18 Tonika

18.1 Grundsätzliches

Leere oder Mangel (Xu) im Sinne der Bā Gāng (八纲; Diagnostik nach den Acht Leitkriterien) bedeutet, dass das Bestreben und Vermögen eines Individuums zur Aufrechterhaltung der eigenen Intaktheit, zur ausgewogenen Aufrechterhaltung aller physischen Funktionen unzureichend geworden ist, „also zur Aufrechterhaltung seiner ausgeglichenen Funktionen nicht mehr in der Lage ist. Eine Störung dieser Art erfordert eine suppletio, wörtlich eine ‚Ergänzung‘.“ (POR 1978: 424)

Die im Chinesischen als Bu Fa 补法 bezeichnete „ergänzende Methode“ wird üblicherweise mit dem einengenden Begriff „Tonisierung“ wiedergegeben (vgl. MAG 2000b: 95f.). Gemeint ist damit das Auffüllen, Ergänzen, Wiederherstellen, Nähren, Unterstützen defizienter Energie. Im Neijing Suwen heißt es: „Tonisiere das, was leer ist.“ (DGK, Kap. 20) Die Leere oder der Mangel kann sich beziehen auf:

Die dafür geeigneten Kräuter müssen entsprechend den diagnostisch feststellbaren Unterschieden von Leere (Xu 虚) stärkende, wiederherstellende, auffüllende und erhaltende oder stützende Eigenschaften besitzen.

In dieser Hinsicht besteht eine Verwandtschaft zu dem in der römisch-arabischen Pharmakologie gebräuchlichen Begriff „ Roborans“ (lat. roborare = stärken, kräftigen) für Kräuter und Arzneistoffe, die zur Kräftigung und Hebung des Allgemeinbefindens verordnet wurden.

Mangel-Zustände (Xu Zhèng 虚证) zeigen sich in vielgestaltigen Formen und können sich während der Therapie verändern. Oft liegen bei ein und demselben Patienten mit unterschiedlicher Gewichtung Qi-, Blut-, Yang- oder Yin-Leere kombiniert vor. Insofern muss sich die Auswahl der Kräuter sehr genau auf die im einzelnen vorliegenden Mangel-Zustände und Syndrome beziehen.

Unter Mangel-Zuständen können schulmedizinisch folgende Erkrankungen verstanden werden: viele funktionelle Erkrankungen, zum metabolischen Syndrom und dessen Voraussetzungen zählende Erkrankungen, einschließlich Anämie, Malabsorption, Maldigestion usw., neuroendokrine Störungen, Beeinträchtigungen und Störungen des Immunsystems.

Aus Sicht der Chinesischen Medizin sind jedoch nicht alle Zustände verminderter Vitalität und Schwäche durch Leere verursacht, sondern können auch durch eine Fülle bedingt sein. Ebenso sind nicht alle chronischen Zustände immer auch Leere-Zustände. Fülle und Leere sind hier sehr genau zu differenzieren.

Mangel-Zustände können einhergehen mit Stagnation oder äußeren pathogenen Faktoren. Bei Qi- oder Blut-Mangel und gleichzeitiger Stagnation werden Kräuter mit auffüllenden Eigenschaften ergänzt mit Kräutern, die bewegend und durchgängig machend wirken. Bei gleichzeitigem Befund eines inneren Mangel-Syndroms und einer Fülle in der Oberfläche müssen auffüllende und die Oberfläche befreiende Kräuter miteinander kombiniert werden. Bei allen Arten von Feuchtigkeits- und Schleim-Belastung sind entsprechende Kräuter aus  Kap. 6,  Kap. 7 und  Kap. 14 in Betracht zu ziehen.

18.1.1 Inhaltsstoffe und Energetik

Nach Auffassung der chinesischen Arzneimittel-Therapie sind Qi tonisierende Kräuter per se süß, weil das Süße der Geschmack der meisten Hauptnahrungsmittel (einschließlich der Muttermilch) ist und deshalb der am meisten nährende, d. h. vor allem der den substanziellen Aspekt des Qi stärkende. Das Süße wirkt zudem harmonisierend und befeuchtend.

Auch der süße Geschmack teilt sich in zwei Kategorien:

  1. durch die Geschmacksnerven sensorisch feststellbarer süßer Geschmack,
  2. der funktionale (dem theoretischen Konzept entsprechende) süße Geschmack der Tonika.

Das Süße ist vor allem bedingt durch

Tatsächlich schmecken die Kräuter für europäische Gaumen meist weniger süß als viel mehr bitter. Zusätzlich sind unter den Tonika in der europäischen Tradition in besonderem Maße Bitterkräuter zu finden. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass sich die Ernährung in Europa immer schon von der in China unterschied, auch was den vergleichsweise höheren Anteil am Verzehr tierischer Eiweiße in Europa betrifft. Die vor allem in den Klöstern hergestellten Elixiere ad longam vitam (Langlebigkeitselixiere) schmeckten vornehmlich bitter und aromatisch (MPR 32f.). Hier stärkt der bittere Geschmack den Magen und hilft, die Energie abzusenken. Das Aromatische „weckt“ die Milz und hilft ihr beim Transport. Aromatische Öle aktivieren die Zirkulation und bewegen Leber-Qi (vgl. MAG 2000a). Das Bittere wirkt trocknend und kann so den Funktionskreis Milz bei Feuchtigkeitsbelastung entlasten helfen.

Das warme Temperaturverhalten fördert das Yang Qi.

Um das Milz-Qi zu tonisieren, müssen diese Kräuter jedoch mit solchen aus der Gruppe der Digestiva und aus der Gruppe der Qi regulierenden Kräuter ergänzt werden. Im Falle von Schleim-Belastungen und Retention von Feuchtigkeit ist die Kombination mit Feuchtigkeit transformierenden und trocknenden Kräutern sinnvoll.

Der süße Geschmack, der am meisten nährend ist, geht bei den im Folgenden vorgestellten Pflanzen zurück auf

Alant, Eleuterococcus und insbesondere Ginseng weisen Triterpensaponine auf. Die beim Ginseng als Ginsenoside bezeichneten Triterpene werden verantwortlich gemacht für die adaptogene Wirkung. Diese Stoffe sind in der Lage, die Anpassungsfähigkeit des Organismus gegenüber inneren und äußeren Störungen zu verbessern (vgl. WIC 255–258).

Die adaptogene Wirkung von Eleuterococcus, Ginseng und Alant hilft dem Patienten insbesondere, sich an Stresssituationen anzupassen und sie übt einen positiven Effekt bei Stress induzierten Erkrankungen aus.

Beim Alant sind deutlich Bitterstoffe der Sesquiterpenlaktone vertreten, die tonisierend auf die Mitte und darüber hinaus entzündungshemmend wirken. Polyacetylene im Ginseng haben eine antibakterielle, krebshemmende und Leber schützende Wirkung. Flavonoide im Süßholz haben einen süßen, leicht bitteren Geschmack und straffen das Gefäßsystem, wirken krampflösend und entzündungshemmend.

18.2 Qi-Tonika

18.2.1 Grundsätzliches

Mit Qì 氣 werden in der TCM die aktiven energetischen Prozesse des Menschen, also ihre nicht stofflichen Anteile, bezeichnet. Formen des Qi werden unterschieden nach

Allgemeiner Qi-Mangel zeigt sich als

Die Symptome verschlechtern sich durch Aktivität und verbessern sich durch Ruhe. „Qi-Leere ist die erste und harmloseste Stufe von Schwäche-Zuständen.“ (MAC 2008: 438) Betroffen sind vor allem Kinder, alte Menschen, chronisch Kranke und Rekonvaleszente.

Qi ergänzende Kräuter dienen je nach ihren Eigenschaften dazu, den Allgemeinzustand des Patienten, eine bestimmte Qi-Form sowie das Qi eines Funktionskreises zu behandeln. Sie müssen je nach Diagnose häufig mit Yang- oder Blut-Tonika, aber auch mit bewegenden oder regulierenden sowie haltenden Kräutern kombiniert werden.

Typischerweise tritt Qi-Mangel bei den Funktionskreisen Milz/Magen, Lunge, Nieren und Herz auf. Im Zentrum stehen der Funktionskreis Milz, da er das Qi bildet, und die Lunge, da sie das Qi regiert. Beide produzieren über die Nahrung und die Atemluft das „nachhimmlische“ Qi im Organismus, während die Nieren der Speicher des „vorgeburtlichen“ Qi sind und diesen Energiebildungsprozess unterstützen.

18.2.2 Inula helenium

Siehe  Abb. 18.1 und  Tab. 18.1.

Tab. 18.1 Monografie Inula helenium.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Inula helenium, rad. (Helenii inula, rhiz.) Alant, Wurzel warm süß, bitter, aromatischscharf Lu, Mi, Ma 1–10 g getr. Droge zum Infus oder Dekokt; 2–4 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Lungen-Qi tonisierend, absenkend Schleim transformierend Qi des Oberen 3-Erwärmers tonisierend Schwächezustände, Atemnot, Kurzatmigkeit, rezidivierende Infekte Husten, Atemwegskatarrhe mit und ohne Schleim, Tuberkulose, Schwindsucht, Asthma, chronische Bronchitis allgemeine Erschöpfung, Neigung zu Erkältungen
Milz- und Magen-Qi tonisierend, Qi der Mitte regulierend Feuchtigkeit und Schleim transformierend Appetitmangel, Malabsorption, Maldigestion, physiolog. Verdauungsschwäche Anämie, Untergewicht, Müdigkeit Verdauungsblockaden, abdominelle Distension chronisch breiiger Stuhl Darm-Parasiten
Uterus regulierend (emmenagog) treibt Lochien und Nachgeburt (früher: Abortivum), Dysmenorrhöe
Parasiten eliminierend Befall mit unphysiolog. Erregern, auch Parasiten im Darm
GES 261/62; MOH; CAN; PAN; HOL 243f.; LAB 104; COO 294; DIOS, I, Kap. 27; CUL 49, Negativmonografie Kommission E (Wirksamkeit nicht ausreichend belegt)
missing link

Abb. 18.1 Inula helenium.

missing link Nebenwirkungen

Wegen möglicher allergischer Reaktionen gegen Alantolaktone können höhere (als oben angegebene) Dosen zu Erbrechen, Durchfall, Krämpfen und Lähmungserscheinungen führen.

missing link Kontraindikationen

Schwangerschaft

18.2.3 Panax ginseng

Siehe  Tab. 18.2.

Tab. 18.2 Monografie Panax ginseng.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Panax ginseng, rad. (Ginseng, rad.) Roter Ginseng, Wurzel neutral bis warm süß, leicht bitter Lu, Mi, Ma, He, Ni 3–6 g getr. Droge für Dekokt, 1,5–4,5 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Qi ausgeprägt stärkend ausgeprägter allgemeiner Qi-Mangel Yang-Qi-Kollaps-Syndrom: Erschöpfung, Kurzatmigkeit, flache Atmung, kalter Schweiß und kalte Gliedmaßen (in solchen Fällen Panax ginseng hoch dosiert als Einzelkraut verwenden)
Milz- und Magen-Qi stärkend Lethargie, Müdigkeit, Appetitverlust, gespanntes Abdomen, chronische Diarrhöe Organprolaps (Magen, Uterus, Rektum)
Lungen-Qi tonisierend Kurzatmigkeit, Keuchen, rasche Erschöpftheit spontane Schweiße
Produktion von Säften anregend, Durst lindernd Durst erzeugende, Qi und Säfte mindernde Erkrankungen, insbesondere durch hohes Fieber, extremes Schwitzen, Blutverlust
Herz und Shen nährend und beruhigend (bei Qi- und Blut-Mangel) Palpitationen, Ängstlichkeit, Unruhe, Schlafstörungen Vergesslichkeit, Konzentrationsmangel
Yuan-Qi-Schwäche Rekonvaleszenz Altersschwäche Immunschwäche
JUN 284; ENG 668; KAL 61; POR (1978) 419, Positivmonografien Kommission E, WHO

Cave

Vorsicht bei Leere-Hitze, Hypertonie

18.2.4 Eleutherococcus senticosus

Siehe  Abb. 18.2 und  Tab. 18.3.

