Aktien-ETF: Es müssen nicht Dax oder Dow Jones sein

Mit globalen und große Regionen umfassenden Aktien-ETF können Anleger bequem ihre Investments breit streuen. Hier erfahren Sie, welche Indizes sich auch für Einsteiger eignen.

Aktien, das zeigen viele Studien und Statistiken aus aller Welt, sind langfristig die ertragreichste Wertpapierform. Wie kommt es aber, dass trotz dieser überzeugenden Faktenlage Aktien bei deutschen Anlegern einen denkbar schlechten Ruf genießen?

Das mag daran liegen, dass es in den vergangenen 25 Jahren eine derart große Häufung an Börsencrashs gegeben hat wie selten zuvor: Der Asien-Crash 1997, der Internetaktien-Crash 2000, der durch die Terrorangriffe in New York und Washington bis 2003 verlängert und verschärft wurde, der Finanzcrash 2007, der Euro-Schuldencrash 2011 und der kurze China-Crash 2015. Diese rasche Folge von Kursstürzen hat die Wahrnehmung der Anleger von Aktien negativ mitgeprägt.

Aktien gelten vielen als reine Spekula­tionsobjekte – aber sie sind genau das Gegenteil: Über sie können sich Anleger an Unternehmen beteiligen und am Wachstum sowie an Produktivitätsfortschritten teilhaben. Und unternehmerischer Erfolg ist in der Regel langfristig angelegt.

Langfristig sind Aktien Trumpf

Insbesondere für die Altersvorsorge sind Aktien erste Wahl, weil dieser Sparprozess meist sehr langfristig ausgerichtet ist, Aktien also ihre Ertragsvorteile voll ausspielen und Rückschläge wettmachen können. Hinzu kommt, dass die Altersvorsorge üblicherweise ein regelmäßiger Sparprozess ist. Je früher man damit anfängt, desto besser. Das Timing, also der Versuch, optimale Ein- und Ausstiegskurse zu finden, spielt keine Rolle, dafür der Langfristtrend umso mehr. Der weist, wie uns die Historie lehrt, nach oben. Aktien-ETF sind ideale Instrumente, um diese langfristigen Renditevorteile zu nutzen, auch mit kleinen Beträgen. Das Pantoffel-Portfolio und der Pantoffel-Sparplan (siehe „Bequem anlegen“ ab S. 72) zeigen, wie das konkret klappt.

Aber welche Aktien-ETF eignen sich für welche Zwecke? Um das zu beantworten, schauen wir uns die wichtigsten Aktienindizes an, die mit ETF nachgebildet werden.

Natürlich kennen viele den Dax, den amerikanischen Dow Jones oder den japanischen Nikkei 225. Diese Leitindizes der führenden Aktienmärkte in den Industrienationen repräsentieren jeweils die bedeutends­ten börsennotierten Aktiengesellschaften ihres Landes, die „Blue Chips“. Wenn Medien und Banken die Marktentwicklung beschreiben, beziehen sie sich meistens auf diese renommierten Börsenbarometer. Da ist es kein Wunder, dass es zahlreiche ETF auf diese Indizes gibt. Allerdings weisen sie einen Makel auf: Sie umfassen nur Aktien der ganz großen Konzerne. Mittlere oder gar kleine Unternehmen bleiben völlig außen vor. Und sie sind zudem branchenmäßig nicht breit gestreut.

 Gut zu       wissen 

Der Börsenwert, auch Marktkapitalisierung genannt, zeigt an, wie hoch ein Unternehmen an der Börse bewertet wird. Dazu wird der aktuelle Kurs mit der Anzahl der ausgegebenen Aktien multipliziert. Ein Beispiel: SAP wies Ende Januar 2018 einen Börsenwert von rund 113 Milliarden Euro auf: 1 229 Millionen Aktien mal dem Kurs von 92 Euro.

