Der Roman »Das Blutgericht von Köln« ist fiktiv, dreht sich aber um eine wahre Begebenheit. Im Dezember 1193 besuchte Eleonore von Aquitanien Köln und feierte mit Erzbischof Adolf von Altena die Weihnachtsmesse im Dom. Sie war zusammen mit dem Erzbischof von Canterbury, Hubert Walter, auf dem Weg nach Speyer zu Kaiser Heinrich VI., um das immense Lösegeld von einhunderttausend Silbermark für ihren Sohn Richard Löwenherz zu überbringen. Der Erzbischof von Köln hatte sich beim Kaiser sehr für die Freilassung des englischen Königs eingesetzt.
Auch Gerhard vom Hof, der reichste und einflussreichste Kölner, pflegte eine gute Beziehung zu König Richard und lieh ihm nachweislich Geld für dessen Kriegszüge.
Das schlechte Verhältnis zwischen den Kölner Bürgern und ihren Erzbischöfen hat Tradition, und oft genug kam es im Laufe der Historie zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien.
Im Folgenden sind einige Begriffe erläutert und historisch verbürgte Personen beschrieben, die im Buch auftauchen. Alle im Text erwähnten Patrizierfamilien haben tatsächlich existiert, auch wenn die Vornamen der handelnden Personen willkürlich gewählt wurden.
Adolf von Altena (1157–15.4.1220): gehörte dem Adelsgeschlecht Berg-Altena an. Er war bereits im Alter von zwanzig Jahren Domherr in Köln, ab 1183 Domdechant und 1191 Domprobst. Nachdem sein Onkel Bruno III. als Erzbischof abgedankt hatte, wurde er 1193 zu dessen Nachfolger ernannt. Er war maßgeblich an der Freilassung von König Richard Löwenherz beteiligt und empfing ihn im Februar 1194 in Köln. Später lehnte er sich gegen Kaiser Heinrich VI. auf, weil er gegen die Erbreichspläne war und sich weigerte, dessen einjährigen Sohn zum König zu wählen. Nach dem Tod des Kaisers 1197 wechselte Adolf von Altena mehrfach die Seiten zwischen den rivalisierenden Geschlechtern der Staufer und der Welfen. Er maßte sich 1205 schließlich an, Philipp von Schwaben zum König zu krönen. Das bescherte ihm umgehend den Bann des erzürnten Papstes Innozenz III., der ihn für abgesetzt erklärte. Jedoch hielten die Staufer zu Adolf von Altena, und so kam es, dass Köln für einige Jahre zwei Erzbischöfe hatte. Erst 1216 wurde Adolf von Altena abgelöst, aber er blieb bis zu seinem Tod 1220 als Weihbischof tätig.
Antoniusfeuer: eine Vergiftung durch von Mutterkorn (giftiger Pilz) verunreinigtes Getreidemehl. Sie führt zu einer Verengung der Blutgefäße, was zum Absterben der Gliedmaßen bis hin zum Atemstillstand und Tod führen kann. Die Erkrankten flehten den heiligen Antonius um Genesung an. Da sie das Gefühl hatten, innerlich zu verbrennen, nannte man die Krankheit Antoniusfeuer.
Apotheker: Bereits im Mittelalter wurden die Berufe Apotheker und Arzt streng getrennt. Die Apotheker stellten die Medikamente her, doch nur Ärzte durften Rezepte ausstellen. Im Jahr 1163 wird zum ersten Mal ein Apotheker urkundlich in Köln erwähnt. Zu einem Sachkundenachweis kam es zwar wahrscheinlich erst im 14. Jahrhundert, aber dennoch darf den früheren Apothekern ein durchaus großes Wissen über Wirkstoffe und Arzneien zugetraut werden. Die Apotheker waren nicht nur an ihren Apothekereid gebunden, sondern mussten über ihre Gifte, wie z. B. Arsenik, ein genaues Register führen und eintragen, in welchen Mengen und an wen sie es verkauft hatten.
