Vom Brandenburger Tor zum Fernsehturm

Inhaltsverzeichnis
Länge ca. 3,8 km, Dauer ca. 2 Std.
Das → Brandenburger Tor ist das Wahrzeichen und der touristische Hotspot Berlins. Das einstige Stadttor trennt den Platz des 18. März in Erinnerung an den Revolutionstag 1848 vom Pariser Platz. Oft ist es Zentrum von Kundgebungen: auf der einen Seite die Pro-Rufe, auf der anderen Pfiffe. Vom Platz des 18. März führt die Straße des 17. Juni gen Westen durch den Tiergarten auf die Siegessäule zu (→ Tiergarten, Kulturforum und Diplomatenviertel ab S. 180), vom Pariser Platz führt der Boulevard Unter den Linden gen Osten dorthin, wo einst das Stadtschloss stand und neu entstehen soll.

Pariser Platz

Die grandiose Innenarchitektur
der DZ-Bank am Pariser Platz
Wie das Brandenburger Tor war auch der Pariser Platz an der Sektorengrenze zwischen Ost und West 28 Jahre lang Sperrgebiet und zugleich eine Ödnis. An die einst umliegenden Palais erinnerte nichts mehr. Lediglich ein paar Kaninchen wagten sich seinerzeit in die Nähe der Grenzbeamten. Erst mit dem Wiederaufbau nach der Wende wurde aus dem Karree mit den historischen Abmessungen von 120 x 120 m wieder ein wenig das, was der Platz einmal war: die sog. „Berliner Stube“.
An das Brandenburger Tor grenzt im Norden das → Max-Liebermann-Haus (Hnr. 7). Es steht genau an jener Stelle, wo die Familie Liebermann einst ihr Stadthaus hatte; am Wannsee unterhielt der Maler Max Liebermann zudem noch eine Villa(→ S. 288). Beim Anblick der Fackelzüge der SA durch das Brandenburger Tor tat Liebermann den viel zitierten Ausspruch: „Ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte.“
Weiter im Uhrzeigersinn fällt die von Christian de Portzamparc entworfene Französische Botschaft ins Auge (Hnr. 5) und an der Südseite des Platzes das Hotel Adlon. Das berühmteste Hotel Berlins wurde 1907 eröffnet, der Wiederaufbau erfolgte in Anlehnung an die Originalfassade. Schon Könige und Kaiser logierten hier, darunter auch der verstorbene King of Pop. Michael Jackson residierte übrigens in der Präsidentensuite (12.000 €/Nacht!), die im Thriller Unknown (2011) in die Luft flog.
An das Hotel schließt die gläserne Fassade der → Akademie der Künste an (Hnr. 4). Im Vorgängerbau bastelte Albert Speer an seinen Modellen für die Welthauptstadt Germania.
Die nächste Tür ist ein Muss! Treten Sie ein ins Foyer der DZ-Bank (Hnr. 3). Auch wenn man es von außen gar nicht glauben mag: Hinter der unspektakulären Fassade verbirgt sich spektakuläre Architektur. Verantwortlich dafür zeichnete Frank O. Gehry. Schade, dass der Bausenat mit seinem strikten Regelwerk eine solch unkonventionelle Formensprache nur im Verborgenen duldet.
Wie langweilig dagegen die benachbarte, 2008 eröffnete US-Botschaft. Der Entwurf dazu trägt - wie alle Botschaftsgebäude der US-Amerikaner nach 9/11 - die Handschrift von Terrorismusexperten. Die Welt titelte dazu „Hässlich, aber sicher“.
