Die Kräuter dieser Gruppe haben die Funktion, ähnlich denen des ▶ Kap. 16, überschießende Yang-Funktionen zu sedieren, abzusenken (lat. sedere = setzen). Hier wird in erster Linie der Herzfunktionskreis – Sitz des Geist-Shen – sediert, beruhigt. Übermäßige mentale, emotionale Erregung wird abgesenkt, geordnet.
Traditionell unterteilt die Chinesische Medizin diese Gruppe in 2 Untergruppen:
Es bestehen Überschneidungen mit ▶ Kap. 16 (Leber befriedende Kräuter), auch deshalb weil die Leber einen starken Einfluss auf die Entstehung von Shen-Störungen hat.
Shen-Störungen, also Störungen des Geistes und der Seele, zeigen sich in Symptomen wie:
Puls und Zungenbefund differieren je nach Ätiologie.
An dieser Stelle ist es angebracht, über die psychophysische Konzeption der chinesischen und – im Vergleich dazu – der griechisch-römischen Medizintheorie zu reflektieren, betrifft dies doch alle Wirkbeschreibungen und Indikationen, die die Psyche betreffen. (SEE 142ff.)
„Im Neijing gibt es keine systematische Abhandlung der Emotionen. Diese sind eingebunden in die Wandlungen der Jahreszeiten auf der Matrix der fünf inneren Funktionskreise Leber, Herz, Milz, Lunge, Nieren entsprechend den fünf Wandlungsphasen“ (WSC 63). Hinzu kommt, „dass das chinesische Verständnis von Emotionen nicht identisch ist mit unserer Definition von Psyche“ (OTS 160).
Der Begriff „Psyche“ stammt aus dem Altgriechischen ψυχή, psychḗ, und bedeutet ursprünglich Atem, Atem-Hauch und Seele. „Seine inhaltliche Prägung erfuhr unser Verständnis von Psyche durch 2000 Jahre Christentum. Geist und Seele sind mit der christlichen Vorstellung von ‚Sünde‘ und ‚Schuld‘ beladen. Diese Assoziation ergibt sich aus dem christlichen Gegensatz von Geist und Fleisch.“ (OTS ebd.) Folglich denken und empfinden wir Europäer in einem Psyche-Soma-Gegensatz. Im Chinesischen existiert weder für Psyche noch für Soma ein Begriff.
„Die Sieben Emotionen entstehen im Zuge der Auseinandersetzungen (Bewegungen, Aktivitäten) des seelisch-geistigen Erlebens (Qing Zhi 情志; wörtlich: Gefühl und Willen) im menschlichen Körper selbst (Renti Benshen), sie greifen direkt die Funktionen der Organe (Zang Fu) an, beeinflussen die Zirkulation von Qi und Blut; deswegen sieht die Chinesische Medizin in den Sieben Emotionen einen führenden inneren Krankheitsfaktor. Die Sieben Emotionen repräsentieren den durch jedwelchen äußeren Reiz konstituierten „psychischen“ Zustand des Menschen. Normalerweise führen diese äußeren Reize nicht zu krankhaften Äußerungen der Sieben Emotionen. Sollten die Reize aber zu stark oder langandauernd sein, oder wenn der Mensch sie nicht korrekt verarbeiten kann, können sie zu Krankheiten führen.“ (Hubei Zhonyi Xueyuan, zit. nach OTS 51, 161).
Damit wird deutlich, dass den Emotionen nicht derselbe Eigenwert zukommt wie in unserem westlichen Denken: „Emotionen werden in der chinesischen Sicht durch die Dinge der Außenwelt angeregt, dann führen sie zu Veränderungen der Organe, von Qi und Blut etc.; letztlich wird shen, die alles kontrollierende Funktion des Herzens, in diese Unruhe und Disharmonie einbezogen. Nur in dieser Funktion werden die Emotionen verstanden. Sie sind Krankheitsfaktoren, nicht die Erkrankung selbst.“ (OTS 162).