Blutgericht: Ursprünglich lag die Gerichtsbarkeit in Köln beim Erzbischof. Doch die Kölner Bürger etablierten im Hochmittelalter das Hohe Gericht. Es bestand neben dem Richter zunächst aus 12, später aus 25 Schöffen, die alle der wohlhabenden Oberschicht angehörten. Bei einem Blutgericht wurde über Verbrechen geurteilt, für die die Todesstrafe vorgesehen war. Aufgrund seiner geistlichen Stellung durfte der Erzbischof hierbei nicht den Vorsitz führen.
Brabant: Das Herzogtum Brabant umfasste im Mittelalter Gebiete im heutigen Belgien und der Niederlande.
Burg Viskenich: Viskenich ist der alte Name für den Ort Fischenich, heute ein Stadtteil von Hürth. Die Burg Fischenich wurde im 12. Jahrhundert erbaut und lag rund zehn Kilometer von den damaligen Stadttoren Kölns entfernt auf einer Anhöhe. Sie wurde 1584 im Truchsessischen Krieg zerstört, ihre Ruine existiert jedoch bis heute.
Dietrich von der Mühlengasse (Geburtsjahr unbekannt, gestorben 1205): gehörte einer der führenden Patrizierfamilien Kölns an, die zunächst nach ihrem Wohnsitz in der Mühlengasse hieß, sich später aber in »Weise« umbenannte. Dietrich von der Mühlengasse war nachweislich Schöffe am Hochgericht und 1185 Bürgermeister von Köln. Seine Nachfahren erlangten bis Mitte des 13. Jahrhunderts durch Anhäufung von Ämtern eine Machtposition in der Stadt, die anderen Patriziern nicht gefiel. Als 1236 ein Kölner Bürger von einem Mitglied der Familie Weise getötet wurde, ächtete der Erzbischof die gesamte Familie und verwies sie aus Köln. Später durften die Weises zwar dank der Hilfe des Kaisers Friedrich II. wieder in die Stadt zurückkehren, erreichten aber nie mehr ihre alte Machtfülle, auch wenn Ludwig Weise in jenem Jahr 1268 Bürgermeister war, als seine Familie die Patrizierfamilie Overstolzen angriff und den Parfusenhof niederbrannte. Die Overstolzens stellten daraufhin zusammen mit einigen anderen Patrizierfamilien eine schlagkräftige Truppe auf und besiegten am Duffesbach die Weises. Die Überlebenden der Familie Weise flohen daraufhin nach Bonn, wo sie sich mit drei Adligen und dem geflohenen Kölner Erzbischof Engelbert von Falkenburg verbündeten. Sie bestachen einen gewissen Konrad Havenith, der an der Ulrepforte wohnte, heimlich einen Tunnel zu graben, durch den sie am Abend des 14. Oktober 1268 mit einem Heer von 5000 Mann eindringen wollten. Doch sie wurden umgehend entdeckt, und es kam zur Schlacht an der Ulrepforte, die in die Geschichte einging. Es gelang der Familie Overstolzen und anderen Kölner Familien, die zahlenmäßig überlegenen Angreifer zu schlagen. Danach verstreuten sich die wenigen übrig gebliebenen Weises in alle Winde.
Eleonore von Aquitanien (1124–1.4.1204): wurde in Poitiers/Frankreich als Tochter des Herzogs von Aquitanien geboren. Sie heiratete 1137 mit 13 Jahren den französischen Thronfolger Ludwig VII., der bald feststellen musste, dass seine Frau über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügte. Sie begleitete ihren Gemahl sogar auf dem Zweiten Kreuzzug von 1147 bis 1149 ins Heilige Land. Offensichtlich konnte Ludwig seine willensstarke Frau nicht mehr ertragen und ließ die Ehe am 21. März 1152 scheiden. Eleonore war kein Kind von Traurigkeit und heiratete schon am 18. Mai 1152 den neun Jahre jüngeren Heinrich Plantagenet, Herzog der Normandie. Er bestieg 1154 den englischen Thron, sodass Eleonore das Kunststück fertigbrachte, Königsgemahlin der beiden verfeindeten Reiche gewesen zu sein. Eleonore gebar Heinrich II. fünf Kinder, lebte jedoch die meiste Zeit nicht in England, sondern in ihrem Herzogtum Aquitanien.
