abends starten sie zum traditionellen Cruising durch Varberg (www.wheelsnwings.se).
Naturum: tgl. 10 – 16 Uhr, Juli, Aug. bis 17 Uhr
Von März bis Sept. ist am Ätran Angelsaison. Im Unterlauf bei den Stromschnellen Garvareforsen ist nur das Fliegenfischen erlaubt. Im März und April werden Meerforellen geangelt, von Ende April bis Sept. steigen die Lachse. Angelscheine gibt es beim Turistbyrå in Falkenberg (Holgersgatan 11 Tel. 0346 88 61 00).
Das Örtchen Ullared gut 30 km östl. von Varberg ist bekannt für diesen riesigen Outletstore. Auf 20 000 m² gibt es hier alles von Mode über Sportartikel bis zur Unterhaltungselektronik.
Das Restaurant hat zwar nur im Sommer geöffnet, dafür liegt es aber direkt in den Dünen am Meer. Zu essen gibt es Fisch- und Fleischgerichte, ab und zu mit Live-Musik untermalt.
Elegantes Herrenhaus aus dem 19. Jh. auf der Insel Hertigen im Ätran. Auch Weinkeller, Bar und Nachtklub.
Die Kneipe ist ein beliebter Treffpunkt der Varberger. Serviert werden kleinere Gerichte wie Hamburger, Sandwiches und Salate sowie Fisch- und Fleischgerichte, mittags gibt es günstige Tagesgerichte. Beliebt sind Harrys Cocktails und Kaffeekreationen.
Schwarzes Leder, helle Birke, schönes Spa und Hightech-Multimedia: Die Verjüngungskur hat dem Grand Hotel gut getan! Doch wie einst spielen noch immer am Wochenende lokale Gruppen zum Tanz auf.
1703 wurde das elegante Haus am Lachsfluss Ätran gebaut. Im Sommer speist man auf der großen Gartenterrasse. Livemusik, Jazz- und Bluesfestival.
Zwischen Gällinge und Förlanda, ca. 50 km nördlich von Varberg, führt ein steiler, enger Fahrweg aufwärts nach Äskhult, einem als Freilichtmuseum hergerichteten Dörfchen. Die ältesten Gebäude stammen aus dem 17. Jh., Ende des 19. Jh.s wohnten hier noch etwa 35 Menschen, der letzte Dorfbewohner starb 1964.
Mitte April – Mitte Juni Sa., So. 11 – 16, Mitte Juni – Sept. tgl. 11 – 17, 9. Sept. – 1. Okt. Sa., So. 11 – 16 Uhr | Eintritt: 50 SEK
In Zeiten von E-Mails und Nachrichtenfluten scheint das Morsen ein Relikt längst vergangener Zeiten zu sein. Techniknostalgiker zieht es umso mehr zum Langwellensender Grimeton, ca. 10 km östlich von Varberg: Die 1924 für den Funkverkehr mit den USA eingerichtete Anlage besitzt den einzigen noch funktionsfähigen Maschinensender der Welt. Am jeweils letzten Juniwochenende wird der von Ernst F. Werner Alexanderson erfundene Sender wieder in Betrieb genommen und die Morsebotschaft ••• •− −−•− (SAQ) – das Rufzeichen von Grimeton – auf der Frequenz 17,2 kHz ausgestrahlt. Die Funkstation gehört seit 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist dank der 127 m hohen Sendemasten kaum zu übersehen. Das Besucherzentrum zeigt einen Film über Grimeton und wechselnde Ausstellungen. Im Sommer können Kinder im Alex Laboratory bei eigenen Experimenten die physikalischen Grundlagen des Funkverkehrs entdecken.
Die Ausstellung wird ehrenamtlich geleitet, daher ändern sich die Öffnungszeiten häufig | Eintritt: 120 SEK | www.grimeton.org
Südlich von Varberg liegen bei Träslövsläge schönste Sandstrände, übrigens auch ein Hotspot für Surfer. Um Falkenberg erstrecken sich 13 km Sandstrand. Die nächsten sind der 2 km lange Skrea Strand mit hohen Sanddünen südlich der Flussmündung und der Stafsinge Strand nördlich des Flusses mit einigen steinigen Abschnitten.
Falkenberg entstand an der Mündung des lachsreichen Ätran in das Kattegat. Zwar gibt es viel Industrie und Gewerbe, doch im Zentrum stehen noch charmante alte Holzhäuser. An der Kreuzung Torggatan/Nygatan unweit des Stortorget steht das moderne Gebäude der Sparbank, deren Wand seit 1977 ein haushohes Bronzerelief von Walter Bengtsson ziert. Aus der Zeit der mittelalterlichen Burg stammt die St. Laurentii Kyrka inmitten der Altstadt. An den teils noch romanischen, einschiffigen Bau wurde im 18. Jh. der massige Turm angefügt. Die Innenwände sind bedeckt mit Resten spätromanischer und frühgotischer Fresken, die Bemalung der Holzdecke stammt aus dem 17. Jahrhundert. Symbol der Stadt ist die südöstlich vom Stortorget den Fluss überspannende Tullbron (Zollbrücke, 1756 – 1761), eine der besterhaltenen Steinbrücken Schwedens. In einem alten Kornspeicher ist das Falkenberg-Museum untergebracht, das die Heimatgeschichte der letzten 100 Jahre präsentiert. Vor dem Museum grüßt eine Skulptur von Per Kirkeby.
In Falkenberg wird seit 1866 auch Bier gebraut. Das berühmte Falcon-Bier der 1996 verkauften Bryggeri AB Falken ist heute eine Marke der Carlsberg-Brauerei. Deren hochmoderne Brauanlagen am Årstadvägen können besichtigt werden (Termine nach Voranmeldung bei der Touristeninformation Falkenberg, Tel. 0346 88 61 00).
Falkenbergmuseum: Di. – So. 12 – 16 Uhr | Eintritt: 50 SEK
Im unteren Ätratal vermittelt ein einzigartiges Museumskonzept die Kultur und Natur im Gebiet rund um den Ätran und seine Nebenflüsse wie den Suseå. Das 1996 realisierte Ekomuseum umfasst die gesamte Region. Besichtigt werden können 71 Ziele, u. a. die Böttcherei bei Knobesholm, das Atelierhäuschen des Fotokünstlers Severin Nilssons, die Wassermühle Berte Qvarn, Malzdarren, Kunstschmieden und ein nostalgischer Landhandel, aber auch Steingräber, Dreizacke und vorzeitliche Kultstätten wie Hagbards galge.
Auf dem Gudmundsgården, einem alten Hofgut mit Schweinezucht, eigener Fleischerei mit Räucherei, werden Wurst und Schinken nach alten Rezepten hergestellt und im Hofladen verkauft. Nostalgisch ist auch das Wirtshaus von Klef (www.ekomuseum.com).
Landschaft: Västmanland | Provinz: Västmanlands Län
Einwohnerzahl: 139 000
Die sechstgrößte Stadt und zugleich eine der ältesten Städte Schwedens punktet mit einer spannenden Geschichte, einem reichen Kulturangebot, dank der Lage am Wasser mit vielen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung sowie mit zwei der wohl ungewöhnlichsten Hotels des Landes. Vor allem aber hat ein Label mit zwei Initialen aus Västerås rund um den Globus Bekanntheit erlangt.
Geschichtsträchtige Modestadt
Es gibt ausländische Besucherinnen, die nur wegen einer Sache nach Västerås kommen: H & M! Hier wurde das Modeunternehmen 1947 gegründet. »Besonders deutsche Kundinnen kommen zu uns und wollen alles über die Geschichte des Unternehmens wissen«, erzählt ein Verkäufer. Gleich drei Läden des Modegiganten gibt es im autofreien Zentrum der fahrradfreundlichen Stadt, die als Handelsplatz Västra Aros von den Wikingern im Jahr 990 gegründet wurde. Elf Reichstage wurden in Västerås abgehalten, wovon der im Jahr 1527 die größte Bedeutung hatte – unter Gustav Wasa wurde die Einführung der Reformation beschlossen. Die Stadt am Mälaren ist seit dem 12. Jh. Bischofssitz der Schwedischen Kirche.
Verkehrspolitisch ist Västerås ein Pionier. Nicht nur die gesamte Altstadt ist autofrei, auch in den äußeren Vierteln setzen die Einheimischen aufs »cykel« (Fahrrad): Über 300 km kreuzungsfreie, beleuchtete und im Winter sogar beheizte Radwege laden zum stressfreien Radeln: In Våsterås sind Radfahrer die Stars. Das geht so weit, dass sie an der Südseite des Marktplatzes Stora Torget ein Bronzedenkmal von B. G. Broström ehrt: Es zeigt eine Radlergruppe, die von ASEA (heute ABB) nach Hause radelt. Einer davon ist der Vater des Künstlers. Wer die Stadt am Mälaren per Zweirad erkundet, ist also stilecht unterwegs.
Eines der Ziele in der Altstadt ist zweifelsohne die Domkyrka. Der gotische Backsteinbau wurde auf den Fundamenten einer romanischen Kirche errichtet, 1271 geweiht, im ausgehenden 15. Jh. um fünf Schiffe erweitert und mehrmals umgebaut. 1694 fügte der bedeutende schwedische Barockbaumeister Nicodemus Tessin d. J. den 103 m hohen Turm an. Vor der Hauptfassade steht ein mächtiges Bronzedenkmal von Carl Milles aus dem Jahr 1923 für Johannes Rudbeckius, 1619 – 1646 Bischof von Västerås. Sehenswert sind der 1516 teils vergoldete gotische Schnitzaltar und der Sarkophag von König Erik XIV., in dem der Monarch amputiert ruht. Als in den 1970er-Jahren sein Sarg geöffnet wurde, lagen die Beine säuberlich abgesägt neben dem Torso, denn der edle Steinsarg war zu kurz geraten.
Neben der Bibliothek im Botanischen Garten aus dem 16. Jh. stehen uralte Baumriesen und die 1908 gefertigte Bronzefontäne »Morgenbad« von Anders Zorn >>> (Interessante Menschen). Im Süden der Kathedrale ließ Bischof Rudbeckius eine »Proba« errichten, lateinisch Strafraum für Schüler. In den Karzer kamen nicht nur Schüler, sondern auch Priester und andere Mitarbeiter der Kirche, die Fehler bei der Arbeit gemacht hatten. Er wurde bis 1801 genutzt und ist der letzte erhaltene im Land.
Das Kyrkbacken-Viertel nördlich des Doms hat das Flair des alten Västerås bewahrt. In roten Holzhäuschen und niedrigen Katen, die seit 1700 die Kopfsteinpflastergassen säumen, arbeiten wie einst die Kunsthandwerker.
