In der chinesischen Materia medica heißt diese Gruppe „Arzneimittel, die Retention von Nahrung auflösen“ (Xiao Shí Yào 消食药). Die wenigen Kräuter bzw. Substanzen dieser Gruppe sollen Fehlfunktionen korrigieren, die ihre Ursachen in Blockaden oder Überlastungen der Mitte haben. Sie sind dann mit Kräutern zu kombinieren, die etwa das Qi von Milz und Magen stärken, Hitze kühlen, Feuchtigkeit oder Qi-Blockaden beseitigen helfen.
Die westliche Heilkräuter-Tradition hält dafür die Gruppe der „Amara“ (lat. amarus = bitter) bereit, deren Wirkbereich aber über die Beseitigung von Nahrungsretention hinausgeht. Bitterkräuter unterstützen den Verdauungsvorgang und damit die Assimilierungsfunktion der Mitte oder regen sie an. Kräuter dieser Gruppe liegen als „Digestiva“ zwischen den tonisierenden und regulierenden Kräutern.
Die Milz (Pí 脾) extrahiert das Nahrungs-Qi (Gu Qì 穀氣) aus der aufgenommenen festen und flüssigen Nahrung und bildet so die Grundlage für die Bildung von Qi und Blut. Der Milz kommt zusammen mit dem Magen (Wei 胃) eine zentrale Stellung innerhalb der Physiologie und Pathologie zu. Beide Funktionskreise stellen ein Yin-Yang-Paar innerhalb der Wandlungsphase Erde dar. Der Magen ist der Ursprung der Flüssigkeiten und Säfte im Körper, während die Milz sie umwandelt (Hua 化) und transportiert (Yun 運).
So wie Brei in einem Topf gärt und reift, so gären (Fu 腐) und reifen (Shu 熟) die als ungeschiedenes Gemisch aufgenommenen Nahrungsmittel und Getränke im Magen. In einem Fermentationsprozess werden die klaren (Qing 清) von den unklaren (Zhuo 濁) Bestandteilen getrennt.
Das Klare steigt nach oben zu Lunge und Herz, das Unklare sinkt nach unten in den „weißen“ und „roten“ Darm. Für beide dynamische Vorgänge benötigen Milz und Magen gleichermaßen genügend Energie. Speisen, die bereits von sich aus über eine dynamische Natur verfügen und so der aktiven Entfaltung des Milz- und Magen-Qi dienen, unterstützen den Prozess.
„Aus den Lebensmitteln entsteht die vorzügliche Lebensenergie (Jing 精). Dieses Jing verteilt sich in den vier Meeren des Körpers und ernährt den ganzen Organismus.“ (SCC 36)
In der westlichen Heilkräuter-Tradition stehen, im Unterschied zur Chinesischen Arzneimittellehre, die bitteren Kräuter zur Tonisierung und Regulierung des Verdauungsprozesses an erster Stelle.
In der europäischen Tradition galt das Bittere als Signatur der Galle und entsprach dem Mars, der im Körper die Gallenblase regiert. Diese westliche Betrachtung bereichert das Verständnis für die Rolle der Gallenblasen-Funktion im Verdauungsprozess innerhalb der Chinesischen Medizin. Die Gallenblase speichert als Außerordentliches Hohlorgan Jing (Essenz 精) und nimmt damit eine Zwischenstellung zwischen Zang und Fu ein.
Der Gallensaft ist bitter. Der bittere Geschmack entspricht der Wandlungsphase Feuer, die im Hervorbringungs-Zyklus (Sheng) aus dem Holz hervorgeht. Der bittere Gallensaft mildert das Saure des Verdauungsbreis und erlaubt die Wandlungen der Feinstteile (Jing Wei) aus der Nahrung.
Jede Gärung beginnt mit dem Sauren (Yin im Holz) und stellt die erste Phase der Assimilation dar. Fehlt das Bittere (Gallensaft), dann bleibt der Speisebrei zu sauer. Ist genügend Bitteres in der Verdauung, dann kann die extrahierte Energie – im Sinne des Hervorbringungs-Zyklus (Sheng) der Fünf Wandlungsphasen – von Bitter zu Süß (Erde) und zu Scharf (Metall) gewandelt werden.
