Zwischen der ursprünglichen Idee „jetzt wird gekauft“ und der Fahrzeugübernahme vom Händler liegt ein weiter Weg mit so manchem Stolperstein. Welches ist nun die beste Herangehensweise zum Erwerb des Traummobils, an dem man hoffentlich lange Jahre seine Freude haben wird und mit dem man viele unvergessliche Urlaubsmomente erleben darf? Welches Wohnmobil soll es sein? Muss es ein Neufahrzeug sein oder fahren Sie besser mit einem Wohnmobil aus zweiter Hand? Welches Budget steht zur Verfügung, und kommt eventuell eine Finanzierung infrage? Bevor Sie mit dem eigenen Wohnmobil in den Urlaub düsen können, sind in jedem Fall eine ganze Reihe von Fragen zu klären.
Auch wenn die Vorfreude naturgemäß groß ist, gilt es, Ruhe zu bewahren und die Entscheidung in erster Linie anhand nüchterner Fakten zu fällen. Der Wohnmobilkauf ist ein bedeutender Schritt, der in jedem Fall wohlüberlegt sein will, denn der Erwerb eines eigenen Wohnmobils dürfte für viele Menschen die zweitgrößte Anschaffung nach dem Kauf einer Immobilie sein.
Der Vergleich ehemaliger Preislisten offenbart über alle Wohnmobilklassen hinweg einen kontinuierlichen Preisanstieg, der im vergangenen Jahr noch einmal sprunghaft zugenommen hat.
So kosteten einzelne Fahrzeuge 2023 um bis zu 15 000 € mehr als noch im Vorjahr, und aktuelle Grundpreise ab 55 000 € für ein Einsteiger-Wohnmobil sind ein triftiger Grund, um sich vor dem Unterschreiben des Kaufvertrags ausreichend Zeit zu nehmen. Der Besuch einer Caravaningmesse hilft dabei, sich einen Überblick über die unglaubliche Vielfalt des Reisemobil-Angebots zu verschaffen. Sie können viele Modelle unterschiedlicher Hersteller direkt miteinander vergleichen und selbst in Augenschein nehmen.
Aber egal wie verlockend das Messeangebot auch sein mag und wie eindringlich der Händler ein „einmaliges Angebot“ anpreist: Spontankäufe sind selten eine gute Idee, und spätestens, wenn sich die Bewohner während des Urlaubs schon am ersten Regentag auf die Nerven gehen, weil das Wohnmobil zu klein gewählt wurde, entpuppt sich das vermeintliche Schnäppchen im Handumdrehen als kostspielige Fehlinvestition. Eine Fehlinvestition, die sich allenfalls durch einen in der Regel mit hohen finanziellen Verlusten verbundenen Verkauf wieder korrigieren lässt.
Am besten machen Sie sich schon vor einem Messebesuch schlau darüber, welche Konditionen der lokale Händler bietet. Die sind oftmals nicht grundlegend schlechter, und statt umfangreicher Ausstattungspakete, die eventuell nicht alle zwingend benötigt werden, dürfen Sie sich über eine reibungslose Abwicklung vor Ort freuen und brauchen im Falle von Reparaturen keine langen Anfahrtswege in Kauf nehmen.
Während Sie ein Messefahrzeug unmittelbar nach Hause fahren können, sollten Sie sich beim Kauf beim Händler aber unbedingt nach den Lieferzeiten erkundigen. Bei Neufahrzeugen, die nach Ihren Wünschen in Bestellung gegeben werden, sind Wartezeiten von 12 Monaten oder länger nicht ungewöhnlich. Wenn es schnell gehen soll, können Sie zu einem Wohnmobil greifen, das bereits auf dem Hof des Händlers steht, müssen aber eventuell Abstriche in Sachen Ausstattung machen.
Das ultimative Wohnmobil, das sich für jeden und für jedes Einsatzszenario gleichermaßen gut eignet, gibt es leider nicht. Wer ein möglichst kompaktes Wohnmobil sucht, das im Alltag die Funktion eines Zweitwagens übernehmen kann und problemlos auf einem Pkw-Parkplatz unterkommt, muss zu Zugeständnissen beim Wohnkomfort bereit sein. Selbst in größeren Wohnmobilen bleibt der zur Verfügung stehende Platz begrenzt, und bei der Raumaufteilung wird immer ein Kompromiss in die eine oder andere Richtung notwendig. Wer Wert auf eine besonders geräumige Küche legt, um auch unterwegs ein umfangreiches Drei-Gänge-Menü zubereiten zu können, muss anderswo Abstriche machen und beispielsweise einen kleineren Kleiderschrank in Kauf nehmen. Zusätzliche Schlafplätze bei unveränderten Abmessungen lassen sich durch ein Hubbett realisieren, das im abgesenkten Zustand aber oft die Sitzgruppe blockiert.
Natürlich sind sich die Hersteller dieser Begrenzungen bewusst und bieten eine Vielzahl an unterschiedlichen Wohnmobilarten in verschiedenen Varianten und mit unzähligen Ausstattungsoptionen an, um den unterschiedlichen Vorlieben der Kunden möglichst gut gerecht zu werden. Die Bandbreite der Bauformen ist enorm und reicht vom Hochdachkombi, der zum Minicamper ausgebaut wird, bis zum Luxusliner mit ausfahrbarem Erker für den Preis eines soliden Einfamilienhauses. Dazu gesellen sich zahlreiche Sonderformen wie Expeditionsmobile auf Basis eines Lkw oder Unimogs mit Allradantrieb, sodass die Reise nicht dort enden muss, wo die Straße aufhört. Die Herausforderung beim Wohnmobilkauf liegt darin, den für Sie persönlich bestmöglichen Kompromiss zu finden.
