Bei der Behandlung von Feuchtigkeit werden in der Chinesischen Medizin drei Strategien unterschieden (vgl. NWI 101):
Der Vollständigkeit halber sei noch die in ▶ Kap. 5 vorgestellte Strategie „Wind-Feuchtigkeit auflösen und ableiten“ genannt.
Der Schwerpunkt dieser Gruppe liegt auf dem „Fließen-Lassen“. Feuchtigkeit ausleitende Kräuter fördern die Urinproduktion bzw. Miktion, damit der Körper sich überschüssiger Feuchtigkeit entledigen kann und diese abfließt. Insofern finden sich in dieser Gruppe vor allem harntreibende Kräuter, die geeignet sind
Der Wassermetabolismus steht in engem Zusammenhang mit der Funktion von Lunge, Milz und Nieren. Die Lunge als obere Quelle des Wassers verbreitet das Qi und regiert über die Wasserwege. Die Milz transformiert und transportiert die Flüssigkeiten. Die Niere ist die untere Quelle des Wassers und regiert den gesamten Flüssigkeitshaushalt im Körper. Sie gibt Qi an die Blase weiter, deren Hauptfunktion die Transformation und Ausscheidung von Flüssigkeiten ist. Der 3-Erwärmer verbindet die Wasserwege (Shui Dào 水道) und verteilt einerseits die Flüssigkeiten, andererseits das Yuan Qi 营气.
„Wenn das Qi im Dreifachen-Erwärmer blockiert ist, hat der Wassermetabolismus keine Kraft; wenn die Blase nicht richtig funktioniert und sich die Miktion schwierig gestaltet, ist der Dreifache-Erwärmer durch den Rückfluss betroffen.“ (BEN 1996: 187)
Substanzen, die eine vermehrte Harnausscheidung bewirken, werden allgemein als Diuretika bezeichnet. Die Steigerung der ausgeschiedenen Wassermenge, des Nach-unten-fließen-Lassens, kann auf zwei Arten realisiert werden:
Kräuter | Temperatur | Geschmack | Wirkort | Wirkschwerpunkt |
---|---|---|---|---|
Solidago virgaurea, herb. | kühl | bitter, saueradstringierend, etwas scharf | Ni, Bl, Lu, Därme | Infektionen des Urogenitaltraktes, Dysurie (Lin-Syndrom), Ödeme |
Agropyron repens, rhiz. | kühl | fade, etwas süß | Ni, Bl, Le, Mi | Infektionen im Urogenitaltrakt, Miktionsstörungen, rheumatische Erkrankungen |
Galium aparine, herb. | kühl | etwas bitter, sauer | Bl, Le, Gb, Lu | Infektionen im Urogenitaltrakt, Ikterus, Miktionsstörungen |
Zea mays, stigmata | neutral-kühl | süß, fade | Ni, Bl, Le, Gb | Infektionen im Urogenitaltrakt, Ikterus, Dysurie (Lin-Syndrom) |
Parietaria off., herb. | neutral-kühl | bitter, scharf | Ni, Bl | Harnwegsinfekte, Ödeme, schwierige Miktion |
Urtica dioica, rad. | neutral | fade, adstringierend | Bl, Ni | benigne Prostatahyperplasie, Ödeme |
Orthosiphon, fol. | neutral | aromatisch, etwas bitter, etwas salzig | Ni, Le | Harnwegsinfekte, Gallensteine, Ödeme |
Phaseolus, fruct. sine semine (pericarp.) | neutral | süßlich, fade, leicht bitter, leicht salzig, leicht adstringierend | Ni, Bl | Ödeme, Blasen- und Niereninfektionen |
Petroselinum crispum, rad. | etwas warm | aromatisch, süß, etwas scharf | Ni, Bl, Mi, Ma, Le, Därme, Uterus | Erkrankungen der ableitenden Harnwege, rheumatische Erkrankungen |
Apium graveolens, rad. | warm | scharf, aromatisch, etwas bitter | Ni, Bl, Lu, Mi, Ma, Uterus | eingeschränkte Diurese, Ödeme, Erschöpfungszustände |
Scilla maritima, bulb. | warm | scharf, etwas bitter, etwas süß | He, Lu, Ni, Bl, Le, Uterus | Ödeme, Herzinsuffizienz (milde), Niereninsuffizienz (milde), Husten mit viel Schleim |
Pflanzliche Aquaretika steigern in der Regel den Harnfluss auf etwa das Doppelte der Ausgangsmenge, und damit weniger als synthetische Diuretika.