Der Streubesitz, auch Free Float genannt, umfasst nur den Börsenwert der Aktien, die sich nicht im Festbesitz befinden, also keinem Aktionär mit mehr als 5 Prozent Anteil am Aktien­kapital gehören. Die Gewichtung richtet sich beim Dax und anderen Indizes der Deutschen Börse nach dem Streubesitz. Im Januar 2018 lag der für das Dax-Gewicht entscheidende Streubesitz von SAP zum Beispiel bei rund 85 Prozent

Die Schwächen des beliebten Dax

Für die deutschen Anleger ist der Dax der Superstar. Er repräsentiert als Stimmungsbarometer der heimischen Wirtschaft die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften. Die sind im Index aber nicht alle gleich gewichtet. Vielmehr hängt der Anteil von ihrer Marktkapitalisierung ab. Mit anderen Worten: vom Börsenwert des Unternehmens. Anfang 2018 war SAP das gewichtigste Dax-Mitglied, der Anbieter von Softwarelösungen machte knapp 9 Prozent des Dax-Wertes aus, gefolgt von Siemens, das mit rund einem halben Prozent weniger vertreten war. Gemeinsam mit Allianz, Bayer, BASF, Daimler und Deutsche Telekom bestimmen diese sieben Aktien gut die Hälfte der Dax-Entwicklung. Die andere Hälfte verteilt sich auf die übrigen 23 Firmen. Zahlreiche ETF bilden den Dax nach. Gemessen an den Handelsumsätzen im vollelektronischen Handel auf Xetra (das nach eigenen Angaben über 90 Prozent aller ETF-Umsätze in Deutschland abwickelt) war er 2016 der mit Abstand beliebteste Index bei den Anlegern, gefolgt vom Euro Stoxx 50, dem breiten europäischen Index Stoxx Europe 600 und dem global investierenden MSCI World.

Dabei ist der Dax ganz anders als viele Indizes. Im Gegensatz zu den meisten Leitindizes wie Dow Jones oder Nikkei hat er eine Besonderheit in der Berechnung: Der Dax steigt Jahr für Jahr automatisch um den Wert der ausgeschütteten Dividenden, sie werden rechnerisch wieder in den Index investiert. Mit den Dividenden zeigt er sozusagen die gesamte Performance und wird daher als Performanceindex bezeichnet. Seine Konkurrenten Dow Jones, S&P 500, Nikkei oder Euro Stoxx sind hingegen Kurs­indizes, weil sie lediglich die Preisveränderungen der einzelnen Aktien widerspiegeln, Dividendenabschläge und andere Ausschüttungen wie Bezugsrechte werden dagegen wie Verluste behandelt. Wenn man die Wertentwicklung von Kursindizes wie dem S&P 500 oder dem Euro Stoxx 50 mit Performanceindizes wie Dax oder MDax vergleicht, muss man also genau nachrechnen.

Dividenden sind Ausschüttungen von Aktiengesellschaften an die Aktionäre als Ertrag für das Kapital, das man in Aktien investiert hat. Zudem besteht bei Aktien die Chance auf Kursgewinne.

Beim Dax hilft dabei die Deutsche Börse. Sie veröffentlicht parallel zum Performanceindex einen Dax-Kursindex. Er lag Ende Januar 2018 bei nicht einmal der Hälfte des Dax-Performanceindex von rund 13 000 Punkten, nämlich bei 6 300 Zählern. Dividenden haben also mehr als die Hälfte zum Gesamtergebnis beigetragen. Diese große Differenz zeigt, wie entscheidend Dividenden langfristig für die gesamte Wertentwicklung von Aktien und damit auch von Aktien-ETF sind. Und wie wichtig es ist, sie sofort nach der Ausschüttung wieder anzulegen und den Zinseszinseffekt zu nutzen. Der große Unterschied beweist zudem, dass es nur Sinn macht, Indizes zu vergleichen, wenn sie auf demselben Berechnungsschema fußen.

 Gut zu       wissen 

Der Index lebt. Die Mitglieder eines Index bleiben darin nicht auf immer und ewig. Üblicherweise mehrmals pro Jahr wird die Indexzusammensetzung nach den Kriterien Markt­kapitalisierung und Börsenumsatz überprüft. Für die Dax-Familie, also Dax, MDax, TecDax und SDax, erfolgt das quartalsweise. Wer unter einen festgelegten Ranglistenplatz rutscht, muss weichen und wird von einer besser platzierten Aktie ersetzt. ETF vollziehen diese Änderungen nach.