Auch ihre zweite Ehe begann zu kriseln, unter anderem wegen zahlreicher Seitensprünge beider Ehepartner, die sich nur selten sahen. Da Heinrichs II. ältester Sohn, ebenfalls Heinrich mit Namen, zwar Thronfolger war, doch weder Aufgaben noch Land zugeteilt bekam, rebellierte er 1173 zusammen mit seinem Bruder Richard und ihrer Mutter Eleonore gegen den Vater. König Heinrich II. schlug den Aufstand nieder, die Söhne flüchteten an den französischen Hof, und Eleonore wurde für 16 Jahre von ihrem Mann bis zu seinem Tod 1189 unter Hausarrest gestellt. Da sein älterer Bruder Heinrich inzwischen gestorben war, wurde Richard der neue König von England. Obwohl bereits 65 Jahre alt, engagierte sich Eleonore für ihren Sohn und forderte die Treueschwüre der wichtigsten Adligen ein. Dafür erhielt sie die Privilegien einer Nebenkönigin. Im Juli 1190 brach Richard zum Dritten Kreuzzug ins Heilige Land auf. Er eroberte etliche Städte und handelte schließlich mit Sultan Saladin einen Friedensvertrag aus. Auf dem Rückweg nach England wurde Richard im Dezember 1192 von Leopold von Österreich gefangen genommen und danach an den deutschen Kaiser Heinrich VI. ausgeliefert, der ihn auf der Burg Trifels festsetzte und 150.000 Silbermark für seine Freilassung verlangte.
Eleonore machte sich umgehend daran, das immense Lösegeld zu beschaffen, was ihr auch in erstaunlich kurzer Zeit gelang. Sie reiste im Dezember 1193 mit der ersten Rate von einhunderttausend Silbermark in Begleitung von Hubert Walter, dem Erzbischof von Canterbury, nach Deutschland. Die Weihnachtsmesse 1193 feierte Eleonore im Dom zu Köln mit dem Erzbischof Adolf von Altena, bevor sie weiter nach Speyer reiste, um ihren Sohn auszulösen. Richard kehrte zurück nach England, verweilte jedoch auf dem Weg im Februar 1194 aus Dankbarkeit gegenüber Adolf von Altena, der sich für seine Freilassung eingesetzt hatte, ebenfalls in Köln.
Auch danach war Eleonore kein ruhiger Lebensabend vergönnt. 1199 starb Richard bei der Belagerung einer Burg in Frankreich. Danach kämpfte Eleonore für die Anerkennung ihres jüngsten Sohnes John als neuer König. Eigentlich hatte sie sich bereits in eine Abtei zurückgezogen, doch 1202 musste sie im Alter von 78 Jahren noch erfolgreich in einen Krieg zwischen ihrem Enkel Arthur und ihrem Sohn John eingreifen. Eleonore starb am 1. April 1204 in Poitiers und wurde neben ihrem Gatten Heinrich II. und ihrem Sohn Richard Löwenherz in der Abtei Fontevraud in Aquitanien bestattet.
Gerhard vom Hof (ca. 1145–21.1.1198): war im Volksmund auch als Gerhard Unmaze (unmäßig) bekannt, wegen seines unermesslichen Reichtums. Gerhard war Kaufmann und Geldverleiher und hatte großen wirtschaftlichen Einfluss, nicht nur in seiner Heimatstadt Köln. Er entstammte einer Patrizierfamilie, und sein Name wurde 1166 erstmals urkundlich erwähnt, als er bereits Untervogt des Erzbischofs war. Drei Jahre später erhielt er zudem das Amt des städtischen Zollmeisters, was es ihm erlaubte, Geld zu verleihen und Fernhandel zu treiben. Viele Schuldner verpfändeten ihre Immobilien, was Gerhard einige Häuser in Köln bescherte. Als der Erzbischof Philipp von Heinsberg sich 1174 für einen Italienfeldzug des Kaisers Barbarossa 650 Mark lieh, gab er Gerhard als Sicherheit sein Haus »Am Hof«. Da Philipp seine Schulden nicht zurückzahlen konnte, übernahm Gerhard 1182 das Haus des Erzbischofs, das direkt neben dem seinigen lag. Er verband beide Häuser und nannte sich seitdem Gerhard vom Hof. Außerdem besaß er noch etliche weitere herrschaftliche Häuser in Köln, die er an reiche Familien vermietete.