Ödeme oberhalb der Taille sollten durch Diaphorese behandelt werden, Ödeme unterhalb der Taille durch Fördern des Harnflusses (vgl. FOL 1673).
Ödeme, die durch Diaphorese und Öffnen der Wasserwege behandelt werden, zählen zu den Yang-Ödemen, ebenso Ödeme infolge Toxischer oder Feuchte-Hitze. Die entsprechenden Kräuter werden in ▶ Kap. 2 bzw. ▶ Kap. 3 vorgestellt. Bei diesen Ödemen ist meist nur eine leichte Dellenbildung auf Druck hin zu beobachten.
Bei Ödemen aufgrund von Feuchte-Hitze benötigt man neben bitteren (aber auch faden) Diuretika zusätzlich Kräuter, die Feuchte-Hitze ableiten mit kühlendem Temperaturverhalten (▶ Kap. 3.7).
Bei Ödemen handelt es sich generell um physiologische Feuchtigkeit, die sich unter der Haut sammelt (im Gegensatz zu pathologischer Feuchtigkeit und Schleim). Im Chinesischen wird dies als „Wasser-Schwellung“ (Shui Zhong 水腫) bezeichnet.
Yin-Ödeme sind chronische Ödeme, die auf einem Mangel-Zustand beruhen. Sie werden behandelt, indem die Wurzel (Ben 本) behandelt wird, meist Milz- und Nieren-Mangel, aber auch Herz-Yang-Mangel.
Bei Ödemen aufgrund von Nieren-Yang Mangel oder Kälte müssen wärmende Diuretika durch entsprechende Kräuter ergänzt werden (▶ Kap. 8, ▶ Kap. 18.4).
Entstehen die Ödeme aufgrund einer länger bestehenden Schwäche der Milz, sei es aufgrund von Qi-Mangel, Diätfehlern oder exogener pathogener Feuchtigkeit, sind Diuretika mit neutralem Temperaturverhalten und fadem Geschmack mit trocknenden (▶ Kap. 6) und Qi stärkenden Kräutern (▶ Kap. 18.2, ggf. auch ▶ Kap. 14.2) zu verbinden.
In der westlichen Naturheilkunde werden Ödeme, die mit Palpitationen (diese sind zuweilen nicht so prominent) einhergehen, mit herzglycosidhaltigen Kräutern therapiert. Entsprechend können Diuretika mit Kräutern wie Convallaria (▶ Kap. 18.2), Adonis (▶ Kap. 9), Scilla (siehe oben), Oleander, Strophantus (Cave!) oder Digitalis (Cave!) kombiniert werden.
Die Kräuter dieser Gruppe können unterstützend und mit Umsicht zur Behandlung von Nierenödemen (bei Nierenerkrankungen im westlichen (Cave!) Sinne) verordnet werden. Nierenödeme im westlichen Sinn erscheinen meist als Yang-Ödeme.
Die dritte Form von Ödemen sind Qi-Ödeme, die durch Leber-Qi-Stagnation entstehen, aber auf Druck keine Dellen bilden. Sie zeigen sich an den Extremitäten und gehen mit den üblichen Symptomen der Leber-Qi-Stagnation einher.
Bei Ödembildung aufgrund von Stagnation und Stase müssen die Diuretika mit bewegenden Kräutern aus ▶ Kap. 9 (Qi) und ▶ Kap. 13 (Blut) kombiniert werden.
Bei lokalen Ödemen oder Schwellungen ist der Einfluss von Diuretika wesentlich geringer als bei generalisierter Flüssigkeitsretention.