Tab. 18.3 Monografie Eleutherococcus senticosus.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Eleutherococcus senticosus, rad.; Acanthopanax senticosus, rad. Taigawurzel; Sibirischer Ginseng; Teufelsbusch warm süß, scharf, bitter Ni, He, Lu, Le 1–5 g getr. Droge für Dekokt; 1,5–4,5 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Herz-Qi und Herz-Yang stärkend Konzentrationsmangel, depressive Verstimmung, Lustlosigkeit; Engegefühl der Brust;
Nieren-Qi und Nieren-Yang stärkend Libidomangel; Infertilität (Spermien zu langsam), Harnverhalten; schwache Knochen, Schwäche der unteren Extremitäten, nachlassende Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, Erschöpfung, Rekonvaleszenz
Lungen-Qi/Wei Qi tonisierend Spontanschweiße, chronische Bronchitiden, Infektanfälligkeit, virale Erkrankungen
Leber regulierend psychische Verfassung je nach Ausgangslage anregend oder beruhigend, z. B. bei Stress (= adaptogene Wirkung)
HIL 278f.; PAH 371; Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO
missing link

Abb. 18.2 Eleutherococcus senticosus.

Cave

Hypertonie, Yin-Leere und Leere-Hitze, Herzinfarkt-Patienten

18.2.5 Glycyrrhiza glabra

Siehe  Abb. 18.3 und  Tab. 18.4.

Tab. 18.4 Monografie Glycyrrhiza glabra.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Glycyrrhiza glabra, rhiz. Süßholz, Wurzel neutral-kühl süß Mi, Ma, Lu, alle Leitbahnen 0,5–12 g getr. Droge für Infus/Dekokt; 1–7,5 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Milz und Magen tonisierend, Qi vermehrend Appetitlosigkeit, ungeformter Stuhl, Magersucht, Mattigkeit, Dyspepsie, Sodbrennen, Krämpfe und Schmerzen im Abdomen
Herz stärkend Palpitationen, Schlafstörungen, emotionale Labilität
Hitze aus dem Yang Ming (Magen, Darm) klärend Gastritis, Ulzera, Colitis, Magen- und Eingeweidespasmen und Schmerzen
Lungen-Trockenheit befeuchtend, Schleim ableitend trockener, wunder Rachen; trockener (Reiz-) Husten, schwierig abzuhustender Schleim, Asthma bronchiale
Toxische Hitze und Nässe-Hitze klärend Karbunkel, Furunkel, Dermatitis, Halsentzündung
Wirkung anderer Kräuter abpuffernd und Geschmack mildernd, Toxizität bestimmter Mittel abmildernd Einnahme scharfer, drastisch, heftig wirkender Kräuter, auch Bestrahlung, Chemotherapie
POR (1978) 425f., (ROS (2009) 110f., JUN 292, MOH, BIE, Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO
missing link

Abb. 18.3 Glycyrrhiza glabra.

Cave

hohe Dosierung bei Langzeitanwendung; nicht länger als 4–6 Wochen anwenden

missing link Kontraindikationen

cholestatische Lebererkrankungen, Leberzirrhose, arterielle Hypertonie, Hyperkaliämie, schwere Niereninsuffizienz, Schwangerschaft (WHO-Monografie)

18.2.6 Convallaria majalis

Siehe  Tab. 18.5.

Tab. 18.5 Monografie Convallaria majalis.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Convallaria majalis, herb. Maiglöckchen, Kraut neutral bitter, leicht süß He, Ni Tinktur (1 : 10) 10–36 Tr. (0,5–1,2 ml)*
Wirkbeschreibung Indikationen
Herz-Qi stärkend chronisches Cor pulmonale, (altersbedingte) Herzinsuffizienz, leichte Belastungsinsuffizienz, Herzarrhythmien, Palpitationen, nervöse Herzbeschwerden, kardiale Ödeme Hypotonie, Schwindel, Vergesslichkeit
Herz-Blut regulierend und bewegend Angina pectoris, herzbedingte Thoraxschmerzen
inneren Wind sedierend Epilepsie, Apoplex, Schlaganfallprophylaxe (alte Indikation)
JÄN 340, KRA 82, GES 141f., PAH 219f., ROS (2009), KAO (1987), HIL 213, Positivmonografie Kommission E

* Dosierung Mittlere Tagesdosis 0,6 g Pulver des getrockneten Maiglöckchenkrauts. Wegen der besseren Dosierbarkeit ist die Tinktur angezeigt.

missing link Kontraindikationen

Therapie mit Digitalisglykosiden, Kaliummangelzustände

missing link Wechselwirkungen

Kaliumverluste durch andere Arzneimittel können verstärkt werden.

18.2.7 Crataegus oxyacantha

Siehe  Abb. 18.4 und  Tab. 18.6.

Tab. 18.6 Monografie Crataegus oxyacantha.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Crataegus oxyacantha, flor./fol.. Weißdorn, Blüten/Blätter kühl süß, sauer He 2–10 g getr. Droge zum Infus; 3–7,5 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Herz-Qi tonisierend Myokardschwäche, leichte Herzinsuffizienz, chronisches Cor pulmonale, Hypotonus, Kreislaufschwäche, Palpitationen, Erschöpfung
Herz-Blut bewegend Druck- und Engegefühl in der Brust, Angina pectoris, Arteriosklerose der Herzkranzgefäße, funktionelle Herzbeschwerden
Herz-Qi stabilisierend plötzliche Erschöpfungszustände, Herzneurose, Mischformen von funktionellen und organischen Herzleiden, labiler Blutdruck, Palpitationen, bradykale Herzrhythmusstörungen, Schlafstörungen, emotionale Labilität, Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivität
Fructus nach chinesischer Materica medica: Blockaden von Qi und Blut im Magen lösend Retention von Nahrung (besonders fettiger Speisen), begleitet von Schmerzen im Epigastrium und Abdomen
GES 380, ROS (2006), KAL 122ff., JÄN 563, MON 152, SLZ, HOL, TAS, Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO
missing link

Abb. 18.4 Crataegus oxyacantha.

18.2.8 Cytisus scoparius (Sarothamnus scoparius)

Siehe  Tab. 18.7

Tab. 18.7 Monografie Cytisus scoparius.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Cytisus scoparius, herb. (Sarothamnus scoparius, flor.) Besenginster, Kraut neutral bitter He, Ni, Bl, Uterus Tinktur: 15–75 Tr.
Wirkbeschreibung Indikationen
Herz-Qi regulierend und stärkend funktionelle Herz- und Kreislaufbeschwerden: Herzrhythmusstörungen aller Art, Palpitationen, Bradykardie, Tachykardie, Arrhythmien (Reizleitungsstörungen) Hypotonie, Herz-Schwäche mit Erschöpfung
Feuchtigkeit ausleitend, harntreibend, Lymphe und Schleim bewegend Wassersucht, Ödeme infolge Herz-Schwäche, Blasen- und Nierensteine rheumatische Beschwerden, Gicht (erhöhte Harnsäure)
Uterus regulierend und anregend, Wehen fördernd schwacher Tonus und verminderte Kontraktionskraft des Uterus starke Menstruationsblutung, Blutungen nach der Geburt
HHB, FEM, PWH 152, ROS (2009) 228, LPH 77, HIL 238, PAH 78, SCW 142, JÄN 50, Positivmonografie Kommission E

missing link Nebenwirkungen

bei Überdosierung: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöe, Somnolenz, Motilitätsstörungen und Konvulsionen

missing link Kontraindikationen

Schwangerschaft, Hypertonus

missing link Wechselwirkungen

Wegen des Tyramingehalts der Droge sollte eine gleichzeitige Behandlung mit Monoaminoxidase(MAO-)Hemmstoffen vermieden werden, da dies hypertensive Krisen auslösen könnte.

Hinweis Fertigarzneimittel: Spartiol Cardiohom Urtinktur (Klein)

18.2.9 Weitere ausgewählte Kräuter, die Qi tonisieren

18.3 Rezepturen

18.3.1 Erschöpfung (Qi- und Blut-Mangel, unregelmäßiges Herz-Qi)

Siehe  Tab. 18.8.

Tab. 18.8 Rezeptur Erschöpfung

Kräuter Teil Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Panax ginseng, rad. 1 neutral bis warm süß, leicht bitter Nieren tonisierend, zus. mit Gentiana Milz- und Nieren-Qi fördernd, Shen beruhigend
Gentiana lut., rad. 1 kühl-neutral bitter Umwandlung und Transport (Yun Hua) stärkend, zus. mit Ginseng Mitte tonisierend
Glycyrrhiza, rad. ½ neutral-kühl süß zusammen mit Ginseng und Gentiana Milz und Magen tonisierend, Herz harmonisierend
Crataegus ox., flor./fol. 2 kühl süß, sauer zusammen mit Convallaria Herz-Qi stärkend, Herz stabilisierend
Convallaria maj., herb. 3 × 12 Tr. neutral bitter, leicht süß zusammen mit Crataegus Herz-Qi stärkend
Mischung 1: Ginseng, Gentiana, Glycyrrhiza
Mischung 2: Crataegus (getr.) Convallaria-Tinktur

Zubereitung und Dosierung 3 gehäufte TL der Mischung 1 in 1 l Wasser einmal aufkochen, dann auf geringer Hitze ca. 10 Min. simmern lassen, dann 1 gehäuften TL Crataegus zufügen und ca. 5 Min. neben dem Herd bedeckt ziehen lassen; danach abseihen und in einer Thermoskanne aufbewahren. Den Tee in 3 Portionen mit jeweils 12 Tropfen Convallaria-Tinktur über den Tag verteilt trinken, vorzugsweise vor den Mahlzeiten.

Symptome und Befunde

Mögliche Syndrom-Beteiligung Herz-Qi- und Blut-Mangel

Therapieprinzip

18.3.2 Körperliche und mentale Erschöpfung und Depression (Qi-Schwäche der Mitte, von Lunge und Herz)

Siehe  Tab. 18.9.

Tab. 18.9 Rezeptur Körperliche und mentale Erschöpfung und Depression.

