Kapitel 7

Direkte Kontakte mit Narzissten

IN DIESEM KAPITEL

  • Mit narzisstischen Nachbarn auskommen
  • Umgang mit narzisstischen Freunden
  • Narzisstische Menschen am Arbeitsplatz
  • Narzisstische Vorgesetzte ertragen

Narzissten gibt es überall: zu Hause, in der Nachbarschaft und am Arbeitsplatz. Vielleicht haben Sie einen narzisstischen Nachbarn, der Ihnen das Gefühl vermittelt, in Ihrem eigenen Zuhause nicht sicher zu sein. Oder Sie sind mit einem Narzissten befreundet, der Sie ständig ausnutzt. Sie haben am Arbeitsplatz vielleicht mit einem Narzissten zu tun, der mit Täuschung und Gaslighting arbeitet. Oder Sie haben einen narzisstischen Chef, der Ihnen das Leben zur Hölle macht.

In diesem Kapitel geht es um die Beziehungen zu Narzissten in Ihrem weiteren Umfeld. Diese Narzissten haben die gleichen Eigenschaften wie diejenigen, denen man in engen Beziehungen begegnet. Sie fühlen sich privilegiert, überlegen, haben kein Einfühlungsvermögen und versuchen, andere zu kontrollieren. Wenn sie bedroht werden, neigen sie dazu, aufbrausend und wütend zu reagieren. Mitunter eskalieren diese Begegnungen und arten in gefährliche Situationen aus.

Mit narzisstischen Nachbarn leben

Wenn Ihre Nachbarschaft einen Auftritt in den sozialen Medien hat, lesen Sie vielleicht immer mal wieder Beiträge mit Beschwerden. Diese Klagen können völlig legitim sein, beispielsweise über zu viel Lärm, Grenzverletzungen, gefährliches Autofahren, nicht angeleinte Hunde oder wucherndes Unkraut.

Bei narzisstischen Nachbarn können allerdings bereits alltägliche Irritationen narzisstische Wutanfälle auslösen. Ein narzisstischer Nachbar macht unter Umständen schon bei belanglosen Kleinigkeiten aus einer Mücke einen Elefanten, etwa über den Standort von Mülltonnen oder die Länge des Grases. Die Beschwerden werden maßlos übertrieben und in den sozialen Medien angeprangert oder sogar beim Ordnungsamt gemeldet.

Auf Warnzeichen achten

Natürlich können Sie bei Ihrem Nachbarn keinen Narzissmus diagnostizieren. Aber es gibt ein paar Warnzeichen, auf die Sie achten können:

  • Übermäßiger und beständiger Ärger wegen Kleinigkeiten
  • Ständige Nörgelei
  • Versuche, alle Aktivitäten in der Nachbarschaft zu kontrollieren
  • Anspruch auf besondere Privilegien und Aufmerksamkeit
  • Häufige Belästigung anderer Nachbarn
  • Gefühle der Überlegenheit und Besserwisserei

Das folgende Beispiel von Markus, einem Narzissten, und seinem Nachbarn Norbert vermittelt einen ersten Eindruck.

Markus glaubt, dass er ein Recht auf einen Parkplatz vor seinem Haus hat. Er hat eine Garage und eine Einfahrt, aber er hält diesen Platz gerne frei, falls er Besuch bekommt.

Markus wohnt an einer öffentlichen Straße, in der es keine Parkbeschränkungen gibt. In der Familie seines Nachbarn Norbert gibt es drei Fahrer und drei Autos. Sie parken gelegentlich vor Markus‘ Haus, wenn kein anderer Parkplatz frei ist. Als Markus sieht, dass eines von Norberts Autos auf den Platz vor seinem Haus fährt, geht er nach draußen und schreit Norberts Sohn an, dass er dort nicht parken darf. Norberts Sohn nickt nur kurz und parkt um den Block herum.

Norbert erklärt seinem Sohn, dass er auf der Straße parken kann, wo immer er will, auch vor Markus‘ Haus, weil das Parken dort nicht eingeschränkt ist. Beim nächsten Mal parkt Norbert absichtlich vor Markus Haus. Als Norbert am nächsten Morgen zu seinem Auto geht, bemerkt er einen langen, schmalen Kratzer auf der Beifahrerseite seines Wagens. Er klingelt bei Markus, aber der sagt, dass er nichts von der Schramme wisse. Er erinnert Norbert daran, dass das sein Parkplatz ist, was Norbert aber mit dem Hinweis auf die nicht vorhandenen Parkbeschränkungen in der Straße bestreitet. Markus wird laut und droht mit rechtlichen Schritten.

Norbert ist verwirrt über das Verhalten seines Nachbarn. Er weiß, dass es sich um eine öffentliche Straße handelt und das Parken, außer vor Einfahrten, in keiner Weise eingeschränkt ist. Das nächste Mal, als jemand aus Norberts Familie an dieser Stelle parkt, ist die Frontscheibe des Autos mit Kot verschmiert.

Markus zeigt deutliche Anzeichen eines Narzissten: Er reklamiert Sonderrechte für sich, hat kein Einfühlungsvermögen und wird wütend, weil er keine Kontrolle über die öffentliche Straße vor seinem Haus hat.