Das erste Kapitel hat Ihnen bereits gezeigt, worin sich die einzelnen Wohnmobiltypen und Grundrisse unterscheiden. Die dort aufgeführten Vor- und Nachteile der jeweiligen Fahrzeuggattung und Raumaufteilungen helfen im weiteren Verlauf bei der Vorauswahl, um die Liste der für den Kauf infrage kommenden Modelle einzugrenzen. Was aber sind meine ganz persönlichen Anforderungen an das Wohnmobil, und welche Vor- oder Nachteile fallen daher besonders ins Gewicht? Das wissen nur Sie selbst. Sie müssen daher eine ganze Reihe von Punkten bedenken. „Wie oft und wohin möchten Sie verreisen?“, „Wer fährt mit?“ und „Wo kann das Mobil, wenn Sie gerade nicht auf Reisen sind, im Alltag abgestellt werden?“ sind nur drei Beispiele aus einem umfangreichen Fragenkatalog, den Sie zuerst klären sollten.
Letztendlich wird die Kaufentscheidung wohl auch durch den nüchternen Blick in den eigenen Geldbeutel bestimmt, und es gilt, die eigenen Ansprüche in Sachen Wohnmobilgröße, -ausstattung und -komfort in Relation zum Preis zu setzen. Ein wichtiger Schritt ist die Erstellung eines klar definierten Anforderungsprofils. Das ist recht aufwendig, aber je exakter Sie sich über Ihre Wünsche im Klaren sind und je genauer Sie wissen, worauf es Ihnen bei Ihrem Reisemobil ankommt, desto besser.
Als Erstes sollten Sie sich Gedanken über Ihre Reisegewohnheiten und Urlaubsvorlieben machen. Dabei sollten Sie auch die Wünsche der Reisepartner im Augen behalten. Insbesondere die Frage, wie oft und wie lange Sie unterwegs sein möchten, ist von Bedeutung, denn in der Regel wachsen mit steigender Häufigkeit und längerer Dauer der Reisen auch die Ansprüche an die Ausstattung und den Komfort des Wohnmobils. Geht es dagegen nur um ein oder zwei Urlaubsfahrten im Jahr, kommt für Sie eventuell auch eine einfachere Ausstattung oder ein gebrauchtes Fahrzeug mit älterer Technik infrage. Auf den folgenden Seiten finden Sie die wichtigsten Kriterien, die ein Anforderungsprofil bestimmen.
Die Anzahl der mitfahrenden Personen bestimmt die benötigte Anzahl an zugelassenen Sitzplätzen mit Drei-Punkt-Gurten und Betten. Achtung: Die Zahl der Schlafplätze entspricht nicht zwangsläufig der Anzahl an Gurtsitzplätzen! Dabei kommt es nicht nur auf die ausreichende Anzahl an Schlafplätzen an, sondern Sie müssen auch deren Abmessungen ein kritisches Augenmerk widmen. So manches Queensbett entpuppt sich in den Abmessungen weniger üppig als erwartet. Die obere Etage von Stockbetten unterliegt oftmals einer Gewichtsbeschränkung und nicht nur besonders groß gewachsene Menschen sollten bei Querbetten durch eine Liegeprobe sicherstellen, dass Füße und Kopf nicht an den seitlichen Fahrzeugwänden anstoßen.
Neben einer genügenden Anzahl an ausreichend großen Liegeflächen trägt auch die Auswahl der richtigen Bettenart entscheidend zum Urlaubsglück bei. Während es für Großeltern, die hin und wieder die Enkel zum Camping am Wochenende mitnehmen, in vielen Fällen völlig in Ordnung sein dürfte, dass die Sitzgruppe abends zur Liegefläche umgebaut werden muss, sind für den mehrwöchigen Roadtrip mit Kind und Kegel feste Betten die bessere Lösung, da das umständliche, allabendliche Bettenpuzzeln entfällt. Durch Stockbetten bekommen die Kinder einen eigenen Schlafraum und können im Heck von bereits erlebten oder neuen Campingabenteuern träumen, während es sich die Eltern noch an der Sitzgruppe im Bug gemütlich machen.
Tierbesitzer achten zudem darauf, dass auch für den mitreisenden Hund oder die mitreisende Katze ein sicherer Platz für die Fahrt zur Verfügung steht.
Es liegt auf der Hand: Je kompakter die Abmessungen, desto mobiler ist das Fahrzeug. Nahezu uneingeschränkte Alltagstauglichkeit bieten kompakte Campingbusse, die dank einer Länge von unter 5 m fast so wendig wie ein Pkw und oftmals sogar tiefgaragentauglich sind. Auch kurze Kastenwagen oder Wohnmobile bis zu 6 m Länge lassen sich noch gut und ohne größere Einschränkungen durch die City manövrieren. Darüber hinaus werden Handling und Parkplatzsuche dann deutlich schwieriger.
1Vorüberlegungen: Wählen Sie den geeigneten Wohnmobil-Typ und legen Sie die gewünschte Ausstattung sowie das unbedingt benötigte Zubehör fest.
2Kassensturz: Wie teuer darf das Wohnmobil maximal sein? Berücksichtigen Sie bei der Finanzplanung unbedingt auch die laufenden Kosten für Versicherung, Steuern, Unterhalt und Wartung.
3Fahrzeugsuche: Grenzen Sie das breite Angebot auf die Modelle ein, die am besten zu Ihrem persönlichen Kriterienkatalog passen. Studieren Sie dazu die Herstellerkataloge und statten Sie auch den Wohnmobil-Händlern in der näheren Umgebung zu Ihrem Wohnort einen Besuch ab. Tipp: Auf Caravaningmessen können Sie viele verschiedene Modelle unterschiedlicher Hersteller unmittelbar miteinander vergleichen.
4Modellwahl: Legen Sie sich schließlich auf ein bestimmtes Modell fest und vereinbaren Sie unbedingt eine Probefahrt.