Er gründete mit seinem Neffen Gerhard Miles ein Handelsunternehmen, um weitere Immobilien zu erwerben. Ein Haus befand sich an der Kornpforte am Heumarkt; ob es wirklich von Gerhard Miles und Richmodis bewohnt wurde, ist nicht überliefert. Zudem betätigte sich Gerhard vom Hof im Getreide-, Leder- und Pelzhandel und besaß Höfe und Äcker im Kölner Umland. Er war Schöffenmeister, Amtmann der Richerzeche und zwischen 1183 und 1186 Kölner Bürgermeister. Neben seinem Amt als Untervogt des Erzbischofs verwaltete er zudem als Vogt das Vermögen des Klosters Vallendar. Gerhard unterhielt gute Kontakte nach England und zum Königshof von Richard Löwenherz. Die Kölner Kaufleute genossen Zollprivilegien in England und unterhielten ein Handelshaus in London. 1197 lieh Gerhard Richard Löwenherz Geld, damit dieser seinen Feldzug in Frankreich finanzieren konnte.
Gerhard war zweimal verwitwet, hatte aber keine eigenen Kinder und adoptierte deshalb seine Stieftochter Richmodis, die seine zweite Frau mit in die Ehe gebracht hatte. Richmodis heiratete später seinen Neffen Gerhard Miles, der 1197 auf dem Kreuzzug Heinrichs VI. umkam. Nach dem Tod Gerhards vom Hof 1198 erbte Richmodis das gesamte Vermögen, vermachte es jedoch nur ein Jahr später dem Kloster Weiher, in das sie selbst eintrat.
Habit: Gewand einer Ordensgemeinschaft, das sich je nach Orden unterschied
Hacht: Die Hacht war das erzbischöfliche Gefängnis, das gleichzeitig als Gericht fungierte. Es wurde 1165 von Erzbischof Rainald von Dassel gegründet und lag am südlichen Ende der Domimmunität (Besitz des Erzbischofs), gegenüber dem zuvor erbauten erzbischöflichen Palast. Die Hacht bestand aus zwei Gebäuden, wovon eines als Gericht des vom Erzbischof eingesetzten Erbvogts diente und das andere als Gefängnis.
Haus der Bürger: Das Haus der Bürger wurde 1135 erstmals urkundlich erwähnt: domus in quam cives convenient (Haus, in dem die Bürger zusammenkamen). Die Kölner Bürger hatten es zur Demonstration ihrer Macht gegen den Willen des Erzbischofs gebaut. Es stand wohl an der Stelle, wo sich heute noch das Rathaus befindet. Vermutlich handelte es sich um ein Gebäude im romanischen Stil. Der älteste Teil des heutigen Rathauses stammt aus dem Jahr 1330 und wurde im gotischen Stil erbaut.
Hubert Walter (Geburtsjahr unbekannt, gestorben am 13.7.1205): wurde als Sohn eines Ritters geboren. Er gelangte 1180 an den Königshof und war unter anderem als Richter und Gesandter für König Heinrich II. tätig. Nachdem Richard Löwenherz neuer König wurde, ließ er Hubert Walter am 22. Oktober 1189 zum Bischof von Salisbury wählen. Im August 1190 brach Walter zum Dritten Kreuzzug ins Heilige Land auf, wo er bald zum Anführer des englischen Heeres aufstieg, da die vorherigen Befehlshaber verstorben waren. Er stellte sich dabei sehr klug an, und bis im Juni 1191 endlich König Richard Löwenherz in Akkon eintraf, hatte er schon etliche Schlachten gegen Sultan Saladin geschlagen. Hubert Walter entpuppte sich zudem als geschickter Diplomat nicht nur zwischen den Kreuzfahrerheeren aus England, Deutschland und Frankreich, sondern auch beim Aushandeln des Friedensvertrags mit Sultan Saladin. So führte dann auch Hubert Walter die ersten Pilger an, die die heiligen Stätten in Jerusalem besuchen durften.