Nachbarn wie Markus können den Bewohnern des Viertels das Leben schwer machen. Narzissten in der Nachbarschaft explodieren manchmal in gewalttätigen Wutausbrüchen und beeinträchtigen möglicherweise die Sicherheit und psychische Gesundheit ihrer Nachbarn.

Tür an Tür wohnen

Vorsicht ist auch geboten, wenn ein unmittelbarer Nachbar Sie ins Visier nimmt. Ein narzisstischer Nachbar kann Ihnen das Leben in Ihren eigenen vier Wänden zur Hölle machen.

Normalerweise können narzisstische Nachbarn, wie andere Narzissten auch, zunächst charmant und sympathisch sein. Vielleicht passieren kleine Dinge, die unbedeutend erscheinen, bis die Belästigung zunimmt. Das folgende Beispiel spiegelt dieses Muster wider.

Anna und ihre Familie kaufen ein Haus in einer Nachbarschaft mit großen Grundstücken. Am Umzugstag werden sie von freundlichen Leuten empfangen, darunter auch ihr Nachbar Oskar. Die meisten Leute in der Nachbarschaft haben kleine Gartenbereiche hinter dem Haus und lassen den Rest des Grundstücks, wie er ist.

Anna beauftragt einen Gärtner, das Unkraut um ihr Haus herum zu beseitigen. Einer der Mitarbeiter klopft an die Tür und erzählt ihr, dass ihr Nachbar Oskar sehr wütend wäre, weil sie versehentlich Unkraut auf seinem Grundstück entfernt hätten.

Später am Nachmittag kommt Oskar vorbei und fordert Anna auf, ihre Arbeiter von seinem Grundstück fernzuhalten. Anna entschuldigt sich und bittet Oskar auf eine Tasse Tee herein. Doch der dreht sich brüsk weg und geht, ohne auf Annas Einladung einzugehen.

Im ersten Jahr in ihrem Haus haben Anna und ihre Familie einen Springbrunnen und mehrere Vogelfutterhäuschen auf dem Grundstück aufgestellt. Eines Tages, als sie in ihrem Garten arbeitet, bemerkt Anna, dass Oskar auf seinem Dach Vogelspikes anbringt, damit sich dort keine Vögel niederlassen. Dabei schimpft er lauthals vor sich hin, dass manche Leute Vögel füttern und dadurch noch mehr davon in die Nachbarschaft bringen. Er fuchtelt mit den Händen über seinem Kopf herum und schreit die Vögel an, sie sollten sich verdammt noch mal von seinem Haus fernhalten.

Anna bemüht sich, Oskar nach diesem Vorfall aus dem Weg zu gehen, bleibt aber freundlich und winkt ihm zu, wenn sie sich begegnen. Im nächsten Sommer adoptiert sie einen Hund. Weil der Hund viel bellt, lässt Anna einen Trainer mehrere Monate lang mit ihm arbeiten. Mit der Zeit kann Anna den Hund ohne größere Probleme in der Nachbarschaft spazieren führen. Der Hund springt auf andere Hunde zu und bellt sie an, wenn er an der Leine ist, aber im Großen und Ganzen benimmt er sich.

Als sie eines Tages spazieren geht, begegnet ihr Oskar mit einem Hund, den er offenbar erst kurze Zeit hat. Oskars Hund bellt Annas Hund an, der das Bellen erwidert. Oskar beginnt daraufhin, Anna und ihren Hund wüst zu beschimpfen. Fassungslos über seine Vulgarität und Wut geht Anna weg.

Von da an versucht Anna, Oskar aus dem Weg zu gehen, wenn sie mit ihrem Hund Gassi geht. Eines Tages trifft sie jedoch versehentlich auf ihn. Er hat einen Besenstiel in der Hand und schwingt ihn hoch in die Luft, als sie auf der anderen Straßenseite vorbeigeht. Oskar stachelt Annas Hund an, der daraufhin an der Leine zieht und bellt. Oskar murmelt Obszönitäten vor sich hin.

Oskar ist wahrscheinlich ein böswilliger Narzisst. Er hat kein Einfühlungsvermögen und fühlt sich anderen überlegen. Seine Rechte dürfen niemals infrage gestellt werden und er versucht, seinen Standpunkt mit Einschüchterungen durchzusetzen. Anna sollte bei ihren Kontakten mit Oskar vorsichtig sein. Er hat offensichtlich eine aggressive Ader. Weitere Informationen über böswilligen Narzissmus finden Sie in den Kapiteln 2 und 11.

Mit narzisstischen Herausforderungen umgehen

Wenn Ihr Nachbar ein Narzisst ist, nutzen Sie Ihr Wissen über Narzissmus, um sich zu wehren. Denken Sie zunächst daran, dass eine narzisstische Person immer nach Aufmerksamkeit sucht. Versuchen Sie, die Person so weit wie möglich zu ignorieren und sich von ihr fernzuhalten. Ist das jedoch nicht möglich, sollten Sie die folgenden Tipps erwägen:

