Wenn die Diagnosespeicher ausgelesen und die Tests für die Nachsorge durchgeführt sind, sollte unter Berücksichtigung des Patientenstatus und der Schrittmacherindikation überprüft werden, ob eine Anpassung oder Optimierung der programmierbaren Parameter erforderlich ist.
7.1 Modus
Der Modus sollte entsprechend der Schrittmacherindikation programmiert werden (Leitlinien Herzschrittmachertherapie, indikationsbezogene Schrittmachertherapie: ► Abschn. 12.2).
Ändern sich im Laufe der Zeit Rhythmus oder Überleitung, muss überprüft werden, ob der programmierte Modus noch sinnvoll ist oder ob eine Umprogrammierung des Modus erforderlich ist.
7.2 Frequenzen
7.2.1 Grundfrequenz
Die Grundfrequenz weist in der Regel Werte zwischen 50–70 ipm auf. Bei chronotroper Kompetenz mit AV-Block kann die programmierte Grundfrequenz unter dem Sinusrhythmus liegen, um z. B. unnötige nächtliche atriale Stimulationen zu vermeiden (ca. 50 ipm, im VDD-Modus: 40–50 ipm). Bei sehr sportlichen Patienten müssen manchmal niedrige Frequenzen um 40 ipm gewählt werden.
Patienten mit einer Sinusknotenerkrankung oder atrialen Arrhythmien können auf eine Ruhefrequenz von 60–70 ipm programmiert werden.
7.2.2 Maximalfrequenz (bei DDD/VDD-Systemen)
Die Maximalfrequenz sollte mindestens so hoch sein, dass die Sinusfrequenz unter Belastung noch 1:1 ventrikulär getriggert wird. Faustformel für die Berechnung der Maximalfrequenz ist in etwa 220 minus Alter. Erfordert die kardiale Grunderkrankung ein niedrigeres Frequenzlimit, sollte dies eher medikamentös erfolgen und nicht mittels Programmierung einer niedrigeren Maximalfrequenz. Eine niedrigprogrammierte Maximalfrequenz hätte nur zur Folge, dass mit Erreichen des Frequenzlimits eine Desynchronisation von Vorhof und Ventrikel einsetzt und daraus ein hämodynamisch ungünstiges Wenckebach-Verhalten oder 2:1-Blockverhalten resultieren (► Abschn. 1.9).
7.2.3 Mode-Switch-Auslösefrequenz bei VDD/DDD-Systemen
Mit der Mode-Switch-Auslösefrequenz wird die obere P-Wellen-Grenzfrequenz definiert. Die Programmierung der Dauer bestimmt die Anzahl der atrialen Zyklen oberhalb der Mode-Switch-Frequenz, bis der Modeswitch ausgelöst wird, Der Mode-Switch-Algorithmus kann nur bei Patienten mit AV-Überleitungsstörungen die ventrikuläre Stimulationsfrequenz begrenzen, weil ansonsten die ungestörte intrinsische AV-Überleitung zu hohen Frequenzen führt, die durch den Mode-Switch nicht zu beeinflussen sind.
Cave
Im Falle eines intermittierenden Sensingverlustes bei Vorhofflimmern besteht die Gefahr, dass der Schrittmacher zwischen Maximalfrequenz und Fallback-Frequenz hin und her wechselt.
Umprogrammierung des atrialen Sensings auf empfindlichere Werte.
Umstellung des Switch-Kriteriums „Auslösedauer“,
Eine andere Option kann in einem solchen Fall die permanente Programmierung in einen DDIR sein, weil dadurch die Frequenzen ausschließlich durch die Sensoraktivität bestimmt werden.
Die Begrenzung der Maximalfrequenz von z. B. 150 ipm auf 120 ipm ist nicht sinnvoll, denn sie führt dazu, dass einerseits weiterhin hohe ventrikuläre Stimulationsfrequenzen auftreten und andererseits bei Sinusrhythmus unter Belastung die obere Frequenz limitiert ist.