Im Oktober 1192 verließ er gemeinsam mit Richard Löwenherz Palästina, wählte allerdings eine andere Route, weil er im Januar 1193 eine Audienz bei Papst Coelestin III. hatte. Dort erreichte ihn die Nachricht von der Gefangennahme Richards durch Herzog Leopold von Österreich und dessen Überstellung an Kaiser Heinrich VI. Walter reiste daraufhin nach Deutschland, wo er Richard in Gefangenschaft besuchen durfte und sich um seine Freilassung bemühte. Mit Briefen des Königs brach er im April nach England auf, um sie der Königsmutter Eleonore zu übergeben. Darin befahl König Richard, das Lösegeld von einhundertfünfzigtausend Silbermark einzutreiben und Hubert Walter im Mai 1193 zum Erzbischof von Canterbury zu wählen, zudem ernannte er ihn im Dezember zum neuen Justiziar, dem leitenden Minister des Königs. Walter zog gegen Richards jüngeren Bruder John »Ohneland« und dessen Anhänger zu Felde, weil der in Abwesenheit des Königs den Thron an sich reißen wollte. Walter besiegte ihn, sodass Richard nach seiner Freilassung im März 1194 problemlos nach England zurückkehren konnte.
Als Justiziar nahm Walter in den folgenden Jahren einige geschickte Reformen in der Verwaltung vor und erhöhte so die Einnahmen des Königs. Gleichzeitig fungierte er als Stellvertreter König Richards, während der sich im Krieg gegen König Philipp in Frankreich befand. Als Richard 1199 starb, folgte ihm sein Bruder John auf den Thron. Obwohl die beiden sechs Jahre zuvor noch Krieg gegeneinander geführt hatten, ernannte John Hubert Walter zum neuen Kanzler und ließ sich von ihm in seiner Eigenschaft als Erzbischof von Canterbury krönen. Hubert Walter starb am 14. Juli 1205 an einem Fieber.
Huus am Bootermaate: Es wurde 1231 erstmals urkundlich erwähnt und war Gasthaus und Herberge für Reisende und Pilger. Es existiert heute noch als »Haxenhaus« in der Straße Buttermarkt (Bootermaate) in der Kölner Altstadt.
Kastellan: Der Kastellan führte im Mittelalter die Aufsicht über eine Burg, hatte also die Funktion eines Verwalters.
Katharer: Die Katharer (die »Reinen«) bildeten eine radikale christliche Strömung, die im 12. Jahrhundert in Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland entstand. 1143 waren Katharer nachweislich auch in Köln anwesend. Sie lehnten das Alte Testament und den päpstlichen Klerus ab und lebten asketisch. Die Päpste ließen die Katharer als Häretiker exkommunizieren, verfolgen und hinrichten, doch erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts fand die Bewegung ihr endgültiges Ende.
Kölner Dom: Der ältere Kölner Dom, auch Hildebold-Dom genannt, wurde 870 geweiht. Er war mit 95 Metern Länge eine der gewaltigsten Kirchen im Karolingerreich. 1248 sollte er für den Bau eines neuen Doms Stück für Stück abgerissen werden, doch ein Brand vernichtete ihn schlagartig, der Dreikönigsschrein konnte aber gerettet werden.