Die tägliche Harnproduktion ist abhängig von Flüssigkeitszufuhr, Transpirationsmenge, Ernährung usw. und schwankt zwischen durchschnittlich 1 bis 1,5 l pro 24 Stunden. Abweichungen lassen sich ablesen an der Harnmenge und Miktionsfrequenz sowie an Miktionsbeschwerden wie Brennen, Stechen oder einschnürenden Empfindungen beim Wasserlassen.
Die Chinesische Medizin unterscheidet bei Dysurie (Lín Zhèng 淋证):
Blutiger oder getrübter Urin gehört ebenfalls zu möglichen Symptomen des Lin-Musters.
Zu den Ursachen dieser Beschwerden zählt häufig ein Feuchtigkeit-Hitze-Zustand, der entstehen kann durch von außen eindringende Feuchte-Hitze oder durch Feuchtigkeit, die sich im Inneren in Hitze umwandelt. Die Vermischung von Hitze und Feuchtigkeit macht die Hitze „schwer“ und zieht nach unten, was ihre Klärung erschwert.
Symptome bei Feuchte-Hitze in der Blase
Bei chronischen Harnwegsinfekten sind Heilkräuter sehr wirkungsvoll.
„Alleinige Gabe von pflanzlichen Drogen bei:
Adjuvant (bis zu einem Monat nach Absetzen der Antibiotika) bei:
Miktionsprobleme einschließlich Harninkontinenz haben im Verlauf ihres Lebens 20–30% aller Frauen, beschränken sich jedoch nicht auf diese. Statistiken zeigen an, dass rund fünf Millionen Männer und Frauen in Deutschland an Blasenbeschwerden leiden. Aus Sicht der westlichen Medizin handelt es sich um eine funktionelle Störung. Der Blasenmuskel meldet fälschlicherweise ein starkes Harndrangsignal, obwohl die Blase nur sehr wenig gefüllt ist. Die Reizblase führt oft zu einer dramatischen Einschränkung der Lebensqualität: Der überfallartige Harndrang schränkt den Aktionsradius erheblich ein.
Eine Verschlechterung der Beschwerden tritt bei äußerer Kälte und feuchter Witterung ein, ein Zeichen dafür, dass die zur Kontrolle der Ausscheidungsfunktion notwendige Yang-Energie geschwächt ist. Dadurch kann sich immer wieder äußere Kälte festsetzen (Tai Yang) und zu Blockaden führen, die sich oft in Folge der entwickelnden Hitze als akute Zystitiden mit Brennen beim Wasserlassen und ins Rötliche gefärbtem Urin zeigen.
Bei älteren Patienten zeigt sich die Reizblase mehr als Harninkontinenz. Über das Yang wärmende Kräuter hinaus sind hier adstringierende Kräuter notwendig, die die Funktion der Blase kräftigen helfen.
Aquaretika
Vorwiegend sind die Kräuter dieser Kategorie von neutraler oder kühler Temperatur.
Der fade Geschmack (z. B. Zea, Agropyron) filtert die Feuchtigkeit und wirkt trocknend.
Süße Aspekte (z. B. Zea, Agropyron, Phaseolus) tragen dazu bei, die Reizung der Schleimhäute zu mildern, etwa bei Entzündungen im Urogenitaltrakt.
Bittere Aspekte (z. B. Galium, Parietaria) leiten Feuchtigkeit und Feuchte-Hitze nach unten.
Der salzige Geschmack (Orthosiphon, Phaseolus) hilft, Verhärtungen zu erweichen und zu befeuchten sowie Schleimretention zu lösen.
Aus der Perspektive der Pflanzeninhaltsstoffe ergibt sich die Wirkung der Arzneikräuter dieser Kategorie durch folgende Wirkstoffe:
Siehe ▶ Abb. 7.1 und ▶ Tab. 7.2.