Vor diesem Hintergrund lässt sich auch verstehen, warum die Arzt-Patienten-Kommunikation innerhalb der Chinesischen Medizin in ihrem Herkunftsland sehr viel weniger auf der psycho-verbalen Ebene stattfindet. Der Behandler in China liest aus den Zeichen und Symbolen somatischer Beschwerden des Patienten, ob es sich um eine emotional bedingte Störung oder eine primär somatische Störung handelt. Klagt ein Patient zum Beispiel über „Völlegefühl unter dem rechten Rippenbogen“ und „Migräne“, so schließt der chinesische Behandler auf „Ärger“, drückt dies aber organbezogen als „Leber-Qi-Stagnation“ aus, eben weil die Hauptursache für dieses Syndrom emotionale Entgleisungen sind.
Dennoch sei hier angemerkt, dass – im Gegensatz zu oben Beschriebenem – Emotionen (e-motion = Herausbewegen) sehr wohl unabhängig von äußeren Reizungen entstehen können, z. B. aus Erfahrungen, Träumen, Bestrebungen (Zhi 志) oder Liebe.
In der Chinesischen Medizin wird die seelisch geistige Dimension im Herz (Xin) somatisiert, lokalisiert, fokussiert. So wie die Gefühlsregungen (Fünf Emotionen Wu Zhi 五志) in einem wechselseitigen Verhältnis zu den Organen stehen, finden sich auch die Fünf Wirkkräfte Wu Shen (Hun 魂, Shen 神, Yi 魄, Po 魄, Zhi 志) in wechselwirkendem Verhältnis zu den Organsystemen.
„Wenn allein von Shen 神 die Rede ist, also ohne den Kontext der fünf Yin-Organsysteme, so steht der Geist-Shen häufig im Zusammenhang einer allgemeinen Lebens- und Geisteskraft; er selbst stellt eine spezifische Verbindung zwischen Essenz (Jing 精) und Qì 气 dar. Shen wird damit zwar dem Herzen zugeordnet; doch durchflutet er den ganzen menschlichen Leib.“ (MES 151) Das Gehirn erhielt in der chinesischen Tradition erst durch Li Shizhens Formulierung, dass das Gehirn der Ort des ursprünglichen Shen sei, eine über die Funktion als außerordentliches Organ hinausgehende Bedeutung. (vgl. MES 202)
Vergleichbare Ansätze vertrat die Humoralpathologie nach Galen (Galenos von Pergamon, 2. Jh. n. Chr., griechischer Arzt und Anatom): die Temperamente (Sanguiniker, Choleriker, Phlegmatiker, Melancholiker) spiegeln die unterschiedlichen Säftemischungen und Qualitäten der Elemente wider. Vermittelndes Agens von Körper zu Seele ist Pneuma (spiritus). Den Seelenkräften zugeordnet sind die wichtigsten Körperorgane: Spiritus animalis wird im Gehirn erzeugt, Spiritus vitalis im Herz und Spiritus naturalis in der Leber. Die Kraft oder das Lebensvermögen, welches die Seele aus sich heraus entwickelt, um die Funktionen zu erfüllen, ist die Facultas (lat. Möglichkeit, Fähigkeit, Vermögen). (HUM 43ff.)
Aus dem Blickwinkel der Humoralpathologie werden „Shen-Störungen“ folgendermaßen unterschieden:
Geist-Shen, eingeordnet in die Wandlungsphase Feuer, wird an herausragender Stelle durch Hitze-Befunde beeinträchtigt.
Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Fülle und Mangel.
Eine Beunruhigung des Shen, Ruhelosigkeit, kann sich in beiden Fällen zeigen. Ihr Charakter unterscheidet sich jedoch je nachdem, ob ihr eine Fülle oder Mangel zugrunde liegt. Fülle-Syndrome zeigen sich oft als Hitze, Schleim oder andere Blockaden.
Cave
In seiner vollen Ausprägung erfordert dieses Syndrom psychiatrische Behandlung.