Kölner Stadtmauer: Die erste Kölner Stadtmauer entstand im 1. Jahrhundert während der Römerzeit. Sie war rund vier Kilometer lang und verfügte über neunzehn Wehrtürme. Einige Reste der römischen Stadtmauer sind bis heute erhalten. Ab dem Jahr 1106 wurde wegen der stark angestiegenen Bevölkerung eine zweite Stadtbefestigung gezogen, die aus Palisaden, Wällen und Gräben bestand. Die Kölner Bürgerschaft führte den Bau gegen den Willen des Erzbischofs aus. Ab 1180 folgte schließlich die dritte Stadterweiterung, die ein Gebiet von 401 Hektar umfasste und 1259 fertiggestellt wurde. Die Stadtmauer verfügte auf etwa neun Kilometern Länge über zwölf große Torburgen, etliche kleinere Tore und zweiundfünfzig Wehrtürme. Die gewaltige Stadtmauer trotzte über sechshundert Jahre erfolgreich Angreifern, bis 1881 mit ihrem Abriss begonnen wurde. Einige Tore wie die Severinstorburg, Ulrepforte, Hahnentorburg und Eigelsteintorburg existieren heute noch.
Kreuzzug: Der Begriff Kreuzzug war im Mittalter noch unbekannt, damals nannten sich die Kreuzritter einfach »Pilger«, den Kriegszug nach Palästina bezeichneten sie als »Pilgerreise«. Am 27. November 1095 rief Papst Urban II. zum Kreuzzug nach Palästina auf, um die heiligen Stätten von den Muslimen zu befreien. Im Juli 1099 gelang den Kreuzfahrern die Eroberung Jerusalems, und sie gründeten danach einige Kreuzfahrerstaaten in Palästina. Insgesamt gab es bis 1270 sieben Kreuzzüge mit unterschiedlichen Ausgängen, manche konnten Erfolge vorweisen, andere scheiterten kläglich.
Non: 15 Uhr; eigentlich die »neunte« Stunde, gerechnet von sechs Uhr (Prim) an
Palas: Er bildete das Zentrum einer Burg oder Pfalz. Der Palas war oft zweistöckig angelegt und besaß auch einen Keller. Ein Geschoss diente als repräsentativer Saal, das andere als beheizbarer Wohnbereich.
Richard Plantagenet mit dem Beinamen Löwenherz (8.9.1157–6.4.1199): wurde in Oxford geboren, als viertes Kind von König Heinrich II. und Eleonore von Aquitanien. Richard wurde bereits mit 14 Jahren zum Herzog von Aquitanien ernannt. Ein Jahr später lehnte er sich zusammen mit zwei seiner Brüder gewaltsam gegen seinen Vater auf und erhielt dabei auch Unterstützung von seiner Mutter Eleonore. Im September 1174 einigten sich die Söhne mit ihrem Vater, erhielten Ländereien und Einkommen, jedoch keinen Einfluss auf die Politik, während Eleonore von ihrem Gatten bis zu dessen Tod 1189 unter Hausarrest gestellt wurde.
Richard zog als Herzog von Aquitanien jahrelang gegen feindliche Adlige zu Feld und stand bald in dem Ruf, hart, aber erfolgreich zu sein. Als 1183 sein älterer Bruder Heinrich starb, rückte Richard in der Thronfolge nach, jedoch weigerte sich sein Vater, ihn als alleinigen Thronerben anzuerkennen. Richard verbündete sich 1187 mit dem französischen König Philipp II. in Paris, um eine Enterbung zugunsten seines jüngeren Bruders John zu verhindern. Nach der bewaffneten Auseinandersetzung erkannte der unterlegene Heinrich II. Richard als Thronfolger an und starb nur 16 Tage später, sodass Richard am 3. Juli 1189 in London zum König von England gekrönt wurde. Im Juli 1190 brach Richard mit seinem Heer zum Dritten Kreuzzug zur Befreiung des Heiligen Lands auf. Vorher hatte er sich mit König Philipp geeinigt, das Territorium des jeweils anderen nicht anzutasten, bis sie beide vom Kreuzzug zurückgekehrt wären.
