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Üsküdar – Şakirin Camii
Tourenkarte | Übersichtskarten
Karacaahmet-Friedhof › Şehitlik Camii › Şakirin Camii
Start: H Karacaahmet (Bus Nr. 12A ab Kadıköy)
Ziel: H Zeynep Kamil Hastanesi (Bus)
Wann: nicht am Freitag (Freitagsgebet)
Distanz: 1 km
3000 Moscheen gibt ist in Istanbul, 80.000 in der ganzen Türkei. Egal ob historisch oder modern – die meisten von ihnen ähneln sich. Denn, so kristisiert der eine oder andere türkische Architekt, was die osmanischen Sultane einst von großen Meistern entwerfen ließen, werde heute einfach nur noch kopiert. Die moderne Şakirin-Moschee in Üsküdar bildet davon eine erfreulich sehenswerte Ausnahme.
Karacaahmet-Friedhof
Wie manche Istanbuler sagen: Wenn Sie in unserer Stadt eine Grünfläche sehen, dann gehört sie entweder den Toten oder der Armee. Tatsächlich zählen vor allem Militärgelände und Friedhöfe zu den wenigen Orten, die der Bauwut der vergangenen Jahre nicht zum Opfer gefallen sind. Wer sich also in der Großstadt nach einem Spaziergang im Grünen sehnt, der sollte den Karacaahmet Mezarlığı 1 in Üsküdar besuchen. Mit 750.000 m² ist dieser herrlich verwilderte Friedhof nicht nur der größte Istanbuls sondern gar der ganzen Türkei. Berühmt ist er auch wegen der zahlreichen Persönlichkeiten, die hier im Laufe der letzten Jahrzehnte begraben wurden. So zum Beispiel die Eltern von Präsident Recep Tayyip Erdogan, deren reich verziertes Grab viel über die politische und wirtschaftliche Karriere ihres berühmten Sohnes erzählt. Viele türkische Wissenschaftler, Schriftsteller, Sänger, Komponisten, Schauspieler, Sportler, darunter auch einige Fußballspieler, haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Die Grabsteine lesen sich wie ein offenes Buch, ohne dass man dafür Sprach- und Schriftkenntnisse braucht. Durch ihre Größe, Material und Verzierungen geben sie ebenso interessante Hinweise auf ihre »Besitzer«, als auch auf die Epoche, in der sie gefertigt wurden. Gerade in osmanischer Zeit waren die teilweise aufwendig gearbeiteten Grabplatten und Stelen mit ihren in Stein gehauenen Turbanen, Ornamenten und Inschriften ein Statussymbol für den Verstorbenen. Im Unterschied dazu wirken die nach der Republikgründung 1923 aufgestellten Steine beinahe kahl. Statt arabischer wurden nun lateinische Buchstaben verwendet, Ornamente und andere Verzierungen waren passé.
Genau in der Mitte des weitläufigen Karacaahmet Friedhofs befindet sich die eher schmucklos wirkende Şehitlik Camii 2. Sie wurde 1917 in aller Eile hochgezogen, um die durch den Ersten Weltkrieg plötzlich zu Tausenden gefallenen türkischen Märtyrer beizusetzen. Für architektonische Meisterleistungen war in den Kriegswirren offensichtlich keine Zeit.
Lust auf ein kleines Konzert? Einfach auf den Bänken an der Şehitlik Camii Platz nehmen und die Augen schließen. Nirgendwo in Istanbul zwitschern die Vögel schöner und zahlreicher als hier.
Şakirin-Moschee
Der Gegensatz zur Şakirin Camii 3 am nördlichen Ende des Friedhofs könnte damit größer kaum sein. Würden ein paar Meter entfernt nicht zwei schlichte Minarette in den Himmel ragen, man könnte meinen, vor einem Museum für moderne Kunst gelandet zu sein. Kein Wunder, dass die als »erste moderne Moschee Istanbuls« gerühmte Şakirin Camii bei ihrer Eröffnung im Jahr 2009 nicht nur auf Begeisterung stieß. Bis dahin nämlich hatten türkische Moscheen nicht modern oder gar kreativ, sondern vor allem traditionell zu sein. Der osmanische Stil à la Sultanahmet mit seinen runden Kuppeln und den schlanken, spitz zulaufenden Minaretten galt als unantastbar. Erst die wohlhabende Şakirin-Familie, die die für 500 Gläubige konzipierte Moschee finanzierte, wagte es, mit den alten Traditionen zu brechen. Auch dass die Innenausstattung der Moschee ausgerechnet einer Frau überlassen wurde, sorgte für Diskussionen. Bei ihrem Entwurf entschied sich Innenarchitektin Zeynep Fadillioglu für ein futuristisch anmutendes Konzept. Sonnenlicht strömt von allen Seiten durch breite Fensterfronten, lässt den Gebetsraum mit einer Kanzel aus Acrylglas und mit großen Kronleuchtern und Ornamenten hell erstrahlen. Alles hier – die Verbindung aus Alt und Neu, der Mix aus traditioneller Kalligrafie und modernem Design – scheint eine Botschaft verbreiten zu wollen, die da heißen könnte: Islam und Moderne, das geht sehr wohl zusammen.
Auch wenn die meisten der insgesamt 80.000 türkischen Moscheen weiter dem traditionellen Konzept entsprechen, hat die Şakirin Camii es doch geschafft eine kleine Welle auszulösen. Inzwischen wurden in Istanbul mehrere weitere moderne Gotteshäuser eröffnet und gerade in intellektuellen Kreisen gilt die Diskussion darüber, wie die türkische Moschee des 21. Jhs. aussehen soll, als eröffnet.