Die struktiven Ressourcen haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf Shen. Feuer (Herz) und Wasser (Nieren) befinden sich im Kreis der Fünf Wandlungsphasen auf einer Achse, der Achse der Aktualität. Somit stehen Zhi 志 (Wille) und Shen 神 (Geist) in einem engen Verhältnis, auf das die Yin-Reserven einen nachhaltigen Einfluss haben. Ist diese Reserve geschwächt, machen Patienten vordergründig einen relativ freudigen, lebendigen und humorvollen Eindruck. Im genauen diagnostischen Blick entpuppt sich dies als überschießende, wenig verankerte Aktivität, also als Überdrehtheit mit zu häufigem Lachen unter der subjektiven Devise „Hauptsache gut drauf“. Demgegenüber verbreiten Patienten mit Herz-Blut-Leere zwar auch eine hektische Freude, grübeln aber mehr und sind müder als Yin-Leere-Patienten.
Neben der oben erwähnten Achse der Aktualität (Shen-Geist 神 und Zhi-Wille 志), also der Achse von Emotionalität und Rationalität, ist auch die Achse der Potenzialität, also Po 魂 (Trauer, Schuld, Dazugehören, Herde) und Hun 魂 (Ärger, Aggression, Zorn, Autonomie), zu betrachten und gegebenenfalls in der Rezeptur zu beachten.
Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die energetische Ausbalancierung zwar den Individuen Kraftpotenziale zur Verfügung stellt, die von diesen auch dazu genutzt werden können, reale Probleme zu ertragen, dies aber oft alleine nicht ausreicht. So kann z. B. ein wirklich schlechter, Konflikt beladener Arbeitsplatz auf Dauer nicht durch eine noch so gute Rezeptur kompensiert werden. Die Lösung der zugrunde liegenden Konflikte ist immer die beste (z. B. einen angemessenen Arbeitsplatz finden).
Zur nachhaltigen Therapie von Shen-Störungen sind weitere Pathomechanismen zu eruieren und bei der Zusammenstellung von Rezepturen zu berücksichtigen:
(POR 1978: 288f.; POR 1984: 248f.; GRE 2009: 9f., 60, 217f.; HUM 245f.; GRE 2004: 145f., 181f., 385f.; PLA 1f.; FOL 1603f.)
Auch wenn alle Kräuter Shen beeinflussen, gibt es doch einige, die dies in besonderem Maße bewerkstelligen. Diese sind im Folgenden aufgeführt.
Siehe ▶ Abb. 15.1 und ▶ Tab. 15.1.
▶ Tab. 15.1 Monografie Eschscholzia california.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Eschscholzia california, herb. | Kalifornischer Mohn, Kraut | kühl | leicht bitter | He, Le | 1–5 g getr. Droge für Infus; 10–60 Tr. Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Shen absenkend, beruhigend | Schlafstörungen Ängste Palpitationen | ||||
Leber-Yang absenkend | Übererregtheit leichte Hypertonie, Kopfschmerzen Enuresis nocturna | ||||
Qi bewegend | Schmerzen, Zahnschmerzen, Kopfschmerzen Krämpfe, Koliken, Menstruationskrämpfe Muskelschmerzen | ||||
LEX, RÄT (1998), MTD 345f., HOL 844f., FBR 252f.; WAG 234, HOM 211 |
Allgemeine Bemerkungen gutes symptomatisches Schlafmittel; angstlösend
Cave
Schwangerschaft
Siehe ▶ Abb. 15.2 und ▶ Tab. 15.2.