  • Zaubern Sie ein Mona-Lisa-Lächeln auf Ihr Gesicht. Bleiben Sie freundlich und höflich, um möglichst keinen Anlass für narzisstische Kapriolen zu bieten. Natürlich sollten nicht zulassen, dass jemand auf Ihnen herumtrampelt. Narzissten sehnen sich in der Regel nach dramatischen Auftritten, für die Sie ihnen keine Bühne bieten sollten.
  • Nehmen Sie möglichst nichts persönlich. Dazu gehört auch, freundlich zu sein. Es ist leichter, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn Sie wissen, dass die narzisstische Person, mit der Sie es zu tun haben, wahrscheinlich jeden Nachbarn auf die gleiche Weise behandelt.
  • Geben Sie keine persönlichen Informationen preis. Narzissten können sehr freundlich wirken und viele persönliche Fragen stellen, die sie besorgt erscheinen lassen. Seien Sie vorsichtig – diese Informationen werden möglicherweise gegen Sie verwendet. Schützen Sie Ihre Privatsphäre.
  • Dokumentieren Sie alle Vorfälle. Hoffentlich brauchen Sie diese Notizen nicht, aber man weiß nie, wie weit ein narzisstischer Nachbar gehen könnte. Tragen Sie Notizen in Ihren Kalender ein, damit Sie im Falle einer Eskalation Aufzeichnungen über frühere Vorfälle haben, wenn Sie beispielsweise Behörden gegenüber Aussagen machen müssen.
  • Überprüfen Sie die Sicherheit Ihres Hauses. Es ist ein trauriger Beleg für den Zustand unserer Gesellschaft, aber immer mehr Menschen entscheiden sich für Sicherheitskameras als Möglichkeit, die Vorgänge rund um ihr Haus zu überwachen. Sicherheitstüren ermöglichen es Ihnen, an die Tür zu gehen, ohne jemanden hereinzulassen. Unter Umständen sollten Sie auch ein Alarmsystem nutzen.
  • Beenden Sie bei Übergriffen jeglichen Kontakt und jede Kommunikation. Das geht einen Schritt weiter als das bloße Ignorieren des Übeltäters. Möglicherweise ist es notwendig, eine Textnachricht, einen Brief oder eine E-Mail zu schreiben und Ihrem Nachbarn höflich mitzuteilen, dass Sie keine weitere Kommunikation wünschen. Verzichten Sie auf langatmige Erklärungen. Unterschreiben Sie Ihre Nachricht mit etwas Positivem wie »Ich wünsche Ihnen alles Gute.« Bewahren Sie das Dokument oder eine Kopie davon auf.
  • Melden Sie ernsthafte Drohungen oder illegale Handlungen. Niemand wünscht sich, dass es so weit kommt, aber Nachbarschaftskonflikte sind schon eskaliert und haben zur Zerstörung von Eigentum, zur Misshandlung von Haustieren, zu körperlichen Drohungen, zu Übergriffen und in seltenen Fällen sogar zu Mord geführt. Beantragen Sie ein Kontakt- oder Annäherungsverbot. Selbst wenn die Polizei nicht tätig wird, haben Sie den Konflikt zumindest dokumentiert.

Herausfinden, ob Freunde Narzissten sind

Freunde sind ausgewählte Menschen, mit denen Sie Ihre Interessen, Leidenschaften, Erfolge, Enttäuschungen und Unsicherheiten teilen. Mit wahren Freunden sollten Sie sich rundum wohlfühlen. Vielleicht haben Sie ja befreundete Kollegen, Nachbarn, Bekannte und vor allem enge Freunde.

Wenn man authentisch und ehrlich ist, können enge Freundschaften aufblühen. Enge, tiefe Freundschaften bedeuten Geben und Nehmen, Akzeptanz und Vertrauen. Diese Freundschaften bleiben auch ohne Erwartungen und Anstrengung stabil. Sie bleiben über die Zeit konstant. Tiefe Freundschaften können ein Leben lang halten, Sicherheit vermitteln und Unterstützung bieten.

Als Sie ein Kind waren, haben Sie sich Ihre Freunde wahrscheinlich aus einem umschriebenen Kreis ausgesucht – Kinder aus der Nachbarschaft oder Klassenkameraden. Ihre beste Freundin aus der Grundschule ist vielleicht immer noch Ihre beste Freundin, auch wenn sich Ihre Lebenswege wahrscheinlich unterschiedlich entwickelt haben.

Für Erwachsene ist es schwieriger, enge Freundschaften zu schließen. Angesichts der beruflichen und familiären Verpflichtungen ist es manchmal schwer, sich die Zeit zu nehmen, passende Freunde zu finden. Freundschaften zwischen Erwachsenen brauchen Zeit, um sich zu entwickeln, und das Vertrauen baut sich erst allmählich auf.

Beim Aufbau von Freundschaften unter Erwachsenen wird es vielleicht einige Fehlversuche geben. Es kann passieren, dass Sie auf eine narzisstische Person treffen.

Auf Warnzeichen achten

Narzisstische Freunde fallen anfangs oft gar nicht auf. Sie wirken lustig, interessant und unterhaltsam. Ihre Geschichten amüsieren, ihre weitreichenden Verbindungen in der Gemeinschaft sind beeindruckend, und ihre anfängliche Großzügigkeit ist bewegend. Man fühlt sich ihnen oft nahe und verbunden.

Narzissmus bewegt sich auf einem Kontinuum. Es gibt Menschen, die ein paar narzisstische Züge haben und trotzdem »ganz gute« Freunde sein können. Man versteht sie und verzeiht ihnen. Ihre positiven Eigenschaften gleichen ihre negativen aus. Je narzisstischer eine Person jedoch ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie schnell zu einem schädlichen Freund wird.