Der Airport Stockholm-Västerås wird von den Billigfluggesellschaften Ryanair und Wizz Air angeflogen. Nach Stockholm sind es ca. 120 km.
Ob Lunch oder Dinner, Kaffee oder Cocktail, Restaurantchef Mikael Atterklint und Küchenchef Mattias Forsberg sorgen dafür, dass man sich gleich wohlfühlt in dem gemütlich-stilvollen Lokal, das laut Schwedens Gourmetbibel »White Guide« zu den besten des Landes gehört.
Hier gibt es zwar nur Kleinigkeiten wie Guacamole mit hausgemachtem Maisbrot, Tacos und Nachos zu essen, dafür ist der Blick aus dem 24. Stock über Västerås spektakulär, ganz besonders am Abend im Lichterglanz.
In einer Eiche im Vasaparken versteckt sind in 13 m Höhe das »Hotel Buntspecht« mit Balkon, Toilette, Küche, Schlafraum für zwei, Bibliothek und Hängematten. Das Baumhaus gibt es in zwei Kategorien: »Bohème« heißt, Bettbezüge und Essen selbst mitbringen! Bei »Deluxe« sind die Betten gemacht und das Hotel serviert Dinner und Frühstück. Hinauf geht es per Strickleiter (Abb >>>).
Buchung:
Schlafen unter Wasser – so lautet das Motto des zweiten ungewöhnlichen Hotels in Västerås. Im »Hotel des Otters« nächtigt man in einem winzigen schwedenroten Häuschen mitten im See. Luxus erwartet man vergeblich: Oben im »Erdgeschoss« steht ein Gaskocher, 3 m unter der Wasseroberfläche liegt das Schlafzimmer – inklusive Fenster zum Fischegucken! Und auf der kleinen Veranda lässt sich im Liegestuhl schnell der Alltag vergessen.
Buchung:
Schwedische Kunst vom 18. Jh. bis heute zeigt seit 1972 das Kunstmuseum, das im selben Haus wie das Provinzmuseum residiert. Zu den Höhepunkten der Sammlung gehören die Gemälde des schwedischen Sufi Ivan Aguéli, dessen Bilder auch schwedische Briefmarken zierten, die zwischen naiver Kunst und Expressionismus anzusiedelnden Gemälde von Bror Hjorth, die Werke des Surrealisten Endre Nemes sowie die Fotoarbeiten von Lotta Antonsson und Annika von Hausswolff.
Karlsgatan 2 | Di. – Fr. 10 – 17, Do. bis 20, Sa., So. 12 – 16 Uhr
Eintritt frei | www.vasteraskonstmuseum.se
Das heutige Rathaus entstand 1953 nach Plänen von Sven Alhbom am Standort eines Klosters aus dem 13. Jh., das damals am Vasaparken entdeckt wurde. Im 65 m hohen Rathausturm hängt mit 47 Glocken Schwedens größtes Glockenspiel. Mehr als 11 t wiegt das gesamte Gehänge, 2356 kg die größte, 11 kg die kleinste Glocke. Bei Konzerten und Vorführungen schlägt der städtische Carillonneur die Glocken noch von Hand an, sonst stündlich der Computer.
Noch höher als der Rathausturm ist der 1989 errichtete Skrapan, Västerås’ erster Wolkenkratzer. In dem 24 Stockwerke hohen Glasturm gibt es Geschäfte, Büros, ein Hotel und das aussichtsreiche Lokal Karlsson På Taket & Sky Bar. Überdachte Gänge verbinden den »Kratzer«, so die deutsche Bedeutung seines Namens, mit der Einkaufspassage »Gallerian« und dem Kongresszentrum Aros.
© Knoller, Rasso
In dem Park westlich vom Dom trafen sich einst die Djäknes, die Schüler des 1623 von Bischof Rudbeckius gegründeten Gymnasiums. Zum Wahrzeichen des Parks wurden die über 500 großen Steine, die Sam Lidman im 19. Jh. mit Inschriften versah: Namen von Freunden, aber auch Sinnsprüche wie »Var heller frij än annars träl – ämedan du kant tik röra«, zu Deutsch: »Sei lieber frei als sonst ein Sklave – solange Du Dich noch rühren kannst.« Auf dem Hügel gibt es einen Minigolfplatz, ein Restaurant und eine große Liegewiese mit Domblick.
Das 40 Bauten umfassende Freilichtmuseum Vallby im Svartå-Tal widmet sich dem Alltag früherer Zeiten. Bauernhöfe und Bergbaukaten, Stadthäuser und Werkstätten traditioneller Handwerke wie Silberschmied und Schuster gewähren lebendige Einblicke, wie es vor 100 Jahren wohl überall in Südschweden ausgesehen hat.
tgl. 10 – 17 Uhr | Eintritt frei | www.vallbyfriluftsmuseum.se
In einem hölzernen Hangar an der Hässlögatan 16, der kurz vor dem Zweiten Weltkrieg für die schwedische Luftwaffe gebaut worden war, zeigt heute das Luftfahrtmuseum Flugzeug-Oldtimer, darunter eine zweisitzigen Hawker Hunter, eine Tiger Moth, einen Brantley-Hubschrauber und eine De Havilland Heron. Wer sich selbst in die Lüfte schwingen möchte, kann am Simulator eine J 35 Draken und eine Convair Metropolitan probefliegen.
So. 11 – 16 Uhr | Eintritt: 100 SEK | www.flygmuseum.com
Ca. 6 km nordöstlich befinden sich Grabhügel und schiffsförmige Wikinger-Steinsetzungen. Entstanden sind diese zwischen 500 und 1050. Sie gehören zu den umfassendsten derartigen Anlagen Schwedens.
Das 1939 von Astronom Åke Odelberg erbaute »Sternenhaus« in der Skultunavägen, 2,5 km nördlich von Västerås, gehört zu den ältesten privaten Observatorien Schwedens. Bei klarem Himmel wird am späteren Abend der Sternenhimmel beobachtet, gibt es zu viele Wolken, zeigen die Ehrenamtlichen der Västerås Astronomi- och Rymdforskningsförening (VARF) Filme und Fotos aus Beständen der NASA und der JPL. 2009 wurde die Sternwarte deutlich erweitert und birgt seitdem in ihrem Neubau ein eindrucksvolles, 61 cm langes Newton-Teleskop mit 24 Zoll Durchmesser.
Nov. – März Do. 19 – 21 Uhr (bei klarem Wetter) | Eintritt: 60 SEK www.varf.se
Seit mehr als 400 Jahren wird ca. 6 km nördlich von Västerås in der Bruksgatan Nr. 8 erlesenes Kunsthandwerk aus Messing gefertigt. Wie, zeigt ein Besuch der königlichen Messinghütte, die 1607 von Karl IX. gegründet wurde und im 17. Jh. ihre erste Blütezeit erlebte. Stets verpflichtete das Werk namhafte Designer für die Entwürfe von Armreifen, Manschettenknöpfen, Kerzenleuchtern oder Weihnachtsschmuck. Im 19. Jh. arbeitete Carl Hjalmar Norrström (1853 – 1923) als Designer bei Skultuna, 1955 – 1984 prägte Pierre Forssell mit funktionellem Design die gestalterische Linie, 1984 schuf Sigvard Bernadotte für Europas älteste Messinghütte eine eigene Serie.
Mo. – Fr. 10 – 18, Sa., So. 11 – 16 Uhr, Laden Mo. – Fr. 11 – 18,
Sa., So. bis 17 Uhr | Eintritt frei | www.skultuna.com,
Auf Schloss Engsö, sagt der Volksmund, gibt es viele Geister. Nachts würden sie ihre Verstecke verlassen und die Macht im Schloss übernehmen. Tagsüber kann das Anwesen 25 km östlich von Västerås, dessen Wurzeln ins Jahr 1185 zurückreichen, gefahrlos besichtigt werden.
Mai, Juni Sa., So. 12 – 17, Juli – Mitte Aug. Di. – So. 12 – 17 Uhr
Eintritt: 65 SEK | http://engso.se
Schloss Tidö, 20 km südwestlich von Västerås, ist schwedischen Fernsehzuschauern bestens bekannt: Das an einer kleinen Bucht des Mälarsees >>> gelegene stattliche Schloss aus der Übergangszeit zwischen Renaissance und Barock diente vor rund zehn Jahren in der TV-Serie »Riket« als Kulisse für eine romantische Liebesgeschichte. Die Schlosskapelle, einige Repräsentationsräume – beachtenswert: die Intarsien der Türen! –, ein Wagenmuseum und ein riesiges Spielzeugmuseum mit 30 000 Exponaten können im Sommer besichtigt werden. Am dritten und vierten Advent wird ein großer Weihnachtsmarkt veranstaltet und im Värdshuset ein traditionelles Julbord serviert.
April, Mai Sa., So. 11 – 17, Juni – Aug. Di. – So. 11 – 17 Uhr
Eintritt 120 SEK | www.tidoslott.se
Wie im French Quarter von New Orleans schmückt eine schmiedeeiserne Veranda die Fassade – bereits von außen sorgt das Jazzmuseum 24 km südwestlich von Västerås an der Sofielundsvägen 35 in Strömsholm für Swing im Blut. Drinnen begeistert dann die Privatsammlung von Jazzfan Rolf Carvenius mit mehr als 7500 Exponaten von den Anfängen des Jazz bis zu den Stars von heute: Hunderte signierter Fotos von Benny Goodman, Duke Ellington und Louis Armstrong, Plattenverträge und Poster, Preise, Auszeichnungen und immer wieder Presseberichte. Charlie Normans erstes Piano ist ebenso zu sehen wie Nils-Bertil Dahlanders Schlagzeug.
Jeden Sommer werden im Auditorium Konzerte veranstaltet, mehr als 500 Events waren es bereits seit der Gründung. Und für daheim hat das Museum schon zwei CDs herausgebracht.
Juni – Aug. tgl. 13 – 17 Uhr, sonst nach Vereinbarung unter
Tel. 0220 4 33 30 | Eintritt: 60 SEK | www.jazzmuseum.se
Pferdefreunden ist Schloss Strömsholm ein Begriff: Das prächtige Anwesen ist nicht nur Schauplatz renommierter schwedischer Pferderennen, sondern auch Sitz eines bereits im 17. Jh. von Gustav Wasa gegründeten Gestüts. Der heutige Bau thront auf einer Insel an der Mündung der Kohlbäckså in den Mälarn und geht auf Pläne von Nicodemus Tessin d. Ä. zurück. Im Schloss findet man eine Sammlung mit Pferdebildern des Hofmalers David Klöcker Ehrenstrahl, schwedischen Gemälden des 17. Jh.s und Möbeln aus gustavianischer Zeit.