▶ Tab. 15.2 Monografie Hypericum perfoliatum.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Hypericum perfoliatum, herb. | Johanniskraut | warm | leicht bitter, süß, adstringierend | He, Le, Bl, Lu, Ni | 1–8 g getr. Droge für Infus; 10–60–120 Tr. Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Shen harmonisierend, Herz-Qi bewegend und stärkend | Melancholie, Depression, nervöse Erschöpfung, klimakterische Beschwerden Schock, Angstzustände, Schlafstörungen, Bettnässen |
||||
Leber-Qi bewegend, Inneren Wind beruhigend, Hun besänftigend | Kopfschmerzen, Migräne, Trigeminusneuralgie Störungen der Gallesekretion, Miktionsstörung, Magen-Darm-Koliken; Dysmenorrhöe Apoplexie |
||||
Blut bewegend („resolviert geronnenes Blut“) | Verletzungen, stumpfe Traumen; Hämorrhagien | ||||
Wind-Feuchtigkeit und Schleim ableitend | Verschleimung des Atmungstraktes Bronchitis, Kurzatmigkeit, dünner weißer Schleim Muskelschmerzen und Verspannungen, Rheuma |
||||
adstringierend | Diarrhöe, Enteritis, uterine Blutungen Bettnässen, chron. Zystitis |
||||
Wind-Feuchtigkeit trocknend und Hitze klärend | Hauterkrankungen (Ekzeme, Dermatitis); Zystitis; Enteritis; Kinderkrankheiten; virale Infekte, mit Hautbeteiligung (Röteln, Windpocken; Kribbeln, Brennen, Schmerzen der Haut) | ||||
Qi und Blut bewegend | lokale Anwendung: Verletzungen, stumpfe Traumen, Prellungen, Neuralgien, Muskelschmerzen und Verspannungen | ||||
HUM 176, SCH 944f., LON 292f., LEX, RÄT (1998), MTD 183f., HOL 565f., FBR 309f.; WAG 413f., HOM 264f., ROS, Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO |
Nebenwirkungen
fotosensibilisierend, MAO-Hemmung
Wechselwirkungen
mit einer Reihe Psychopharmaka
Siehe ▶ Abb. 15.3 und ▶ Tab. 15.3.
▶ Tab. 15.3 Monografie Veronica officinalis.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Veronica officinalis, herb. | Ehrenpreis, Kraut | neutralwarm | aromatisch, adstringierend, bitter, (süß) | He, Ga, Lu, Mi, Ma, (Bl) | 1–9 g getr. Droge für Infus; 10–30–90–120 Tr. Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Gallen- und Herz-Qi stärkend („macht freudig, kühn, ruhigen Sinnes; gibt Mut und Entschlusskraft, erleichtert die Zunge“) | Furchtsamkeit, Schüchternheit, Mutlosigkeit, Sorgen, Melancholie, angstvolle Palpitationen | ||||
Lungen-Qi stärkend und Oberfläche regulierend | Infektionsprophylaxe Atemnot, „Schwachbrüstigkeit“ | ||||
Milz-Qi stärkend („macht mager und verzehrt alle böse Feuchte“) | Verdauungsstörungen Appetitlosigkeit Gedächtnisschwäche |
||||
Schleim und Feuchtigkeit umwandelnd und beseitigend | Bronchitiden mit viel Schleim, Asthma, Husten, Keuchatmung Arteriosklerose, Cholelithiasis, Gallen- und Nierengrieß Lymphknotenschwellungen |
||||
Wind (und Feuchtigkeit) aus Haut und Gelenken ableitend | rheumat. Erkrankungen; Gicht; Altersjucken Hauterkrankungen, juckende Ekzeme | ||||
HUM 219, SCH 1091f., LON 179f., LEX, FBR 566f., GAR 218, TAB; MON 488f., HOM 310, MAD 2802f., UJH 583f. |
Allgemeine Bemerkungen wichtiges Shen-Kraut, der „deutsche Ginseng“; (Veronica virginica = Leptandra: andere Energetik, kühlt v. a. Feuchte-Hitze)
Siehe ▶ Abb. 15.4 und ▶ Tab. 15.4.