Auf dem Weg nach Palästina eroberte Richard zunächst Sizilien und im April 1191 Zypern, wo er am 12. Mai 1191 Berengaria von Navarra heiratete. Im Juni setzte er nach Akkon in Palästina über, um die Heere von König Philipp und Hubert Walter, Bischof von Salisbury, bei der Belagerung zu unterstützen. Nach fünf Wochen kapitulierte Akkon, und es kam zu einem folgenschweren Affront. Herzog Leopold von Österreich pflanzte in der eroberten Stadt seine Standarte neben denen von König Richard und König Philipp auf, um den gleichen Anteil an der Kriegsbeute zu beanspruchen. Empört ließ Richard Leopolds Wappen in den Burggraben werfen, woraufhin dieser beleidigt nach Österreich abzog. Auch König Philipp reiste bald in seine Heimat zurück unter dem Vorwand, ihm bekomme das Klima nicht, und Richard wurde alleiniger Befehlshaber des Kreuzfahrerheers.
Als es zu Unstimmigkeiten bei dem Lösegeld kam, das Sultan Saladin für die Bewohner Akkons zahlen sollte, ließ Richard die über 2000 Bewohner hinrichten. Er marschierte weiter auf Jerusalem zu, und am 7. September 1191 kam es zur Schlacht von Arsuf gegen Sultan Saladin, aus der die Kreuzritter siegreich hervorgingen. Danach eroberten sie Jaffa, konnten jedoch Jerusalem nicht einnehmen. Da Richard zu Recht befürchtete, dass König Philipp versuchen würde, die Normandie und Aquitanien zu erobern, schloss er mit Sultan Saladin am 2. September 1192 einen Friedensvertrag. Darin verzichtete Richard auf die Eroberung Jerusalems, im Gegenzug wurde christlichen Pilgern der freie Zutritt zu den heiligen Stätten gewährt.
Im Oktober brach Richard zur Rückreise nach England auf, erlitt aber unterwegs Schiffbruch und musste den Landweg wählen. Er reiste mit seinen Begleitern verkleidet durch Österreich, wurde jedoch erkannt und von Herzog Leopold im Dezember 1192 gefangen genommen. Da die Kreuzfahrer unter dem Schutz der Kirche standen, wurde Leopold von Papst Coelestin III. wegen der Gefangennahme Richards exkommuniziert. Leopold bot Kaiser Heinrich VI. den gefangenen König an, der schließlich zugriff und Richard auf der Burg Trifels festsetzen ließ. Der Kaiser verlangte am 14. Februar 1193 einhundertfünfzigtausend Silbermark für die Freilassung, wovon Leopold fünfzigtausend erhalten sollte.
Als Richards Bruder John von der Gefangennahme erfuhr, verbündete er sich mit König Philipp und versprach ihm den Lehnseid, um den englischen Thron besteigen zu können. Richard wies sein Schatzamt unverzüglich an, eine Sondersteuer von fünfundzwanzig Prozent zu erheben, königliche Besitztümer zu veräußern und liturgisches Gerät vom Klerus einzuziehen. Tatsächlich kam bis Dezember 1193 die erste Rate von einhunderttausend Silbermark zusammen, und Eleonore brach mit dem Erzbischof Hubert Walter und einem Tross auf, um dem Kaiser das Lösegeld in Speyer zu übergeben.
Auf dem Weg machten sie in Köln halt, wo sie im Dom das Weihnachtsfest zusammen mit dem Erzbischof Adolf von Altena begingen, der sich nachdrücklich für die Freilassung Richards beim Kaiser eingesetzt hatte. Zwar hatten König Philipp und John Plantagenet dem Kaiser auch ein Angebot über einhundertfünfzigtausend Silbermark gemacht, wenn er Richard weiter in Gefangenschaft beließe, aber Heinrich lehnte es ab. Am 4. Februar 1194 wurde Richard freigelassen, und er kehrte zurück nach England, machte sich jedoch umgehend daran, Geld und Gefolgsleute für ein Heer gegen den französischen König aufzutreiben. Er landete am 12. Mai 1194 in Frankreich, wo er zunächst seinem Bruder John den Verrat verzieh, bevor er gegen Philipp zog. Der französische König unterlag beim ersten Angriff im Juli 1194, konnte sich aber durch Flucht retten. In den folgenden Jahren siegte Richard in einigen weiteren Schlachten, wurde jedoch bei der Belagerung der Burg Châlus-Chabrol von einem Pfeil getroffen und verstarb am 6. April 1199. Seine letzte Ruhestätte fand er nicht etwa in England, sondern in der Abtei Fontevraud in Aquitanien.