Juli tgl. 12 – 17, Juni, Aug. bis 16, 2. Maihälfte Sa., So. 12 – 16 Uhr
Eintritt: 100 SEK | www.stromsholmsslott.se
In der kleinen Handelsstadt Köping arbeitete im 18. Jh. der in Stralsund geborene Carl Wilhelm Scheele als Apotheker. Dem bedeutenden Chemiker ist die Apothekenabteilung »Scheeles Minne« des Köpinger Museums im der Östra Långgatan 37 gewidmet.
Di. – So. 13 – 16 Uhr | http://www.koping.se
Mit Elba verbinden viele Einheimische romantische Erinnerungen: Für sie gehört es an einem lauen Sommerabend einfach dazu, mit dem Partner Arm in Arm den dortigen Love Walk entlangzubummeln und im Inselrestaurant mit Blick auf das Meer zu schlemmen. Elba? Ja, richtig gelesen! Denn auch im Archipel von Västerås gibt es ein kleines Inselchen mit diesem Namen. Insgesamt sind es rund 100 Inseln, zu dem aus dem Stadthafen von Västerås Ausflugs- und Fährfahrten starten. Die mehr als 100 Jahre alte Fähre »M/F Elba« läuft u. a. auch das beliebte Badeparadies Östra Holmen an und tuckert nach Ridö. Dort laden Rad- und Wanderwege dazu ein, die Natur der Insel zu entdecken, auf der allein 160 verschiedene Vogelarten leben.
Buchung über Västerås Turistbyrå
Der alte Bergbauort Sala erlebte seine Blütezeit im 16. Jh., als die Silbergruben dieser Region einen erheblichen Anteil des gesamten Landesvermögens erwirtschafteten. Das hier geförderte Silbererz galt nämlich als eines der reichhaltigsten der Erde. Einen guten Einblick in die bergmännische Technik vermittelt das im alten Grubenhaus eingerichtete Grubenmuseum. Die tiefste Stollenanlage ist mit 318 m der Schacht Carl XI., der Schacht Drottning Christina reicht bis in 257 m Tiefe. Besucher können im Rahmen verschiedener Führungen bis in eine Tiefe von 60 m absteigen. Auf dem Gelände der Silbergrube kann man sich in den Läden mehrerer Kunsthandwerker mit Schmuck und Geschenken aus Silber und Gold eindecken.
Für Abenteuerlustige wartet noch ein besonderes Angebot: In der Silbergrube gibt es eines der ungewöhnlichsten Domizile Schwedens. 155 m unter der Erde wartet die Suite in der Ulrica-Eleonora-Grube auf Gäste. Frieren müssen Sie hier nicht – die Temperatur liegt konstant bei rund 18 °C. Morgens serviert ein Bergmann ein herzhaftes Frühstück, bevor es im Aufzug wieder nach oben geht.
Mai – Sept. tgl. 10 – 17, sonst Di. – Fr. 13 – 16, Sa., So. ab 11 Uhr, Führungen auch in Englisch | Eintritt: 160 SEK | www.salasilvergruva.se
Landschaft: Småland | Provinz: Kalmar Län | Einwohnerzahl: 36 100
Höhe: Meereshöhe
Unberührte Schäreninseln, Sonnentage am Strand, Kleinstadtidylle und kulinarische Köstlichkeiten – im Hafenstädtchen Västervik zeigt sich Schweden von seiner besten Seite.
Schwedisches Sommeridyll
Im Sommer verwandelt sich das kleine Städtchen in ein Urlaubsparadies. Das Leben spielt sich vor allem rund um den Fischer- und Bootshafen ab. Folgen Sie Ihrer Nase, um die Spezialität des Ortes aufzustöbern: Räucheraal. Diesen und andere Meeresleckereien werden von den Fischhändlerhütten des Marktes feilgeboten. Aber auch wer gerne Gemüse oder Krimskrams einkauft oder einfach nur buntes Markttreiben liebt, ist hier goldrichtig. Zwischen dem Platz und der auf einer Anhöhe stehenden Gertrudskirche breiten sich dann Västerviks nostalgische alte Holzhäuser aus. Segler hingegen schätzen die gute Infrastruktur rund um den Ort, Dutzende von weißen Segelschiffen, Jachten und Motorbooten schwanken sanft in den Marinas von Västervik hin und her. Bei einer feinen Brise geht es hinaus in den Schärengarten, den Tourismusprospekte vollmundig – aber nicht ganz zu unrecht – als den schönsten des Landes anpreisen. Und spielt das Wetter mal nicht mit, wartet mit der Astrid Lindgren Welt im gut 50 km entfernten Vimmerby ein spaßiger Zeitvertreib für Groß und Klein.
Seit 1879 rattert eine denkmalgeschützte Schmalspurbahn (Smalspåret) in ca. 2 Stunden über 71 km von Västervik nach Hultsfred (Ende Juni bis Mitte Aug. tgl., eine Broschüre informiert über Abfahrtzeiten und Sonderfahrten, www.smalsparet.se).
In der zweiten Juliwoche feiert Västervik in der Schlossruine Stegeborg sein Liederfest VisFestival (http://visfestivalen.se). Sehr rockig gibt sich Hultsfred beim Rockfestival Mitte Juni (www.hultsfredsfestivalen.se).
So könnte das Menü im Schlossrestaurant aussehen: Räucherschinken mit Ziegenkäse aus Krogersbro, gebackener Ostsee-Kabeljau im würzigen Zwiebel-Kümmel-Bett, gefolgt von einem herbzarten Schokoladenküchlein mit in Chili marinierten Pfirsichen. Smaklig måltid!
Tel. 0490 8 24 30
Die 1920 gegründete Konditorei wurde 2009 als beste des Landes ausgezeichnet – dank des köstlichen Backwerks von Anders Oskarsson und Martin Andersson.
Storgatan 28
Tel. 0490 1 49 43
So. geschl.
Hier schlafen Sie in einem umgebauten Gefängnis aus dem 19. Jahrhundert. Von den 43 Zimmern, darunter auch Familienzimmer mit fünf Betten, sind einige Einzelzimmer renovierte Gefängniszellen mit unverputzten Backsteinwänden. Im Erdgeschoss gibt es eine Ausstellung zur schwedischen Gefängnisgeschichte. Hoteleigenes Restaurant mit Live-Musik.
Die Gertrudskirche stammt ursprünglich aus dem 15. Jh., wurde aber im Laufe der Zeit vollständig umgestaltet. Den linken Querhausarm schmückt eine Holzdecke mit ornamentalen Grisaillemalereien. Die kunstvoll geschnitzte Kanzel ist barock, die Ölgemälde datieren ins 17./18. Jahrhundert. Die Wistenius-Orgel von 1743 gehört zu den wertvollsten derartigen Instrumenten Schwedens.
Wenige Schritte östlich der Gertrudskirche steht das 1749 – 1751 erbaute Armenhaus, das Cederflychtska Fattighus, das so ansehnlich ist, dass sich ein zeitgenössischer Geschichtsschreiber zu der Bemerkung hinreißen ließ: »In Västervik wohnten die Armen besser als die Reichen.« Der beschauliche Aspagård (1677) westlich gegenüber der Gertrudskirche ist das älteste Haus von Västervik; hier haben zwei Kunsthandwerker ihre Ateliers.
Die acht roten kleinen Holzhäuser des Båtsmansgränd in der Strömsgatan 40 wurden um 1740 für die Fischer und Bootsleute der Stadt gebaut. In einigen davon können heute Gäste übernachten (Ackrells), es gibt auch ein Café und einen Laden voller kurioser Dinge. Im Sommer erfüllt der Duft des Gewürz- und Kräutergartens die kleine Gasse. Interessant ist Wimmerströmska Gården mit der Wimmerström-Galerie; im Innenhof finden im Sommer öfter Konzerte statt. Beachtung verdienen auch die Ausstellungen der Tjustgalleriet, Galleri 55, und die Galleri Storgatan 31.
Vorbei an der Ruine von Schloss Stegeholm, 1360 als Verteidigungsanlage erbaut, geht es zum Hügel Kulbacken. Hier informiert das Västerviks Museum über die Geschichte der Stadt.
Mo. – Fr. 10 – 16, So. 13 – 16 Uhr, Juni/Aug. auch Sa. | Eintritt: 50 SEK www.vasterviksmuseum.se
Ein Zahnarzt aus dem Nachbarort Gamleby ermöglichte 1997 mit einer Spende den Bau des 18 m hohen Aussichtsturms, der einen weiten Blick auf Västervik und die vorgelagerten Schären eröffnet.
M/S Tjust und M/S Loftahammar starten am Skärgårdsterminalen von Västervik und in Loftahammar mehrmals täglich zu Rundfahrten durch die Inselwelt (www.tjustskargardsbatar.se). Die Boote steuern u. a. Lysingsbadet an, ein Freizeitzentrum mit Campingplatz, Ferienhütten, Strände, Wasserrutsche und Golfplatz.
Ein weiteres beliebtes Ziel ist Schloss Gränsö. Rund um das hiesige elegante Schlosshotel und -restaurant erstreckt sich hier ein Naturreservat mit einem ca. 12 km langen Wanderweg und geschützten Badeplätzen wie Bondbacken und Sandviken. Ausflügler zieht es außerdem zu den vier Kunsthandwerker-Ateliers des Gränsö Design-Center. Neben einer Schmiede, Keramik- und Töpferwerkstatt gehört dazu die Kerzenzieherei Gränsö Slott, in der die typisch skandinavischen Zweigkerzen noch per Hand gefertigt werden.
Lysingbadet: Mitte Juni – Mitte Aug. tgl. 9 – 20 Uhr
Gränsö Slott: www.swedishcandles.com
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Richtig nostalgisch ist Gamleby mit seinem malerischen Marktplatz Gamla Torget. Historische Schiffe wie die mächtigen Segler »Linnea« und »Vega« werden auf dem Trånskeppsvarvet instand gesetzt. Die mächtigen roten Granitklippen des Garpedansberget haben seit Jahrtausenden die Menschen fasziniert und sind Ursprung vieler Sagen, besonders über den Riesen Garpe. Auf dem Garpedansberget hat der örtliche Künstler Jan Pol Skulpturen der Trolle, Elfen und Nymphen aufgestellt, die der Riese zum Tanz eingeladen hat.
Zwischen Västervik und Gamleby liegt direkt an der E 22 die Ziegelei Almviks Tegelbruk. Vom 17. Jh. an bis 1971 stellte diese Ziegel her – wie, das verrät heute ein Museum im einstigen Trockenschuppen.
Juli Mo. – Fr., So., Aug. nur So. 13 – 17 Uhr | Eintritt: 40 SEK
Der im 17. Jh. entstandene Weiler Lunds By, rund 10 km südwestlich gelegen, lohnt sich wegen seiner Architektur: Acht alte Herrenhäuser gruppieren sich hier um einen rechteckigen Marktplatz. Kindern und anderen Astrid-Lindgren-Fans kommt die Szenerie vielleicht vertraut vor: Teile von »Wir Kinder aus Bullerbü« wurden hier verfilmt.