Überbordet das Saure in den Wandlungen jedoch, dann bewirkt es Magensäureüberschuss (Funktionskreis Magen), Pruritus der Haut (Funktionskreis Leber – Wind!), manchmal sogar Sinusitis, Darmreizungen u. a. m. Hua Tuo (2. Jh. n. Chr.) diskutiert die unterschiedliche Beteiligung der Zang Fu bei der Entstehung von Wasseransammlungen. So beginnen die von der Milz ausgehenden mit abdominellen Schwellungen, die von der Gallenblase ausgehenden Wasseransammlungen mit Schwellungen in Kopf und Gesicht und die vom Dünndarm ausgehenden zeigen sich (zunächst ohne Schwellung) in einem Spannungsgefühl im unteren Abdomen (vgl. HUA 134).
In diesem Zusammenhang kann die Funktion der neutralen bis warmen Bitterkräuter aus der westlichen Tradition für den Verdauungsprozess auch im Sinne der Chinesischen Medizin begründet werden.*
* Hier sind Überlegungen von Guido Fisch (s. FIM) aufgenommen, die verstreut in seinen Meridian-Büchern zu finden sind.
An dieser Stelle ist der Begriff „Übersäuerung“ aus der westlichen Naturheilkunde zu nennen. Darunter ist eine Ansammlung von Stoffwechselrückständen zu verstehen, bei denen es sich um Stoffwechselendprodukte handelt, die im Bindegewebe und im Zellzwischenraum zwischengelagert werden, weil die Ausscheidungsmechanismen über Darm, Leber, Nieren, Haut und Lunge überfordert sind. So lange wirken sie im Körper ähnlich wie Säuren, „übersäuern“ den Organismus und werden für viele Zivilisationskrankheiten mitverantwortlich gemacht.
Da der Milz-Funktion der Transport der extrahierten Feinstteile und die Kontrolle des „Fleisches“ und Bindegewebes obliegen, kann die interstitielle Flüssigkeit als Transportweg mit in die Beschreibung der Milz-Funktion einbezogen werden. Je nach „Pegelstand“ und Viskosität bleiben dann Rückstände, die nicht transportiert werden, liegen und lagern sich ab.
Für Galen von Pergamon (3. Jh. n. Chr.) bestand der Verdauungsprozess aus „vier Kochungen“ im Magen (griech. pepsis, lat. coctio = kochen). Darunter verstand er die Umwandlung und Assimilierung einer Substanz im Körper mit Hilfe der eingeborenen Wärme eines Organs. Störungen bezeichnete er als dispepsía (Fehlverdauung oder Fehlkochung).
Auch die TCM sieht die Notwendigkeit eines Verdauungsfeuers, das weder zu hoch lodern, noch zu schwach brennen darf und im Wesentlichen vom Nieren-Yang stammt. Je nach Konstitution brennt das Verdauungsfeuer bei einigen heißer und bei anderen weniger heiß. Ebenso hängt der Metabolismus von der jeweiligen Jahreszeit ab.
Paracelsus beschreibt den Verdauungsprozess als alchimistisches Labor. Ein gestörtes biologischchemisches Gleichgewicht kann Krankheiten hervorrufen, durch Zuführung von chemischen Substanzen aber ausgeglichen werden: „Alle Ding’ sind Gift und nichts ohn’ Gift; allein die Dosis macht, das ein Ding kein Gift ist“ (Paracelsus, 1589). „Nahrung war für ihn potentiell toxisch, da sie immer etwas Unvollkommenes (Materie) enthält, das von der Essenz (Geist), die wir zum Leben brauchen, abgespaltet werden muss.“ (RIP 2005). Schließlich geht es darum, Gift vom Guten zu scheiden und als Stoffwechselschlacken auszuscheiden. Die Chinesische Medizin bezeichnet diesen Vorgang als Trennung des Trüben vom Klaren.
Die Naturwissenschaft bezeichnet Digestion oder Verdauung als den Aufschluss der Nahrung im Verdauungstrakt mit Hilfe von Verdauungsenzymen. Dabei entstehen durch chemische Spaltung aus hochmolekularen Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen niedermolekulare Verbindungen, die zum Teil in Energie umgewandelt bzw. ansonsten bei der Produktion von neuer Körpersubstanz eingesetzt werden, indem der Organismus sie nach einem chemischen Umbau in die verschiedensten Zellstrukturen einbaut. In diesem Prozess kommt den Bitterstoffen eine zentrale Bedeutung zu, weil sie die enzymatische Aktivität in der gesamten Magen-Darm-Passage verbessern. Diese Stoffe sind keine chemisch einheitliche Gruppe. Es handelt sich um sekundäre Pflanzenstoffe, die bitter schmecken. Chemisch betrachtet finden sich Bitterstoffe oft unter den Stoffgruppen Terpene, Glykoside, Alkaloide, Steroide und andere Bittersäuren.