Zwischen Freunden entwickelt sich eine weniger intensive Intimität als zwischen Eltern und Kindern oder Liebespartnern. Daher können Anzeichen von Narzissmus unter Freunden oft ignoriert oder leicht verziehen werden. Es ist nicht so wichtig, wenn ein Freund einen wichtigen Tag in Ihrem Leben wie beispielsweise Ihren Geburtstag vergisst. Narzissmus schleicht sich oft in kleiner Dosierung ein, die sich erst mit der Zeit zu einer gefährlichen Überdosis entwickelt. Einige Anzeichen dafür, dass Sie eine Beziehung mit einem narzisstischen Freund haben, sind folgende:

  • Unterhaltungen sind einseitig. Ihre Freundin klatscht gerne über andere, erzählt tolle Geschichten und buhlt um Lob und Aufmerksamkeit. Bei Interaktionen dreht sich alles um sie. Als geschickte Narzisstin wird sie Ihnen ein wenig Aufmerksamkeit schenken, damit sie zu dem übergehen kann, was wirklich zählt: ihre eigene Agenda.
  • Grenzen werden übertreten. Sie vereinbaren etwas mit Ihrem Freund, aber wenn sich etwas Besseres ergibt, wird er im letzten Moment absagen.
  • Narzissten benutzen Sie oder nutzen Ihre Beziehung aus. Narzissten schätzen die Gesellschaft wichtiger Leute. Sie nutzen gerne Ihre Beziehungen zu anderen oder Ihre Fähigkeiten aus, ohne etwas zurückzugeben. Gegenseitigkeit ist für die meisten Narzissten ein Fremdwort.
  • Narzissten erwarten mehr von einer Freundschaft, als für andere zumutbar ist. Sie betrachten Menschen als Objekte, die ihre Bedürfnisse erfüllen. In einer Freundschaft erwarten sie, dass unzumutbare Aufgaben für sie erledigt werden, etwa dass Sie lange auf ihre Kinder aufpassen, ihnen Geld leihen oder sie herumfahren, obwohl sie wissen, dass Sie gerade arbeiten.
  • Sie versprechen zwar, Ihnen zu helfen oder zuzuhören, aber stattdessen benutzen sie Sie für Klatsch und Tratsch. Narzissten wissen gerne Einzelheiten über andere Menschen, damit sie diese Informationen später nutzen oder andere mit Klatsch und Tratsch amüsieren können.
  • Sie beenden eine Freundschaft, wenn sie Sie nicht mehr benötigen. Wenn Sie bei einem Narzissten den Eindruck erwecken, dass Sie kaum noch einen Wert für ihn haben, werden Sie ausrangiert.

Auf sich achtgeben

Obwohl der Schaden, den Narzissten als Freunde oder Freundinnen anrichten, in der Regel nicht so verheerend ist wie eine intime Beziehung zu einem Narzissten, kann die Freundschaft dennoch sehr schmerzhaft sein. Man gerät schnell in den Bann von Narzissten, aber es dauert länger, sich von ihnen zu lösen. Oft empfinden Menschen die Art der Behandlung durch einen Narzissten als sehr verwirrend. Wer sich mit einem Narzissten anfreundet, ist meist zunächst bereit, der betreffenden Person mehrere Chancen zu geben und sich darauf zu beschränken, sie dezent darauf aufmerksam zu machen, dass ihr Verhalten inakzeptabel ist.

Am einfachsten lässt sich eine Beziehung mit einem narzisstischen Freund beenden, indem man sich langsam von ihm löst. Verabreden Sie sich nicht mehr zum Essen, vergessen Sie, Kurznachrichten zu beantworten, und hoffen Sie, dass die Botschaft ankommt.

Manchmal ist es jedoch notwendig, narzisstische Freunde zu konfrontieren. Seien Sie direkt. Sagen Sie der betreffenden Person, wie sehr Sie die Freundschaft schätzen, aber dass einige Aspekte der Beziehung für Sie nicht in Ordnung sind. Leider müssen Sie mit Wut und möglicherweise Vergeltung rechnen. Die ehemalige Freundin wird vielleicht über Sie lästern, Lügen über Sie verbreiten und sogar für immer Groll gegen Sie hegen.

Narzissten mögen es nicht, wenn man sie zurückweist. Nachdem Sie eine Beziehung mit einem narzisstischen Freund beendet haben, kann dieser dieselben Techniken wie ein Intimpartner anwenden, um die Beziehung zu retten. Lesen Sie dazu auch Kapitel 9. Er entschuldigt sich vielleicht oder schmeichelt Ihnen, um Sie wieder einzuwickeln. Wenn Sie darauf eingehen, kann es sein, dass Sie auf grausame Weise zurückgewiesen werden – als bloße Machtdemonstration und aus Rache.

Narzissten am Arbeitsplatz

Wenn Sie eine neue Stelle antreten, ist ein Narzisst vielleicht die erste Person, die Sie begrüßt. Es kann sogar sein, dass sie übermäßig freundlich und großzügig ist, um sich Ihre Unterstützung zu sichern. Hinter der freundlichen Art kann sich der Wunsch verbergen, Sie kennenzulernen und herauszufinden, ob Sie irgendwie nützlich sein könnten. In den ersten Wochen haben Sie vielleicht keine Ahnung, dass Sie mit einer narzisstischen Person zusammenarbeiten. Mit der Zeit werden Sie die Anzeichen jedoch wahrscheinlich erkennen.