7.2.4 Maximale Sensorfrequenz
Bei der Wahl der maximalen Sensorfrequenz sind Alter, alltägliche Belastungen des Patienten und kardiale Grunderkrankungen zu berücksichtigen. In der Regel liegt sie bei ca. 120–130 ipm. Sind nur geringe alltägliche Belastungen zu erwarten oder liegen KHK, Herzinsuffizienz oder Klappenvitien vor, sollte die max. Sensorfrequenz eher zurückhaltend gewählt werden (ca. 100–110 ipm).
7.2.5 Frequenzhysterese
Die Frequenzhysterese (► Abschn. 3.5.1) ist immer dann von Vorteil, wenn dem intrinsischen Rhythmus der Vorrang eingeräumt werden soll. Bei Karotissinussyndrom ist in Verbindung mit einem Zweikammermodus (z. B. DDD mit Spezialalgorithmen oder DDI) eine Frequenzhysterese erwünscht (z. B. 20–30 %), um unnötige Stimulationen zu vermeiden.
7.2.6 Fallbackfrequenz
Wenn der Schrittmacher in den Mode Switch wechselt, erfolgt je nach Programmierbarkeit entweder eine frequenzadatptive Ventrikelstimulation, eine Stimulation mit der Grundfrequenz oder einer leicht erhöhten ventrikulären Stimulationsfrequenz.
7.3 PV/AV-Intervalle /AV-Korrekturen
7.3.1 PV/AV-Intervall bei Patienten mit ausreichender oder überwiegender intrinsischer AV-Überleitung
Bei Vorliegen einer hämodynamisch sinnvollen eigenen Überleitung (PQ ≤240 ms) empfiehlt es sich, das PV-Intervall (intrinsischer Vorhof) etwas länger (ca. 270 ms) zu wählen, bzw. entsprechende AV-Hysteresealgorithmen einzusetzen. Ziel ist, die rechtsventrikuläre Stimulation so oft wie möglich zu vermeiden. Die vom Schrittmacher detektierten PQ-Zeiten können mittels intrakardialem EKG mit Markerannotation (AS – VS) ermittelt werden. Bei vielen Aggregaten werden die PQ-Zeiten (AS – VS) auch automatisch gemessen und angezeigt. Das intrakardiale EKG ist dem Oberflächen-EKG vorzuziehen, da die PQ-Zeiten so angegeben werden, wie der Schrittmacher sie erkennt.
7.3.2 AV-Korrektur bei Patienten mit ausreichender oder überwiegender eigener AV-Überleitung

a, b Bestimmung der AV-Korrektur: a: A-V in Abbildung = AR-Intervall 287 ms; b: A-V in Abbildung = PR-Intervall 207 ms, also beträgt die AV-Korrektur 80 ms. (AP = atriale Stimulation; AS = atriale Wahrnehmung; VS = ventrikuläre Wahrnehmung)
7.3.3 PV/AV-Intervall bei Patienten mit AV-Blockierungen
Bei Patienten mit AV-Blockierungen, die einer ventrikulären Stimulation bedürfen, ist die hämodynamische Optimierung des PV/AV-Intervalls erforderlich.
Approximation mittels Oberflächen-EKG,
Approximation mittels Ösophagus-EKG,
Transmitrale Doppler-Echokardiographie bzw. „Ritter-Formel“,
Automatische AV-Anpassung während der Programmierung.
► Abschn. 3.3.1
7.3.4 AV-Korrektur bei Patienten mit AV-Blockierungen
Bei Patienten mit AV-Blockierung kann als Näherungswert die Zeit vom atrialen Stimulus bis zum Anfangsteil der P-Welle als AV-Korrektur verwendet werden (► Abschn. 1.7.4).
In der Regel liegt die AV-Korrekturzeit durchschnittlich bei 60 ms, kann aber individuell erheblich variieren.
7.3.5 Programmierung von AV-Intervall und AV-Korrektur ohne Optimierung
Das optimierte AV-Intervall weist erhebliche interindividuelle Abweichungen auf. Wenn allerdings keines der genannten Optimierungsverfahren zur Anwendung kommt, können folgende Überleitungszeiten als grober Anhaltspunkt dienen:
In Ruhephasen kann bei atrialer Stimulation das AP/VP-Intervall ca. 180–200 ms betragen, während die AS/VP-Zeit bei intrinsischen P-Wellen ca. 120–140 ms betragen sollte.