Kräuter Teil Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Inula hel., rad. 1 warm süß, bitter, aromatischscharf Milz- und Magen-Qi tonisierend, Qi der Mitte regulierend, Lungen-Qi tonisierend, absenkend
Eleutherococcus sent., rad. 1 warm süß, scharf, bitter Herz-Qi und Herz-Yang stärkend, Nieren-Qi und Nieren-Yang stärkend
Gentiana lut., rad. 1 kühl (-neutral) bitter Umwandlung und Transport (Yun Hua) stärkend, zus. mit Inula Mitte tonisierend
Zingiber, rhiz. frisch* heiß scharf, aromatisch Herz-Qi tonisierend und bewegend, Milz und Magen wärmend
Crataegus ox., flor./fol. 1 kühl süß, sauer zusammen mit Eleutherococcus Herz-Qi und Shen stabilisierend
Rosmarin off., fol. 1 warm aromatisch, bitter, scharf Herz-Qi tonisierend und bewegend, so Crataegus unterstützend, Depression entgegen wirkend, Verdauungsprozess der Mitte stärkend, Leber-Qi bewegend
* 3 Scheiben zerkleinert pro Abkochung
Mischung 1: Inula, Eleutherococcus, Gentiana (getr)., Zingiber (frisch)
Mischung 2: Crataegus, Rosmarin

Zubereitung und Dosierung Tagesdosis: 10 g der Mischung 1 und 3 Scheiben frischen Ingwer in 1 l Wasser einmal aufkochen, dann auf geringer Hitze ca. 10 Min. simmern lassen, vom Herd nehmen und Crataegus und Rosmarin zufügen, ca. 5 Min. bedeckt ziehen lassen, danach abseihen und in einer Thermoskanne aufbewahren. Den Tee in 3 Portionen über den Tag verteilt trinken, vorzugsweise vor den Mahlzeiten.

Symptome und Befunde
Mögliche Syndrom-Beteiligung
Therapieprinzip

18.4 Yang-Tonika

18.4.1 Grundsätzliches

Unter Yang-Mangel (Yáng Xu Zhèng 阳虚证) wird ein Mangel an physiologischer Wärme verstanden. Das Yang Qi ist für den aktiven Aspekt des Körpers und die Wärmung verantwortlich und beruht auf dem physiologischen „Feuer“, der „ Lebenswärme“ (Porkert) des Organismus.

Leere- oder Mangel-Kälte äußert sich symptomatisch als:

Ausformungen der Yang-Leere in den Zang

Einen Yin- und Yang-Aspekt haben alle Zang Fu, klinisch betroffen von Yang-Mangel sind jedoch vor allem die Zang Milz, Herz und Niere. Insofern stützen die in dieser Gruppe versammelten Kräuter vor allem die aktiven Lebensäußerungen dieser Zang.

Neben einem konstitutionellen Yang-Mangel sind vor allem körperliche Erschöpfung, chronische, Kräfte zehrende Erkrankungen, über lange Zeit bestehender Stress, Angst- und Panikzustände, viele Geburten sowie fortgeschrittenes Alter für Yang-Mangel verantwortlich.

Besondere Bedeutung für die Ätiologie des Yang-Mangels in allen drei Zang hat der Milz-Qibzw. Yang-Mangel, der in Diätfehlern (übermäßiger Verzehr energetisch kalter Nahrung, fetter und sehr süßer Nahrungs- und Genussmittel) und chronischer Kälte- und Feuchtigkeitsexposition seine Ursache hat. Ihm geht Milz-Qi-Mangel voraus, der ebenfalls durch Diätfehler, aber auch durch chronische geistige und körperliche Überarbeitung, entsteht.

Yang-Qi-Mangel der Milz äußert sich als

Mit Ausnahme der Yohimberinde stärken und wärmen alle in dieser Gruppe versammelten Kräuter auch deutlich das Milz-Qi. Ihr Schwerpunkt liegt jedoch in der Wärmung des Nieren-Yang.

Die Niere beherbergt das Feuer des Lebenstores (Mìng Mén 命门), das bei Yang-Mangel seiner Funktion, den Körper zu wärmen, nicht mehr genügend nachkommen kann. Zudem ist die Niere der Sitz der angeborenen Konstitution und der Essenz (Jing 精). Das Nieren-Yang wird als Ursprung des Yang aller Zang angesehen. Es kommt zu:

Die Nieren beherbergen den Willen (Zhì 志), der bei Yang-Leere an Stärke verliert. Die Betroffenen verlieren ihren Antrieb und ihre Initiative, mithin ihr Lebensziel, sie sind depressiv, sorgen sich und sind ängstlich, gepaart mit körperlicher und geistiger Erschöpfung.

Wie der Milz-Yang-Mangel, so ist auch Herz-Yang-Mangel eine Folge vorangehenden Qi-Mangels in diesen Zang. Herz-Yang-Mangel kann eine direkte Folge von Nieren-Yang-Mangel sein.

Beim Herz zeigt sich Yang-Mangel als Qi-Mangel mit

Die Unterscheidung von Qi-Tonisierung und Yang-Tonisierung ist eher eine technische, da die Übergänge und Gemeinsamkeiten zwischen den Kräutern dieser Gruppen fließend sind. Insofern finden Kräuter dieser Gruppen häufig gemeinsame Verwendung in den gleichen Rezepturen.

Therapieprinzip

Üblicherweise beziehen sich die Yang-Tonika in erster Linie auf die Stärkung des Nieren-Yang, während Yang-Leere von Milz und Herz eher mit Kräutern der Gruppe, die das Innere wärmen, behandelt werden. Diese haben zum Ziel, Kälte zu vertreiben, das zusammenbrechende Yang wieder hervorzubringen, die Blut-Zirkulation und die Yang-Funktionen zu beleben.

Der hier zur Diskussion stehende Yang-Mangel, vor allem der Niere, zeigt neben Zang Fu bezogenen Funktionsschwächen insbesondere eine „systemische Erschöpfung“ (BEN 1996: 306). Geeignet sind dafür Kräuter von neutralem bis warmem Temperaturverhalten, die das Yang stetig und nicht akut vermehren sollen. Da sich Nieren-Yang und -Yin gegenseitig bedingen, ist generell zu bedenken, bei einer Stärkung des Yang zugleich die Yin-Wurzel zu tonisieren, möglicherweise auch das Blut.

Vorsicht ist bei Patienten mit Yin-Schwäche bzw. mit Hitze-Zeichen geboten, denn Yang tonisierende Kräuter können das Yin verletzen und so die Entstehung von Leere-Hitze fördern. In solchen Fällen werden Yang-Tonika zusammen mit Struktur gebenden (Blut, Yin aufbauenden) Kräutern verschrieben. Es kann auch notwendig sein, gleichzeitig Hitze eliminierende Kräuter zu verabreichen.

Die hier vorgestellten Yang-Tonika zählen traditionell zu den Aphrodisiaka, Mitteln zur Belebung oder Steigerung der Libido.

Energetische Eigenschaften

Allein die Sabalfrüchte haben durch ihre Polysaccharide einen süßen Geschmack (neben ihrem sauren Geschmack) und eignen sich als Langzeit-Tonikum für das Nieren- und Milz-Yang-Qi. Satureja, Apium und Turnera weisen auf Grund ihrer ätherischen Öle eine scharfe und aromatische Natur auf und eignen sich besonders dazu, Erschöpfungsdepressionen zu lindern und zugleich die danieder liegende Libido zu fördern. Der bittere Geschmack in allen genannten Kräutern fördert in unterschiedlichem Maße die Funktion der „Mitte“.

Einzig Yohimberinde, die erst im 19. Jahrhundert Eingang in die europäische Kräuterheilkunde gefunden hat, hat eine Wirkung auf das Nieren- und Herz-Yang, mithin auf die Wasser-Feuer-Achse. Insbesondere ein Alkaloid, vor allem Yohimbin, wird für ihre Wirkung verantwortlich gemacht, sexuelle Dysfunktionen beim Mann zu überwinden und zugleich das Herz-Yang zu stärken.

18.4.2 Satureja hortensis

Siehe  Abb. 18.5 und  Tab. 18.10.

Tab. 18.10 Monografie Satureja hortensis.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Satureja hortensis, herb. Bohnenkraut warm scharf, etwas brennend, aromatisch, etwas bitter Mi, Ma, Ni, Lu, Le 2–5 g getr. Droge zum Infus
Wirkbeschreibung Indikationen
Nieren-Yang tonisierend Inneres wärmend chronisch breiiger Stuhl
Müdigkeit tagsüber
mangelnde Libido
Milz- und Magen-Qi stärkend Mitte erwärmend Verdauungsschwäche
chronisch breiiger Stuhl, Diarrhöe
Appetitlosigkeit
Kalte-Nässe im Darm
Hyperlipidämie
Wind-Kälte ableitend Wind-Kälte
Halsentzündung
Husten
Bronchitis
Kälte-Schleim in der Lunge
Asthma
Qi regulierend Magenkrämpfe (Kälte)
Blähungen
Parasiten ausleitend Wurmbefall
JÄN 70, PAH 91, SCW 308, HOL 662, WIL 78, MIH, PWH 273
missing link

Abb. 18.5 Satureja hortensis.

18.4.3 Apium graveolens

Siehe  Tab. 18.11.

Tab. 18.11 Monografie Apium graveolens.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Apium graveolens, sem. Sellerie, Samen neutral scharf (würzigaromatisch), leicht bitter, etwas süß Le, Ma, Ni, Bl 1–6 g getr. Droge zum Infus, 2–5 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Nässe-Hitze ausleitend Nässe-Hitze von der Blase ableitend Harnwegsinfekte, Zystitis
Ödeme
Arthritis, Gicht
rheumatische Erkrankungen
Qi regulierend und bewegend Übelkeit, Appetitmangel
Völlegefühl, abdominelles Spannungsgefühl, Flatulenz,
Verdauungsstörungen/Dyspepsie
Darmkoliken
Qi und Yang von Nieren unterstützend Abgeschlagenheit
Neurasthenie
Depression, Erschöpfung
Libidomangel, Impotenz
Kälte aus dem Uterus vertreibend Amenorrhöe, verspätete/unregelmäßige Menstruation
KHA, PAH, CUL, GES 308, HOL 599, ROS (2009) 22, WIL 448, MON 54, Negativmonografie Kommission E

missing link Nebenwirkungen

allergische Reaktionen möglich; kann fotosensibilisierend wirken

missing link Kontraindikationen

entzündliche Nierenerkrankungen, Schwangerschaft

18.4.4 Turnera diffusa

Siehe  Tab. 18.12.

Tab. 18.12 Monografie Turnera diffusa.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Turnera diffusa, herb. Damiana, Blätter warm scharf, aromatisch, bitter Ni, Mi, Darm 2–8 g getr. Droge zum Infus, 1–3 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Qi und Yang der Nieren tonisierend Erschöpfung, Lethargie, nervöse Erschöpfung, geistige Überforderung, depressive Verstimmung, Ängstlichkeit mangelnde Libido, sexuelle Schwäche Prostataleiden
Yang von Milz und Darm tonisierend träge (kalte) Verdauung, Appetitlosigkeit nervös bedingte Dyspepsie, atonische Obstipation
HOL 300, ROS (2006), MON 466, JÄN 106, Negativmonografie Kommission E (mangelnder Wirksamkeitsnachweis)

18.4.5 Sabal serrulata

Siehe  Abb. 18.6a und  b und  Tab. 18.13.

