Kapitel 3
Ordervarianten – und wie man sie richtig verwendet
In diesem Kapitel stelle ich Ihnen die wichtigsten und gebräuchlichsten Orderarten vor. Basis für eine Preisfeststellung sind Angebot und Nachfrage – also Kauf- und Verkaufsorders, die von den Anlegern aufgegeben werden. Orderarten gibt es in unterschiedlichen Varianten – Preisvarianten, Zeitvarianten und Volumenvarianten – und sie können kombiniert werden.
In Sachen Orderarten hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Orderarten, die lange Zeit nur im Forex- oder Futureshandel verwendet werden konnten, haben nun Einzug in die klassische Parkettbörse und damit den Wertpapierhandel gefunden. Auch bei Aktien und Zertifikaten können Sie an einigen Wertpapierbörsen und mit einigen Brokern mit Trailing-Stops, OCO oder anderen Ordervarianten arbeiten.
Die möglichen Orderarten und Orderzusätze lassen sich unterteilen in:
Varianten hinsichtlich des Preises
Varianten hinsichtlich der Ordergültigkeit, bezogen auf die Zeit
Varianten hinsichtlich des Volumens
Preisvarianten
Ordervarianten hinsichtlich des Preises werden am häufigsten verwendet: Die Market-Order ohne preisliche Limitierung, bei der Limit-Order geben Sie den Preis vor, zu dem Sie kaufen oder verkaufen wollen, und mit einem Stop-Loss sichern Sie eine bestehende Position gegen Verluste ab.
Ohne Limit: Market-Order
In einem liquiden Markt können Sie mit einer Market-Order in der Regel sofort eine Position eröffnen oder auch schließen. In Märkten mit geringen Umsätzen oder auch in volatilen Handelsphasen können Sie bei einer unlimitierten Kauforder unerwartet viel bezahlen oder bei einer unlimitierten Verkaufsorder unerwartet wenig bekommen. Das »sofort im Markt sein« erkaufen Sie sich oft mit einer Slippage.
Eine Market-Order wird – Liquidität vorausgesetzt – sofort ausgeführt, sobald sie an der Börse angekommen ist. Geben Sie eine Kauforder Market auf, ist das eine Order billigst. Sie wird dann zum billigsten Preis, den das Orderbuch hergibt, ausgeführt. Eine Verkaufsorder Market ist eine Order bestens. In diesem Fall wird sie zum besten Preis, den das Orderbuch hergibt, ausgeführt.
Alles hat seine Grenze: Limit-Order
Limitierte Orders zählen zu den klassischen Orderarten. Mit dem Preislimit geben Sie vor, dass Sie
höchstens zum angegebenen Preis kaufen möchten oder
mindestens zum angegebenen Preis verkaufen möchten.
Die Limit-Orders werden im Orderbuch fein säuberlich aufgelistet: Die Kaufaufträge auf der linken Seite und die Verkaufsaufträge auf der rechten Seite. Wenn Sie limitierte Orders aufgeben, müssen Sie auf bestimmte Schlüsseltage achten, an denen das Orderbuch von Amts wegen gelöscht wird: zum Beispiel am Tag des Dividendenabschlags oder wenn ein Aktiensplit zum Tragen kommt, am 31. Dezember jeden Jahres, oder wenn die Aktie vom Handel ausgesetzt wird und einiges mehr. Mehr zu den Orderlöschungen am Ende des Kapitels.
Die Spitze des Eisbergs: Iceberg-Order
Die Iceberg-Order ist eine Ordervariante einer Limit-Order, die es nur an elektronischen Börsen gibt. Damit können institutionelle Investoren große Orders ohne Aufsehen zu erregen unterbringen – wie bei einem Eisberg eben. Was Sie über der Wasseroberfläche sehen, sind gerade mal um die 10 Prozent des Eisbergs. Der Rest befindet sich unter der Wasseroberfläche und ist praktisch unsichtbar.