Unter den Linden
Der Boulevard Unter den Linden ging aus einem Reitweg vom Schloss zum Tiergarten hervor. Auf Anordnung des Kurfürsten Friedrich Wilhelm wurden 1647 die ersten Linden und Kastanien gepflanzt. Damals stromerten hier noch aus den nahen Ställen entflohene Schweine umher. Bis ins 18. Jh. blieb die Allee unbefestigt. Aber dann reihten sich wie Perlen an einer Kette peu à peu repräsentative königliche Bauten aneinander, die das militärische und geistig-künstlerische Preußen widerspiegeln sollten. So wuchs die Allee vom Schloss aus gen Westen und fand mit dem Brandenburger Tor ihren krönenden Abschluss. Die Baulücken füllten Aristokraten und das reiche Bürgertum mit Stadtpalais, Hotels, Cafés, Restaurants und noblen Geschäften. 1925 gab es entlang des Boulevards 18 Automobilsalons, 17 Juweliere, 13 Zigarrenläden und vor allem: viel Verkehr. Polizisten regelten ihn mit Trillerpfeife und Trompete. Das Überqueren der Straße war einer Zeitzeugin zufolge ein „Kunststück für Großstädter, eine Pein für Provinzler“. Zwar stahl der Ku’damm in den Goldenen Zwanzigern den „Linden“ nach und nach die Show und stieg zur ersten Adresse Berlins auf. Die Linden aber blieben weiterhin der Prachtboulevard, bis heute verewigt in Büchern, Bildern, Filmen und Chansons. „Auf 'ner Kilometerlänge sieht man nichts als Menschenmenge“ sang Marlene Dietrich. Und Walter Kollos Linden-Marsch war gar die inoffizielle Berlinhymne: „Solang noch Unter’n Linden die alten Bäume blüh’n, kann nichts uns überwinden. Berlin bleibt doch Berlin.“ Wie wahr! Die Nazis holzten die Bäume ab - Boulevard und Stadt waren gesehen. Vieles, an dem Sie vorbeispazieren werden, ist keine 50 Jahre alt!
Hinweis: 60 m ist der Boulevard breit. In seiner Mitte verläuft unter den Silberlinden eine Promenade, die zum ständigen Seitensprung verführt. Durch den Bau der U-Bahn-Linie 5 (Fertigstellung für 2019 angekündigt) ist die Promenade abschnittsweise leider immer wieder von großen Baustellen unterbrochen.
Gleich rechter Hand, an der Ecke Unter den Linden/Wilhelmstraße, wo heute der Bundestag Büros unterhält, saß einst das DDR-Ministerium für Volksbildung. Zu jener Zeit waren die Linden übrigens die Sackgasse der Nation, das Verkehrsaufkommen glich dem einer Dorfstraße.
Bei → Madame Tussauds gegenüber wurde am 4. Juli 2008 das letzte Attentat auf Hitler verübt: Ein Altenpfleger enthauptete den Führer. Zwei Häuser weiter folgt das Forum Willy Brandt (Hnr. 62-68) mit einer Ausstellung zum Leben und Wirken des SPD-Politikers. Auf der anderen Straßenseite steht die Botschaft der Russischen Föderation.
Übernachten
7Arte Luise Kunsthotel
12Hostel City Stay
29Rocco Forte Hotel de Rome
42Art'Otel Berlin
43The Dude
Essen & Trinken
3Grill Royal
6Kantine des Berliner Ensembles
8Tipica
11Ständige Vertretung
1512 Apostel
16Restaurant und Bar im Fernsehturm
17Domklause
19Cum Laude
22Vapiano
23Zum Nußbaum
24Zur letzten Instanz
27Georgbräu
28Gendarmerie
30Fischers Fritz
31Bocca di Bacco
32Borchardt
35VAU
38Augustiner am Gendarmenmarkt
39Lutter & Wegner
Café
4Böse Buben Bar
9Café im Bode-Museum
20Cafeteria der Humboldt-Universität
26Café Einstein
36Café Konzerthaus
37Deckshaus
39Cafeteria der Musikhochschule Hanns Eisler/Mosaik
44Fassbender & Rausch
Bars & Clubs
2Weekend
29Bebel Bar
33Felix
40Weingalerie Nö!