▶ Tab. 15.4 Monografie Valeriana officinalis.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Valeriana officinalis, rad. | Baldrian, Wurzel | neutral | bitter, süß, aromatisch, scharf | He, Le, Lu, Ma, Därme | 1–9 g getr. Droge für Infus; 10–60–150 Tr. Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Shen beruhigend | Hypertonie, Nervenschwäche, Panikattacken Schlaflosigkeit, nervöse Herzleiden Unruhezustände, Angstzustände |
||||
Leber-Yang besänftigend, Leber-Wind sedierend | Kopfschmerzen, Migräne Epilepsie, Konvulsionen, Krämpfe Gesichtslähmung |
||||
Qi bewegend | Spasmen, Schmerzen Keuchhusten, Asthma Darmkoliken, Reizdarm Magenkrämpfe, Gastritis |
||||
diuretisch | Ödeme, Aszites Steinleiden Bettnässen |
||||
leicht Yin und Blut stärkend | Hitzewallungen Augenstörungen Palpitationen, Magen-Darm-Ulzera Knochenbrüche, Wundheilungsstörung |
||||
HUM 218, SCH 1087f., LON 286f., LEX, FBR 558f., GAR 214f., TAB; MON 480f., HOM 513, MAD 2770f., TIB 363f., HOL 522f., AYU 524f., FOS 209; LBF 58, Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO |
Allgemeine Bemerkungen Leicht Yin und Blut stärkend, somit gut für Leere-Hitze, kann aber bei exzessivem Gebrauch Hitze erzeugen und Cannabis-ähnliche Wirkungen haben; evtl. paradoxe Wirkung z. B. bei Schilddrüsenerkrankungen
Siehe ▶ Abb. 15.5 und ▶ Tab. 15.5.
▶ Tab. 15.5 Monografie Melissa officinalis.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Melissa officinalis, fol. | Melisse, Blätter | neutralwarm | sauer, aromatisch, leicht bitter | He, Pe, Lu, Le, Ma | 1–10 g getr. Droge für Infus; 10–60–90 Tr. Tinktur |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Shen und Hun beruhigend, blockierten Shen bewegend, Herz-Qi stärkend | Schlafstörungen, Gedächtnisstörungen, Neurasthenie, Hysterie, Melancholie, Traurigkeit, Hypochondrie, Phobien, Tinnitus Palpitationen, Müdigkeit |
||||
leicht Herz- und Leber-Blut stärkend | Anämie, Chlorose, Schwindel, Ohnmacht, Vertigo, Hitzewallungen, graue Haare, „schwache Augen“ |
||||
Qi bewegend und regulierend | Krämpfe in Magen, Bauch und Herz, Blähungen, Koliken, nervöse Magen-Darm-Störungen Gastritis, Brechreiz, Mundgeruch Blähungen, Dyspepsie Dysmenorrhöe, unruhige Mutter |
||||
Wind-Hitze ausleitend | Asthma, chronische Bronchitis Herpes |
||||
HUM 186, SCH 973f., LON 260f., LEX, FBR 363f., GAR 138f., TAB; MON 286f., MAD 1866f., MTD 137f., TSF 362f., KÖL 219f., WILL 354f., ZIZ 301f., Positivmonografien Kommission E, ESCOP, WHO |
Allgemeine Bemerkungen synergistisch mit hochprozentigem Alkohol im Melissengeist zur Erfreuung älterer Menschen
Siehe ▶ Abb. 15.6 und ▶ Tab. 15.6.
▶ Tab. 15.6 Monografie Viola odorata.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Viola odorata, herb., flor., rad. | Veilchen, Kraut/Blüten/Wurzel | kühl | aromatisch, süß, wässerig, etwas scharf | Lu, He, Pe, Le | 1–5 g getr. Droge für Infus; 10–30–90–120 Tr. Tinktur/extr. fluid. |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Lungen-Hitze klärend, Hitze-Schleim ausleitend | Husten mit gelbem Auswurf, Sinusitis; Fieber; Laryngitis raue Kehle, Halsschmerzen | ||||
trockenen Schleim befeuchtend, Lungen-Yin stärkend, Leere-Hitze kühlend | chronischer Husten; trockener Husten, Husten mit zähem Sputum; trockener Mund und Rachen, Durst | ||||
toxische Hitze kühlend | Geschwüre, Geschwulst Furunkel, Karbunkel Akne | ||||
Hitze (-Schleim) im Herz kühlend | Geistesverwirrung, Schlaflosigkeit, Unruhe, Fieber schwaches Herz (Palpitationen) erregten Shen beruhigend | ||||
Inneren Wind besänftigend | Epilepsie Hypertonie | ||||
HUM 220, SCH 1094f., LON 395f., LEX, TAC 144, FBR 568f., GAR 219f., MAD 2821f., KÖL 311f., WILL 484f., AYU 534f. |
Allgemeine Bemerkungen Kühlendes Shen-Kraut. Zur Behandlung von Lungen-Hitze oder Hitze-Schleim ist die Wurzel geeigneter, für Herz- oder Shen-Indikationen sind Kraut oder Blüten einzusetzen.
