Il Sestiere di Dorsoduro - Das Dorsoduro-Viertel
Dieses auf den ersten Blick so unprätentiöse historische Stadtviertel zwischen dem Unterlauf des Canal Grande und dem Canale della Giudecca brilliert mit den beiden wichtigsten Kunstgalerien Venedigs: In der weltberühmten Galleria dell’Accademia sind die bedeutendsten Werke der venezianischen Malerei versammelt, und gewissermaßen als Kontrast dazu bietet die Collezione Peggy Guggenheim moderne Kunst von Weltrang.
Campo San Vio und eine der letzten Gondelwerften Venedigs
Es wäre ein fataler Irrtum, diesen Stadtteil aufgrund seiner Randlage zu unterschätzen, denn dieses Sestiere gehört mit seiner ausgewogenen Mischung aus Sehenswürdigkeiten und überraschender Beschaulichkeit mit zum Schönsten, was Venedig zu bieten hat. Und während sich der große Rest der Stadt mit seinem Status quo zu begnügen scheint, steigert Dorsoduro seine Attraktivität in einem für venezianische Verhältnisse geradezu atemberaubenden Tempo, denn in kurzer Zeit sind hier zwei neue Museen für zeitgenössische Kunst entstanden (s. u.).
Im Westteil Dorsoduros lebten früher vorwiegend Seeleute und Handwerker, während im Einzugsbereich der Campi San Barnaba und Santa Margherita kleine Kaufleute und verarmte Adelsfamilien ansässig waren. Nobel, reich und extrovertiert war Dorsoduro nur am Canal Grande. Doch während alle anderen Stadtviertel „nur“ eine Schauseite am Wasser haben, trumpft Dorsoduro zusätzlich mit einer rückseitigen Uferpromenade auf. Die Zattere, wie diese Uferpromenade mit viel Flanieratmosphäre genannt wird, ist die Riva degli Schiavoni Dorsoduros - mit dem feinen Unterschied, dass hier vorwiegend Einheimische und Anwohner promenieren, während Touristen eher eine Nebenrolle spielen, es sei denn, es leert sich gerade eines der großen Kreuzfahrtschiffe, die immer häufiger an der nahen Stazione Marittima anlegen. Dann gerät die ansonsten friedliche Atmosphäre etwas in Turbulenzen (→„Invasion der Ozeanriesen“, S. 198).
Eine nicht minder anziehende Atmosphäre herrscht rund um den Campo Santa Margherita, die größte und volkstümlichste Piazza des Stadtteils. Die unaufgeregte Geschäftigkeit einfacher Leute prägt hier die Stimmung, während die Studenten der benachbarten Universität dieser Gegend eine erfrischende Lässigkeit verleihen.

Zum touristischen Pflichtprogramm gehört neben den beiden erwähnten Kunstgalerien auch das
Museo del Settecento Veneziano (→ S. 128), das einen interessanten Einblick in Venedigs großartige Rokokoepoche gewährt. Unter den Kirchenbauten Dorsoduros sticht hingegen die Chiesa Santa Maria della Salute hervor, die nicht nur am Festtag der Madonna im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Außerdem erhöhen viele kleine Attraktionen, z. B. eine der letzten Gondelwerften im historischen Stadtgebiet Venedigs, den Reiz dieses lang gestreckten Sestiere, das entdeckt werden will.