5Es wird ernst: Wenn alles stimmt, ist es an der Zeit, mit dem Händler in die Preisverhandlung zu treten und die genauen Lieferzeiten zu klären.
6Finanzierung: Falls erforderlich, sollten Sie zudem klären, welche monatliche Rate Sie stemmen können, und die möglichen Finanzierungsangebote bei Herstellern, Händlern und Ihrer Hausbank einholen, um diese miteinander vergleichen zu können.
7Kaufabschluss: Sobald die Finanzierung unter Dach und Fach gebracht ist, können Sie den Kaufvertrag unterzeichnen. Prüfen Sie dabei Punkt für Punkt, ob auch alle getroffenen Absprachen und das zugesagte Sonderzubehör schriftlich fixiert sind.
8Abwarten: Nun heißt es geduldig sein. Wartezeiten von über zwölf Monaten sind bei Neufahrzeugen leider eher die Regel als die Ausnahme.
9Kaufabwicklung: Endlich ist es so weit und Sie können das Traummobil in Empfang nehmen.
10 Nach dem Kauf: Bevor es in den Urlaub gehen kann, muss eine Versicherung abgeschlossen und das Wohnmobil angemeldet werden.
Auf der anderen Seite bedeutet ein längeres, breiteres und höheres Fahrzeug ein gesteigertes Platzangebot im Innenraum. Allerdings müssen Sie für den gesteigerten Wohnkomfort einen höheren Treibstoffverbrauch und weitere Einschränkungen oder Nachteile in Kauf nehmen. So steigen mit wachsender Fahrzeuggröße die Kosten für Fährpassagen oder Mautabschnitte und auch die Miete des Hallenplatzes für die Überwinterung wird teurer. Hier gilt es, ganz genau abzuwägen, was Ihnen persönlich wichtiger ist, um einen geeigneten Kompromiss zu finden. Eine Probefahrt vor dem Kauf schafft Klarheit, ob und wie gut Sie mit den Fahrzeugdimensionen zurechtkommen.
Die Maximalgröße des Reisemobils wird auch durch den vorhandenen Führerschein vorgegeben. Während Besitzer eines alten Klasse-3-Führerscheins selbst busähnliche Luxusliner bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen steuern dürfen, dürfen Fahrer, die Ihren Pkw-Führerschein nach 1998 erworben haben (EU-Führerschein Klasse B), nur Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen bewegen. Für größere Fahrzeuge zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht wird dann zusätzlich die Klasse C1 benötigt, die jeweils nach fünf Jahren durch die Vorlage einer Gesundheits- und Augenuntersuchung verlängert werden muss.
Die Hersteller haben auf die Einführung der europäischen Fahrerlaubnisklassen reagiert und durch Gewichtseinsparungen beim Chassis, den Möbeln sowie der Inneneinrichtung vom Kühlschrank bis zur Heizung bewegt sich der Großteil der heute auf dem Markt angebotenen Reisemobile unterhalb der 3,5-Tonnen-Grenze. Trotz der Fortschritte im Leichtbau entsteht die paradoxe Situation, dass gerade größere Fahrzeuge eigentlich spartanischer ausgestattet sein müssten und die Auswahl der Zusatzausstattung erfordert höchste Zurückhaltung, damit eine ausreichende Zuladungsmöglichkeit erhalten bleibt. Dennoch stoßen gerade kompaktere Wohnmobile bei einer Besatzung mit vier Personen und einem entsprechend umfangreichen Gepäck mit persönlichen Dingen, Getränken, Vorräten und Hausrat schnell an die Grenze des Erlaubten und das Mobil wird überladen (eine Beispielrechnung zur Zuladung finden Sie auf Seite 225).
Zusätzlich zur benötigten Fahrerlaubnis wirkt sich die Fahrzeugklasse auch auf das Verhalten im Verkehr aus. So gelten für schwere Reisemobile von 3,5 bis 7,5 Tonnen die gleichen Vorschriften wie für Lkw wie z. B. ein Tempolimit von 80 km/h außerhalb geschlossener Ortschaften bzw. 100 km/h auf Autobahnen. Auch alle Verkehrszeichen, die mit dem Lkw-Zusatzzeichen versehen sind, wie beispielsweise ein Lkw-Überholverbot auf Autobahnen, sind zu beachten. Auch weitere Lkwspezifische Vorschriften werden relevant, so brauchen schwerere Mobile für die Benutzung der mautpflichtigen Autobahnen in Österreich zwingend die sogenannte Go-Box zur Abrechnung der Gebühren, während Fahrzeuge unterhalb von 3,5 Tonnen mit einer Vignette wie ein üblicher Pkw auskommen.
Obwohl ein Wohnmobil die totale Freiheit verspricht, um im Urlaub hinfahren zu können, wohin man möchte, lohnt es, sich vor dem Kauf Gedanken darüber zu machen, wie oft, wie lange und wohin Sie hauptsächlich verreisen möchten. Selbstverständlich stellen gelegentliche Städtetrips innerhalb Deutschlands ganz andere Anforderungen an das Reisemobil als eine monatelange Winterflucht an die spanische Mittelmeerküste oder ein Skiurlaub in den Alpen.
Wenn Sie überwiegend im Sommer verreisen und eher warme Regionen mit geringer Niederschlagswahrscheinlichkeit bevorzugen, wird sich ein Großteil des Camperlebens draußen vor dem Wohnmobil abspielen. Dann dürfen die Abmessungen des Fahrzeugs durchaus etwas kleiner ausfallen, allerdings sollten Sie sich über eine „Wohnraumerweiterung“ und Sonnenschutz in Form einer Markise Gedanken machen. Wenn Sie nicht jeden Tag ein neues Ziel ansteuern, sondern einen Campingplatz als Basislager nutzen, kann dagegen ein Vorzelt die bessere Alternative sein.