Auch in Stensjö, etwa 10 km nördlich von Oskarshamn, sind die Uhren scheinbar stehen geblieben. Der Weiler inmitten dichter Wälder präsentiert sich als ein typisches småländisches Dorf aus der Zeit um 1900. Da viele kleine Felder rings um Stensjö mit dicken Felsbrocken übersät sind, war es damals kaum möglich, sie mit großen Maschinen zu bewirtschaften. So wurde die Landwirtschaft allmählich unrentabel und das Dorf verfiel, bis die Wissenschaftsakademie es zu einem ökologischen Musterbetrieb umwandelte, in dem heute nach alter Väter und Mütter Sitte gewirtschaftet wird. Besucher können auf verschiedenen Wanderwegen die Umgebung erkunden.
In der Hafen- und Industriestadt Oskarshamn wurde der spätere Leibarzt von Königin Viktoria und Schriftsteller Axel Munthe (1857 bis 1949) geboren, dessen »Buch von San Michele« (1929), in dem sich Autobiografisches und Fiktion verbinden, ein Welterfolg wurde. Im Kulturhus an der Hantverksgatan 18 – 20 sind das Seefahrtsmuseum sowie eine Sammlung mit Skulpturen des im nahen Döderhult geborenen Bildhauers Axel Petersson (1868 – 1925) untergebracht.
Unvergesslich und ein absolutes Muss – große wie kleine Kinder, aber auch jung gebliebene Erwachsene werden in Vimmerby, gut 50 km landeinwärts, leuchtende Augen bekommen. Im Freizeitpark Astrid Lindgrens Welt hat man viele Details aus den Romanen der berühmten schwedischen Kindbuchautorin nachgebaut, wie die Villa Kunterbunt, die Krachmacherstraße, Bullerbü und das Katthult von Michel, der in Schweden übrigens nicht Michel, sondern Emil heißt. Mit großem Aufwand wurde der Bereich, der sich mit Ronja Räubertochter beschäftigt, zum 30. »Geburtstag« des Welterfolgs 2011 um das Zehnfache erweitert: Viel Hightech macht die Mattisburg, den Höllenschlund oder die Wolfsschlucht zu einem Multimedia-Spektakel. Souvenirläden, Spielplatz und ein buntes Veranstaltungsprogramm für den Nachwuchs gehören natürlich auch dazu.
Juni – Aug. tgl. 10 – 18, ab Mitte Mai bis 17 Uhr
Karte für 1/2/3 Tage: Nebensaison 270/380/445 SEK,
Hauptsaison 410/580/660 SEK | www.alv.se
Schon seit Generationen träumen Kinder von Pippi Langstrumpfs Limonadenbaum, an dem sogar Schokolade wächst – aber nur donnerstags. Hier die gute Nachricht: Es gibt ihn wirklich. Er steht auf dem Gelände des Pfarrhofs von Näs, auf dem Astrid Lindgren ihre Kindheit erlebte (Baedeker Wissen >>>). Limonade spendet die uralte hohle Ulme, auf der schon die kleine Astrid geklettert ist, freilich nur in der Fantasie. Doch dieser hilft sicher das zum 100. Geburtstag der Autorin 2007 eröffnete Museum in unmittelbarer Nachbarschaft des Pfarrhofs auf die Sprünge. Groß und Klein tauchen hier in die Welt Lindgrens ein, unterstützt von Audioguides, die es in Versionen für Erwachsene und Kinder gibt. Das schwedenrote Geburtshaus Lindgrends kann nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Im Sommer gibt es auf dem Hof auch einen Kunst- und Handwerksladen.
Mitte Juni – Mitte Sept. tgl. 10 – 18, Mai – Mitte Juni tgl. 11 – 16, April und Mitte Sept – Mitte Dez. Mi. – So. 11 – 16 Uhr | Eintritt: 100 SEK, Führung 95 SEK | http://www.astridlindgrensnas.se
Wer sich noch weiter auf die Spuren der Bücher von Astrid Lindgren begeben will, wird ringsum rasch fündig: Auf den drei kleinen Höfen Sevedstorp in Pelarne, 8 km südwestlich von Vimmerby, wuchs Astrids Vater Samuel August auf. Hier fand sie die Ideen für ihre »Kinder aus Bullerbü«, die hier auch verfilmt wurden. Das Katthult von »Michel aus Lönneberga« heißt in Wirklichkeit Gibberyd und liegt rund 25 km nordwestlich von Vimmerby. Sogar der Tischlerschuppen ist zu sehen, in den Michel allzu oft eingesperrt wurde, wenn er Unfug gemacht hatte, und in dem er seine zahlreichen Männchen schnitzte. Im »Katthultsboden« kann man Michels Requisiten, Keramik und Kunsthandwerk kaufen (www.katthult.se). Am besten besorgt man sich in Vimmerby einen detaillierten Plan von den Schauplätzen der Verfilmungen.
Wie Schweden im 19. Jh. aussah, und zwar in etwa so, wie Nils Holgersson es vom Gänserücken aus der Luft gesehen haben mag, zeigt das »Lille Landet«, knapp 20 km nördlich von Vimmerby in Gullringen. Auf 60 000 m² stehen hier typische Gebäude aus jeder Provinz im Maßstab 1 : 3.
Ende Juni – Ende Aug. tgl. 10 – 18 Uhr | Eintritt: 150 SEK (inkl. aller Aktivitäten wie Hochseilgarten, Minigolf etc.) | www.nilspark.se
Einige Wanderwege durchziehen den nahen, schon 1927 eingerichteten Nationalpark Norra Kvill, ein 27 ha großer, fast unberührter Urwald. Manche seiner Bäume sind mehr als 350 Jahre alt. Südlich des Nationalparks steht bei Södra Kvill die tausendjährige Eiche »Rumskulla Eken«; mit einem Stammumfang von mehr als 14 m ist sie die größte Eiche des Landes.
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Im Lauf ihres langen Lebens hat Astrid Lindgren (1907 – 2002) mehr als 50 wundervolle Kinderbücher geschrieben. Die »Mutter« von Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga und Kalle Blomquist setzte sich auch immer wieder für eine gerechtere Welt vor allem für Kinder ein.
Ohne ein kleines, krankes Mädchen gäbe es nicht die berühmten Kinderklassiker aus Schweden. »Erzähl mir von Pippi Langstrumpf«, hatte Karin ihre Mutter Astrid Lindgren 1941 gebeten, als sie mit einer Lungenentzündung im Bett lag. »Pippi wer?« Der Name war der Kleinen just eingefallen und so ließ die Mutter ihrer Fantasie freien Lauf, erzählte von einem neunjährigen Mädchen mit roten Zöpfen, Sommersprossen und unglaublichen Kräften, das allein mit dem Affen Herrn Nilsson und dem Pferd Kleiner Onkel in der Villa Kunterbunt lebte.
© Interfoto
Die Geschichten wären wohl heute vergessen – ein schrecklicher Gedanke! –, hätte sich Astrid Lindgren im Winter 1944 nicht ihren Knöchel verstaucht. »Ich musste liegen und hatte nichts zu tun. Was tut man da? Schreibt vielleicht ein Buch ...« Nachdem ihr Roman von der vorwitzigen Seemannstochter zunächst vom Verlagshaus Albert Bonniers Förlag abgelehnt wurde, gewann Sie damit einen Wettbewerb für das beste Mädchenbuch, den »Rabén & Sjögren« 1945 ausgeschrieben hatte. Noch im gleichen Jahr erschienen die ersten Abenteuer von Pippi – zwei weitere Bücher folgten. 1949 kam ihr Erstlingswerk auch in Deutschland auf den Markt, wo ihre Bücher bis heute vom Oetinger-Verlag verlegt werden. Die kleine Heldin mit dem höchst unkonventionellen Leben ist bis heute der Star unter Lindgrens vielen liebenswerten Figuren: Weltweit wurde Pippi Langstrumpf bislang in rund 60 Sprachen übersetzt, über 145 Mio. Mal verkauft und mit Inger Nilsson höchst erfolgreich verfilmt. Die Streifen sind auch heute noch sehenswert.
Pippis erbsengrüne Pillen gegen das Erwachsenwerden hätte Astrid Lindgren wohl gerne selber geschluckt, um ihre glückliche Kindheit zu verlängern, nach der sie sich zeitlebens zurücksehnte. Mit drei Geschwistern wuchs Astrid Anna Emilia Ericsson auf einem Bauernhof in Näs bei Vimmerby auf. »Zweierlei hatten wir, das unsere Kindheit zu dem gemacht hat, was sie gewesen ist: Geborgenheit und Freiheit«, erinnerte sich die Autorin später. Beim Schreiben versuchte sie wieder in diese Welt einzutauchen. Nach der Schulzeit folgten schwierige Jahre. Während ihres Volontariats bei der Lokalzeitung von Vimmerby wurde sie mit 18 Jahren schwanger, weigerte sich aber, den Vater und Herausgeber der Zeitung zu heiraten. Ihren Sohn Lars brachte sie 1926 in Kopenhagen zur Welt, denn nur dort wurden Meldungen über Geburten nicht offiziell weitergegeben. Lars kam in eine Pflegefamilie. Lindgren ging nach Stockholm, macht eine Sekretärinnenausbildung und lernte Sture Lindgren kennen. Sie heirateten 1931, holten Lars zu sich und bezogen eine Wohnung im Stockholmer Vasaviertel. 1934 wurde Tochter Karin geboren, die später die Bücher der Mutter übersetzte. 1941 zog die Familie in die Dalagatan 46, wo Astrid Lindgren bis zu ihrem Tod blieb.
Von 1944 bis 1993, bevor Lindgren wegen Augenproblemen mit dem Schreiben aufhören musste, entstanden mehr als 50 Geschichten über starke, eigensinnige Kinder, die die Erwachsenenwelt auf den Kopf stellen. Der Nachwuchs war begeistert, die Pädagogen entsetzt. Die freche Pippi ist ein schlechtes Vorbild, meinte man in Frankreich, und zensierte 1951 den Band. Erst 1955 genehmigte die Grande Nation die ursprüngliche Fassung. »Wenn ich schrieb«, erzählte Lindgren, »war ich für alle Sorgen unerreichbar.« Und davon gab es einige: Ihr Mann, ihr Bruder, ihr Sohn starben. Der Tod ist auch Thema in ihrem Buch »Die Brüder Löwenherz«. 1993 vollendete Lindgren mit »Wie gut, dass es Weihnachtsferien gibt, sagte Madita« ihr letztes Kinderbuch.
