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Ruprechtsviertel
Tourenkarte | Übersichtskarten
Jazzland › Ruprechtskirche › Israelitische Kultusgemeinde › Neustädter Hof › Altes Rathaus › Holocaust-Mahnmal › Museum Judenplatz › Maria am Gestade
Start: U Schwedenplatz (U1, U4)
Ende: U Schwedenplatz (U1, U4)
Wann: das jüdische Viertel am besten tagsüber, das Bermudadreieck abends
Distanz: 1,6 km
Allabendlich verwandelt sich das geschichtsträchtige Viertel, in dem im alten Wien die Salzhändler und ab dem Mittelalter die jüdischen Kaufleute ihren Geschäften nachgingen, in eine bis tief in die Nacht belebte Partyzone. Tagsüber werden auch dunkle Seiten der jüngeren Stadthistorie in Erinnerung gerufen.
Das gibt es auch nicht in jeder Stadt: Das Jazzland 1 (s. Nightlife, >>) veranstaltet seine Konzerte im Keller einer Kirche. Die 1972 eröffnete Institution wird immer noch von den damaligen Gründern geführt. Eine Stiege führt vom Franz-Josefs-Kai zu dem Sakralbau, der dem Jazzland Obdach bietet. Die Ruprechtskirche 2 ist von der Grundsubstanz her das älteste Gotteshaus Wiens. Mit Initiativen wie der »Nachtkirche« (Fr bis Mitternacht) passt sich die Gemeinde an die Umgebung an, das berühmt-berüchtigte Bermudadreieck. Wer sich in dieses Kneipenviertel wagt, so heißt es, findet so schnell nicht wieder heraus aus den Straßen mit den alten Gebäuden und dem Kopfsteinpflaster. Hier hat aber auch die Israelitische Kultusgemeinde 3 Wiens ihren Sitz – samt Gemeindezentrum, auch Seitenstettentempel genannte Synagoge, Bücherei und dem koscheren Restaurant Alef Alef (jüdisch, €€). Die Standortwahl ist nicht zufällig: Das Gebiet war seit dem Mittelalter das Viertel der jüdischen Händler und Gelehrten.
Kuchldragoner
Nicht ganz so weit in der Geschichte zurück geht es im Restaurant Zum Kuchldragoner gegenüber der Synagoge. Die urige Kneipe weist stolz darauf hin, »das älteste Lokal im Bermudadreieck« zu sein – es besteht … seit 1973. Zu den Pionieren der Ausgehszene im Viertel gehört auch das Krah Krah nur ein paar Meter weiter, wo man die Wahl unter mehr als 50 Biersorten hat.
Das Barockpalais Neustädter Hof 4 hätte seiner »Konkurrenz« wenig entgegenzusetzen, wäre nicht – bis heute sichtbar – im Jahr 1683 eine Kanonenkugel in die Fassade eingeschlagen. Sie wurde, wie es auf einer Gedenktafel fast ein wenig empört heißt, »aus einer Mörser von dem Dyrckh (= Türken) aus der Leopoldstadt hereingeworffen« und wog 79 Pfund.
Im Buchladen Shakespeare & Company Booksellers, der sich auf den Verkauf englischsprachiger Literatur spezialisiert hat, kann man ausgiebig pausieren und stöbern.
Sterngasse 2
Bevor sich die Wiener 1883 das neue Rathaus am Ring gönnten, wurden die städtischen Amtsgeschäfte im Alten Rathaus 5 an der Wipplinger Straße geführt. Auch heute noch sind hier Behörden untergebracht, außerdem aber auch – es liegt ein wenig versteckt – das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, das sich mit der Rolle des Landes während der NS-Zeit beschäftigt.
Einen Besuch wert ist auch die Salvatorkapelle, die als einziges Bauwerk des einstigen Rathausensembles bis in die heutige Zeit überdauert hat.
Museum Judenplatz
An das dunkelste Kapitel der neueren österreichischen Geschichte erinnert auf dem Judenplatz das Mahnmal 6 für die 65.000 österreichisch-jüdischen Opfer der Shoah. Das Museum Judenplatz 7 (So–Do 10–18, Fr 10–17 Uhr), eine Dependance des Jüdischen Museums in der Dorotheengasse, zeigt unter anderem Überreste einer mittelalterlichen Synagoge, die bei der Errichtung des Mahnmals entdeckt wurden (Sa geschl.).
Ein typisches Wiener Gasthaus ist das Beisl zum Scherer (österreichisch, €€). Wer es lieber untypisch mag, kommt im hiddenkitchen (Färbergasse 3, international, €) auf seine Kosten: Das tatsächlich etwas versteckt liegende kleine Lokal, das nur unter der Woche und tagsüber geöffnet ist, serviert in hellen und modern eingerichteten Räumlichkeiten Currys, Suppen und Salate, die noch leckerer schmecken, als sie aussehen.
Als der heutige Bau der Kirche Maria am Gestade 8 im späten 14 Jh. fertiggestellt wurde, dominierte sein 56 m hoher Turm die Umgebung. Heute wirkt das gotische Juwel fast ein wenig eingezwängt zwischen den Gebäuden der direkten Umgebung. Das Langhaus der Maria-Stiegen-Kirche, wie sie im Volksmund heißt, ist in Anpassung an den damaligen Verlauf des Donauarmes leicht geknickt.