Auf Warnzeichen achten

Narzissten am Arbeitsplatz können Sie meist daran erkennen, dass sie

  • Aufmerksamkeit und Bewunderung suchen,
  • ihre eigenen Leistungen übertreiben,
  • sich für besser als andere halten,
  • glauben, dass sie eine besondere Behandlung verdienen,
  • auf den Erfolg anderer neidisch sind,
  • Sitzungen und Gespräche dominieren,
  • die Regeln brechen, um zu bekommen, was sie wollen,
  • mangelndes Einfühlungsvermögen zeigen.

So funktioniert es am Arbeitsplatz

Der beste Haltung gegenüber Narzissten am Arbeitsplatz ist wohlwollende Zurückhaltung. Seien Sie höflich. Zeigen Sie Interesse an dem, was die betreffende Person zu sagen hat, geben Sie kurze Antworten und nicken Sie mit dem Kopf. Halten Sie sich nach Möglichkeit fern. Beschäftigen Sie sich mit Ihrer eigenen Arbeit und verzichten Sie, wenn es geht, auf offene Zurückweisungen.

Wenn Sie wollen, dass ein Narzisst am Arbeitsplatz etwas Bestimmtes tut, versuchen Sie, die Person durch gezielte Fragen dahin zu bringen, dass sie selbst auf die Idee kommen kann. Fragen Sie die Person in den Bereichen um Rat, in dem sie sich für besonders kompetent hält, und loben Sie sie anschließend für ihren großen Sachverstand. Narzissten wollen bei der Arbeit erfolgreich sein und positive Aufmerksamkeit erhalten – nutzen Sie das.

Gaslighting und Klatsch vermeiden

Gaslighting am Arbeitsplatz ist eine Technik, die Narzissten anwenden, um Macht und Kontrolle auszuüben. Sie bringen andere dazu, ihren Realitätssinn am Arbeitsplatz infrage zu stellen, und untergraben damit das Selbstvertrauen der anderen Mitarbeiter.

Narzisstische Mitarbeiter interessieren sich brennend für Informationen, die sich gut für Klatsch und Gerüchte oder Rachefeldzüge eignen. Sie lügen, manipulieren, übertreiben oder machen andere zum Sündenbock. Typische Beispiele für Gaslighting am Arbeitsplatz sind:

  • Verbreitung falscher Gerüchte über die Inkompetenz eines Kollegen
  • Beanspruchung von Anerkennung für die Arbeit anderer
  • Bilden von Cliquen, die einige Kollegen ausschließen
  • Anspruchsverhalten, etwa lange Mittagspausen machen und mit lahmen Ausreden rechtfertigen
  • Andere für die eigene schlechte Leistung verantwortlich machen

Sie machen negative Bemerkungen und leugnen diese anschließend, indem sie vorgeben, sich nicht daran zu erinnern, was gesagt wurde, und behaupten, jemand anderes müsse das gesagt haben, oder dass sie nur einen Scherz gemacht hätten.

Wenn Sie es mit einem narzisstischen Kollegen zu tun haben, sollten Sie niemals persönliche Details preisgeben. Reden Sie nicht über andere Mitarbeiter und beschweren Sie sich nicht über sie. Ein Narzisst wird Ihre Aussagen bei geeigneter Gelegenheit gegen Sie verwenden.

Mögliche Folgen bewältigen

Wenn Sie Probleme am Arbeitsplatz hatten, weil Ihr Kollege ein Narzisst ist, können Sie einige Maßnahmen ergreifen, um Ihre Risiken zu verringern. Sie müssen nicht unbedingt alle der folgenden Tipps anwenden, sondern können die passenden auswählen.

  • Dokumentieren Sie alle Verstöße gegen die Unternehmensrichtlinien. Geben Sie dabei Datum, Uhrzeit und Details an. Vermerken Sie auch unangenehme Vorkommnisse wie Beleidigungen, Verletzungen der persönlichen Grenzen oder unethisches Verhalten. Selbst wenn Sie sich über die Auswirkungen eines bestimmten Vorfalls noch nicht im Klaren sind, halten Sie ihn fest. Manchmal ist es eher das Muster der Ereignisse im Laufe der Zeit als ein bestimmter Vorfall, der narzisstischem Fehlverhalten Bedeutung verleiht. Bewahren Sie die Dokumentation privat und sicher auf.
  • Versuchen Sie, nicht in Situationen zu geraten, in denen Sie einen narzisstischen Kollegen kritisieren oder offen ablehnen müssen. Wenn Sie dennoch negatives Feedback geben müssen, vermitteln Sie es behutsam, indem Sie auch positive Beiträge hervorheben. Denken Sie jedoch daran, dass narzisstische Menschen selbst geringste Kritik nicht gut verkraften und möglicherweise mit Wut oder Rache reagieren.
  • Setzen Sie klare Grenzen und halten Sie sie ein. Bleiben Sie selbstbewusst und ruhig. Verzichten Sie auf verbale Angriffe und erwägen Sie, missbräuchliches Verhalten Ihrem Chef oder der Personalabteilung zu melden. Erwarten Sie davon jedoch nicht unbedingt positive Veränderungen. Doch Sie haben es auf jeden Fall verdient, an Ihrem Arbeitsplatz respektiert zu werden, und sollten sich dafür auch einsetzen.
  • Nehmen Sie die Versuche von Narzissten, Ihnen das Leben schwer zu machen, nicht persönlich. Es geht dabei nicht um Sie, sondern immer nur um die narzisstische Person. Sie sucht nach Bestätigung, Macht und Kontrolle. Wenn sie von Ihnen nicht bekommt, was sie will, wird sie es bei jemand anderem versuchen.
  • Wenn Sie keine Möglichkeit finden, durch Schlichtung, Zusammenarbeit mit Ihrem Chef oder Rücksprache mit der Personalabteilung eine praktikable Lösung auszuhandeln, sollten Sie unbedingt eine andere Beschäftigung in Betracht ziehen. Langfristiger negativer Arbeitsstress wird mit Problemen wie Depression, Angstzuständen und/oder Substanzmissbrauch in Verbindung gebracht.