Auch politisch war Lindgren aktiv. Sie hielt Reden gegen Ausländerhass und setzte sich für den Tierschutz ein. Als 1976 die schwedische Steuergesetzgebung von ihr als Autorin 102 % an Abgaben forderte, schrieb sie das Steuermärchen »Pomperipossa in Monismanien« und sorgte maßgeblich dafür, dass die schwedischen Sozialdemokraten nach 40-jähriger Amtszeit abgewählt wurden. Für »ihren Sinn für Gerechtigkeit, Gewaltfreiheit, Verständnis für Minderheiten und auch für ihre Liebe zur Natur«, erhielt Astrid Lindgren 1994 in Stockholm den Alternativen Nobelpreis. Der Literaturnobelpreis blieb ihr jedoch versagt. 1996 benannte die Russische Akademie den neu entdeckten Asteroiden Nr. 3204 nach ihr, 1997 wurde sie als Schwedin des Jahres ausgezeichnet. Mit einem Augenzwinkern bedankte sie sich beim Publikum: »Ihr verleiht den Preis an eine Person, die uralt, halb blind, halb taub und total verrückt ist. Wir müssen aufpassen, dass sich das nicht rumspricht.« Infos unter www.astrid-lindgren.de
Landschaft: Västergötland, Östergötland, Närke und Småland
So weit wie ein Meer dehnt sich der Vättersee unter dem schwedischen Himmel aus. Ob man über den See schippert, durch das mittelalterliche Vadstena bummelt oder das Reich von Zündholzkönig Ivar Kreuger in Jönköping bestaunt, die Gegend um den Vättern verspricht jede Menge Eindrücke.
Kristallklarer See
Rund um den zweitgrößten See des Landes und auf seinen Inseln stehen herrliche Schlösser und Burgen. An seinem Süd- und Ostufer liegen quirlige Städtchen, am Westufer dominieren waldreiche Landschaften. Doch wo auch immer Sie den Vättern mit dem Auto, dem Kanu, dem Fahrrad oder auf Schusters Rappen erkunden – überall zieht sein kristallklares Wasser bewundernde Blick auf sich. Das wundert nicht, wird der See doch durch Quellen unter der Wasseroberfläche sowie klaren Bergbächen gespeist, was ihn zu einem riesigen Trinkwasser-Reservoir macht. Rund 500 000 Menschen in Västergötland beziehen ihr Wasser aus dem See. Dessen Namen stammt übrigens vom altschwedischen »vætur«, was schlicht Gewässer bedeutet.
Die größte Stadt am See hat ein zwiespältiges Verhältnis zum Feuer. Mehrfach wurde das 1284 von Magnus Ladulås mit Stadtrechten ausgestattete Jönköping (130 000 Einw.) von verheerenden Stadtbränden heimgesucht. Später dann machten Zündhölzer die Stadt an der Südspitze des Vättern in aller Welt bekannt: Von 1844 bis 1970 wurden hier die sogenannten Schwedenhölzer produziert, Sicherheitsstreichhölzer, die sich nicht mehr selbst entzünden können. Neben dem Bahnhof auf dem einstigen Werksgelände der Streichholzfabrik wird im Zündholzmuseum alles Wissenswerte über deren Geschichte geboten. Eine Arbeiterwohnung zeigt den harten Alltag der Fabrikarbeiter, die in ihren beengten Wohnungen Streichholzkästchen in Heimarbeit herstellten. Im Zimmer des Schmelzmeisters wird erklärt, wie die Zutaten für den Streichholzkopf gemischt wurden. Der Museumsshop hält eine interessante Auswahl an Streichholzkästchen bereit. Auf dem Gelände befinden sich außerdem ein Radiomuseum mit Exponaten vom Tonträger Edisons bis zur modernen CD und ein Kulturhaus mit nettem Café.
Tändsticksmuseet: Juni – Aug. Mo. – Fr. 10 – 17, Sa., So. bis 15,
sonst Di. – So. 11 – 15 Uhr | Eintritt: März – Okt. 50 SEK,
Nov. – Feb. frei | www.matchmuseum.se
Von Hjo fährt ein über 100 Jahre altes Dampfboot zur Insel Visingsö.
Tausende von Blasmusikern treffen sich zu Pfingsten in Jönköping zum dreitägigen Blasmusikfestival: Bigbands, Brass-Ensembles, Saxofonquartette, Militärorchester und Solisten (www.smot.se/blasmusik). Im Februar wird in Gränna mit dem Andrée Memorial Meet Skandinaviens größtes Ballonfahrtevent ausgetragen und am 11. Juli gedenkt man der Andrée-Expedition mit Ballonaufstiegen (http://jkpg.com/sv/granna/).
Mitte Juni kommen bis zu 15 000 Radfahrer nach Motala, um am Jedermannrennen rund um den Vättersee teilzunehmen. Die Runde geht über 300 km und muss am Stück absolviert werden. Allerdings gibt es auch die halbe Runde (Halvvattern) und eine 100-km-Strecke nur für Frauen. Frühzeitige Anmeldung ist erforderlich.
Zartes Rentierfilet und weiße Mousse au Chocolat zählen zu den Spezialitäten des urigen Kellerrestaurants.
Für viele das beste Fischrestaurant in der Umgebung. Da die Fischerei in der Familie Haglund eine lange Tradition besitzt, haben sie ihrem Restaurant mit den Backsteinwänden und dunkelbraunen Holztischen den spanischen Namen für Fischer verpasst. Auf der Karte stehen Fischgerichte in allen Preislagen. Günstig ist das Mittagsmenü von 11.30 – 14 Uhr.
Gegrillter Saibling mit Pfifferlingen oder in Portwein geschmortes Elchfilet gibt es im ehemaligen Lagerhaus am Göta-Kanal bei Matthias Lagerqvist. Übernachten kann man gleich nebenan in Idas Skepparehus mit sieben bezaubernden Zimmern in maritimem Ambiente.
Prachtvoller Bau von 1860 mitten in der Stadt mit Blick auf den Vättern. Französisch inspirierte Gerichte werden in der Brasserie Le Trottoir serviert, Fassbier und edle Whiskys gibt’s im Bishop’s Arms Pub. Entspannung verspricht das Hudoteket Day Spa.
Östlich von Motala am Boren-See lädt direkt am Göta-Kanal das charmante Göta Hotell mit zwölf romantischen Zimmern und einer bodenständigen Küche zum Aufenthalt ein. Das rot-weiße Holzhaus von 1908 liefert ein Fotomotiv, wie es für Schweden typischer nicht sein könnte. Von der Terrasse blickt man auf die Schiffe, die behäbig über den Kanal schippern (Abb >>>).
Rund um den Hovrättstorget zwischen Vättersee, Munksjön und Rocksjön sind noch einige Gebäude aus früheren Zeiten erhalten, darunter das denkmalgeschützte Landgericht Göta Hovrätt, erbaut 1639 bis 1655, das stattliche Grand Hotel aus dem 19. Jh. und der aus dem späten 17. Jh. stammende Renaissancebau des alten Rathauses.
Südlich am Dag Hammarskjölds Plats zeigt das Landesmuseum Werke der klassischen Moderne von Bror Hjorth, Vera Nilsson und Ivan Ivansson. Ins Land der Fantasie entführen die Trollbilder von John Bauer, der 1882 in Jönköping geboren wurde. 2010 eröffnete im Arkivhuset die große Ausstellung über die Geschichte Jönköpings vom 13. Jh. bis heute.
Juni – Aug. Mo. – Fr. 10 – 17, Sa., So. 11 – 15 Uhr,
sonst Di. – Fr. 10 – 19, Mi. bis 21, Sa., So. 11 – 15 Uhr | Eintritt frei
© Getty Images: Christer Fredriksson
Noch weiter westlich erstreckt sich der Stadtpark mit Blick auf den Vättersee. Hier gibt es ein Vogelmuseum mit rund 1500 präparierten Falken, Spechten, Löffelenten, Ringdrosseln, Papageitauchern, Störchen und anderen Vögeln, die im 18. Jh. ausgestopft wurden. Das Freilichtmuseum im Stadtpark umfasst zehn Gebäude.
Vogelmuseum: Mai – Aug. tgl. 11 – 17 Uhr | Eintritt frei
Freilichtmuseum: Juni – Aug. tgl. 11 – 17 Uhr
Der Markenname Husqvarna – bis 1906 schrieb sich auch der gleichnamige Ort mit einem Q – stand einst für Jagdwaffen, Motorsägen und Nähmaschinen, heute vor allem für Geräte zur Garten- und Waldpflege. Das Husqvarna Fabriksmuseum, Hakarpsvägen 1, veranschaulicht immerhin 380 Jahre Industriegeschichte: Das Unternehmen wurde 1689 gegründet. Erstes Produkt war eine Muskete.
Mai – Sept. Mo. – Fr. 10 – 17, Sa., So. 12 – 16, sonst Mo. – Fr. 10 – 15, Sa., So. 12 – 16 Uhr | Eintritt: 70 SEK | www.husqvarnamuseum.se
Folgt man der E 4 nordwärts am Ufer des Vättern, passiert man rechts die große Holzplastik des »Jätten Vist« genannten Trolls. Südlich von Jönköping über die E 4 geht es zur weiten, ungezähmten Wildnis der Moorlandschaft im Nationalpark Store Mosse. Im Naturzentrum können Besucher die am Kävsjön-See brütenden Kraniche, Kanadagänse und Singschwäne beobachten.
Rund 15 km nordwestlich von Jönköping lohnt sich ein Abstecher ins Dörfchen Habo. Die dreischiffige Holzkirche wurde 1680 umgebaut; von dem mittelalterlichen Gotteshaus ist noch der Taufstein erhalten. Wände und Decken der großen, mit roten Schindeln verkleideten Holzkirche sind 1741 – 1743 lückenlos mit farbenprächtigen Bibelmotiven bemalt worden.
Sommer tgl. 9 – 18, sonst So. – Fr. 10 – 16 Uhr
Das reizende Städtchen liegt am Südostufer des Vättern am Fuß des steilen Grännabergs. Seine Gründung geht auf Graf Per Brahe zurück. Er ließ 1652 die nach ihm benannte Hauptstraße so anlegen, dass er sie vom heute nur als Ruine erhaltenen Schloss Brahehus gut überblicken konnte. Die später barockisierte Kirche aus dem 12. Jh. am Fuß des Bergs wurde nach einem Brand 1895 wieder errichtet. Eine Hauptmannsunterkunft, eine Soldatenkate und die Hütte eines Papiermachers gehören zum Grännaberget-Freilichtmuseum auf dem Berg.