Tab. 18.13 Monografie Sabal serrulata.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Sabal serrulata, fruc. Sägepalme, Früchte (Sabalfrüchte) neutral süß, etwas sauer Ni, Bl, Mi, Lu Droge in Pulverform: 0,5–1g zum Infus oder Dekokt, Tinktur 1–6 ml; auch als Fertigarzneimittel
Wirkbeschreibung Indikationen
Qi der Urogenitalorgane stärkend, Feuchtigkeit aus dem Unteren Erwärmer ausleitend Entzündungen im Urogenitaltrakt
Blasen-/Prostatairritationen, Reizblase, Inkontinenz Enurisis
benigne Prostatahypertrophie mit Miktionsbeschwerden
Nieren-Yang tonisierend Infertilität; Impotenz; Libidomangel
nervöse Erschöpfung; Auszehrung
Kälte-Zustände in Urogenitalbereich bzw. Uterus
Milz- und Magen-Yang-Qi stärkend Müdigkeit
Appetitlosigkeit
Untergewicht; Gewichtsverlust
Anorexie
Malabsorption, Muskelschwund
Lungen-Yin nährend und Trockenheit befeuchtend trockener Husten/Reizhusten
trockene Kehle/Mund, Heiserkeit
KRA (2000) 103, JÄN 451, HOL 294, BÜH 263, LPH 282, Positivmonografien Kommission E, WHO
missing link missing link

Abb. 18.6 Sabal serrulata.

a Baum

b Früchte

18.4.6 Yohimbe

Siehe  Tab. 18.14.

Tab. 18.14 Monografie Yohimbe.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Yohimbe, cort., (Pausinystalia yohimbe cort.) Yohimbe, Rinde/Potenzholz warm bitter Ni, He 0,75–1,5 g zum Dekokt; Tinktur 18 Tropfen
Wirkbeschreibung Indikationen
Nieren-Yang tonisierend sexuelle Dysfunktion, Libidomangel, Erektionsstörungen bei Männern
Harninkontinenz
Gewichtsverlust, Erschöpfung
Herz-Yang-Qi tonisierend Hypertonie, erhöhte Herzfrequenz, Kopfschmerzen, Angstzustände, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Schlafstörungen
REI, KAP, SCW 340, HIL (2: 131), PAH 484, JÄN 574, Negativmonografie Kommission E (mangelnder Wirksamkeitsnachweis)

Zubereitung und Dosierung Der schwankende Wirkstoffgehalt erschwert die Dosierung. Da die Wirkstoffe nur schwer in Wasser löslich sind, sollte die zerkleinerte Rinde unter Zusatz von Zitronensaft etwa 10 Min. lang ausgekocht werden. Sicherer zu dosieren ist die Tinktur. Mit wenigen Tropfen (3 × 3 Tr.) beginnen und langsam steigern auf 18 Tropfen pro Tag.

missing link Kontraindikationen

missing link Beachte: Mit Vorsicht zu verwenden bei Patienten, die Medikamente gegen Hypertonie, trizyklische Antidepressiva oder Phenothiazine (Arzneimittel für psychische Erkrankungen wie Schizophrenie) einnehmen.

Nicht geeignet zur Langzeitbehandlung.

18.4.7 Weitere Kräuter, die Yang tonisieren

18.5 Rezepturen

18.5.1 Erschöpfungssyndrom mit Kälte und Depression (Nieren-Yang-Leere)

Siehe  Tab. 18.15.

Tab. 18.15 Rezeptur Erschöpfungssyndrom mit Kälte und Depression.

Kräuter Menge Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Mischung 1: Panax ginseng, rad. 55 g neutral bis warm süß, leicht bitter Yang belebend, Milz- und Magen-Qi stärkend Säfteproduktion anregend Herz und Shen nährend und beruhigend
Sabal serr., fruct. 50 g neutral süß, etwas sauer Nieren-Yang tonisierend, so Erschöpfung lindernd Milz- und Magen-Yang-Qi stärkend, so Appetit fördernd
Avena sat., fruct. 30 g neutral süß Nieren-Qi (und -Yang) stärkend Shen harmonisierend, nährend Nieren-Yin und Essenz nährend
Equisetum arv., herb. 20 g kühl fad, leicht bitter und süß und salzig, adstringierend Nieren-Yin u. Jing schützend Leber- und Nieren-Yin, Jing bewahrend
Mischung 2: Turnera diff., herb. 55 g warm scharf, aromatisch, bitter Qi und Yang der Nieren tonisierend Yang von Milz tonisierend depressive Verstimmung und sexuelle Schwäche bessernd
Hypericum perf., herb. 40 g kühl-warm leicht bitter, süß, adstringierend Depression, nervöse Erschöpfung bessernd
Juniperus, fruct. 30 g warm süß, würzigscharf, leicht bitter Nieren-Qi und Nieren-Yang tonisierend und wärmend: Rücken und Extremitäten wärmend, Depression und Erschöpfung lindernd, Willen stärkend
Mischung 1: Ginseng, Sabal, Avena, Equisetum
Mischung 2: Turnera, Hypericum, Juniperus

Zubereitung und Dosierung Von jeder Mischung werden 140 g bestellt. 7 g Mischung 1 zum Dekokt, nach dem Kochen 7 g Mischung 2 hinzufügen (Infus). Tagesdosis 14 g, Rezeptur für ca. 20 Tage.

Symptome und Befunde
Syndrome
Therapieprinzip

18.6 Blut nährende Kräuter

18.6.1 Grundsätzliches

Blut (Xuè 血) gilt in der Chinesischen Medizin als eine Form des Qi und hat eine dichte, materielle und substanzielle Form. Es zirkuliert mit dem Qi durch den ganzen Körper und ist mit ihm untrennbar verbunden. Blut hat die Funktion, den Körper zu ernähren, zu befeuchten und den Geist (Shén 神) zu beherbergen. Das Blut, so heißt es in der Chinesischen Medizin, ist die Mutter des Qi und das Qi ist der Befehlshaber des Blutes.

Bei Blut-Mangel-Syndromen werden Kräuter dieser Gruppe eingesetzt, um Blut- oder Säftebildung anzuregen und zu stützen. Blut-Mangel äußert sich in Symptomen und Befunden wie:

Weiterhin kann Blut-Leere die Grundlage für die Entstehung von Kopfschmerzen (manchmal z. B. bei Migräne) und für eine mangelnde Abwehrfähigkeit des Körpers gegenüber äußeren pathogenen Faktoren sein. Daraus können rezidivierende Infekte, Allergien, aber auch Bi-Syndrome entstehen.

Insbesondere Milz, Niere und Leber sind an der Blutbildung- bzw. -speicherung beteiligt, weshalb Blut-Mangel mit einer Schwäche eines oder mehrerer dieser Organe einhergeht. „Leber-Blut-Mangel kommt am häufigsten vor, besonders bei Frauen.“ (MAC 2008: 445) In diesem Fall liegt oft auch ein Herz-Blut-Mangel vor. Die oben angeführten Symptome sind eine Mischung aus beiden Mangel-Zuständen.

„Leber-Blut-Mangel ist ein häufiger Grund für aufsteigendes Leber-Yang (besonders bei Frauen).“ (MAC 2008: 445) Ursache von Blut-Mangel können starker, akuter Blutverlust (z. B. nach Geburten), chronische Blutverluste (bei heftiger Monatsblutung) Qi-Leere der „Mitte“ und Essenz-Schwäche sein. Erkrankungen des Blutes vermischen sich häufig, da chronischer Blut-Mangel zu Blut-Stase führen und Blut-Stase ihrerseits die Blut-Produktion und -Zirkulation beeinträchtigen kann. Entsprechend der Ätiologie und Diagnose werden Blut nährende Kräuter ergänzt mit Blut-Stase bewegenden und Blutungen stoppenden, aber auch Leere-Hitze behandelnden Kräutern.

Qi erzeugt das Blut. Dies betrifft vor allem das Milz-Qi. Blutaufbau verbraucht jedoch auch Qi, und Qi bewegt Blut. Deshalb sind Qi tonisierende und die Milz-Funktion stärkende Kräuter notwendig für den Blutaufbau. Flankiert werden sollte der Blutaufbau unbedingt durch entsprechende diätetische Maßnahmen (dazu MAG 2010: 790 ff.).

Blut und Yin sind eng miteinander verbunden. Blut ist ein Teil des Yin und auch für die Befeuchtung zuständig. So kann es bei Blut-Mangel (von Herz und Leber) zu Trockenheit kommen, denn Blut ist ein Teil des Yin. Dann kann es sinnvoll sein, Yin nährende Kräuter mit Blut nährenden zu kombinieren.

Energetik und Geschmack

Traditionell stehen in der westlichen Kräuterheilkunde vor allem Bitterkräuter zur Behandlung von Blut-Mangel im Vordergrund. Ihr bitterer Geschmack zählt allgemein zu einer Signatur, die auf die innere Alchemie günstig wirkt. Deshalb gehörten diese Kräuter auch zu den Bestandteilen traditioneller Lebenselixiere. Physiologisch regen sie die Magensaftproduktion an, fördern die Sekretion der Bauchspeicheldrüse sowie den Gallenfluss, bewirken eine raschere Verdauung, sorgen für eine bessere Nahrungsverwertung und steigern insbesondere die Eisenaufnahme im Dünndarm, was bei Anämie hilfreich ist.

Nach den Begrifflichkeiten der TCM zählen diese Kräuter energetisch zu denen mit „süßem“ Geschmack, weil sie sowohl die „Mitte“ als auch das Blut stärken und stützen. Die „süße“ Natur bzw. Geschmacksqualität dieser Heilpflanzen weist auf die Wandlungsphase Erde hin, deren Zang Fu vor allem die materiellen Voraussetzungen (Gu Qì 谷气) für die Bildung von Blut bereitstellen und die Säfte ergänzen.

Die getrockneten Früchte unter den Kräutern dieser Gruppe haben neben der süßen auch eine saure Geschmacksqualität, die Säfte erhaltend wirkt.

Als besonders wirkungsvoll für die Blutbildung haben sich in der Chinesischen Kräutertherapie Angelica sin. und Ziziphus jujubae erwiesen. Erstere ist eine Verwandte der einheimischen Angelikawurzel. Die roten Datteln aus China (Da Zao) sehen zwar in getrocknetem Zustand aus wie Datteln (Phoenix dactylifera) aus dem Mittelmeerraum, gehören aber zu den Kreuzdorngewächsen (Rhamnaceae). Die Wirkung der nordafrikanischen, zur Familie der Phoeniceae zählenden Dattel ist mit der von Dazao vergleichbar (vgl. ENL 136). Die Autoren haben sich entschlossen, diese Heilmittel in die Gruppe der Blut nährenden Kräuter aufzunehmen.

Melasse ist ein honigartiger dunkelbrauner Sirup, der als Nebenerzeugnis bei der Zuckerproduktion aus Zuckerrohr, Zuckerrüben oder auch Zuckerhirse anfällt. Melasse stammt zwar aus der heimischen Zuckerherstellung, ist jedoch kein Heilkraut im eigentlichen Sinn. In dieser Gruppe wird sie als wichtiger Bestandteil einer Blut aufbauenden Therapie aufgeführt. Auch die Melasse ist süß und leicht bitter. Sie wurde bis ins 19. Jh. in Europa nur von Apothekern verkauft und galt als kräftigende Arznei und Stärkungsmittel (Roborans), was auf den hohen Mineralstoff- und den hohen Eisengehalt zurückzuführen ist.

18.6.2 Angelica sinensis

Siehe  Tab. 18.16.

