Dauer ohne Besichtigungen und Abstecher ca. 2:30 Std.
Der Rundgang durch Prenzlauer Berg beginnt und endet am Senefelder Platz (U-Bahnhof, Ausgang Schwedter Straße), benannt nach Alois Senefelder (1771-1834), dem Erfinder der Lithografie. Dort, an der Schönhauser Allee bergab, kann man ein typisches grünes Café Achteck begutachten, Männer auch von innen. Unter „Café Achteck“ versteht man in Berlin nämlich kein Kaffeehaus, sondern ein historisches gusseisernes Pissoir mit oktogonalem Grundriss. In der Achteck-Blütezeit im frühen 20. Jh. gab es rund 140 davon in der Stadt, 25 sind geblieben. Sieben Pinkler können darin bequem nebeneinander stehen. Nur wenige „Cafés“ besitzen auch ein Damenabteil.
Spaziert man auf der anderen Straßenseite die Schönhauser Allee bergab, steht man schon gleich vor einem Torbogen, dem Zugang zur einstigen Brauerei Pfefferberg(rechter Hand, Hnr. 176) aus der Mitte des 19. Jh. Steigen Sie die Stufen hinauf - heute wird in den Klinkerbauten Kunst, Kultur und Gastronomie geboten, dazu mit der Galerie AEDES (Di-Fr 11-18.30 Uhr, Sa 13-17 Uhr) und dem Museum der Tchoban Foundation (Mo-Fr 14-19 Uhr, Sa 13-17 Uhr) Spannendes zu Architektur und Stadtentwicklung.
Auf der anderen Seite des Brauereiareals (nehmen Sie den Weg am Hostel vorbei) gelangt man zum Teutoburger Platz, derim Volksmund einfach „Teute“ genannt wird. An der Südseite des Platzes lebte die 2010 verstorbene Künstlerin und Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley, die im Herbst 1989 zu den Gründern des Neuen Forum gehörte.
Weiter geht es entlang der Zionskirchstraße, die - über die Kastanienallee hinweg - direkt zum Zionskirchplatzführt,den die gleichnamige 1866 erbaute Kirche dominiert. Drum herum eine Reihe netter Cafés (ohne Achteck).
„Castingallee“
Die Kastanienallee ist alles andere als ein Prachtboulevard, dennoch Prenzlbergs berühmteste Straße, eine Art Laufsteg Berlins. Sehen und gesehen werden, ist das, was zählt, weswegen die kunterbunte Straße schon längst ihren Spottnamen weghat: „Castingallee“. Passende Plätze fürs Peoplewatching beim Nachmittagsfrühstück - vielleicht läuft ja Heike Makatsch vorbei - gibt es genug. Dazu trendige Schnickschnackläden für kleine Statussymbole, aber auch coole Fahrräder für lässige 3000 €. Fast absurd dagegen der Spruch an Hausnummer 86: „Kapitalismus normiert zerstört tötet“. Er stammt noch aus der Zeit, als Prenzlauer Berg vornehmlich Heimat alternativer Visionäre war.
Die Oderberger Straße mit ihren vielen unkonventionell-originellen Läden und Cafés kreuzt die Kastanienallee. Nach links führt sie zum Mauerpark(→ Sehenswertes abseits des Spaziergangs), wo sonntags ein Flohmarkt stattfindet - ein netter Abstecher.
Vorbei am beliebten Biergarten Pratergartenerreicht man die Schönhauser Allee.Dort steht, direktunter den Hochbahngleisen, Konnopke’s Imbiß, eine Institution in Sachen Currywurst (→ Essen & Trinken).
LSD-Viertel
Nachdem man den Hochbahnhof Eberswalder Straße unterquert hat, geht es nun parallel zur Hochbahn bis zur Stargarder Straße und auf dieser hinein ins sog. LSD-Viertel. „LSD“ hat in diesem Fall nichts mit Drogen zu tun, sondern bezeichnet die Gegend um die Lychener Straße zwischen der Stargarder Straße im Norden und der Danziger Straße im Süden. Aufpolierte Altbauten und z. T. holprige Pflasterstraßen prägen das Viertel, das zuletzt auch durch den Zuzug des Suhrkamp Verlags in die Pappelallee aufgewertet wurde.
Gleich zu Beginn kommt man an derGethsemanekirchevorbei, ein gotisierender Klinkerbau aus dem Jahr 1893. Sie entstand nach Plänen August Orths, einem Schüler August Stülers. In der Vorwendezeit nutzten Oppositionelle die Kirche als Plattform, eine kleine Ausstellung erinnert daran (leider oft geschlossen).
Coole Schnitte für wenig Geld: Haare lassen in der Stargarder Str. 76
Die LychenerStraße (hier rechts einbiegen) tangiert den Helmholtzplatz, ein begrüntes Karree mit Spielplatz, Kindercafé und meist ein paar Suffköpfen, die die Parkbänke belegen - ein Unding für dieses Viertel. Rund um den Helmholtzplatz wurde übrigens der Film Sommer vorm Balkon gedreht.