41Newton Bar
Einkaufen
1Langer Blomqvist
10Walther König
13Ostpaket
21Kulturkaufhaus Dussmann
25Berlin Story
34Ach Berlin
44Fassbender & Rausch
Sonstiges
5Hekticket (Ticketverkauf)
14Segway Tours
18Fahrradstation (Radverleih)
45Fahrradstation (Radverleih)

Als Sowjetische Botschaft wurde der Komplex mit Ehrenhof, Repräsentationssälen, Wohnungen und Schwimmbad im Stil des stalinistischen Neoklassizismus zwischen 1950 und 1953 erbaut.
Nachdem man die Neustädter Kirchstraße überquert hat, liegt gleich linker Hand das bekannte Café Einstein (→ Essen & Trinken/Cafés) und zwei Häuser weiter, ebenfalls linker Hand, der unauffällige Eingang zum ZDF-Hauptstadtstudio (Hnr. 36-38). Im Atrium (mit öffentlich zugänglichem Café) diskutiert u. a. Maybrit Illner mit ihren Gästen (für Tickets,→ S. 92).
An der Ecke zur Friedrichstraße grüßt Wilhelm Tell vom Haus der Schweiz. Es ist eines jener 13 Gebäude zwischen Brandenburger Tor und Universität, die den Krieg halbwegs unversehrt überstanden. Schräg gegenüber, im Büro- und Geschäftszentrum Lindencorso, geht man zum Bentley- und Bugatti-Shoppen.
Unmittelbar nach Überquerung der Charlottenstraße liegt rechter Hand die → KunstHalle der Deutschen Bank, linker Hand die Staatsbibliothek, der größte historische Baukomplex in Berlin-Mitte (1914 eröffnet). Allein die Front misst 107 m in der Breite und reicht bis zur Universitätsstraße, in der Tiefe hat der Komplex eine Länge von 170 m. Seit 2000 wird die Bibliothek generalsaniert und erweitert, der Abschluss der Arbeiten ist für 2016 vorgesehen. Ergänzt wurde der Gebäudekomplex bereits durch den neuen Glaskubus-Lesesaal in der geistigen bzw. räumlichen Mitte. Verantwortlich dafür zeichnet das Architekturbüro HG Merz.
Auf Höhe Universitätsstraße beendet das Reiterstandbild des Alten Fritz die Mittelpromenade. Das Denkmal aus der Mitte des 19. Jh. schuf Christian Daniel Rauch. Figuren zeitgenössischer Persönlichkeiten schmücken den Sockel, darunter Militärs, Angehörige des Königshauses und - unter dem Hinterteil des Pferdes - Vertreter von Kunst und Wissenschaft.
Linker Hand folgt die → Humboldt-Universität. Begründer Wilhelm und Bruder Alexander sitzen an warmen Sommertagen davor - in Marmor auf hohen Sockeln. Im Winter verziehen sie sich in ein geschütztes Depot. Den beiden zu Füßen findet man zumeist Stände mit antiquarischen Büchern.

Bebelplatz

Gegenüber der Humboldt-Universität erstreckt sich der Bebelplatz, ehemals Opernplatz. Auf ihm veranstalteten am 10. Mai 1933 die Stiefellecker der Deutschen Studentenschaft in SA-Uniform im Zuge der Aktion „Wider den undeutschen Geist“ die Bücherverbrennung. Erich Kästner stand bei strömendem Regen unerkannt in der Menge, als der Feuerspruch verkündet wurde: „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe den Flammen die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner!“ Insgesamt wurden 24 deutsche Schriftsteller symbolisch ausgetilgt. Auf Höhe des Schriftzugs der Juristischen Fakultät befindet sich eine Glasplatte im Boden, darunter leere Bücherregale, ein so einfaches wie eindrucksvolles Mahnmal von Micha Ullmann.
Das barocke Gebäude der Juristischen Fakultät selbst wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jh. als Königliche Bibliothek erbaut und nach dem 2. Weltkrieg wie die meisten umliegenden Häuser und Palais wiederaufgebaut. Wegen seiner geschwungenen Form wird es auch „Kommode“ genannt. Zugrunde lag ein Entwurf Fischer von Erlachs für die Wiener Hofburg, der einfach kopiert wurde. Da sich die Wiener mit der Umsetzung des Entwurfes Zeit ließen, war die Kopie über 100 Jahre früher fertig als das Original ...