Tab. 18.16 Monografie Angelica sinensis.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Angelica sinensis, rad. Chinesische Angelikawurzel (chines. Dang Gui) warm süß, scharf He, Pe, Le, Gb, Di, Mi 2–9 g getr. Droge für Dekokt, 1,5–6ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Herz- und Leber-Blut tonisierend blasses Gesicht, trockene spröde und blasse Nägel, trockenes Haar, Herzklopfen, Anämie, verschwommenes Sehen, Schwindel, Tinnitus
Blut bewegend, Schmerzen lindernd, Menstruation regulierend Kälte-Schmerzen, unregelmäßige Menstruation, Amenorrhöe, Dysmenorrhöe, Gelenkschmerzen oder Parästhesien
Darm befeuchtend und Stuhl bewegend trockener Darm infolge Blutmangel, chronische Verstopfung (meist bei älteren Menschen), nach Geburten, bei chronischen Erkrankungen
Schwellungen verringernd, Muskeln und Fleisch nährend, Schmerzen lindernd Wunden, eitrige Abzesse, traumatische Verletzungen (durch Blut-Stase), Schmerzen
KAL 213, JUN 314, POR (1978) 450, Positivmonografie WHO

Allgemeine Bemerkungen Meldekraut für das Blut

Cave

missing link Kontraindikationen

18.6.3 Berberis vulgaris

Siehe  Abb. 18.7 und  Tab. 18.17.

Tab. 18.17 Monografie Berberis vulgaris.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Berberis vulgaris, fruct. Sauerdornbeere, Berberitze, Früchte kühl säuerlich Le, Ga, Ma, Mi, He, Di 1–6 g getr. Droge Dekokt oder Infus*
Wirkbeschreibung Indikationen
Hitze kühlend und Feuchtigkeit ableitend Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Niere und der ableitenden Harnwege: Harnsteine, Nierengrieß
Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, dyspeptische Beschwerden, Diarrhöe, Lebererkrankungen
Hitze eliminierend Zahnfleischentzündungen leichtes Fieber
Qi tonisierend Rekonvaleszenz (nach Infektionskrankheiten), Schwäche, Erschöpfung
Leber-Blut nährend trockene Augen, Augenentzündungen
Herz-Blut regulierend und Shen beruhigend Herzrasen, Hypertonie, Epilepsie, Konvulsionen, Krämpfe
FAT, PAH 74, JÄN 465, SCW 100, Negativmonografie der Kommission E
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Abb. 18.7 Berberis vulgaris.

* Zubereitung 1–2 TL der angestoßenen Früchte mit 150 ml heißem Wasser überbrühen, etwa 15 Min. bedeckt ziehen lassen. Die Früchte können anschließend abgeseiht werden, lassen sich jedoch auch gut essen (den Kern ausspucken).

Die Kommission E hielt Berberis unabhängig von seiner Form als Rinde, Wurzelrinde und Frucht wegen des Berberin-Gehalts für bedenklich. Demgegenüber enthalten die Früchte nur Spuren (bis 0,015 %) des Alkaloids. Die Früchte erfreuen sich in den Küchen des Balkans und Vorderen Orients großer Beliebtheit und werden getrocknet, als Saft, Sirup und Marmelade gegessen.

18.6.4 Jujubae

Siehe  Tab. 18.18.

Tab. 18.18 Monografie Jujubae.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Jujubae, fruct. (Ziziphus jujubae fruct.) Rote Datteln (chin. Da Zao) neutralwarm süß Mi, Ma, He 3–10 Stück oder 3–30 g zum Dekokt
Wirkbeschreibung Indikationen
„Mitte“ harmonisierend, Magen und Milz stärkend, Qi stützend und nährend Müdigkeit, rasche Erschöpfung, Kurzatmigkeit, Appetitmangel, ungeformter Stuhl
Blut und Säfte ergänzend, Trockenheit befeuchtend, Geist beruhigend, ausgleichend, Haut regenerierend Nervosität und Reizbarkeit, emotionale Labilität, Kummer, Weinen, Seufzen, depressive Stimmungslage, Krampfneigung, Anämie, Schlafstörungen
Wirkung anderer Kräuter harmonisierend  
JUN 293, YAN 206, ENL 136, Positivmonografie WHO

18.6.5 Melasse

Siehe  Tab. 18.19.

Tab. 18.19 Monografie Melasse.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Melasse (Saccharum off.) Zuckersirup warm süß, leicht bitter Le, Mi, Ni, He, Lu 2× 1TL = 2× 10 g
Wirkbeschreibung Indikationen
Leber-Blut tonisierend Blutmangel, Eisenmangel, nachlassende Sehkraft
Qi aller fünf Zang tonisierend Schlafstörung, brüchige Haare und Nägel, Haarausfall, trockene Haut, trockenes Ekzem Müdigkeit, Erschöpfung Kurzatmigkeit, Schock, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörung, Infektanfälligkeit, Immunschwäche
Yin tonisierend Gewichtsverlust, Säftemangel, Trockenheit im Respirationstrakt, trockener Husten, zäher Schleim Osteoporose, Wechseljahrbeschwerden, Schlafstörung, Nervosität
Leber-Qi regulierend und entspannend Wechseljahrbeschwerden, Schlafstörung, Anspannung, Depression, Migräne
RIN, ROS (2006) 884, PIT

Zubereitung Zum Trinken löst man etwas Melasse in heißem Wasser auf und gibt einige Tropfen Zitronensaft dazu.

18.6.6 Rosa canina

Siehe  Abb. 18.8 und  Tab. 18.20.

Tab. 18.20 Monografie Rosa canina.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Rosa canina, Cynosbati fruct. Hagebutte, Schale neutral sauer, adstringierend, süß Le, Mi, Ma, Di 3–7,5 g zum Infus
Wirkbeschreibung Indikationen
adstringierend Zahnfleischbluten, Halsentzündung, Darmkatarrh, Reizdarm
Wind-Kälte/Hitze-Nässe eliminierend Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, Gelenkschmerzen, Arthrose, chronisches Nieren- und Blasenleiden
Leber-Blut haltend und mehrend Anämie, Augenerkrankungen, Immunabwehrschwäche, Osteoporose
CHR, SCW 112, Negativmonografie Kommission E (mangelnder Wirksamkeitsnachweis)
missing link

Abb. 18.8 Rosa canina.

Zubereitung

18.6.7 Vaccinium myrtillus

Siehe  Abb. 18.9 und  Tab. 18.21.

Tab. 18.21 Monografie Vaccinium myrtillus.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Vaccinium myrtillus, fruct. Heidelbeere neutralleicht kühl säuerlich-süß, zusammenziehend, bitter Le, Mi, Ma, Bl, Da 20–60 g für Dekokt
Wirkbeschreibung Indikationen
Leber-Blut tonisierend Sehschwäche, Lichtempfindlichkeit, Nachtblindheit, leichter Diabetes mellitus, Verstopfung, Anämie, Blutmangel
adstringierend unspezifische leichte Durchfallerkrankungen (bes. bei Kindern), Blutungen, Hämorrhoiden
Feuchtigkeit und Hitze ausleitend, harntreibend Gärungs- und Fäulnisdyspepsien, Diarrhöe, Enteritis, Erbrechen, Harnweginfekt, Zystitis, Mundschleimhautentzündung, Venenentzündung, Ulcus cruris
Milz-Qi tonisierend Appetitlosigkeit, Angiopathien, schwere Beine, Krampfadern, erhöhte Lipid- und Glukosespiegel im Blut
Parasiten eliminierend Madenwürmer
Blut bewegend geringe Kapillardurchlässigkeit, Makuladegeneration, Hämorrhoiden, Krampfadern; lokale Anwendung: Wunden
JÄN 221, CAE, BÜH 123, PAH 155, SCW 266, MVA, HOL 533, Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO
missing link

Abb. 18.9 Vaccinium myrtillus.

Zubereitung und Anwendung

missing link Nebenwirkungen

18.6.8 Urtica urens

Siehe  Abb. 18.10 und  Tab. 18.22.

Tab. 18.22 Monografie Urtica urens.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Urtica urens, sem. Brennnessel, Samen neutralwarm mild süß Mi, Le, Ni, Bl, Lu, Da 2–12 g getr. Droge, 3–6ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Milz-Qi tonisierend Rekonvaleszenz, Schwangerschaft und nach der Geburt
Blut tonisierend Blut (Yin-Anteil) haltend Hämoglobin- und Erythrozytenmangel, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Blutverlust nach Geburten, Haarausfall, Amenorrhöe
Feuchtigkeit ausleitend, Diurese fördernd Ödeme unterschiedlicher Genese
ROS (2010) 268, Positivmonografie Kommission E (nur Foliae und Herba)
missing link

Abb. 18.10 Urtica urens.

18.6.9 Weitere Kräuter, die Blut nähren

18.7 Rezepturen

18.7.1 Müdigkeit und Sehschwäche (Milz- und Leber-Blut-Leere)

Siehe  Tab. 18.23.

Tab. 18.23 Rezeptur Müdigkeit und Sehschwäche.

Kräuter Menge Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Urtica urens, sem. 70 g neutralwarm mild süß Blut toniserend, Milz-Qi tonisierend (Müdigkeit, Haarausfall)
Vaccinium myrtillus, fruct. 56 g neutralleicht kühl säuerlich-süß, zusammenziehend, bitter Leber-Blut tonisierend (Sehschwäche, Lichtempfindlichkeit, Blut-Mangel)Milz-Qi tonisierend
Ziziphus jujubae, fruct. 42 g neutralwarm süß Blut und Säfte ergänzend, Trockenheit befeuchtend, Geist beruhigend (Nervosität und Reizbarkeit, Schlafstörungen)
Gentiana lut., rad. 28 g kühl (-neutral) bitter Milz-, Magen- und Dünndarm-Qi tonisierend, Blutproduktion unterstützend (Erschöpfung, Anämie)
Ruta grav., herb. 28 g warm bitter, aromatisch scharf Leber-Blut bewegend (Palpitationen, Augenerkrankungen, Augenschwäche)Shen stärkend (Schlafstörungen, Palpitationen)
Salvia miltorrhiza, rad. (Dan Shen) 14 g neutral, leicht kühl bitter Blut nährend und Shen beruhigend (Unruhe und Schlafstörungen) Blut bewegend
Glycyrrhiza glab., rhiz. 14 g neutral-kühl süß Milz und Magen tonisierend, Qi vermehrend (Appetitlosigkeit, Mattigkeit)
Melasse 3 TL (tägl.) warm süß, leicht bitter Leber-Blut tonisierend (Blut-, Eisenmangel, nachlassende Sehkraft)

Zubereitung Tagesdosis: 18 g der Mischung; 20 Min. in ¾ l Wasser köcheln, dann abseihen, in einer Thermoskanne warm halten und in drei Portionen über den Tag verteilt trinken, vorzugsweise vor den Mahlzeiten. In jede Portion je 1 TL Melasse einrühren oder zum Tee einnehmen. 14 Tage lang.

Symptome und Befunde

Syndrome Milz- und Leber-Blut-Leere

Therapieprinzip

18.7.2 Ein- und Durchschlafstörungen in der Menopause (Leber- und Herz-Blut-Leere)

Siehe  Tab. 18.24.

Tab. 18.24 Rezeptur Ein- und Durchschlafstörungen in der Menopause.

Kräuter Menge Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Melasse 1–2 TL warm süß, leicht bitter Leber-Blut tonisierend (Blutmangel, Eisenmangel, nachlassende Sehkraft)
Triticum, sem. (Weizenkörner) 2 EL kühl süß Herz stützend, Shen beruhigend (Schlafstörungen) Leere-Hitze-Nachtschweiß beseitigend
Berberis vulg., fruct. 2 TL kühl säuerlich Hitze eliminierend Leber-Blut nährend Herz-Blut regulierend und Shen beruhigend

Zubereitung 2 EL Weizenkörner und 2 TL Sauerdorn in ½ l Wasser 20 Min. köcheln, dann abseihen und abends abgekühlt mit 1–2 TL Melasse trinken. 14 Tage lang, aber auch länger.