Siehe ▶ Tab. 15.7.
▶ Tab. 15.7 Monografie Anemone pulsatilla.
Name (lat.) | Name (dt.) | Temperatur | Geschmack | Organbezug | Tagesdosis |
---|---|---|---|---|---|
Anemone puls., herb. | Küchenschelle/Kuhschelle, Kraut | kalt | bitter | He, Ni | 0,36–0,9 g getr. Droge, 0,5–3ml Tinktur (1 : 10) |
Wirkbeschreibung | Indikationen | ||||
Leere-Hitze im Herz klärend, Shen beruhigend | Ruhelosigkeit mit Hitze-Empfindungen; Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, Hyperaktivität; Reizüberflutung, Ängstlichkeit, Panikattacken | ||||
Qi der Leber und Niere regulierend und bewegend, Blut bewegend | Störungen der Menstruation (Dysmenorrhöe); Kopfschmerzen, Asthma, Brustenge, im Zusammenhang mit Angst/Schock; sich ausgeliefert fühlen/innerlich unter Druck stehen, durch extreme Ansprüche an sich selbst; Angst zu versagen/die Kontrolle zu verlieren | ||||
ROS, HOM 416f., GAR 164f., HOL 593f., MAD 2242f., SCH 1029, MTD 179f., SPA 83, UJH 490f. |
Allgemeine Bemerkungen Die Pflanze ist sehr giftig und daher verschreibungspflichtig. Sie enthält in allen Teilen bis zu 0,1 % Protoanemonin, das bei innerer Aufnahme zu Erbrechen, Durchfall und Schwindelanfällen, aber auch zu Krämpfen und Lähmungserscheinungen führen kann. Beim Trocknen der Pflanze wird Protoanemonin in das ungiftige Anemonin überführt.
Die berühmte homöopathische Pulsatilla wird aus der frischen Pflanze hergestellt.
Kontraindikationen
Schwangerschaft
Abschließend sei auf eine Auswahl von Kräutern verwiesen, die in anderen Kapiteln stehen, aber wichtig sind, um den Geist auszubalancieren, die einen besonders ausgeprägten Shen-Bezug haben:
Piperis methystici rhiz. tinct., extr., fluid.
Siehe ▶ Tab. 15.8.
▶ Tab. 15.8 Rezeptur Ängstliche Lethargie.
Kräuter | Menge | Temperatur | Geschmack | Wirkung in der Rezeptur |
---|---|---|---|---|
Veronica off., herb.. | 30 ml | neutralwarm | aromatisch, adstringierend, bitter, (süß) | gibt Mut und Entschlusskraft |
Leonurus cardiaca | 20 ml | neutral | bitter, leicht würzig-scharf, adstringierend | bewegt und stärkt das Herz-Qi, Shen beruhigend |
Eleutherococcus sent., rad.. | 20 ml | warm | süß, scharf, bitter | stärkt Qi und Yang von Herz und Niere |
Centella asiat., herb. | 20 ml | kühl | bitter, süßlich, etwas scharf | stärkt Qi, Jing und Shen |
Cinchona, cort. | 10 ml | kühl | bitter | stärkt Herz und Milz, über die Mitte leicht Blut stärkend |
Dosierung 3 × 30 Tr. tgl.
Syndrom Herz- und Gallen-Qi-Mangel
Siehe ▶ Tab. 15.9.