Die Südseite des Bebelplatzes nimmt das Hotel de Rome ein, das Gebäude wurde einst als Zentrale der Dresdner Bank erbaut (→ Übernachten, S. 46). Links davon erhebt sich die → St.-Hedwigs-Kathedrale, über die Spötter sagen, sie sehe aus wie eine umgestülpte Teetasse.
Neue Wache
Im Osten, gen Fernsehturm, begrenzt die → Staatsoper Unter den Linden das Forum Fridericianum, wie der Bebelplatz von Kunsthistorikern auch genannt wird. Mit dem Ensemble repräsentativer Bauten wollte sich Friedrich II. unvergesslich machen. Zu seiner Zeit war der Besuch des Opernhauses übrigens noch kostenlos, aber nicht fürs Volk - das durfte gar nicht erst hinein.
Weiter entlang der Linden passiert man linker Hand, von einem Kastanienhain umgeben, die → Neue Wache, heute die Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer der Kriege und der Gewaltherrschaft.
Als nächster Bau folgt ebenfalls linker Hand das barocke Zeughaus, die einstige preußische Waffenkammer. Wo einst Kanonen und Gewehre (früher „Geschwindschüsse“ genannt), Trommeln und Trophäen lagerten, präsentiert heute das → Deutsche Historische Museum seine Sammlungen.
Auf der anderen Seite der Linden stehen von rechts nach links das Prinzessinnenpalais, das wegen seiner Nähe zur Oper auch Opernpalais genannt wird (Hnr. 5), und das Kronprinzenpalais (mit Säulenportal, Hnr. 3), in dem der Einigungsvertrag unterzeichnet wurde und in dem hin und wieder Ausstellungen stattfinden. Den Abschluss bildet die Alte Kommandantur (Hnr. 1), heute die gemeinsame Hauptstadtrepräsentanz der Bertelsmann AG und Stiftung. Dieses Ensemble herrschaftlicher Bauten wurde in Anlehnung an die Originalpläne nach dem 2. Weltkrieg wiedererrichtet.
Die Schlossbrücke führt über den Kupfergraben, einen Spreearm. Statuen aus weißem Marmor stellen Athene, Nike und Iris dar, die einen nackten Jüngling in den Kampf begleiten; das gusseiserne Geländer zieren Delfine, Seepferde und Tritonen. Dahinter erstreckt sich linker Hand der Lustgarten. Als Gemüsegarten des Berliner Schlosses, wo erstmals in Preußen Kartoffeln angebaut wurden, ging er in die Geschichte ein. Aber auch als Aufmarsch- und Demonstrationsplatz. Heute geht es hier gemütlicher zu: Touristen imitieren des Berliners liebstes Hobby und liegen faul im Gras herum.
Auf der Suche nach der DDR?
Worauf waren die DDR-Zöllner ganz besonders scharf? Auf Gänsefleisch! - „Gänsefleisch ma' Gofferraum aufmach'n?“ Zugegeben, etwas platt, aber so waren nun mal die Witze in und über die Deutsche Demokratische Republik. Wer mehr davon hören will, kann das DDR-Museum besuchen. Es bietet DDR-Geschichte und DDR-Alltag zum Anfassen, unterhaltsam, aber nicht allzu kritisch aufbereitet. Manches wird verniedlicht, manches ironisch beleuchtet, manches gar glorifiziert, schließlich will man an der Ostalgie verdienen.