Möchte ein institutioneller Investor zum Beispiel 100.000 Daimler-Aktien kaufen, wird er sich auf Xetra der Iceberg-Order bedienen: Er wird in Häppchen von sagen wir 5.000 Stück kaufen. Ist die Order ausgeführt, kommen die nächsten 5.000 Stück dran. So lange, bis das Gesamtvolumen erreicht ist.
Verluste begrenzen: Stop-Loss-Order
Egal ob Sie die perfekte fundamentale oder technische Analyse für einen Wert erstellt haben, durch unvorhersehbare Ereignisse kann Ihre Analyse Makulatur werden. Der Kurs bewegt sich in die andere als von Ihnen prognostizierte Richtung. Bedenken Sie: Banken, die sich verspekulieren, werden vom Staat gerettet – Sie nicht! Ein Stop-Loss sichert Ihr Konto vor dem Ruin, mit dieser Orderart begrenzen Sie Ihre Verluste. Denn:
Beim Trading können Sie nur eine Größe beeinflussen: Ihren maximalen Verlust!
Wie funktioniert ein Stop-Loss? Ein Stop-Loss (= SL) dient der Verlustbegrenzung, kommt also dann zur Anwendung, wenn der Kurs sich für Sie negativ entwickelt. Sie müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass sich die Kurse nicht immer in die von Ihnen präferierte Richtung bewegen!
Wie Sie den Stop-Loss geschickt einsetzen, kann man ganz gut mit Candlestickcharts veranschaulichen (mehr dazu in Kapitel 9):
Sind Sie long, liegt der Stop-Loss unterhalb des aktuellen Preises.
Sie haben beim Scannen verschiedener Aktien eine Aktie in einem intakten Aufwärtstrend entdeckt, die seit einigen Tagen seitwärts verläuft. Nach Ihrer Strategie gehen Sie long, wenn ein höheres Hoch über der Seitwärtsbewegung ausgebildet wird. In Abbildung 3.1 sind zwei Candlestickcharts dieser Aktie abgebildet. Links die Situation mit der Seitwärtsbewegung. Sie legen knapp über das Hoch der Seitwärtsbewegung einen Stop-Buy. Den Stop-Loss legen Sie unter das Tief der langen weißen Kerze, die die Seitwärtsbewegung eingeläutet hat. Der rechte Chart zeigt, wie dann Ihre Longposition einen Tag später eingestoppt wurde und die Aktie in den Folgetagen auch steigt. Aber dann, ein paar Tage später, wurde Ihre Position mit einer schwarzen Monsterkerze ausgestoppt. Die Aktien werden verkauft, weil der Kurs unter Ihren Stop gefallen ist. Größere Verluste können Sie so vermeiden.
Abbildung 3.1: Schema Stop-Loss bei einer Long-Position, Chart erstellt mit ProRealTime
Sind Sie short, liegt der Stop-Loss oberhalb des aktuellen Preises.
Nach Ihrer Strategie gehen Sie short, wenn ein tieferes Tief ausgebildet wird. In Abbildung 3.2 sind zwei Candlestickcharts einer Aktie abgebildet. Die Aktie hat eine lange schwarze Kerze (1) ausgebildet, gefolgt von zehn „gemischten” Kerzen, alle innerhalb der Handelsspanne dieser ersten langen schwarzen Kerze. Nach diesen vielen Inside-Candles wird erneut eine lange schwarze Kerze (2) ausgebildet. Sie legen einen Stop-Sell unter das Tief der ersten langen schwarzen Kerze und einen Stop-Loss über das Hoch der zweiten langen schwarzen Kerze. Der rechte Chart zeigt, wie Sie zwei Tage später eingestoppt werden, aber so richtig nach unten geht es nicht. Ein paar Tage später wird Ihre Short-Position ausgestoppt. Die Aktien werden gekauft, weil der Kurs über den Stop gestiegen ist. Auch in diesem Fall vermeiden Sie so größere Verluste.