▶ Tab. 15.9 Rezeptur Depressionen und Verwirrtheit.
Kräuter | Menge | Temperatur | Geschmack | Wirkung in der Rezeptur |
---|---|---|---|---|
Ruta graveolens, herb. | 30 ml | warm | aromatisch, adstringierend, bitter, (süß) | bewegt Blut, zerteilt Schleim, Wahnsinn bessernd |
Acorus calamus, rhiz. | 20 ml | warm | bitter, leicht würzig-scharf, adstringierend | zerstreut Schleim, öffnet die Sinne, stärkt die Mitte |
Eleutherococcus sent., rad. | 20 ml | warm | süß, scharf, bitter | stärkt Qi und Yang von Herz und Niere |
Hypericum perf., herb. | 20 ml | warm | leicht bitter, süß, adstringierend | Shen harmonisierend, Hun besänftigend, bewegend |
Convallaria, herb. | 10 ml | neutral | bitter, scharf, süß | stärkt Herz und Niere, bewegt Blut und Qi |
Dosierung 3 × 30 Tr. tgl.
Syndrom Schleim staut das Herz-Yang.
Siehe ▶ Tab. 15.10.
▶ Tab. 15.10 Rezeptur Ruhelos, getrieben mit psychotischen Tendenzen, Herzklopfen.
Kräuter | Menge | Temperatur | Geschmack | Wirkung in der Rezeptur |
---|---|---|---|---|
Polygonum bist., rhiz. | 27 ml | kalt | sauer, adstringierend, leicht bitter | kühlt Hitze, klärt Feuchte-Hitze, schützt das Herz vor Hitze |
Viola odorata, herb. | 20 ml | kühl | süß, sauer, (bitter) | Herzporen von Schleim-Hitze befreiend, kühlend |
Asperula odorata, herb. | 20 ml | kühl | würzig, bitter, leicht scharf, (herb-adstringierend) | bewegt Blut und Qi, sedierend, kühlend |
Rheum palm., rhiz. | 15 ml | kühl-kalt | bitter, sauer | leitet Hitze über den Darm aus |
Taraxacum off., rad. | 15 ml | kühl | bitter | kühlt, leitet Hitze über den Urin aus |
Helleborus niger, rad. | 3 ml | warm | sehr bitter, scharf | Wahnsinn besänftigend Cave: toxisch |
Dosierung 3 × 30 Tr. tgl.
Syndrom Loderndes Herz-Feuer
Siehe ▶ Tab. 15.11.
▶ Tab. 15.11 Rezeptur Bipolare Störung.
Kräuter | Menge | Temperatur | Geschmack | Wirkung in der Rezeptur |
---|---|---|---|---|
Hypericum perf., herb. | 20 ml | warm | leicht bitter, süß, adstringierend | Shen harmonisierend, Hun besänftigend, bewegend |
Valeriana off., rad. | 20 ml | etwas warm | bitter, süß, aromatisch, scharf | Shen beruhigend, Leber-Yang absenkend, Struktivität stärkend |
Melissa off., fol. | 15 ml | neutral warm | sauer, aromatisch, leicht bitter | Shen und Hun beruhigend, Blut stärkend und erfrischend |
Ruta graveolens, herb. | 15 ml | warm | bitter, aromatisch scharf | bewegend, dynamisierend; Wahnsinn besänftigend |
Tribulus terrestris, fruct. | 15 ml | neutral | bitter, scharf, süß | Leber-Yang absenkend, Wind beruhigend |
Avena sativa Urtinktur | 10 ml | neutral | fade, süßlich, neutral | stärkt Herz-Blut |
Helleborus niger, rad. | 5 ml | warm | sehr bitter, scharf | Wahnsinn besänftigend Cave: toxisch |
Dosierung 4 × 30 Tr. tgl.
Beachte: Zu Yin- und Blut-Aufbau sind unbedingt diätetische Maßnahmen zur Unterstützung zu verordnen.
Syndrom Herz-Blut-Mangel, aufsteigendes Leber-Yang