7.3.6 Frequenzadaptives AV-Intervall
Das frequenzadaptive AV-Intervall ahmt die physiologische Verkürzung der PQ-Zeit bei Patienten mit AV-Überleitungsstörungen unter Belastung nach.
Aus klinischer Sicht ist die angebotene automatische Verkürzung des AV-Intervalls bei den meisten Algorithmen zu aggressiv. Eine Differenz von >30 ms erscheint hämodynamisch nicht sinnvoll (► Abschn. 3.3; ► Abb. 3.8).
7.4 Blanking und Refraktärzeiten
7.4.1 Ventrikuläre Refraktärzeit (VRP) beim Ein- und Zweikammerschrittmacher
Die ventrikuläre Refraktärzeit soll einen Neustart des Timings nach T-Wellen-Oversensing im Ventrikel verhindern. Da allerdings T-Wellen-Oversensing nur bei sehr hoher ventrikulärer Empfindlichkeit (= niedrig programmierte Sensingschwelle z. B. <2 mV) auftritt, kann die VRP in der Regel kurz gewählt werden, ca. 150–250 ms, damit die ventrikulären Extrasystolen möglichst außerhalb der ventrikulären Refraktärzeit einfallen und dadurch das Timing neu starten.
7.4.2 Postatriales ventrikuläres Blanking (PAVB ) beim Zweikammerschrittmacher
Bei sehr kurzer Blankingzeit kann es zum Übersprechen des atrialen Stimulus auf den ventrikulären Kanal (AV-Crosstalk ) kommen und bei Patienten mit fehlender AV-Überleitung eine Asystolie verursachen. Diese Problematik wird durch die Blankingzeit und die ventrikuläre Sicherheitsstimulation gelöst. Die ventrikuläre Sicherheitsstimulation erlaubt die Programmierung kurzer Ausblendzeiten (► Abschn. 2.1) mit dem Ziel, intrinsische Ventrikeldepolarisationen zu diesem Zeitpunkt zu detektieren. Wird das postatriale ventrikuläre Blanking zu lange programmiert, besteht die Gefahr, dass kurz angekoppelte ventrikuläre Eigenaktionen in die Ausblendzeit fallen und nicht detektiert werden, sodass nach Ablauf des programmierten AV-Intervalls die ventrikuläre Stimulation in die vulnerable Phase der T-Welle fallen kann.
Die Dauer der Blankingzeit sollte 40–60 ms betragen, in Kombination mit der ventrikulären Sicherheitsstimulation.
7.4.3 Ventrikuläre Sicherheitsstimulation beim Zweikammerschrittmacher
Atriale Stimulationsamplitude reduzieren.
Bipolare atriale Stimulation.
Bipolare ventrikuläre Wahrnehmungskonfiguration.
Ventrikuläre Empfindlichkeit möglichst unempfindlich.
PAVB: verlängern.
Oft reicht schon die Umprogrammierung eines der genannten Parameter aus, um Crosstalk bzw. gehäufte Sicherheitsstimulationen zu vermeiden.
7.4.4 Atriale Refraktärzeit (ARP) im AAI-Schrittmacher
Zum Schutz vor R-Wellen Far-Field-Sensing sollte die ARP in der Regel 350–400 ms betragen.
7.4.5 Postventrikuläres atriales Blanking (PAVB ) beim Zweikammerschrittmacher
Die atriale Ausblendzeit nach ventrikulärer Wahrnehmung oder Stimulation dient dem Schutz vor R-Wellen Far-Field-Sensing (FFS). Die endgültige Programmierung vom PVAB richtet sich danach, ob bei der Grundeinstellung FFS auftritt oder nicht.