Symptome und Befunde
Syndrome

Leber- und Herz-Blut-Leere

Therapieprinzip

18.8 Das Yin nährende und befeuchtende Kräuter

„Das Yin bezeichnet alle struktiven, d. h. alle sich in körperlichem Substrat, in Somatischem konkretisierenden Wirkpotenzen und Energiepotenziale.“ (POR 1978: 418) Yin 阴 ist insofern ein gespeichertes materialisiertes Potenzial, weil sich aus ihm jede Funktionsentfaltung (Yáng 阳) entwickelt. Es besteht aus

18.8.1 Pathophysiologie des Yin-Mangels

Ein Mangel einer dieser Bestandteile ruft Symptome eines Yin-Mangels hervor. Grundsätzlich kann sich dieser Mangel äußern als

Trockenheit und zunehmende Hitze zeigen sich auf der Zunge als Rötung bei geringem bis fehlendem oder wurzellosem Belag bis hin zu Rissen. Der Puls ist eher „substanzlos“ in der Tiefe. Im Falle von Leere-Hitze ist die Frequenz erhöht.

Jedes Organ kann von Yin-Mangel betroffen sein, am häufigsten jedoch Lunge, Magen, Leber, Niere und Herz.

Klinisch zeigt sich Yin-Mangel als Trockenheit und als Leere-Hitze:

Die Symptome treten typischerweise vermehrt und deutlicher in der Yin-Zeit nachmittags, abends und nachts auf.

„Der wichtigste Grund für einen Yin-Mangel bei westlichen Patienten ist Überarbeitung.“ (MAC 2008: 398) In solchen Fällen kann sich das Qi, das bei der Arbeit verbraucht wird, nicht schnell genug regenerieren. Stattdessen wird über die Zeit das Yin, vor allem das Nieren-Yin, allmählich aufgezehrt.

Insbesondere Nieren-Yin-Mangel tritt oft im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen auf und ist Folge von Qi-, Blut- oder Yin-Mangel.

Ein wichtiger Schlüssel zur Stärkung des Yin ist Ruhe und Erholung, damit sich das Yin wieder sammeln und aufbauen kann.

Als substanzielle „schwere“ Anteile des Yin gelten in der Chinesischen Medizin die Essenz (Jing) und das Blut (Xuè 血). Kräuter, die Hitze klären und Körperflüssigkeiten nähren, tonisieren folglich das „leichte Yin“ ( Tab. 18.25).

Tab. 18.25 „Schweres“ und „leichtes“ Yin.

Kräuter Substanz(Essenz-) aufbauend Blut tonisierend Körpersäfte nährend Leere-Hitze klärend Organbezug
  „schweres Yin“ „leichtes Yin“  
Althea xx   xxx x Lu, Ni, Ma, Darm, Bl
Asparagus x   xxx xx Lu, Ni
Avena sat. xxx x   xx Ni, He, Le
Cetraria isl. x x xxx   Lu, Ni, Ma, Darm, Le
Cimicifuga rac. xx     xxx Le, Ni, Uterus, He
Equisetum arv. xx   x xx Ni, Bl, Lu, Darm
Galeopsis ochr. xx   xx   Lu
Ophiopogon jap. x   xxx xx Lu, Ma, He
Panax quinquefol. xx   xxx   Lu, Ni, Ma
Pollen xxx xx     Ni, Le, Ma, He
Stellaria media xx x xx xx Lu, Le, Ma, Ni
Symphytum off. xxx     xx Ni, Lu, Ma, Darm
Trifolium prat. x   xxx xx Ni, Lu, Bl, Le
Triticum aest. xx xx x xxx He, Ni, Mi, Le

18.8.2 Yin nährende Eigenschaften der Kräuter

Phytotherapeutisch werden Kräuter benötigt, die genügend Nährstoffe und Potenzial zur Bildung von Substanz, also Yin-Essenz, besitzen und Leere-Hitze klären können.

„Fast alle Yin tonisierenden Arzneien sind süß und kalt“, heißt es im Grundsatz in der chinesischen Arzneimitteltherapie. Das kalte oder kühle Temperaturverhalten klärt Hitze und schützt das Yin. Der süße Geschmack steht hier in Zusammenhang mit den nährenden, Substanz gebenden Eigenschaften.

Darüber hinaus weisen einige Yin nährende Kräuter auch einen bitteren Geschmack auf, der trocknend wirkt und die Energie nach unten führt. Diese Eigenschaften helfen besonders in den Fällen, in denen die Hitze bereits zu zähem Schleim im Oberen Erwärmer, zu Harnwegsentzündungen und Steinen im Unteren Erwärmer oder zu Obstipation geführt hat.

Zu den „materiellen Bausteinen“ zur Nährung des Yin gehören Inhaltsstoffe wie:

18.8.3 Schwindsucht als Form des Yin-Mangels

In der westlichen Naturheilkunde kommen die unter „Auszehrung“ zusammengefassten Krankheiten dem nahe, was die Chinesische Medizin unter Yin-Leere versteht. „Auszehrung“ umschrieb Krankheitsbilder mit Kräfteverfall und starkem Untergewicht, z. B. Schwinden der Säfte, Tuberkulose, Schwindsucht (Phthise), Krebs.

Hufeland (1824) unterschied, G.F. Weber folgend, vier Formen der Konsumptionskrankheiten der Lunge:

Zur Behandlung von Schwindsucht wurden in der westlichen Kräuterheilkunde unter anderem Pflanzen eingesetzt, die Kieselsäure enthielten. Dazu zählen Equisetum, Polygonum aviculare und Galeopsis. Während Equisetum das Nieren-Yin stärkt, nährt Galeopsis das Lungen-Yin, Polygonum aviculare „festigt“ das Lungen-Yin und leitet Hitze ab.

Kieselsäure steht in enger Verbindung mit dem Kalziumstoffwechsel und spielt eine bedeutende Rolle bei Knochenfestigkeit und Knorpelbildung. Andererseits bindet Silizium Schadstoffe und stärkt die Abwehrzellen des Immunsystems.

Auch Mineralien stützen das Yin, indem sie wie Wasser allmählich in den Organismus „einsickern“. Sie sind, ähnlich wie Öle und Fette, von „schwerer“ Natur und können das Yin substanziell stetig aufbauen helfen.

18.8.4 Kombinationen mit weiteren Kräuter-Gruppen

Yin-Leere muss nicht unbedingt Hitze hervorrufen. Wo dies jedoch der Fall ist, werden Kräuter zum Nähren des Yin kombiniert mit Kräutern zum Klären von Hitze.

Bei Unruhe des Shen durch aufsteigendes Leber-Yang als Folge von Yin-Mangel werden Yin nährende Kräuter zusammen mit Leber-Yang absenkenden bzw. Shen beruhigenden Kräutern gegeben.

Yin-Mangel kann auch eine Folge von Blut-Mangel sein, so dass therapeutisch Kräuter zur Förderung der Blut-Produktion und zur Stützung des Blutes zugefügt werden. Ähnlich verhält es sich in Fällen, bei denen Qi-Mangel dem Yin-Mangel zu Grunde liegt. Hier werden Qi stärkende Kräuter mit Yin-Tonika verabreicht.

Kalte süße Kräuter sind mit Vorsicht bei Patienten mit Milz-Qi-Mangel einzusetzen, besonders wenn gleichzeitig oder damit im Zusammenhang Nässe oder Schleimbefunde vorliegen.

Bei gemischten Syndromen ist es erfahrungsgemäß sinnvoll, in der Yang-Zeit (bis mittags) Qi stärkende Kräutermischungen und in der Yin-Zeit (nachmittags und abends) Yin tonisierende Kräutermischungen einzunehmen.

18.8.5 Equisetum arvense

Siehe  Abb. 18.11 und  Tab. 18.26.

Tab. 18.26 Monografie Equisetum arvense.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Equisetum arvense, herb. Schachtelhalm/Zinnkraut kühl fade, leicht bitter, süß, etwas salzig Ni, Bl, Lu, Darm 6 g im Dekokt: Tinktur 10–30 Tr. oder 2–6ml
Wirkbeschreibung Indikationen
Hitze klärend, Feuchte-Hitze ausleitend bakterielle und entzündliche Harnwegsinfektionen, Nieren- und Blasensteine, Nierengrieß, Ödeme, Genitalpilzerkrankung
Hitze klärend und Blutungen stillend innere Blutungen, Schleimhautblutungen, blutiges Sputum, blutiger Urin, Nasenbluten, Menorrhagie
Yin der Lunge und Nieren nährend Lungentuberkulose (adjuvant), Osteoporose, Parodontose, Haarausfall, Bindegewebs- und Bänderschwäche
Leere-Schweiße haltend, adstringierend Yin-Leere-Schweiße, vaginaler Ausfluss, Diarrhöe
Wind/Nässe/Hitze eliminierend Gicht, Rheuma, Arthritis
lokale Anwendung: Wundheilung fördernd schlecht heilende Wunden, Verbrennungen, Bindehautentzündung (Auflagen und Umschläge) Entzündung der Mundschleimhaut (Spülung)
KRA (2000) 105, ROS (2005) 90, SCW 57, LPH 286, PRW 162, MOH, HOL 517, Positivmonografie Kommission E
missing link

Abb. 18.11 Equisetum arvense.

Zubereitung und Dosierung 6 g in 300–400 ml Wasser mind. 10 Min. lang kochen (um die Kieselsäure auszukochen), dann 15 Min. ziehen lassen, tgl. in 3 Portionen trinken.

missing link Nebenwirkungen

bei innerer Anwendung: Ödeme infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit

18.8.6 Stellaria media

Siehe  Abb. 18.12 und  Tab. 18.27.

Tab. 18.27 Monografie Stellaria media.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Stellaria media, herb. Vogelmiere kalt etwas süß Lu, Ma, Le, Ni, He 1–2 TL zum Infus oder Dekokt; Tinktur 10–25 Tr.
Wirkbeschreibung Indikationen
Hitze eliminierend, Schleim transformierend Lungentrockenheit, zäher Schleim, Halsentzündung, Fieber, Magengeschwür, Akne, Furunkel, Karbunkel akuter rheumatischer Schub mit stechenden Schmerzen und heißen Gelenken
Yin tonisierend trockener Husten, Reizhusten, Erschöpfung, Palpitation, Nachmittagsfieber, subfebrile Temperatur, Säftemangel und Trockenheit
Blut nährend Anämie, Blutmangel, Blässe, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Energiemangel, Erschöpfung, Augentrockenheit, Augenentzündung, Hauterkrankung, Muskelkrämpfe
Wind/Hitze/Nässe eliminierend (Bi-Syndrom) Rheuma, Gicht, Gelenkschmerz
lokale Anwendung Schnitte, Wunden, Juckreiz, Ekzeme, Schuppenflechte, Augenentzündung, Gelenkentzündung (Umschlag, Breiumschlag oder Salbe)
ROS (2005), MOH, PRW 286, TSS 424, PAH 326, ITA 572, HOL 393
missing link

Abb. 18.12 Stellaria media.

18.8.7 Symphytum officinale

Siehe  Abb. 18.13 und  Tab. 18.28.

