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Weißgerber
Tourenkarte | Übersichtskarten
Kunst Haus Wien › Hundertwasserpromenade › Hundertwasserhaus › Hundertwasser Village › Fälschermuseum
Start: Radetzkyplatz (Straßenbahn O und 1)
Ende: Löwengasse (Straßenbahn 1)
Wann: tagsüber, ideal an warmen Sommertagen
Distanz: 1,0 km
»Die gerade Linie ist gottlos und unmoralisch«, wird der Künstler Friedensreich Hundertwasser zitiert – und so ist es nur im Sinne des wohl bedeutendsten österreichischen Künstlers des 20. Jhs., wenn man sich seinem architektonischen Hauptwerk nicht direkt, sondern auf einer gewundenen thematischen Route nähert.
Kunst Haus Wien
Was für eine angenehme Überraschung! Da spaziert man durch ein Wiener Wohnviertel, das nicht gerade hässlich, aber auch nicht ausnehmend hübsch, kurz: einigermaßen durchschnittlich ist – und steht plötzlich vor einem farbenfrohen und mit glasierten Mosaiksteinen verzierten Gebäude, bei dem der Architekt auf den ersten Blick beim Entwurf das Lineal vergessen zu haben scheint: Willkommen im Kunst Haus Wien 1 (Untere Weißgerberstr. 13, tgl. 10–19 Uhr), dem einzigen Museum mit einer permanenten Ausstellung von Werken Friedensreich Hundertwassers. So einmalig das Werk des Künstlers ist, so außergewöhnlich ist auch die Geschichte des Museums, Hundertwasser höchstselbst gestaltete das Gebäude in seinem Sinne und unter weitgehendem Verzicht auf gerade Linien. Auch ohne Fritz Stowasser, wie der berühmte Künstler bürgerlich hieß, hätte aus dem Gebäude ein Museum werden können, denn hier befand sich die Fertigungsstätte der legendären Thonet-Stühle.
Design zum Probesitzen: Im Museums-Café im Kunst Haus Wien kann man seinen Kaffee und Kuchen auf Thonet-Stühlen genießen, die hier in der ehemaligen Fabrik gefertigt wurden.
Hundertwasserhaus
Wien würdigte den berühmten Bürger spät, dafür aber auf eine zauberhafte Art. Unweit vom Kunst Haus Wien beginnt die Hundertwasserpromenade 2. Ein prächtiger Torbogen im Stile des Künstlers begrüßt die Besucher. Anschließend geht es auf idyllischen Rad- oder Fußwegen entlang dem Donaukanal in Richtung einer Attraktion, die inzwischen fast ebenso viele Besucher anzieht wie Schloss Schönbrunn. Es drängt sich die Frage auf, ob die Bewohner des Hundertwasserhauses 3 @ (Kegelgasse 34–38/Löwengasse 41–43) zu beneiden oder zu bedauern sind. Neid könnte angesichts der exklusiven Unterkunft aufkommen, Bedauern wegen des Auftriebs, der den ganzen Tag über in der Kegelgasse herrscht. Die hundertwasserschiefe Wohnhausanlage der Gemeinde Wien wurde zwischen 1983 und 1985 gebaut, wobei dem Maler Hundertwasser bei der Planung des »natur- und menschenfreundlichen« Hauses der Architekt Joseph Krawina zur Seite stand. Der Künstler verzichtete beim Bau auf den Einsatz von Kunststoff, verwendete für den Komplex nur Ziegelstein, Keramik und Holz. Ganz im Stile von Hundertwasser sind die Böden uneben und gerade Linien verpönt. Von außen wirkt das Ensemble, das von zwei Zwiebeltürmen überragt wird (damit sich, so Hundertwasser, die Bewohner wie Könige fühlen können), zwar nicht symmetrisch, aber doch erstaunlich homogen. Ursprünglich war das Hundertwasserhaus ein Projekt des sozialen Wohnungsbaus, heute wohnen hier überwiegend Künstler und Intellektuelle. Eine Besichtigung des Inneren ist nicht möglich. Bei Kunst & Café im Erdgeschoss der Wohnanlage kann man jedoch einen Kaffee trinken und dabei einen Film ansehen, in dem der Meister durch das Haus führt und vieles erklärt (Eingang Löwengasse).
Da sich das Hundertwasserhaus schnell zu einem Besuchermagnet entwickelte, wuchs rasch auch die Zahl der Enttäuschten, die gerne einen Blick in das Innere der Wohnanlage geworfen hätten. In der benachbarten Reifenwerkstatt Kalke, deren Betrieb der Touristenansturm ohnehin fast zum Erliegen gebracht hatte, entstand das Hundertwasser Village 4 (Kegelgasse 37–39, tgl. 9–18 Uhr). Die nach Plänen Hundertwassers erbaute Arkade mit Geschäften und gastronomischen Betrieben soll die Architektur des Künstlers der Öffentlichkeit zugänglich machen. Hunderwasser selbst verglich seine Kreation mit einem verwinkelten orientalischen Basar. Kurios: Sogar die Sanitärräume, die sogenannte Toilet of Modern Art, wurde in seinem Stil gestaltet.
Toilet of Modern Art
Apropos Kuriosum: Das vis-à-vis liegende Fälschermuseum 5 (Löwengasse 28, Di bis So 10–17 Uhr) behauptet von sich, das einzige seiner Art in Europa zu sein. Für die Besucher halten die Betreiber eine Fülle von Geschichten rund um die größten Kunstfälschungen bereit, so auch den Skandal um die angeblichen Hitler-Tagebücher.