Programmierempfehlung
Ca. 150–175 ms
Ist das postventrikuläre atriale Blanking (PVAB) nach einem ventrikulären Spontanereignis nicht programmierbar, was bei einigen Schrittmachermodellen der Fall sein kann, und kommt es zum R-Wellen Far-Field-Sensing, muss die atriale Wahrnehmungsschwelle unempfindlicher programmiert werden, z. B. 1 mV (► Abb. 9.51).
Bei Vorhofflattern kann gelegentlich beobachtet werden, dass jede 2. P-Welle in die PVAB fällt. Das bedeutet, dass der Schrittmacher die tatsächliche Vorhoffrequenz nicht erkennen kann und folglich keinen Mode-Switch durchführt. In diesem Fall müsste die PVAB verkürzt bzw. der DDI(R)-Modus programmiert werden (► Abschn. 9.3; ► Abb. 9.13).
7.4.6 Postventrikuläre atriale Refraktärzeit (PVARP) beim Zweikammerschrittmacher
Die Dauer der PVARP sollte so programmiert sein, dass möglichst eine retrograde Vorhoferregung in die PVARP fällt, das heißt z. B., dass die PVARP 50 ms länger als die gemessene retrograde Leitungszeit sein sollte. Bei extrem langen retrograden Leitungszeiten kann die PVARP nicht entsprechend verlängert werden, da sonst die ventrikuläre Stimulationsfrequenz begrenzt wird, sodass zusätzlich der PMT-Schutz- und Terminierungsalgorithmus und eine dynamische PVARP aktiviert werden sollten.
Programmierempfehlung
Ca. 200–300 ms.
7.4.7 Totale atriale Refraktärperiode (TARP) beim Zweikammerschrittmacher
Die TARP ergibt sich aus der Summe der PVARP und dem programmierten AV /PV-Intervall. Die TARP bestimmt den 2:1-Punkt (► Abschn. 1.7 und 1.9.2).
7.5 Stimulations- und Wahrnehmungsparameter
7.5.1 Impulsamplitude im Vorhof und Ventrikel
Normalerweise sollte die Impulsamplitude mindestens auf den doppelten Reizschwellenwert programmiert werden. Das heißt, wenn eine Reizschwelle von 1 V vorliegt, kann die Impulsamplitude auf 2 V eingestellt werden.
Liegen niedrige Reizschwellenwerte von ca. 0,5 V vor, ist es aus Sicherheitsgründen empfehlenswert, die Impulsamplitude >1,5 V zu programmieren, da im tageszeitlichen Verlauf die Reizschwelle schwanken und bei zu niedriger Impulsamplitude zu einem intermittierenden Verlust der Stimulation führen kann.
Für die Programmierung von Impulsamplituden über der Batteriespannung (bei Lithium-Jod-Batterien zwischen 2,4–2,8 V, bei Lithium-Silber-Vanadiumoxidhybrid 3,2 V) setzt der Schrittmacher in der Regel einen Spannungsdoppler ein. Dieser Spannungsdoppler benötigt zusätzlichen Strom. Für Reizschwellen, die die Programmierung einer Impulsamplitude knapp über der Batteriespannung erfordern, sollte versucht werden, mit einer längeren Impulsdauer eine niedrigere Amplitudenreizschwelle zu erzielen, sodass die Impulsamplitude, die mindestens auf den doppelten Reizschwellenwert programmiert werden sollte, unter der Batteriespannung zu liegen kommt. Der tatsächliche Energieverbrauch lässt sich am besten durch Auslesen des Batteriestroms bei Einstellung von verschiedenen Parameterkombinationen aus Spannungsamplitude und Impulsdauer ermitteln.
Unmittelbar postoperativ sollte sicherheitshalber die Impulsamplitude – auch bei sehr guten Reizschwellenwerten – auf etwa 3,5 V programmiert werden, da postoperative Reizschwellenanstiege nach ca. 1–2 Wochen auftreten können. Erst 8–12 Wochen nach Implantation stellt sich die chronische Reizschwelle ein, und die Impulsamplitude kann an die chronische Reizschwelle angepasst werden. Fraglich ist, ob bei den heutigen steroidabgebenden Sonden diese Sicherheitsmaßnahme noch notwendig ist. In der Regel zeigen diese Sonden nur noch geringe postoperative Reizschwellenanstiege.
