Sehenswertes

Siegessäule: 1873 wurde die Siegessäule mit der Viktoria obenauf zur Erinnerung an die preußischen Feldzüge gegen Dänemark, Österreich und Frankreich vor dem Reichstag aufgestellt. Der umlaufende Historienfries erinnert an die Schlachten. Die (später vergoldeten) Kanonenrohre, die die Säule zieren, sind Beutestücke. Albert Speer, der das Wahnsinnsprojekt „Germania“ verfolgte, ließ die Säule in die Mitte des Großen Sterns verlegen, der Teil der neuen Ost-West-Achse werden sollte (→ Kasten, S. 22). Mit dem Umzug der Säule kamen auch die Denkmäler für Bismarck, Moltke und Roon zum Großen Stern, zuvor standen hier 16 Marmorstatuen von Figuren der antiken Mythologie. Von den Berlinern wurden sie als „Puppen“ bezeichnet, wovon sich der Ausdruck „bis in die Puppen“ für eine lange Wegstrecke ableitet. Auch die Viktoria hat einen Spitznamen: „Goldelse“. In den 1930ern galt sie einem billigen Witz nach als die billigste Matrone der Stadt, denn es kostete nur eine Mark, sie zu besteigen ... 285 Stufen sind es hinauf bis zur Aussichtsplattform.
Großer Stern (die Säule ist durch unterirdische Gänge zu erreichen), s16.gif Bellevue. April-Okt. Mo-Fr 9.30-18.30 Uhr, Sa/So bis 19 Uhr, Nov.-März tägl. 9.30-17.30 Uhr. 3 €, erm. 2,50 €.
Am Großen Stern grüßt die Goldelse
Haus der Kulturen der Welt: Die muschelförmige Kongresshalle von Hugh Stubbins (ehemals Assistent von Walter Gropius) entstand als Beitrag der USA zur Interbau 1957 in Berlin. Heute beherbergt sie das „Haus der Kulturen der Welt“ und damit einen Ort für internationale zeitgenössische Kunst und ein Forum für aktuelle Diskussionen. Zur Spree hin lädt die gemütliche Terrasse des Restaurants „Auster“ auf eine Pause ein, auf der anderen Seite des Gebäudes steht Henry Moores majestätische Skulptur Schmetterling inmitten eines Wasserbeckens. Der 42 m hohe schwarze Turm in der Nähe beherbergt ein Carillon; Glockenspiele stets um 12 und 18 Uhr, Konzerte von Mai bis September meist So um 15 Uhr.
John-Foster-Dulles-Allee 10, u16.gif Bundestag. Mi-Mo 11-19 Uhr. Eintritt variabel. www.hkw.de.
Hansaviertel und Akademie der Künste: Das Hansaviertel erstreckt sich zwischen den S-Bahnhöfen Tiergarten und Bellevue. Es entstand zur Internationalen Bauausstellung Interbau 1957 und war Ausdruck eines politischen Konkurrenzdenkens: Im Ostteil der Stadt wurde gerade die Stalinallee hochgezogen (→ Kasten, S. 230), da lud der Westteil 53 Architekten aus 13 Ländern ein, um eine Stadt von morgen zu kreieren, eine Mustersiedlung mit Kirchen, Geschäften, Büchereien, Kino (heute das GRIPS-Theater, → Kultur, S. 64) und Wohnquartieren im Grünen. Zu den bedeutendsten Bauwerken gehören der neunstöckige Apartmentblock von Walter Gropius (Händelallee 3-9), die Zeilenhochhäuser von Oscar Niemeyer (Altonaer Str. 4-14) und Alvar Aalto (Klopstockstr. 30-32), das Punkthochhaus von Klaus Müller-Rehm und Gerhard Siegmann (Klopstockstr. 2) und das Eternit-Haus von Paul Baumgarten (Altonaer Str. 1).
Auch die Akademie der Künste (seit 2005 Hauptsitz am Pariser Platz,→ S. 124) liegt im Hansaviertel, war aber nicht für die Interbau geplant. Der Flachbau mit einer Statue von Henry Moore davor dient Veranstaltungen und temporären Ausstellungen. Eine Infotafel zu allen Bauten findet man u. a. am S-Bahnhof Bellevue (Richtung Akademie der Künste).
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, s16.gif Bellevue. Tägl. (außer Mo) 11-19 Uhr. Eintritt variabel. www.adk.de.