Der bittere Geschmack ist allgemein eine Signatur für Pflanzen, die auf die „innere Alchimie“ günstig wirken. Deshalb sind Bitterdrogen seit jeher als „Tonika generale“ Bestandteile von Lebenselixieren. Daneben werden sie auch als Aperitif (vor der Mahlzeit) oder Digestif (als Verdauungsmittel nach der Mahlzeit) angewendet. Bitterstoffe optimieren den gesamten Verdauungsprozess, sie
Unter den unten dargestellten Kräutern sind je zwei Vertreter der
Bei den Korbblütlern kommen ätherische Öle oft nur in kleinen Mengen vor. Typisch sind dagegen die Terpenlactone bzw. „Sesquiterpene“, die Bitterstoffe.
Ebenfalls wichtig sind die Flavonoide, die vor allem eine positive Wirkung auf Kapillar- und Zellmembrane besitzen.
Die wichtigsten Heilpflanzen der Doldenblütler wirken vor allem als Carminativa auf den Darm (Kümmel, Fenchel, Anis, Koriander) und haben oft zusätzlich eine Lungenwirkung. In der westlichen Heilkunde hieß es dazu, „ins Stocken Geratenes“ (Saturn) wird durch das Merkur-Prinzip (Doldenblütler) in Gang gebracht. Die Hauptwirkstoffe dieser Pflanzenfamilie sind die ätherischen Öle, die sich vor allem in den Samen, aber auch in Sekretgängen der Wurzeln, Blätter und Stängel befinden. Daneben besitzen Doldenblütler Terpene und Furanocumarine, die entzündungshemmend, abschwellend und durchblutungsfördernd wirken und auch in Rautengewächsen wie Zitruspflanzen (darunter Zitrone, Limette, Grapefruit, Bitterorange u.a.) vorkommen. Zu beachten ist, dass viele Doldenblütler und Rautengewächse fotosensibilisierend und allergieauslösend wirken können.
Zu den Enziangewächsen zählen Gentiana und Centaurium, die sich vor allem durch ihre Bitterstoffe auszeichnen.
Die energetische Ausrichtung der Kräuter dieser Gruppe ist weitgehend vergleichbar mit der in der westlichen Heilkräutertradition üblichen Unterteilung der Amara, der Bitterstoffdrogen:
Siehe ▶ Tab. 10.1.
▶ Tab. 10.1 Monografie Gentiana lutea.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Gentiana lutea, rad. | Gelber Enzian, Wurzel | kühl (-neutral) | bitter | Mi, Ma, Le, Gb | 2–4 g der getr. Wurzel, Tinktur 10–90 Tr. |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Milz-, Magen- und Dünndarm-Qi tonisierend, Blutproduktion unterstützend | Appetitschwäche, Verdauungsschwäche, Dyspepsie, Oberbauchbeschwerden, Malabsorptions-Syndrom, Völlegefühl und Blähungen, Gewichtsverlust, Erschöpfung, Anämie, postfebrile Erschöpfung, stark schwankender Blutzuckerspiegel | ||||
rebellierendes Magen-Qi beruhigend | Übelkeit, Erbrechen (auch Schwangerschaftserbrechen) | ||||
Feuchte-Hitze ausleitend | Magen-Darm-Entzündungen und Infektionen, Nahrungsmittelallergien, Nahrungsmittelunverträglichkeit | ||||
Leber-Qi bewegend | Spannungsgefühle im Epigastrium, Ikterus, Nahrungsmittelunverträglichkeit, spastische Blähungen | ||||
ROS (2009), JÄN 133, MON 222, PAH 122, Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO |
Siehe ▶ Abb. 10.1 und ▶ Tab. 10.2.
