Länge ohne Abstecher ca. 5 km, Dauer ca. 2:45 Std.
Die schönste und meistfotografierte Brücke Berlins ist die →Oberbaumbrücke, die Kreuzberg mit Friedrichshain verbindet. Damit man die Aussicht von ihr genießen kann - v. a. abends schön, wenn sich die Lichter der Stadt in der Spree spiegeln -, beginnt der Spaziergang durch Friedrichshain in Kreuzberg am U-Bahnhof Schlesisches Tor. Von dort folgt man der Hochbahn bzw. der Oberbaumstraße und steht schon auf der Brücke.
Linker Hand sieht man den Fernsehturm und den Turm des Roten Rathauses aus der Skyline Berlins ragen, rechter Hand erhebt sich aus der Spree der sog. Molecule Man. Das 30 m hohe, durchlöcherte Monumentalwerk des amerikanischen Künstlers Jonathan Borofsky (1999) besteht aus drei aufeinander zugehenden und sich berührenden Metallmännern. Jeder steht für einen der umliegenden Stadtteile: Treptow, Friedrichshain und Kreuzberg.
Mediaspree
Molecule Man, ein Eyecatcher in der Spree
An der Uferzeile links des Molecule Man fällt ein Gebäudekomplex mit einem silbernen vorragenden Baukörper darüber ins Auge. Es ist das NHow Hotel, das erste Musikhotel Europas (→ Übernachten, S. 48). Direkt an der Brücke in einem ehemaligen Eierkühlhaus: Universal Music Deutschland. Die Terrasse davor gehört zur Kantine (→ Essen & Trinken).
Entlang des Spreeufers in westliche Richtung zieht sich noch ein Stück der Berliner Mauer. Auf der flussabgewandten Seite wurde sie nach der Wende bunt bemalt und ist als →East Side Gallery heute eine Touristenattraktion. Ein Spaziergang entlang der Mauer ist interessant.
Hinter der East Side Gallery, auf der anderen Seite der Mühlenstraße, steht die 02 World. Die so riesige wie hässliche Multifunktionshalle (→ Kultur, S. 90) passt an jeden Stadtrand, aber in kein Weltstadt-Zentrum. Drum herum, auf dem sog. Anschutz-Areal - benannt nach dem millionenschweren US-amerikanischen Investor Philip F. Anschutz, dem auch die Eisbären gehören -, soll bis 2020 ein neues Stadtviertel mit Hochhäusern, Restaurants, Büros, Hotels und einer Shoppingmall entstehen.
Von der Oberbaumbrücke führt die weitere Route geradewegs in die Warschauer Straße, vorbei am gleichnamigen U-Bahnhof. Östlich (also dahinter und von der Warschauer Brücke aus zu sehen) erstreckt sich die Oberbaum-City, einst auch „Lampenstadt“ genannt, da von hier die 1918 gegründeten OSRAM-Werke Glühlampen in die ganze Welt exportierten. Zu DDR-Zeiten wurde daraus das Narva-Kombinat, dessen Betrieb 1993 eingestellt wurde, Tausende von Arbeitsplätzen gingen damit flöten. Neue kamen wieder, nachdem die alten Fabrik- und Verwaltungsbauten entkernt und zu Bürohäusern umgebaut worden waren. Unter anderem residiert hier BASF Services Europe im sog. „Lichtturm“, einem der augenfälligsten Gebäude der Oberbaum-City.
Alternativszene
Mediaspree versenken - Spreeufer für alle!