Abbildung 3.2: Schema Stop-Loss bei einer Short-Position, Chart erstellt mit ProRealTime
Dem Markt dynamisch folgen: Trailing-Stop
Eine klassische Stop-Loss-Order ist statisch. Läuft Ihre Position in den Gewinn, dann sollten Sie auch den Stop-Loss nachziehen. Sie müssen also entweder ständig vor dem Rechner sitzen und Ihren Stop nachziehen, oder Sie arbeiten mit einem Trailing-Stop. Das ist die dynamische Variante des Stop-Loss. Sie definieren den Abstand des Stop-Levels zum aktuellen Preis und die Schrittgröße, mit der bei Erreichen des Abstands plus Schrittgröße der Stop-Loss in Gewinnrichtung angepasst wird.
Abbildung 3.3: Trailing-Stop am Beispiel von EUR/USD, Chart erstellt mit ProRealTime
In Abbildung 3.3 sehen Sie ein Beispiel aus der Praxis: Sie sind long in EUR/USD, es wurde ein höheres Hoch gebildet. Der Initial-Stop wird 10 Pips unter den Einstieg gelegt. Der Trailing-Stop beträgt 10 Pips und die Schrittgröße ist 5 Pips. Sobald der Abstand zwischen Stop und aktuellem Kurs 15 Pips beträgt, wird der Stop automatisch um 5 Pips nachgezogen.
Gewinne mitnehmen: Take-Profit
Eine Take-Profit-Order ist nichts anderes als eine Limit-Order, die der Gewinnmitnahme dient. Sie haben eine offene Position und ein Kursziel bestimmt. Nun geben Sie eine limitierte Order ein.
Long-Position: eine limitierte Verkaufsorder
Short-Position: eine limitierte Kauforder
Wird der Preis der limitierten Order erreicht, wird diese ausgeführt und die Gewinne sind realisiert.
Kaufen oder verkaufen, wenn – Stop-Buy/Stop-Sell
Ein Stop-Buy ist eine limitierte Kauforder. Mit dem Limit definieren Sie den Preis, oberhalb dessen gekauft werden soll. Auf den ersten Blick erscheint das nicht sinnvoll, da teurer gekauft wird. Aber schauen Sie sich den Chart in Abbildung 3.4 an. Die Aktie befindet sich in einer Seitwärtsbewegung. Sie gehen davon aus, dass die Aktie vor einem Ausbruch nach oben steht. Sie legen eine Kauforder bei 60,50 Euro in den Markt – und zwar als Stop-Buy-Order. Sobald der Preis der Aktie über die obere Begrenzung der Seitwärtsbewegung ausbricht, wird die Stop-Buy-Order in eine Market-Order umgewandelt. Zum nächsten Preis werden dann die Aktien gekauft – Sie wurden in den Markt eingestoppt.
Abbildung 3.4: Stop-Buy am Beispiel einer Aktie aus dem DAX, Chart erstellt mit ProRealTime
Wenn Sie davon ausgehen, dass die Aktie die Seitwärtsbewegung nach unten verlassen wird, lassen Sie sich mit einem Stop-Sell in den Markt einstoppen. Schauen Sie sich Abbildung 3.5 an. Das Gold bewegt sich seitwärts zwischen 1.440 und 1.480 US-Dollar je Feinunze. Ihre Marktmeinung ist Short. Also legen Sie einen Stop-Sell bei 1.439 US-Dollar in den Markt. Sobald dieser Preis erreicht wird, wird die Stop-Sell-Order in eine Market-Order umgewandelt und zum nächsten Preis gehen Sie short im Gold.
Abbildung 3.5: Stop-Sell am Beispiel von Gold, Chart erstellt mit ProRealTime
Zeitvarianten
Bei den Zeitvarianten geht es darum, wie lange Ihre Order gültig ist.