Berühmtester Sohn Grännas ist der tollkühne Polarforschers Salomon August Andrée, der 1897 zusammen mit zwei Begleitern in einem Heißluftballon den Nordpol überqueren wollte. Das Unternehmen scheiterte – erst im August 1930 fand die Besatzung des norwegischen Schiffs »Braatvaag« auf Vitö das letzte Lager der Polarexpedition, die sterblichen Überreste der Besatzung und einen Teil der Ausrüstung. Das 2002 erweiterte Andrée Expeditionen Museum im Grenna Museum an der Brahegatan zeigt, was von dem wagemutigen Unternehmen übrig blieb. Das Polarcenter beschäftigt sich mit historischen und modernen Expeditionen in die Arktis und Antarktis. Jenseits der Straße steht übrigens Andrées Geburtshaus.
Die Knäckebrödsbageri Fiket in der Brahegatan 43 stellt noch Knäckebrot nach altem Rezept her, probieren ist erlaubt – und sehr zu empfehlen (www.fiket.se).
Grenna Museum: tgl. 10 – 16, Mitte Mai – Aug. bis 18 Uhr
Eintritt 70 SEK | www.grennamuseum.se
© DuMont Bildarchiv/Michael Riehle
Mit dem Schiff kommt man in 20 Minuten von Gränna nach Visingsö. Prähistorische Gräberfelder belegen eine frühe Besiedlung. Die Familie Brahe errichtete im 17. Jh. Visingborgs Slott, einst eines der prachtvollsten Schlösser des Landes, aber seit dem Brand von 1718 nur noch Ruine.
Von Gränna folgt man der E 4 nach Norden bis hinter Ödeshög und biegt dann links nach Rök ab. Allein schon um die wundervolle Aussicht zu genießen, lohnt sich der Abstecher zum Rökstenen, dem gewaltigen Runenstein unter einem Pyramidendach vor der Kirche. Der Block ist mit 700 Runenzeichen bedeckt, in denen so mancher Philologe das erste Gedicht Schwedens zu erkennen glaubt. Sicher ist jedenfalls, dass der Wikingerhäuptling Varin im 9. Jh. den Stein zum Gedenken an seinen verstorbenen Sohn Värmod aufstellen ließ.
Nördlich von Rök breitet sich der teils versumpfte Tåkern-See aus, an dem die Zugvögel auf ihrem Weg nach Norden Halt machen. Viele Vögel brüten im Röhricht am See, auch Akka und die Schar ihrer Wildgänse aus Selma Lagerlöfs Roman »Nils Holgersson« legten hier eine Rast ein. Ornithologen finden in diesem Naturreservat gute Beobachtungsmöglichkeiten.
Seine Entstehung verdankt Vadstena der heiligen Birgitta (1302 bis 1373, 1391 heilig gesprochen). Sie war zunächst Haushofmeisterin bei König Magnus II., mit dem sie verwandt war, und dessen Gemahlin Blanche von Namur. 1344 wurde sie Witwe und zog sich in ein Kloster zurück, wo ihr eine Offenbarung zuteil wurde und sie 1346 den Kungsgård als Klosterstiftung erhielt. Die Erlaubnis zur Gründung des Klosters erhielt sie 1370. Das Kloster selber wurde allerdings erst sechs Jahre nach ihrem Tod fertiggestellt, erste Äbtissin war Birgittas Tochter Katharina. Aus Vadstena entwickelte sich rasch ein wichtiger Wallfahrtsort, 1400 erhielt es Stadtrechte. Im Jahr 1999 wurde Birgitta von Schweden zusammen mit Katharina von Siena und Edith Stein zur Patronin Europas ernannt.
Auf der Strandpromenade erreicht man nordwestlich das Birgittakloster und die 1430 geweihte gotische Klosterkirche. Die dreischiffige Hallenkirche wird nach der Farbe des blaugrauen Steins Blåkyrkan genannt. Bemerkenswert ist auch die farbige Fassung der Gewölberippen. Der Birgitta-Flügelaltar, eine Lübecker Arbeit aus dem 15. Jh. ist der größte Schatz; links davon befindet sich das 1331 gefertigte Reliquiar der Heiligen, die im Mittelteil dargestellt ist.
Verwinkelte Gassen und alte Häuser machen Vadstena zu einem Schmuckstück am Vättersee. Unmittelbar am Hafen steht das 1545 von Gustav Wasa begonnene Wasserschloss mit gedrungenen Ecktürmen, das später zu einem eleganten Renaissanceschloss umgebaut wurde. Im Sommer hat das Touristenbüro hier seinen Sitz und der Burghof wird für Opern und Theateraufführungen genutzt.
Führungen auf Deutsch oder Englisch im Sommer um 13 und 14 Uhr www.sfv.se
Das schon im 14. Jh. als Thingplatz erwähnte Motala liegt am Göta-Kanal, der hier den Vättern mit dem Boren-See verbindet. Die Geschichte der Stadt ist eng mit der Person von Baltzar Graf von Platen verbunden, dem Erbauer des Göta-Kanals, der auch einen Teil des Stadtbebauungsplans erstellt hat. Sein Grab liegt beim Kanal am Rand des Sportparks. Zwischen den Schleusen von Borenshult und Motalas Gasthafen im Vättern sind in zwei Pavillons an der Varvsgatan Bildtafeln zum Bau und der Technik des Göta-Kanals zu sehen (Baedeker Wissen >>>). Sie zeigen u. a., wie die Arbeiter den Kanal aushoben und wie es damals in einem Schleusenwärterhäuschen aussah.
Juni – Aug. tgl. 11 – 17 Uhr | Eintritt: 20 SEK (Bezahlung im nebenan gelegenen Café Mallboden)
An die motorsportliche Tradition der Stadt erinnert das Motormuseum in einem großen roten Lagerhaus am Hafen. Gezeigt werden exzellent restaurierte Oldtimerautos und -motorräder sowie historische Radios, Kameras und Spielzeug.
Mo. – Sa. 8 – 21, So. 10 – 16 Uhr | www.motormuseum.se
Beim Sportpark überquert eine Brücke den Göta-Kanal und den parallel dazu verlaufenden Motala Ström. Am jenseitigen Ufer erhebt sich das Schloss Charlottenborg aus dem 17. Jh. mit dem Motala-Museum. Hauptattraktion sind hier die Holzschnitzereien der Künstlerin Sophia Isberg.
Di. – Fr., So. 13 – 16 Uhr, Juni/Aug. ab 11 Uhr | Eintritt frei | www.motalamuseum.com
Ein kleiner Hafen, Holzhäuser und Kopfsteinpflastergassen: Askersund an der Nordspitze des Vättern wird oft links liegen gelassen und ist doch ein Idyll, gerade richtig zum Entspannen. Ein spätbarockes Rathaus schmückt den Marktplatz.
Der kleine Tiveden-Nationalpark zwischen Vättersee und Unden besteht aus einer wild zerklüfteten Felsenlandschaft, die von Kiefernurwald bedeckt ist. Von der Straße Nr. 49 zweigt bei Granvik die Zufahrt zum Park ab und endet an einem Parkplatz mit Infohäuschen. Von hier kann man auf einem 5 km langen, markierten Wanderweg den urwüchsigen Tiveden-Wald erkunden.
Auf landschaftlich wunderschöner Strecke folgt die Straße Nr. 49 dem Westufer des Vättern bis Karlsborg, wo der Göta-Kanal in den See eintritt. Die weitläufige Festung, zwischen 1819 und 1909 auf einer in den Vättersee ragenden Landspitze angelegt, war bereits bei ihrer Fertigstellung völlig veraltet. Seit 1928 diente sie als Lager, Kaserne, Fuhrpark und im Zweiten Weltkrieg sogar als schwedisches Fort Knox, als Depot für die Goldreserven. Heute findet sich hier ein wehrtechnisches Museum. In die Südwestmauer ist die Garnisonskirche mit einem gewaltigen Kandelaber aus 276 Bajonetten integriert.
Im Schutz der Festungsmauer liegt der kleine Ort mit schönen Villen und Wohnhäusern aus dem späten 19. Jh., Kramladen und einer nostalgischen Telefonzelle.
Landschaft: Småland | Provinz: Kronoberg Län
Einwohnerzahl: 83 700 | Höhe: 160 m ü. d. M.
Die kleine Universitätsstadt inmitten der Seen- und Waldlandschaft Smålands ist das Tor zum Glasreich. In 15 Hütten zwischen Växjö und Nybro entstehen einzigartige und in bunten Farben schillernde Objekte aus Glas, die weltweit gefragt sind. Wer ein Faible für Glas hat, kann die Glasbläserinnen und Glasbläser besuchen und ihnen bei der Arbeit zuschauen.
Vorsicht, zerbrechlich!
Am Hof König Gustav Wasas war es gute Sitte, Gelage mit Scherben zu beenden. Nur war es leider immer sündhaft teures venezianisches Glas, das dabei zu Bruch ging. Aus Geldmangel soll der König schließlich auf die Idee gekommen sein, statt ständig kostbare Gläser zu importieren, kurzerhand Glasbläser nach Schweden zu holen. Vielleicht wollte er aber auch dem Rest von Europa beweisen, dass die »unzivilisierten« Nordmänner mehr als nur die Kriegskunst beherrschten. Schließlich war Glas damals Ausdruck von größtem Luxus. Wie dem auch sei, während der Herrschaft Gustav Wasas entstand das Glasriket, das Glasreich, wie das schwedische Zentrum der Glasherstellung in der historischen Provinz Småland genannt wird. Mit den riesigen Wäldern, die Brennholz in Hülle und Fülle lieferten, und dem Quarzsand auf dem Grund des Seen bot und bietet die hiesige Landschaft beste Voraussetzungen für die Glasbläserei. Und so liegen bis heute mehrere internationale renommierte Glasmanufakturen in den Wäldern Smålands versteckt.
In Växjö (gesprochen »Wäckschö«) steht alles im Zeichen des Glases. Es gibt sogar eine Glasstraße, die Glasgatan, in der die berühmtesten Designer aus dem Glasreich Kunstwerke hinterlassen haben. Dominiert wird das Stadtzentrum vom Dom aus dem 12. Jh., der innen – wie sollte es anders sein – mit reichlich Glas ausgestattet ist. Der außergewöhnliche, 6 m hohe Glasaltar aus dem Jahr 1959 stammt von Glaskünstler Jan Brazda, den Altarschrein hat der Kosta-Boda-Designer Bertil Vallien 2002 geschaffen. Das Chorfenster, der originelle Kerzenhalter in Form eines Baumes, dessen Blätter aus buntem Glas bestehen sowie weitere Glasskulpturen stammen ebenfalls von Künstlern aus einer der Hütten des Glasreiches.
tgl. 9 – 17 Uhr
Im zum Dom angrenzenden Linné-Park steht das alte Karolinische Gymnasium, zu dessen Schülern Carl von Linné >>> gehörte, der 1707 in Stenbrohult außerhalb von Växjö geboren wurde (Interessante Menschen). Der Kräutergarten geht auf eine Anregung des berühmten Botanikers zurück, zudem gibt es eine Kakteenzucht.