Einem narzisstischen Chef unterstellt

Narzissten sind häufig in der Chefetage zu finden. Sie haben die Fähigkeit, andere mit ihrem Flair und ihren grandiosen Ideen zu inspirieren und zu motivieren. Narzissten vermitteln ihre Visionen und hinterlassen bei anderen einen positiven Eindruck. Sie sind geborene Selbstdarsteller.

Untersuchungen haben ergeben, dass auffällig viele Menschen mit narzisstischen Zügen in Führungspositionen landen. Denken Sie daran, dass sich Narzissten, vor allem am Anfang, als charmante, charismatische, freundliche und selbstbewusste Menschen präsentieren.

Wenn Sie für jemanden arbeiten, der sich anderen gegenüber demonstrativ überlegen verhält, sich zu einer Sonderbehandlung berechtigt fühlt, Bewunderung sucht, mit seinen Leistungen prahlt und andere für Verluste verantwortlich macht, dann haben Sie möglicherweise einen narzisstischen Vorgesetzten. Die Warnzeichen ähneln denen, die bei narzisstischen Mitarbeitern zu beobachten sind (siehe den vorhergehenden Abschnitt). Denken Sie daran, dass die Bandbreite des Narzissmus von leicht bis krankhaft narzisstisch reicht.

Führungskräfte mit einigen wenigen leicht narzisstischen Zügen können ausgezeichnete Chefs sein. Weisen sie jedoch eine größere Anzahl stärker ausgeprägter narzisstischer Züge auf, ist das Arbeitsumfeld wahrscheinlich schädlich. Je nachdem, wie narzisstisch Ihr Chef ist, können Sie im Arbeitsumfeld emotional belastet sein oder nicht.

Bestimmen, für welchen Typus Sie arbeiten

In Kapitel 2 werden vier Typen von Narzissten beschrieben: grandios, verletzlich, bösartig und gemischt. Wenn Sie diese Typen auf einen Vorgesetzten übertragen, können Sie Folgendes erwarten:

  • Grandios: Dieser Typ neigt als Chef zu lautem, forderndem und herrschsüchtigem Verhalten. Grandiose Chefs wollen die ständige Kontrolle und bestehen darauf, Aufmerksamkeit und unerschütterliche Loyalität zu bekommen. Erfolge führen sie grundsätzlich auf ihre eigene harte Arbeit oder Genialität zurück. An Misserfolgen sind hingegen immer andere schuld. Es fehlt ihnen an Einfühlungsvermögen.
  • Verletzlich: Dieser Typ kann als Chef zunächst zurückhaltend und unsicher wirken, zeigt zugleich aber Arroganz und Eitelkeit. Das Selbstwertgefühl dieser Chefs ist ziemlich zerbrechlich, weshalb sie übermäßig auf Kritik oder Misserfolge reagieren. Sie bringen ihren Narzissmus auch dadurch zum Ausdruck, dass sie sich überheblich oder moralisch überlegen geben.
  • Bösartig: Hüten Sie sich vor Chefs mit bösartigen narzisstischen Zügen. Sie stellen hohe Ansprüche, halten sich für überlegen und haben Freude daran, ihre Mitarbeiter zu hintergehen oder zu missbrauchen. Sie betrachten andere Menschen als Objekte, die sie nach Bedarf benutzen und wegwerfen können. Außerdem haben sie ein schwaches Selbstwertgefühl und reagieren auf vermeintliche Kränkungen oder Kritik mit Wut.
  • Gemischt: Ein narzisstischer Chef mit gemischten Symptomen muss im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Wenn es schlecht läuft, fühlt er sich in seinem Ego bedroht und reagiert wütend auf seine Mitarbeiter, ohne jemals die Verantwortung zu übernehmen. Sein Verhalten ist wenig vorhersehbar – er kann an einem einzigen Tag von Schmeicheleien und Bevorzugung zu Verachtung und Schweigen übergehen.

Wachsam bleiben und Schaden minimieren

Wenn Sie für einen Narzissten arbeiten, finden Sie hier einige Strategien, mit denen Sie sich vor Missbrauch oder Belästigung schützen können. Sie können nicht darauf vertrauen, dass Ihr Chef fair handelt.