Nächstes Ziel ist die KulturBrauerei. Das zum Ende des 19. Jh. entstandene denkmalgeschützte, monumentale Backsteinensemble der einstigen Schultheiss-Brauerei nimmt ein ganzes Straßengeviert ein. Mit der Bierproduktion war hier schon 1967 Schluss. Heute saniert, dient das Areal der Kunst, der Kultur und dem Gewerbe - mehrere Clubs, Restaurants und Kinos sorgen für stetigen Zulauf. Zudem führt das → Museum in der Kulturbrauerei in den „Alltag in der DDR“ ein. Spazieren Sie hindurch - rein geht es von der Knaackstraße, heraus kommt man an der Sredzkistraße (dort links halten).
Übernachten
42
Hotel Kastanienhof
47
Ackselhaus und Bluehome
48
Yes-Residenz
50
Transit Loft
51
Pfefferbett Hostel & Apartments
57
Soho House
Essen & Trinken
1
Frau Mittenmang
2
Deck 5
3
Á Magica
6
The Bird
11
Sasaya
14
Osmans Töchter
18
Konnopke's Imbiß
19
Maria Bonita
20
Pratergarten
30
Zula
36
Babel
38
Gugelhof
40
Pasternak
44
Meierei
45
Der Hahn ist tot
46
Chez Maurice
49
Metzer Eck
52
Leibhaftig
54
Il Pane e le Rose
55
Nocti Vagus
Café
12
Wohnzimmer
21
Kauf dich glücklich
23
Schwarzsauer
25
Sowohlalsauch
26
Anna Blume
34
Café Morgenrot
35
No Fire No Glory
39
Café Kapelle
43
Bar 103
56
Caférestaurant Schönbrunn
Bars & Clubs
7
Duncker Club
9
Becketts Kopf
10
Ausland
15
Krüger
16
Zu mir oder zu dir
24
Luxus Bar
31
Saphire Lounge
41
Sorsi e Morsi
53
8mm Bar und Bassy Cowboy Club
Einkaufen
17
Erfinderladen
22
Calypso
27
Thatchers
28
Mr. & Mrs. Peppers
32
Lieblingskekse
33
Besserdresser
Sonstiges
4
The Dubliner (Fußballkneipe)
5
Robben & Wientjes (Autoverleih)
8
Schwalbe (Fußballkneipe)
13
Kindercafé Kiezkind
29
Fahrradstation (Radverleih)
37
Dock 11 (Theater)
Kollwitzkiez
Auf dem Wasserturm-Areal
Von hier sind es nur ein paar Katzensprünge zur Husemannstraße(rechts ab), einer Bilderbuchstraße mit nostalgischen Straßenschildern, historischen Wasserpumpen und stuckverzierten Häusern samt schmiedeeisernen Balkonen. Zur 750-Jahr-Feier Berlins (1987) wurde die Straße in ein Freilichtmuseum verwandelt, mit putzigen Handwerkerstuben, einem Museum, das ins Arbeiterleben um 1900 entführte, sowie mit Läden und Gaststätten im Stil jener Zeit. Die obersten Genossen führten hier gerne Staatsgäste herum. Nichts davon hat die Zeiten überlebt: Heute ist die Husemannstraße in erster Linie eine schmucke Wohnstraße mit saftigen Mieten.
Die Husemannstraße führt direkt auf den grünen, dreieckigen Kollwitzplatz zu - besonders nett zur samstäglichen Wochenmarkt-Kiezparade. Dass der Platz sich heute so charmant präsentiert, ist der Wende zu verdanken. Sie kam zu schnell für die DDR-Städteplaner, die hier die maroden Altbauten durch Platte ersetzen wollten. Benannt ist der Platz nach der Künstlerin und einstigen Anwohnerin Käthe Kollwitz (1867-1945, → S. 196). Noch heute wohnen hier Leute, deren Namen einmal Plätze schmücken könnten, z. B. Wolfgang Thierse oder Marianne Birthler.
Über die Wörther Straße (nach links folgen) gelangt man zur Rykestraße (dort nach rechts abbiegen) mit Boutiquen, die die hiesige Kaufkraft widerspiegeln. Vor Hausnummer 53 steht i. d. R. ein Polizist Spalier. In dem neoromanischen Backsteinbau befindet sich eine Jeschiwa, eine Lehreinrichtung für jüdische Talmud- und Thorastudenten. Die Synagoge im Hof nebenan, die größte Berlins, stammt aus dem Jahr 1903. Den Krieg überstand sie als Pferdestall der SA-Truppen, heute finden hier rund 1200 Gläubige Platz (für die Öffentlichkeit leider nicht zugänglich).
Nur ein paar Schritte weiter steht das Wahrzeichen von Prenzlauer Berg, der „Dicke Hermann“. Der 30 m hohe backsteinerne Wasserturm wurde 1877 errichtet. Zusammen mit dem schlanken Steigrohrturm und zwei unterirdischen Wasserspeichern versorgte er einst den gesamten Nordosten Berlins mit Wasser. 1933 richteten die Nazis im heute nicht mehr existenten Maschinenhaus ein Konzentrationslager ein. 1952 wurde die gesamte Anlage stillgelegt. Die ehemaligen Werkswohnungen im Turm (tortenstückförmige Zimmer!) sind begehrt. Die Reservoirs werden zuweilen für kulturelle Veranstaltungen genutzt - tolle Atmosphäre.
Über die Knaackstraße, die Wörther Straße und die Schönhauser Allee gelangt man zurück zum Senefelder Platz. An der Schönhauser Allee passiert man dabei noch den Eingang zum →Jüdischen Friedhof.