Der Standard: Tagesgültig
Wenn Sie keine weiteren Angaben zur zeitlichen Ordergültigkeit machen, ist Ihre Order tagesgültig. Zum Handelsschluss wird die Order dann automatisch gelöscht.
Good-till-cancelled (GTC)
Ihre Order ist so lange gültig, bis sie entweder ausgeführt wurde oder Sie die Order löschen oder von Amts wegen das Orderbuch gelöscht wurde.
Good-till-date (GTD)
In diesem Fall können Sie ein spezifisches Datum für die Ordergültigkeit eingeben. Das geht in der Regel nicht über den 31. Dezember hinaus und bei einigen Brokern geht die maximale Ordergültigkeit nicht über die nächsten zwei Monate hinaus.
Auch in diesem Fall bleibt die Order bis zu ihrem »Verfallsdatum« gültig, außer sie wird vorher ausgeführt, Sie löschen die Order oder sie wird von Amts wegen gelöscht.
Volumenvarianten
Volumenvarianten können Sie in der Regel nur an elektronischen Börsen platzieren.
Sofort oder: Immediate or Cancel (IOC)
Mit Immediate or Cancel »verlangen« Sie, dass die Order sofort ausgeführt wird. Konnte nicht die gesamte Stückzahl ausgeführt werden, wird der Restauftrag gelöscht. Es kommt also nicht zu Teilausführungen, die Restorder wird nicht ins Orderbuch gestellt. Jetzt oder nie!
Intelligente Ordervarianten
Als »intelligent« werden kombinierte Orders bezeichnet. Damit können Sie zum Beispiel sonntagabends eine Kauforder aufgeben und wenn diese ausgeführt worden ist, wird automatisch der Stop-Loss und der Take-Profit platziert.
Bis vor wenigen Jahren war es an einer Präsenzbörse nicht möglich, eine Position zweimal zu »verbraten«: Sie mussten sich entscheiden, ob Sie die Position gegen Verluste mit einem Stop-Loss absichern oder ob Sie einen Take-Profit eingeben.
Orders kombinieren: One Cancels Other (OCO)
Mit einer One-Cancels-Other-Order können Sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen können Sie die Position mit einem Stop-Loss oder einem Trailing-Stop absichern, zum anderen können Sie gleichzeitig einen Take-Profit eingeben. Sobald eine der beiden Orders ausgeführt wird, wird die andere gelöscht.
Eine nach der anderen: If done
Mit der If-done-Variante können Sie eine ganze Serie von Orders eingeben, die voneinander abhängen. Nehmen Sie nochmals das Beispiel von Gold (siehe Abbildung 3.6):
Die erste Order ist der Stop-Sell bei 1.439 US-Dollar Euro.
Der Stop-Loss bei 1.490 US-Dollar und der Take-Profit bei 1.400 US-Dollar werden als OCO miteinander verknüpft.
Der Stop-Buy wird mit der OCO als »if done« verknüpft.
Übersetzt heißt das: Sobald die Gold Short-Position eingestoppt wurde (= if done), wird die OCO aktiviert. Je nachdem, welches Preisniveau zuerst erreicht wird – der Stop-Loss bei 1.490 US-Dollar oder der Take-Profit bei 1.400 US-Dollar –, wird diese Order ausgeführt und die andere gelöscht.
Wenn Sie eine Position – gleichzeitig – durch einen Stop gegen Verluste absichern und mit einer Limit-Order die Gewinne sichern, nennt sich das auch Bracket-Order.
Abbildung 3.6: Verknüpfung von drei Orders mit if done und OCO, Chart erstellt mit ProRealTime
Wann welche Orderart? Strategien
Verwirrt? Bei so vielen verschiedenen Orderarten ist das kein Wunder.
Hier einige Tipps, wie Sie die »richtige« Order für eine konkrete Situation auswählen:
Long-Position
Erster Schritt: Sie wollen sich long in einem Markt positionieren, bei unserem Beispiel die Daimler-Aktie kaufen:
Jetzt sofort und gleich: Kaufen Sie über die Market-Order.
