Diese Adjektivendung ist immer ein starkes Indiz dafür, dass ein Wort der Bildungssprache angehört. Beispielhaft in diesem Buch sind abundant,
eklatant,
exorbitant,
fulminant oder
redundant. Flamboyant und mokant wären auch Kandidaten für eine Aufnahme gewesen. Auch heute alltägliche Wörter wie tolerant, amüsant oder penetrant entstammen ursprünglich der Bildungssprache. Wenn es zwei alternative Formen eines Adjektivs gibt wie bei
frappierend und frappant, dann ist die auf -ant eindeutig diejenige, die ein stärkeres Bildungssignal sendet.
Das Affix geht auf die Endungen -ans, -ant(is) im Partizip lateinischer Verben der a-Konjugation zurück, die der deutschen Endung -end entsprechen. Doch schon die ältesten Adjektive auf -ant im Deutschen, etwa galant, penetrant und andere im 17. Jahrhundert, stehen unter französischem Einfluss. Amüsant, genant, süffisant, flamboyant, mokant, tolerant und viele andere sind direkte Übernahmen aus dem Französischen. Und selbst blümerant, das man heute für eine wortspielende Bildung mit dem deutschen Stammwort Blume halten könnte, geht zurück auf französisch bleu-mourant (›blassblau, sterbendes Blau‹). Etliche ältere Übernahmen aus der Hochzeit des französischen Einflusses auf die deutsche Sprache im 18. Jahrhundert sind bereits wieder verschwunden. Der Sprachreiniger Carl Wilhelm Kolbe nennt 1809 in seinem Buch »Über Wort-Mengerey« clairvoyant, attrayant, amusant, nonchalant, complaisant, brillant, choquant als Beispiele »mit gemischter Aussprache, lateinischfranzösisch«. Wie man sieht, hat sich das Wortbildungselement -ant deutlich stabiler im Deutschen festgesetzt als einzelne von Kolbe kritisierte Wörter. Attrayant, complaisant und choquant waren vielleicht zu Hochzeiten der Dominanz des Französischen als Bildungssprache gebräuchlich. Doch schon als Kolbes Buch erschien, wurden sie von den Weimarer Klassikern nicht mehr benutzt.