▶ Tab. 10.2 Monografie Artemisia absinthium.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Artemisia absinthium, herb. | Wermut | neutral (warm bis kühl) | aromatisch, stark anhaltend bitter | Ma, Mi, Le, Ga, Lu, Di, Ni | 4 g getr. Droge 10–90 Tr. Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Milz- und Magen-Qi stärkend | Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden, Verdauungsschwäche, Achylie, Magenatonie, Anämie, Cholezystitis, Magenkrämpfe, Blähungen, subazide Gastritis | ||||
Leber-Qi bewegend, Gallenfluss regulierend | Dyskinesien der Gallenwege, nervösbedingte Erschöpfung, prämenstruelle Reizbarkeit und Melancholie, Nahrungsmittel- und Medikamentenunverträglichkeit, abdominales Völlegefühl, Unverträglichkeit fetter Speisen | ||||
Feuchte-Hitze und Hitze ableitend verborgene pathogene Faktoren ausleitend | wiederkehrendes mildes Fieber, langwierige Fieber, Infektanfälligkeit, postgrippale Schwächezustände | ||||
Uterus regulierend | unregelmäßige Menstruation, besonders in Verbindung mit nervösen Spannungen, verzögerte Menstruation | ||||
Parasiten ausleitend | Fadenwürmer- oder Rundwurmbefall | ||||
JÄN 568, KRA (2000) 119, GES 258, SCW 362, ROS (2009) 30, MCI 128, Positivmonografien Kommission E, ESCOP |
Kontraindikationen
Schwangerschaft und Stillzeit, Übersäuerung des Magens
Siehe ▶ Abb. 10.2 und ▶ Tab. 10.3.
▶ Tab. 10.3 Monografie Centaurium.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Centaurium, herb. | Tausendgüldenkraut | neutral-kühl | kräftig bitter, adstringierend | Ma, Mi, Le, Gb, Darm | 0,5–6 g getr. Droge, 2–4ml Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Magen-Hitze klärend, Feuchtigkeit trocknend | Entzündungen im Gastrointestinaltrakt, Nahrungsmittelunverträglichkeiten/-allergien | ||||
Milz- und Magen-Qi tonisierend | Appetitmangel, Verdauungsschwäche, dyspeptische Beschwerden, Malabsorbtionssyndrome, Gewichtsverlust, Achylie, Erschöpfung, Altersmagen, Blähungen | ||||
Leber- und Darm-Qi bewegend | Spannungsgefühle im Epigastrium, Übelkeit, Anorexia nervosa, Nervosität mit Erschöpfung, Krampfzustände von Magen und Darm | ||||
Feuchte-Hitze ausleitend | Ikterus, Durchfallerkrankungen, Leberschwellung, Cholelithiasis, Pankreatitis, Leberzirrhose | ||||
Hitze ableitend | Fieber, intermittierende Fieber, chronische Hautleiden wie Exantheme, Lichen | ||||
JÄN 527, BÜH 154, MON 124, PAH 314, ROS (2006), Positivmonografien Kommission E, ESCOP |
Kontraindikationen
Magen- und Darmgeschwüre
Siehe ▶ Tab. 10.4.
▶ Tab. 10.4 Monografie Artemisia vulgaris.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Artemisia vulgaris, herb. (rad.) | Beifuß, Kraut (Wurzel) | neutralwarm | bitter, aromatisch | Le, Ga, Mi, Uterus, Ma, Ni, Bl | 1–10 g getr. Kraut zum Infus; Dekokt/Mazerat: 4,5 g getr. Wurzel; Tinktur 1,5–7,5 ml |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Leber-Qi bewegend; Leber und Milz harmonisierend | Übelkeit mit Kopfschmerzen (auch zyklusbedingt), Koliken, Blähungen, Flatulenz, Sodbrennen, Fettverdauungsstörungen, Appetitlosigkeit, Gastritis, Neurasthenie | ||||
Qi und Blut im Uterus bewegend, Uterus wärmend und tonisierend | PMS, Amenorrhöe, Dysmenorrhöe, Hypermenorrhöe, Genitalblutungen, „die tote Frucht austreibend“ | ||||
Feuchtigkeit ausleitend und harntreibend | Ödeme, Aszites, Ödeme, Dysurie, Fluor vaginalis, Mykosen, Zystitis | ||||
Parasiten eliminierend | Würmer | ||||
Shen beruhigend, Essenz tonisierend (Wurzel) | Neurosen, Depression, allgemeine Reizbarkeit und Unruhe, Schlaflosigkeit und Angstzustände | ||||
MON 64, PKA 95, PWH 107, HOL 315, PAH 72, BÜH 155, Nullmonografie Kommission E (Wirkung nicht belegt) |
Kontraindikationen
Schwangerschaft
Siehe ▶ Abb. 10.3 und ▶ Tab. 10.5.