Die Themen Spritverbrauch und Mautgebühren spielen eine eher nebensächliche Rolle, solange Sie nur gelegentlich und meist in der näheren Entfernung zu Ihrem Wohnort unterwegs sind. Je häufiger Sie aber auf Reisen sind und je länger die zurückgelegten Strecken werden, desto stärker sollten diese Punkte bei der Kaufentscheidung berücksichtigt werden.
Während sich bei der Fahrt in den sonnigen Süden gute Belüftungsmöglichkeiten, ein üppiger Kühlschrank und ein ausreichend großer Wassertank auszahlen, freut man sich auf der Fahrt Richtung Nordkap bei wechselhaftem Wetter über eine gemütliche, geräumige Hecksitzgruppe. Wintercamper dagegen achten insbesondere auf einen doppelten Boden oder beheizte Frisch- und Abwassertanks sowie innen installierte Wasserleitungen und Ablasshähne. Eine gute Isolation dagegen zahlt sich in jedem Fall aus, egal ob Sie eher warme oder kalte Reiseziele bevorzugen, damit sich das Mobil weder zu schnell aufheizt noch auskühlt.
Für die Übernachtung mit einem Wohnmobil haben Sie die Wahl zwischen Campingplatz, Stellplatz oder dem sogenannten „Freistehen“. Dabei stellt der Aufenthalt auf einem Campingplatz die geringsten Anforderungen an das Reisemobil. Eine Anschlussmöglichkeit für die Stromversorgung bietet praktisch jedes Wohnmobil. Die Größe von Frisch- und Abwassertank sowie der Kassettentoilette spielen eine eher untergeordnete Rolle, da die entsprechenden Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten direkt auf dem Campingplatz zur Verfügung stehen. Über die Anforderungen an die Nasszelle entscheidet in diesem Fall in erster Linie die persönliche Einstellung gegenüber den gemeinschaftlich genutzten Sanitäreinrichtungen auf dem Campingplatz. Wer kein Problem mit der morgendlichen Promenade zum Waschhaus hat, kommt mit einer kompakten Nasszelle aus – oder kann sogar ganz darauf verzichten.
Quasi den Gegenpol zum Aufenthalt auf einem Campingplatz stellt das sogenannte „Freistehen“ dar. Die Übernachtung im Wohnmobil im öffentlichen Raum ist in Deutschland zur „Wiederherstellung der Fahrbereitschaft“ für eine Nacht erlaubt, solange es nicht durch anderslautende Schilder untersagt wird. In der Praxis stellt es daher grundsätzlich kein Problem dar, wenn für die Übernachtung z. B. ein öffentlicher Waldparkplatz angesteuert wird, solange man sich umsichtig verhält. Im Ausland wird die Übernachtung am Straßenrand dagegen nur selten geduldet.
Stellplätze schließlich liegen je nach Ausstattung irgendwo zwischen Campingplatz und „Freistehen“. Dabei unterscheidet sich das Infrastrukturangebot teilweise erheblich. Das Spektrum der Stellplatz-Szene reicht vom einfachen, oft kostenlosen Platz ohne jegliche Einrichtung über spezielle Bereiche für Wohnmobile auf öffentlichen Parkplätzen mit Stromsäulen und Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten bis hin zu modernen, voll ausgestatteten „Wohnmobilhäfen“, die mit WC- und Duschmöglichkeiten, Geschirrspüler und Brötchenservice am Platz kaum Wünsche offen lassen. Letztere unterscheiden sich in vielen Fällen dann allerdings auch im Sachen Preisgestaltung kaum noch von Campingplätzen.
Soll überwiegend auf einfacheren Stellplätzen übernachtet oder frei gestanden werden, ist ein möglichst autarkes Wohnmobil gefragt. Je größer der Frischwassertank für die Wasserversorgung sowie der Abwassertank gewählt werden, der das gebrauchte Schmutzwasser aus Spüle und Dusche aufnimmt, desto seltener muss eine Ver- und Entsorgungsstation angesteuert werden. Die Größe eines Frischwassertanks reicht von ca. 40 Litern in Kastenwagen bis zu mehreren hundert Litern bei großen Wohnmobilen. Wie viel Wasser benötigt wird, hängt neben dem Nutzungsverhalten auch von der Personenzahl ab. Als ganz grobe Faustregel sollten Sie bei sparsamem Verbrauch zum Kochen, Zähneputzen und Händewaschen sowie für die Toilettenspülung von mindestens 5 Liter pro Person und Tag ausgeben. Bei zwei Personen können somit durchaus vier bis fünf Tage zwischen den Entsorgungsstopps liegen. Umgekehrt ist der 100 Liter fassende Frischwassertank umgehend leer, wenn in einer vierköpfigen Familie jedes Mitglied nur fünf Minuten am Morgen duscht. Das Volumen des Abwassertanks muss selbstverständlich zur Größe des Frischwassertanks passen. Es kann aber etwas geringer ausfallen, da ein Teil des Wassers zum Kochen und für die Toilettenspülung „verbraucht“ wird. Üblicherweise liegen die Kapazitäten der Tanks in Wohnmobilen der 3,5-Tonnen-Klasse bei um die 100 Liter für den Frisch- und 85 Liter für den Abwassertank. Ausführliche Informationen zum Wassersystem an Bord finden Sie im nächsten Kapitel ab Seite 116.
Um möglichst lange Standzeiten ohne externe Stromversorgung zu gewährleisten, ist eine leistungsstarke Aufbaubatterie erforderlich, die bei Bedarf um alternative Energiequellen wie eine Solaranlage auf dem Dach oder eine Brennstoffstelle erweitert werden kann. Um die Frage „Wie groß sollte die Batterie sein?“ beantworten zu können, muss zunächst der eigene Stromverbrauch ermittelt werden, der je nach persönlichem Anspruch, Jahreszeit und Reiseziel schwankt.