  • Nehmen Sie das Verhalten Ihres Chefs nicht persönlich. Narzisstische Chefs interessieren sich nur für sich selbst. Sie wollen nichts von Ihnen außer Applaus (und ja, Sie können sie bei Laune halten – siehe den folgenden Abschnitt »Kühlen Kopf bewahren«). Es kann sein, dass Sie zu Unrecht beschuldigt werden und das Opfer wütender Ausbrüche werden. Und glauben Sie bloß nicht, dass Sie für Ihre Kompetenz geschätzt werden. Es geht dem narzisstischen Chef nicht um Sie. Ignorieren Sie die Attacken, wenn möglich, und machen Sie einfach Ihre Arbeit, falls das Verhalten nicht zu belastend ist.
  • Dokumentieren Sie Ihre tägliche Arbeit. Führen Sie eine Akte darüber, was Sie jeden Tag tun. Ich weiß, das klingt mühsam, aber Sie brauchen eine Aufzeichnung Ihrer Leistungen, falls es zu Konflikten kommt. Das Dokumentieren sollte zu einer täglichen Aufgabe werden, die Sie am Ende eines jeden Tages erledigen. Machen Sie sich den ganzen Tag über Notizen, damit Sie sich besser erinnern können. Wenn Ihr Chef kommt und fragt, warum Sie so lange gebraucht haben, um etwas zu erledigen, können Sie Ihre Akte hervorholen und antworten.
  • Halten Sie sich aus dem Büroklatsch heraus. Wer liebt nicht ein bisschen Büroklatsch, auch gerne mal hinter vorgehaltener Hand? Halten Sie sich nicht länger am Kaffeeautomaten auf als nötig. Veröffentlichen Sie nichts Negatives über Ihren Chef auf internen oder externen Foren oder in sozialen Medien. Denken Sie daran, dass Narzissten aggressiv und rachsüchtig sein können. Klatsch und Gerüchte können in einem vergifteten Arbeitsumfeld zu Macht- und Kontrollzwecken eingesetzt werden. Ihr narzisstischer Chef sammelt Informationen für zukünftige Konfrontationen. Er hat vielleicht einen Maulwurf, der potenzielle »schmutzige Wäsche« sammelt. Lächeln Sie und gehen Sie Klatsch und Tratsch aus dem Weg.
  • Dokumentieren Sie Grenzüberschreitungen. Narzisstische Vorgesetzte erwarten womöglich, dass alle Mitarbeiter so lange arbeiten wie sie selbst, dass sie am Wochenende Arbeit mit nach Hause nehmen oder dass sie auch zu Hause jederzeit auf Kurznachrichten antworten. Legen Sie Ihre Grenzen fest und halten Sie sie ein. Dokumentieren Sie außerdem Belästigungen, Grausamkeiten, ethische Verstöße oder überzogene Erwartungen. Was Sie mit diesen Informationen anfangen, hängt von vielen Faktoren ab, beispielsweise davon, ob Ihr Chef einen Vorgesetzten hat und ob Ihr Unternehmen über eine gut funktionierende Personalabteilung verfügt. Außerdem können Sie dieses Dokument nutzen, um zu entscheiden, ob Sie in Ihrer Situation bleiben oder sie verlassen wollen.
  • Konzentrieren Sie sich auf die Arbeit. Manche Arbeitsumgebungen fördern die enge Zusammenarbeit und Freundschaften im Büro. Wenn Sie einen narzisstischen Chef haben, rate ich Ihnen, sich zurückzuhalten. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Arbeit und halten Sie sich aus möglicherweise schädlichen Verbindungen mit anderen heraus. Alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden. Versuchen Sie, innerhalb des Unternehmens Kontakte zu knüpfen, um an einem Projekt mit verschiedenen Führungskräften mitzuarbeiten, damit andere, einschließlich des Vorgesetzten Ihres Chefs, Ihre Arbeit beurteilen können. Finden Sie Ihre Freunde außerhalb der Arbeit.
  • Vermeiden Sie Konflikte. Die meisten Narzissten sehnen sich nach Aufregung. Nichts macht ihnen mehr Spaß, als einen Streit zu beobachten. Lassen Sie sich nicht auf Konflikte ein, weder mit Kollegen noch mit Ihrem Vorgesetzten. Am Ende werden Sie verlieren, selbst wenn Sie mit Ihrem Standpunkt richtig liegen. Dies ist nicht der richtige Ort, um Kämpfe zu gewinnen. Legen Sie Ihr Ego beiseite und prüfen Sie, ob es sinnvoller ist nachzugeben.
  • Handeln Sie mit Selbstvertrauen. Machen Sie sich Ihren Wert bewusst. Sie bekommen vielleicht keine Bestätigung von Ihrem Chef, aber Sie wissen, dass Sie gute Arbeit leisten. Lassen Sie sich von Ihrem narzisstischen Chef nicht unter Druck setzen. Seien Sie stolz und davon überzeugt, dass Sie einen wertvollen Beitrag leisten.

Wenn Sie mit einer Situation konfrontiert werden, in der Ihr Vorgesetzter unethisch oder illegal handelt, entscheiden Sie, wie weit Sie gehen wollen. Narzissten können verführerisch beruhigend sein und äußerst glaubhaft versichern, dass alles in Ordnung ist. Denken Sie daran, dass Narzissten, wenn sie erwischt werden, anderen die Schuld geben werden, auch Ihnen. Vergegenwärtigen Sie sich Ihre moralischen Grenzen und halten Sie sie ein. Halten Sie Ihren Lebenslauf auf dem neuesten Stand und ziehen Sie in Erwägung, eine andere Stelle zu suchen.