Maria am Ostbahnhof († 2011), Kiki Blofeld († 2011), die Bar 25 († 2010), Strandgut und Oststrand (beide † 2013) - diese Spreeclubs und Strandbars gibt es nicht mehr. Sie waren beliebte Sommerspots für die Anwohner von Kreuzberg und Friedrichshain, beflügelten auch Berlins Mythos als Partystadt und zogen viele junge Besucher an - mehr als die Museumsinsel oder das Kulturforum. Weitere Clubs und Strandbars an den Spreeufern zwischen Jannowitz- und Elsenbrücke sollen verschwinden und mit ihnen die Brachflächen, die alten Industrieanlagen, die morbiden Gewerbehöfe, die Künstler und Studenten, die die verlassenen Fabriketagen wiederbelebten. Dafür sollen im Rahmen des sog. Mediaspree-Projekts gläserne Büro- und Hotelpaläste sowie schicke Lofts entstehen. Die Ansiedlung von Unternehmen der Medien- und Kommunikationsbranche ist gewünscht, Universal Music Deutschlandund MTV sind schon da. Wer aber letztendlich herzieht, entscheidet der Investor. Zuletzt kamen die Daimler-Vertriebszentraleund die Deutschlandzentrale von Coca-Cola (beide * 2013). Die Proteste gegen die Bebauung des Ufers sind groß, zumal Berlin genügend Brachflächen andernorts bietet - für die geplanten Hochhäuser rund um den Alexanderplatz hat man bis heute keine Investoren gefunden. „Kiez statt Profitwahn - Spreeufer für alle!“ lautet der Slogan des InitiativkreisesMediaspree versenken! Weitere Infos unter www.ms-versenken.org.
Des Friedrichshainers rotes Tuch: Projekt Mediaspree
Die Warschauer Brücke, die über ein Wirrwarr an Gleisen führt, wird tagtäglich von Zehntausenden Menschen frequentiert. Tag und Nacht ist hier die Hölle los. Vorbei an Roma-Combos oder Punks mit lieben Hunden geht es rechts ab in die Revaler Straße. Dort lohnt rechter Hand ein Blick in das RAW-Gelände. Das 70.000 m² große Areal des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks ist heute ein kunterbunter Szenetreff. Clubs haben sich in den ruinösen Hallen niedergelassen, dazu gibt es eine Skaterhalle, Ateliers, einen Biergarten und einen Bunker für Kletterer. Im östlichen Bereich des 7 ha großen Geländes sind Wohnhäuser in Planung, der westliche Bereich soll - so die letzten Meldungen - dauerhaft in der derzeitigen Form erhalten bleiben.
Übernachten
18
Ostel
24
Backpacker Berlin
41
Hotel Michelberger
42
Plus Berlin
45
Eastern Comfort
48
NHow Hotel
Essen & Trinken
2
Restaurant im Umspannwerk Ost
7
Frittiersalon
13
Nil
14
Kurhaus Korsakow
17
Papaya
26
Spätzle & Knödel
27
Trattoria Libau
28
Mutzenbacher
29
Schneeweiß
31
Yaam Beach
35
Fischschuppen
36
Sommerbar
41
Restaurant des Hotels Michelberger
46
Pirates/Captains Beach
47
Kantine von Universal Music
Café
3
Café Sibylle
16
Aunt Benny
32
Wahrhaft nahrhaft
Bars & Clubs
1
Kosmetiksalon Babette
11
Berghain
12
Goldfisch
15
Kater Holzig
20
Himmelreich
22
Feuermelder
23
Die Tagung
25
Hops & Barley
30
Süß war gestern
33
Zum schmutzigen Hobby
34
Astra Kulturhaus
37
Cassiopeia
38
Lovelite
39
M.I.K.Z.
40
Monster Ronson's Ichiban Karaoke
44
Die Busche
49
Salon zur wilden Renate
Einkaufen
4
Evelin Brandt
6
Pinkernell's Brandlager
8
Savage Store
21
Tausche Taschen
Sonstiges
5
Bretterbude (Fußballkneipe)
9
MP III (Fußballkneipe)
10
Wilde 13 (Fußballkneipe)
19
Knilchbar (Kindercafé)
43
Scooter Rent Berlin
Von der Revaler Straße zweigt links die bekannteste Straße Friedrichshains ab: die Simon-Dach-Straße. In ihrem nördlichen Abschnitt reiht sichBar-Restaurant an Bar-Restaurant - bei manchen dauert die Happy Hour den ganzen Tag.
Einen Häuserblock weiter - u. a. über die Krossener Straße zu erreichen - liegt der „Boxi“, wie die Berliner den grünen, denkmalgeschützten Boxhagener Platz liebevoll nennen. Viel los ist hier an den Marktagen (Sa Wochenmarkt, So Flohmarkt, → Einkaufen, S. 61).