Richerzeche: Die Kölner Patrizier schlossen sich vermutlich Mitte des 12. Jahrhunderts zur Bruderschaft der Richerzeche zusammen, um ihre Anliegen durchzusetzen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1183. Die Richerzeche stellte die Schöffen und hatte etliche kommunale Befugnisse, wie etwa die Marktaufsicht, und verlieh die Bürgerrechte und das Zunftrecht, obwohl sie keine städtische Behörde war. Aus ihren Reihen wurden die beiden Bürgermeister für ein Jahr gewählt, wobei einer dem Schöffenkolleg angehörte und das Stadtsiegel führte. Die Richerzeche verlor im Spätmittelalter ihre Macht und Bedeutung.
Schöffen: Die zwölf Schöffen wurden in Köln immer am 9. August für ein Jahr als Beisitzer am Hochgericht gewählt, die den Richter in der Urteilsfindung unterstützen. Sechs Schöffen stammten aus der Richerzeche, die sechs anderen mussten zumindest Bürger der Stadt Köln sein, die älter als 23 waren, einen einwandfreien Leumund hatten und sich das Amt leisten konnten. Im späteren Mittelalter wurde die Zahl der Schöffen auf 25 erhöht.
Schwarzenburg: Die Schwarzenburg liegt nordwestlich von Freiburg am Berg Kandel. Sie wurde vermutlich ab 1122 erbaut und von den Freiherren von Schwarzenberg bewohnt. Die Ruine der Schwarzenburg ist bis heute erhalten.
Schwertleite: Knappen wurden am Ende ihrer Ausbildung mit der Schwertleite zum Ritter erhoben. Sein Herr gurtete den Knappen dazu mit einem Schwert und legte ihm Sporen an (daher der Ausdruck »sich seine Sporen verdienen«). Später kam der Brauch auf, den knieenden Aspiranten mit angedeuteten Schwertschlägen auf Kopf und Schulter »zum Ritter zu schlagen«.
Scola Medica Salernitana: Die Medizinschule von Salerno wurde im 10. Jahrhundert von Mönchen gegründet und hatte ihre Blütezeit bis ins 13. Jahrhundert. Sie brachte einige berühmte Ärzte hervor, wie Roger Frugardi (ca. 1140–1195), der das erste und maßgebliche Werk über die Chirurgie schrieb. Auch Frauen waren als Schülerinnen und Dozentinnen zugelassen.
Silbermark: Die sogenannte Silbermark war keine Münze, sondern eine Gewichtseinheit. Sie entsprach acht Unzen zu je 29,26 Gramm, was insgesamt 234 Gramm ergibt.
Teufelskall: Einer alten Legende zufolge sollte Luzifer persönlich in der Teufelskall sein Unwesen treiben. Bei den unteririschen Gängen in Köln handelte es sich jedoch um die alten Abwasserkanäle aus der Römerzeit, die längst ihre Funktion nicht mehr erfüllten.
Ulfberht-Schwert: Ulfberht war ein legendärer Schmied des Frankenreichs, vermutlich aus dem 8. Jahrhundert, dessen Existenz aber nie urkundlich belegt werden konnte. Seine Schwerter galten durch ihre hohe Qualität als überlegen, sie waren stabiler und leichter, was im Kampf einen immensen Vorteil bedeutete. Karl der Große verbot im 9. Jahrhundert die Ausfuhr der Ulfberht-Schwerter aus dem Frankenreich, damit sie nicht von Feinden benutzt werden konnten. Sie waren mit dem Schriftzug »+VLFBERH+T« versehen und wurden über mehr als zwei Jahrhunderte hergestellt, was darauf schließen lässt, dass die Tradition von Schülern fortgesetzt wurde. Metallurgische Untersuchungen ergaben, dass die Schmiede möglicherweise zum Kloster Lorsch oder Kloster Fulda gehörte, die in der Zeit für ihre Waffenherstellung bekannt waren.
Vesper: lateinisch für »Abend«; bezeichnete zudem in der Liturgie das Abendgebet