Vom Linnéparken aus unterquert man die Eisenbahnlinie und kommt rechter Hand zum Auswandererhaus. Es widmet sich den zahlreichen Emigranten, die zwischen 1850 und 1930 nach Amerika ausgewandert sind. Die Ausstellung »Drömmen öm Amerika« (Der Traum von Amerika) setzt sich mit den sozialen Verhältnissen jener Zeit auseinander und analysiert, warum fast 200 000 Menschen die schwedische Heimat verließen.
Di. – Fr. 10 – 17, Sa./So. bis 16 Uhr, Juni – Aug. tgl. 10 – 17 Uhr | Eintritt: 90 SEK, bis 19 Jahre frei | www.kulturparkensmaland.se
Die ideale Einstimmung für eine Fahrt durch das Glasreich. Es funkelt und glitzert im schwedischen Glasmuseum. Dieses zeigt eine repräsentative Sammlung schwedischen Glases aus fünf Jahrhunderten, aber auch die Werke von Glaskünstlern aus über 30 Ländern. Anhand von mehreren Hundert Werkzeugen lässt sich die Entwicklung der Glasherstellung nachvollziehen. Im ebenfalls hier beheimateten Smålands Museum wird außerdem die småländische Kulturgeschichte, Archäologie, Waldwirtschaft und landwirtschaftliche Entwicklung dokumentiert.
Juni – Aug. tgl. 10 – 17, sonst Di. – Fr. 10 – 17, Sa., So. 11 – 16 Uhr
Eintritt: 90 SEK, bis 19 Jahre frei | www.kulturparkensmaland.se
Weltklasse-Sommelier und edles Ambiente. 2010 vom White Guide als eines der zehn besten Restaurants Schwedens eingestuft, mit exklusiven, von der Natur Smålands inspirierten Menüs.
Mittags stillt ein Buffet mit Hausmannskost schnell den Hunger, abends wird ausgiebig à la carte gespeist. Tipp: das Fisch-Gratin mit Shrimps und Hummer.
Mehr als 100 t Glas wurden beim Umbau der Nobelherberge verbaut: Das Frühstücksbuffet wird auf glitzerndem Kristall serviert, der gläserne Boden des Swimmingpools präsentiert Glaskunst und in der Glasbar sorgen lichtdurchflutete, wellenförmige Wände für farbig funkelnde Prismen auf der kobaltblauen Theke. An bekannte schwedische Glasdesigner erinnern die Namen der ebenfalls mit gläsernen Kunstwerken ausgestatteten Zimmer (Abb >>>).
Nachdem Ende des 17. Jh.s auch die Küstenprovinzen Halland und Schonen schwedisch geworden waren, büßte das Schloss Kronoberg seine strategische Bedeutung ein und verfiel allmählich zu der fotogenen Ruine, die es heute ist. Knapp 5 km nördlich vom Zentrum thront sie auf einer kleinen Insel im Helgasjön. Im 14. Jh. errichtet, war die Festung zunächst Bischofsresidenz und ab Mitte des 16. Jh.s Königsgut.
Der weite Weg lohnt sich: Gut 70 km nordöstlich von Växjö zeigt das ursprüngliche Bergwerk Kleva Gruva bei Holsbybrunn, östlich von Vetlanda, wie mühselig der Abbau der Bodenschätze einst war.
Mitte Juni – Anf. Aug. tgl. 11 – 16/18 Uhr | Eintritt: 100 SEK,
mit Führung zzgl. 40 SEK, Führungen auf Deutsch: 11.30 und
13.30 Uhr | www.klevagruva.com
Auf halbem Weg zwischen Växjö und Nybro kann man sich in der Handpappersbruk von Lessebo die jahrhundertealte Tradition der Papierherstellung erklären lassen und handgeschöpftes Papier kaufen. 2009 erhielt die Lessbo Mill für ihr ausgezeichnetes Papier den VIDA Paper Design Award.
Führungen nach Voranmeldung: Tel. 0478 4 76 91
Die typische südschwedische Seenlandschaft des weit verzweigten Åsnen soll den Nationalpark-Status bekommen. Das fischreiche Gewässer mit seinen unzähligen Inseln und Buchten ist ein beliebtes Erholungsgebiet für Aktivurlauber und ein wichtiger Rast- und Brutort für Enten, Gänse, Schwäne und viele andere Vögel. Außerordentlich selten ist der rund 250 Jahre alte Buchenbestand auf der Halbinsel Bjurkärr, die weit in den Åsnen hineinreicht: In diesen Urwald hat der Mensch kaum eingegriffen. Auch die Inseln des Sees sind unbewohnt und nahezu unberührt. Am Åsnen haben ca. 40 Fischadlerpaare ihre Horste und ziehen dort in den Sommermonaten ihren Nachwuchs auf. Im Winter kommen auch Seeadler an das Gewässer.
Aktivurlaubern hat auch das rund 15 ha große, privat betriebene Schutzgebiet Getnö Gård einiges zu bieten. So können Sie u. a. eine einwöchige Kanusafari durch die Inselwelt unternehmen. Eine vollständige Kanuausrüstung sowie Übernachtungsgutscheine für die Kanu-Campingplätze entlang der Wasserwanderroute sind im Preis inbegriffen (www.getnogard.se).
Landschaft: Skåne (Schonen) | Provinz: Skåne Län
Einwohnerzahl: 28 500 | Höhe: Meereshöhe
Mit über 300 alten Fachwerkhäusern besitzt Ystad einen der schönsten Stadtkerne Südschwedens. Die Atmosphäre mit verwinkelten Hinterhöfen und windschiefen Häuschen inspirierte Henning Mankell zu seinen Wallander-Krimis. Nach der Spurensuche locken 40 km feinster Sandstrand.
Fachwerkdyll an der Ostseeküste
Kaum eine andere Stadt Nordeuropas besitzt ein so vollständig erhaltenes Stadtbild wie Ystad. In den mehr als 300 Fachwerkhäusern haben sich heute kleine Boutiquen, Cafés und Restaurants eingenistet. Pastellfarbene mittelalterliche Häuser säumen sonnige Marktplätze und Gassen, in denen es beschaulich zugeht. Doch die Idylle trügt! Zumindest wenn man den Krimiromanen von Henning Mankell Glauben schenkt, der hier seinen Kommissar >>> Wallander auf Verbrecherjagd gehen lässt. Aber zum Glück sind die Geschichten reine Fiktion, Führungen auf seinen Spuren längst eine Topattraktion in dem Städtchen. Und so können Sie ganz beruhigt und sorgenlos das schwedische Dolce Vita am südlichsten Zipfel des Landes genießen.
Im Mittelalter war Ystad ein Zentrum des Heringsfangs. Lange Zeit dänisch, kam es erst 1658 an Schweden. Eine Blütezeit setzte mit der napoleonischen Kontinentalsperre 1806 – 1814 ein, denn der Handel mit Schmuggelware brachte den Bürgern in kürzester Zeit hohe Gewinne.
Schauen Sie am Elis Nilssons Väg 8 doch einmal in Wallanders Polizeirevier vorbei! Die Ausstellung des Museums der Ystad-Filmstudios gewährt unterhaltsame Einblicke in die Filmproduktion vom Drehbuch bis zu fliegenden Menschen oder solchen, die unsichtbar werden. Nicht nur die Wallander-Filme wurden in den Studios gedreht, auch Teile der dänisch-schwedischen Erfolgsproduktion »Die Brücke«.
Mitte Mai – Mitte Sept. tgl. 10 – 17 Uhr | Eintritt: 60 SEK
Vom Kloster zum Spital, zur Schnapsbrennerei, zu Müllkippe, zum Abrissobjekt und schließlich zum Stadtmuseum: Der 1267 nördlich vom Marktplatz begonnene Franziskanerkonvent Gråbrödraklostret hat eine ausgesprochen bewegte Geschichte hinter sich. Mitte des 15. Jh.s wurde der vierflügelige Bau fertiggestellt, Nord- und Westflügel nach der Reformation abgerissen. 1909 wurde das Kloster grundsaniert, 1967 erneut restauriert. Heute zeigt hier ein Museum Stoffe, Silberwaren und Sonderausstellungen. In der säkularisierten St.-Petri-Kirche aus dem 13. Jh. sind mehr als 80 Taufsteine aus dem 14. bis 18. Jh. zu sehen.
Die Klostergärten sind ein herrlicher Platz für ein ausgedehntes Picknick. Hier reihen sich Kräuter- an Kohlbeete, wachsen uralte Obstbäume, leuchtend rote Geranien und herrlich duftende Rosensorten. Ein Erlebnis ist die Pfingstrosenblüte im späten Frühjahr.
Juni – Aug. Mo. – Fr. 12 – 17, Sa., So. bis 16 Uhr, Sept. – Mai
Mo. geschl. | Eintritt: 50 SEK | www.klostret.ystad.se
Das Touristenbüro erteilt auch Auskünfte zu den Henning-Mankell-Touren im Juli und August. In einem roten Feuerwehrwagen wandeln Sie auf Kurt Wallanders Spuren und müssen den Mörder entlarven.
Zwischen dem Stortorget mit Wochenmarkt (Mo. – Sa. 8 – 16.30 Uhr) und dem Österporttorg (Kirmes und Flohmärkte) verläuft die autofreie Flaniermeile Stora Östergatan.
Mitte Aug. treffen sich drei Tage lang die besten Militär-Musikkorps der Welt zu gemeinsamen Paraden und Konzerten auf dem Stortorget.
Die ringförmigen Spettkaka (»Spießkuchen«), die man in fast jeder Konditorei Schonens sieht, ähneln Baumkuchen. Das sehr kalorienhaltige und knusprige Gebäck wird auf rotierenden, kegelförmigen Metallspießen Lage für Lage über offenem Feuer eher getrocknet als gebacken und erhält zum Abschluss eine feine Zuckerglasur.
Minibrauerei und Steakhaus. Das »Ysta Färsköl« wird in Kupferkesseln mitten im Lokal gebraut. Und wo immer es passt, kommt in die Speisen ein kräftiger Schluck Bier.
Für die Stiftung »Sveriges bästa bord« ist die Traditionsbäckerei einfach die beste in Schweden. Sie fabriziert neben Hochzeitstorten selbst gemachte Marmeladen, Knäckebrot, Essig und aromatisierte Salze.
Am alten Apothekergarten gibt es eine gute, bodenständige Küche. Der selbst gemachte Apfelkuchen wird im Sommer auch im Freien serviert.
Das familiengeführte Hotel liegt mitten in Ystad. Gespeist wird im Fachwerkbau (17. Jh.) mit eigener Brauerei.
Annika und Bradley bieten helle Zimmer, Garten und ein tolles Frühstück. Ihr Haus liegt zehn Gehminuten von Stadtzentrum und Strand entfernt.