Die Aktie ist Ihnen jetzt zu teuer, Sie spekulieren auf einen Rücksetzer: Sie geben eine limitierte Kauforder mit einem Preis unter dem aktuellen Preis ein. Sobald die Daimler-Aktie auf Ihr Limit gefallen ist, wird die limitierte Kauforder ausgeführt. Bei der Limit-Order müssen Sie auch Angaben zur Ordergültigkeit machen. Erwarten Sie den Rücksetzer am selben Tag? Dann tagesgültig. Geben Sie dem Rücksetzer ein paar Tage Zeit, dann zum Beispiel bis zum Monatsende.
Die Aktie verläuft seitwärts und Sie möchten warten, bis der Widerstand nach oben durchbrochen wird: Sie wählen den Stop-Buy, wobei der Preis über dem aktuellen Preis der Daimler-Aktie liegt. Auch beim Stop-Buy müssen Sie Angaben zur Ordergültigkeit machen. Tagesgültig oder zum Beispiel bis Ultimo?
Zweiter Schritt: Die Daimler-Aktie ist gekauft und in Ihrem Depot.
Zuerst sichern Sie die Long-Position mit einer Stop-Loss-Order gegen Verluste ab. Das ist dann eine Verkaufsorder. Das Limit des Stop-Loss liegt unterhalb des aktuellen Preises der Daimler. Achten Sie beim Stop-Loss auch auf die Ordergültigkeit! Ein »GTC« ist eine gute Wahl.
Dann bestimmen Sie ein Kursziel in Gewinnrichtung, bei der Long-Position über Ihrem Einkaufspreis und auch über dem aktuellen Kurs, um Ihre Gewinne zu sichern und mitzunehmen. Sie geben eine limitierte Verkaufsorder ein mit einem Preis über dem aktuellen Kurs. Achten Sie auch hier bitte auf die Ordergültigkeit.
Diese beiden Orders – der Stop-Loss und die limitierte Verkaufsorder – verknüpfen Sie als OCO. Wird die eine ausgeführt, wird die andere automatisch gelöscht.
Alternative: Anstatt die Position mit einem statischen Stop-Loss gegen Verluste abzusichern und mit einer ebenso statischen limitierten Verkaufsorder die Gewinne mitzunehmen, verwenden Sie einen Trailing-Stop. Dafür wählen Sie einen Stop-Loss-Level unterhalb des aktuellen Preises und die Schrittgröße, mit der der Stop dann dynamisch nachgezogen wird. Solange sich die Daimler-Aktie nach oben bewegt, wird der Stop nun automatisch nachgezogen. Mit einer einzigen Order können Sie Ihre Verluste begrenzen und die Gewinne mitnehmen. Auch beim Trailing-Stop bietet sich ein »GTC« für die Ordergültigkeit an.
Dritter Schritt: Überprüfen Sie die eingegebenen Orders auf ihre Richtigkeit! Und zwar regelmäßig. Vielleicht wird die eine oder andere Order – aus welchem Grund auch immer – gelöscht. Nicht dass Ihre Position dann ohne Stop ist!
Vierter Schritt: Wurden Orders ausgeführt, prüfen Sie die übrig gebliebenen auf Plausibilität und nehmen gegebenenfalls Löschungen vor.
Short-Position
Erster Schritt: Sie haben einen Chart von EUR/USD analysiert und sind der Meinung, dass der Euro gegen den US-Dollar fallen wird:
Jetzt sofort und gleich: Verkaufen Sie über die Market-Order.
Sie spekulieren auf einen Rücksetzer im Währungspaar: Sie geben eine limitierte Verkaufsorder ein, wobei der Preis über dem aktuellen Kurs von EUR/USD liegt. Sobald EUR/USD auf Ihr Limit gestiegen ist, wird die limitierte Verkaufsorder ausgeführt. Bei der Limit-Order müssen Sie auch Angaben zur Ordergültigkeit machen. Erwarten Sie den Rücksetzer am selben Tag? Dann tagesgültig. Geben Sie dem Rücksetzer ein paar Tage Zeit, dann zum Beispiel bis zum Monatsende.