Das folgende Rechenbeispiel geht von einem minimalen Stromverbrauch für Reisen in Mitteleuropa aus, bei dem die Heizung nur kurz am Morgen und Abend läuft. Wird die Heizung im Sommer gar nicht benötigt, fällt der Strombedarf niedriger aus. Im Winter dagegen, wenn die Heizung rund um die Uhr läuft, die Beleuchtung länger eingeschaltet ist und mehr Fernsehen geschaut wird, ist der Bedarf höher. Eine detaillierte Anleitung, um den persönlichen Strombedarf berechnen zu können, finden Sie ab Seite 156.
Der Stromverbrauch eines elektrischen Verbrauchers ergibt sich durch das Multiplizieren der Leistung des Geräts (in Watt) mit der Betriebszeit (in Stunden).
Heizung (nur morgens und abends für 45 Minuten): |
30 W × 1,5 h = 45 Wh |
Wasserversorgung (Pumpe, Boiler etc.): |
10 W × 0,5 h = 5 Wh |
Beleuchtung: |
10 W × 2 h = 20 Wh |
Akkus von Smartphone, Tablet, Digitalkamera laden: |
10 W × 1 h = 10 Wh |
90 Min. Fernsehkonsum (Sat-Anlage + TV): |
50 W × 1,5 h = 75 Wh |
In der Addition ergibt sich daraus ein Tagesverbrauch von 155 Wh. Um die benötigte Batteriekapazität in Amperestunden (Ah) zu berechnen, ist abschließend noch die Batteriekapazität in Wattstunden (Wh) durch die Batteriespannung zu teilen: 155 Wh / 12 V = 13 Ah.
Da Batterien nicht dauerhaft mehr als 50 % entladen werden sollten (das gilt vor allem für Gel- und AGM-Batterien, eine Übersicht der unterschiedlichen Batterietypen finden Sie ab Seite 154) sollte die Batteriekapazität mit dem Faktor 2 multipliziert werden. Um im Beispiel also drei Tage autark ohne externen Stromanschluss stehen zu können, ist folglich eine Batteriekapazität von mindestens 13 Ah x 2 x 3 = 78 Ah erforderlich.
Für längere Standzeiten abseits des Stromnetzes können Sie entweder eine größere Batterie wählen, eine zweite Batterie gleicher Bauart einbauen oder aber den täglich verbrauchten Strom mit einer Solaranlage nachladen. Weitergehende Informationen zu diesem Thema finden Sie ab Seite 158.
Wer den Gaskocher im Wohnmobil nur gelegentlich zum Aufsetzen von Kaffee- oder Teewasser benötigt und überwiegend Komfort-Campingplätze ansteuert und regelmäßig das dortige Restaurant besucht bzw. die auf dem Platz vorhandene voll ausgestattete Kücheneinrichtung nutzt, wird Größe und Beschaffenheit der Küchenzeile im Reisemobil weniger Wert beimessen, als Hobbyköche, die auch unterwegs gerne eine Drei-Gänge-Menü zaubern.
Als Standard-Kochgelegenheit dient bei der überwiegenden Mehrzahl der Wohnmobile ein fest verbauter Gaskocher, der über die Flüssiggasanlage des Wohnmobils aus einer handelsüblichen 11-kg-Gasflasche versorgt wird. Bei Wohnmobilen ab der Mittelklasse sind gegen Aufpreis oft auch zusätzliche Küchengeräte wie Backofen oder Mikrowelle möglich. Ausführliche Informationen zur Ausstattung der Küche finden Sie ab Seite 144.
Zwei Punkte, die es in Hinsicht auf ein möglichst ungetrübtes Kochvergnügen zu beachten gilt: Viele Hersteller spendieren der Küchenzeile ein Kochfeld mit drei Flammen. Das sieht auf den ersten Blick recht praktisch aus, in der Praxis lassen sich aufgrund der üblichen Abmessungen von Pfannen und Töpfen aber gar nicht alle drei Kochstellen gleichzeitig nutzen. Gerade in kompakteren Küchenzeilen ist die Arbeitsfläche zum Gemüseschnippeln oft sehr knapp bemessen. Eine zusätzliche, bei Bedarf ausklappbare Arbeitsplattenerweiterung ist daher ein echter Segen.
Schließen Sie einmal die Augen und überlegen Sie sich, welches Gepäck Sie für einen 14-tägigen Sommerurlaub benötigen: Kleidung, Schuhe, Handtücher zum Duschen und für den Strand oder den See, Bettwäsche, Spiele, Hygieneartikel, Lebensmittel und Geschirr. Dazu noch Fahrräder, ein Schlauchboot und ... Es kommt so einiges zusammen (eine vollständige Packliste, damit Sie nichts vergessen, finden Sie in Kapitel 5 auf Seite 181).
Achten Sie daher bei der Kaufentscheidung unbedingt auf ausreichend und vor allem zweckmäßige Staumöglichkeiten, wie die Eignung des Kleiderschranks, eine Aufbewahrungsmöglichkeit für Schuhe sowie Schubladen für das Besteck. Wo können sperrige Gegenstände wie Campingmöbel, Gummiboot und Grill untergebracht werden? Wenn die umfangreiche Angelausrüstung stets in der Duschkabine aufbewahrt werden muss, weil der Platz in der Heckgarage nicht ausreicht, ist früher oder später Ärger vorprogrammiert.
Sperrige Sportgeräte wie Fahrräder, Kajaks oder Surfbretter können bei Bedarf durch zusätzliche Halterungen außen am Mobil transportiert werden. Allerdings ist der Transport von Surfbrettern, Kanus oder sogar Dachboxen auf dem Wohnmobildach nicht unbedingt einfach. Am vielfältigsten ist die Auswahl von geeigneten Dachträgersystemen für Kastenwagen. Aber selbst für Alkovenmobile oder Campingbusse mit ausstellbaren Schlafdächern werden entsprechende Lösungen angeboten. In den meisten Fällen wird dazu eine Dachreling samt Querträgern montiert und selbst „bootsuntaugliche“ Fahrzeuge, für die der Hersteller selbst keine Reling anbietet, lassen sich mit etwas Geschick entsprechend aufrüsten. Hersteller von Sportgerätehaltern ist beispielsweise die Firma Thule. Ein besonders vielfältiges Angebot an Dachträgern für den Bootstransport finden Sie bei www.zoelzer.de.