Das Alte Rathaus am Stortorget wurde über einem Keller mit Kreuzgewölben aus dem 14. Jh. errichtet, wo man heute im Restaurang Store Thor tafeln kann. Am großen Markt steht auch die Marienkirche. Ihre geschweifte kupferne Haube aus dem 16. Jh. ist ein Wahrzeichen Ystads. Vom Turm erschallt seit 1250 jede Nacht das Kupferhorn des Turmwächters. Zwischen 21.15 und 1 Uhr nachts tönt sein dumpfer Ton alle 15 Minuten über die Stadt und verkündet, dass alles in Ordnung ist. Im 14. Jh. wurde ein Turm angefügt, der später bei einem Sturm einstürzte und Teile des Kirchenschiffs zerstörte. Der dänische König Frederik III. förderte den Wiederaufbau. Besondere Beachtung verdient die Barockkanzel von 1620.
Die Latinskolan neben der Marienkirche gilt als die älteste erhaltene Schule in Skandinavien. Seit dem späten 15. Jh. wird dort unterrichtet.
An der Ecke von Stora Östergatan und Pilgränd steht das auf 1480 datierte Pilgrändshus, angeblich Skandinaviens ältester erhaltener Fachwerkbau. Der gegenüberliegende Aspelinska Gården von 1778 war einst im Besitz einer betuchten Goldschmiedfamilie. Etwas abseits umfasst der Per Hälsas Gård mehrere Gebäude aus dem 17. bis 19. Jahrhundert.
Südöstlich vom Stortorget lebte einst die Richterstochter Charlotte Berlins. Vor ihrem Tod 1916 vermachte sie ihr herrschaftlich eingerichtetes Bürgerhaus der Stadt, die es als Charlotte-Berlins-Museum ganz authentisch erhalten hat. In dem großbürgerlichen Ambiente mit viel Plüsch und rotem Samt wurden Anfang 2007 auch Szenen aus Jan Troells Kommissar-Wallander-Filmen gedreht.
Wenige Schritte weiter südlich zeigt das regionale Konstmuseet eine gute Sammlung von Kunst des 19. und 20. Jh.s aus Schonen und Dänemark und Werke junger Künstler des 21. Jh.s wie Ola Billgren, C. O. Hulten, Ludvig Karsten und John Wipp. Hinzu kommen Gastausstellungen, Fotogalerie, Museumsladen und Café.
Charlotte-Berlins-Museum: Nach Mittsommer bis 10. Sept. tgl. 11 – 16 Uhr | Eintritt: 50 SEK
Konstmuseet: Di. – Fr. 12 – 17, Sa./So. bis 16 Uhr | Eintritt: 50 SEK (im Winter frei) | www.konstmuseet.ystad.se
Im Osten von Ystad wurden zu Beginn des 19. Jh.s zum Schutz gegen Flugsand Bäume angepflanzt. Heute ist der Sandwald ein Naherholungsgebiet mit beliebten Badestränden, die sich bis Nybrostrand hinziehen und meist von kleinen Dünen begrenzt sind.
© DuMont Bildarchiv/Olaf Meinhardt
Das Strandvergnügen beginnt bereits mitten in der Stadt – zwischen der Marina und dem Wohngebiet Gjuteriet. Östlich von Ystad beginnt beim Sandskogen Strand ein 40 km langes, feinkörnig weißes Band, zu dessen schönsten Badeplätzen Sandhammaren gehört. FKK-Fans sind im Hagestad-Naturreservat und westlich von Nybrostrand willkommen. Öja Mosse ist eine nahezu verlandete Lagune, in der zahlreiche Orchideenarten wachsen. Enten, Wat- und Raubvögel haben hier ihren Rastplatz. Ein Schaugarten mit 138-jähriger Tradition ist Åbergs Trädgård am Karlhemsvägen mit 2000 Pflanzenarten und nettem Café. Im Sommer stehen Vorträge auf dem Programm (www.abergsgarden.nu). Im Öja Slottspark werden jeden Sommer Rock- und Popkonzerte mit internationalen Stars veranstaltet.
Westlich von Ystad wirbt das kleine Örtchen Svarte mit dem landesweit kürzesten Abstand zwischen Bahnhof und Badestrand.
Im Künstlerdorf Valleberga, 17 km östlich von Ystad, ist die letzte Rundkirche (12. Jh.) von Schonen erhalten. Sie besitzt den gleichen Grundriss wie die Rundkirchen auf der dänischen Insel Bornholm, da sie früher zum selben Stift gehörten. Chor und Langhaus wurden in späterer Zeit angebaut. Besondere Beachtung verdient der romanische Taufstein der Valleberga-Kirche, gefertigt vermutlich um 1260 von einem unbekannten gotländischen Steinmetzmeister, dem man den Notnamen »Magister Maiestatis« gab.
Schwedens berühmteste Schiffsetzung wetteifert mit der wunderbaren Aussicht an der Steilküste. Aus 59 bis zu 2 t schweren Steinblöcken haben – wahrscheinlich – Wikinger einen etwa 67 m langen und 19 m breiten Schiffsgrundriss gebildet. Einige der Monolithen wurden aus bis zu 30 km Entfernung herangewuchtet – eine Arbeit, die die Schöpfer der Schiffssetzung wohl im Winter erledigten, um die Kolosse übers Eis ziehen zu können. Bis heute wirft die meistbesuchte Attraktion im äußersten Süden Schwedens Rätsel auf. Vermutlich aber sind die Ales Stenar viel mehr als nur ein Wikingergrab, da man mit den Steinen auch die Tage des Sonnenjahrs und die Stunden des Tages bestimmen kann. Die Ales Stenar befinden sich südöstlich von Ystad, nahe dem kleinen Fischerdorf Kåseberga.
»PAX« – »Friede«, so steht es auf dem Altarstein des Meditationsplatzes. Frieden zu schaffen war das große Ziel des früheren UN-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld (Interessante Menschen), der 1961 bei einem Flugzeugunglück unter nach wie vor nicht ganz geklärten Umständen ums Leben kam. Heute unterhält der Svenska Turistföreningen sein Anwesen: Sein Wohnhaus wurde als Museum eingerichtet, im Gästehaus gibt es preiswerte Unterkünfte. Zum Hof gehören 30 ha Land, die Hammarskjöld einst bewirtschaftete. Der hier angelegte Meditationsplatz wird gerne für Taufen und Trauungen genutzt. Tausende Menschen feiern auf dem Gelände alljährlich das traditionelle Mittsommerfest.
Entspannen, wohlfühlen, runterkommen
Schnappen Sie sich Ihren Freitag und spielen Sie Robinson Crusoe? Auf Djurö, fernab der Zivilisation, sind sie im Handumdrehen der Welt entrückt. So hört sich also Stille an!
Mit uralten Kiefern und gigantischen, mit Moos überwucherten Steinblöcken ist Norra Kvill wahrlich ein Urwald. So einsam wandert man kaum anderswo.
Vogelgezwitscher und das Rauschen des Windes – viel mehr werden Sie in der Steppe des Stora Alvaret auf Öland nicht hören. Im Frühjahr verwandelt diese sich in ein Blütenmeer.
Paddeln Sie in einem Kajak hinaus auf den Vänern und erleben Sie die Weite und Einsamkeit des Sees. Wer sich alleine nicht traut, kann sich auch geführten Touren anschließen. Und wundern Sie sich nicht, wenn Sie unterwegs von einem Elch überholt werden!
Wenn Sie auf dem Gipfel des Stenshuvud stehen, hören Sie nichts als die Brandung der darunter liegenden Ostsee. Belohnt werden Sie für den Aufstieg zudem mit einem herrlichen Blick über den gleichnamigen Nationalpark.
Lang und breit und von Dünen eingerahmt – an dem auch aus Wallander-Filmen bekannten Sandhammaren-Strand findet sich auch im Sommer immer ein ruhiges Plätzchen.
Verlässt man Ystad in nördlicher Richtung auf der Straße Nr. 13, erreicht man noch vor Sjöbo das Snogeholm Slott. Reizvoll auf einer Landzunge im Snogeholmssjön gelegen, war es ursprünglich eine Burg aus dem 15. Jh., die um 1860 im französischen Barockstil umgebaut wurde. 1899 war Kaiser Wilhelm II. auf Besuch hier.
Um 1570 entstand die Renaissanceburg Bjersjöholm, 3 km nordwestlich von Ystad. Im Juli wird hier die Medeltida Ystad gefeiert. Zum Programm des Mittelalterfests gehören Turniere, Auftritte von Gauklern, mittelalterliche Musik und traditionelle Gelage. Außerdem zeigen Bogenschützen, wie gut sie treffen können.
Kunst und Natur verbinden sich jeden Sommer im Park von Marvinsholm Slott, 11 km nordwestlich von Ystad. Als Carl von Linné am 26. Juni 1749 das Anwesen besuchte, lobte er den Garten, wo»prächtige Hainbuchenhecken, Linden, Pfirsiche, Aprikosen, Quitten und Iris bulbosa in Überfluss wuchsen.« Marsvinsholm wurde von 1644 bis 1648 erbaut, sein jetziges Aussehen erhielt das Backsteinschloss 1856 bis 1857. Der Garten ist heute ein Park und jeden Sommer vom 27. Juni bis 23. August Bühne für eine Skulpturenausstellung mit internationaler Beteiligung. Auf der Freilichtbühne spielt die Ystads Stående Teatersällskap klassische Komödien und moderne Volksstücke.
Freilichttheater: Tickets Tel. 0411 6 00 15
Auf Krageholm Slott, 12 km nordwestlich von Ystad, residierte in den 1670er-Jahren der einflussreiche Jörgen Krabbe. Als er zu mächtig wurde, ließ Karl XI. ihn wegen »ungebührlichen Umgangs mit den Dänen« anklagen und hinrichten. Seine heutige Gestalt erhielt Schloss Krageholm um 1720; die Schlosskirche entstand im Barockstil.
Besichtigung nach Voranmeldung unter Tel. 0411 57 76 81,
Park ganzjährig geöffnet.
Zum Besitz von Krabbe gehörte auch das Högestad Slott (Schloss Högestad), 20 km nordöstlich von Ystad. Nach dem Tod ihres Mannes ließ seine Witwe Jytte Thott dort ein ganzes Zimmer in Schwarz einrichten. Es soll dort spuken, behauptet der Volksmund, und man könne die verzweifelte Witwe in schwarzen Kleidern über den Schlosshof eilen und in den Schlossgemächern herumirren sehen. 1801 wurde auf Gut Högestad der schwedische Zoologe Carl Jakob Sundevall geboren. In seinem bekanntesten Werk »Svenska foglarne« beschrieb er mehr als 200 schwedische Vogelarten. Heute ist das Schloss Privatbesitz.