Der Dax ist zwar eines der liebsten Anlageziele, als Basisinvestment geeignet ist er aber nicht. Denn er enthält nur 30 Unternehmen, und das ist im Vergleich zu umfassenderen Börsenbarometern wie dem S&P 500 oder dem Stoxx Europe 600 nur ein Bruchteil. Zudem ist der Dax mit Finanzkonzernen und Industriefirmen übergewichtet – mit Branchen, die sehr konjunkturabhängig sind. Der Dax ist deshalb schwankungsintensiver (volatiler) als die Leitindizes vieler anderer großer Industrieländer. Zudem fehlen wichtige Sektoren wie Nahrungsmittel ganz oder weitgehend – wie Rohstoffe –, und die „New Economy“ ist mit einem Software- (SAP), einem Chip- (Infineon) und keinem einzigen Internetunternehmen nur sehr dünn vertreten. Der Dax spiegelt also die sehr vielschichtige Branchen- und Größenstruktur deutscher Unternehmen nur unzureichend wider. Der Mittelstand, oft als Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet, fehlt völlig.

Ein ETF auf den Dax, ebenso wie auf andere Leitindizes, kann sinnvoll sein, wenn er mit anderen ETF im Rahmen einer durchdachten Strategie kombiniert wird. Wenig geeignet ist ein Dax-ETF jedoch als Basis eines langfristig ausgerichteten Aktiendepots, beispielsweise für die Altersvorsorge, egal, ob als Einmalanlage oder ETF-Sparplan. Dafür gibt es wesentlich bessere Lösungen.

  1. Finanztest versteht darunter Fonds, die als Grundlage für ein Portfolio dienen. Mit ihnen können auch Börsenmuffel nichts falsch machen. Aktien-indizes, die von Basis-ETF nachgebildet werden, müssen breit gestreut sein und eine Vielzahl an Branchen und Ländern beinhalten. Die internationale Streuung schützt vor allzu kräftigen Kursausschlägen und sorgt langfristig für relativ stabile und hohe Erträge.

Fünf gut geeignete Indizes für das langfristige Sparen

Für Anleger, die langfristig einen Buy-and-Hold-Ansatz (das bedeutet „kaufen und liegenlassen“) bevorzugen und die den Aktienteil ihres Depots mit nur einem oder einer sehr geringen Zahl an ETF abdecken wollen, hält Finanztest fünf marktbreite Indizes für besonders geeignet: Den MSCI World, den MSCI All Country World, den MSCI Europe und den Stoxx Europe 600. Hinzu kommt der FTSE All World, der mit dem MSCI All Country World vergleichbar ist. Die Renditeentwicklung beider Indizes verläuft seit Jahren nahezu parallel. Von Vanguard, dem Indexfonds-Pionier, werden seit Ende Oktober 2017 zahlreiche ETF an der Frankfurter Börse gehandelt. Wie im Kapitel „ETF verstehen“, S. 19, beschrieben, verwendet Van­guard aus Kostengründen keine MSCI-Indizes, sondern Indizes des britischen Anbieters FTSE Russell.

Diese fünf Indizes sorgen zwar in den Medien selten für Schlagzeilen, aber sie weisen dafür viele Vorteile auf. Welche sind das, und was zeichnet diese Indizes im Detail aus?

Stabiler Weltindex

Der Weltaktienindex MSCI World und der Dax liegen auf Zehnjahressicht bei der Wertentwicklung nicht weit auseinander. Der MSCI World hatte dabei aber deutlich geringere Wertschwankungen.