Die Montage der Dachreling umfasst oftmals eine Heckleiter, alternativ bietet sich eine separate Teleskopleiter an, um die Ladung auf das Dach zu wuchten. Das erledigt man am besten zu zweit, es gibt aber auch Laderollen, über die das Boot auf das Dach geschoben werden kann. In jedem Fall sind natürlich die erlaubte Dachlast sowie der unumgängliche Zuwachs in der Höhe zu beachten. Die 3,50-m-Marke ist bei einem Alkovenmobil mit Kajak auf dem Dach schnell überschritten.
Angesichts des hohen Aufwands, sowohl für die Montage des Dachträgers wie auch für die Verladung des Kanus auf dem Dach, bietet sich für gelegentliche Ausflüge auf das Wasser ein Faltboot oder ein aufblasbares SUP als Alternative an, da diese aufgrund der kompakten Abmessungen problemlos in der Heckgarage mitfahren können.
Die meisten Wohnmobile verfügen zwar über ausreichend dimensionierte Staumöglichkeiten, um auch umfangreiches Gepäck aufzunehmen, leider entspricht der vorhandene Platz nicht zwingend der erlaubten Zuladung. Wird dann der zur Verfügung stehende Stauraum bis aufs Letzte ausgereizt, ist das zulässige Gesamtgewicht schnell überschritten. Daher sollten Sie schon vor dem Kauf einen kritischen Blick auf die mögliche Zuladung werfen und prüfen, ob gegebenenfalls eine Auflastung erfolgen kann (zum Thema „Richtig beladen“ siehe Seite 162).
Sitzgruppe, Bett und Schränke: Erst durch die Möbel wird das Wohnmobil zum gemütlichen Zuhause. Sicherlich wird sich niemand ausschließlich aufgrund einer bestimmten Holzmaserung oder eines stimmungsvollen Lichteffekts für oder gegen ein bestimmtes Wohnmobil entscheiden – wobei die Hersteller extra Lichtdesigner beschäftigen, um ihre Fahrzeuge im wahrsten Sinne des Wortes im guten Licht erscheinen zu lassen.
Dennoch sollte das Interieur zum eigenen Geschmack passen. Und da eben dieser bekanntlich sehr verschieden sein kann, bieten die Hersteller die Inneneinrichtung meist in unterschiedlichen Farben, Oberflächen und Polsterstoffen an. Falls Sie sich bei einem Wohnmobil, das ansonsten perfekt zu Ihren Vorstellungen passt, nur an den gesetzten, dunklen Holztönen stören, sollten Sie mit dem Verkäufer abklären, ob es die Möbel wahlweise nicht auch in hellen, freundlichen Tönen gibt.
Über ein ansprechendes Dekor hinweg darf die Qualität des Möbelbaus selbstverständlich nicht außer Acht gelassen werden. Eine hochwertige Verarbeitung erkennen Sie unter anderem an konstanten Spaltmaßen und versteckten Verschraubungen. Zudem sollten die Schränke möglichst stabil sein und während einer Probefahrt weder klappern noch mit anderen Geräuschen auf sich aufmerksam machen.
Um Gewicht zu sparen, ist verleimtes Sperrholz für den Möbelbau in Wohnmobilen weit verbreitet. Meist kommt dünnes Pappelsperrholz zum Einsatz, auf das eine Furnierschicht und anschließend eine Dekorfolie aufgebracht wird. Leichter, aber teuer und daher nur in Modellen der Oberklasse zu finden, ist Balsaholz. Eine Alternative für die Konstruktion leichter, aber robuster Möbel stellen Leichtbauplatten dar. Dabei handelt es sich um Sandwichplatten aus zwei dünnen Holzschichten, die einen Pappkern mit einer wabenförmigen Struktur umschließen. Für Tisch- und Arbeitsplatten werden üblicherweise robuste HPL-Platten verwendet. Die Abkürzung steht für High Pressure Laminate, es handelt sich also um einen Verbundwerkstoff aus mehreren dünnen Schichten von Holzfasern und Papier, die mit Harz getränkt und unter Hochdruck verpresst werden, sodass eine äußerst harte und widerstandsfähige Oberfläche entsteht.
Während in aktuellen Reisemobilen hinterlüftete Möbel zum Standard gehören, um eine optimale Zirkulation der aufsteigenden Heizungswärme zu gewährleisten, besteht bei älteren Wohnmobilen, die zwischen Außenwand und Schränken keinen Abstand aufweisen, die Gefahr von Feuchtigkeitsflecken und Schimmelbildung.
Einfache Kunststoff-Klappenaufsteller, die die Klappen der Oberschränke offenhalten, sind fast ausnahmslos durch solide und langlebige Federbandscharniere ersetzt. In der Küchenzeile sind Schränke mit Einlegeböden nur noch in günstigen Einsteigermodellen zu finden, ansonsten haben sich komfortable Auszüge durchgesetzt und Soft-Close-Mechanismen sorgen dafür, dass sich Schubladen, Türen und Klappen sanft und geräuschlos schließen.
Die Unterscheidung zwischen günstigen Einsteigermobilen und teuren Premiummodellen lässt sich weniger an der Materialauswahl und Fertigungsqualität festmachen, als vielmehr im Möbeldesign. So finden sich in der unteren Preisklasse zwar robuste, aber schlichte Möbel, da eckige Formen einfacher und damit preisgünstiger in der Herstellung sind. In den teureren Modellen dagegen dominieren ansprechende, geschwungene Linien und gewölbte Fronten.