In den Straßen rund um den Boxi findet man kleine Lädchen und skurrile Boutiquen, u. a. von Schmuckdesignern oder witzigen Berliner Labels. Lassen Sie sich hier ein wenig treiben, bevor Sie den Spaziergang fortsetzen. Nette Straßen sind die Grünberger, die Krossener und die Wühlischstraße. Die beiden letzteren verbindet u. a. die Knorrpromenade mit herrschaftlichen Altbauten samt säulengeschmückten Balkonen. Im Glauben, der Arbeiterbezirk Friedrichshain wandele sich zu einer gutbürgerlichen Adresse, hatte eine Wohnungsbaugesellschaft im frühen 20. Jh. dafür alte Mietskasernen abreißen lassen. Doch das Proletariat blieb drum herum wohnen. Und damit es nicht zum Betteln kam, war die Promenade durch Tore gesichert.
Vom Boxhagener Platz gelangt man über die Gärtnerstraße in die Mainzer Straße.Heute geht es hier sehr friedlich zu, was nicht immer so war: Rund 120 Häuser wurden zur Wendezeit in Ostberlin besetzt, 90 im Lauf der Zeit legalisiert, der Rest geräumt. In der Mainzer Straße war damals fast die Hälfte der Häuser besetzt - diese machten einen so erbärmlichen Eindruck, dass die DDR-Führung seinerzeit deren Abriss geplant hatte. Bei der Räumung der Häuser im November 1990 lieferten sich Besetzer und Polizei zwei Tage und zwei Nächte lang erbitterte Straßenschlachten. In den Zeitungen war von „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“ die Rede. Die letzte große Räumung in Friedrichshain fand übrigens in der Liebigstraße 14 im Februar 2011 statt. 2500 Polizisten waren im Einsatz.
Stalinistische Architektur
Die Mainzer Straße trifft auf die verkehrsreiche Frankfurter Allee, an der einst Alfred Döblin seine Praxis hatte. Nördlich davon erstreckt sich das beschauliche Samariterviertel. Folgt man der Frankfurter Allee nach links gen Fernsehturm, wird aus ihr nach rund 200 m ein breiter Boulevard, der als Stalinallee die Stadtgeschichte prägte (→ Kasten, S. 230). Auf den ersten Metern machen die monumentalen Wohnblöcke mit ihrem zerfallenden Fliesenschmuck z. T. noch einen etwas maroden Eindruck. Ab dem Frankfurter Tor aber sind die meisten Bauten bereits saniert. Die Kuppeln der dortigen Türme imitieren übrigens die Domkuppeln am Gendarmenmarkt. Mit wenigen Unterbrechungen reihen sich nun über eine Länge von ca. 2 km die Zuckerbäckerbauten im stalinistischen Neoklassizismus aneinander. Das Ende markieren zwei 14-stöckige Turmhäuser am Strausberger Platz.
Wer den Weg abspaziert, passiert schon wenige Meter hinter dem Frankfurter Tor rechter Hand das 1961/62 errichtete Kino Kosmos. Mit 1001 Plätzen war es einst das größte Filmtheater Ostberlins. 2005 wurde der Kinobetrieb eingestellt, der keramikverkleidete Saal dient heute als Event-Location.
500 m weiter liegt, ebenfalls rechter Hand, das →Computerspielemuseumundwiederum 300 m weiter, auf der anderen Straßenseite, das Café Sibylle(→ Essen & Trinken/Cafés). Kurz darauf, hinter der kreuzenden Koppenstraße, unterbrechen rechts und links der Straße Plattenbauten die architektonische Einheit. Der Komplex rechter Hand erhebt sich an jener Stelle, an der im Rahmen des Stalinallee-Projekts eine gigantische Sporthalle errichtet worden war, die man aber bereits 1971 wegen Bauschäden wieder abreißen musste. Gegenüber thronte einst das knapp 5 m hohe Stalindenkmal; des Diktators Ohr und ein Teil des Schnurrbarts befinden sich heute im Café Sibylle. Von hier sind es noch rund 400 m bis zum Strausberger Platz.