Ausflug nach Potsdam
Potsdam mit seinen vielen Schlössern, allen voran Sanssouci, ist eine eigene Reise wert. Eben mal schnuppern am Prunk und Glanz des alten Preußens kann man aber auch. In einer halben Stunde erreicht man mit der S-Bahn vom Berliner Hauptbahnhof aus die Landeshauptstadt Brandenburgs. Potsdam mit seinen rund 160.000 Einwohnern boomt. Im Gegensatz zu vielen anderen ostdeutschen Städten herrscht hier Zuzug und nicht Abwanderung. Und was zuzieht, hat Bildung und/oder Geld, arbeitet bei Film und Fernsehen im nahen Babelsberg, an der Universität Potsdam, am Fraunhofer- oder Max-Planck-Institut. Oder genießt einfach nur seine Ruhe. Es ist schick, in den Villen am Griebnitzsee und am Heiligen See zu wohnen. Jauch und Joop machten den Anfang, andere Promis folgten. Der Marmorpalais im Neuen Garten
Potsdam ist eine Stadt im Wandel. Das merkt man schon auf den ersten Metern vom Hauptbahnhof ins Zentrum - Abriss und Wiederaufbau bestimmen das Bild, oder anders gesagt: immer wieder Baustellen. Jüngst wiederaufgebaut wurde das Stadtschloss am Alten Markt. Drum herum sollen das ehemalige Interhotel (zuletzt Mercure) und die Fachhochschule aus DDR-Zeiten abgerissen werden. Die Neubebauung soll historischen Stadtstrukturen folgen. Auch soll die barocke Garnisonkirche mit ihrem 88 m hohen Turm (1968 gesprengt) an der Breiten Straße rekonstruiert werden. In Potsdams Zentrum hat die Vergangenheit Zukunft. Das Viertel zwischen Brandenburger Tor und Bassinplatz geht schon jetzt in die Richtung einer charmanten Museumsstadt mit Geschäften, die den Wohlfühlfaktor betonen: gesund essen, genussvoll trinken, stilvoll shoppen. In den gepflegten, sauberen Straßen kommt einem Berlin plötzlich weit weg vor: Hier führt keiner sein Bierchen spazieren, Spätkaufs gibt es sowieso nicht. Für was auch: Am Abend werden die Bürgersteige früh hochgeklappt. Potsdam hat aber nicht nur Stil und Schick, sondern auch trostlose Plattenbausiedlungen wie z. B. Drewitz im Südosten. Deren Einwohner sind im Zentrum kaum unterwegs, Hartz IV grenzt aus.
Geschichtlicher Abriss: Die Inkarnation des Preußentums in Potsdam begann unter Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürsten, der Mitte des 17. Jh. das damalige Fischerdorf mit einer Burganlage zur Residenz neben Berlin ausbauen ließ, ganz nach dem Motto: „Das ganze Eyland muss ein Paradies werden ...“. In die Tat setzten dies insbesondere die nachfolgenden Friedrichs und Wilhelms um, v. a. Friedrich der Große (mit dem Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff) und - noch vor seiner Krönung zum Kronprinzen - Friedrich Wilhelm IV. (der engagierte u. a. den Architekten Karl Friedrich Schinkel und den Gartenbaumeister Peter Joseph Lenné).
Verheerend für die Kulturlandschaft war der 2. Weltkrieg - auch deswegen, weil die Nazis alles einschmelzen ließen, was zur Waffenherstellung taugte, selbst gusseiserne Fensterumrahmungen. Und auch die Zeit des Sozialismus hinterließ Narben - zu DDR-Zeiten tat man nicht viel für den Erhalt des kulturellen Erbes.
Hinweis: In diesem kurzen Ausflugskapitel sind nicht alle Sehenswürdigkeiten Potsdams beschrieben. Auch das, was im Folgenden gerafft aufgeführt ist, kann an einem einzigen Tag nicht besichtigt werden. Viele Schlösser und Museen haben montags geschlossen, andere wiederum dienstags. Kleinere Sehenswürdigkeiten öffnen nur samstags und sonntags. Am Wochenende muss man vor den größeren Sehenswürdigkeiten mit längeren Warteschlangen rechnen. Am besten startet man also mittwochs, donnerstags oder freitags so früh wie möglich.