Falls ventrikulär eine automatische Reizschwellenermittlung und Reizschwellenadaptation programmiert sind, erfolgt die Anpassung der Impulsamplitude automatisch und kontinuierlich. Fehlerquellen z. B. sind häufige Pseudofusionen bei Vorhofflimmern. Bei tachykarden Phasen oder zu hohen Reizschwellenanstiegen funktioniert die automatische Reizschwellenermittlung („beat to beat“ oder periodisch) eventuell nicht. Der Schrittmacher stimuliert dann mit hoher Impulsamplitude.
7.5.2 Impulsdauer im Vorhof und Ventrikel
Die Impulsdauer sollte wenn möglich nahe der Chronaxie (ca. 0,3–0,4 ms) liegen. Wenn die Reizschwelle hohe Amplituden erfordert, ist es aus energetischen Gründen manchmal empfehlenswert, die Impulsdauer zu verlängern mit dem Ziel, die Impulsamplitude nicht höher als 2,4 bzw. 2,5 V (Spannungsdopplergrenze) zu programmieren. Bei Muskelzucken im Pektoralisbereich (mit unipolaren Sonden) kann es in speziellen Fällen hilfreich sein, die Impulsdauer auf 1 ms zu erhöhen, damit die Impulsamplitude reduziert werden kann und das Muskelzucken verschwindet.
Beispiel
Reizschwelle bei 0,3 ms/2 V: Muskelzucken bei 3,5 V,
Reizschwelle bei 1 ms/1,5 V: Muskelzucken bei 3,5 V.
Versuchsweise kann programmiert werden: 1,0 ms 3,0 V; kommt es unter dieser Einstellung z. B. bei Körperlageveränderung immer noch zu Muskelzuckungen, muss individuell vorgegangen werden (z. B. Akzeptanz einer niedrigeren Impulsamplitude, unterhalb der doppelten Reizschwellenamplitude beim nicht-abhängigen Patienten; Implantation einer neuen – bipolaren – Sonde).
7.5.3 Stimulationspolarität im Vorhof und Ventrikel
Es ist empfehlenswert, die Stimulationspolarität wegen der besseren Identifizierung des Stimulus in Oberflächen- und Langzeit-EKG auf unipolar zu programmieren. Bei Muskelzucken im Pektoralisbereich ist die bipolare Stimulationspolarität zu bevorzugen.
7.5.4 Wahrnehmungspolarität im Vorhof und Ventrikel
Da die bipolare Wahrnehmung der unipolaren Wahrnehmung hinsichtlich geringerer Störbeeinflussung weit überlegen ist, sollte, wenn möglich, nur noch die bipolare Wahrnehmungspolarität verwendet werden.
7.5.5 Empfindlichkeit im Ventrikel
Für die Programmierung der Empfindlichkeitswerte werden die Ergebnisse des Sensingtests und die gespeicherten Sensinghistogramme zu Rate gezogen.
Unipolare Konfiguration
Bei unipolarer Wahrnehmung ist die Gefahr für Oversensing von Myosignalen und externen Störsignalen gegeben. Deshalb ist eine möglichst unempfindliche unipolare Wahrnehmung (hoher Empfindlichkeitswert) empfehlenswert. Die Hälfte des gemessenen R-Wellensignals ist anzustreben. Bei R-Wellensignalen <6 mV sollte sicherheitshalber mittels Provokationstest die Inhibition durch Myosignale überprüft werden. Die ventrikuläre Wahrnehmungsschwelle sollte über der Wahrnehmungsschwelle der Myosignale liegen.
Programmierempfehlung
Ca. 50 % der R-Wellenamplitude, mind. 2 mV, empfohlen >4 mV (>6,8 mV gemäß VDE 2010/DKE-Norm).