Diese Maßnahmen und Verhaltensweisen sind nicht immer leicht umzusetzen, insbesondere wenn Sie Probleme mit Ihrem Selbstwertgefühl haben oder in der Vergangenheit missbraucht wurden. Wenn Sie sich in einer Arbeitssituation befinden, die Gefühle der Verzweiflung oder Erinnerungen an frühere Misshandlungen wieder aufleben lässt, sollten Sie sich psychologisch beraten lassen.

Kühlen Kopf bewahren

Vielleicht haben Sie Ihren Traumjob ergattert. Oder Ihre Stelle macht sich gut in Ihrem Lebenslauf. Sie wollen, dass es klappt, trotz der Herausforderungen, die das Arbeiten für einen narzisstischen Chef mit sich bringt. Sie glauben, dass Sie das nötige Selbstvertrauen haben und robust genug sind, um es zu schaffen. Um mit einem Narzissten zurechtzukommen, muss man gelegentlich auch selbst manipulieren. Okay, vielleicht können Sie überleben. Wenn das Ihr Ziel ist, sollten Sie die Vorschläge in diesem Abschnitt berücksichtigen.

Einige der folgenden Ratschläge mögen den Anschein erwecken, als würde ich eine Kapitulation empfehlen, die an Selbstverleugnung grenzt. Das ist nicht meine Absicht. Die folgenden Tipps sind nur für den kurzfristigen Einsatz gedacht und sollen Ihnen helfen, eine Zeit lang mit einem unangenehmen Arbeitsumfeld zurechtzukommen. Es geht nicht darum sich anzubiedern – es geht ums Überleben. Machen Sie sich klar, dass Narzissten sich nicht ändern werden. Was bei nicht narzisstischen Menschen funktioniert, läuft bei Narzissten ins Leere. Wenn die Übergriffe zunehmen und niemand den Narzissten bremst, ist es an der Zeit, sich einen anderen Job zu suchen.

  • Loben und bestärken Sie Ihren Chef bei jeder Gelegenheit. Nutzen Sie jede Gelegenheit, um Ihrem Chef Komplimente zu machen. Sagen Sie, dass die Sitzung, an der Sie gerade teilgenommen haben, großartig war, auch wenn Ihr Chef das Gespräch an sich gerissen hat. Machen Sie auch Komplimente für einen neuen Haarschnitt oder eine neue Krawatte. Wenn Ihr Chef eine Präsentation hält und Sie eine kleine Verbesserung vorschlagen möchten, sagen Sie: »Das war fabelhaft! Wenn Sie noch dies bedenken, wird es absolut perfekt sein!«
  • Erwarten Sie kein Lob für Ihre Leistungen, sondern überlassen Sie den Erfolg Ihrem Chef. Wenn Ihr Chef Ihnen ein Kompliment macht, auch wenn das unwahrscheinlich ist, revanchieren Sie sich. Erwidern Sie: »Nur unter Ihrer Führung oder mit Ihrer Unterstützung war ich dazu in der Lage.«
  • Lassen Sie es so aussehen, als würden Sie mit Ihrem Chef übereinstimmen. Suchen Sie nach einem kleinen Teil der Idee Ihres Chefs, dem Sie zustimmen können, und bauen Sie ihn mit Ihren eigenen Ideen aus. Überlassen Sie Ihrem Chef die Anerkennung für Ihre Ideen. Halten Sie Ihr Ego dabei zurück.
  • Finden Sie andere Wege, um Unterstützung zu erhalten. Sorgen Sie für ein ausgeglichenes Verhältnis von Arbeit und Privatleben. Holen Sie sich Unterstützung aus wertvollen Beziehungen außerhalb der Arbeit.
  • Behalten Sie stets Ihre persönlichen Ziele im Auge. Denken Sie daran, warum Sie weiter in dieser Position arbeiten wollen. Vielleicht wollen Sie wertvolle Berufserfahrung sammeln, sich Aufstiegsmöglichkeiten offenhalten oder neue Fähigkeiten erwerben. Sorgen Sie dafür, dass Sie bekommen, was Sie wollen.
  • Gehen Sie, wenn Sie müssen. Wenn Sie nicht bekommen, was Sie wollen und brauchen, bereiten Sie Ihren Ausstieg vor. Sagen Sie anderen nicht, dass Sie sich nach einer anderen Stelle umsehen, damit Ihr Chef nicht versucht, Vergeltung zu üben. Besorgen Sie sich gute Referenzen. Finden Sie eine andere Tätigkeit. Planen Sie eine Zukunft in einem anderen Umfeld. Und nehmen Sie sich vor Narzissten in Acht.
  • Betrachten Sie es nüchtern – es geht um die Arbeit, nicht um Ihr Leben. Auch wenn es Zeiten in Ihrem Leben gibt, in denen die Arbeit Sie zu vereinnahmen scheint, denken Sie daran, dass Familie, Freunde und die Selbstfürsorge auf der Prioritätenliste höher rangieren als der Job.