▶ Tab. 7.2 Monografie Solidago virgaurea.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Solidago virgaurea, herb. | Goldrute, Kraut | kühl | bitter, saueradstringierend, etwas scharf | Ni, Bl, Lu, Därme | 1–12 g getr. Droge (Infus oder Dekokt); 20–90 Tr. Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Diurese fördernd, Feuchtigkeitsakkumulation zerstreuend | Ödeme, geschwollene Augendeckel, entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege |
||||
Qi der Blase regulierend und Obstruktion der Wasserwege beseitigend | schwierige Miktion, Harnstau, Dysurie, Enuresis, Harnsteine, Nierengrieß, Prostatahypertrophie |
||||
Feuchte-Hitze ausleitend | Infektionen des Urogenitaltraktes mit Schmerzen und Brennen beim Urinieren, häufigem Harndrang und Inkontinenz Entzündungen im Gastrointestinaltrakt (schleimige Durchfälle) rheumatische Erkrankungen, Gicht, Hyperurikämie |
||||
Schleim und Feuchtigkeit klärend | Rhinitis, verstopfte Nebenhöhlen, chron. wässriges Nasensekret Zystitis mit Schleimabsonderung, Leukorrhöe harnsaure Diathese |
||||
HOL 140, MAD, ROS (2009), WEF, LEX, PAH 141, KRA (2000) 53, PRW 283, SCH, Positivmonografien Kommission E, ESCOP |
Siehe ▶ Tab. 7.3.
▶ Tab. 7.3 Monografie Agropyron repens.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Agropyron repens, rhiz. (Rhiz. Graminis) | Quecke, Wurzel | kühl | fade, etwas süß | Ni, Bl, Le, Mi | 1–12 g getr. Droge (Dekokt); 20–120 Tr. Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Feuchte-Hitze klärend, Diurese fördernd | Infektionen im Urogenitaltrakt, Harnsteine, Gallensteine rheumatische Erkrankungen; Gicht Hauterkrankungen Lymphadenitis Schwächezustände benigne Prostatahyperplasie Bronchialkatarrh Ödeme |
||||
Blasen-Qi regulierend; Obstruktion der Wasserwege beseitigend | Miktionsstörungen wie schwierige Miktion, imperativer Harndrang, unterbrochene Miktion, Dysurie, ständiger Harndrang |
||||
Yin schützend | Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen; entzündliche Reizung der Schleimhäute mildernd Wundheilungsstörungen |
||||
JÄN 426, PRW 89, MAD, MTD (1992), ROS (2009), WEF, Positivmonografien Kommission E, ESCOP |
Allgemeine Bemerkung Auch unter dem Namen Rhizoma Graminis geläufig.
Siehe ▶ Tab. 7.4.
▶ Tab. 7.4 Monografie Galium aparine.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Galium aparine, herb. | Klettenlabkraut | kühl | etwas bitter, sauer | Bl, Le, Gb, Lu (Haut) | 1–5 g getr. Droge (Dekokt); 10–90 Tropfen Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Feuchte-Hitze und Toxische Hitze klärend | Infektionen im Urogenitaltrakt Harnsteine, Harngrieß Ikterus, Hepatitis, Übelkeit, Druck unter dem rechten Rippenbogen Hauterkrankungen, Drüseneiterungen Erkrankungen mit Lymphbeteiligung Gonorrhöe |
||||
Qi der Blase regulierend, Obstruktion der Wasserwege beseitigend | Miktionsstörungen wie Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen, Harnverhalt, Ödeme, Nierensteine | ||||
lokale Anwendung | Hauterkrankungen, Drüsenschwellungen, Krebsgeschwüre, Tumore, Sonnenbrand, Wunden | ||||
HOL, MAD, ROS (2009), LON, MTD (1992), LEX, HOM |
Allgemeine Bemerkung In der Volksmedizin bei Krebsleiden, Zungentumoren, Geschwüren und zur Entgiftung.
Wahrscheinlich seit dem Neolithikum zur Käsezubereitung verwendet.
Das frische Kraut und die daraus zubereitete Urtinktur wirken stärker oder tiefgreifender.
Siehe ▶ Abb. 7.2 und ▶ Tab. 7.5.