Untersuchungszeitraum: 30.4.2006 bis 30.4.2016, Quelle: Thomson Reuters, eigene Berechnungen

Der MSCI World bündelt die Industrieländer

Der MSCI World ist der renommierteste und älteste globale Aktienindex, berechnet vom US-Finanzdienstleister MSCI (siehe „Die großen Indexanbieter“, S. 161). Viele Großanleger verwenden ihn seit Jahrzehnten als Vergleichsmaßstab (Benchmark), an dem sie ihren Investmenterfolg messen. Sie schauen also, ob sie mit ihren Anlagen besser oder schlechter abschneiden als der MSCI World. Sein Ausgangswert von 100 Punkten wurde per 31. Dezember 1969 festgesetzt. Ende Januar 2018 hatte er 2 250 Punkte erreicht, also mehr als 22-mal so viel.

Wenn Sie in einen ETF auf den MSCI World investieren, sind Sie an über 1 600 Aktien großer und mittelgroßer Unternehmen aus 23 Industrieländern beteiligt. Gewichtet werden die Aktien nach ihrem Börsenwert. Den größten Anteil am Index hatte im September 2017 der US-Technologiekonzern Apple mit 2,3 Prozent, gefolgt von Alphabet und Microsoft (je 1,5 Prozent) sowie Facebook und Amazon (je 1,1 Prozent).

Die sechs größten MSCI-World-Mitglieder kommen zusammen nur auf einen Anteil von knapp 7,8 Prozent, während die sieben größten Dax-Unternehmen gut die Hälfte des deutschen Leitindex ausmachen. Dementsprechend ist die Volatilität, also die Schwankungsbreite, des Dax in der Regel deutlich höher als beim breit aufgestellten MSCI World. Die durchschnittlichen jährlichen Renditen (jeweils einschließlich der wieder angelegten Dividenden) sind langfristig dagegen ähnlich hoch ausgefallen (siehe Grafik „Stabiler Weltindex“). Also Vorteil MSCI World: Bei ähnlichen Renditen war ein Investment weniger riskant.

Der MSCI World ist vorbildlich: Geringeres Risiko dank Streuung

Ein Index mit möglichst vielen Aktien aus verschiedenen Ländern und Branchen bietet den besten Schutz vor hohen Wertschwankungen. Der MSCI World ist vorbildlich, Dax und Euro Stoxx 50 sind es nicht.

Quelle: Indexanbieter. Stand 31. Mai 2017

Aber auch der MSCI World ist nicht ohne Fehl und Tadel: US-Aktien sind mit gut 59 Prozent sehr hoch gewichtet, deutsche mit knapp 3,5 Prozent dagegen weitaus weniger stark vertreten, als es ihrem Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung entspricht. Der beläuft sich auf rund 5 Prozent. Grund dafür: Hierzulande ist der Anteil von Unternehmen, die nicht an der Börse gehandelt werden, höher als in anderen Ländern, weil viele deutsche Mittelständler den Gang an die Börse scheuen. Deshalb ist die Marktkapitalisierung, also der Börsenwert aller deutschen Aktiengesellschaften, vergleichsweise gering. Aber daran orientiert sich das Ländergewicht im MSCI World. Das wirtschaftlich viel schwächere Großbritannien dagegen ist mit 6,6 Prozent im MSCI World Index fast doppelt so stark vertreten.

MSCI All Country World: Die Schwellenländer nicht vergessen

Aktien aus den aufstrebenden Schwellenländern wie China, Indien oder Südkorea fehlen im MSCI World sogar völlig – allerdings bewusst. Sie sind in einem eigenen Index, dem MSCI Emerging Markets, enthalten, der 843 Unternehmen (Stand Ende Juli 2017) aus 24 Schwellenländern umfasst. Das größte Indexgewicht mit 4,6 Prozent weist hier der chinesische Internetkonzern Tencent auf, der im volkreichsten Land der Erde die Sozialen Medien dominiert, gefolgt vom weltgrößten Produzenten von Smartphones und Unterhaltungselektronik, der südkoreanischen Samsung Electronics mit 4,3 Prozent. China hat mit fast 29 Prozent den höchsten Anteil, gefolgt von Südkorea mit 15 Prozent.

Hätten Sie’s gewusst?