▶ Tab. 10.5 Monografie Coriandrum sativum.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Coriandrum sativum, fruct. | Koriander, Samen | warm | scharf, würzigaromatisch, leicht bitter | Bl, Ma, Le | 1–5 g getr. Droge, Tinktur 30–90 Tropfen |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Magen-Qi tonisierend und regulierend | Übelkeit, Aufstoßen, Magenschmerz durch Kälte, Blähungen, abdominelles Völlegefühl, Appetitlosigkeit | ||||
Nässe-Hitze/-Kälte aus der Blase ausleitend; Wasserwege öffnend | Harnwegsinfekte, Harntraktschwäche, Zystitis | ||||
Wind-Kälte eliminierend | leichte Erkältung | ||||
Leber-Qi regulierend und bewegend | depressive Verstimmung | ||||
PAH 393, JÄN, SCW, MON, BÜH 183, Positivmonografie Kommission E |
Zubereitung Korianderfrüchte vor Gebrauch zerstoßen.
Siehe ▶ Tab. 10.6.
▶ Tab. 10.6 Monografie Ferula asafoetida.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Ferula asafoetida | Stinkasant, Gummiharz | heiß | scharf, bitter, stechend knoblauchartig | Le, Mi, Ma | 0,1–1 g getr. Droge (Einzeldosis als Pulver); Tinktur 10–30 Tr. |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Milz- und Magen-Qi tonisierend und regulierend | Verdauungsschwäche, Appetitlosigkeit, Blähungen, Reizdarm, Blähkolik, Dyspepsie | ||||
Leber regulierend Nahrungsretention auflösend | Magenbeschwerden mit Blähungen und nervöse Reizbarkeit, hysterische Attacken mit Blähungen und Ausdehnung des Bauches | ||||
Shen harmonisierend, Sinne klärend | Schlafstörungen, vegetative Dystonie, Nervosität; Hysterie (Globus hystericus); nervöse Erregungszustände, Cor nervosum | ||||
Kälte-Schleim auflösend | trüber Kopf, Candida albicans, Bronchitis (tiefer, würgender Husten), nervöser Husten | ||||
SCW, PAH 431, JÄN 51, COO, FEM 38, HHB 710 |
Siehe ▶ Abb. 10.4 und ▶ Tab. 10.7.
▶ Tab. 10.7 Monografie Pericarpium aurantii (Citrus reticulata).
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Pericarpium aurantii (Citrus reticulata) | Pomeranze, Schale (chines. Chen Pi 陈皮) | warm | scharf, bitter, aromatisch | Mi, Lu | 3–6 g für Infus, 2–3 ml Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Qi regulierend | Spannungsgefühl in Abdomen und Epigastrium, Trommelbauch | ||||
Qi absenkend und Erbrechen beendend | Übelkeit, Erbrechen, Klumpengefühl im Magen, Aufstoßen, Verdauungsstillstand | ||||
Milz-Qi kräftigend, Nahrungsretention auflösend | Nahrungsretention, Schwäche, Müdigkeit, saures Aufstoßen, Appetitlosigkeit, Verdauungsträgheit | ||||
Feuchtigkeit trocknend, Schleim umwandelnd | Schleimblockaden in Thorax und Mitte: Husten mit viel Auswurf, Druck und Spannungsgefühle in Brust und Zwerchfell, dicker schmieriger Zungenbelag durch Feuchtigkeitsretention in der Mitte | ||||
POR (1978), BEN 332, LPH 256, PWH 137 |
Siehe ▶ Tab. 10.8.
▶ Tab. 10.8 Monografie Marsdenia cundurango.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Marsdenia cundurango, cort. | Condurango, Rinde | neutral bis kühl | bitter | Ma, Därme | 2–4 g getr. Droge für Dekokt, 2–5ml Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Magen-Qi stärkend und regulierend | Appetitlosigkeit, Atonie des Magens, Brechreiz, Speichel- und Magensaftmangel, Speisenaufnahmefähigkeit, Erschöpfung bei schwerer Erkrankung | ||||
Darm-Qi regulierend und harmonisierend | spastische Zustände im Magen-Darm-Bereich, Übererregbarkeit der Darm-Motilität | ||||
KRA (2000), LPH 105, Positivmonografie Kommission E |
Siehe ▶ Abb. 10.5 und ▶ Tab. 10.9.