▶ Tab. 7.5 Monografie Zea mays.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Zea mays, stigmata | Maisbart/Maisgriffel | neutral-kühl | süß, fad | Ni, Bl, Le, Gb | 1–8 g getr. Droge (Dekokt); 1–6 ml Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Feuchte-Hitze aus Blase, Leber und Gallenblase klärend und ableitend | Infektionen im Urogenitaltrakt mit Schmerzen und Brennen beim Urinieren, Harntröpfeln; schleimige Ausflüsse; Harnsteine Übelkeit, Ikterus, Gallensteine, Cholezystitis, Hepatitis, Druck und Schmerzen unter dem Rippenbogen Hyperurikämie Hypertonie |
||||
Qi der Blase regulierend und Obstruktion der Wasserwege beseitigend, Diurese fördernd | Ödeme, schwierige Miktion, Harnverhalt, Dysurie, Nephritis, Hypertonie Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen; entzündliche Reizung der Schleimhäute mildernd |
||||
HOL 536, PAH 459, STA 298, MAD, ROS (2009), MTD (1992), WHO, CHE |
Siehe ▶ Tab. 7.6.
▶ Tab. 7.6 Monografie Parietaria officinalis.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Parietaria officinalis, herb. | Glaskraut | neutral-kühl | bitter, scharf | Ni, Bl | 1–3 g getr. Droge (Infus); 10–40 Tr. Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Feuchtigkeit und Feuchte-Hitze klärend, diuretisch | Ödeme, Harnwegsinfekte; Harngrieß, Harnsteine | ||||
Qi der Blase regulierend, Obstruktion der Wasserwege beseitigend, befeuchtend | schwierige Miktion, Brennen und Schmerzen beim Urinieren, Harnverhalt | ||||
BÜH, HOL, MAD, MTD (1992), HUM, LEX |
Siehe ▶ Tab. 7.7.
▶ Tab. 7.7 Monografie Urtica dioica.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Urtica dioica, rad. | Brennnessel, Wurzel | neutral | fad, adstringierend | Bl, Ni | 1–6 g getr. Droge (Dekokt); 1–4 ml Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Wasserwege öffnend, Feuchtigkeits- (Schleim-) Obstruktion zerstreuend |
benigne Prostatahyperplasie (Grad I+II) mit Miktionsbeschwerden wie häufiger Harndrang, unvollständige Harnentleerung, Harnverhalt, Restharnbildung Ödeme, Prostatitis, Rheuma, Gicht |
||||
HOM, KAS, MIB, PAH, ROS (2009), LEX, SCH, HUM, Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO |
Siehe ▶ Tab. 7.8.
▶ Tab. 7.8 Monografie Orthosiphon stamineus.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Orthosiphon stamineus, fol. | Indischer Nierentee, Blätter; Katzenbart, Blätter | neutral | aromatisch, etwas bitter | Ni, Le | 6–10 g getr. Droge (Dekokt); 1–5 ml TInktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Feuchtigkeit- und Feuchte-Hitze klärend | Harnwegsinfekte, Harngrieß, Harnsteine, Hämaturie, Albuminurie; Gallensteine; Rheuma, Gicht | ||||
Wasserwege freimachend | Ödeme, leichte Spasmen | ||||
MAD, KOE, WEF, BÜH 254, LPH 237, Positivmonografie Kommission E, ESCOP |
Allgemeine Bemerkung In der modernen Phytotherapie zur Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege.
Siehe ▶ Tab. 7.9.
▶ Tab. 7.9 Monografie Phaseolus nanus.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Phaseolus nanus, pericarp. | Gartenbohnen, Schalen | neutral | süßlich, fade, leicht bitter, leicht salzig, leicht adstringierend | Ni, Bl | 5–20 g Dekokt |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Stagnationen lösend, erweichend, Feuchtigkeit ausleitend, harntreibend | Ödeme kardiale Ödeme Steine Blasen- und Niereninfektionen Gicht Herzerkrankungen und Hypertonie (begleitend) Schwangerschaftsödeme |
||||
Blutzuckerspiegel regulierend | Diabetes mellitus | ||||
MON 330, ITA 430, GES 397, JÄN 68, PAH 90, SCW 140, TAZ, Positivmonografie Kommission E |
Siehe ▶ Tab. 7.10.