Der Dow Jones, auch nur „Dow“ genannt, ist zwar der bekannteste Index der Welt, aber nach heutigem Maßstab wenig sinnvoll konstruiert.

Korrekt heißt er Dow Jones Industrial Average, also Durchschnitt – und wurde 1896 erstmals publiziert. Er wird nicht nach wissenschaftlichen Methoden berechnet wie moderne Indizes und gewichtet die Aktien nicht wie diese nach dem Börsenwert (der Marktkapitalisierung), sondern nach dem Aktienkurs.

Je höher der Kurs, desto größer der Anteil am Indexniveau. Das wirkt antiquiert – aber der Popularität des Dow tut das keinen Abbruch. Es gibt ETF auf ihn, aber bei Weitem nicht so viele, wie es seinem Bekannt­heitsgrad entspricht.

Ein „echter“ Weltindex, der diesen Namen verdient, ist der MSCI ACWI. Er fasst den MSCI World und den MSCI Emerging Markets und damit fast die gesamte Börsenwelt der großen und mittleren Aktiengesellschaften zusammen. Der Zusatz ACWI steht für All Country World Index. Er enthält fast 2 500 Aktien. US-Unternehmen haben hier „nur“ gut 52 Prozent Anteil, Schwellenländer etwa 12 Prozent und Deutschland 3 Prozent. Auf den MSCI ACWI gibt es jedoch nicht so viele ETF wie auf seine beiden Einzelteile, zudem liegen die jährlichen Kosten etwas höher. Aber er eignet sich als Basisinvestment, da er auch die wachstumsstarken Schwellenländer umfasst.

Die Alternative des Indexanbieters FTSE Russell, der FTSE All World, enthält sogar mehr als 3 000 Aktien, die Länderanteile unterscheiden sich nur geringfügig vom MSCI All Country World.

Die Markt­anteile der ETF-Anbieter

Der größte ETF- Anbieter ist iShares. Dahinter verbirgt sich BlackRock, der weltgrößte Vermögensverwalter. Mehr über die einzelnen Anbieter und wer hinter ihnen steckt, erfahren Sie auf Seite 162.

Quellen: Deutsche Börse, Anbieter, Stand: 31.7.2017

MSCI Europe und Stoxx Europe 600 für den Europafokus

Gerade für deutsche Anleger bieten sich neben dem MSCI World und dem MSCI All County World sowie dem vergleichbaren FTSE All World auch andere Indizes als Basisanlagen an. Der Grund ist klar: Einen Deutschland-Anteil von gerade mal 3 Prozent halten viele für zu gering. Sie können die beiden vorgestellten ETF auf die glo­balen Indizes mit breiten europäischen ETF ergänzen: auf den MSCI Europe und den Stoxx Europe 600.

Der MSCI Europe enthält 443 Aktien großer und mittelgroßer Unternehmen aus 15 europäischen Industrieländern (Stand Herbst 2017). Großbritannien ist mit gut 27 Prozent am stärksten vertreten, gefolgt von Frankreich mit 16,5 Prozent und Deutschland mit knapp 15 Prozent. Der Indexwert mit der höchsten Gewichtung ist der schweizerische Nahrungsmittelkonzern Nestlé mit knapp 3 Prozent Anteil, gefolgt von der britischen HSBC-Bank und dem schweizerischen Pharmariesen Novartis mit jeweils gut 2 Prozent.

Bei der Branchenverteilung hat der Finanzsektor das höchste Gewicht (rund 21 Prozent), dahinter weisen Konsumgüter, Industrie und Gesundheitswesen Anteile zwischen 12,5 und 14,1 Prozent auf. Internetunternehmen sind sehr schwach vertreten – ein großer Unterschied also zu den MSCI World-Indizes. Anleger mit einer Vorliebe für die Technologiebranche sind daher beim MSCI Europe nicht so gut aufgehoben.