▶ Tab. 10.9 Monografie Menyanthes trifoliata.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Menyanthes trifoliata, fol. | Bitterklee | kühl bis kalt | sehr bitter | Le, Ga, Ma | 1,5–3 g getr. Droge für Infus, 0,5–2,5 ml Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Leber-Feuer klärend, emporsteigendes Leber-Yang absenkend | Kopfschmerzen, Migräne, gerötete Augen, Trigeminusneuralgie, Oberbauchbeschwerden, Sodbrennen, Verstopfung | ||||
Magen-Qi anregend, Gallenfluss fördernd (in geringen Dosen) | Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden, chronische Magenleiden, besonders Anorexie, Achylie und Atonie des Magens | ||||
Feuchte-Hitze ausleitend | rheumatische Beschwerden, Arthritis Colitis, Morbus Crohn, Ikterus Skorbut, Hautausschläge, Ekzeme |
Nebenwirkungen
kann in sehr hoher Dosis zu Durchfall, Übelkeit und Erbrechen führen
Siehe ▶ Tab. 10.10.
▶ Tab. 10.10 Rezeptur Träge Verdauung mit Übelkeit, Müdigkeit und Schleim.
Kräuter | Tagesmenge | Temperatur | Geschmack | Wirkung in der Rezeptur |
---|---|---|---|---|
Gentiana lut., rad. | 3 g | neutral-kühl | bitter | Milz-, Magen- und Dünndarm-Qi tonisierend, Magen- und Dünndarm-Hitze ableitend |
Artemisia abs., herb. | 2 g | warm-kühl | aromatisch, stark anhaltend bitter | Milz- und Magen-Qi stärkend, Leber-Qi bewegend, Gallenfluss regulierend, Nahrungsmittelunverträglichkeit entgegenwirkend |
Acorus cal., rhiz. | 3 g | warm | aromatisch, scharf, bitter, leicht süß | Feuchtigkeit ableitend, (kalten) Schleim zerteilend, Yun-Hua-Funktion unterstützend, klares Yang emporhebend |
Coriandrum sat., fruct. | 1 g | warm | scharf, aromatisch, leicht bitter | Leber-Qi regulierend und bewegend, Stimmung hebend, Magen-Qi tonisierend und regulierend, so Aufstoßen behebend |
Pericarpium aurantii | 1 g | warm | scharf, bitter, aromatisch | Qi regulierend, Feuchtigkeit trocknend, Schleim umwandelnd |
Mentha pip., fol. | 0,5 g | warm-kühl | scharf, aromatisch | Magen-Qi absenkend und Magen-Qi beruhigend und absenkend, Milz und Magen regulierend, Blähungen entgegenwirkend, Stagnation lösend |
Glycyrrhiza glab., rhiz. | 1 g | neutral-kühl | süß | Milz und Magen tonisierend, Qi vermehrend, Wirkung anderer Kräuter abpuffernd und Geschmack mildernd |
Zubereitung und Dosierung Rezeptur für ca. 20 Tage, Tagesdosis 8g der Mischung für Infus mit ¾ Liter kochendem Wasser. 10 Min. bedeckt ziehen lassen, abseihen und in einer Thermoskanne warm halten. Den Tee in 3 Portionen über den Tag verteilt trinken, vorzugsweise schluckweise vor den Mahlzeiten.
Siehe ▶ Tab. 10.11.
▶ Tab. 10.11 Traditionelle Rezeptur: Blähungen und Völlegefühl.
Kräuter | Menge | Temperatur | Geschmack | Wirkung in der Rezeptur | |
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Carum carvi, fruct., zerstoßen | 20 g | warm | aromatisch, etwas scharf | Qi bewegend und Stagnationen lösend, die Mitte von Leber-Angriffen befreiend | |
Anisum fruct., zerstoßen | 10 g | warm | süß, scharf | Qi der Mitte regulierend, Magen und Milz wärmend | |
Foeniculum, fruct.., zerstoßen | 10 g | leicht warm | aromatisch, leicht scharf | Qi der Mitte regulierend; Milz und Magen wärmend, tonisierend; Kälte ableitend | |
Coriandrum sat., fruct., zerstoßen | 10 g | warm | scharf, aromatisch, leicht bitter | Leber-Qi regulierend und bewegend, Magen-Qi tonisierend und regulierend | |
PAH 394 |
Zubereitung und Dosierung 2 TL dieser Mischung mit ¼ Liter kochendem Wasser übergießen, zugedeckt 10 Min. ausziehen, danach abseihen. Bei Bedarf eine Tasse Tee gut warm trinken.
Syndrom Milz- und Magen-Qi-Mangel mit Kälte
An dieser Stelle sei auf ein traditionelles Fertigpräparat hingewiesen, das sehr gut in die hier vorgestellte Kräuter-Gruppe der Digestiva passt: