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Neubau und Spittelberg
Tourenkarte | Übersichtskarten
Neubaugasse › Kurfürstenhaus › Renaissancetheater › St. Ulrich › Spittelberg › Theater am Spittelberg › Volkstheater › Kino Bellaria
Start: U Neubaugasse (U3)
Ende: U Volkstheater (U2, U3)
Wann: beginnend spätnachmittags, Spittelberg und Volkstheater abends
Distanz: 1,9 km
Gleich drei Wiener Theater, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, liegen bei dieser Tour auf der Strecke. Und der Weg durch den Bezirk Neubau, durch die früher eigenständige Vorortgemeinde St. Ulrich sowie durch das einstige Rotlicht- und heutige Ausgehviertel Spittelberg ist ganz großes Kino.
6 Bellaria
Mit dem Slogan »Die Straße der Spezialisten« werben die Fachgeschäfte in der Neubaugasse. Es mutet zunächst wie ein Verzweiflungsakt gegen die Konkurrenz auf der Mariahilfer Straße an. Der Einzelhandel an der Neubaugasse hat aber tatsächlich anderes zu bieten als das Filialisten-Einerlei der großen Einkaufsmeilen: Kleine Buchläden, verspielte Boutiquen, Konfiserien und Künstlerateliers befestigen den Ruf des Viertels als kreatives Zentrum der Stadt. Zwischendrin steht, als hätte es mit alledem nichts zu tun, das 1770 erbaute Kurfüstenhaus 1. Taschenunikate aus recycelten LKW-Planen hat der Freitag-Shop (Nr. 26) im Sortiment. Direkt daneben verkauft Wald und Wiese Trüffel- und Honigspezialitäten.
Dafür, dass es auch nach Geschäftsschluss in der Neubaugasse nicht langweilig wird, sorgt unter anderem das Renaissancetheater 2. Der Verein Wiener Freie Bühne hatte es sich Anfang des 20. Jhs. zum Ziel gesetzt, auch sozial Schlechtergestellten Theaterkultur näherzubringen. In seinen Glanzzeiten traten an der Neubaugasse Alfred Neugebauer und Hans Moser auf. Heute wird es vom Theater der Jugend geführt, das »großes Theater für kleine Leute« verspricht.
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Neubaugasse 58
Kaum zu glauben: Nur 2 km von der Hofburg entfernt war bis zur Mitte des 19. Jhs. die Stadt Wien schon zu Ende. Auf dem Abschnitt der Burggasse, der von der Neubaugasse zum Spittelberg führt, befindet man sich auf dem Gebiet der ehemaligen Vorstadtgemeinde St. Ulrich. Rund um die Barockkirche St. Ulrich 3, in der Johann Strauss Sohn getauft wurde, befinden sich die besterhaltenen Häuser des Quartiers, das 1835 durch einen Brand fast komplett zerstört wurde. Von den Patrizierhäusern ist das mit der Nr. 2 das schönste.
Gasse am Spittelberg
Auch der Spittelberg 4 hatte bis 1850 den Titel einer eigenständigen Gemeinde. In den schmalen Gassen siedelten sich Künstler, Schauspieler und Musiker an, berüchtigt war das Quartier damals auch als Rotlichtviertel. Und heute? Nach liebevoller (und kostspieliger) Sanierung präsentiert sich der Spittelberg rund um die gleichnamige Gasse als eines der beliebtesten Ausgehviertel Wiens mit ausgezeichneten Restaurants, gemütlichen Gastgärten, Kunsthandwerksgeschäften und winzigen Ateliers. Dem Charme der unebenen, engen Kopfsteinpflastergassen mit ihren oft windschiefen Häusern kann sich niemand entziehen. Als wäre das Barock- und Biedermeierviertel nicht Kulisse genug für das Erfolgsstück »Ausgehen in Wien«, hat sich in der Spittelberggasse das Theater am Spittelberg angesiedelt, dessen vielfältiges Programm Musik, Kleinkunst und Comedy sowie Theater für Kinder umfasst. Gegenüber im Lux (wienerisch, €€) lässt sich trefflich beobachten, welch bunt gemischtes Publikum im Theater am Spittelberg aufläuft. Nur ein paar Häuser weiter bietet das Bohème (s. Restaurants, >>) eine köstliche und dennoch günstige Gelegenheit zur Einkehr. Eine Erwähnung verdient auch das Restaurant »Witwe Bolte«: Hier wurde 1778 Kaiser Josef II., der das Lokal incognito besuchte, des Hauses verwiesen, weil er sich »keck« verhalten haben soll. Eine Inschrift über der Tür erinnert an den Vorfall.
Volkstheater
Bei allem Engagement des Ensembles im Theater am Spittelberg: Das nur wenige 100 m entfernte Volkstheater 5 läuft der Bühne am Spittelberg zumindest von seinen Ausmaßen her den Rang ab. Mit seinen ursprünglich fast 2000 Plätzen im prachtvollen historistischen Gebäude war es sogar größer als das Burgtheater. Inhaltlich konzentriert sich das Volkstheater auf zeitgenössische Stücke mit gesellschaftskritischem Hintergrund. Die Werbung des Kinos Bellaria 6, (Museumstr. 3, www.bellaria.at), »Unvergessene Filme, unvergessene Stars«, ist Programm. Hier werden noch einmal Klassiker wie »Ober, zahlen« mit Hans Moser oder »Rosen-Resli« mit Christine Kaufmann auf die Leinwand projiziert.