Tab. 18.28 Monografie Symphytum officinale.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Symphytum officinale, rad. Beinwell kühl etwas süß, bitter Ni, Lu, Ma, Darm 1–4 g Dekokt
Wirkbeschreibung Indikationen
Yin nährend, befeuchtend, Leere-Hitze eliminierend, Gewebsbildung fördernd, adstringierend Knochenschäden, Arthrose
Gelenkerkrankungen, Knorpeldegeneration
chronische Katarrhe der Atmungsorgane
degenerative Erkrankungen, Tuberkulose
Sehnen-, Sehnenscheiden-, Schleimbeutelentzündungen
Furunkel, Gastritis, Magen-Darm-Geschwüre, chronische Darmentzündung
Phlebitiden
lokale Anwendung (Umschläge bzw. Breipackungen) Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen, Hämatom, schlecht heilende Frakturen
Muskel- und Gelenkbeschwerden, schmerzhafte Gelenksarthrose
Parodontose (Mundspülung)
LPH 73, PRW 287, PAH 73, HOL 385, JÄN 48, BÜH 320, Kaufhold 108, STB, Positivmonografien ESCOP (innerliche und äußerliche Anwendung), Kommission E (nur für äußere Anwendung)
missing link

Abb. 18.13 Symphytum officinale.

missing link Beachte: Nicht länger als 4–6 Wochen verabreichen (wegen der Pyrrolizidin-Alkaloide, die nach Tierversuchen als hepatotoxisch und kanzerogen gelten). Seit 1996 gibt es Pyrrolizidin-Alkaloide-freie Zuchtsorten von Beinwell (Kytta-Salbe®).

missing link Kontraindikationen

Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder unter 2 Jahren, Malabsorption, Leberschäden

18.8.8 Cetraria islandica/Lichen islandicus

Siehe  Tab. 18.29.

Tab. 18.29 Monografie Cetraria islandica.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Cetraria islandica/Lichen islandicus Isländisches Moos kühl fade, schleimig-bitter, leicht süßlich Lu, Ma, Ni, Darm 4–6g; 1–2TL 3× tgl. pro Tasse zum Kaltauszug oder Infus
Wirkbeschreibung Indikationen
Lungen-, Magen- und Nieren-Yin nährend, Körpersäfte fördernd trockener, hartnäckiger Husten, chronische Bronchitis, Appetitlosigkeit, Gastritis, chronisch-atrophische Gastritis; Magenulzera, Gingivitis, Nachtschweiß, Erschöpfung nach langer Erkrankung, Kachexie, schlechter Allgemeinzustand
Körpersäfte befeuchtend, nährend Durst nach starkem Schweißverlust, Trockenheit der Haut, Psoriasis, Heiserkeit, trockene Schleimhäute, Mangel an Magen- und Gallensäften, dyspeptische Beschwerden, Obstipation
Blut nährend Müdigkeit, Erschöpfung nach starkem Blutverlust, allgemeine Blutarmut, Erythrozytenmangel
PRW 130; SCW 52; TSS 322; KRA (2000) 57; BÜH 160; WIL 226; HOL 364; PKA 380; LPH 170; PAH 172, Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO
Zubereitung und Dosierung

18.8.9 Althaea officinalis

Siehe  Abb. 18.14 und  Tab. 18.30.

Tab. 18.30 Monografie Althaea officinalis.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Althaea officinalis, rad. Eibisch kühl süß und etwas bitter Lu, Ni, Ma, Darm 1–2 TL (2 g) der Wurzel 3 × tgl. zum Kaltauszug*
Wirkbeschreibung Indikationen
Nieren-Yin und Lungen-Yin nährend, Leere-Hitze ableitend, Husten lindernd trockener, entzündeter Kehlen- und Rachenraum
chronischer trockener Husten, unproduktiver Husten, Reizhusten
Nachmittagsfieber
Erschöpfung nach langer Krankheit
Auszehrung
Magen-Yin nährend, kühlend, befeuchtend atrophische Gastritis
Magengeschwür
Entzündungen im Mund- und Rachenraum
Darm befeuchtend Enteritis
Colitis
trockene Obstipation, trockener Stuhl
Hitze kühlend und absenkend, toxische Hitze ableitend Entzündungen im Harntrakt
Entzündungen im Respirations- und Magen-Darm-Trakt
Darmblutung, Blut im Urin
Karbunkel
lokale Anwendung Mund- und Rachenentzündungen (Gurgelwasser)
Geschwürbildung auf der Haut (Auflage, Salbe)
PRW 93, ROS (2009) 14, LPH 113, TSS 283, KRA (2000) 41, WIL 109, HOL 381, MON 44, PKA 188, PAH 111, Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO
missing link

Abb. 18.14 Althaea officinalis.

* Zubereitung und Dosierung

18.8.10 Triticum aestivum

Siehe  Tab. 18.31.

Tab. 18.31 Monografie Triticum aestivum.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Triticum aestivum, sem. (Winter-)Weizen, ganze Körner kühl süß He, Ni, Ma, Le 10–30 g zum Dekokt
Wirkbeschreibung Indikationen
Herz-Hitze beseitigend, leicht adstringierend Nachtschweiß, Hitzewallungen, Durst, Schlafstörung, Mundtrockenheit
Herz stützend, Shen beruhigend Unruhe, Konzentrationsmangel, Schlafstörung, Reizbarkeit, Erregungs- und Angstzustände
Leber-Yin und Leber-Blut nährend Schlafstörung, Reizbarkeit, emotionale Labilität
Magen- und Nieren-Qi stärkend Erschöpfung, Säftemangel
MAG (2010) 842, POR (1978) 299, HOL 354, ENL 68

missing link Kontraindikationen

Weizenallergie

18.8.11 Granum floris pollinis

Siehe  Tab. 18.32.

Tab. 18.32 Monografie Granum floris pollinis.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Granum floris pollinis (chin. Pu Huang) Blütenpollen/Blütenstaub neutral süß, sauer, bitter, scharf Ni, Le, Mi, He 30–40 g Droge
Wirkbeschreibung Indikationen
Essenz (Jing) tonisierend Schwächezustände, Energiemangel, Erschöpfung, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Vergesslichkeit, mangelnde körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, mangelnde Merk- und Konzentrationsfähigkeit (bes. bei Kindern), Knochenschwäche
Blut bewegend mangelnde Hirndurchblutung, mangelnde Beindurchblutung, Prostatabeschwerden, Zerebralsklerose
Blut tonisierend Anämie, verminderte Sehkraft, Haarausfall, brüchige Nägel, Unruhe
Magen-, Darm-, Leber-Qi tonisierend Appetitlosigkeit, Diarrhöe, Obstipation, Gärungs- und Fäulnis-Dyspepsie, Magersucht, erhöhter Cholesterinspiegel, verminderte Immunabwehr
STL, TAL, SGÄ, HOL 345, LPH 255, MON 244, Positivmonografie Kommission E

Dosierung 8–10 Wochen 2 × tgl. 2 TL vor den Mahlzeiten im Munde gut einspeicheln, evtl. auch mit etwas Milch und Honig einnehmen.

missing link Nebenwirkungen

selten Magen-Darm-Beschwerden

missing link Kontraindikationen

Pollenallergie. Erfahrungsgemäß reagieren Allergiker vielfach jedoch nur leicht und vorübergehend auf die Gabe von Blütenpollen.

18.8.12 Asparagus officinalis

Siehe  Tab. 18.33.

Tab. 18.33 Monografie Asparagus officinalis.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Asparagus officinalis, rhiz. Spargel, Wurzel kühl-kalt süß, bitter Lu, Ni 3 × tgl. je 1 TL zum Infus oder Dekokt
Wirkbeschreibung Indikationen
Nieren-Yin tonisierend und Leere-Hitze kühlend Mundtrockenheit, Nachmittagsfieber, Hypertonie
Lungen-Yin tonisierend und befeuchtend Mundtrockenheit, schwer lösbares Sputum oder blutig duchsetzt, Pharyngitis, Mundschleimhautentzündung, Obstipation, Ekzeme
Feuchte-Hitze und Toxine ausleitend Harngrieß, Zystitis, akute Prostatitis, Herpes zoster, Furunkel
LPH 304, PRW 110, GRE (2004) 303, HOL 357, JUN 323, GES 170, Positivmonografie Kommission E

missing link Kontraindikationen

18.8.13 Cimicifuga racemosa

Siehe  Abb. 18.15 und  Tab. 18.34.

Tab. 18.34 Monografie Cimicifuga racemosa.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Cimicifuga racemosa, rad. cum rhiz. Traubensilberkerze kühl bitter, etwas scharf, etwas süß Ni, Le, Uterus, He 10–30 Tr. der Tinktur 3 × tgl.; 1–3 g des getr. Rhizoms zum Dekokt
Wirkbeschreibung Indikationen
Leber-Qi und Uterus regulierend PMS, Amenorrhöe, unregelmäßiger Zyklus, Dysmenorrhöe, Depression, Melancholie, Kopfschmerzen, Migräne im Zusammenhang mit Menstruationsbeschwerden
Leere-Hitze klärend, hyperaktives Leber-Yang beruhigend, Leber-Wind niederschlagend klimakterische Beschwerden (Hitzewallungen); Schlafstörungen, Rastlosigkeit; Migräne, Ohrensausen, Morbus Menière, Gesichtsneuralgie, Krämpfe (besonders bei Menstruationsstörungen)
Leber- und Nieren-Yin tonisierend, Herz und Nieren harmonisierend Menstruationsbeschwerden, Unfruchtbarkeit; Schmerzen nach der Geburt; Rückenschmerzen, Herzneurosen im Klimakterium, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit; Verwirrtheit, Angst
Wind/Nässe/Kälte/Hitze eliminierend, tendinomuskuläre Meridiane freimachend Muskelrheuma, rheumatoide Arthritis, Myalgie, Rückenschmerzen, Steifigkeit der Extremitäten bes. im Klimakterium
JÄN 96, TSS 421, PRW 133, HOL 436, KRA (2000) 116, Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO
missing link

Abb. 18.15 Cimicifuga racemosa.

missing link Nebenwirkungen

Größere Dosen können Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel hervorrufen.

missing link Beachte: keine Langzeiteinnahme (länger als 3 Monate)

missing link Kontraindikationen

18.8.14 Avena sativa

Siehe  Tab. 18.35.

Tab. 18.35 Monografie Avena sativa.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Avena sativa, sem. prep. Hafer (-flocken) neutral süßlich, fade, leicht bitter Mi, Ma, He, Ni getr. Droge: 3–7 g 3 × tgl. zum Dekokt; Tinktur 30–40 Tr. 3 × tgl.
Wirkbeschreibung Indikationen
Yin nährend klimakterische Beschwerden, Hitzewallungen, Nervosität, mentale, physische Erschöpfung mit nervöser Anspannung, Gewichtsverlust, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, chronische Rückenprobleme, schwache Knie, Osteoporose, Lähmungen etc., Hypertonie
Shen/Geist beruhigend, harmonisierend, nährend Stimmungsschwankungen, Depression, Schlafstörungen, Palpitationen, Entzugsprobleme, ADHS bei Kindern
Blut tonisierend Anämie, Blässe, Müdigkeit, Erschöpfung, Palpitationen
Nieren-Qi (und -Yang) stärkend Erschöpfung, Infertilität, Impotenz, Libidoverlust, häufige Miktion
LPH 149, ROS (2009) 38, PRW 112, TSS 314, HOL 359, WIL 351, BÜH 400, MON 76, ENL 62

18.8.15 Trifolium pratense

Siehe  Tab. 18.36.