Angesichts verführerischer Hochglanzprospekte und aufwendiger Internetpräsentationen gerät es leicht in Vergessenheit, aber: Das Wunschmobil soll nicht nur den persönlichen Anforderungen optimal entsprechen, sondern muss auch ins Budget passen und nicht selten spielt der Preis die Hauptrolle bei der Kaufentscheidung.
Achten Sie unbedingt auf versteckte Zusatzkosten. Leider ist die Preispolitik der Hersteller oft nicht besonders transparent. So werden obligatorische Zusatzkosten im Kleingedruckten der Preisliste versteckt. Typische Bei spiele dafür sind Kosten für die Zulassungspapiere (Gasprüfung, Zulassungsbescheinigung, Papiere für die europaweite Typgenehmigung) und Frachtkosten. Diese Kosten müssen in jedem Fall zum Grundpreis addiert werden.
Sehr zu begrüßen ist es da, dass mehr und mehr Hersteller von der Unsitte Abstand nehmen, mit einem niedrigen Grundpreis für die absolute Basiskonfiguration zu werben, der dann durch diverse, mehr oder weniger obligatorische Zusatzoptionen in die Höhe getrieben wird. Dennoch müssen Sie bei jedem Modell neu vergleichen, ob für Sie nötige oder selbstverständlich erscheinende Ausstattungen wirklich im Preis enthalten sind. Noch immer werden Kunden regelmäßig für zeitgemäße Sicherheitsausstattungen wie Beifahrerairbag oder Isofix-Haltebügel zur besonders sicheren Befestigung von Kindersitzen extra zur Kasse gebeten. Ein anderer Hersteller hat diese und andere Extras womöglich bereits in seinem (meist höheren) Grundpreis eingeschlossen, sodass nur ein intensives Studium der Ausstattungs- und Preislisten weiterhilft. Die möglichen Optionen lassen den Gesamtpreis schnell kräftig ansteigen und betreffen das Basisfahrzeug (z. B. stärkere Motorisierung, Fahrer-Assistenzsysteme) ebenso wie die Innenausstattung. Hier fallen die möglichen Extras oft besonders umfangreich aus und reichen von der Leiter für den Aufstieg in den Alkoven über extra Polster, um die Sitzgruppe zu einem Notbett umzubauen, bis hin zu Mikrowelle oder Backofen für die Küchenzeile. Wenn Sie Ihr Anforderungsprofil geklärt haben, können Sie eine ganz persönliche Normausstattung erstellen, für die Sie dann ganz gezielt die Preise bei einzelnen Modellen heraussuchen. Erst dann sind die Preise wirklich vergleichbar. Versuchen Sie es nicht mit überschlägigen Rechnungen im Kopf, die Ausstattungsvielfalt ist dafür inzwischen viel zu groß.
Weitverbreitet sind auch Paketoptionen, z. B. Chassis-Paket, Lichtpaket oder Komfortpaket. Hier bietet der Hersteller ein Bündel mehrerer Extras zu einem günstigeren Preis an, als die einzelnen Zusatzoptionen in der Summe kosten würden. Leider ist das Angebot von Hersteller zu Hersteller sehr unterschiedlich und unübersichtlich.
Wenn Sie Preise für Ihre persönliche Normausstattung errechnet haben, bekommen Sie vermutlich einen Schreck, weil Sie bereits einen fünfstelligen Betrag über dem Basispreis landen. Liegen Sie auch über Ihrem Budget, geht es dann ans Streichen (oder Weitersuchen nach einem günstigeren Angebot). Der Rotstift sollte aber nicht am falschen Ende angesetzt werden, denn einiges Zubehör lässt sich im Nachhinein, wenn überhaupt, nur mit großem Aufwand und hohen Kosten nachrüsten.
Bei der Auswahl der Motorleistung liegt das auf der Hand, wer aber zum Beispiel aus Kostengründen zunächst auf die Installation einer Rückfahrkamera verzichtet, tut gut daran, zumindest die erforderlichen Kabel ab Werk verlegen lassen, um eine nachträgliche Installation zu erleichtern, falls man im Nachhinein doch feststellt, dass sich das große Gefährt mit Sicht nach hinten einfach besser manövrieren lässt.
Wer sich an den serienmäßig oft schmalen Aufbautüren stört, sollte bereits besser beim Kauf die Verbreiterung auf 70 cm Türbreite wählen. Gleiches gilt für ein Update der Heizung. Die Serienausstattung der meisten Wohnmobile umfasst eine auf die Fahrzeuggröße abgestimmte Gas-Umluftheizung der Firma Truma mit integriertem Wasserboiler.
Die Technik hat sich über Jahre bewährt. Die Heizungen arbeiten zuverlässig und reichen völlig aus, um das Fahrzeug warm zu bekommen. Ein angenehmeres Raumklima und eine gleichmäßigere Verteilung der Wärme lässt sich mit einer Warmwasserheizung erreichen, die nach dem gleichen Funktionsprinzip wie die Heizung zu Hause mit einem geschlossenen Wasserkreislauf arbeitet, in dem die Wärme per Umwälzpumpe verteilt wird. Eine Warmwasserheizung für das Wohnmobil ist allerdings erheblich aufwendiger, teuer und schwerer (Hersteller ist meist die Firma Alde, Aufpreis rund 2 500 €). Die Wahl des Heizsystems (ausführliche Informationen dazu finden Sie ab Seite 138) müssen Sie in jedem Fall bei der Bestellung des Fahrzeugs tätigen, denn eine spätere Umrüstung ist aufgrund der erforderlichen Umbaumaßnahmen praktisch unmöglich.