Das Währungspaar verläuft seitwärts und Sie möchten warten, bis die Unterstützung nach unten durchbrochen wird: Sie wählen den Stop-Sell, wobei der Preis unter dem aktuellen Preis von EUR/USD liegt. Auch beim Stop-Sell müssen Sie Angaben zur Ordergültigkeit machen. Tagesgültig oder zum Beispiel bis Ultimo?
Zweiter Schritt: EUR/USD ist verkauft und eingebucht.
Zuerst sichern Sie die Short-Position mit einer Stop-Loss-Order gegen Verluste ab. Das ist dann eine Kauforder. Das Limit des Stop-Loss liegt oberhalb des aktuellen Preises von EUR/USD. Achten Sie beim Stop-Loss auch auf die Ordergültigkeit! Ein »GTC« ist eine gute Wahl.
Dann bestimmen Sie ein Kursziel in Gewinnrichtung, bei der Short-Position unter Ihrem Einkaufspreis und auch unter dem aktuellen Kurs, um Ihre Gewinne zu sichern und mitzunehmen. Sie geben eine limitierte Kauforder ein, der Preis liegt unter dem aktuellen Kurs. Auch hier achten Sie bitte auf die Ordergültigkeit.
Diese beiden Orders – der Stop-Loss und die limitierte Kauforder – verknüpfen Sie als OCO. Wird die eine ausgeführt, wird die andere automatisch gelöscht.
Alternative: Anstatt die Position mit einem statischen Stop-Loss gegen Verluste abzusichern und mit einer ebenso statischen limitierten Kauforder die Gewinne mitzunehmen, verwenden Sie einen Trailing-Stop. Dafür wählen Sie einen Stop-Loss-Level oberhalb des aktuellen Preises und die Schrittgröße, mit der der Stop dann dynamisch nachgezogen wird. Solange EUR/USD fällt, wird der Stop nun automatisch nachgezogen. Mit einer einzigen Order können Sie Ihre Verluste begrenzen und die Gewinne mitnehmen. Auch beim Trailing-Stop bietet sich ein »GTC« für die Ordergültigkeit an.
Dritter Schritt: Überprüfen Sie die eingegebenen Orders regelmäßig auf ihre Richtigkeit. Wenn die eine oder andere Order gelöscht wird, steht sie vielleicht plötzlich ohne Sicherung und ohne Stop da.
Vierter Schritt: Wurden Orders ausgeführt, prüfen Sie die übrig gebliebenen auf Plausibilität und nehmen gegebenenfalls Löschungen vor.
Orderlöschung
Auch dem versiertesten Trader ist es schon mal passiert, dass er eine Order »vergessen« hat. Entweder vergessen einzustellen oder eine eingestellte Order vergessen, die dann auf einmal ausgeführt wird. Um dem entgegenzuwirken, haben sich Checklisten bewährt; mehr dazu in Kapitel 12.
Eingestellte Orders können aber auch von Amts wegen gelöscht werden. Wenn Sie mit Aktien handeln, sollten Sie sich immer darüber informieren, wann die Hauptversammlung stattfindet. Laufende Aufträge werden in der Nacht vor Dividendenausschüttung gelöscht, denn am nächsten Handelstag nach der Hauptversammlung notiert die Aktie ex D (siehe auch Kapitel 2).
Abbildung 3.7: Preisverlauf der Daimler-Aktie vom 28.02.2017 bis zum 04.05.2017 im Tageschart. Chart erstellt mit ProRealTime
Wie sich das jetzt mit dem Dividendenabschlag und mit der Dividendenausschüttung genau verhält habe ich Ihnen in den Chart der Daimler Aktie (Abbildung 3.7) für den relevanten Zeitraum 2017 eingezeichnet. So ein Dividendenabschlag macht sich in der Regel auch im Chart bemerkbar.
Die Daimler Hauptversammlung fand am Mittwoch, den 29.03.2017 statt. Auf der Hauptversammlung wurde der Beschluss gefasst, je Aktie eine Dividende von 3,25 Euro auszuschütten. Am nächsten Handelstag, Donnerstag, den 30.03.2017, notierte die Aktie dann ex Dividende. Im Chart macht sich der Dividendenabschlag durch ein Down Gap bemerkbar: der Schlusskurs am Mittwoch lag bei 72,36 Euro, am Donnerstag ging es dann mit einem Eröffnungskurs bei 69,56 Euro weiter. Macht eine Differenz von 2,80 Euro. Alle, die am Tag der Hauptversammlung, also am Mittwoch, Daimler Aktien in Ihrem Depot gehalten haben, haben dann am dritten Bankarbeitstag nach der Hauptversammlung – in diesem Fall war das Montag der 03.04.2017 – die Dividendengutschrift erhalten. Und in der Nacht von der Hauptversammlung zum ex Dividenden-Tag wurden die Orderbücher gelöscht.
In diesem Chart ist die Daimler-Aktie als Candlestickchart auf Tagesbasis dargestellt. Jede Kerze (Candle) bildet den Preisverlauf eines Tages ab. Wie Sie einen Candlestickchart interpretieren, erfahren Sie in Kapitel 9.
Doch noch ein paar Sätze zur Orderlöschung: Wieso das so ist?
Nun, wenn Sie eine Aktie zum Zeitpunkt X ordern, sind in dem Wertpapier Nebenrechte enthalten. Dazu zählt zum Beispiel die Dividendenausschüttung. Damit der Anleger nicht von der Ausübung der Nebenrechte überrascht wird, werden die Orders vor Ausübung der Nebenrechte gelöscht. Sie mögen jetzt einwenden, dass das bei einer Dividendenausschüttung von »nur« 3,25 Euro, das waren bei der Daimler-Aktie knapp 5 Prozent Dividendenrendite, harmlos ist, aber in Abbildung 3.8 sehen Sie ein besonders krasses Beispiel der Ausübung von Nebenrechten und deren Auswirkungen auf den Aktienpreis, das Verhalten der Altana-Aktie im Mai 2007.
Abbildung 3.8: Preisverlauf der Altana-Aktie vom 2.1.2007 bis zum 31.7.2007 im Wochenchart, Chart erstellt mit Tai-Pan
Am 3.5.2007 schloss die Altana-Aktie bei 47,10 Euro (SK = Schlusskurs, der letzte Preis des Tages). Am 4.5.2007 lag die Eröffnung bei 16,99 Euro (EK = Eröffnungskurs, der erste Preis des Tages). Das macht eine satte Differenz von 30,11 Euro – einfach so über Nacht pulverisiert? Nein, nicht ganz: Das Nebenrecht in diesem Fall war die Ausschüttung einer Sonderdividende von 33,00 Euro, hinzu kamen die reguläre Jahresdividende von 1,30 Euro sowie eine Bonusdividende von 0,50 Euro. Macht in der Summe eine Gesamtdividende von 34,80 Euro je Aktie für die Aktionäre. Die Sonderdividende resultierte aus dem Verkauf eines Geschäftsfeldes, der Verkaufserlös wurde an die Aktionäre ausgeschüttet.
Dieses Beispiel zeigt zweierlei:
1.Die Orderlöschung vor Anwendung von Nebenrechten macht Sinn.
2.Bevor Sie in eine Aktie investieren, sollten Sie sich zumindest kurz über die aktuelle, fundamentale Lage des Unternehmens informieren. Zum Beispiel wann die nächste Hauptversammlung ansteht, ob die Ausschüttung einer Sonderdividende geplant ist oder gar ein Aktiensplit ansteht. Was ein Aktiensplit ist, erfahren Sie in Kapitel 16.