Tab. 18.36 Monografie Trifolium pratense.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Trifolium pratense, flor. Roter Wiesenklee, Blüten kühl süß Lu, Bl, Ni, Ma, Le 12 g zum Infus; 2–7,5 ml Tinktur
Wirkbeschreibung Indikationen
Nieren-Yin nährend, befeuchtend, Leere-Hitze klärend klimakterische Beschwerden (Hitzewallungen, Nachtschweiß, Unruhe)
Obstipation hormonell bedingter Krebs (adjuvant); Östrogenmangel-Symptome; Trockenheitssymptome (trockener Hals, Mundtrockenheit, trockene Haut)
Toxische Hitze und Feuchte-Hitze ausleitend Hauterkrankungen (Ekzeme, Psoriasis)
Ulzera (Beine)
Cystitis, Harnwegsinfekte, Leukorrhöe; Miktionsstörungen
Lungen-Yin nährend spastischer, obstruktiver trockener Husten; Keuchen; Asthma
HOL 610, JÄN 447, LPH 279, PWH 295, TSS 392, PAH 340, Positivmonografie Kommission E, WHO

18.8.16 Ophiopogon japonicus

Siehe  Abb. 18.16 und  Tab. 18.37.

Tab. 18.37 Monografie Ophiopogon japonicus.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Ophiopogon japonicus, rad. Schlangenbart (chin. Mài Mén-Dong 麦门冬) neutral-kühl süß, leicht bitter He, Lu, Ma 10–30 g im Dekokt; Tinktur: 1–2ml 3 × tgl.
Wirkbeschreibung Indikationen
Yin nährend und Lunge befeuchtend Husten mit spärlichem und klebrigem Sputum oder Husten mit blutigem Sputum, trockene Nasenschleimhaut, trockene Kehle, Nachmittagsfieber, beständiges (niedriges) Fieber, Verschlimmerung nachts, Hitzewallungen; Nachtschweiße
Magen-Yin stärkend und Körperflüssigkeiten fördernd trockener Mund und trockene Kehle, Durst, schwacher Appetit, Obstipation, Gastritis
Herz-Hitze eliminierend und Reizbarkeit beruhigend Reizbarkeit und Schlaflosigkeit, Ruhelosigkeit
Befeuchtung des Darms Obstipation, trockener Stuhl
BEN 520, POR (1978) 459, JUN 322
missing link

Abb. 18.16 Ophiopogon japonicus.

missing link Nebenwirkungen

missing link Kontraindikationen

18.8.17 Galeopsis ochroleuca

Siehe  Abb. 18.17 und  Tab. 18.38.

Tab. 18.38 Monografie Galeopsis ochroleuca.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Galeopsis ochroleuca, herb. Hohlzahnkraut kühl bitter, salzig Lu 1–6 g im Infus; Tinktur 1–4ml
Wirkbeschreibung Indikationen
Lungen-Yin stärkend und Leere-Hitze kühlend Katarrhe der Luftwege, chronische Bronchitis (besonders bei alten Menschen), Lungenemphysem, Staublunge, Keuchhusten oder Pseudo-Krupp
Schwindsucht, Tuberkulose (historisch)
Hitze-Schleim bewegend und ausleitend Bronchitis mit starker Schleimbildung, zäher Schleim, festsitzender Husten
LPH 159, SCW 304, MON 218, PAH 165, BÜH 221, Positivmonografie Kommission E
missing link

Abb. 18.17 Galeopsis ochroleuca.

18.8.18 Panax quinquefolium

Siehe  Tab. 18.39.

Tab. 18.39 Monografie Panax quinquefolium.

Name (lat.) Name (dt.) Temperatur Geschmack Organbezug Tagesdosis
Panax quinquefolium, rad. Amerikanischer Ginseng (chines. Xi-Yáng Shen 西洋参) kühl bitter, etwas süß Lu, Ni, Ma 3–9 g im Dekokt; Tinktur: 1–2ml 3 × tgl.
Wirkbeschreibung Indikationen
Leere-Hitze der Lunge klärend und Yin nährend Fieber, trockener Husten, auch blutiger Auswurf, Schwindsucht schwache, schwindende Stimme, schleimiger eitriger Auswurf Erschöpfungssyndrome mit Ruhelosigkeit Hitzewallungen, Unruhe, Reizbarkeit, Schlafstörungen Nachmittagsfieber, Durst, trockener Mund/Kehle
Magen-Yin tonisierend, Körpersäfte hervorbringend Durst, trockener Mund, Kurzatmigkeit, leichte Erschöpfbarkeit Appetitverlust, Mangelernährung, Gewichtsverlust
BEN 518, POR (1978) 456, HOL 241, ROS (2009) 174, Positivmonografie WHO

missing link Kontraindikationen

Feuchte-Hitze- und Leere-Kälte-Befunde. J. Ross stuft Quinquefolium als „neutral und sogar potentiell wärmend ein“ (ROS 2009: 174).

18.8.19 Weitere Yin nährende Kräuter

18.9 Rezepturen

18.9.1 Chronischer schwacher Husten mit spärlichem Auswurf (Lungen-Yin-Leere und Leere-Hitze)

Tab. 18.40 Kobert-Kühnscher-Kieseltee* (ursprünglich als Adjuvans zur Behandlung der Tuberkulose entwickelt), ergänzt mit Althea.

Kräuter Menge Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Equisetum, herb. 75 g kühl fade, leicht bitter, süß, etwas salzig Lungen- und Nieren-Yin nährend, Hitze klärend, Leere-Schweiße haltend, entzündungshemmend
Polygonum avicul., herb. 150 g kühl sauer, adstringierend, leicht bitter Lungen-Yin adstringierend, Leere-Schweiße haltend, Hitze kühlend, Magen-Yin unterstützend, Entzündungen im Respirationstrakt entgegenwirkend
Galeopsis, herb. 50 g kühl bitter, salzig zähen Hitze-Schleim lösend und ausleitend, Hitze klärend, Yin-Essenz nährend
Althea off., rad. 50 g kühl süß, etwas bitter Nieren-Yin und Lungen-Yin nährend, Leere-Hitze ableitend, chronischen unproduktiven Husten lindernd, Magen-Yin nährend, kühlend, befeuchtend
* vgl. Rudolf Kobert, Pharmakologe (gest. 1918): Über kieselsäurehaltige Heilmittel insbesondere bei Tuberkulose, 1917.

Zubereitung und Dosierung 3 EL der Mischung in ¾ l Wasser über Nacht einweichen, am nächsten Tag auf ⅔ der Wassermenge einköcheln, vom Herd nehmen, abseihen und in 3 Portionen über den Tag verteilt trinken. Dem Tee kann jeweils 1 TL Honig zugesetzt werden.

Symptome und Befunde
Mögliche Syndrom-Beteiligungen
Therapieprinzip

18.9.2 Nachtschweiß und Schlafstörungen (Nieren-Yin-Mangel und Leere-Hitze)

Siehe  Tab. 18.41.

Tab. 18.41 Rezeptur Nachtschweiß und Schlafstörungen.

Kräuter Menge Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Mischung 1: Humulus lupus, strob. 25 g kalt bitter Leere-Hitze aus dem Herzen beseitigend, Shen beruhigend, Hitzewallungen im Klimakterium, Schlafstörungen
Lichen islandicus 25 g kühl fade, schleimig-bitter, leicht süßlich Yin nährend, Körpersäfte fördernd, Nachtschweiß zurückhaltend
Trifolium prat., flor. 25 g süß kühl Nieren-Yin nährend, befeuchtend (trockener Hals), Leere-Hitze klärend (Hitzewallungen, Nachtschweiß)
Mischung 2: Equisetum arvense, herb. 40 g kühl fade, leicht bitter, süß, etwas salzig Nieren-Yin nährend, Hitze klärend, Leere-Schweiße haltend, Haarausfall reduzierend
Triticum aestivum, sem. 25 g kühl süß Herz stützend, Shen beruhigend, (Schlafstörung, Unruhe), Hitze beseitigend
Glycyrrhiza glab., rhiz. 10 g neutral-kühl süß Qi tonisierend, Yin stützend, Hitze ableitend; Rezeptur harmonisierend
Mischung 1: Humulus lupus, Lichen islandicus, Trifolium prat.
Mischung 2: Equisetum arvense, Triticum aestivum, Glycyrrhiza glab.
Zubereitung und Dosierung

2 EL der Mischung 2 ca. 20 Min. in ½ l Wasser köcheln, vom Herd nehmen und 2 EL der Mischung 1 hinzufügen, ca. 10 Min. ziehen lassen, abseihen und je 1 Portion nachmittags und abends vor dem Zu-Bett-Gehen trinken.

Das Rezept ist für ca. 10 Tage berechnet.

Symptome und Befunde
Mögliche Syndrom-Beteiligungen
Therapieprinzip

18.9.3 Mundschleimhautentzündung und Neurasthenie (Nieren-Yin-Mangel, aufsteigende Leere-Hitze)

Siehe  Tab. 18.42.

Tab. 18.42 Rezeptur Mundschleimhautentzündung und Neurasthenie.

Kräuter Menge Temperatur Geschmack Wirkung in der Rezeptur
Menyanthes trifoliata, fol. 20 g kühl-kalt sehr bitter Feuer klärend (Entzündung im Mundraum), emporsteigendes Yang absenkend
Melissa off., fol. 20 g neutralwarm sauer, aromatisch, leicht bitter Shen und Hun beruhigend, blockierten Shen bewegend (Schlafstörungen, Neurasthenie, Phobien)
Quercus, cort. 10 g kühl adstringierend, bitter adstringierend, entzündungshemmend (Ulzera, Mundgeschwüre, Entzündungen)
Humulus lupus, strob. 20 g kalt bitter Leere-Hitze aus dem Herzen beseitigend, Shen beruhigend, Hitzewallungen im Klimakterium, Schlafstörungen
Asparagus off., rhiz. 30 g kühl-kalt süß, bitter Nieren-Yin nährend, Leere-Hitze kühlend, befeuchtend (Mundschleimhautentzündung, Mundtrockenheit)
Stella media, herb. 20 g kalt etwas süß Yin tonisierend, Blut nährend, Hitze ableitend (Entzündungen, Trockenheit)

Zubereitung und Dosierung Alles fein mahlen, 1 TL der Mischung auf 250 ml Wasser, kochend heiß überbrühen, 10 Min. ziehen lassen, abseihen und schluckweise trinken, dabei jeden Schluck länger im Mund behalten. 3 × tgl.

Das Rezept ist mit einer Tagesdosis von ca. 10 g für etwa 12 Tage berechnet.

Symptome und Befunde
Mögliche Syndrom-Beteiligungen
Therapieprinzip

18.9.4 Schwächezustände, Energiemangel, Erschöpfung (Nieren-Essenz-Schwäche)

Pollen-Kur

Symptome Schwächezustände, Energiemangel, Erschöpfung, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Vergesslichkeit, mangelnde körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, mangelnde Merk- und Konzentrationsfähigkeit (bes. bei Kindern), Knochenschwäche

Therapieprinzip

Zubereitung und Dosierung Über einen Zeitraum von 8 bis 10 Wochen werden 2 × täglich 2 TL vor den Mahlzeiten im Mund gut eingespeichelt. Bei empfindlichem Magen mit etwas lauwarmer Milch und Honig vermischt einnehmen. Die Milch darf nicht zu heiß sein (nicht wärmer als 35°C), da sonst die meisten der wertvollen Inhaltsstoffe des Pollens verlorengehen.