Gleiches gilt für den Stoxx Europe 600. Sowohl die Länderaufteilung als auch die größten Indexmitglieder ähneln denjenigen des MSCI Europe. Aber es gibt gravierende Unterschiede: Der Stoxx Europe 600 enthält auch kleine Unternehmen, denn die 600 Aktien sind in jeweils 200 große, mittlere und kleine aufgeteilt. Da Small Caps auf lange Sicht meist bessere Ergebnisse brachten (siehe „Faktoren und Strategien“, S. 138) als der Gesamtmarkt, können Anleger auch beim Stoxx Europe 600 auf diesen Effekt setzen, müssen aber auch auf stärkere Kursschwankungen gefasst sein. In den vergangenen fünf, zehn und 15 Jahren hat der Stoxx Europe 600 tatsächlich etwas höhere Erträge erzielt als der MSCI Europe.

Welche Basis-ETF gibt es?

Auf alle genannten Basis-Indizes gibt es ETF von mehreren Fondsgesellschaften. Eine ETF-Auswahl finden Sie in der Tabelle „ETF auf diese fünf Aktienindizes eignen sich als Basisanlage“, S. 56/57. Von den seltsam anmutenden Anbieternamen sollten Sie sich nicht beunruhigen lassen, dahinter stehen namhafte Adressen. So verbirgt sich hinter dem Markennamen iShares mit BlackRock die mit Abstand größte Fondsgesellschaft. Das US-Unternehmen ist gleichzeitig weltgrößter Vermögensverwalter und dominiert das deutsche und europäische ETF-Geschäft. Es folgen db x-trackers und und Lyxor mit deutlich geringeren Anteilen (siehe Grafik „Die Marktanteile der ETF-Anbieter“, S. 55). Ein Kurzporträt der wichtigsten Fondsgesellschaften finden Sie im Abschnitt „Die großen ETF-Anbieter“ auf S. 162. Dort erhalten Sie auch eine Übersicht über die wichtigsten Indexanbieter.

Was ist mit dem Währungsrisiko?

Wer einen global ausgerichteten Aktien-ETF kauft, sollte wissen, dass er auch ein Währungsrisiko eingeht. Denn zum Kaufzeitpunkt wird der Kurs jeder Aktie oder Anleihe im Heimatland stets mit dem aktuellen Wechselkurs umgerechnet. Im MSCI World beispielsweise notierten im Herbst 2017 gut 59 Prozent der Aktien in US-Dollar, rund 12 Prozent in Euro, 9 Prozent in japanischen Yen und 8 Prozent in Pfund.

Es ist jedoch relativ egal, ob ein ETF in Euro oder – wie beim MSCI World – die Mehrzahl der Aktien in US-Dollar gehandelt wird. Die Umrechnung aus der Währung der einzelnen Wertpapiere in die Fondswährung verändert den Börsenwert der im Index enthaltenen Aktien nicht.

Das ist eine reine Rechenoperation. Das Risiko – und die Chance – auf Währungsveränderungen ergibt sich einzig und allein aus den Heimatwährungen der einzelnen Aktien. Wenn beispielsweise das britische Pfund an Wert verliert, verliert der Kurs des Pharmakonzerns AstraZeneca oder des Ölriesen BP bei der Umrechnung in Euro oder Dollar in gleichem Maß, und das wirkt sich negativ auf den Kurs eines ETF auf den MSCI World aus. Ausnahme: Der ETF ist währungsgesichert. In diesem Fall findet sich üblicherweise im Namen des ETF ein Zusatz wie „currency hedged“. Für einige globale oder internationale Indizes wie den MSCI World gibt es die Möglichkeit, währungsgesicherte ETF zu kaufen. Devisenkursschwankungen gleicht der ETF-Anbieter aus, egal ob Gewinne oder Verluste gegenüber dem Euro entstehen. Wechselkursschwankungen spielen dann für die Wertentwicklung keine Rolle mehr.

Doch das hat seinen Preis, die Kosten dieser ETF sind höher als ohne Absicherung. Und da sich zum einen Währungsschwankungen über lange Zeit ausgleichen und zum anderen Gebühren am Ertrag zehren, schaffen es die währungsgesicherten ETF nicht in die Favoritenlisten von Finanztest.