Gemäldegalerie: Grandios, nur nicht von außen! Die Galerie beherbergt eine umfassende Sammlung europäischer Malerei vom 13. bis zum 18. Jh. Der fast 2 km lange Rundgang durch die verschiedenen Kunstlandschaften und Epochen führt an über 1000 Meisterwerken (u. a. von Raffael, Tizian, Caravaggio, Rubens und Rembrandt) vorbei - allesamt in stilvollen, klassisch proportionierten Sälen und Kabinetten in Szene gesetzt. Was für den einen alte Schinken sind, ist für den anderen ein Highlight seines Berlintrips, aus der ganzen Welt reisen Besucher wegen dieses Museums an. Übrigens - wer den Audioguide durchhören will (10 Std.!), sollte donnerstags kommen: längere Öffnungszeiten ...
Matthäikirchplatz 8, s16.gif+u16.gif Potsdamer Platz. Di-So 10-18 Uhr, Do bis 20 Uhr. 10 €, erm. 5 €. Für die Bereichskarte → Kasten. www.smb.museum.
Bereichskarte Kulturforum: Dieses Ticket für 12 € (erm. 6 €) gilt für die Gemäldegalerie, das Musikinstrumenten-Museum, die Neue Nationalgalerie und - wenn wiedereröffnet, was den Ticketpreis erhöhen wird - das Kunstgewerbemuseum (inkl. Schloss Köpenick). Weitere Spartipps → S. 100.
Kupferstichkabinett und Kunstbibliothek: Der Gebäudetrakt, der an die Gemäldegalerie anschließt, beherbergt einen weiteren Superlativ. Auch die grafischen Sammlungen des Kupferstichkabinetts gehören zu den größten und bedeutendsten weltweit: über 500.000 druckgrafische Werke und etwa 110.000 Zeichnungen, Aquarelle, Pastelle und Ölskizzen aus 1000 Jahren Kunst- und Kulturgeschichte. Wegen der Empfindlichkeit der Kunstwerke gibt es keine permanente Ausstellung. Der unerschöpfliche Fundus lässt aber temporäre Schauen mit Werken von Botticelli oder Dürer genauso zu wie von Picasso oder Warhol.
Eine Etage darunter befinden sich die Ausstellungsräume der Kunstbibliothek, die ebenfalls über herausragende Bestände verfügt (u. a. Sammlungen von Handzeichnungen, Ornamentstichen, Plakat- und Reklamekunst, Gebrauchsgrafik, Buchkunst und Fotografie). Sie werden in regelmäßigen Abständen in Sonderausstellungen gezeigt.
Matthäikirchplatz 8, s16.gif+u16.gif Potsdamer Platz. Jeweils tägl. (außer Mo) 10-18 Uhr. Jeweils 6 €, erm. 3 €. www.smb.museum
Kunstgewerbemuseum: Die Sammlungen des Kunstgewerbemuseums verteilen sich auf zwei Standorte - auf den hiesigen am Kulturforum und auf den im Schloss Köpenick(→ S. 269). Im Kulturforum steht europäisches Kunsthandwerk vom Mittelalter bis zur Gegenwart im Vordergrund. Seit 2012 ist die Sammlung jedoch wegen Restaurierung geschlossen, die Wiedereröffnung ist für Herbst 2014 geplant. Zu entdecken gibt es dann wieder unendlich viel an all den schönen Dingen, mit denen sich einst Klerus, Hof, Adel und Patriziat zierten und inszenierten. Zu den Highlights gehören der Welfenschatz und das Lüneburger Ratssilber.
Matthäikirchplatz, s16.gif+u16.gif Potsdamer Platz. www.smb.museum
Das Haus der Kulturen der Welt nennt man auch „Schwangere Auster“
Neue Nationalgalerie: Die Sammlung der Neuen Nationalgalerie schließt chronologisch an die Bestände der Alten Nationalgalerie (→ S. 128) an. Sofern der „lichte Tempel aus Glas“ von Mies van der Rohe nicht für Sonderausstellungen genutzt wird, präsentiert die Neue Nationalgalerie darin ihr Werkspektrum von der klassischen Moderne bis zur Kunst der 1970er-Jahre (meist mit Werken von Munch, Kirchner, Picasso, Klee, Feininger, Dix oder Kokoschka). Rund um das Haus Plastiken u. a. von Moore, Avramidis und Renoir (im Garten). Schnell hingehen: Ab 2015 wird das Haus vom Architektenbüro David Chipperfield grundsaniert und nicht vor 2018 wieder öffnen.