Passend dazu lädt gleich nebenan die Domklause 17, das DDR-Restaurant, ein. Hier gibt’s Geschichte als Gaumenprobe, serviert werden Gerichte von damals, u. a. Ketwurst (Hotdog), Goldbroiler (Hähnchen), Grilletta (Ost-Hamburger) und Jägerschnitzel auf Spirelli (panierte Jagdwurst auf Nudeln mit Tomatensoße). Die Qualität ist besser, der Kaffee echt, nicht Erichs Krönung, und „Sie werden platziert“ sagt auch keiner mehr. Keine 300 m weiter schwimmt auch das Ostpaket 13 auf der Ostalgiewelle. Lebensmittel und Produkte aus der Warenwelt, die die DDR überdauert haben, wie Tempo-Linsen, Werder-Ketchup oder Tintex-Fleckenlöser, sind hier zu bekommen - lustige Mitbringsel. Nochmals 300 m weiter, unter den S-Bahnbögen, zeigt zudem das 1. Berliner DDR-Motorrad-Museum nahezu alle Zweiräder, die in 40 Jahren DDR vom Band liefen, darunter die Schwalbe, jener Kultroller, der jüngst mit Elektromotor wiederbelebt wurde.
Wer sich jedoch ernsthafter mit dem Leben, Lieben, Rackern, Träumen, mit dem Lachen und Weinen im untergegangenen Staat auseinandersetzen will, der sollte noch ein paar andere Museen besuchen, darunter das Museum in der Kulturbrauerei (→ S. 217) in Prenzlauer Berg, das den DDR-Alltag weitaus kritischer beleuchtet. Darüber hinaus ist die Gedenkstätte Berliner Mauer (→ S. 153) zu nennen wie auch der Tränenpalast (→ S. 137). Und nicht zuletzt das Stasimuseum in Lichtenberg (→ S. 276) und der ehemalige Stasiknast in Hohenschönhausen (→ S. 276), zwei Gedenkstätten, die das ganz und gar grausame Gesicht der DDR widerspiegeln. Wiederum fast witzig ist ein Ausflug zur Plattenbaumuseumswohnung in Marzahn-Hellersdorf. Sie ist bis auf wenige Details in ihrem Urzustand mit Originalinterieur erhalten: Zimmertüren aus Pappwaben, Schrankwand Modell „Schleiz“, Duroplastdrücker im Holzdekor, Teppich aus der Mongolei usw.
DDR-Museum, Karl-Liebknecht-Str. 1, s16.gif Hackescher Markt. So-Fr 10-20 Uhr, Sa bis 22 Uhr. Eintritt 6 €, erm. 4 €. www.ddr-museum.de. Domklause, eine Tür weiter, tägl. ab 10 Uhr. phone16doubleline.gif 847123737. Ostpaket, Spandauer Str. 2, s16.gif+u16.gif Alexanderplatz. Mo-Fr 9-19 Uhr, Sa bis 18 Uhr. 1. Berliner DDR-Motorrad-Museum, Rochstr. 14 c, s16.gif Hackescher Markt. Tägl. 10-20 Uhr. Eintritt 6,50 €. www.erstesberliner-ddr-motorradmuseum.de. Plattenbaumuseumswohnung, Hellersdorfer Str. 179, u16.gif Cottbusser Platz. Nur So 14-16 Uhr. Eintritt frei.
Das Schloss selbst, ehemals einer der bedeutendsten Barockbauten Nordeuropas, thronte rechter Hand. Es wird wiederaufgebaut und mangels König das Humboldtforum beherbergen (→ Kasten, S. 124/125). Über die Pläne informiert die futuristische → Humboldt-Box, die einem plakativen Solitär gleich das Areal dominiert.
Museumsinsel
Der → Berliner Dom auf der Ostseite des Lustgartens wirkt heute überproportioniert - wenn das Schloss wieder steht, wird das anders sein. Auf der Nordseite des Lustgartens verbirgt sich hinter einer breiten Säulenfront das → Alte Museum. Für den klassizistischen Bau stand das Erechtheion auf der Athener Akropolis Pate. Es kam als Letztes hinzu und bereicherte den Dreiklang aus Politik (Schloss), Militär (Zeughaus) und Kirche (Dom) rund um den Lustgarten mit Kunst.