▶ Tab. 7.10 Monografie Petroselinum crispum.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Petroselinum crispum, rad. | Petersilienwurzel | etwas warm | aromatisch, süß, etwas scharf | Ni, Bl, Mi, Ma, Le, Därme, Uterus | 1–6 g getr. Droge (Dekokt); 2–5 ml Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Feuchtigkeitsakkumulation zerstreuend, Wasserwege öffnend, diuretisch | Ödeme, Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Harngrieß, Dysurie, Harnverhalt; rheumatische Erkrankungen, Gicht | ||||
Qi der Mitte regulierend, Leber-Qi bewegend | Verdauungsstörungen mit abdomineller Völle, Blähungen, Druck unter dem rechten Rippenbogen, Übelkeit | ||||
Leber-Yin und -Xue nährend | Blutmangelsymptome wie allgemeine Blässe, brüchige Nägel, Haarausfall, Amenorrhöe | ||||
Uterus regulierend | Amenorrhöe, Dysmenorrhöe | ||||
HOL, MAD, ROS (2009), MTD (1992), WEF, LEX, MON, Positivmonografie Kommission E |
Cave
Schwangerschaft und Stillzeit; Petroselinum kann den Milchfluss verringern und steht im Verdacht abortiv zu wirken (bislang keine Beweise).
Nebenwirkungen
selten allergische Haut-/Schleimhautreaktionen; fototoxische Reaktionen möglich
Kontraindikationen
Schwangerschaft, entzündliche Nierenerkrankungen
Siehe ▶ Tab. 7.11.
▶ Tab. 7.11 Monografie Apium graveolens.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Apium graveolens, rad. | Sellerie, Wurzel | warm | scharf, aromatisch, etwas bitter | Ni, Bl, Lu, Mi, Ma, Uterus | 1–3 g getr. Droge; Dekokt 15–60 Tr. Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Feuchtigkeitsakkumulation und Schleim beseitigend | eingeschränkte Diurese, Ödeme, Harngrieß, Nephrolithiasis; Lungenkatarrh; Rheuma, Gicht, Arthritis | ||||
Nieren-Qi und -Yang unterstützend, wärmend | Impotenz, Frigidität; Erschöpfungszustände; Ödeme, schwierige Miktion | ||||
Qi des Uterus bewegend | Amenorrhöe, verspätete Menstruation | ||||
Qi der Mitte regulierend, Feuchtigkeit transformierend | Blähungen, Übelkeit, abdominelle Völle, Nahrungsstagnation | ||||
HUM, MAD, MTD (1992), ROS (2009), LEX, Negativmonografie Kommission E |
Hinweis Apium kann größere Mengen fototoxischer Furanocumarine enthalten.
Siehe ▶ Tab. 7.12.
▶ Tab. 7.12 Monografie Scilla maritima.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Scilla maritima, bulb. | Meerzwiebel | warm | scharf, etwas bitter, etwas süß | He, Lu, Ni, Bl, Le, Uterus | 0,1–0,5 g getrocknete pulverisierte Droge zum Infus; 15 Tr. Tinktur (als Fertigarzneimittel verschreibungspflichtig) |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Feuchtigkeitsakkumulation (überfließendes Wasser) zerstreuend und ausleitend; Wasserwege öffnend | Ödeme, Bein- und Knöchelödeme; Keuchen, Zyanose, Brustenge, Palpitationen; Aszites, Anasarka; Harnverhalt | ||||
Herz- und Nieren-Qi /-Yang tonisierend | Herzinsuffizienz (milde), Niereninsuffizienz (milde), Herzhypertrophie, Herzklappenfehler, Angina pectoris, Palpitationen, Kurzatmigkeit, Ödeme infolge Herz-Schwäche | ||||
zähen Schleim in der Lunge lösend, purgierend | Asthma, Husten mit viel Schleim, chronische Bronchitis, Reizhusten, schwierige Expektoration mit zähem Schleim | ||||
Leber-Qi bewegend | Feuchtigkeitsakkumulation infolge Leber-Qi Stagnation; abdominelle Völle; Dysmenorrhöe, Amenorrhöe | ||||
HIL, HOL, MAD, WEF, HUM, LEX, Positivmonografie Kommission E |
Nebenwirkungen
Übelkeit, Erbrechen, Magenbeschwerden, Durchfälle, unregelmäßiger Puls
Kontraindikationen
Schwangerschaft, Kaliummangel, gleichzeitige Einnahme von Medikamenten mit Digitalisglykosiden
Wechselwirkungen
Wirkungs- und Nebenwirkungsverstärkung bei gleichzeitiger Gabe von Chinidin, Saluretika, Kalzium, Laxantien und bei Langzeittherapie mit Glukocortikoiden
Beachte: Dieses Kraut sollte nur von Therapeuten verwendet werden, die Erfahrung im Umgang mit Herzglykosiden haben!