Potsdamer Str. 50, s16.gif+u16.gif Potsdamer Platz. Tägl. (außer Mo) 10-18 Uhr, Do bis 20 Uhr. 10 €, erm. 5 €. Für die Bereichskarte → Kasten. www.smb.museum.
Philharmonie: Die Philharmonie, 1960-63 von Hans Scharoun im Sinne seiner „demokratischen Architektur“ erbaut, ist ein außergewöhnlicher Konzertsaal: Für die 2240 Besucher gibt es keine Ränge, sondern miteinander verbundene Terrassenlandschaften. Das fünfeckige Orchesterpodium bildet den Mittelpunkt. Die Akustik ist grandios, ganze zwei Sekunden hallt der Klang nach. Im Foyer, das mit Reling, Bullaugen und verschiedenen „Decks“ an einen Ozeandampfer erinnert, wird Scharouns Faible für den Schiffsbau deutlich. Nach seinen Plänen wurden in den 1980ern auch das rückwärtige Musikinstrumenten-Museum (s. u.) und der Kammermusiksaal (1180 Plätze) daneben erbaut. Die Philharmonie ist Heimat der Berliner Philharmoniker, die mit Dirigenten wie Herbert von Karajan, Claudio Abbado und heute Sir Simon Rattle zu Weltruhm gelangten.
Herbert-von-Karajan-Str. 1, s16.gif+u16.gif Potsdamer Platz, phone16doubleline.gif 35488999 (für Tickets). Führungen (1 Std.) tägl. um 13.30 Uhr; früh kommen, da auf 20 Pers. begrenzt. 5 €, erm. 3 €. www.berliner-philharmoniker.de.
Richard Serras Skulptur Berlin Junction vor der Philharmonie
Musikinstrumenten-Museum: Das Museum im rückwärtigen Teil der Philharmonie (s. o.) besitzt eine der bedeutendsten Sammlungen an Instrumenten der europäischen Kunstmusik weltweit. Darunter sind solche, die der Laie nicht mal vom Namen her kennt: Bassetthorn, Bumbass, Orphika, Trumscheit, Tenorpommer, Serpent, Musette oder Zister. Eines der kostbarsten Exponate ist das Bach-Cembalo. Selbstverständlich sind auch Bechstein-Klaviere aus Berlin dabei.
Ben-Gurion-Straße, s16.gif+u16.gif Potsdamer Platz. Di-Fr 9-17 Uhr, Sa/So 10-17 Uhr. 4 €, erm. 2 €. Auch hier gilt die Bereichskarte Kulturforum (→ Kasten S. 184), www.mim-berlin.de.
Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin: Der Ostflügel des Bendlerblocks (heute zum Verteidigungsministerium gehörend) war während der Nazizeit Sitz des Oberkommandos des Heeres. Unter Führung von General Friedrich Olbricht bildete sich hier das Zentrum des militärischen Widerstands. Am Operationsplan „Walküre“ war Oberst Schenk Graf von Stauffenberg beteiligt, jener Mann, dessen Attentatsversuch auf Hitler im Führerhauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen am 20. Juli 1944 misslang. Noch am selben Abend wurden Stauffenberg, Olbricht und weitere Verbündete in genau jenem Hof erschossen, durch den man heute Zutritt zur Gedenkstätte hat. Die Ausstellung „Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ ist spannend und aufschlussreich, in der Fülle und Präsentationsweise aber etwas erschlagend. Bis Mitte 2014 ist jedoch eine Neugestaltung geplant.
Stauffenbergstr. 13-14, von u16.gif Wittenbergplatz o. u16.gif Mendelssohn-Bartholdy-Park mit Bus M 29 bis Haltestelle Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Mo/Mi/Fr 9-18 Uhr, Do bis 20 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr. Eintritt frei, öffentliche Führungen So um 15 Uhr. www.gdw-berlin.de.
Bauhaus-Archiv - Museum für Gestaltung: In einem von Walter Gropius, dem Gründer des Bauhauses (1919-1933), entworfenen Gebäude präsentiert das Bauhaus-Archiv eine Ausstellung zur bedeutendsten Schule für Architektur, Design und Kunst des 20. Jh. Angegliedert ein Bauhaus-Shop und ein kleines Café mit guten Tagesgerichten.
Klingelhöferstr. 14, von u16.gif Wittenbergplatz o. u16.gif Mendelssohn-Bartholdy-Park mit Bus M 29 bis Haltestelle Lützowplatz. Tägl. (außer Di) 10-17 Uhr. Mi-Fr 6 €, erm. 3 €, sonst 7 €, erm. 4 €. www.bauhaus.de.