Zu den weiteren Ausstattungsextras, die bei Bedarf besser gleich mitbestellt werden sollten, zählen unter anderem ein größerer Kühlschrank, eine Anhängerkupplung sowie zusätzliche Dachluken und Fenster. Soll im Winter gecampt werden, ist die Isolierungsoption des unter dem Fahrzeug montierten Abwassertanks quasi Pflicht. Eine entsprechende Nachrüstung ist nur mit großem Aufwand möglich.
Solarmodul, Markise und Heckträger dagegen sind Beispiele für Zubehör, das sich vergleichsweise gut zu einem späteren Zeitpunkt nachrüsten lässt, wenn sich das Portemonnaie wieder etwas vom Kauf des Reisemobils erholt hat.
Bei aller Vorfreude auf das neue Wohnmobil sollten Sie sich aber beim Kauf in keinem Fall finanziell zu stark verausgaben, damit noch ausreichend Geld in der Urlaubskasse verbleibt und Sie mit dem neuen Mobil überhaupt vereisen können. Zudem sollten Sie bei der Budgetplanung neben dem Kaufpreis auch die laufenden Kosten nicht aus dem Blick verlieren, damit ein Polster für unvorhergesehene Reparaturen anlegt werden kann.
Sollte sich im Laufe der Kostenkalkulation zeigen, dass das gewünschte Neufahrzeug die eigenen finanziellen Möglichkeiten übersteigt, gibt es unterschiedliche Wege, doch noch zu einem eigenen Wohnmobil zu kommen. Möglichkeit eins ist der Kauf eines Fahrzeugs, dass zwar nicht zu 100 % der individuellen Wunschkonfiguration entspricht, dafür aber mit einem deutlich höheren Rabatt angeboten wird. Falls Abstriche in der Ausstattung für Sie nicht infrage kommen, sollten Sie den Kauf eines Wohnmobils aus zweiter Hand als Alternative in Betracht ziehen.
Nachdem Sie sich über die Anforderungen und Eigenschaften, die das Wohnmobil erfüllen soll, im Klaren sind, ist es an der Zeit, sich auf dem Markt nach geeigneten Modellen umzusehen und die Spreu vom Weizen zu trennen.
Als gute Anlaufstelle für den Anfang eignen sich neben den Websites der Hersteller – wer lieber Papier mag, kann dort oftmals auch gedruckte Kataloge bestellen – die entsprechenden Testberichte der einschlägigen Fachzeitschriften wie Promobil oder Reisemobil International.
Ein Gefühl der realen Größenverhältnisse und einen belastbaren Eindruck davon, ob ein bestimmter Grundriss wirklich zu den eigenen Vorstellungen passt, liefert aber erst ein Besuch des Fachhändlers vor Ort oder einer der zahlreichen Campingmessen (eine Auswahl der wichtigsten überregionalen Messetermine finden Sie im Anhang ab Seite 270).
Hier können Sie unterschiedliche Reisemobile verschiedener Hersteller live erleben, unmittelbar miteinander vergleichen und vor allem selbst ausprobieren, denn der persönliche Eindruck ist durch nichts zu ersetzen. Was nützt das beste Testergebnis in einer Zeitschrift, wenn Sie mit dem Aufstieg ins Aufstelldach nicht klarkommen, beim Probeliegen der Kopf an die Wand stößt und die Füße über die Bettkante hinausragen oder der Schubladenauszug der Seitenküche so weit herausragt, dass der komplette Mittelgang versperrt wird?
Selbstverständlich sind die Anforderungen an das perfekte Wohnmobil von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich. Der eine will auch im Urlaub nicht auf seinen Kaffeevollautomaten verzichten, der andere liebt den Ausblick aus dem Panoramaaufstelldach und ein Dritter schließlich braucht ein besonders üppiges Badezimmer an Bord. Um später keine Enttäuschungen mit dem neuen Wohnmobil zu erleben, ist es darüber hinaus von großer Bedeutung, auch die gegensätzlichen Gewohnheiten der einzelnen Reiseteilnehmer zu berücksichtigen. Verreisen zum Beispiel Langschläfer und Frühaufsteher gemeinsam, so ist ein Hubbett, das im herabgelassenen Zustand die Küchenzeile und die Sitzgruppe blockiert, ein absolutes No-Go.
Was für den einen in seinem mobilen Zuhause als absolut unverzichtbar gilt, ist für den anderen kaum von Interesse. Der beigefügte Bewertungsbogen (ab Seite 112) hilft Ihnen dabei, die verschiedenen Aspekte und Merkmale von der Ausstattung des Basisfahrzeugs über die einzelnen Bereiche des Wohnraums von Kochen über Waschen und Sitzen bis hin zum Schlafen unterschiedlich stark zu gewichten, um das perfekt zu Ihren persönlichen Wünschen passende Wohnmobil zu finden.
Entscheiden Sie zunächst für jede Zeile mit einem Wert zwischen 1 (gar nicht wichtig) bis 10 (lebensnotwendig), wie viel Bedeutung Sie dem jeweiligen Ausstattungsmerkmal beimessen. Nun können Sie die Bögen in ausreichender Stückzahl kopieren und füllen dann auf dem Messerundgang oder beim Händlerbesuch für jedes Wohnmobil in der engeren Auswahl jeweils einen Entscheidungsbogen aus und bewerten jedes der aufgeführten Kriterien anhand einer Punkteskala von 0 (inakzeptabel) bis 5 (perfekt).
Anschließend multiplizieren Sie die individuell vergebenen Punkte mit dem persönlichen Wichtungsfaktor und brauchen abschließend nur noch die Ergebnisse der einzelnen Zeilen zu addieren. Voilà: Das Modell mit der höchsten Gesamtpunktzahl entspricht Ihren Erwartungen am ehesten. Wer ganz genau wissen möchte, wo es das meiste Wohnmobil fürs Geld gibt, kann auch den jeweiligen Kaufpreis durch die Gesamtpunktzahl teilen.