Bipolare Konfiguration
Da bei bipolarer Konfiguration eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit für Oversensing besteht, kann eine hohe Empfindlichkeit ( = niedriger Empfindlichkeitswert) programmiert werden, auch wenn die R-Wellen höhere Signalamplituden aufweisen. Es wird dadurch die Möglichkeit von Undersensing (z. B. ventrikuläre Extrasystolie) verringert.
Programmierempfehlung
Ca. 2–4 mV
Bei automatischer Empfindlichkeitsanpassung erfolgt die Anpassung der Sensingwerte automatisch (► Abschn. 2.5).
7.5.6 Empfindlichkeit im Vorhof
Unipolare Konfiguration
Bei unipolarer Sonde sollte die Empfindlichkeit auf ca. 50 % der P-Wellenamplitude eingestellt werden, um Myosignal-Oversensing weitgehend zu vermeiden. Bei intermittierend auftretenden Vorhofarrhythmien kann allerdings eine solche Programmierung zu einem intermittierenden Undersensing führen, da die Flimmersignale eine deutlich geringere Amplitudenhöhe aufweisen. Ein akzeptabler Kompromiss könnte eine Empfindlichkeitsstufe 1,0 mV sein.
Bipolare Konfiguration
Bipolare Sonden können auf Empfindlichkeitsstufen, selbst wenn unter Sinusrhythmus hohe P-Wellensignale gemessen werden, zwischen 0,2 und 0,8 mV (meistens 0,5 mV) programmiert werden, um auch niedrigamplitudige Flimmerwellen zu detektieren. Myosignal-Oversensing wird auch bei empfindlichster Einstellung extrem selten beobachtet.
7.6 Zusammenfassung der Programmierempfehlungen
Programmierempfehlungen
Parameter | Programmierempfehlung |
---|---|
Modus | Gemäß den Leitlinien der DGK (► Abschn. 12.2) |
Grundfrequenz | Bei isoliertem AV-Block unter der Sinusfrequenz ca. 50 ipm Bei SSS oder Vorhofarrhythmien: ca. 60–70 ipm Bei CSS z. B. 50–60 ipm mit Frequenzhysterese und Beschleunigungsalgorithmen Bei Sportlern: individuell (z. B. 40 ipm) |
Maximalfrequenz | Bei DDD/VDD-Systemen: 220 ipm – Alter oder deutlich niedriger bei kardialen Grunderkrankungen |
Maximale Sensorfrequenz | Abhängig vom individuellen Bedarf: Ohne kardiale Grunderkrankung: 120 ipm und mehr Mit kardialen Grunderkrankungen: ca. 100–110 ipm |
Frequenzhysterese | Bei CSS: im DDI-Modus: ca. 20–30 % Brady-Tachy-Syndrom oder Vorhofarrhythmien: keine Frequenzhysterese |
AV-Intervall | Mit eigener AV-Überleitung: AV-Hysteresealgorithmen aktivieren oder AV-Intervall ca. 30–50 ms länger als die PQ-Zeit programmieren Bei AV-Block: Hämodynamische Optimierung des AV-Intervalls; wenn nicht durchgeführt: AP/VP-Intervall in Ruhe ca. 180–200 ms, AS/VP-Intervall ca. 120–140 ms, AV-Zeiten unter Belastung max. 30 ms kürzer als in Ruhe (frequenzadaptives AV-Intervall) |
AV-Korrektur | Ca. 40–100 ms, individuelle Bestimmung durch Bildung der Differenz zwischen Überleitungszeiten AP – VS und AS – VS oder Messung des Intervalls zwischen atrialem Stimulus und Anfangsteil der P-Welle |
VRP: Ventrikuläre Refraktärperiode | Ca. 150–250 ms |
PAVB: Postatriales ventrikuläres Blanking | Ca. 12–30 ms, wenn ventrikuläre Sicherheitsstimulation vorhanden; ansonsten 40 ms |
Ventrikuläre Sicherheitsstimulation | Ein |
PVARP : Postventrikuläre atriale Refraktärperiode | Ca. 200–300 ms, oder 30–50 ms länger als gemessene retrograde Leitungszeit, wenn keine PMT -Schutzalgorithmen zur Verfügung stehen |