Siehe ▶ Tab. 7.13
▶ Tab. 7.13 Rezeptur Zystitis.
Kräuter | Menge | Temperatur | Geschmack | Wirkung in der Rezeptur |
---|---|---|---|---|
Echinacea ang., rad. | 25 g | kühl | bitter, scharf, etwas süß | Feuchte-Hitze aus der Blase beseitigend; Hitze-Toxine beseitigend |
Arctostaphylos, fol. | 25 g | kühl | bitter, sauer | Feuchte-Hitze von der Blase beseitigend; zusammen mit Echinacea antimikrobiell wirksam |
Agropyron rep., rhiz. | 25 g | kühl | etwas süß, fad | Feuchte-Hitze beseitigend; diuretisch; reguliert das Qi der Blase und schützt das Yin, wirkt so Dysurie entgegen |
Zea, stig. | 25 g | neutral-kühl | süß, fad | Feuchte-Hitze diuretisch beseitigend; Qi der Blase regulierend und Yin schützend, so Dysurie entgegenwirkend |
Althea off., rad. | ca. 100 g separat | kühl | süß, bitter | Yin bewahrend, gereizte Schleimhäute mildernd; Hitze klärend; sekundär auch Feuchte-Hitze von der Blase ableitend |
Cave
Westlicher Befund Zystitis
Siehe ▶ Tab. 7.14.
▶ Tab. 7.14 Rezeptur Prostatahypertrophie.
Kräuter | Menge | Temperatur | Geschmack | Wirkung in der Rezeptur |
---|---|---|---|---|
Urtica ur., rad. | 40 g | neutral | fad, adstringierend | Wasserwege öffnend, Feuchtigkeitsobstruktion zerstreuend, diuretisch, spezifische Arznei für die Prostata |
Sabal serr., fruct., cont. | 40 g | neutral | süß, etwas sauer | Qi- und Yang der Nieren supplementierend; spezifische Arznei für die Prostata |
Cinnamomum ceylon., cort. | 40 g | warm-heiß | süß, scharf, aromatisch | Nieren-Yang wärmend, Kälte aus dem Unteren 3-Erwärmer vertreibend; Qi- und Xue dynamisierend |
Juniperus, fruct., cont. | 40 g | warm | aromatisch, etwas scharf, etwas sauer | hilft das Nieren-Yang zu wärmen; unterstützt die Yun-Hua-Funktion, wandelt Nässe um |
Agropyron repens, rhiz | 35 g | kühl | fad, süß | Blasen-Qi regulierend; Obstruktion der Wasserwege beseitigend, diuretisch |
Galium apar., herb. | 25 g | kühl | etwas bitter, sauer | Qi der Blase regulierend; Nässeobstruktion der Wasserwege beseitigend |
Mischung 1: Urtica ur., rad.; Sabal, fruct.; Agropyron, rhiz.; Galium, herb.; 140 g | ||||
Mischung 2: Juniperus, fruct. cont.; Cinnamomum ceylon., cort.; 80 g |
Zubereitung und Dosierung Rezeptur für ca. 20 Tage, 11 g/Tag: 7g aus Mischung 1 20 Min. köcheln, danach 4 g aus Mischung 2 hinzugeben, Deckel sofort schließen, noch 1 Min. köcheln lassen und weitere 20 Min. ziehen lassen.
Westlicher Befund benigne Prostatavergrößerung