Das Alte Museum ist Teil der Museumsinsel, einer Tempelstadt der Kunst und Kultur, die im 2. Weltkrieg zu 70 % zerstört wurde. Im Rücken des Alten Museums thront erhaben rechter Hand, hinter einem Kolonnadengang, die → Alte Nationalgalerie. Die Giebelaufschrift „Der deutschen Kunst“ bezeugt das neue patriotische Selbstbewusstsein in der zweiten Hälfte des 19. Jh. Links davon liegt das → Neue Museum, neben dem wiederum zum Kupfergraben hin die James-Simon-Galerie (→ Kasten, S. 128) entsteht. Vis-à-vis des Spreearms fügt sich das von David Chipperfield entworfene Galeriehaus Am Kupfergraben 10 unaufdringlich in ein Ensemble historischer Bauten ein.
Spaziert man am Kupfergraben gen Norden weiter, bereichern noch das → Pergamonmuseum und - über die Monbijoubrücke erreichbar - das → Bode-Museum das Forum der Künste und Wissenschaften auf der Spreeinsel.
Auf der anderen Seite der Brücke lädt die Strandbar Mitte (→ S. 157) im Sommer auf eine Pause ein. Weiter flussaufwärts, auf Höhe des Doms, befindet sich der Eingang zum DDR-Museum (→ Kasten), daneben das DomAquarée, ein Geschäfts- und Wohnkomplex mit glasüberdachter Passage (Zugang von der Karl-Liebknecht-Straße aus, der Verlängerung der Straße Unter den Linden). Halten Sie in der Passage linker Hand nach der Tür zum AquaDom Ausschau, einem riesigen runden Aquarium, gefüllt mit einer Million Liter Salzwasser - von der Seite gucken kostet nix. Wer von Fischen umgeben mit dem Fahrstuhl durchs Aquarium gleiten will, muss die gesamte → Sealife-Welt besuchen.
Der Grünbereich auf der anderen Seite der Karl-Liebknecht-Straße ist das Marx-Engels-Forum. Zu DDR-Zeiten waren die Namensgeber die zentralen Figuren des Platzes. Heute sitzen sie im Abseits und schauen dem Neubau des Schlosses zu.
Im Schatten des Fernsehturms erhebt sich die → St.-Marienkirche. Als sich hier noch die Altstadt Berlins befand, ragte die Kirche aus einem Häusermeer mit engen Gassen erhaben empor. Doch mit der Altstadt verschwand im 2. Weltkrieg auch die historische Mitte Berlins. Seit Jahren diskutiert man darüber, wie und ob man die Leere zwischen Marienkirche und Rotem Rathaus gegenüber wie auch zwischen zukünftigem Schloss und Fernsehturm füllen soll. Im Gespräch war bereits ein archäologischer Park, in welchem man die Grundmauern der Altstadt freilegt. Andere Pläne sehen vor, das Areal von der Spree her zu fluten und mit Terrassen zu umgeben, wiederum andere schlagen einen Stadtpark vor. Jüngst war zur Klärung der Frage die Ausschreibung einer internationalen Bauausstellung (IBA) im Gespräch.
Im Roten Rathaus sitzt der Senat zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister. Das Bauwerk aus rotem Ziegelwerk heißt schon seit seiner Eröffnung im Jahr 1868 so. Seine imposanten Säle im 1. Stock können wochentags von 9 bis 18 Uhr, sofern kein hoher Besuch anwesend ist, besichtigt werden (Informationen unter phone16doubleline.gif 90262032). Der Neptunbrunnen zwischen Rathaus und Marienkirche sprudelte einst übrigens auf dem Schlossplatz.
Eine Fahrt auf den → Fernsehturm ist fast ein Muss - am schönsten in den Abendstunden, wenn die Lichter Berlins die Stadt erleuchten. Hinter dem Fernsehturm liegt der S- und U-Bahnhof Alexanderplatz, ein bedeutender innerstädtischer Umsteigebahnhof, den in Stoßzeiten mehr als 10.000 Passanten pro Stunde frequentieren.