PVAB: Postventrikuläres atriales Blanking | Ca. 150–175 ms; bei 2:1-Blanking infolge von Vorhofflattern, evtl. kürzer |
Impulsamplitude im Vorhof und Ventrikel | Ca. 2,0–2,5 V, jedoch mindestens doppelter Reizschwellenwert der Impulsamplitude oder Aktivierung der automatischen Anpassung der Impulsamplituden |
Impulsdauer im Vorhof und Ventrikel | Ca. 0,3–0,4 ms; in der Nähe der Chronaxie |
Stimulationspolarität im Vorhof und Ventrikel | Unipolar: für eine bessere Sichtbarkeit im Oberflächen-EKG und Langzeit-EKG Bipolar: – Bei Muskelzucken im Pektoralisbereich – Bei AV-Crosstalk, wenn nicht mit anderen Parameteränderungen vermeidbar |
Wahrnehmungspolarität im Vorhof und Ventrikel | Bipolare Wahrnehmung |
Empfindlichkeitsschwelle im Ventrikel | Unipolar: 50 % der gemessenen R-Welle, mind. >2 mV besser >4 mV (sicherer Bereich >6,8 mV Anwendernorm der VDE 2010) Bipolar: ca. 3 mV |
Empfindlichkeitsschwelle im Vorhof | Unipolar: ≥1 mV (Probleme z. B. bei Vorhofflimmern möglich) Bipolar: ca. 0,5 mV (bei VDD-Single-Lead: 0,1–0,3) |
PMT -Schutz | Ohne PMT -Schutzfunktionen: PVARP 30–50 ms länger als gemessene retrograde Leitungszeit (Probleme z. B. mit Programmierung der oberen Grenzfrequenz möglich) Mit PMT -Schutzfunktionen: (minimale) PVARP, wenn möglich kurz lassen, um eine Limitierung der oberen Grenzfrequenz zu vermeiden Programmierung des AV-Intervalls: – Bei Patienten mit AV-Blockierung: kurzes (am besten optimiertes) AV/PV-Intervall wählen und/oder frequenzadaptives AV-Intervall – Bei Patienten mit SSS: Lange AV-Intervalle vermeiden, aber AV- Hysteresen oder MPV-Algorithmen aktivieren für die Förderung der intrinsischen AV-Überleitung |
Mode-Switch | Ein: Fast immer sinnvoll: VDD(R)/DDD(R) zu VDI(R)/DDI(R) Aus: Bei inadäquatem Mode-Switch infolge R-Wellen Far-Field-Sensing und nicht programmierbarem PVAB oder bei passagerem Undersensing von Vorhofflimmersignalen Empfehlung in diesen Fällen: DDIR-Modus |
Sensor | Ein: – Bei chronotroper Inkompetenz – Zur Frequenzglättung – Im DDD-Modus evtl. selektiv während Mode-Switch -Phasen bei Patienten mit AV-Überleitungsstörungen und chronotroper Kompetenz während Sinusrhythmus (z. B. Moduswechsel von DDD auf DDIR/VDIR) |
Automatische Impulsamplitudenanpassung | Wenn möglich |
Automatische Empfindlichkeitsanpassung | Evtl. manuell überprüfen, Holter beachten: Oversensing , Undersensing soweit möglich ausschließen |
Präventionsalgorithmen | Es konnten keine evidenzbasierten Vorteile nachgewiesen werden |
Frequenzglättung | Bei SA-Blockierungen unter Belastung und wenn der Patient keine frequenzadaptive Stimulation benötigt. Evtl. ventrikuläre Frequenzglättung während Vorhofarrhythmiephasen |
Automatische antitachykarde Stimulation | Kann optional eingeschaltet werden bei Patienten mit stimulierbaren intermittierenden Vorhofarrhythmien/kein Effekt bei Vorhofflimmern |
Diagnosefunktionen | Einschalten! Arrhythmiediagnostik, Reizschwellentrend, Sensingtrend, Sondenimpedanztrend etc. liefern wichtige Informationen für die Beurteilung der Funktionalität des Schrittmachers |